Tolles Stagepiano mit Physical Modeling
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Hinter dem Namen Studiologic steckt keine geringere Firma als Fatar, einer der Top-Hersteller, wenn es um Tastaturen geht. Entsprechend finden sich in allerlei Keyboards, E-Pianos und Stagepianos dieser Welt Tastaturen des italienischen Spezialisten. Und neben den Tastaturen vertreibt die Firma unter dem Namen Studiologic auch Stagepianos, MIDI-Keyboards und Orgeln.
Mit der Anfang des Jahres vorgestellten Numa X-Serie bieten die Italiener drei Varianten ihres neuen Oberklasse-Stagepianos an. Wir haben uns das Numa X GT näher für euch angeschaut.
Erster Eindruck des Studiologic Numa X GT
Hat man das Stagepiano Numa X GT aus seiner Verpackung geholt, sieht man sich einem mehr als robusten Stagepiano gegenüber, das mit einem soliden Metallgehäuse aufwartet und optisch durch die hölzernen Seitenteile samt Fräsung des Studiologic Logos zusätzlich aufgewertet wird.
In die Leichtgewichtsklasse fällt das Numa X GT dadurch aber nicht, stolze 22 kg bringt es auf die Waage. An diesem Gewicht hat die zum Einsatz kommende Fatar TP/400 Wood Tastatur einen großen Anteil. Grundsätzlich gilt: Wer eine exquisite Holztastatur unter seinen Fingern haben möchte, wird um ein entsprechend höheres Gewicht auch nicht herumkommen.
Als Alternative bietet Studiologic mit den Numa X Piano 88 eine zweite Variante des Stagepianos an, die technisch identisch ist, aber über die deutlich leichtere Fatar TP/110 Tastatur verfügt. Der Tastaturumfang liegt hier ebenfalls bei 88 Tasten, das Gewicht fällt mit 14 kg aber deutlich geringer aus.
Schließlich bieten die Italiener mit dem Numa X Piano 73 eine dritte Variante an. Wie der Name bereits verrät, bietet diese mit 73 Tasten einen etwas kleineren Tatstaturumfang. Es kommt jedoch die gleiche TP/110 Tastatur wie beim 88er Modell zum Einsatz. Positiv anzumerken ist, dass alle drei Tastaturen und Varianten über Aftertouch verfügen.
Bedienung des Stagepianos
Die Bedienoberfläche des Numa X GT ist übersichtlich aufgebaut, hier findet man sich nach einem kurzen Rundumblick schnell zurecht. Neben einem Volume- und einem zuweisbaren Drehregler startet die linke Hälfte der Oberfläche mit Drehreglern samt Push-Funktion für die vier möglichen Zonen, die sich auf der Tastatur des Stagepianos einrichten lassen.
Rund um das Display befinden sich Buttons und ein Encoder, bevor man zur Sound-Sektion samt Favoriten-Tasten und der Effektabteilung kommt. Diverse Status-LEDs machen das Ablesen und Navigieren auf der Bedienoberfläche einfach. Zur guten Übersichtlichkeit trägt auch die sehr gut lesbare weiße Schrift bei.
Ganz am linken Rand der Bedienoberfläche hat Studiologic zwei Mini-Joysticks untergebracht, wovon sich einer rein auf der horizontalen Achse bewegen lässt, der andere als 360-Grad-Joystick genutzt werden kann. Wieso Studiologic bei einem solch robusten und soliden Stagepiano auf diese Mini-Joysticks setzt, erschließt sich mir leider nicht. Im Gesamtkontext wirken diese fragil und lassen sich, vor allem im hektischen Live-Betrieb, nicht adäquat bedienen. Sie fallen einfach zu klein aus, um sie beim Live-Gig millimetergenau steuern zu können.
Ansonsten kann das von Studiologic auf den Namen „Uxlogic“ getaufte Bedienkonzept aber sehr gut überzeugen. Vor allem die vier an vielen Stellen zum Einsatz kommenden Farben für die Tastaturzonen verschaffen einem einen guten Überblick und eine intuitive Bedienung. Sowohl im Display, bei den vier Zonenreglern als auch bei den Effekten trifft man immer wieder auf die Farben Gelb, Grün, Orange und Blau und kann Einstellungen so immer gut erkennen und anpassen. Da alle Regler zusätzlich über eine Push-Funktion verfügen, ist die Auswahl und Bestätigung von Parameteränderungen stets einfach gehalten, toll.
Welche Anschlüsse bietet das Studiologic Numa X GT?
Einen Pluspunkt heimst das Numa X GT für seine vielfältigen Anschlüsse samt übersichtlicher Beschriftung ein. Denn auch aus der Spielerposition heraus kann man erkennen, wo sich welcher Anschluss auf der Rückseite des Pianos befindet.
Neben einem Stereopärchen (6,3 mm) Klinkenbuchse, das als Master-Ausgang dient, bietet das Numa X Piano einen Kopfhöreranschluss, Anschlussmöglichkeiten für drei Pedale, MIDI-DIN-Ein- und Ausgang, USB-Port und vier Monoeingänge (Klinke 6,3 mm, nutzbar für Mikrofon-, Instrumenten- und Line-Signale).
Abgerundet wird die Rückseite mit einem Netzteilanschluss und einem kleinen Power-on/off-Schalter. Wie auch bei den Mini-Joysticks fragt man sich allerdings wieder, wieso Studiologic das Thema „Stagepiano“ nicht zu Ende gedacht und ein internes Netzteil verbaut hat. Es gibt zwar eine Zugentlastung, so dass ein versehentliches Herausziehen des Netzkabels vermieden werden kann, aber praktisch sind solche externen Netzteile im Hinblick auf den Bühneneinsatz nicht. Kaltgerätekabel gibt es nun einmal überall, bei passenden Netzteilen sieht es da schon schlechter aus.
Die Sounds des Studiologic Numa X
Das Numa X Piano arbeitet mit einer Kombination aus Physical-Modeling und Sample-basierten Sounds. Während die akustischen und elektrischen Pianos über Modeling erzeugt werden, basiert der Rest der 200 Sounds umfassenden Sound-Bibliothek aus Samples. Aufgeteilt sind diese in insgesamt 8 Sound-Bänke. Erstaunlich ist die sehr hohe maximale Polyphonie mit 300 Stimmen und diese spürt/hört man auch in der Praxis. Selbst bei Anschlag aller Tasten und gleichzeitig gehaltenem Pedal kommt es beim Numa X Piano zu keinerlei Klangabbrüchen, das ist schon erstaunlich.
Insgesamt basiert das Modeling der akustischen Pianos auf 15 Grund-Sounds, die passend zu ihrem Klangcharakter mit Namen wie German, Japanese oder Italian Grand betitelt sind. Die Sounds passen zu ihren Original-Pedants von Steinway oder Yamaha und klingen insgesamt sehr hochwertig. Im folgenden Video findet ihr einige Klangbeispiele:
Klanglich ist hier aufgrund der 15 Basis-Sounds viel möglich, so dass das Numa X Piano ein extrem großes Einsatzgebiet und die unterschiedlichsten Anforderungen abdecken kann. Hervorheben möchte ich da vor allem die tolle Kombination aus Modeling-Sounds und Holztastatur, denn hierdurch lassen sich die Sounds des Pianos sehr dynamisch und mit kleinsten feinen Abstufungen spielen. Das ist insgesamt schon sehr beachtlich, was Studiologic hier entwickelt hat.
Sollten einem die Preset-Sounds nicht direkt zusagen, lassen sich diverse Parameter editieren. So hat man beispielsweise Zugriff auf Damper, Key-off-Geräusche oder Saitenresonanz, um den Klang an die eigenen Vorstellungen anzupassen.
Ähnlich lautet das Fazit für die ebenfalls per Modeling erzeugten Electric Pianos, bei denen man sogar Zugriff auf das Hammergeräusch, Tine oder das Dämpfergeräusch hat. Von schön knarzig und mit dem passenden Vintage-Hauch versehenen Rhodes und Wurlitzer Pendants bis hin zu glockigen und sphärischen DX E-Pianos bietet Studiologic allerhand Klangmaterial. Dabei klingen die Sounds nicht nur solo, sondern auch in dichten Arrangements gut und setzen sich im Bandkontext gut durch.
Die restlichen Sounds des Studiologic Numa X Piano verteilen sich auf die Kategorien Clavinet/Harpsichord, Orgeln, Streicher, Bass/Guitar, Orchestra, Synth und Other. Positiv hervorheben lassen sich nach meinem Geschmack die Orgeln und die Streicher-Sounds. Clavinets, die Gitarren und die Synth-Sounds sind schöne Beigaben, aber sicherlich nicht der Hauptgrund, wieso man das Numa X Piano kaufen wird. Der Fokus liegt hier klar auf den akustischen und elektrischen Pianos und in dieser Disziplin schneidet das Studiologic Piano auch sehr gut ab.
Numa Manager
Ähnlich wie bei den Nord Keyboards bietet das Numa X Piano mit der Software Numa Manager die Möglichkeit, die internen Sounds auszutauschen. Sowohl einzelne Sounds als auch komplette Programme lassen sich über die Software komfortabel auswählen, auf das Piano oder von diesem laden und entfernen. Wer also unterschiedliche Gigs spielt, kann das Sound-Repertoire des Pianos zu Hause austauschen und den Speicherplatz des Pianos optimal ausnutzen. Auf der Studiologic Website stellt die Firma in unregelmäßigen Abständen neue Sounds kostenfrei zur Verfügung, ein schöner Service.
Numa Player
Eine besondere Erwähnung gebührt auch dem vergleichsweise neuen Numa Player. Diese kostenfrei für macOS, Windows und iOS erhältliche Software enthält insgesamt 24 Sounds, die in die vier Kategorien Acoustic Pianos, Electric Pianos, Keys und Strings & Pads aufgeteilt sind. Zusätzlich bietet die Software bis zu 9 Insert-Effekte pro Part und einen Master-Effect. Nicht nur als perfekte Ergänzung für die reinen Studiologic Controllerkeyboards SL73 und SL88 bietet sich diese Software an, auch für Controllerkeyboards anderer Hersteller oder als Software-Instrument innerhalb der DAW ist der Numa Player einsetzbar. Denn neben dem Standalone-Betrieb kann der Player auch als VST3-, AU2- oder AU3-Plug-in eingesetzt werden. Ein mehr als schönes Extra wie ich finden. Hier das offizielle Video dazu:
Effekte
Die Effektsektion des Numa X Piano ist zweigeteilt aufgebaut. Zum einen lassen sich jeweils zwei Insert-Effekte pro Zone nutzen. FX A bietet hierfür 11 Effekt-Typen, FX B 16. Teils handelt es sich um identischen Effekte, so dass es einen Kompressor oder Equalizer beispielsweise sowohl im Effektblock A als auch im Effektblock B gibt, teils sind die Effekte nur in jeweils einem Block verfügbar. Grundsätzlich erschließt sich mir der Sinn dahinter, denn die Reihenfolge bestimmter Effekte kann hierdurch frei gewählt werden (beispielsweise erst der Kompressor oder erst der WahWah-Effekt und danach der Kompressor), aber die Übersichtlichkeit leidet meiner Meinung nach etwas darunter. Schön ist, dass sich pro Effekt jeweils drei Parameter editieren lassen, um den Effekt an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Neben den beiden Insert-Effekten bietet das Studiologic Numa X zwei Master-Effekte: Reverb und Delay. Auch hier lassen sich jeweils drei Parameter editieren. Während der Reverb-Block unterschiedliche Presets bietet, so u. a. Room, Hall, Spring oder Cathedral, fällt die Auswahl beim Delay-Block mit Delay 1 und Ping Pong etwas mager aus. Ein paar weitere Delay-Presets oder andere Effekte wie ein Master-Equalizer oder Master-Kompressor würde ich passender finden.
Die Qualität der Effekte geht insgesamt in Ordnung. Für den passenden Einsatz ist es auf alle Fälle schön, dass man jeweils drei Parameter eines Effekts bearbeiten kann. Das ist keine Selbstverständlichkeit, auch bei höherpreisigen Stagepianos wie es das Numa X Piano ist.
Audioeingänge des Studiologic Pianos
Die erwähnten vier Mono-Eingänge des Numa X Pianos erlauben die Aufnahme von Mikrofon-, Insturmenten- und Line-Signalen und lassen sich auf Wunsch mit einem Noise-Gate belegen, um mögliches Rauschen zu unterdrücken. Je nachdem welche Signalquellen man am Numa X Piano anschließt, lassen sich die vier Klinkenbuchsen als vier reine Mono-Kanäle, als zwei Stereo-Kanäle oder als zwei Mono- und ein Stereo-Kanal nutzen.
Zusätzlich zu den bereits erwähnten Effekten des Pianos hält das Stagepiano für jeden Eingangskanal einen 3-Band-Equalizer bereit. Dazu lassen sich die Kanäle mit den Master-Effekten des Pianos anreichern.
USB-Audio-Funktionen
Neben der Verbindung zum Computer und der Nutzung des Numa Library Managers können über den rückseitigen USB-Port des Pianos auch Audiodaten vom und zum Numa X gesendet werden.
Vom Computer kommende USB-Audio-Signale lassen sich im Piano nutzen, so dass im Hinblick auf die vier Audioeingänge auch komplexere Setups möglich sind, die allesamt intern gemixt werden können.
Danke für die Info zu Studiologic, das wusste ich noch nicht. Ja, die Numas sehen verdächtig ähnlich aus wie meine SL88 GRAND-Tastatur. Und auch dort sind die unbrauchbaren Joysticks verbaut, sodass ich zum Spielen von Synth-Sounds lieber meine M-Audio Code-61 nutze.
Die Sounds der Numas haben eine ähnliche Anmutung wie meine Kombination von SL88 GRAND und Modartt Pianoteq. Hätte ich erneut die Wahl zwischen Numa und SL88 GRAND + Pianoteq, würde ich mich schwertun.
Aber ich bereue meine Wahl nicht, zumal Pianoteq auf Linux läuft und ich keinerlei Verrenkungen machen musste.
Ja an moddart habe ich bei der Unterüberschrift schon gedacht. Würde mich nicht wundern, wenn die Software von denen käme.
Ich hatte zu Anfangszeiten von MIDI des öfteren einen DX 100 auf einem E-Piano stehen. Vom E-Piano kam die Toninformation und vom DX die Wheels. Dahinter wurde gemerged. Yamaha verkaufte mal so’n Kistchen, das eigentlich nur aus Wheels und Merger bestand.
Das ist nicht ideal und von Seiten Fatars nicht nachzuvollziehen, wieso die merkwürdigen Spielhilfen da drin sind. Nach 40-jähriger Kritik am Roland Bender (ja ich weiß, einige finden den sogar gut😁) sollten sie bemerkt haben, dass da zwei Wheels hingehören. Aber es freut mich, dass alle drei Aftertouch haben und gut mit Pedalanschlüssen ausgestattet sind.
Guter Bericht. Die Demosounds sind durch das Modelling ausdrucksstark spielbar, klingen mir aber besonders für’s Rhodes zu künstlich.
Der gute Demo-Spieler kam mir irgendwie bekannt vor: weiß jemand, wer das eingespielt hat?
Der Joystick versaut komplett die Möglichkeit, die leichteren Tastaturvarianten auch als Masterkeyboard einzusetzen: das ist eine starke Entwertung – und zusammen mit der mangelnden natürlichen Authentizität mancher Sounds für das sonst interessante Gerät dann auch schon genug Grund für mich, das Interesse zu verlieren.
Bin komplett bei dir.
Und das mit dem „unbrauchbaren“ Joystick bei diesen Geräten lese ich immer wieder. Wirklich sehr schade, da ich Sticks oder Roland-Bender, den Modulationsrädern vorziehe. Sind die Sticks der Numas wirklich so schrecklich (konnte sie noch nicht selbst ausprobieren)?
Ich hatte vor ca. einem halben Jahr Gelegenheit, das GT zu testen. Um die Tastatur beurteilen zu können, hätte ich mehr Zeit gebraucht. Die Sounds haben mich jedoch in keiner Kategorie überzeugt (im Vergleich zu meinem rechnerbasierten Live-Setup). Das ist natürlich subjektiv und aus der Erfahrung heraus. Letztendlich muss das jeder für sich entscheiden.
Bezüglich der Pitch-/Mod-Stummel schließe ich mich den schon getroffenen Aussagen an.
Zunächst einmal freue ich mich, dass ‚physical modeling‘ immer weitere Kreise zieht. Mir allerdings reicht ‚pianoteq‘ hinsichtlich Pianos völlig aus, hinsichtlich eines Synth ‚AAS‘.
[…] Und neben den Tastaturen vertreibt die Firma unter dem Namen Studiologic auch Stagepianos, MIDI-Keyboards und Orgeln […]
Nicht zu vergessen: Der wunderbare Sledge!
Hallo, Danke für den Bericht, eine Frage: ist es möglich, einen Audioeingang nur auf den Kopfhörer-Ausgang zu routen?
( Würde mir da den Mixer-Aux für mein Inear zuspielen)
Ich bin zwar gerade nicht auf der Suche nach einem neuen Stage Piano, aber der Numa Player macht Spaß. Da sind ein paar schöne Klänge dabei. Danke für den Hinweis!
Ich fand beim Antesten im Laden die Klaviatur der GT-Version wirklich toll – auch im Vergleich zu vielen anderen gewichteten Tastaturen in der Synth/Masterkeyboard-Abteilung. Sie hat mich an das Spielgefühl erinnert von dem Klavier, auf dem ich als Kind/Jugendlicher jahrelang gespielt habe.