Kleines Helferlein mit großer Wirkung
Praktische kleine Helferlein für den Alltag des Audioschaffenden, wie den hier getesteten Thomann FetAmp, bietet der Markt zuhauf, die Besonderheiten des Testkandidaten liegen im günstigen Preis (Ladenpreis: 58,00 Euro, Stand Dezember 2020) und in der Tatsache, dass er in Deutschland gefertigt wird. Vergleichbare Geräte sind ansonsten aus fernöstlicher Fertigung für etwa ab einem Zehner mehr zu haben …
Lieferumfang & Verarbeitung
Viel ist zum Lieferumfang nicht zu sagen: Er umfasst exakt den im XLR-Verbindungsstecker untergebrachten Vorverstärker und wird im Pappkistchen geliefert. Die Verarbeitung ist sehr gut, was sich auch beim Blick ins Innere bestätigt.
Es handelt sich um einen auf Class-A-Technik basierenden transistorisierten Vorverstärker für dynamische Mikrofone.
Schalter oder Regler sucht man vergeblich, die Stromversorgung erfolgt über die vom eigentlichen Vorverstärker, in der Praxis meist im Audiointerface oder Mischpult untergebracht bereitgestellten Phantomspeisung. Üblicherweise beträgt die Spannung hier 48 Volt, die Schaltung kommt allerdings mit den ebenfalls, wenn auch seltener, vorkommenden 24 Volt aus.
Einsatzmöglichkeiten und Handling
Solche im Stecker untergebrachten zusätzlichen Vorverstärker erfüllen in der Regel mehrere Aufgaben:
Zum einen dienen sie als Unterstützung für den stationären Vorverstärker, vor allem wenn dieser von einfacherer Bauart ist und daher bei höheren Vorverstärkungspegeln (in der Praxis meist ab etwa 50 dB) zum Rauschen und ersten Verzerrungen neigen. Dies ist häufig bei günstigen Audiointerfaces oder Mischpulten der Fall. Der FetAmp boostet das Signal um satte 28 dB, so dass man auch bei pegelschwächeren Mikrofonen wie zum Beispiel passiven Bändchenmikrofonen beim Gain-Pegel des Vorverstärkers in dessen „Komfortzone“ bleiben kann.
Außerdem passt der FetAmp aufgrund seines hohen Eingangswiderstands (Impedanz) von 20 kOhm sehr gut zu vielen dynamischen Mikrofonen, die bauartbedingt einen relativ hohen Ausgangswiderstand haben und daher tatsächlich an Vorverstärkern mit zu niedrigen Eingangswiderständen nicht optimal klingen. Passt man hier den Widerstand an (der Widerstand des Vorverstärkers sollte mindestens um den Faktor 5 höher sein als der des Mikrofons), können solche Mikrofone besonders bei der Transientenwiedergabe und allgemein im Klangbild in den höheren Frequenzen davon profitieren.
Zusätzlich ermöglicht die Verwendung des Testkandidaten deutlich länger Kabelwege ohne klangliche Einbußen und zu guter Letzt wird das eventuell angeschlossene passive Bändchenmikrofon vor der anliegenden Phantomspeisung geschützt, da diese nicht zum Mikrofon durchgelassen wird. Passive Bändchen sind ja grundsätzlich in Gefahr, „gegrillt“ zu werden, wenn versehentlich Phantomspeisung anliegt.
Das handliche Gerät lässt sich entweder direkt ans Mikro anschließen (was ideal ist) oder wenn das bauartbedingt nicht geht, zwischen zwei Kabel stecken. Nicht empfehlenswert ist der Anschluss direkt an die Eingangsbuchse des Mikrofonvorverstärkers, da hier möglicherweise schon eine Beeinträchtigung des Klangs durch die Kabelstrecke vorliegt und außerdem durch die Hebelwirkung des zusätzlichen Steckers eine gewisse Gefahr der Beschädigung der Eingangsbuchse entsteht. Gerade bei preiswerten Interfaces sind diese oft nur mit einer Platine verlötet und nicht zusätzlich mit dem Gehäuse verschraubt.
Sound & Praxis
Für die Klangbeispiele nutze ich meinen Studio Projects VTB-1, ein einfacher Preamp, der etwa auf dem Niveau aktueller preiswerter Audiointerfaces liegen sollte. Die optional zugregelbare Röhrenstufe ist hierbei komplett herausgeregelt. Zunächst ist ein Sprachbeispiel mit einem Shure SM-58 zu hören:
Man hört hier recht gut den feinen Rauschteppich, der ohne den FetAmp zutage tritt. Das dezente Rauschen ist natürlich bei einem einzelnen Signal nicht tragisch, nimmt man allerdings mehrere Spuren auf, addiert sich das dementsprechend … Mit zwischengeschaltetem FetAmp hingegen überzeugt das Signal durch die quasi völlige Abwesenheit von Rauschen!
Das beliebte, aber relativ pegelschwache Sure SM7B ist im folgenden Beispiel zu hören. Neben dem ebenfalls wahrnehmbaren Unterschied beim Rauschverhalten fällt die leicht verbesserte offenere Wiedergabe im Höhenbereich auf.
Zusätzlich ist hier das SM7b noch mal an einem höhenwertigen Preamp, der dem ULN-2 von Metric Halo entstammt, zu hören. Hier sind die Unterschiede dann doch eher minimal.
Alles andere als minimal ist der Unterschied, den der Testkandidat am the t.bone RB 500, einem preiswerten passiven Bändchenmikrofon ausmacht. Im Klangbeispiel wird mit etwa 70 cm Abstand eine Stahlsaiten-Gitarre aufgezeichnet.
Neben dem überdeutlichen Gewinn bei den Nebengeräuschen macht sich hier die optimierte Anpassung der Impedanz am krassesten bemerkbar – es wirkt geradezu, als hätte man den berühmten Vorhang weggezogen. Wo dröhnige Tiefmitten dominierten, bestimmen nun natürliche, klare Höhen mit der bändchentypischen Impulstreue und Dynamik das Klangbild. Dies gilt wohlgemerkt für den Test am Budget-Preamp, nun steht noch der Vergleich am ULN-2 aus:
Auch in dieser Konstellation holt der Testkandidat noch mal einiges an Nebengeräuschfreiheit heraus, womit nicht unbedingt zu rechnen war. Immerhin beträgt der Eingangswiderstand am ULN 2 satte 3,3 kOhm, so dass rein rechnerisch eine optimale Anpassung an das RB 500 mit seiner Ausgangslast von 250 Ohm gewährleistet ist, dennoch kann man, ohne großartig zu messen, deutlich hören, dass die Aufnahme mit dem FetAmp noch mal etwas weniger rauscht. Nun ist der Preamp im ULN-2 nach heutigen Maßstäben sicherlich nicht der High-End-Preamp schlechthin, auf jeden Fall stellt er aber klanglich und vom Nebengeräuschverhalten her mindestens das obere Ende der gehobenen Mittelklasse dar.
Wenn man viel mit Mikrofonen arbeitet und dabei auch zu dynamischen Modellen greift, sollte unbedingt die Anschaffung eines solchen „Vorvorverstärkers“ in Betracht ziehen. Eine finanziell überschaubare Investition mit hohem Nutzwert!
Informativer Bericht über das Teil.
Interessanterweise gibt es bei dieser Gerätekategorie und dieser Handelsmarke keinen Hatestorm wie bei Geräten von Behringer, wenn sie mal wieder irgendetwas „schamlos“ kopieren und für’n Zehner billiger verkaufen.
Das entsprechende Gegenstück zum Thomann FetAmp, das Original von Triton Audio, wird laut deren Website übrigens in NL hergestellt, und zwar „handcrafted“. Läuft bei mir und macht viel Freude.
Hui, man lernt nie aus …! Danke für den Hinweis, ich war tatsächlich der Auffassung das die PMI Group nur noch in Fernost fertigt, aber da hat sich wohl einiges getan!
Macht es Sinn einen Triton Audio Phantom bei mittelpreisigen Mikrofonen (z.B. Mojave 201 FET) zu benutzen, wenn man einen hochwertigen Preamp hat (z.B. die internen vom RME UFX)
@TheTick123 Hallo,
ob das Sinn macht, ist weniger eine Frage der Preisklasse als eine der Bauart. Solche Zusatzvorverstärker machen Sinn bei dynamischen Mikrofonen. Bei Condendermics wie dem Mojave 201 Fet ist keine Verbesserung zu erwarten. Im Gegenteil dürften Nebengeräusche und Verzerrungen zunehmen …
@Christian Spohn Ich würde ja sogar annehmen, dass ein Kondensatormikrofon mit dieser Art Preamps gar nicht funktioniert, da die Phantomspeisung ja nicht weitergeleitet wird (was ja unter anderem dem Vorteil für empfindliche Bändchenmikrofone bringt, die damit nicht Gefahr laufen, geröstet zu werden)
@janschneider Es gibt verschiedene Ausführungen vom FetHead, eine davon reicht die Phantom Power weiter. Das kann zum Beispiel hilfreich sein, wenn der Ausgangspegel des Kondensatormikros recht niedrig und die SNR des vorhandenen Vorverstärkers ebenfalls recht klein ist. Beispielsweise bei billigen Audio-Interfaces oder so.
Wer dem Signal eine Klangfarbe beifügen will, findet vielleich am
»TritonAudio FetHead Germanium« Gefallen.