Additives Klangmonster
Mit dem VirSyn Cube 2 beleuchten wir einen der interessantesten, additiven Synthesizer den es bislang auf dem Markt gibt. Wem der KAWAI K5000 schon bzw. der Vorgänger KAWAI K5 bereits gefallen hat, der wird an dem VirSyn Cube 2 erst reicht seine Freude haben.
Gleichzeitig empfehlen wir allen Lessern die Lektüre des Testes der Cube Version 1.5 von Michael Strauch, der bereits sehr umfangreich auf die aditive Synthese eingeht. Zu finden: HIER.
Ganz neu ist der VirSyn CUBE 2 nicht, aber deswegen nicht weniger interessant! Warum soll es nicht einmal einem Software Synthesizer gelingen, die relativ kurze Halbwertzeit dieser Produkte, verursacht durch Massen an Angeboten von Free- über Share- und Donationware bis zu auch preislich recht hoch angesiedelten Objekten der Begierde zu überwinden und an Aktualität nichts zu verlieren!Der CUBE bzw. dessen neueste Version, der CUBE 2, sorgt immer noch für Gesprächsstoff, hat sich der Entwickler Harry Gohs doch mit der additiven Synthese einer Klangerzeugungsform zugewandt, die in der Vergangenheit bei Weitem nicht den Zuspruch wie die subtraktive Art gefunden hatte.
Das bekannteste Vorgängermodell, allerdings als Hardware, dürfte in den meisten Fällen der KAWAI K5000 sein. Nur war dieser in seiner Leistungsmöglichkeit noch arg begrenzt, obwohl sich auch mit diesem Synthesizer schon interessante Klänge erzielen ließen.Mit den Rechnern der neueren Generation kam auch die Möglichkeit, einen additiven Software Synthesizer zu entwerfen, der den Ansprüchen, auch denen der polyfonen Spielweise, durchaus gerecht werden kann. Zudem sollte er von einer größeren Menge von Anwendern bedienbar sein, d.h. die Syntheseform muss dem Benutzer einladend und übersichtlich dargeboten werden. Und genau dieser Problematik hat sich Harry Gohs mit dem CUBE zugewandt. Darüber hinaus ist mittlerweile auch die Resynthese in CUBE implementiert, so dass zusätzlich noch eigene Samples in die Klangerzeugung integriert werden können.
Installation und Laufzeitverhalten
Die Software wurde auf einen Pentium IV 3,4 GHz mit 2 GB Arbeitsspeicher getestet. Die Installation verlief schnell und reibungslos. Das PlugIn für einen in der Regel vorhandenen VST Host muss dann von Hand in den gewünschten PlugIn Ordner überführt werden. Nach Eingabe der mitgelieferten Lizenznummer konnte man sofort mit dem Parametrisieren der Grundeinstellungen, wie Angabe des MIDI Interfaces und der Audiotreiber unter dem Menüpunkt SETUP beginnen. Während der gesamten Testphase lief CUBE 2 dann sowohl im Modus Standalone als auch unter Cubase SX 3.1.1 und Ableton Live 5.2 völlig stabil. Jedem Anwender, der sich bei VirSyn registriert, werden als Schmankerl noch einmal ca. 100 Patches zur Verfügung gestellt.
Handbuch
Für den Neueinsteiger in die additive Synthese und in die Resynthese, verbunden mit deren Verwendung in CUBE, ist eine gute Dokumentation und Benutzerführung unerlässlich, auch wenn Männer Bedienungsanleitungen nur heimlich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke oder nachts auf der Toilette lesen. Zu der Gruppe von praktizierenden Neueinsteigern zähle auch ich, da ich mich bisher eher grob und theoretisch mittels des Abspielens von Presets durch den Dschungel solch spezieller Klänge gewühlt habe, eben auch in Ermangelung von durch die Bedienung ansprechenden Klangerzeugern. Das Handbuch ist nach meinem Empfinden gut aufgebaut, da es den Einstieg sowohl in die additive Synthese, in die Resynthese als auch in das Handling von CUBE leicht verständlich macht. Der Entwickler hat sich sehr viel Mühe gegeben, dem Anwender ein übersichtliches und trotzdem variantenreiches Instrument an die Hand zu geben, was sich auch im Erstellen des Manuals wieder findet. Ein mächtiges Werkzeug wie CUBE anschaulich zu dokumentieren, ohne zu tief in theoretische Gefilde abzudriften, ist ein schmaler Grat, aber ich denke, dass ich genügend mit allem vertraut gemacht worden bin. Erste Hürde genommen, jetzt ran an das Maschinchen.
In der Praxis
Die Bedienoberfläche wirkt sehr aufgeräumt und überschaubar, es ist wohl eine von denen, die man nach einer kurzen Einarbeitungszeit sehr intuitiv benutzen kann. Globale, den Gesamtklang betreffende Parameter, und lokale, die den einzelnen Sourcen A – D zugeordnet sind, lassen sich sehr schnell erkennen.– Das WAVE-Fenster zu einer Source —
Auch die Arbeit mit den einzelnen den Sourcen zugehörigen Menüs wie WAVE oder EDIT als auch mit den globalen wie SETUP und FX, die immer im mittleren Bereich des GUI durchgeführt werden, hat man sehr schnell in dieser Form angenommen.
Man kann sich also recht fix mit dem eigentlichen Ziel, der Erstellung von Klängen, auseinander setzen, ohne lange mit der Beherrschung der Oberfläche kämpfen zu müssen. Auch die Vielzahl an Funktionen, die unter Zuhilfenahme der Maus „gezeichnet“ werden können, laden zu häufigem, positiv zu verstehendem Try And Error ein, denn ohne diese Versuche gewinnt man kaum Erfahrungen. Wem dieses Vorgehen zu umständlich ist, dürfte sich für die Muster interessieren, mit denen einzelne Sourcen zur Klangbearbeitung voreingestellt werden können.
Auch hier kann ich nur empfehlen, die vom Entwickler vorgefertigten Möglichkeiten einmal abzuarbeiten, um ein Gespür für das Potential des CUBE 2 zu bekommen. Das gilt auch für die Art der Analyse bei der Resynthese. Hier merkt man schnell, dass dieser Synthesizer NICHT dafür gedacht ist, die reichlich vorhandenen Presets durchzunudeln, sondern diese nur als Appetitmacher zu verstehen, um dann selbst durch Modifikationen an eben diesen Presets oder durch komplette Neuerstellung schnell eigene Sounds zu bauen. Oder eben die eigenen Samples nach deren Resynthese zu verwenden!
Ich möchte mich jetzt nicht in die Wiedergabe der Bedienungsanleitung verlieren, das entsprechende grundlegende Lesematerial ist der Demo beigefügt.
Lieber bewerte ich sowohl das Spiel mit den einzelnen Sourcen und deren Parametern als auch das Zusammenspiel der Sourcen als Anwender und Ersteller von Klängen. Die Verwendung der Hüllkurven ist noch das Herkömmlichste an Mitteln zur Klanggestaltung, andere Mittel sind das Verteilen der Sourcen im Panorama, auch in bewegter Form, oder die Timewarp Hüllkurve, die dafür sorgt, dass die Wiedergabe an beliebigen Stellen verlangsamt, beschleunigt oder zum Stillstand gebracht werden kann, und das sowohl vor- als auch rückwärts. Lässt man die Hüllkurven außen vor und zeichnet Klänge mit der Maus, erreicht man auch seine Ergebnisse, subtil bis brachial.
Um Naturklänge realistischer klingen zu lassen, kann den additiven Spektren auch amplituden- und frequenzgesteuertes Rauschen, weiß wie rot, hinzugefügt werden.
Sie merken also, ich spreche von einer tollen Trickkiste, und dieser laxe Ausdruck soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier mit relativ wenigen Parametern Großartiges geleistet werden kann.
Ein weiterer wichtiger Parameter ist für mich der SPREAD Regler, mit dessen Hilfe einer einzelnen Source ein subtiler bis harscher metallischer Charakter auf geprägt werden kann.
Das Einfachste habe ich mir noch für den Schluss aufgehoben. Eine Randomize Funktion sorgt dafür, dass aus einem gewählten Patch etwas sinnvolles Neues entsteht. Der Entwickler hat es versprochen, und ich kann dem nach zahllosen Mausklicks auf diese Funktion nichts entgegen setzen. Wirklich Unbrauchbares ist nach „subjektiv objektivem“ Hören nicht dabei gewesen.
Audiobeispiele
Auf der Virsyn-Webseite gibt es zahlreiche Soundbeispiele, die die vielfältigen Möglichkeiten des Cube 2 eindrucksvoll beleuchten. Am besten HIER klicken.
MIDI
CUBE ist achtfach multitimbral – die Anzahl der Gesamtstimmen ist hierbei von der Art der einzelnen Patches abhängig. Die Parameter sind zum großen Teil mit einem definierten MIDI Controller verbunden, etwaige Faderboxes müssen nur auf den CUBE abgestimmt werden. Zur eigenen Definition einer Controller-Zuordnung ist ein einfach zu handhabender MIDI Learn-Modus implementiert. Als Orientierung dient eine mit einem simplen Mausklick aufzurufende Ansicht etwaiger MIDI Zuordnungen.
Zu beachten:
additive Synthese lässt nur bedingt eine zielgerichtete Klangprogrammierung zu, aber dieser Punkt soll eher als Warnung für diejenigen unter den Lesen verstanden werden, die eine geduldige Einarbeitung für zu langwierig halten