OS & PWM-Upgrade mit neue Features
Die Liebe zu Vintage-Synthesizern hat mittlerweile auch einige besonders aktive Programmierer gepackt, die schon so manchem Synthesizer-Oldtimer neues Leben eingehaucht hat. Eines meiner Lieblingsbeispiele sind die Erweiterungen für den Prophet-600, der dank GliGli-Runderneuerung und Panorama Upgrade selbst einem Sequential Prophet-5 das Wasser reichen kann.
Heute widmen wir uns dem PWM-Upgrade, also dem zweiten Baustein, den Vecoven als Upgrade anbietet. Kurz aber ein Blick zurück auf Upgrade Nummer 1, das ich gerade noch selbst auswechseln konnte, während ich beim PWM-Upgrade den Doc zu Rate ziehen musste. Das PWM-Upgrade ist quasi die Ergänzung zum Flash-ROM-Upgrade (denn dieses wird für die PWM-Erweiterung ebenfalls benötigt) und beinhaltet einige spannende Edit- und Synth-Features, wie z. B. eine Pulsbreitenmodulation (daher der Name) und einiges mehr.
Wer Teil 1, das Upgraden des Flash-ROMs bereits kennt, der möge bitte gleich zu Seite 2 wechseln.
Vecoven Flash-ROM Upgrade
Frédériv Vecoven hat das OS von einem meiner absoluten Lieblinge nicht nur verbessert, sondern gleich komplett neu geschrieben hat. Wir sprechen vom Roland JX-10, den wir erst kürzlich ausführlich vorgestellt haben und der so etwas wie ein Underdog ist neben seinen berühmten Brüdern Roland Jupiter-8 oder Roland Juno-60 und deshalb preislich auch lange nicht in deren Gefilden schwebt, sondern als 12-stimmiger Analogsynthesizer immer noch absolut bezahlbar ist.
Das Auswechseln des Flash-ROMs ist technisch die einfachste Möglichkeit, seinen JX-10 (bzw. MKS-70) aufzumotzen. Der alte EPROM-Chips wird dabei gegen einen Flash-ROM-Chip von Vecoven ausgetauscht. Kein Löten, kein Heißwachs – nur schrauben, ziehen und stecken – fertig.
In Teil 1 widmen uns nun dem Flash-ROM-Upgrade, seinen Möglichkeiten und seinem Einbau.
Gleich mal die Preise vorweg. Das Flash-Upgrade gibt es in zwei Kategorien. Einmal für 99,- Euro mit 16 integrierten RAM-Bänken oder für 130,- Euro mit 32 integrierten RAM-Bänken. Das PWM-Upgrade schlägt mit weiteren 100,- Euro zu Buche. Die Preise verstehen sich zuzüglich Versandkosten.
ROLAND JX-10 Vecoven Upgrade Version 3.18
Warum eigentlich ein Upgrade von einem Drittanbieter?
Die Antwort ist ganz einfach, Roland hat uns seinerzeit mit seiner letzten Software-Version einen Synthesizer hinterlassen, dem es nicht nur an wichtigen Features fehlte, sondern der in der Keyboard-Version (im Gegensatz zum Rack MKS-70) noch nicht einmal Sound-Editing per MIDI erlaubte, geschweige denn einen Soundtransfer vom PC in den Synth.
Einbau
Der Roland JX-10 ist relativ schnell auseinander geschraubt … folgt man NICHT gänzlich der Anweisung, die im Vecoven-PDF empfohlen wird. Die rot markierten Schrauben in der folgenden Abbildung sollten Sie nämlich nicht lösen:
Löst man nämlich diese drei roten Schrauben, hält man später eine Metallleiste in der Hand, in der sich die Gewinde für die Seitenteile befinden.
Ansonsten ging der Einbau schnell von der Hand. Das Flachbandkabel, welches das EPROM verdeckt, wird übrigens tatsächlich ohne Steckerverbindung einfach aus der Arretierung gezogen – also nicht an der schwarzen Steckverbindung ziehen.
Altes EPROM vorsichtig lösen und herausziehen, neues aufstecken – fertig
Dabei fällt auf, dass das alte EPROM deutlich fester saß als das neue Flash-ROM. Kurzer Anruf beim Doc Analog. Er fordert mehr Wagemut und Druck. Und schließe ich die Augen und drücke, was das Zeug hält. Und siehe da, plötzlich rastet das Flash-ROM bombenfest ein und die Platine hat den Kraftakt unbeschadet überstanden.
Tatsächlich musste ich danach aber das Flachbandkabel mehrmals ein- und ausstecken, bis es klaglos erkannt wurde. Dann aber ohne irgendwelche Boot-Routinen. Einfach einschalten und schon wird Version 3.18 angezeigt.
Die neues Features des Vecoven JX-10
MIDI SYS-EX
Als Roland JX-10 Besitzer hatte man bisher das Nachsehen, wollte man seinen JX-10 wie einen Roland MKS-70 per Edit-Programm vom PC aus steuern. Dieses Feature funktioniert nun einwandfrei.
SOUNDBÄNKE
Ihr „neuer“ Roland JX-10 verfügt ab sofort über 16 interne Soundbänke, also 16x soviel wie zuvor. Oder anders gesagt, mit dem kleinen Flash-ROM fühlt man sich wie auf einem Roland JX-10 mit 15 zusätzlichen Speicherkarten. 12 der Bänke sind übrigens ab Auslieferung bereits bespielt. Die Übertragung einer kompletten Bank in den RAM-Speicher geht unkompliziert und innerhalb weniger Sekunden. Editierte Sounds aus dem Flash-Speicher müssen NICHT separat abgespeichert werden, sondern werden schon während des Edit-Vorgangs gesichert. Selbstverständlich kann man aber immer noch manuell abspeichern, um z. B. verschiedene Versionen des editierten Programms zu sichern.
Wem 16 Bänke nicht ausreichen, der kann auch die größere Variante mit 32 Bänken einbauen.
ARPEGGIATOR
Der interne Sequencer des JX-10 wurde durch einen umfangreichen Arpeggiator ersetzt, der nun auch MIDI-Clock empfängt und somit synchronisierbar ist. Die Arpeggio-Display-Seiten bieten Zugriff auf 8 verschiedene Parameter wie Auflösung, Mode, Oktaven, Wiederholung etc.
SYSTEM DUMP
Neue Features und System-Updates lassen sich nun über MIDI-Dump nachladen.
VORBEREITET
Das Flash-ROM ist die Basis für ein Display-Upgrade und auch das PWM-Upgrade
Das neue Display gibt es übrigens nicht bei VECOVEN, auch wenn er die Software dafür geschrieben hat, sondern bei supersynthprojects.com, wo wir auch dieses Bild des neuen Displays entnommen haben:
Hallo Peter,
danke danke für den Hinweis! Nun werde ich meinem JX10 erstmal ein neues Display und das Upgrade spendieren…
Grüße
Gerd
Nur der Assigner Code wurde komplett neu geschrieben, bei den Soundcards gab es einfach ein paar Korrekturen. Beim MKS70 ist es etwas schwierig, den genauen Vorteil zu erkennen. Offenbar Support von CC und doch auch der Arpeggiator (laut Manual, auf der Hompage steht da etwas von wegen JX10 only), von der PWM Mod abgesehen. Nicht ganz klar, aber es gibt evtl. eine EPROM Only Version für EUR 40, dort sind dann keine zusätzlichen Speicherbänke dabei.
@swissdoc Ich habe das Flash-Upgrade im MKS-70. Vorteile sind in erster Linie die 16 oder 32 Flash-Bänke. MIDI-CC und dass einige nervige Firmware-Bugs behoben sind (keine Aussetzer und Notenhänger mehr die ich vorher hatte). Darüber hinaus können zukünftige Firmware-Versionen per MIDI aufgespielt werden statt EPROMs zu tauschen.
Der Arpeggiator läuft seit einige Zeit auch auf dem MKS-70.
PWM price is 100€, not 120€ (+ shipping). PS: I am the designer of all this.
Thank you, I´ve changed it :-)
@Tyrell …but not all…on side 1… you wil find another reference to 120 euros, like this…
„Das PWM-Upgrade schlägt mit weiteren 120,- Euro zu Buche.“
@Tyrell: Please excuse the „lecturer“ :-)
LG
René
@satchy Hab’s korrigiert.
In kurze wird auch der „MPG-70“ verfügbar sein, ein kleines project für einen Programmer, der wirklich jeder Parameter – auch die extra LFOs, Envelopes und PWM – direkt bedienen kann, und dazu auch noch ein Paar weitere Sachen wie ein Patch Generator. Wirklich unglaublich und erfreulich, diese Wiederbelebung alter Klassiker! Er ist zwar nicht billig, es kommen ja auch noch Versandkosten und Steuern dazu, aber der JX/MKS wird dann endlich das Gerät das es meiner Meinung nach hätte sein sollen.
Ich habe meine MKS-70 immer viel zu wenig benutzt weil ich die Bedienung nicht mag, aber mit diesem Programmer hoffe ich ihn endlich richtig zu benutzen!
https://retroaktivsynthesizers.com/products/mpg-70-for-super-jx-mks-70-t?variant=12561690263634
PS: ich bin nur ein Enthusiastischer Endbenutzer, ich habe keine Verbindung mit dem Hersteller.
Respekt. Der Aufwand für das Reverseengeneering ist bestimmt beachtlich gewesen. Hut ab vor der Leistung.
Leider ist das auslöst der CPU schon recht Anspruchsvoll. Ich freue mich auf das Video.
Vielen Dank für den Bericht. Nachdem ich einen MKS70 habe, muss ich mir das überlegen! Was mich aber stört ist das Hitzeproblem und dass ich keine Lust auf einen Versand habe für den Einbau. Ansonsten halte ich den JX10 und den MKS70 für total unterschätzte Geräte! Aber einen MKS80 mit Programmer hätte ich schon noch gerne! Seufz :-(
Ich habe mich schon lange gefragt, warum die JX-Synthies kein PWM bieten. Diesen Makel hätte Roland schon beim JX-03 beheben können, statt dessen gab’s zusätzliche LFO-Waveforms…
Ein sehr lohnendes Update für jeden JX-10! Natürlich wird damit aus dem JX-10 nicht ein völlig anderer Synth aber die Möglichkeiten erweitern sich enorm…
Für das Display Upgrade gibt es übrigens auch eine mini-PCB mit AC/DC -MiniConverter – dies entlastet das Gerätenetzteil ebenso. Wärmeprobleme auf Grund der PWM Erweiterung habe ich bislang nicht feststellen müssen. Eingebaut hat das Kit ein guter Bekannter, der hier viel Zeit und Können investiert hat. Neben der puren Zeit, die für den Drahtverhau benötigt wird sollten man wohl wirklich löten können und Geduld mitbringen.
Bei Retroaktiv gibt es wohl den passenden Prgorammer, der sowohl die Vecoven firmware und auch das PWM Upgrade unterstützt – leider nicht gerade preiswert…