"Der Minimoog des Ostblocks" - wirklich?
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Vermona Synthesizer, ein Kind der DDR
Meine Geschichte mit dem Vermona Synthesizer könnte wirklich anfangen mit den Worten „Es begab sich aber zu der Zeit …“, solange reicht sie im Grunde schon zurück. Aus irgendeinem Grund war ich als Teenager so gegen Mitte der Achtziger Jahre zum Fan elektronischer Musik geworden. Dem lag zu einem guten Teil meine geradezu goldige Annahme zugrunde, man könne mit einem Synthesizer „nahezu jeden vorstellbaren Klang erzeugen“. So was faszinierte mich. Aber diese Faszination rührte zu einem guten Teil auch daher, dass ich diese Behauptung damals nicht prüfen konnte. Denn ich wohnte im „Tal der Ahnungslosen“ – in der Nähe von Dresden.
Nun hatte ich damals einen ziemlich langen Schulweg und kam dabei regelmäßig an einem Musikgeschäft in Dresdens Prager Straße vorbei. In dessen Schaufenster gab es die weit und breit einzige Gelegenheit, einmal die „Errungenschaften“ der Musikinstrumentenindustrie der DDR selbst in Augenschein nehmen zu können (selbstredend NICHT die des „nichtsozialistischen Wirtschaftsgebietes“). Dazu zählte das Produktportfolio von VERMONA: immerhin ein-zwei Elektronikorgeln, ein E-Piano – und eben der „VERMONA Synthesizer“. Welches Modell genau nun die Elektronikorgeln waren, weiß ich nicht mehr, denn sie waren mir damals ziemlich wurscht. So was stand bei mir für „Evergreens und Schlagerhüte“. Aber der VERMONA Synthesizer hatte einen gewissen Vorschuss – er hieß ja „Synthesizer“!
Einordnung in die damalige Zeit
Wenn damals im üblichen offiziösen DDR-Jargon gern von „Errungenschaften“ die Rede war, dann war das natürlich als Propaganda für den „Aufbau des Sozialismus“ gemeint. Aber für jeden, der mit offenen Augen durchs Land ging, war schon offensichtlich, dass sich hinter dieser Phrase ungewollt eine Wahrheit mit bitterem Beigeschmack versteckte. Dass nämlich die DDR-Wirtschaft zunehmend nicht mehr in der Lage war, mit dem technischen Fortschritt (und dem so genannten „Weltniveau“) mitzuhalten. Wenn es in Einzelfällen doch noch gelang, etwa in Sichtweite zu kommen, dann war das oft nur noch mit ökonomisch (und auch ökologisch!) fragwürdigem Aufwand möglich.
So etwas zeigte sich dann unter anderem darin, dass der VEB „VERMONA“ – ein zwangsverstaatlichter Verbund zahlreicher traditionsreicher Instrumentenhersteller aus dem „Musikwinkel“ Klingenthal / Markneukirchen – noch Mitte der Achtziger Jahre diesen monophonen, vollanalogen Synthesizer im Holzgehäuse mit einer Tastatur ohne Anschlagdynamik und ohne jegliche Speicherbarkeit herausbrachte. Natürlich war wohl jedem Musikfreund klar, dass der Sound der Achtziger eher nichts mit Instrumenten wie dem VERMONA Synthesizer zu tun hatte. Und dass daher selbst die weniger prominenteren Pop- und Rockbands der DDR sich möglichst nicht gerade mit Equipment von „VERMONA Klingenthal“ ausrüsteten. Ja, ich empfand es geradezu als unfreiwilligen Witz, als seinerzeit im DDR-Fernsehen mal Milli Vanilly auftraten und man dann sah, wie der Keyboarder auf einer VERMONA „Elektronenorgel“ herumdrückte. Dass die falschen Instrumente hierbei das eher kleinere Problem waren, stellte sich allerdings erst später heraus.
Ein interessantes Interview über die Vermona-Entstehung zu Zeiten der DDR findet Ihr HIER.
Soviel zum Ruf (und Vorurteil), der VERMONA damals anhaftete („war halt auch nix aus’m Westen – konnte ja nicht gut sein“). In Wirklichkeit kannte ich mich damals natürlich überhaupt nicht aus – aber das machte eigentlich kaum einen Unterschied. Denn als „unerreichbares Ziel“ reichte der Vermona Synthesizer allemal. Nicht nur prangte am Gerät ein Preisschild mit weit über 4500 Mark der DDR. Man kam überdies schon „aus innerer Zensur“ nicht auf die Idee, in den Laden hineinzugehen und frecherweise zu fragen, ob man das Gerät denn auch kaufen dürfe …
Mein später, erster Kontakt
So ergab es dann auch, dass ich bis in heutige Zeiten eigentlich keine Ahnung hatte, wie das Ding überhaupt klingt – geschweige denn, was es taugt. Bis ich vor Kurzem plötzlich die Gelegenheit bekam, ein gut erhaltenes Exemplar zu einem erträglichen Preis an Land zu ziehen. Sofort ereilten mich sentimentale Anwandlungen und ich dachte ernsthaft über eine Anschaffung nach. Zunächst erschien der Gedanke abwegig – aus reinen Vernunftgründen. Was im Himmel sollte wohl dieses Gerät besser können als praktisch alles andere, was ich schon zuhause rumstehen habe? Nun gut, mag sein – aber reine Vernunft bringt einen ja manchmal auch nicht weiter. Der zweite Einwand klang schon wesentlich schwerwiegender: Man hörte und las, oft seien diese Geräte in einem geradezu beklagenswerten Zustand und nur noch „so ungefähr“ funktionsfähig. Um ein solches Arguments stichhaltig zu finden, reichte meine Phantasie allerdings durchaus. Rein aus meiner Erfahrung mit anderen Produkten aus damaliger DDR-Produktion mochte ich „folgerichtig“ vermuten, dass VERMONA wohl an so einigen Ecken und Enden faule Kompromisse eingegangen war, nur um das Ding „planmäßig“ rauszubringen. So wäre es dann ja eigentlich kein Wunder, wenn so was hernach nicht auch noch fast vier Jahrzehnte durchhielte … oder?
Irgendwie war da dennoch die Neugier. Es galt also, „die letzte Bastion“ der Argumente dagegen zu schleifen: Ich hatte mir (vielleicht auch als ein kleines „Sicherungsseil gegen G.A.S.“) irgendwann mal die Regel gegeben, niemals Synthies ohne MIDI-Schnittstelle anzuschaffen. Nach kurzer Recherche (natürlich „nur aus Neugier – so zur Absicherung“) kam ich allerdings schnell darauf, dass es da sehr wohl jemanden gibt, der ausgerechnet für die alten VERMONA Synthesizer einen MIDI-Nachrüstset anbietet. Es ist die tschechische Firma „CHD Electroservis“. Wie verrückt! Aber auch wie praktisch: In einem dieser grandios-typischen Akte der Verleugnung wider die Vernunft stellte ich geradezu erleichtert fest, dass ja nun der Beschaffung nichts mehr im Wege stünde …
… und so geschah es nahezu „unabwendbar“ – der Vermona Synthesizer wurde „herbei verhandelt“. Und natürlich gleich der MIDI-Bausatz dazu. Ich war SEHR gespannt.
Vermona Synthesizer 1983
Das Gerät traf also ein, und ich hatte mir fest vorgenommen, nicht enttäuscht zu sein, falls es z. B. defekt wäre. Vielmehr wollte ich dankbar sein, wenn „überhaupt noch was geht“. Schnell stellte sich dieser Zweckpessimismus jedoch als unnötig heraus.
Der äußerliche Zustand war in der Tat gut – auf jeden Fall für ein Gerät dieses Alters. Zumindest über die letzten paar Dekaden schien es gut behütet worden zu sein. Sensationell (für mich): Am Gerät prangte ausgerechnet das Inventarschild einer Dresdner Hochschule („da schließt sich doch ein Kreis“)!
Also eingeschaltet – und …. ? … Stille!
Kurze Ernüchterung. Nein, das konnte doch nicht sein … ahh – warte – ein dünner Ton – es geht doch! Schnell kam ich drauf, dass einfach nur einige Regler für VCA und VCF „in ungünstiger Konjunktion“ standen, sodass „hinten raus“ fast nix mehr ankam.
Bald war zwar klar, dass zunächst in der Tat nicht alles perfekt lief. Aber schon mit ein paar einfachen Reinigungsarbeiten an der leicht korriderten Tastaturmechanik und ein wenig Fürsorge für die 16 Potis am Bedienfeld war alles wieder bestens. Ich war erleichtert.
Vermona Synthesizer inside
Die kleinen Wartungsarbeiten gaben die Gelegenheit, mal einen ersten Blick in den inneren Aufbau des Geräts zu wenden. Der – sagen wir es rundheraus – hätte einem Gerät der Siebziger Jahre alle Ehre gemacht. Und wahrscheinlich trifft es das auch ganz gut, denn man darf wohl sicher sein, dass das Design in wesentlichen Zügen auf die Entwürfe zurückgeht, die Bernd Haller von Vermona bereits in den Siebzigern hatte (siehe hier).
Alles ist durchaus aufgeräumt, klar gegliedert – und sehr „straight“ (um es vornehm zu formulieren). Denn hier ist kein Teil zuviel verbaut und wenn die zwei Schrauben gelöst sind, die die Oberseite festhalten, dann „tordiert“ das gesamte Gehäuse schon so heftig, dass man es in dieser Situation mal besser nicht großartig bewegt. Dass kein Stahl- oder Kunststoffgehäuse verwendet wurde, ist sicher in erster Linie der damaligen Ressourcenknappheit anzulasten.
Der Klang des Vermona Synthesizers
Nachdem sich also die anfängliche Anspannung gelöst hatte, stellte ich fest: Oha – der Vermona Synth klingt ja gar nicht mal so schlecht!
Eine Basslinie mit zunächst weit zugedrehtem Filter, das dann immer weiter aufgeht
Dieselbe Linie unter gleichzeitigem „Button Hammering“ der Oktavschalter
Mein erster Eindruck mag sicher mit der Kombination aus „keine Erwartungen“ und „keine Ahnung“ zusammenhängen. Aber am Ende zählt für mich, dass es dem Gerät erstaunlicherweise gelungen ist, mir gleich vom Start weg irgendwie Spaß zu machen. Das, was man neudeutsch „Sweet Spot“ nennt, ist hier durchaus „breit aufgestellt“. Man kann in relativ weiten Grenzen an den Reglern herumdrehen, ohne dass der VERMONA wirklich hässlich klingt. Noch dazu ist er erstaunlich rauscharm und – einstellungsabhängig – einigermaßen pegelstark. Auch die Stimmstabilität ist – zumindest bei meinem Gerät – gar nicht mal so übel. Mein Eindruck war zumindest, dass die Tongeneratoren im Verhältnis zueinander recht stabil bleiben, so dass es selbst nach 2-3 Stunden reicht, bei Bedarf ein ganz klein wenig am „General Tune“-Regler zu justieren.
Exploration Vermona Synthesizer
Ein weiterer Aspekt trägt erheblich zum Wohlfühlfaktor bei: Die Bedienoberfläche stellt einen nun wirklich nicht vor Verständnisprobleme, sondern ist praktisch, aufgeräumt und schick. Beim Herumspielen damit war es vielleicht sogar von Vorteil, dass ich bisher eher wenig Gelegenheit hatte, auf „Klassikern“ wie z. B. einem Minimoog zu spielen. Dadurch ergab sich womöglich eine gewisse Unbeschwertheit und ich stellte mich auf die Eigenheiten des Geräts ein, anstatt bestimmte Dinge zu erwarten.
Und Eigenheiten gibt es so einige.
So hat der Vermona Synthesizer zum Beispiel „offiziell“ nur zwei Oszillatoren. Deren Tonhöhenverhältnis zueinander lässt sich recht fein regeln, nicht jedoch das Lautstärkeverhältnis. Über das weiße Tastenfeld stellt man die Schwingungsform ein (jede Reihe gilt für einen Oszillator) und der zweite Oszillator lässt sich bei Bedarf auch abstellen, so dass dann nur noch einer aktiv ist. Soviel zur Intention. Nun ist aber die Umschaltung der Schwingungsformen nicht als Drehschalter gelöst, sondern mit Hilfe eines Tastenfelds wie seinerzeit an alten Rundfunkempfängern. Recht bald trieb mich daher die Neugier, was wohl passiert, wenn man z. B. zwei Tasten einer Reihe gleichzeitig drückt. Und siehe da, „what you see is what you get“ – es spielen tatsächlich BEIDE! Natürlich kann man deren Lautstärkeverhältnis und Stimmung zueinander nicht regeln, aber lustig ist’s schon – und es klingt durchaus interessant!
Noch überraschender ist, dass das Ganze sogar mit den Tasten zur Fußlage der Oszillatoren gelingt. Zunächst war ich mir nur nicht so sicher, ob man damit das Gerät am Ende vielleicht „überlastet“ – ich dachte da so an „interne Versorgungsspannung“ usw. Dann aber hat die Neugier gesiegt. Nun, abgesehen davon, dass man die Taster mit kaum mehr als zwei gleichzeitig gehaltenen überlisten kann (was ja dann bei Einsatz von „Osc1“ und „Osc2 immerhin 4 Frequenzen gleichzeitig bedeutet!), wird der Sound nicht etwa immer fetter und lauter, sondern der Gesamtpegel scheint „nachzugeben“ und wird eher etwas „matschig“. Das Ganze hat also seine Grenzen. Im folgenden Beispiel habe ich den Effekt ausgenutzt. Zunächst nur jeweils eine Fußlage, dann sukzessive weitere eingeschaltet – und zur besseren Erkennbarkeit vorher etwas „angetippt“ – gibt nen netten Effekt.
Spielerei mit „Tweaks“ an den Oktavschaltern, zunehmend werden mehr zugeschaltet
Die nächste Eigenheit ist eine, die ich in dieser Form noch an keinem anderen Synthesizer ähnlicher Bauart erlebt habe. Es gibt nämlich sowohl für VCF als auch für VCA jeweils 5 „Presets“, die die daneben liegenden Regler „überschreiben“. Sie sind aber lediglich mit „1“ bis „5“ beschriftet, sodass zunächst nicht so recht klar wird, was sich dahinter verbirgt. Netterweise gibt es auf der Website von VERMONA den Bereich „Vermona Heritage“ (eine wunderbar treffende Wortwahl), wo sich eine orginale Bedienungsanleitung fand, in der einige dieser Voreinstellungen für die „Simulation“ von klassischen Instrumenten empfohlen werden (also „Trompete“, „Flöte“, „Bassgitarre“ usw.). Die Idee wirkt zwar noch mehr aus der Zeit gefallen, als der Synthesizer damals eh schon war, aber dennoch irgendwie charmant. Und ja – mit ein wenig Vorstellungskraft sind die Einstellungen gar nicht mal so schlecht getroffen. Heutzutage sind sie aber eher ein schönes Beispiel dafür, wie erheblich sich inzwischen die Ansprüche an die Authentizität von Sounds verschoben haben – und wie gleichzeitig die Phantasie Federn gelassen hat.
Spielerei mit VCA-Presets
Alles in allem aber ist das Gerät nahezu im Schlaf bedienbar. Die farbigen Bedienelemente tragen dazu einiges bei. Weiß ist für alles, was den Ton generiert, orange sind die Regler zur Fußlage und Lautstärkeverlauf, grün sind alle Filtereinstellungen des Tiefpassfilters, rot ist der LFO und gelb das Portamento. Wobei die Einstellungen zumindest beim Filter etwas Fingerspitzengefühl benötigen, weil sich die Wirkung der Regler zum Teil überlagert. Eine ebenfalls eher ungewöhnliche kleine Schrulle ist der Regler zum LFO-Speed, der nämlich das Maximum bei Linksanschlag hat. Er beeinflusst übrigens die Tonhöhe und die Filtereckfrequenz gleichzeitig.
Spielhilfen
Die Gestaltung der Spielhilfen ist zum einen Teil durchaus praxisgerecht, zum anderen behaupte ich mal, dass man hieran auch die Grenzen der damaligen Möglichkeiten für VERMONA erkennen kann. So umfasst der Stellbereich des Vibrato-Wheels so ungefähr 270°, wodurch es einiger Kurbelei bedarf, bis „Wirkung eintritt“. Überdies fühlt sich das Rad sehr fragil an. Kein Wunder, denn VERMONA hat das mit Hilfe eines einfach um 90° gekippten Potis und ohne weitere Achsstabilisierung umgesetzt. Mit einer derart windigen Konstruktion wäre man heutzutage als Hersteller wohl unten durch. Da ist es eher ein Wunder, dass das Wheel an meinem Gerät noch gut funktioniert.
Eine schöne Idee war es dagegen, sowohl Vibrato als auch Portamento („Glide“) gleich neben den Wheels per Taster „unter der Hand“ ein- und ausschalten zu können. So kann man den Sound etwas „lebendiger“ spielen.
MIDI als Option
Kommen wir zum letzten Punkt, sozusagen zum „Sahnehäubchen“, das ja bei mir den Anstoß gegeben hatte, mich zu überwinden und dem VERMONA Synthesizer eine Chance zu geben. Für inzwischen ca. 129 Euroerhält man von „CHD Elektroservis“ eine Extra-Platine und einiges an Einbaumaterial, um das Gerät nachträglich zu „MIDIfizieren“. Erstaunlicherweise beschränkt sich das nicht darauf, die Tastatur anzusteuern, sondern man kann dann sogar einige Filtereinstellungen, VCA und EG beeinflussen. Mehr noch: Die Tüftler von CHD haben eine MIDI- Implementation geschrieben, mit der in gewissen Grenzen sogar „Programmnummern“ ablegbar sind. Man könnte also fast behaupten, dass dieser Saurier aus DDR-Zeiten damit nachträglich doch noch „Anschluss ans Weltniveau“ erreicht hat! ;-)
Mit ein wenig Geschick und Geduld – und mit passendem Werkzeug – gelingt der Einbau recht locker innerhalb von 2-3 Stunden. Beigelegt sind eine sehr detaillierte bebilderte Anleitung und ein Benutzerhandbuch sowie die vollständige MIDI-Dokumentation. Darin wird u. a. auf einige Eigenarten bei der Implementierung eingegangen. So ist der VERMONA prinzipiell auch nach dem Einbau genauso wie vorher autark bedienbar – solange man ihn nicht über die MIDI-Schnittstelle anspricht. Tut man es doch, dann bestimmt ab diesem Zeitpunkt das MIDI-Interface die Regeln. Das geht bis dahin, dass auch das Tuning des Geräts sich ändert. Es justiert sich auf die MIDI-Tastaturlage, wodurch es beim Spielen über die eingebaute Tastatur hübsch jämmerlich klingt – bzw. auch mal gar nicht mehr. Der ganze Spuk ist aber mit einem einfachen Wiedereinschalten beendet. Ich habe den VERMONA Synth ein wenig mit meiner DAW gescheucht – und war begeistert. Alles funktioniert tadellos, sogar „Filter Sweeps“ lassen sich fernsteuern! Ein fast vierzig Jahre altes Gerät an einer aktuellen DAW ist zwar völlig verrückt, aber doch irgendwie cool. Ich war jedenfalls gerührt.
Aus der sehr ausführlichen Bauanleitung für das MIDI-Modul (und durch indirekte Hinweise auf den Platinen selbst) kann man übrigens ableiten, dass es offenbar wenigstens zwei Revisionen des Synthesizers gab. In meinem vorliegenden Modell sind z. B. Operationsverstärker vom Typ A109D aus DDR-Produktion verbaut worden, was offenbar auf eine spätere Version hinweist. Frühe Modelle sind womöglich mit anderen OpAmps ausgeführt worden. Ob das irgendwelche klanglichen Unterschiede gemacht hat, bleibt reine Spekulation. Solche Änderungen dürften aber in erster Linie mit der damals herrschenden „Versorgungslage“ zusammengehangen haben. So sind vermutlich auch Geräte entstanden, bei denen ein bunter Mix unterschiedlicher Platinenrevisionen verbaut war – um das Gerät überhaupt zusammenbauen zu können.
Der Vermona Synthesizer on YouTube
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Phantastischer ‚Test‘ bericht! Vielen Dank !!
@kinsast So sehe ich das auch – der Artikel ist ja nur zum Teil ein „Test“, er ist zum anderen auch ein sehr persönlicher Zugang zu einem Instrument. Toll, danke!
Schöner Bericht um ins Wochenende zu kommen! Durch einen Mathe- und Physiklehrer an meiner Schule in der DDR binich das erste Mal mit einem selbstgebauten Synthesizer in Berührung gekommen. Und eigentlich habe ich die damaligen „Ostgeräte“ gar nicht bemerkt, da ich die Musik der DDR mehr oder weniger ausgeblendet habe. Und wenn ich dann mal Zufällig was davon gesehen habe, spielten die Keyboarder der Bands mit einiger Sicherheit auf Produkten aus dem westlichen Ausland.
Ich finde den Sound echt spannend, besonders vom Bass her. Gerade das Video von Retro-Sound erinnert mich an so manchen Song.
Sofort dachte ich an Take Me To The Top von Loverboy. Man könnte meinen, die hätten damals Ostware nach Kanada importiert 😉 Mich hält vom Kauf solcher Schätzchen nur die fehlende Speicherbarkeit ab. Jeden Sound immer wieder zu rekonstruieren passt einfach nicht zu meinem persönlichen Sieb im Hirn😊
10, 20 Plätze hätten da gereicht.
@LeSarrois …Tjaha – eigentlich geht´s mir ja ähnlich! Es mag damit zusammenhängen, dass ich erst zu einer Zeit an einen Synthie denken konnte, als das Problem mit den Speicherplätzen – und vor allem auch mit der Mehrstimmigkeit – gelöst schien… also so ab der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre. ;-)
Was die „Tiefe“ des Sounds betrifft – da bin ich womöglich selber bissl schuld dran – oder ich hab eher ungewollt ein schönes Beispiel gebracht, dass MP3 wohl doch nicht „dasselbe“ ist: Trotz durchaus großzügiger MP3- Einstellungen klingt das Teil in der Tat bei mir nämlich „live“ gespielt noch ein wenig „voller“ und „breitbandiger“ – ich kann das nur schlecht erklären. Aber ich hab mich dann damit getröstet, dass es mit anderen Demos vermutlich kaum anders ist…
Danke für die lebendigen Bilder und Zeilen. Da kommen „alte“ Stimmungen auf.
Toller Bericht Christoph. Ich durfte den Vermona ja bei Dir zu Hause antesten. Ich bin echt ein wenig neidisch. Dein Exemplar ist in einem ausgezeichneten Zustand, hat dann auch noch Midi und weckt auch noch Erinnerungen an Deine Jugend – was will man mehr? Wünsche Dir viel Spaß damit.
@Tyrell …Danke!! =8-)
Macht einen, aus heutiger Sicht, guten Eindruck. Optik, Klang (den analogen der sich jeder wünscht) und Größe lässt jedes Vintage-Herz höher schlagen. Er war wirklich zur falschen Zeit und vielleicht auch am falschen Ort. Man stelle sich einen heutigen Klon vor. Der Preis wäre jenseits von Gut und Böse (mit Ausnahme Behringer). Apropos ist man sehr überrascht, dass Vermona eine ehemalige Ost-Firma ist. Die Millionen-Frage diesbezüglich hätte ich vermutlich verspielt.
@Filterpad Tja – so ändern sich die Zeiten. Den heutigen Vermona – Machern geht Dein Kommentar womöglich runter wie Öl. Denn sie hatten seinerzeit durchaus ihre Bedenken, ob sie den Namen überhaupt weiterführen sollten. Aber wie immer: „Es ist das Produkt“. Den heutigen guten Ruf hat sich Vermona praktisch ausschliesslich selbst erarbeitet. Und inzwischen scheint es mir fast so, als färbt der sogar auf die alten Vermona- Sachen positiv ab. ;-)
Vielen Dank für die nette Erinnerung.
Woher kamen eigentlich die Instrumente aus dem kapitalistischen Ausland?
In Berlin gab es ja mal einen Intershop wo es nur Instrumente gab.
Kennt den Jemand aus dem Forum hier?
Dieser Synthesizer war mir so nicht präsent. Ich hatte mal Gelegenheit den Synthesizer der Ende der 80ziger von vermona gebaut wurde zu sehen und der Taster (so nannten sie den Keyboarder) der damaligen Tanzband hatte ein vermona String auch schon ganz gut, damals.
Ansonsten kann man sich nicht vorstellen wie wir damals gespielt haben.
Deshalb ist der Artikel eine wirklich hübsche Erinnerung.
@VerMona74 Die westlichen Synthesizer gab es alle auf dem Schwarzmarkt bzw dessen Annoncen in der monatlichen Zeitschrift Melodie und Rhythmus, die meisten sofort vergriffen war.
Da gab es einen DX7 oder einen D50 für 30.000 Ostmark. Den Intershop in Berlin hatte ich mal besucht, dass muss so 1987/88 gewesen sind und mir einen Sequencer und Sampler vorführen lassen.
@Cornel Hecht Ich glaube, dieses Intershop- Geschäft hab ich zufällig auch mal besucht. Das Pikante daran war schon der Standort. Nicht etwa im Zentrum, sondern ziemlich weit draußen im Süden (in der Nähe von Adlershof oder sogar Alt-Glienicke, richtig?
Aber abgefahren war, dass ich die Sachen dort selber spielen durfte. Ich erinnere mich an einen Roland Alpha Juno – und einen Casio CZ101. Es muss so etwa 1984/1985 gewesen sein. An Kaufen war natürlich kein Gedanke zu verschwenden – nur träumen… 🤤
@Christoph Oettinger Auf Wikipedia ist für Altglienicke ein Intershop mit speziellem Angebot von Musikalien/Instrumenten aufgelistet.
@Modellwelle …tatsächlich!
Nicht zu fassen, es überrascht immer wieder, was Wikipedia alles „weiß“. 🙂
@VerMona74 Es gab in der DDR alles, man musste nur Geld haben. Es gab ja auch Elektronische Musik in der DDR. Ich kann mich erinnern, dass die entweder über die von Cornel angesprochene Melodie und Rhythmus gekauft wurden oder auf dem Havelberger Pferdemarkt. Da standen Autos rum, da lagen die Synthis drin und man konnte entweder gegen Gebot(man warf einen Zettel ein) oder ähnliches kaufen. Ich hatte Glück und durfte in der Lehre im Jugendklub gleich am Tiracon 6V und Vermona DRM frickeln und eine HipHop Crew begleiten. Thomas Kurzhals hatte immer so schöne Geschichten auf Lager, wie West Synthesizer in die DDR kamen.
@VerMona74 Die meisten Instrumente wurden von Musikern mitgebracht, die Auslandsgastpiele (!) hatten oder von Senioren, die ja auch das kapitalistische Staatensystem frequentieren durften. Mein erster MKS50, CZ1000 und Döpfer LMK kamen so über die Grenze. Dann wurde das auf dem Schwarzmarkt angeboten oder auch ganz offiziell in den 2Hand-Abteilungen der Musikhäuser.
Hier in Leipzig gab es öfter Angebote von TB303 bis DX7. Im Intershop in Altglienicke (Siedlung neben S-Bahn Haltestelle) gab es mehr als die üblichen Mini-Casios, sogar antestbereit ausgestellt.
Der Vermona-Synthie flog bei mir nach der ersten Begeisterung wieder raus, zu wenig Druck, zu wenig Möglichkeiten, Nebengeräusche waren auch ganz sportlich – zumindest bei meinem Modell…
Nachtrag:
Komisch, dass Behringer die Sachen noch nicht nachbaut. 😀
Ich finde lustig, dass auf dem Panel bei VCO1 englisch „OCTAVE“ steht und bei VCO2 deutsch „OKTAVE“. :-) Überhaupt wundert mich, dass das Teil englisch beschriftet wurde.
@Andy Franke Wegen des Export, vermute ich mal.😀
@VerMona74 …“Treffer“!
Denn das klang doch mehr nach „Weltniveau“. 😀
@Andy Franke Das wundert mich auch. Wie war denn das bei anderen Geräten in der DDR, waren die zum Teil auch englisch beschriftet?
Ach spannend, ich wusste gar nicht, dass es ein Midi-Kit gibt.
Es sollte ja auch möglich sein, ihn nachträglich mit CV auszustatten. Vielleicht hat da ja jemand Hinweise o.ä.
Ich hatte meinen vor ein paar Jahren zur Wartung gegeben, der Techniker war auch fasziniert, wie aufgeräumt und effizient das alles gebaut wurde.
Ich wollte meinen auch schon das eine oder andere Mal verkaufen, aus ähnlichen Gründen, die dich vom Kauf abhielten. Aber er hat schon eine spezielle Faszination.
Toller Text! Mit Herz und technischen Details. Als Ossi voll nachvollziehbar. Und, ich würde das Ding an deiner Stelle nicht mehr hergeben, vorallem ausgestattet mit MIDI….cool, dass es das Kit gibt.
@zirkuskind …da haste Recht: Das Ding, über MIDI angesteuert – es ist sooo verrückt! 😀
Vielen Dank für den Bericht! Ist ja richtig spannend! Ich wusste nicht, dass es tatsächlich eine Produktion von Synthesizern in der DDR gab. Bis jetzt kannte ich nur den Synthesizer als Einzelstück im Filmmuseum Potsdam, der extra für die akustischen Effekte/Musik für den Film ‚Der schweigende Stern‘ (erschienen 1960) konstruiert worden war.
@St@rex Viele Geräte in der Art waren es auch nicht. Neben dem Vermona fällt mir nur noch der Tiracon ein. Davon gab es auch, glaube ich, ein paar mehr. Zumindest sieht man die eher schon mal irgendwo.
@Mr.Ketoujin Den Tiracon habe ich „in echt“ leider nie gesehen. Ich meine mich aber zu erinnern, wie der mal in DT64 (DDR-Radio) vorgestellt wurde. Dazu hatte man sich Reinhard Lakomy eingeladen, der ihn vorführen sollte. Lakomy galt ja zu der Zeit als der „Papst“ der elektronischen Musik in der DDR.
Ich könnte mir aber vorstellen, dass der Tiracon womöglich noch seltener ist. Einfach, weil er noch später kam.
@Christoph Oettinger Der Aufbau des Tiracon ist recht gut in dem 1989 erschienenen Buch “ Moderne Musikelektronik“ von Schulze / Engel beschrieben(Militärverlag der DDR!!!). Er hat schon so ein wenig vom Korg Poly 800, aber er hat für jede der sechs Stimmen einen eigenen VCF und VCA. Er ist aufgebaut um die damaligen Z80 4MHz CPU Schaltkreise und hat hauptsächlich die kurz vorher verfügbaren OTA AK317 (17600) und die Digitalschaltkreise 4066 und 4051 als technischer Hintergrund. CPU Platine und 6 Voicecard, normaler Aufbau. Ich habe den sogar im Laden gesehen, aber der Preis war wohl ähnlich, wie der Vermona Synthesizer.
So ganz nebenbei glaube ich viele der abenteuerlichen Geschichten, wie die DDR Musiker zu Ihren Equipment gekommen sind, nicht unbedingt….z.B. was Hammond Orgeln betrifft….
@St@rex Ansonsten muss man schon tief in die Mottenkiste greifen:
https://m.youtube.com/watch?v=8ajtYF_0LOw
@St@rex Das Subharchord wurde nicht extra für den Film „Der schweigende Stern“ entwickelt. Es wurde Ende der 1950er Jahre begannen im Labor für Akustisch-Musikalische Grenzprobleme des RFZ (Rundfunk- und Fernsehtechnisches Zentralamt der Deutschen Post der DDR) Ingenieure an neuen Mitteln zur Klang und Geräuscherzeugung zu forschen. Das Ziel war es zunächst, eine neue elektronische Orgel zu entwickeln. Vermona hatte schon vor dem Vermona Synthesizer Stringmaschinen und anderes im Programm. Das neue hier am Vermona Synth war das man das Konzept um durchaus sinnvolle Sachen erweitert hat.
@TobyB Ah, interessant. Vielen Dank für die zusätzlichen Infos. Ich habe meine nur von der Tafel im Museum bzw. von der Webseite…
1988 kam ich regelmäßig an einem Musikgeschäft in Meiningen vorbei, wo ich gerade stationiert war. Und da stand er im Schaufester mit seinem Preisschild (4500 Mark). So bewunderte ich ihn immer und dachte: „Damit würde ich endlich all die Töne machen , wie meine 80er Synthi-Pop-Idole. Aber so viel Geld würde ich niemals ersparen können. Ein Jahr später kaufte ich mir dann im Westen für einen fairen Preis mein erstes bezahlbares Casio-Instrument. Kurz darauf sah ich den Vermona-Synth noch mal bei einem Bekannten, der mich in sein Studio zur Besichtigung ließ. Er meinte, er sei kaputt und gäbe nur einen Ton von sich. Heute begreife ich warum … Mit meinem Casio konnte ich etwa 5 Töne gleichzeitig drücken.
Ja heute denke ich öfter, ich hätte trotzdem gerne getauscht, aber nun weiß ich immerhin, was ein Synthesizer ist und was man alles mit seiner kleinen Sammlung in 2022 anstellen kann. Damals aber haben wir, die wir klein anfangen mußten, eben Pappeimer und geliehene Klaviere benutzen müssen. So entstand eben eine andere Musik und manchmal macht die Not sogar erfinderisch. Vielleicht ist DDR-Musik auch deshalb nicht automatisch immer schlecht.
sehr „schöner“ Artikel, aber „irgendwas“ stört, ob seiner „inflationären Anwendung“, doch den „Lesefluss“..
@elbonzoseco Geht mir auch so. Artikel sehr schön, zumal für mich als Wessi sowas zu den interssanten Exoten zählt. Aber der Anführungsstriche sind es arg viel. Das war mal „sehr“ in Mode. Gab sogar ne lustige Titanicausgabe „zu“. Nichts „für“ ungut. Gut geschrieben und informativ plus Lechz-Faktor. Danke!
Interessant finde ich durchaus den Preis – 4500 Mark auf der richtigen Seite des Schutzwalls waren auf dem Kapitalmarkt (je nach Jahr) so ungefährt 200 Faschistenmark, und das wäre, wenn ich so den Artikel lese, ein guter Preis gewesen.
@moinho Naja, 1:20 wäre ein bissl hart gewesen. Es wurde immer so mindestens von 1:5 gemunkelt, und teilweise auch bis zu 1:10. Aber es wäre wohl übertrieben zu sagen, dass überhaupt sonderlich viel getauscht worden wäre. Dafür war es zu „ineffizient“, da gab es andere Wege. Eines glaub ich aber gern: Auch für 500-600DM hätte Dir die „Abteilung Kommerzielle Koordinierung“ den Synthie im Westen gern verkauft, wenn sie einen Vertriebsweg gefunden hätten…. ;-)
@Christoph Oettinger Über den Wert der Mark der DDR kann man vortrefflich streiten. Meines Wissens waren die Währungen des Ostblocks nicht umtauschbar, sodass es keinen offiziellen Devisenkurs gab. Trotzdem listete der Kölner Stadtanzeiger in den Achtzigern regelmäßig einen inoffiziellen Umtauschkurs D-Mark zu Ostmark, der meistens zwischen 1:7 und 1:8 lag. Der hatte mit der Kaufkraft der DDR-Mark gar nichts zu tun. In der Planwirtschaft der DDR wurden alle Preise staatlich festgelegt — nach ideologischen Kriterien. Ein Kilo Brot 70 Pfennig, eine Wohnungsmiete typischerweise 50 bis 70 Mark pro Monat. Dagegen ein Luxusgut wie ein Trabbi gleich mal 18.000 Ostmark plus Wartezeit.
Nach dem Zerfall der DDR hat man ja vorgerechnet, dass dort viele Produkte, die man notgedrungen selbst herstellte, wie etwa Fotoapparate oder die Robotron Computer, mehr Produktionskosten verursachten, als sie im Verkauf einbrachten (z.B. 3 Mark Produktionskosten für 1 Mark Warenwert). Ich fürchte, das betraf auch den Vermona Synthesizer.
Ich kenne Vermona als modernen Hersteller guter Elektronik! Vergleichbar mit Döpfer oder Fricke. Dass die Firma einem Kombinat entwachsen ist, war mir total neu. Find ich gut. Dass die DDR-Bürger bei ihren eigenen „Errungenschaften“ oft die Nase gerümpft haben, liegt sicher nicht unbedingt an der Qualität der Produkte. Es war wohl eher die Sehnsucht nach Produkten, die man nicht haben konnte. Oder?
@Tomtom …nicht die Firma – aber dass die Mitarbeiter der heutigen Vermona dem damaligen Kombinat „entwachsen“ sind – das könnte man schon sagen. ;-)
Heute findet man Vermont retro und cool.
Als betroffener DDR- Musiker habe ich diese Marke gehasst.
Es gab einfach keine gescheiten Keyboards für normale Menschen ohne Westkohle, ich weißnoch, wie ich ca. 1987 eine Formation Ii geschenkt bekommen habe. sofort Frust bis zur Halskrause.
Verzweifelt haben wir versucht, damit Musik zu machen, es war eine absolute Verhöhnung.
Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Es ist wirklich ein spannender Einblick in eine für mich schon gefühlt unwirkliche Zeit, obwohl meine Eltern beide die Errungenschaften des real existierenden Sozialismus in Polen erleben durften und ich als Kind die Wende miterlebt habe. Jetzt kommen plötzlich Themen wie Chipkrise, Ukraine-Krieg und Corona, hoffentlich werden Synthesizer nicht wieder absolute Luxusgüter, die auch kaum ein Mensch mehr leisten kann.
Ich bewundere die Hingabe, mit der du dich um dieses Instrument gekümmert hast. Ich habe als relativ frisch gebackener Familienvater im Moment kaum Zeit, meine Instrumente überhaupt zu nutzen. Vielleicht kann ich als Rentner auch mal so ein schönes Projekt angehen, bei dir scheint es sich ja wirklich gelohnt zu haben.
@d_eric …ähhm – ich muss aber klar stellen, dass ich noch KEIN Rentner bin. =;-)
Es gibt Instrumente, da bekomme ich schon beim Anblick eines Fotos große Lust, diese anzufassen und auszuprobieren. Das gilt z.B. für die Synthesizer von GRP.
Zu dieser Kategorie zählt der Vermona sicher nicht. Ich empfinde die Optik eher schwierig.
Aber dass es dieses Instrument überhaupt gab, verdient Respekt. Auch wenn er klanglich nicht an Minimoog oder Arp Odyssey heranreicht, schlecht klingt er nicht in meinen Ohren.
Übrigens gab es in der DDR mit dem Tiracon 6V auch einen 6stimmig polyphonen Synthesizer mit MIDI und Sequencer. Wer schreibt den Blue Box Artikel dazu?
@SynthNerd Hello SynthNerd,
ich glaube, TYRELL würde sich ein Loch in den Bauch freuen, wenn jemand mal so ein Ding mal rankriegen könnte. Allerdings muss ich zugeben, dass es mich schon angesichts von dessen Optik/Haptik bei Weitem nicht so reizen würde, selber einen zu besitzen… für einen Test allerdings wär ich mir nicht zu schade. ;-)
@Christoph Oettinger Also einen Tiracon kann ich euch zum Testen gerne leihen. Hab auch den Vermona-Synth und finde ihn recht gut. Mag aber auch daran liegen, dass ich irgendwie zum Sammler geworden bin. So habe ich unter anderem auch einen Stapel Sowjetsynths. Einfach unverbrauchte, selten zu hörende Sounds und nettes Design. Zum Glück hatte ich meinen Vermona Synth komplett gewartet zu einem günstigen Preis bekommen. Und nicht nur dadurch mag ich ihn.
Nach dem ich die Hörbeispiele gehört habe und auch das Video von Marko Ettlich aka Retrosound gesehen habe drängt sich mir eine Frage auf. Bei den tiefen Synthesizer Bass Beispielen hört man immer einen sehr hohen Ton ettliche Oktaven höher… Quasi ein bleeding etwas leiser… Das selbe Phänomen habe ich bei meinem Korg poly 800… Vielleicht kann mir hier jemand erklären was da technisch passiert… Anfangs dachte ich schon der Synth ist kaputt und sieht nur äußerlich wie aus dem Ei gepellt aus… Dann habe ich es auch bei den verfügbaren Demos im Netz bemerkt… Das man dieses Phänomen mit einem simplen high Cut beheben kann ist mir klar.. ich frage mich aber warum der Synth (bzw die synths) so konzipiert wurden denn das Filter hat ja eigentlich die Aufgabe solche Frequenzen heraus zu nehmen… Was ist der Grund? Billigere Bauteile? Geringere Filtergüte? Ich kapiere nicht warum das von vornherein nicht anders konzipiert wurde… Andere Synthesizer aus der Generation zeigen dieses Verhalten nicht… ;)
@Joey*~ Vielleicht ist mein Gehör nicht gut genug, sodass ich da nichts störendes höre. Bei dem Poly 800, den ich seit 1984 besitze, ist mir so etwas auch in jüngeren Jahren nie aufgefallen. Womöglich ist das eine Alterserscheinung der Geräte. Mir fällt aber auf, dass sowohl der Vermona als auch der Korg Oszillatoren enthalten, die nach „Fußlagen“ eingestellt werden, bis hinauf zu zwei Fuß (2′), einer sehr hohen Oktave. Vielleicht entsteht da ja eine Interferenz?
Wenn man den Korg aufschraubt, z.B. um Batteriekorrosion aus dem Batteriefach zu kratzen🙄, zeigt sich ein sparsamer technischer Aufbau mit wenigen, großen Chips, der nun gar nicht an das Innenleben des Vermona erinnert. Die einzige Parallele, die ich erkenne, ist eben diese Fußlagenschaltung aus dem Orgelbau.
1985 einen Poly 800 für 9.000 Ostmark gekauft und 1987 für den gleichen Preis verkauft. Alternativ gab es ja einen DDR Nachbau eines Poly800 der glaube ich unter 5000 Ostmark gekostet hat, aber auch um Welten grottiger war. Vielleicht kann man das Modell mal auftreiben und vorstellen. Tiracon 6V hieß das gute Stück.
Den Dx7 für 24.000 Ostmark ( nur zusammengeborgtes) gekauft 1987 im Erfurter An und Verkauf hab ich heute noch.
@schmatthi Es mag ein paar Gemeinsamkeiten zwischen Tiracon 6V und Poly 800 geben, aber ein Nachbau ist der Tiracon sicher nicht.
@SynthNerd Das habe ich natürlich etwas falsch ausgedrückt. Nachbau mit Sicherheit nicht, da hast du recht. Aber nach meiner Erinnerung war Klang und Konzept doch an den Poly800 angelehnt.
@schmatthi Ja, beide waren polyphon, analog, hatten MIDI, Sequencer, 49er Tastatur, ähnliches Bedienfeld und Beschriftung.
Der Poly800 nutzte aber 8 DCOs und konnte wahlweise vierstimmig mit 2 DCO pro Stimme spielen. Das konnte der Tiracon nicht. Er hatte 6 voll analoge VCOs.
@SynthNerd bei dem tiracon definitiv sofort an den poly 800 gedacht jedenfalls… Kann doch gar nicht sein dass nur ich den hohen Ton höre 🤯 edit: @martinm. Ein minimoog hat ja auch Oszillatoren die man über Fußlagen einstellt… Eigentlich so ziemlich viele analoge Synthesizer haben das wie zbsp auch mein polyD und mein jx8-p… Die haben aber diese Auffälligkeit nicht…
Ich kam zufällig zu einem Vermona Synthesizer gegen Ende der 90’er Jahre, gerade als zunehmend die Softsynths am Computer angesagt waren. Bis dahin hatte ich auch nur digitale Synths wie den Yamaha DX21, Casio VZ-1 oder Korg M3R.
Da der Vermona Synth als mein erster analog Synth das ganze Gegenteil von dem war, was ich bisher nutzte, war das Gerät auch sehr faszinierend – Sound und Haptik.
Es dauerte nicht lange bis ich das Gehäuse öffnete und die Schaltungen begutachtete. Mit Hilfe von Krokodilklemmen und einem altem Gerät mit Line In und Lautsprecher habe ich den Weg zum Filter gefunden und einen Einfang für externe Signale als Klinke eingebaut und das Signal vom Oszilator abschaltbar gemacht. Das Volume Pedal zum Steuern des Filter zu nutzen fand ich natürlich sinnvoller 😜. Ich habe so einiges durch den Filter geschickt, und natürlich hin und wieder den Synth als solches genutzt. Ca. 2012 bin ich dann auch auf das MIDI Kit aufmerksam geworden und habe es eingebaut.
Heute sind für mich DX21, M3R und VZ-1 schon lange Geschichte, sowie auch Softsynths am PC. Wenn dann schalte ich das Modular-System ein.😁
Danke für den Hinweis mit dem Midi-Kit! Das werde ich mir bei der geplanten Durchsicht meines Exemplars direkt einbauen lassen! 👍
Daneben steht bei mir eine DRM von 1987, die ein überaus funkiger Drumcomputer ist!
https://youtu.be/NkIhVjq3DTg
Als elektrisch begabter Sohn eines (u.a. Tanz-) Musikers baute ich neben anderen Geräten 1982 mit 17 einen Mono-Synthi, der im Wesentlichen auf Hans-Jochen Schulzes Gerät (electronica Bd. 180) zurückging, allerdings bereits mit moog Filter usw. (den Schaltplan eines moog konnte ich per Post in den Osten schmuggeln). Bereits damals war mir klar, dass Vermona hoffnungslos zurück hing, wenn bereits ein jugendlicher Hobbyelektroniker besser und schneller war. Das gleiche Spiel hatte sich vorher mit dem Vermona Phaser ’80 abgespielt. Da verwendete mein Papa längst einen Eigenbau von mir. Als dann der Vermona Synthi erschien, rang er mir und den Musikern sowieso damals nur noch ein müdes Lächeln ab. Alle hatten ja längst weitaus bessere westliche Technik.
1983 war dann der nächste Eigenbau ein polyphoner Klon des Korg PS3100, mit dem ich dann noch Musik in einer Band machte. An den 48 Platinen löteten 2 Leute mehrere Tage…
Heute aber nette Nostalgie 🙂
Den Klang hatte ich shon vergessen, danke!
Hab mich gerade daran erinnert, wie die Dame in Dresden im Funkamateur immer schaute, wenn ich die gesamte Lagermenge DDR-Mosfets kaufte 😂
Der Vermona Synth war mein erster „richtiger“ Synthesizer. Zu DDR-Zeiten in Zwickau am Musikgeschäft die Nase plattgedrückt, 4750,- Mark waren weit weg zum Kaufen ;-) Den Tiracon hab ich damals nie zu Gesicht bekommen. Ist mir alles erst nach der Wende zugelaufen. Ich mag meinen Vermona und werd den neben meinem Vermona mars wohl nie hergeben. Vom Tiracon hatte ich mich dummerweise aus heutiger Sicht wieder getrennt. Konnte dem nix abgewinnen, Klang immer bissel muffig. Hab mich vielleicht soundtechnisch zu wenig damit beschäftigt. Hab ne Zeitlang einige der Tiracons in Pflege gehabt, defekt gekauft, repariert und wieder veräussert. Hatte in Cottbus einen Schwung original Ersatzplatinen erwerben können. Aber leider nun alles weg. Serviceunterlagen und Programmierdaten hab ich noch auf der http://www.tiracon-6v.de . Zum Vermona, das „Durchsingen“ der oberen Fusslagen vom VCO kann ich bei meinem und einigen anderen Exemplaren bestätigen.