Analoger Underdog mit 80s Sound
Mit dem Korg Poly-800 hat Korg 1983 einen mobilen Synthesizer für „kleines Geld“ geschaffen. Der kleine Analoge hat es in sich und ist geradezu prädestiniert für verschiedene Mods. Vor allem der Einbau von Cutoff- und Resonance-Reglern ist weit verbreitet. Und angesichts des noch immer günstigen Gebrauchtmarktpreises sollte man dem Korg Poly 800 auf jeden Fall eines zweiten Blickes würdigen.
Inhaltsverzeichnis
Ein wenig Geschichte zum Korg Poly-800
Synthesizer können menschlich sein. Verschiedene Modelle haben unterschiedliche Stärken und Schwachstellen. Sie können aber auch „Sex-Appeal“ haben. Welcher Synthi-Liebhaber kann einem äußerlich attraktiven Instrument wie dem Prophet-5 oder Jupiter-8 schon widerstehen? Knöpfe, die zum Klangschrauben einladen, wertige Verarbeitung aus stabilem Holz und/oder Metall – Werte, die die Zeitlosigkeit und Wertbeständigkeit der Instrumente unterstreichen.
Gäbe es eine „Synth-Wahl“, bei dem der „sexiest Synthesizer“ gewählt würde, dann stünde es wahrscheinlich nicht besonders gut um den Korg Poly-800. Was für Menschen schon lange gilt, gilt auch für Synthesizer – Aussehen ist eben nicht alles, auch (oder vor allem?) die inneren Werte sind wichtig. Das gilt umso mehr bei dem Plastik-Kameraden Poly-800, dem ersten Synthesizer von Korg, der nicht, wie bis dahin üblich, aus Metall und Holz gefertigt wurde. Dass dies auch Vorteile mit sich bringt, werden wir weiter unten noch erfahren.
Der Korg Poly-800 wurde 1983 vorgestellt – und zu einem unglaublich musikerfreundlichen Preis von ca. 1.600,- DM angeboten. Man bekam dafür einen 8-stimmigen Synthesizer mit 64 RAM-Speicherplätzen mit eingebauten Step-Sequencer und mit der damals brandneuen MIDI-Schnittstelle. Darüber hinaus ließ sich das Instrument auch als Remote-Keyboard umhängen. Das war eine Menge Holz fürs Geld – und so wurde der Poly-800 zum typischen Einsteiger-Synthi dieser Zeit, der sich sehr gut verkaufte.
Hardware Korg Poly-800
Die grau lackierte Plastikkonstruktion, die kleinen Abmessungen und das externe Netzteil verhelfen dem Korg Poly-800 zu einem Fliegengewicht von ca. 7 kg. Das kommt ihm im Einsatz als Remote-Keyboard zugute – seitlich lässt sich ein Umhängegurt anbringen wie bei einer E-Gitarre. Das Display, bestehend aus vier „7-Segment LED“-Anzeigen, ist in ein kleines Pult mit Bedienelementen eingebettet und weckt leicht Assoziationen mit dem Cockpit des Knight Rider Wunderautos KITT. Die Parameter sind übersichtlich auf dem Gehäuse aufgedruckt, wobei die merkwürdige Farbkombination aus Grau-Metallic, Türkis, Orange, Rot und Weiß einen etwas „uneindeutigen“ oder gar trashigen Eindruck hinterlässt. Schön? Hässlich? Oder beides gleichzeitig?
Wenn man Sounds verändern/programmieren will, gibt man den Code des gewünschten Parameters ein und verändert den Wert mit den Plus/Minus-Tastern. Das ist natürlich nicht so intuitiv und bequem wie mit einem eigenen Regler pro Parameter, aber man kann damit gut arbeiten. Für Live-Schrauben ist das allerdings weniger geeignet. Die Klaviatur umfasst 4 Oktaven und ist nicht anschlagdynamisch – die Qualität entspricht der Geräte Polysix und Poly-61 aus dem gleichen Hause. Am Anfang gab es den Poly-800 auch mit einer invertierten Tastatur, später wurde nur noch die normale Version angeboten. Mit dem für Korg typischen Joystick lassen sich Vibrato, Filtermodulation und Pitchbending realisieren.
Anschlussseitig gibt es ein Stereoausgang, Kopfhörerausgang, Buchsen für das Tape-Interface, Pedalanschluss für Programm-Umschaltung und schließlich MIDI In und Out.
An der Unterseite befindet sich ein Batteriefach für 6 Batterien – diese sind Pflicht, falls der RAM-Speicher nach dem Ausschalten erhalten bleiben soll – frühe Poly-800 Versionen haben nämlich gar keine Pufferbatterie.
DCOs – Digital Controlled Oscillators
Die Klangerzeugung des Korg Poly-800 kennt zwei Betriebsarten: WHOLE und DOUBLE. Im WHOLE-Modus spielt der Poly-800 8-stimmig mit 1 Oszillator (DCO) pro Stimme, im DOUBLE Modus dagegen 4-stimmig mit 2 DCOs. Letzteres ermöglicht natürlich fettere und komplexere Sounds. In der Praxis ist deshalb DOUBLE MODE the way to go – sonst nutzt man das Potential des Poly-800 nicht aus. In der Konsequenz schrumpft die Polyphonie dann allerdings auf 4 Stimmen.
Die DCOs lassen sich gegeneinander verstimmen und in allen möglichen Intervallen zueinander stimmen. Eine Eigenart des Poly-800 ist, dass alle Schwingungsformen eigentlich aus Rechtecksignalen gewonnen werden, die je nach aktivierten Fußlagen verschiedene Formen ergeben. Das erklärt auch den etwas „harten“ Sägezahnsound, der für den Poly-800 typisch ist. Dieser Aufbau ermöglicht auch typische Orgel-Sounds, die für einen Analogsynthi eher ungewöhnlich sind.
Weitere mögliche Schwingungsformen sind Puls und Rechteck. An Pulsbreitenmodulation (PWM) oder gar an so was wie Ring- oder Crossmodulation ist beim Korg Poly-800 nicht zu denken, ebenso wenig Tonhöhensteuerung durch Hüllkurve. Man kann also behaupten, der Korg Poly-800 will immer angenehm und nett klingen, für Experimentelles oder gar Brutales hat er nicht viel übrig.
Trotzdem ist die Parameteranzahl des Poly-800 erstaunlich – der deutlich teurere und größere Poly-61 besitzt ungefähr nur halb soviel.
VCF – Voltage Controlled Filter
Eine weitere Eigenart des Poly-800 ist die Tatsache, dass es nur ein einziges Filter gibt – und zwar für alle Stimmen gemeinsam! Es ist klar, dass mit diesem Konzept bestimmte Sounds nicht gelingen wollen wie bei anderen Analogsynthies, die für jede Stimme ein separates Filter besitzen, beispielsweise der Korg Polysix.
Auf der anderen Seite sind gerade durch diesen Aufbau bestimmte Sounds und Spielweisen möglich, die mit anderen Synthies nur schwer hinzubekommen sind. Das analoge 24 dB Filter macht ansonsten seine Sache sehr gut und klingt rundum warm-analog, vor allem bei Pads kommt dies gut zur Geltung. Die Filterresonanz kann fast bis zur Eigenschwingung aufgedreht werden.
Digital Envelope Generator
Beide Oszillatoren haben mit DEG1 und DEG2 jeweils ihre eigene Lautstärkehüllkurve. Das ermöglicht auch ungewöhnlichere Verläufe wie z. B. Schwingungsformform Überblendungen. DEG3 ist für das Filter und für die Steuerung des NOISE-GENERATORs (weißes Rauschen) zuständig.
Die üblichen ADSR-Hüllkurven wurden zusätzlich mit BREAK POINT und SLOPE Parametern erweitert – diese zwei Parameter braucht man in der Praxis jedoch eher selten, da bei Analogsounds ADSR meistens ausreicht. Die digitalen Hüllkurven des Poly-800 sind nicht gerade rasend schnell. Beim Programmieren von perkussiven Sounds hat man öfters das Verlangen, den ATTACK-Wert noch weiter herunter zu regeln, obwohl er bereits schon auf Null steht. In dieser Hinsicht ist der Poly z. B. einem Roland Juno-60 merklich unterlegen.
LFO und Co.
Der LFO ist recht einfach ausgestattet – die einzige Schwingungsform ist Sinus, regelbar sind Frequenz, Einsatzverzögerung und jeweils unabhängig voneinander die Wirkung auf VCF und DCOs. Ein nicht regelbarer Stereo-CHORUS kann zum Gesamtsound hinzugeschaltet werden, was Flächensounds deutlich mehr Volumen verleiht. Interessant ist auch die CHORD MEMORY Funktion, die auch über MIDI OUT ausgegeben wird. Ein polyphoner, einfacher STEP-SEQUENCER rundet das Bild ab.
Wer seine Sounds extern archivieren will, der muss dies entweder oldschool-mäßig über das eingebaute Cassetten-Interface tun – oder über MIDI SysEx, wobei das Instrument vorher einen entsprechenden MIDI-Befehl erhalten muss. Frühe Versionen des Poly-800 kennen allerdings MIDI SysEx nicht. Ebenso haben frühe Exemplare keine eingebaute Speicherbatterie – so dass die Sounds nur dann erhalten bleiben, wenn sich 6 Batterien im Batteriefach befinden.
Korg EX-800
Nicht unerwähnt bleiben sollte der Korg EX-800, die Expander-Version des Korg Poly-800, die bis auf die fehlende CHORD-MEMORY Funktion und dem fehlenden Batteriefach identisch ist. Das fehlende Batteriefach machte dann auch eine Pufferbatterie zur Pflicht. Der EX-800 macht äußerlich einen viel professionelleren Eindruck: Metallgehäuse in schickem Polysix-Design und -Farbgebung.
Zum Lieferumfang des EX-800 gehörte auch ein Satz Rack-Montagewinkel, um das Gerät in ein 19“-Rack einzubauen zu können. Das Problem ist hier allerdings, dass viel Platz im Rack beansprucht wird, zumal über dem EX-800 auch noch mindestens 1 HE Platz für die Anschlüsse freigelassen werden muss. Am besten macht er sich deshalb als Desktop-Expander.
KORG POLY-800 II
Der Poly-800 II erschien 1986 als „auf die Höhe der Zeit gebrachter“ Nachfolger mit einigen zusätzlichen Features. Das Design orientierte sich stark an dem DW-8000 in dezentem Anthrazit. Statt Chorus gab es jetzt ein programmierbares Digital-Delay. Zusätzlich gab es einen einfachen programmierbaren Equalizer, mehr Sequencer-Speicher und leicht erweiterte MIDI-Möglichkeiten. Nun gab es auch eine interne Speicherbatterie wie bei anderen Synths.
Trotz dieser Verbesserungen floppte das Gerät. Ein Grund mag wohl gewesen sein, dass der Poly-800 II im Zuge des Redesigns u. a. ein anderes, neutraler klingendes (ebenfalls analoges) Filter bekam und so nicht mehr den warmen Soundcharakter seines Vorgängers reproduzieren konnte – auch Sounddaten-technisch war er nicht mit diesem kompatibel.
Das eingebaute Digital-Delay kann von Delay über Chorus bis zum Flanger eingestellt werden; der Sound kann jedoch seinen „preiswerten“ Charakter nicht verleugnen und ist nicht mit dem Delay eines DW-8000 vergleichbar. Eine Expanderversion des Poly-800 II gab es übrigens nicht.
Moog Slayer, Mod für den Poly-800
Abschließend sei noch erwähnt, dass sich im Internet Anleitungen für Modifikationen für den Poly-800 finden. Die bekannteste ist die Nachrüstung mit Reglern für Filter-Cutoff und Filterresonanz. „Moog Slayer“, ein Poly-800 Kenner, schreibt die ganze Software des Gerätes um und implementiert neue Funktionen wie z. B. verschiedene LFO-Schwingungsformen und Portamento. Auch ein Arpeggiator soll in Planung sein.
Der Korg Poly 800 on YouTube
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,,Trotz dieser Verbesserungen floppte das Gerät. Ein Grund mag wohl gewesen sein, dass der Poly-800 II im Zuge des Redesigns u. a. ein anderes, neutraler klingendes (ebenfalls analoges) Filter bekam“. Diese Behauptung ist komplett falsch. 1986 haben nur sehr wenige Leute sich für Filter interessiert. Billige FM-Kisten von Casio wie die CZ-Serie und 4 Operatoren FM-Kisten von Yamaha wie DX-100 verkauften sich dagegen sehr gut, weshalb auch Korg 1987 mit DS-8 und 707 ins FM- Geschäft einstieg.
@8 Bit Fighter Wie geschrieben, das Filter mag ein Grund gewesen sein. Daß meine Aussage „komplett falsch“ sei, würde ich nicht unterschreiben. Schließlich waren gut klingende und preiswerte Analog-Synths 1986-1988 durchaus erfolgreich, wie z. B. die Roland Alpha Juno-Serie oder der Oberheim Matrix-1000 bewiesen haben. Nur viel Geld durften sie nicht mehr kosten, denn die Technik sah man als veraltet an.
Der Witz mit dem DX100 war gut… Yamaha wäre wäre froh gewesen, hätten die wenigstens nur annähernd so viele Einheiten verkauft wie Roland mit dem Alpha-Juno.
@c.hatvani Aus der Sicht von Korg war der Poly 800 mit etwa 100.000 verkauften Exemplaren ein Verkaufserfolg. Der Yamaha DX100 verkaufte sich dagegen tatsächlich nicht besonders gut.
@k.rausch mein Kommentar bezog sich auf Poly 800 MkII und nicht MKI. Der Autor schreibt, dass MK II floppte. Ich hab nicht die Verkauf Zahlen von Poly 800 MK I mit DX 100 verglichen. Im Vergleich zu poly 800 MK II verkauften sich 4 Op Yamahas wie DX 100 und Casios hervorragend.
@c.hatvani mein Kommentar bezog sich auf Poly 800 MkII, weil Du ihn als Flop bezeichnet hast. DX 100 und andere günstigen FM Kisten verkauften sich im vergleich zu Poly 800 MK II sehr gut. Mehr als 80% der Synthesizer-Käufer haben ihre Geräte nicht programmiert, sondern nur die Presets gespielt. Korg M1 Hatte nur noch ein 2 pole Filter ohne Resonanz, hat aber die Käufer nicht gestört, Viele wussten nicht mal, was ein Filter ist, deswegen hört in den Songs von Damals meistens Presets.
Toller Bericht über einen absoluten „Underdog“. Würde ich mir auch heute nicht kaufen. Trotz der klasse Sounbeispiele …
Als Student war der Poly800 für mich die einzige Möglichkeit mein Fender Rhodes mit anderen Klangfarben zu erweitern. Es war mir schon klar, dass seine Möglichkeiten beschränkt waren, (wie meine finanziellen Möglichkeiten) aber damit konnte ich prima leben. Ich erinnere mich wie ärgerlich ein Freund war, der sich kurz vorher für das doppelte einen Polysix gekauft hatte. In einer Band war der Klang völlig ausreichend, er konnte Orgel, Strings, Brass und Solo, nicht brillant aber ordentlich. Der Poly800 war der Zugang zu einer neuen Welt, die ich sonst wohl nicht gehabt hätte.
Habe den Korg Poly-800 in einigen Homestudios älterer Semester gesehen, immer irgendwie defekt. Bei so einem Gerät überlegt man natürlich, ob sich eine Reparatur überhaupt lohnt. Aber warten wir‘s mal ab, wie sich die heutige Synt-Generation über die nächsten 40 Jahre bewährt. Ich hoffe, die Blue Box-Artikel dann noch lesen zu können …
Ich habe schon mehrfach „defekte“ Poly-800 eingesammelt von solchen Leuten. Meistens war nur die Speicherbatterie leer und die Sounds mußten wieder aufgespielt werden. Da die ersten Exemplare für den Speichererhalt 6 große Batterien brauchten, haben viele Säureschäden von ausgelaufenen Batterien. Ansonsten ist das Instrument von der Langlebigkeit und Zuverlässigkeit recht gut, solange es einigermaßen gepflegt wurde. Meine Exemplare funktionieren heute noch prächtig.
@c.hatvani Stimmt, kann mich an das Batteriethema mit Säureschaden erinnern. Und nach Ausschalten immer wieder alles weg. Für Bastler vielleicht interessant, ich würde die 250,- bis 300,- Euro + Reparatur & Wartung heute anders anlegen. Verstehe aber die persönliche Präferenz für ein bestimmtes Gerät. Ich werde z. B. beim Ensoniq ESQ-1 schwach und würde bei der Rackvariante ESQm sehr wahrscheinlich blind zugreifen. True Love … :-)
Ob man für Reparatur und Wartung was anlegen muß hängt sehr vom Zustand ab. Falls es ein „Rentner-Synth“ aus erster Hand ist, der immer im Case stand und nur gelegentlich gespielt wurde, muß man nichts machen, außer vielleicht die Speicherbatterie erneuern. Falls es ein Live-gepeinigtes, abgegriffenes Exemplar ist, das 10x auf eBay verkauft, von jedem zweiten aufgeschraubt wurde, und das einer seiner zahlreichen Vorbesitzer jahrelang im Keller verstauben ließ – dann sieht es wieder anders aus.
Hallo c.hatvani,
braucht Ihr noch Fotos vom Poly 800 II?
@MichBeck Ah, ok. Dachte nur, da in diesem Artikel explizit danach gefragt wurde.
@MichBeck Hallo MichBeck,
lieben Dank für Dein Angebot, mittlerweile haben wir ein schönes Foto gefunden und eingebaut. :)
Die meisten Rückmeldungen, die ich auf mein „Fury-800“ VST/AU-Plug-In bekomme, kann man in etwa auf den folgenden Nenner bringen: „Der Poly-800 klang nicht so dolle, aber er war billig und mein erster Synthesizer!“. Da schwingt dann verständlicherweise immer eine Menge Nostalgiefaktor mit.
Auch für mich wäre es beinahe der erste „echte“ Synth gewesen (den SID im C64 zähle ich mal nicht mit…). Am Ende ist es dann aber der Mono/Poly (auch paraphon) geworden. :-)
@Full Bucket Ja ja, die Sorte kannte ich…. Monopoly, wie? ^^…. Poly 800 war tatsächlich auch mein erster, meine „Kollegen“ hatten dann DW 6000 und Roland Junos Alphas 1 und 2…. Aber ich mochte den Poly trotzdem gerne, mag ihn immer noch… Ist nur leider defekt
@Full Bucket An dieser Stelle ein großes DANKE für das Fury800 Plugin !!! Sehr sehr gut gemacht, und fängt den Klangcharakter meiner Meinung nach voll ein. Da bräuchs kein Original mehr…
@Full Bucket Also sehr authentisch klingt diese Software nicht gerade, habe mir Soundbeispiele angehört. Höchstens für jemanden, der den Poly-800 nicht kennt. Klingt aber nicht schlecht, ist halt sauberer, genauer, mehr Hifi-mäßig und vor allem anders… wie ein VST. Naja er ist kostenlos, da sollte man es nicht so genau nehmen. Musikalisch brauchbar allemal.
Ja, das war tatsächlich mein erster „Polyphoner“. Genau richtig, um meinem MS-20 ein paar Teppiche zu legen. Manchmal hab ich den zu meinem Klavier eine Etage tiefer geschleppt und kam mir dann vor wie Rick Wakeman.
War aber trotz allem froh, als ich den „Polly“ wieder los war und nach einem Ferienjob stattdessen mit dem SY-22 ein, ehem, richtiger Synth Einzug hielt. Mich hat vor allem der Sound der Oszillatoren mit den Treppenstufen-Wellenformen gestört. Damit klang das Ding immer irgendwie nach billiger Spielzeug-Orgel. Gottseidank ist dieses Prinzip später meines Wissens nach später nie wieder aufgelegt worden. Ich vermute, dass der „Sägezahn“ aus Kostengründen auf einer Frequenzteiler-Schaltung basiert.
Letztlich ist das einer der wenigen Synths aus dieser Zeit, bei deren Anblick mich nicht unmittelbar ein „Habenwollen“-Reflex erfasst, sondern Grusel.
@Herr_Melin Genau so ist das mit dem „Treppenzahn“… der KORG Delta hatte eine ähnliche Schaltung (wenn auch mit einem anderen Chip). Und viele Heimorgeln natürlich auch. Heute würde man das wohl hochtrabend „Additive Synthese mit komplexen Basiswellenformen“ nennen. :-D
@Herr_Melin Das nennt man „Squarewave-Technik“, das hat man noch in den Endachtzigern für billige Kaufhaus-Keyboards genommen :-) Squarewave hat mittlerweile eine große Fangemeinde, man kann damit super „Vintage-Game-Console-Sounds“ und allerlei Trashiges der 80er generieren. Ich finde das mittlerweile nicht schlecht und der Poly-800 bietet auf dieser Ebene ziemlich viel mit den programmierbaren Hüllkurven und dem Rauschen und mit MIDI. Man muß nur Filter und Chorus beim programmieren weglassen. Squarewave-Heaven!
ich finde, der Poly 800 kann richtig großartig klingen.
Flächen, Bläser und Sequencer/Chordsounds sind kein Problem.
Einzig für Bässe scheint er weniger geeignet zu sein.
Schöner Stereochorus, der nicht so dolle rauscht wie der vom Juno
Mit der Cutoff-Resonanz-FilterFM Modifikation ist der Synth eine Empfehlung.
Er hat seine Schwächen, aber einen starken 80s Charakter. Ich liebe ihn:-)
beste Grüße
@Viertelnote Oh, ich finde Bässe kann er durchaus!
Kommt auf die Definition an. Fette Subbässe, moogiges o.ä natürlich nicht. Aber mittige, poppige Synthbässe wie in den 80ern gewünscht gehen sehr gut.
Stimmt, das habe ich unpräzise ausgedrückt.
Moog eher nicht, schöne 80s 8telbässe gehen:-)
mfG
Wenn ich es mal aus meiner Sicht zusammenfassen darf:
Korg Synthies kaufte ich nie, weil sie besonders gut klangen, sondern weil sie für mich im Gegensatz zu Moog und Sequential bezahlbar waren und der Sound einigermaßen ok war.
@bluebell Genau, das hat jeder Musiker gewußt und bis zum M1 was das tatsächlich so. Jeder hat über den Moog, Oberheim oder Prophet-Sound gesprochen, aber wer hat schon vom „Korg-Sound“ geschwärmt, den er unbedingt haben wollte? Korg hatte in der Pre-M1 Ära den Ruf des „Preisbrechers der Branche“, den jetzt wohl ein anderer Hersteller innehat :-)
Der Poly-800 war mein erster Synth, den ich mir gebraucht gekauft habe. Gesehen habe ich den zuerst im HNF Computermuseum in Paderborn. Erst vor 3 Wochen musste ich die Batterie tauschen. Die war noch Original und (billig) auf das Board gelötet. Das war dann die Gelegenheit, diese durch einen Batteriehalter zu ersetzen und die Sounds wieder aufzuspielen. Wenn der Speicher leer ist, kommt nämlich nur ein ganz leises Rauschen raus. Und wenn man mit dem Commodore VIC 20 und Datasette aufgewachsen ist, ist das Einspielen der Daten kein Problem :-)
Fiep Tröt BrrrRRrrRRrRrrRRrrrrrr Piep…..
Schöner Artikel! Der EX-800 mit Resonance- , Cut-Off- und 12dB/24dB Filter-Mod macht mir auch heute noch Spaß. Und ja, der Expander kommt im Gesamtbild wertiger daher als der Poly-800.
@Piet66 Ich hatte den Expander mal geschenkt bekommen. Und fand die Pads Sounds und die Brass Sounds auch ohne Mod schon recht gut. Mit Mod waren die noch besser. Die Bedienung ist für Korg ein Träumchen, die Parameter hatte man immer schön im Blickfeld. Leider bin ich irgendwann auf die dumme Idee gekommen, den Expander zu verkaufen.
Ich hatte den Poly 800 damals so ca. 1986. Leider verstimmte sich der Synth ständig am Abend. War angeblich eine Kinderkrankheit. Oder der Strom war zu schlecht in den Dorfsälen gewesen.
Tatsächlich hatte der Poly800 an zwei Fronten zu kämpfen: der eine Filter wurde ihm damals in der Szene übel angekreidet, das machte man einfach nicht, wollte man ernst genommen werden. Und er war nicht digital. Zweite Hypothek.
Der Alpha Juno Vergleich ist nicht ganz fair. Zumindest der 2er hatte 5 Oktaven, Velocity und Aftertouch. Selbst als mir seine Sounds langweilig wurden, war er als Masterkey immer noch besser als mein Ur DX 7. Den alpha1 habe ich allerdings nie verstanden.
Beim DX100, kann gut sein, dass er nicht so gut verkaufte, aber es gab ja fast identische DX9, 21, 27. Dazu FB01, TX81Z. Und natürlich die 7, der die ganze Musikerkaufkraft aufsog.
Heute sehen viele die Rolle des Poly800 deutlich milder. Wahrscheinlich richtig.
Ich habe mir Anfang der 90er den Poly800 II zugelegt – als Ergänzung zu meinem DX7. Was der eine klangtechnisch nicht so gut drauf hatte, konnte ich jeweils mit dem anderen richten. Gerade was Pads angeht, war der Poly 800 II ein richtig guter Synth für sein Geld. Selbst die fetten CS80 Bläser aus der Blade-Runner Theme ließen sich damit bewerkstelligen. Nur die Anschlagdynamik hat mir echt beim spielen gefehlt.
Im übrigen sind beide Geräte auch heute noch in meinem Besitz kommen neben Kronos & Co. immernoch zum Einsatz.
Ist vielleicht ungerecht geurteilt, zumal ich ihn nie ausprobiert habe, aber in der Liste der Geräte, die mich nie gereizt haben, ist der Poly 800 weit oben.
@SynthNerd … das Einzige was mich damals am 800er «gereizt» hat, war der Preis von knapp unter 1000 DM.
Im Vergleich zu Mono/Poly (2200 DM), Poly61 (2500 DM) und Polysix (3300 DM). Haptik, Optik und Sound empfand ich dann aber als sowas von grottig, dass das Teil nie mehr meine Aufmerksamkeit bekam. Das z.B. Human League und Tangerine Dream den 800er verwendet haben, verstand ich zum damaligen Zeitpunkt überhaupt nicht. Mein Wunschobjekt bzw. Sparziel damals: das SDD-3000 Digidelay von Korg (3700 DM!!!). Bei meinem damaligen Lehrlingslohn von 250 DM pro Monat ein unmögliches Unterfangen.
Den hatte ich auch mal. In den Zeiten als Student, als viele aktuelle Synths teuer waren und man sich auf dem Gebrauchtwarenmarkt umsehen musste. Der war billig und konnte polyphon und ergänzte ganz prima die paar monophonen Analogen, die ja damals sehr günstig zu haben waren.
Aber im Vergleich zum bereits als ersten Synthesizer neu und mit harter, langer Arbeit neben Studium erworbenen Kort DSS-1 war er dann irgendwie nicht so toll. Und sein einziges Filter klang auch nicht wie das des ARP Ody. Einer der wenigen Synthesizer, die ich verkauft habe und nie bereut habe.
Die EGs gefallen mir; auch analoge Sounds können von Breakpoint und Slope profitieren…
Hatte auch einmal einen Poly800, aber irgendwann hat mich die Soundeditierung über die Zahlencodes einfach genervt. Sound fand ich Klasse (z.B. für Italo-Disco 80s Sounds…) aber die EGs mit den Breakpoints und Slopes etwas gewöhnungsbedürftig – Mag lieber die ADSR.
Wollte wieder Mal diesen Sound haben und habe mich mehr als gefreut das Fullbucketmusic das Ding als Fury800 VST wiederbelebt hat. Hier bekommt man sogar die MK1 und 2 Variante und ich kann nicht wirklich einen Unterschied zum Original ausmachen. Ich würde mir keinen Originalen mehr holen, da das VST mit Optionen alle Schwächen beseitigt die das Original hatte.
Schöner Artikel über einen auf Kosteneffizienz getrimmten einfachen Synth. 1985 stand ich auch mal davor, ihn als ersten Synth zu kaufen, habe dann aber den Casio CZ1000 gewählt.
Der Poly 800 ist ein rechtes Spar-Design mit dem eigentlich für Arcade Games gedachten OKI MSM5232RS Tone Generator, der mit den herkömmlichen DCOs, bei denen ein analoger VCO Core digital geclockt wird, nichts zu tun hat. Eher handelt es sich um digitale Treppenspannungen.
Dave Cornutt erklärt auf seinem Blog sequence 15 sehr detailiert, wie die DCOs im Poly 800 arbeiten:
https://bit.ly/3cYx3Rw
Sowohl bei Poly 800 und Poly 800 II basiert die Tonerzeugung auf identischen Komponenten, eben diesem MSM5232 und einem NJM2069 als VCF. Gemäss Schaltbildern sind die VCFs beider Poly 800 Versionen 1:1 beschaltet. Klangliche Unterschiede sind also entweder eingebildet, liegen an anderen Presets, anderer Firmware oder am Unterschied Chorus/Delay.
Ich finde den Poly 800 dennoch gelungen, der NJM2069 klingt auch hier extrem gut. Vor einiger Zeit konnte ich ein Exemplar mit invertierter Tastatur und Case erwerben. Das durfte dann bleiben.
@swissdoc Vielleicht ist die Beschaltung dann anders, das würde den Soundunterschied erklären. Beide Versionen klingen unterschiedlich, und selbst gleiche Einstellungen klingen auf dem MK2 anders.
@c.hatvani Ich habe nur die Service Manuals angeschaut. Dort eben 1:1 von der Schaltung. Aber wer weiss, was in der Kiste in Echt drinnen ist. Du müsstest beide einfach aufschrauben und selber vergleichen.
Es gibt eine HAWK-800 Erweiterung, die z.B. CC und SysEx für alle Varianten bietet und vieles mehr:
https://bit.ly/3iZorxE
Welch Zufall, habe gestern erst einen Poly 800 mit Moog Slayer Mod in der Post gehabt. Leider hat mir der Verkäufer verheimlicht, dass fast ein drittel der Klaviatur nicht geht, anscheinend Kontakte eingeschlafen.
Naja, also wieder aufschrauben…..
BTW: Welche Batterien gehören da eigentlich rein? Wäre schön, wenn ich mir da mal eine Steckdose sparen könnte.
jaja .. der kleine poly 800..
hat bei mir ein nostalgischen stein im brett.
war nämlich mit dem ms 404 mein erster analog synthie.
hab ihn gerne benutzt für flächen und auch orgel sounds oder subbässe.
der sequencer ist zwar sehr einfach , aber gut für detroit artige lines
und auch der chord memory gefällt.
ich musste bei meinem ca. alle 4 monate die sounds neu einspielen bzw. programmieren,
bis ich ihn mit einer pufferbatterie modifizierte.
anstatt tape (save) geht auch jeder field rekorder oder die daw.
er ging dann für einen alpha juno 2..
Ich bin heute noch dankbar dafür, daß ich mir damals sowas nicht leisten konnte.
„Don’t forget to say Thank You, especially for the things you’ve never had.“ (Coil)
Dann konntest du dir Besseres auch nicht leisten :-D
Damit warst du aber nicht alleine… 1989 Stand bei City Musik in Ulm ein gebrauchter Poly-800 II für 450,- DM, ich hätte die Kiste so gerne mitgenommen, hatte das Geld aber einfach nicht. Der Sound klang warm und super nach Elektro-Pop, während die anderen Kisten wie D-50, U-20, M1 einfach kälter klangen. Ich hatte die Zeiten nicht erlebt, wo massig neue analoge Synths im Laden standen. Nicht zuletzt deshalb ist mir der kleine Korg sehr positiv aufgefallen. Mit dem Delay klang man auch schnell nach J.M.Jarre…
Der Poly-800 ist wahrlich kein ganz Großer. Aber es muss ja nicht immer um Superlativen gehen.
Klanglich hat der Poly-800 Stil und ist auch für Anfänger super geeignet.
Mit Anfänger meine ich jetzt z.B. meinen 14jährigen Sohn, der immer mehr Gefallen an der elektronischen Klangerzeugung findet. Am Poly-800 kann er ganz gut üben, und kommt auch schnell zu interessanten Ergebnissen.
Wie kommt es, dass ein Korg Poly, nicht Version II, eine Speicher oder Pufferbatterie hat? Oder ist das nachgerüstet?
Grüße von
Muchael