Analogsynths aus dem Kaufhaus
Die Casio HT-Serie gehört zu eher unbekannten Vertretern von Synthesizern mit analogen Filtern aus den 80er Jahren. Gerade deshalb lohnt sich ein Blick auf diese Underdogs, die seinerzeit für den Alleinunterhaltermarkt produziert wurden. Die Bilder stellte uns Binoy Chatterji zur Verfügung.
Inhaltsverzeichnis
- Casio und seine Synthesizer-Linien
- Die Unterschiede der Casio HT Family
- Bedienelemente und Ausstattung des HT-6000
- Die Casio DCOs
- Übersicht der 2 Waveform-Gruppen beim Casio HT-6000
- Analoge Filter/VCF
- DCA
- Noise
- LFO
- Velocity und Spielhilfen
- Modifikationen des Hybrid-Synthesizers
- Der Sound des Casio HT-6000
- Klangbeispiele zum HT-6000
- Der Casio HT-6000 Synthesizer on YouTube
Casio und seine Synthesizer-Linien
„Wat willste denn mit den ollen hässlichen Tischhupen!“ kam mir schon öfters zu Gehör, wenn ich Freunden, Bekannten oder Interessenten meine Keyboards der Casio HT-Serie, insbesondere den Casio HT-6000, gezeigt hatte. Zugegeben, besonders hübsch sind sie ja nicht mit ihren klobigen Plastikgehäusen – und dann diese eingebauten Lautsprecher. Pfui. Aber ein paar angespielte Sounds ließen dann die Ohren größer und die Mundwinkel freundlicher werden, denn jeder begriff, dass man es hier nicht mit normalen Tischhupen zu tun hat.
Dass die Firma Casio seit den 70er Jahren quasi als Synonym für Portable Keyboards steht, ist schon eine Erfolgsgeschichte für sich. Diese kleinen, teils gut designten Kinderinstrumente haben ihren Charme und bieten oft eine Menge innovativer Features. Dass Casio auch professionelle digitale Synthesizer bauen kann, haben sie 1985 mit der CZ-Serie und 1988 mit VZ/FZ Serie bewiesen, allesamt sehr eigenwillige und inspirierende Instrumente. Aber warum brachten sie 1987, kurz vor Erscheinen des VZ-1, diese HT/HZ-Serie heraus, die so gar nicht ins Schema passt? Oder doch?
Schaut man in die Bedienungsanleitungen, ist auf einmal von analogen subtraktiven Synthesizern die Rede, deren Aufbau und Funktion lehrbuchartig erklärt wird. Andererseits ist wieder von Begriffen wie „Spectrum Dynamics“ und „Waveforms“ die Rede, sogar der Unterschied zwischen Klang und Geräusch wird nett erklärt.
Liest man weiter, wird einem bewusst, dass man es schon fast mit Workstations zu tun hat, bei denen neben den doppelt vorhandenen Synthesizer-Funktionen (Upper Tones und Lower Tones) auch eigene Begleitpattern und komplette Songs programmiert und abgespeichert werden können, inklusive Drums, Bass und Chords. Alles sehr schön, aber mit was für Instrumenten haben wir es denn eigentlich jetzt zu tun?
Die Unterschiede der Casio HT Family
HT-6000, HT-3000, HT-700 und HZ-600
Das Standardmodell ist der Casio HT-3000 Synthesizer mit einem Oszillator. Es ist dreifach multitimbral ( Upper, Lower, Drums). Der „Upper-Tone“ kann aus 32 Schwingungsformen wählen, der „Lower“ Tone aus nur 16. Die kleine HT-700 Version entspricht dem Funktionsumfang des HT-3000, nur eben mit Mini-Keys und kleinerem Gehäuse. Der HZ-600 ist wieder ein HT-700 ohne Lautsprecher. Das Flaggschiff HT-6000 bietet 4 Oszillatoren und 64 Schwingungsformen sowie 8 VCF.
Ich möchte nun hier nicht auf die kleinen Mitglieder der Familie eingehen, sondern das Potential am Spitzenmodel Casio HT-6000 vorführen. Dabei werde ich ausschließlich auf die Klangerzeugung der „Upper Tones“ eingehen und nicht auf die erwähnten zahlreichen Extrafunktionen.
Bedienelemente und Ausstattung des HT-6000
Beim Casio HT-6000 fällt auf, dass er 2 Jogwheels besitzt, was ihn von den anderen Keyboards der HT-Serie unterscheidet. Das linke Wheel ist für die Einstellung der Parameter zuständig, das rechte für die Werte-Einstellung. Die Parameter und Werte werden als Zahlen ohne Text in einem ausreichend großen LC-Display angezeigt. Zudem gibt es jeweils 2 Taster pro DCO (als „Line“ bezeichnet) zur Einstellung von Lautstärke, Tuning und Velocity. Alle einstellbaren Parameter sind löblicherweise mit Nummer und Bezeichnung auf dem Gehäuse aufgedruckt, inklusive Velocity-Kurven. Diese Bedienhilfen machen die Programmierung der Sounds für 80er Jahre Verhältnisse relativ einfach und lassen sogar Veränderungen in Echtzeit zu.
Die 61 Tasten der anschlagdynamischen Fullsize-Tastatur lassen sich ganz gut spielen, sind aber eher durchschnittlich verarbeitet. Pitchbend- und Modulationsrad erinnern an den DX7 und befinden sich an der richtigen Stelle.
Anschlussmäßig gibt es zwei einzelne Klinkenausgänge für den Stereobetrieb und eine Kopfhörerbuchse an der Vorderseite, die bei Benutzung die Lautsprecher stummschaltet. Zudem sind Buchsen für Sustain-Schalter und Lautstärkepedal vorhanden, wie es bei „Alleinunterhalter“-Keyboards Standard ist. Erfreulich ist zudem das MIDI-Trio, das eine saubere Einbindung ins vorhandene MIDI-System zulässt. Leider sind nur wenige (aber die wichtigsten) Controller-Daten über MIDI steuerbar und es ist auch kein Datenaustausch per Sys-Ex möglich. Aber für den normalen Sequencer-Betrieb reicht die Steuerung aus.
Für die Upper-Tones stehen 20 Preset-Sounds zur Verfügung, die allesamt ganz ordentlich als „Brot und Butter“-Sounds zu gebrauchen sind. Als Speicherplätze kann man 20 Sounds auf dem internen Speicher ablegen und nochmals 20 Sounds auf der optionalen RAM-Karte RA-100. Das klingt erst mal ganz gut, aber leider haben wir es mit einem flüchtigen internen Speicher zu tun, der die Sounds nach einiger Zeit verliert, es sei denn, man lässt das Gerät unter Dauerstrom. Die Speicherkarte ist zudem sehr rar, so dass man schon Glück haben muss, sie heutzutage günstig zu erwerben.
Der Betrieb des Gerätes ist über ein Standard 9-12 Volt Netzteil oder per Batteriebetrieb möglich. Ein kleines, nützliches Feature ist die Möglichkeit, die bei batteriebetrieben Keyboards prinzipiell immer vorhandene (und oft nervende) Auto-Power-Off-Funktion auszuschalten.
Die Casio DCOs
Der Casio HT-6000 besitzt 4 DCOs, die 64 Waveforms beherrschen. Über die genaue Erzeugungsweise der „SD“-Waves gibt es nur Vermutungen und kaum veröffentlichte Infos. Es wird wohl für immer Casios Geheimnis bleiben. Vielleicht auch aus der damaligen Sorge heraus, wieder verklagt zu werden, wie es im Fall der PD-Synthese durch Yamaha der Fall war.
Eine andere Theorie wäre, dass Casio verschweigen wollte, dass sich die Erzeugung der Waves nicht großartig von den billigen „Tischhupen“ Keyboard-Serien unterscheidet. Denn sie werden pro DCO von je einem NEC 935G Chip erzeugt, der vermutlich eine Weiterentwicklung des schon in den Kultkeyboards MT 68/100/400V verbauten NEC 931G ist. Diese erzeugen jeweils 2 Multipulsewaves, die festgelegte Tonlagen und dynamische Muster durchlaufen. Als Ergebnis stehen Standard-Waves (Saw, Triangle, Square mit verschieden Pulsbreiten) und spezielle Waves mit unterschiedlichen Lautstärkeanteilen, Harmonischen oder Zeitverläufen zur Verfügung. Diese sich zeitlich und dynamisch verändernden „SD“-Waves sind schon ein sehr besonderes Feature, das z. B. glockenartigen Klängen mehr Dynamik oder Flächensounds mehr Fülle und „Leben“ verleihen kann.
Die 64 Waveforms sind in 2 Gruppen aufgeteilt. Zum einen in 32 „normale“ Waves, zum anderen in 16 Waves mit zusätzlichem Rauschen und 16 Waves, die eine Ringmodulation des dritten und vierten DCOs erlauben. Leider kann man die Waves nicht für jeden DCO getrennt einstellen, jedoch bieten die Standard-Waves und die Ringmodulation schon sehr viele Möglichkeiten (Klangbeispiel 1).
Als Zusatz-Feature kann man dafür jeden DCO separat in der Lautstärke verändern, mit verschiedenen Velocity-Kurven belegen (siehe „Velocity) und ganz wichtig, tonal stimmen. Das fängt an mit 30 Schritten bis zum nächsten Halbton und ab dann in Halbtonschritten nach oben bis zum Wert 99, d. h. über mehr als 5 Oktaven! (Klangbeispiel 2)
Somit sind allein pro Stimme schon interessante „Chord Memory“-Sounds möglich, so dass bei 8 möglichen Stimmen ein gewaltiges Tonspektrum entstehen kann (Geisterorgeln lassen grüßen). In Verbindung mit der Ringmodulation entstehen noch sehr viel komplexere Sounds (Klangbeispiel 6).
Übersicht der 2 Waveform-Gruppen beim Casio HT-6000
Der eher harsche, schneidige und obertonreiche Klangcharakter der Waves erlaubt aber auch das Konstruieren von authentischen „8 Bit“-Sounds (alleine die Triangle-Wave klingt wie bei meinem Nintendo MIDINES System). Durch leichtes Detuning der einzelnen DCOs lassen sich wiederum fette „Super-Saw/Square“-Sounds erstellen, mit denen nur wenige Synthesizer ohne zusätzliche Effekte konkurrieren können (Klangbeispiel 3+4). Alles in allem also eine interessante vielfältige Klangsynthese. Bravo!
Analoge Filter/VCF
Die obertonreichen Waves gelangen im nächsten Schritt durchs analoge 24 dB Tiefpassfilter, von dem pro Stimme jeweils eins zur Verfügung steht, also 8 Stück. Der gänzlich unbekannte Filterbaustein JRC 2090D scheint eine Casio Eigenentwicklung zu sein, bisher habe ich noch kein Datenblatt finden können. Er wird ähnlich aufgebaut sein wie z. B. ein CEM 3391 Chip mit Spannungseingängen für Cutoff, Resonance, Amount und einer vollständigen ADSR-Envelope. Diese Werte lassen sich auch alle einzeln programmieren, leider jedoch nur jeweils in 32 Schritten, die Resonanz sogar nur in 8 Schritten. Das ist sehr schade, da eigentlich schon eine Auflösung in 64 Schritten beim Cutoff (z. B. Korg DW-8000) eine Zumutung ist und hörbare Abstufungen erzeugt. Zudem wird keine Eigenresonanz zugelassen, zu der das Filter eigentlich in der Lage wäre. Man wollte wohl die damalige Käuferschaft nicht mit schreienden Acid-Fiepsounds erschrecken, aber dazu mehr beim Thema „Modifikationen“.
Die ADSR Hüllkurve lässt sich ganz passabel einstellen und ist wirklich schnell. Leider sind die Attack- und Decay-Werte recht kurz geraten, so dass langsame Filtersweeps kaum möglich sind. Positiv ist wiederum die Key-Follow-Funktion und das Einstellen von 5 verschiedenen Velocity-Kurven inklusive Empfindlichkeit.
DCA
Beim DCA sieht’s beim Casio HT-6000 ähnlich aus wie beim VCF: ADSR-Envelope in jeweils 32 Schritten einstellbar, schnell und knackig, jedoch mit recht kurzen Attack- und Decay-Werten und Key-Follow – für perkussive Sounds ideal, für lange Sweeps eher mäßig. Hier kann jedoch als Bonus zwischen zwei unterschiedliche Attack- und Decay-Kurven gewählt werden, wobei nur die Änderung für Decay merklich etwas verändert bzw. den Wert etwas verlängert. Eine eigene Velocity-Funktion ist nicht vorhanden, wahrscheinlich weil sie ja schon bei den DCOs ausführlich eingestellt werden kann (siehe „Velocity“). Interessant ist jedoch, dass bei der Einstellung der DCO-Velocity auch die Länge des Decay-Wertes hörbar mit beeinflusst wird, sprich: schwacher Anschlag -> kurz, starker Anschlag -> lang. Auch ein interessanter Effekt für gefühlvolles Spiel.
Noise
Die Schwingungsformen 1-15 der Gruppe 2 enthalten zusätzlich zu den Standard-Waves zwei verschiedene Rauschgenerator-Sounds. Zum einen ein kurzes gelooptes weißes Rauschen, zum anderen ein eher undefinierbares metallisches Geräusch. Diese Sounds können unabhängig von den Waves durch eine eigene ADSR-Hüllkurve geformt werden, so dass interessante klangliche Akzente gesetzt werden können. Danach wird der Sound durchs VCF geschickt und bleibt auch dahinter völlig unabhängig vom DCA den anderen Waves.
LFO
Der LFO ist leider sehr mager ausgefallen. Er bietet zwar 5 verschiedene Schwingungsformen an (unter anderem auch Random und Saw-Up/Down), aber er kann nur auf die DCOs angewendet werden. Zudem ist der Frequenzbereich sehr begrenzt (insgesamt sehr langsam) und die Intensität sehr zaghaft. Für FX-Fans eher eine Nullnummer, aber für nette Akzente und Vibrato ganz okay Schade.
Velocity und Spielhilfen
Hier kann der Casio HT-6000 wieder voll auftrumpfen. Zum einen gibt es ein gewöhnliches an- und abschaltbares Modulationsrad und ein Pitchbend-Rad, das jedoch nur auf +/- 2 Halbtöne begrenzt und nicht einstellbar ist. Zum anderen hat man dafür eine ganz gute anschlagsdynamische Tastatur und ungewöhnliche Velocity-Funktionen an Bord:
Für die DCOs stehen 10 verschieden Kurven zur Verfügung, die jeweils in Art und Tiefe für jeden DCO eingestellt werden können. Dies erlaubt beispielsweise interessante Layer-Sounds mit verschiedenen Stimmungen in Abhängigkeit vom Anschlag (DCO 1+2 normale Kurve, DCO 3+4 inverse Kurve). Zudem gibt es 5 eigene Velocity-Kurven fürs VCF (auch mit inverse Kurven), was eine interessante ausdrucksstarke Spielweise ermöglicht. Ein tolles Konzept, was mir bisher bei keinem anderen analogen Synthesizer aus dieser Zeit begegnet ist (Kangbeispiel 5).
Erwähnt werden muss natürlich auch noch der eingebaute Chorus-Effekt, der in 3 Stufen einstellbar ist. Er verbreitert das Stereobild schon hörbar, aber er ist nicht mit dem wundervollen breiten Sound eines Roland Chorus vergleichbar (z. B. Juno-Serie). Ein gut gemeinter Zusatz, aber für solche Effekte wäre es wahrscheinlich besser externe Geräte zu nehmen.
Modifikationen des Hybrid-Synthesizers
Wie schon erwähnt, ist das Regelkonzept des analogen Filters bei der HT-Serie etwas misslungen. Durch relativ einfache Eingriffe kann das Filter jedoch von seinen Fesseln befreit werden, denn die Steuerung des Filterchips geschieht, wie bei analogen Filtern üblich, über Spannungswerte. Diese werden vom Prozessor festgelegt, der sich wiederum nach den eingestellten Parametereinstellungen richtet. Trennt man nun die Chip-Eingänge für Cutoff und Resonanz von den vorgegeben Werten und ersetzt die nötigen Spannungen durch eigene, ist eine komplett neue Reglung möglich. Sprich, man trennt die Leiterbahnen zu den Eingängen für Cutoff und Resonanz auf und gibt eigene Spannungen über externe Regelpotentiometer rein. Diese kann man wiederum auch per MIDI/CV-Interface vom Sequencer steuern lassen (Klangbeispiel 7+8).
Der Sound des Casio HT-6000
Der Klang des Gerätes ist definitiv als sehr eigenwillig anzusehen. Die harschen, obertonreichen, teils unsauber klingenden Waveforms machen das Gerät einerseits zum Billig-Keyboard mit 8 Bit Charakter. Ordentlich detuned oder ringmoduliert sind andererseits erstaunlich weiche, lebendige, organische Flächen mit analoger Filterbearbeitung möglich. Die unabhängigen DCO-Tunings und Velocity-Funktionen erlauben neben allerlei schrägen Sounds auch das Erstellen von polyphon spielbaren „Chord-Memory“ Synth-Sounds und komplexen Orgelsounds, die man quasi nach dem Drawbar-Prinzip zusammenbauen kann.
Das Filter klingt eigen und dünn im Bassbereich (bei viel Resonanz), aber durchaus typisch weich analog. Die fehlende Eigenresonanz ist ein Manko, aber andererseits ist dies auch bei einigen anderen analogen Synthesizern keine Selbstverständlichkeit (z. B. Yamaha CS-Serie). Die schnellen Hüllkurven erlauben gute perkussive Sounds, die mit Hilfe der flexiblen Velocity-Funktionen dynamisch spielbar sind. Durch Ringmodulation sind exzellente Glocken- und ungewöhnliche Sequencer-Sounds möglich. Der mit seiner eigenen Hüllkurve unabhängig einstellbare Rauschgenerator kann zudem besondere Akzente setzen.
Klangbeispiele zum HT-6000
Alle Klangbeispiele, außer dem „HT-6000 Song“, wurden in Wavelab aufgenommen und sind nur im Pegel nachbearbeitet worden.
Selected Waveforms: diverse ausgesuchte Waves mit leicht detuneten DCOs:
DCO Tune-Bereich: DCO 1 bleibt auf Grundton stehen, DCO 2 stufenweise hochgeregelt:
Detune DCO 1-4: Nacheinander werden DCO 1-4 leicht detuned addiert (Supersaw):
Supersaw-Vergleich: Es folgen 2 Blöcke mit jeweils 4 ähnlichen Supersaw-Sounds: 1) Roland Alpha Juno 2) Korg DW 8000, 3) HT-6000 detuned, 4) HT- 6000 ringmodulated, Block 1: ohne Chorus/Delay, Block 2: mit Chorus/Delay:
Velocity Sounds: 3 Beispiele zur Veränderung des Klangbildes durch Anschlagdynamik:
Diverse Sounds: Geisterorgel mit Cutoff, spaciges Vibraphon, Sequenz mit Decay- Veränderung, Chord-Memory-Sound: 06 Diverse Sounds
Filter-Mod-Sounds: 2 Sequencer-Sounds nach Filtermodifikation:
Filter-Mod-Sweep: langer manueller Filtersweep nach Filtermodifikation:
HT-6000 Song: Kurzer Song aus HT-6000 Sounds. Alle Sounds nur mit EQ nachbearbeitet, außer Solo-Sound mit Hall, aufgenommen mit Logic Audio:
Der Casio HT-6000 Synthesizer on YouTube
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….das teil klingt ja gar nicht so schlimm! :D zumindest nicht halb so schlimm wie er aussieht… da braucht man ein gesundes selbstbewußtsein um sich das gerät in´s studio zu stellen. :D
preis/leistung scheint wirklich außerordentlich zu sein, die parametisierung auf 32 steps ist leider ein no-go…..
Durchaus faszinierend, was da rauskommt. Von der Größe wäre der 700er spannend, aber leider hat der keine 4 DCOs und nur ein Filter. Ach egal, ich kann auch so Musik machen ;)
Schon erstaunlich, was da raus kommt. Hätte ich nicht vermutet. Ich erinnere mich sehr (!) dunkel an irgendeine Casio-Klapperkiste, auf der ich als Kind rumhauen durfte. Das war natürlich nicht mehr als ein Spielzeug. Dieser Synth hier hat tatsächlich ein gewisses Potential und Sounds, bei denen ich wieder schwermütig in die 80er/90er geglitten bin. Sehr lustig, aber braucht man den? Eher nicht, aber wenn man ihn hat, ist es auch nicht verkehrt.
Die beiden Großen hatte ich auch mal. Das war mein erster Kontakt in die Welt der elektronischen Musik. Dann kamen der KORG DW 8000, …
Ich empfand den Sound als recht durchsetzungsfähig, allerdings braucht CASIO ganz dringend gute Designer und auch den Anspruch Musikinstrumente zu bauen, die nicht schon beim ersten Anblick dermaßen windig aussehen, wie es bei der letzten Synthi-Generation von CASIO der Fall war.
Bei professionellen Musikinstrumenten würde ich diese auch so in der Herstellung behandeln und nicht in die Ecke der Billig-Kaufhaus-Keyboards stecken. Das klappt einfach nicht!
Cooler Artikel!
Als ich heute morgen diesen Artikel und das Bild sah, fiel ich fast vom Stuhl vor Lachen. Alte Erinnerungen wurden nämlich wach. Das Teil stand früher bei Horten (heute Kaufhof). Wir sind immer nach der Schule dahin, um da „Axel F“ darauf zu spielen. Der Verkäufer hat dann immer völlig genervt den Netzstecker gezogen und uns schimpfend verscheucht. Das artete dann irgendwann in einen Wettstreit aus nach dem Motto…“wer kann am längsten fehlerfrei „Axel F“ auf dem HT3000 spielen, bis der Verkäufer den Strom abdreht“….hehehe. Das war die Zeit als in Deutschland der Verkäufer noch der König war und nicht der Kunde….scherz ;)
Casio hat seinerzeit wirklich paar interessante Instrumente herausgebracht.
Neben den professionellen und oben bereits erwähnten Instrumenten CZ-1, VZ-1 und FZ-1 brachte Casio auch für uns Jugendliche einige weitere Spaß bringende Instrumente heraus wie z.B. den ersten „Billig-Sampler“ – das Casio SK-1 Sampling Keyboard, welches Espen Kraft 35 Jahre später auf Youtube beeindruckend demonstriert:
https://www.youtube.com/watch?v=HFlyxQLwicQ
In der Tat interessant, diese Casios klingen echt witzig, auch die der CT Serie z.B. CT201 und CT403 von Anfang der 80er. Zeitlich lokalisiere ich die erst da, aus den 70er Jahren sind mir jedenfalls keine Casio Keyboards bekannt.
danke für den erhellenden und überraschenden bericht. sehr kompetent und verständlich geschrieben, trotzdem nicht zu lang. aussagekräftige klangbeispiele. und als sahnehäubchen: ganz ohne rechtschreibfehler (die mich in anderen amazona-berichten oft doch recht stören). großes lob!
@mdesign In deinem eigenen Kommentar stören dich die vielen Rechtschreibfehler nicht? :-)
Davon abgesehen ist der Artikel mitnichten ohne Rechtschreibfehler. Häufig falsche Worttrennung (nicht „Wort Trennung“).
Ja, Casio war damals wirklich für Überraschungen gut. Meinen VZ-10M (gut, zugegeben, komplett andere Baustelle) gebe ich bestimmt nie wieder her. Wenn ich den einem Besucher zeige, kann ich sehr schnell erfassen, ob dieser Ahnung von elektronischen Musikinstrumenten hat oder nicht.
Naserümpfen => durchgefallen
@Flowwater Da hast du recht.
Ich habe aber damals trotzdem meinen VZ-10M gegen einen VZ-1 eingetauscht.
Zum einen finde ich das Design vom VZ-1 richtig schick, incl. der 3 Wheels!!!
Das Andere und Entscheidende aber war, daß auf dem Gehäuse des VZ-1 die Menu-Struktur aufgedruckt ist. Das erleichtert die Programmierung doch sehr, weil man auch – glaube ich – das Menu nur in eine Richtung durchsteppen kann. (ziemlich doofe Lösung von CASIO)
Ich war mit der Programmierung auf dem VZ-1 um einiges schneller als auf dem VZ-10M.
Einen Software Editor besaß und besitze ich auch heute noch keinen.
@Violator Mit dem guten alten Sounddiver (läuft auch auf Win10) kann man die VZ-Serie recht übersichtlich programmieren, nur leider reagieren die Geräte sehr träge auf Sys-Ex Daten.
Ich selber habe noch den Hohner HS-2e in dem edelen silbernen Gehäuse ;-)
@Violator Howdy, Violator!
Mein ERSTER Synth (1988) war ein VZ-1 … und damals war das auch mein einziger. Und mit dem habe ich auch noch in einer Band gespielt (grottenschlecht, also ICH)!
Kurz: Wir haben mal als Vorgruppe gespielt und der Keyboarder der Headliner-Band (gelbe Zähne, dichter Blick, immer eine Kippe im Mund) hatte mich schnell als Keyboarder ausgemacht und kam erwartungsvoll grinsend auf mich zugelatscht. Er war voll der Crack und hatte die mega Synthie-Burg auf der Bühne stehen. „Na?!“, klopfte er bei mir an, „Was hast du denn für Synths?“ Ich so: „Einen Casio VZ-1.“ Da hat der Typ die Augen verdreht und ist wieder weggegangen. Hehe, das werde ich nie vergessen.
OKAY! EGAL! Eigentlich wollte ich sagen: Soweit ich mich erinnere, kann man die Menüs vom VZ-1 in jede Richtung durchsteppen :) Ich hab den immer noch (seit 32 Jahren), steht aber momentan an der Wand. Und ist immer noch dieselbe Pufferbatterie am Werkeln. Okay, einen HT-3000 habe ich tatsächlich auch, aber das spielt ja keine Rolle :D
Das SK-1 war mein einziger Casio, aber für die ersten Sampler-Erfahrungen völlig ausreichend. So bin ich dann später auch mit dem Mirage leichter klargekommen…
Der flüchtige Speicher ist wie beim Korg Poly 800 MK I ein Kondensator. der sich nach ein paar Tagen komplett entlädt. Wenn man frische Batterien einsetzt, kann der Speicher locker 2 Jahre halten, allerdings sollte man auch das Gerät nur mit Netzgerät betreiben, sonst werden die Batterien schnell verbraucht. Man kann die Werte der Parameter der eigenen User-Sounds aufschreiben, bevor sich der Speicher entleert. Dann setzt man frische Batterien ein und gibt die Werte wieder ein. Der analoge Chorus klingt wirklich klasse und rauscht viel weniger als Roland Kisten von Damals. Ich habe irgendwo gelesen, dass bei den DCO’s Frequenzteilung wie bei Analogen String-Keyboards zum Einsatz kommt. Wirklich schade ist, dass im Gegensatz zu HT 3000 und 700 im Drumset von HT 6000 kein Handclap vorhanden ist.
Faszinierend!
Sehr schöner Test dieses verkannten Synths. Schön sperrig vom Konzept und Klang. Oft schon habe ich mit einem Kauf geliebäugelt, aber immer wieder davon abgesehen.
Es gibt ein Servicemanual zum HT-6000 (https://bit.ly/2vijI3v), dort finden sich die Details zum NMJ 2090 und zum Music LSI uPD935G.
Die DCOs sind rein digital mit zwei 7-Bit DACs pro Stimme (als Upper DAC für Main Waveform und Lower DAC für Supplemental Waveform bezeichnet), die im Verhältnis 1:128 zusammengemischt werden. Das sind dann 14-Bit. Davon zwei pro LSI, dort kommen auch die Hüllkurven und die CVs für die Filterfrequenz und Resonanz heraus.
Der Chorus basiert auf MN3207 und MN3102, wobei der Dreieck LFO aus einem der Music LSIs kommt, also digitaler Natur ist. Kompander gibt es keine.
@swissdoc Hi Swissdoc,
besten Dank für den Link zum Service Manual! Das hatte ich damals dringend gesucht und es klärt so Einiges auf ;-) Der Artikel ist ursprünglich von 2013 und ich hab mich gefreut das er wieder „neu aufgelegt“ wurde.
Mein HT-6000 wurde in den letzten Jahren etwas vernachlässigt, aber ich denke das ich mit Hilfe des SM`s nun doch einige neue Mods vornehmen werde :D
@legoluft Hast du vielleicht eine Idee. wie man im HT-6000, bzw. im KS-610/TR ein beleuchtetes Display einbauen kann?
@swissdoc Gibt es eigentlich eine dedizierte Speicherbatterie im HT-6000, und wenn ja, wo?
Ich habe nach flüchtiger Durchsicht der Stückliste – und eines HT-6000 – keine gefunden.
Es geht das Gerücht, dass der interne Speicher nach „einer gewissen Zeit“ seinen Inhalt vergisst – was ich selber aber . zumindest nach Monaten – nicht bestätigen kann. Ich habe keine Monozellen im Batteriefach und schalte das Gerät nur ab und zu ein…
@falconi Keine Ahnung und einzig ein durchgoogeln aller Bauteile aus dem Service Manual kann Dir Klarheit verschaffen. Ich kenne zwei doofe Lösungen aus dem EMT 246 und dem AKG ADR 68k, wo jeweils spezielle Chips mit eingebauter Batterie enthalten sind. Beim EMT 246 hat mir ein Techniker von EMT den Tipp gegeben, eine 3V Batterie mit Diode parallel zu schalten. Dort geht es um die Speicherkarte, die alle SW und Presets enthält. Wenn ich die nun ziehe, dann ist wohl Schicht im Schacht. Manche Dinge sind nicht für die Ewigkeit gedacht. Beim 68k habe ich einen neuen Chip noch bekommen und eingesetzt. Dort ist es aber unkritisch und geht nur um die User-Presets.
@swissdoc Die beiden Geräte habe ich auch und kenn das besagte Teil (ist bei mir auch noch nicht getauscht), aber so etwas gibt es beim HT-6000 vermutlich aus Kostengründen nicht. Ich forsche einmal genauer nach…
@falconi Beim 68k ist es ein spezieller Sockel mit Batterie, der zwischen Sockel und SRAM steckt.
Coole CASIO Synths – definitiv! Auch ein toller Beitrag bzw. Artikel.
Vielleicht sollte man noch erwähnen, daß die CASIO HT Serie baugleich zur HOHNER KS Serie ist.
CASIO HT-6000 = HOHNER KS610/TR
CASIO HT-3000 = HOHNER KS-61
CASIO HT-700 = HOHNER KS-49
@Violator Hi Violator,
ja das stimmt, besten Dank für den Hinweis, ich werde versuchen es in den Text mit aufzunehmen. Der Test ist ja ursprünglich von 2013, mal schauen ob ich da noch editieren darf. Den KS-61 und KS-49 hatte ich auch länger Zeit, fand aber dann letztendlich die schwarzen Gehäuse schicker ;-)
Zum HT-6000:
„Leider sind nur wenige (aber die wichtigsten) Controller-Daten über MIDI steuerbar…“
Eine Art „MIDI Implementation Chart“ gibt es ja offenbar nicht: Geht mehr als Note On/Off, Velocity, Pitch und Mod Wheel (was m.E. auch noch fest mit dem Vibrato-LFO Amount verbunden ist)?
In der Anleitung steht eigentlich gar nix!
Ich wollte grad mal ausprobieren, was da so alles rausgeht, da las ich Deinen Artikel…
Rauschen diese Casios so arg wie die Klangbeispiele? Wenn ich richtig gehört habe, fangen die „fetten“ unisono Sounds mit mehreren Oszis immer in der gleichen Phase an. Das wäre auch für die CZ-Serie typisch…
Schöner Artikel über die HT-Serie von Casio. Ich bin gerade auf ein Exemplar in eBay gestoßen.
Der 3000er war mein erster physischer Kontakt mit elektronischen Klangerzeugern.
Als mir mein Vater ein weiteres Instrument kaufen wollte und wir in ein Musikgeschäft gingen, da sah ich ihn, den 6000er als Kommissionsware und er wurde gekauft. Manchmal überlege ich mir, einen als Erinnerungsstück zu kaufen. Aber warum das Ganze. Letztendlich kann man es nicht ins Jenseits mitnehmen.
Aber es ist dennoch erstaunlich, welch hochwertige Verarbeitungsqualität die Instrumente damals hatten und auch heute noch funktionieren.
Das mit dem Selbstbewusstsein stimmt schon irgendwie. Egal ob mit Instrumenten von Casio, Behringer oder andere in eine „Billig-Ecke“ geschobenen Brands – man kann damit sehr gut kreativ werden. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Synths von B. auf Grund von Konflikten des eigenen Selbstwertes wieder abgestoßen werden. Mir stellt sich auch manchmal die Frage, ob das Klangempfinden rein nur durch die Assoziation mit dem Begriff „Billig-Brand“ ebenfalls negativ beeinflusst wird. Na ja, nur ein paar Gedanken dazu.