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Workshop: So nimmst du die Akustikgitarre auf

Akustikgitarre - so nimmst du sie richtig zuhause auf!

20. Oktober 2020

Workshop: Akustische Gitarren aufnehmen

So, nachdem wir uns in den vorherigen Amazona Workshops intensiv den Basics der Aufnahme von E-Gitarren gewidmet haben, nehmen wir uns nunmehr die Akustikgitarre vor. Damit es keine Missverständnisse gibt, natürlich ist eine E-Gitarre ebenfalls ein akustisches Instrument und folgt den gleichen physikalischen Prinzipien. Als Akustikgitarre jedoch bezeichnet der Volksmund „das Ding mit dem Loch in der Mitte“. Und eben diesem gelochten Klotz widmen wir uns heute in Sachen Aufnahmetechnik.

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Workshop: Akustische Gitarren aufnehmen

— Unser Test Setup – simpel aber effektiv —

So nimmst du die akustische Gitarre zuhause auf

Im Gegensatz zu einer E-Gitarre, deren Klang zwangsweise zu einem großen Teil vom angeschlossenen Verstärker und seiner Peripherie mitbestimmt wird, ist die akustische Gitarre ein Einzelkämpfer, will sagen, der eingebaute Lautsprecher (das Loch) und seine vergleichsweise handliche Größe (im Vergleich zu einem Klavier) haben dafür gesorgt, dass die Akustikgitarre seit Jahrhunderten im Ranking des beliebtesten Instruments weltweit immer auf Platz 1 liegt. Handlich und bei Bedarf auf dem Rücken zu transportieren lässt sich das Instrument auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln ohne großen Aufwand an jeden Ort im näheren Umfeld bewegen. Auspacken, stimmen, noch ein wenig Gesang dabei und die Frauenherzen liegen dir zu Füßen. Herrlich!

Eine kleine Auswahl akustischer Gitarren, die wir bei Amazona getestet haben:

Das musst du wissen für die Gitarrenaufnahme zuhause:

Im Gegensatz zur E-Gitarre, die in ihrer Urform bezüglich der Aufnahme immer in der Kombination mit einem Verstärker und einem Mikrofon zwar im ersten Augenblick recht sperrig wirkt, ist man auf den zweiten Blick in Sachen Beweglichkeit ganz weit vorne. Hat man den Amp erst einmal richtig mikrophoniert, kann man mittels Kabel oder Sender den eigentlichen Ort des Geschehens problemlos verlassen, ohne dass sich der Klang insgesamt ändert.

Hier schmiert die Akustikgitarre im direkten Vergleich ganz mächtig ab. Insbesondere in den Dekaden bis in die Siebziger war der Musiker sowohl live als auch im Studio zu einer sehr steifen Haltung verdammt, galt es doch damals, jegliche Änderung im Winkel zum Mikrofon zu vermeiden, da dieses unweigerlich den Klang des Instrumentes veränderte. Was man im Studio noch mit hochwertigen Mikrofonen einigermaßen auffangen konnte, war live in regelmäßigen Abständen ein Fiasko.

Wer einmal Live-Fotos von 1970 oder früher ansieht, bemerkt schnell die angespannte Haltung eines im Stehen spielenden Akustikgitarristen oder aber dieser interessiert sich nicht für 5 Cent für den Klang seines Instruments im Saal, worauf man gerne einmal einen Blick auf den entnervten Saalmischer werfen sollte. Warum 1970? Nun ab 1971 brachte die Firma Ovation in ihren Akustikgitarren ein System auf den Markt, das dem Elend ein Ende setzen sollte, womit wir nunmehr bei dem Kernthema angekommen sind.

Homerecording akustische Gitarre – mit oder ohne Pickup

Dass man in den Siebzigern nahezu ausschließlich Ovation Akustikgitarren auf den Bühnen sehen konnte, lag an der Einführung des sogenannten piezokeramischen Tonabnehmers. Das Prinzip ist einfach, die Umsetzung um ein Vielfaches komplizierter. Im Gegensatz zum elektromagnetischen Tonabnehmer einer E-Gitarre basiert ein „Piezo“ auf der Erkenntnis, dass Kristalle, die man zusammendrückt, eine sehr schwache Spannung abgeben. Platziert man diese Kristalle unter den Saitenreitern einer Gitarre, lässt sich der gespielte Ton mit einem recht hohen „akustischen“ Charakter übertragen.

Auch war die Einstreuung von anderen Klangquellen minimal, sodass sich der Akustikgitarrist erstmals einem E-Gitarristen gleich auf der Bühne bewegen konnte. Nachteil: Das abgegebene Signal war so schwach, dass es mit einem in der Gitarre verbauten Preamp vorverstärkt werden musste. Zudem war der Klang zwar akustisch geprägt, hatte aber in direktem Vergleich zu einem Mikrofon immer einen „quäkenden“ Charakter ohne die natürliche Wärme des rein akustischen Klangs. Die Herausforderung bestand also darin, eine Kombination aus verschiedenen Systemen zu entwickeln, welche die Vorteile bündeln und die Nachteile minimieren sollen.

Workshop: Akustische Gitarren aufnehmen

— Warmer Alleskönner – Golden Age Röhrenmikrofon —

Von daher kann man die Aufnahme bzw. Übertragung einer Gitarre, im Gegensatz zur E-Gitarre, bei einem akustischen Instrument in zwei Lager spalten.

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1.) Aufnahme der akustischen Gitarre im Studio

Während der große Bereich der Mittelklasse Gitarren meistens mit einem Tonabnehmer ausgerüstet sind, werden ganz billige und sehr teure Instrumente zumeist ohne Tonabnehmer gefertigt. Warum? Nun, beide werden wohl nie auf der Bühne eingesetzt werden. Auch wenn es mittlerweile sehr hochwertige Tonabnehmersysteme auf dem Markt gibt, die den Unterschied zu einem sehr guten Mikrofon stark schwinden lassen, so ist das Nonplusultra an Klang nach wie vor nur mit einem sehr guten (und leider auch teuren) Mikrofon zu erreichen.

Bei der Aufnahme in einem professionellen Tonstudio wird der Tontechniker ohnehin sofort mit einem oder mehreren Mikrofonen auflaufen, wenn er euer Instrument sieht. Beim Homerecording sieht das unter Umständen schon anders aus, aber dazu kommen wir später.

2.) Aufnahme / Abnahme der Akustikgitarre live

Hier findet man je nach Ausstattung des Instrumentes bis zu drei Systeme, die den Klang eines Instrumentes einfangen. Je nach Klang und Erwartungshaltung kann man mit den Spitzensystemen tatsächlich auch im Studio arbeiten und dabei sehr gute Ergebnisse erzielen. Hier ist Ausprobieren angesagt!

A.) piezokeramischer Tonabnehmer

Die Vor- und Nachteile wurden bereits erläutert.

B.) elektromagnetischer Tonabnehmer

Ja, richtig gelesen, auch bei Akustikgitarren kommt das Prinzip eines E-Gitarrentonabnehmers zum Einsatz, allerdings handelt es sich um Spezialanfertigungen. Da auf einer Akustikgitarre meistens eine umsponnene G-Saite zum Einsatz kommt und zudem Phosphor-Bronze-Legierungen verwendet werden, die zwar den schönsten akustischen Klang haben (siehe Klaviersaiten), aber auch nur ein sehr geringes Magnetfeld erzeugen, bedarf es einer anderen Ausrichtung der Magnete im Tonabnehmer.

Das Magnetfeld der G-Saite ist am schwächsten, von daher richten sich die Magnete angefangen bei der tiefen E-Saite bis zur G-Saite immer weiter nach oben aus, um bei der H-Saite dann wieder abzufallen. Macht man dies nicht, hat man in Sachen Einzellautstärken der Saiten einen völlig zerstückelten Sound. Klanglich klingt der elektromagnetische Tonabnehmer erwartungsgemäß recht „elektrisch“, in Kombination mit einem Piezo hingegen lassen sich sehr gute Ergebnisse erzielen.

C.) Stützmikrofon für Gitarrenaufnahme

Um den akustischen Klang nochmals zu unterstützen, arbeiten einige Systeme noch mit einem kleinen Kondensatormikrofon, das im Inneren des Korpus platziert wird. Je nach Ausrichtung kann dieses dann genau den Charakter unterstützen, der bei den anderen beiden Systemen etwas hinten überfällt.

Ihr seht, man benötigt fast schon ein eigenes Mischpult, um die ganzen Klangquellen entsprechend zu verwalten.

Homestudio für Akustikgitarre

Wir gehen mal davon aus, ihr habt euch für den anspruchsvollen Weg der Mikrofonabnahme entschieden. Um eure Akustikgitarre optimal aufzunehmen, benötigt ihr ein oder zwei Mikrofone gleicher Bauart. Zwei Mikrofone, wenn ihr Stereo fahren wollt oder aber ein ähnliches Mischungsverhältnis generieren wollt wie bei den unterschiedlichen Tonabnehmersystemen. Doch Vorsicht, immer die Phase im Mono-Betrieb im Auge behalten, sonst klingt eure Gitarre wie in den ersten Takten von „Wish you were here“!

Workshop: Akustikgitarre aufnehmen

— Position 12. Bund —

Bleiben wir der Einfachheit halber bei einem einzigen Mikrofon. Hier kann man gar nicht hochwertig genug ansetzen. Klar, wir hätten alle gerne einen Schrank voll „Neumänner und Brauner“ zu Hause, das wird Budget-technisch wohl nicht hinhauen, aber ein Großmembran der mittleren Klasse sollte es schon sein, sonst kann man auch wieder mit der Tonabnehmerlösung vorlieb nehmen. Sollte die Gitarre alleine für sich aufgenommen werden und man sitzt in einem gut klingenden Raum, kann man das Mikrofon auch gerne in einem Meter Abstand platzieren, um genügend Atmosphäre einzufangen. Bei einem Einsatz in einem Bandgefüge hingegen empfehle ich eine Close-Mic-Position, die sich später in der Summenkomprimierung besser durchsetzt.

Workshop: Akustikgitarren aufnehmen

— Position 5. Bund —

Viele Musiker machen den Fehler und sehen das Schallloch als primäre Schallquelle für die Aufnahme. Hiervon ist aufgrund des sehr hohen Bassanteils abzuraten. Gerade bei einer Dreadnought oder Jumbo ersäuft bei dieser Platzierung alles im Bassgeschlabber unterhalb von 500 Hz. Besser geeignet ist eine Platzierung von ca. 30 cm Abstand, ungefähr am 12. Bund. Je weiter Richtung Sattel, umso weniger Bass. Auch hier gilt es auszuprobieren.

Workshop: Akustische Gitarren aufnehmen

— Position Schallloch —

Probiert mal verschiedene Plektren aus. Möchte man ein gefühlvolles Strumming aufnehmen, sollte auch der eingefleischte 1,5 mm Hauer sich mal an ein Medium Pick wagen, da dieses die Dynamik aus dem Spiel nimmt und für ein gleichmäßiges Klangbild sorgt. Die Akustikgitarre folgt im Prinzip in Sachen Dynamik der Gesangsaufnahme. Auch hier ist man ständig bemüht, die Pegelspitzen zu entschärfen, was zu dem Punkt Kompressor führt.

Ganz einfach, wie auch bei Gesang gilt bei der Akustikgitarre die Einstellung „compressed to fuck“ (ein gängiger Begriff aus der Regieraum-Fachterminologie. Es empfiehlt sich, bereits nach dem Preamp einen Hardware Kompressor zu verwenden, bevor es in die Aufnahme geht. Viele 19“ Preamps haben in ihrer Konzeption bereits einen Kompressor verbaut, der sich genau für diese Zwecke bestens eignet.

Kleiner Tipp am Rande, auch wenn es bescheuert aussieht: Legt ein Paar Nasenstöpsel für die Aufnahmen parat. Teilweise finden durch die abwärts gerichteten Nasenöffnungen unangenehme Windgeräusche ihren Weg auf das Aufnahmemedium, die man bei leisen Solopassagen durchaus hören kann!

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