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Workshop Yamaha Montage: Sounds mit AWM2 und FM-X

FM-Programmierung und mehr...

15. November 2017

Workshop Yamaha Montage A
Und weiter geht’s in Sachen Workshop Yamaha Montage. Falls Sie den ersten Workshop Yamaha Montage verpasst haben, dann klicken Sie hier. Diesmal geht’s um AWM2 und FM-X Sound Programming.

Workshop Yamaha Montage: AWM2 Sound Programming

Eins der wichtigsten Instrumente für Keyboarder ist traditionell das Klavier. Daher ist es beim Montage auch gleich auf dem ersten Speicherplatz im Live Set zu finden. Wegen dieser besonderen Bedeutung scheiden sich jedoch die Geister darüber, wie dieses Klavier denn genau zu klingen hat. Musiker in Cover Bands möchten bestimmte Songs recht nah am Original spielen können, ein Jazzer hat ganz konkrete Vorstellungen, wie sein persönliches Klavier rüberkommen soll und in einer Rockband braucht es vor allem Power, um sich auch auf der Bühne ordentlich durchzusetzen. Für Filmsound und New Age gibt es ebenfalls spezielle Aufgabenstellungen, die das Klavier erfüllen muss. Also ist es ziemlich sicher, dass Besitzer des Montage früher oder später an Piano Presets arbeiten müssen, um es für die eigenen Anwendungen zu optimieren.

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Für einfache Korrekturen ist das Controller Setup auf der linken Panel Seite da. Hier tut es nämlich vor allem der Equalizer. Einfach das Funktionspaket der zweiten Reihe anwählen und schon haben Sie Zugriff auf Bässe und Höhen sowie Mitten gleich in drei Bereichen. Dieses EQ-Set ist einerseits für spontane Korrekturen da, denn so können Sie in einem recht halligen Raum spontan die Bässe reduzieren, damit es nicht mulmt. Oder in einer Lounge mit jeder Menge schallschluckenden Materialien wie Teppiche und Polstermöbel mal eben die Höhen anheben, um genügend Brillanz zu bekommen. In zweiter Linie lassen sich auf diese Weise Soundvarianten erstellen, denn man kann so editierte Klänge auch dauerhaft speichern und zwar in einer User Bank.

yamaha-montage-cfx-und-fm-ep

Das sind aber recht oberflächliche Korrekturen und eher Anpassungen, denn so richtig zu Leibe gerückt ist man der Sache damit nicht gerade. Wenn es also gründlicher und umfassender sein soll, dann führt an der Edit Page kein Weg vorbei. Dabei macht es einem der Montage in Sachen Klavier jedoch nicht so ganz einfach. Aktuelle Piano Multisamples bestehen regelmäßig aus mehreren Dynamikstufen, also etwa von pp bis ff und die müssen gewissermaßen zusammenmontiert werden, damit sie spielbar sind. Im Montage findet das innerhalb der Performance mit sogenannten Elements statt. Es dürfen hier bis zu acht sein und denen wird jeweils eine Dynamikstufe zugeordnet. Man bedient sich dabei der Velocity (= Anschlagsdynamik), die einen Gesamtbereich von 128 Schritten hat.

Um hinter diese Sache zu steigen, können Sie sich einfach jenes erste Live Set Preset ansehen. Dazu wählen Sie zunächst eben dieses CFX + FM EP an und drücken anschließend den Performance Button. Mit Part 1 Select erreichen Sie auch direkt die Innenansicht dieses Presets.

yamaha-montage-awm2-elements-select

Wenn Sie nun die Elements Taster unten im Display nacheinander durchsteppen, können Sie nicht nur oben rechts ablesen, welches Multisample jeweils verwendet wird, sondern unten links auch die Velocity Limits anschauen. Sie erhalten so einen guten Überblick darüber, wie das Yamaha Soundteam dieses Piano Preset aufgebaut hat. Und können gleich überlegen, wie Sie das für sich umgestalten. Dazu ist es zum einen notwendig, den internen Sample Content zu kennen, um die gewünschten Klaviersamples hier einzubauen, und zum Zweiten die Velocity Limits für Ihren Bedarf einzurichten. Jeder Keyboarder hat einen anderen Style, Klavier zu spielen. Je nachdem, wie sensibel oder grob Sie es also brauchen, die individuelle Gestaltung der einzelnen Velocity Limits erlaubt die optimale Personalisierung für Ihren Style. Für den Einstieg tut es eine etwas einfache Version mit vier Dynamikstufen, die wir nämlich in Form des S6 im Montage vorfinden, die da heißen

  • S6 Flat ff St
  • S6 Flat mf St
  • S6 Flat mp St
  • S6 Flat pp St

Die Velocity Limits sind zunächst als grobe Richtung zu sehen, justieren Sie die im Anschluss noch feiner, um die für sich optimal hinzukriegen.

  • ff: 111 – 127
  • mf: 90 – 110
  • mp: 51 – 89
  • pp: 0 (1) – 50

Falls Ihnen der Gesamtüberblick zu den einzelnen Elements verloren geht: Sie können mit dem All Button alle Elements gleichzeitig als Liste anzeigen lassen.

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yamaha-montage-s6-sample-assignment

Sobald die einzelnen Multisamples zugeordnet sind, in diesem Fall den Elements 1 bis 4, geht es an die Feinabstimmung der Dynamik. Tun Sie sich zuvor einen Gefallen und sichten bei dieser Gelegenheit den kompletten Piano Sample Content und merken oder notieren sich die, die Ihren Geschmack und Bedarf decken. Damit sich für Sie diese Mühe gleich doppelt lohnt, springt dabei nämlich noch ein extra Benefit raus, mehr dazu dann weiter unten.

So klingt das Klavier des Presets werksseitig:

Und so die Variante mit den S6 Multisamples:

Wenn Sie gerade dabei sind, dann benutzen Sie dieses Preset einfach als Template für weitere pianistische, etwa Rhodes oder Wurlitzer oder auch eine Mischung davon.

Yamaha Montage Performance Part und Mute Select

Performance Part und Mute Select

Trickkiste #1: Wir erinnern uns aber, dass diese Performance noch einen Joker bereit hält, und zwar via Super Knob. Ganz nach rechts drehen und das bekannte DX7 E-Piano wird aus der Schublade gezogen. Seitens Yamaha Soundteam sicherlich gedacht, um als Layer mit dem Grand Piano das beliebte Foster-Piano darzustellen. Das kann man sich natürlich auch anders zunutze machen, indem anstelle des Grand Pianos den Elements zum Beispiel String Samples zugeordnet werden. Und schon gibt’s ein ebenso cooles Layer: EP mit Pad.

Ganz fertig ist die neue Performance eigentlich noch nicht, denn zur Feinabstimmung gehören noch eine ordentliche Hüllkurvengestaltung und die richtigen Effekte. Davon soll in einem anderen Workshop die Rede sein. Auf die Schnelle jedoch ist die Abteilung Realtime Controller eine Option.

yamaha-montage-s6-env-realtime-control

Bringen Sie dazu Decay auf Position 10 Uhr 30 und Sustain auf 1 Uhr 30, wie im Foto zu sehen. Das ist zwar etwas grob, soll aber für den Moment genügen.

Trickkiste #2: Diese Herangehensweise lässt sich durchaus auf andere Klangkategorien übertragen. Greifen Sie sich zum Beispiel ein Preset mit Orchestersounds, vielleicht das Live Set Seattle Section. Ersetzt man bei dieser Performance, bestehend aus vier Parts, ein Streicher Element durch Trompeten – schon wird eine Kombination Strings/Brass daraus. Dynamisch dann besonders interessant, wenn die ff Velocity Zone mit den Trompeten besetzt wird. Sanfter Anschlag: Geigen, kräftiger Anschlag: Trompeten.

Workshop Yamaha Montage: FM-X Sound Programming

Die Abteilung FM ist beim Montage auf hohem Niveau angesiedelt. Kein Wunder, als Pionier auf diesem Gebiet hat Yamaha eine Menge Know-how und vor allem Erfahrung in Sachen Bedienstruktur. Frequenzmodulation gilt seit ewigen Zeiten für viele Musiker als irgendwie kaum durchschaubare Angelegenheit. In Wahrheit jedoch ist FM wunderbar logisch und nicht weniger beherrschbar als etwa subtraktive Synthese. Man muss nur wissen, wohin bei der beabsichtigen Klanggestaltung die Reise hingehen soll, denn Zufallsergebnisse gibt’s bei spielerischer Herangehensweise zwar auch, aber brauchbare Resultate kommen ohne letzten Feinschliff nur selten zustande. Und gerade für den braucht es konkrete Sachkenntnisse. Wie also an ein opulentes 8-Operatoren Besteck mit generösen 88 Algorithmen plus Filter Sektion herangehen?

Am besten anhand eines existierenden Presets, denn davon gibt es genügend. Für diesen Workshop schnappen wir uns das Live Set FM CS80 Brass, untersuchen zunächst dessen Aufbau und machen uns anschließend ans Werk.

Wir haben es mit einer Performance, bestehend aus 4 Parts, zu tun. Für einen ersten Überblick schalten Sie daher zunächst die Parts 2 bis 4 stumm, via Mute Funktion. Anschließend wird der Edit Mode gewählt und Part 1 selektiert. Nun können Sie sich die vorhandenen Einstellungen sämtlicher Operatoren betrachten und in welchem Algorithmus diese auf welche Weise miteinander verdrahtet sind. Ich nehme dabei an, dass Ihnen deren jeweilige Funktion als Carrier und Modulator,sowie das Prinzip der Feedback Schleife vertraut ist.

Im Display oben rechts ist der Algorithmus abgebildet, wir haben es hier vornehmlich mit Carrier zu tun, und diese Ausgangslage erlaubt vor allem additive Schichtungen.

Yamaha Montage Display Algorithm

Die Modulatoren prägen den Klangcharakter mit einer mehr oder minder beliebig wählbaren Schwingungsform. Das schaut in diesem Falle so aus:

  • OP2, 3, 5, 6, 7, 8 sind Carrier
  • OP1 moduliert 2 und 3 und hat Feedbackschleife
  • OP4 moduliert 5

Wenn ich nun die einzelnen OPs durchstimme, erhalte ich einen Eindruck davon, welche Folgen das für den Klang hat.

Audio Tracks OPs 1 bis 8 Coarse 1 bis 13, bzw. 0 bis 12

Nach einer solchen ersten Exkursion kann man sich überlegen, wie eine Variante dieses Presets denn klingen könnte. Als Beispiel dafür habe ich mich für die untenstehende Einstellung entschieden. Hören Sie hier, wie zunächst das originale Werkspreset klingt, anschließend folgt die neue Variante.

Audio Track CS80 FM Part 1 Werkspreset

Audio Track CS80 FM Part 1 Werkspreset editiert

Die Einstellung der Operatoren:

  • OP1 1
  • OP2 1
  • OP3 0
  • OP4 1
  • OP5 1
  • OP6 3
  • OP7 1
  • OP8 0

Noch ist an den Lautstärkeverhältnissen untereinander nichts getan, die haben jedoch erheblichen Einfluss auf das Klangresultat. Glücklicherweise macht es einem der Montage sehr einfach, hier Hand anzulegen, denn die Slider auf der linken Panelseite sind automatisch den OP Levels zugeordnet. Die aktuelle Einstellung lässt sich komfortabel per LED-Balken rechts der Slider ablesen.

yamaha-montage-op-level-slider

Spielen Sie nun kontinuierlich einige Noten auf dem Keyboard und verändern, ähnlich Drawbars bei einer Orgel, die Positionen der Slider. Damit eine Werteänderung stattfindet, muss zuerst der aktuelle Wert angefahren werden. Sie werden feststellen, dass sich hier eine Menge machen lässt und auch dass OP1 als Modulator den Schärfegrad regelt. Nun kann man das ursprüngliche CS80 FM Preset durchaus als Template benutzen und daraus gleich mehrere Varianten bilden, deren Grundstruktur sich zwar ähnelt, die aber ganz unterschiedliche Timbre aufweisen. Soft, kräftig, rauh, sanft, glitzernd, obertonreich, dumpf – alles einfach durch OP-Stimmung und deren jeweilige Levels justiert. Für die Erweiterung des eigenen Erfahrungsschatzes, ein wesentliches Element bei der Beherrschung der Frequenzmodulation, auch ruhig mal mit extremen Werten experimentieren.

Audio Track CS80 FM Part 1 Werkspreset editiert OP Volumes Realtime Demo

Trickkiste #3: Man kann auch mal ganz simpel den Algorithmus wechseln, um für gewisse Zufallsergebnisse zu sorgen. Das ist natürlich kein korrektes FM-Programming und oft erweist sich das als völliger Holzweg, aber verboten ist diese Herangehensweise trotzdem nicht.

Audio Track ALG 31 bis 24 rückwärts zur Demo ALG Select

Die Basis ist in diesen Fällen eine andere Organisation der Operatoren und deren Aufgabengebiete. Sie können sich zwischendurch auch entscheiden, in der Fortsetzung Ihres Vorhabens mit einem gerade angewählten anderen Algorithmus weiter zu arbeiten, dessen Verdrahtung Ihnen jetzt günstiger für Ihre Klangvision erscheint.

Ist dieser Schritt Klangfarbe mehr oder minder abgeschlossen, geht’s vor allem an die Hüllkurven = Envelopes. Fluch und Fortschritt warten hier auf Sie, denn für jeden Operator stehen die Parameter Time und Level für Attack bis Release bereit. Glücklicherweise wird das mit einer aussagekräftigen Grafik im Display unterstützt. Kurz gesagt: Damit bringt man dem Sound mittels Formgebung Struktur bei.

Das soll’s erstmal gewesen sein, viel Erfolg bei der Erstellung neuer Klangfarben!

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Feiner Artikel, danke dafür. Als großer FM-Fan war ich seinerzeit Feuer und Flamme, als der Montage auf der NAMM angekündigt wurde, der Preis des Geräts übersteigt jedoch meine Möglichkeiten. Ich fände es toll, wenn Yamaha einen kompakten Synth nur mit FM-X ohne Workstationkomponenten, AWM2, Sequenzer und dergleichen rausbringen würde, gern auch als Rackversion oder Desktop. Ich würde auch gern mal wieder einen im Hinblick auf FM-X überarbeiteten 4op-Synth sehen. Da gäbs noch viel Potential aus meiner Sicht, auch wenn immer über die Komplexität von FM gejammert wird, meines Erachtens ist die Syntheseform noch nicht mal ansatzweise erschlossen, neue FM-Synths braucht das Land! :)

  2. Profilbild
    Tyrell RED

    Für mich ein absolutes NO GO: Die Sounds sind nicht mehr gelistet nach Nummern und Bänken, sondern nur noch nach Namen – und wenn man möchte nach Performance-Set-Ups. Es gibt also KEIN Nummenr mehr nach denen man einen Sound finden kann. Man muss fast unweigerlich jedesmal die Suchfunktion bemühen um an seine eigenen programmierten Sounds ranzukommen. Da war wieder einer der Yamaha-INgenieure ganz besonders erfinderisch. Alleine deshalb würd ich mir das Teil nie kaufen. Schön wäre aber ein Expander – dann aber bitte wieder mit Bänken und Soundnummern.

    • Profilbild
      tantris

      @Tyrell Nicht alle Nutzer sind Zahlen-Freaks, und die Dateien auf meinem PC liegen auch nicht in nummerierten Ordnern. Aber es sollte doch möglich sein, den Namen eines Sounds mit einer Zahlenfolge beginnen zu lassen ?

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