Midiplus X3 mini – der Keystep ohne „Step“
Die Alternative zum Keystep, wenn man nur die Tastatur braucht.
Da ich keine Lust auf den Keystep und seine Labbertastatur hatte, suchte ich nach eine Alternative, und da mit MIDIplus als Hersteller der silbernen M-Audio Oxygen Keyboards schon vertraut war, habe ich das Ding blind gekauft. Das Ding sieht dem Arturia Keystep schon bissl ähnlich, alleine wegen der Touchstrips, hier handelt es sich aber um keine Kopie, denn ich gehe davon aus, daß MIDIplus den Keystep baut und auch die Touchstrips entwickelt hat. Im Gegensatz zu so manchem Keystep wackelt es auch nicht auf dem Tisch, sondern ist scheinbar gerade zusammengeschraubt.
Alleine die Haptik ist fein: Metallgehäuse, richtige Taster (mit Klick, kein Gummi/Silikon), satt und gedämpft laufende Drehknöpfe. Davon gibt es 4 Stück, von den Tastern 6, die mit den Laufwerksfunktionen inclusive Loop beschriftet sind. Damit läßt sich eine DAW, die MMC Befehle akzeptiert, bereits steuern.
Das Beste aber: Die Tastatur. Kommt zwar nicht an die der Yamaha Refaces ran, aber ist gleich danach angesiedelt, also zweitbeste Minitastatur auf dem Markt (und wer mich kennt, der weiß daß ich da sehr wählerisch bin). Zwar ungewichtet, aber durch eine einigermaßen straffe Federung spielt sie sich sehr angenehm, im direktem Vergleich zum Keystep straffer, und sie hat volle 3 Oktaven (37 statt 32 Tasten), aber keinen Aftertouch.
MIDIplus bietet noch ein kleineres Modell (X2 mini) und zwei größere Modelle (X4 mini, 49 Tasten, X6 mini, 61 Tasten) an, da ist also für jeden etwas dabei. Wer lieber normale Tasten haben will, der hat das X6 II und das X8 zur Auswahl, die anderen Modelle werden in Deutschland nicht (mehr) angeboten.
Der Lieferumfang ist bescheiden, nur das Gerät selbst, ein USB-Kabel in orange (mit Ferritkern und dicker Ummantelung) und ein Tütchen mit Handbuch und Aufklebern ist dabei. Keine überflüssige Softwarebeigabe oder sowas, von denen man meist eh schon zuviel rumliegen hat, sehr angenehm.
Versorgt wird das Ganze über USB mit Spannung, löblicherweise über einen normal großen USB Typ B Stecker. Das Ganze ist Classcompliant, braucht also keine Treiber, geht daher auch an Linux und es funktioniert an iPad und iPhone ohne den großen Adapter, bei dem man das Ladekabel anschließen kann, daher also auch mit einem entsprechenden USB-C Kabel auch am iPad Pro. Die Elektronik ist bei allen 4 Modellen identisch, die unterscheiden sich nur durch die Tastaturgröße, gilt also auch für X2, X4 und X6 mini.
Die Rückseite gibt nicht viel her: neben dem schon erwähnten USB B Anschluß, der nicht nur zur Spannungsversorgung dient, sondern auch MIDI überträgt, findet man auch eine normal große DIN MIDI Buchse – das alleine gibt schonmal einen dicken Pluspunkt! Des Weiteren ist auch ein 6,3mm Klinkenanschluß für ein Sustainpedal vorhanden, dessen Polarität übrigens beim Einschalten erkannt wird – so gehört sich das, das schaffen manche Hersteller einer 3000€ Workstation immer noch nicht!
Die Drehknöpfe haben eine eingebaute LED, die den „Strich“ ersetzt und auch den Kranz beleuchtet, ein einfaches Display ist auch vorhanden, welches sowohl die Modi als auch die Werte anzeigt und beim Einstellen hilft.
Die Taster senden, wenn rosa, MMC Befehle, Druck auf Shift und den jeweiligen Taster schaltet auf CC und blaue Leuchtfarbe um, dann sind sie auch, wie auch die 4 Knöpfe, frei programmierbar.
Transponieren kann man 3 Oktaven nach unten und 4 nach oben, wird sogar durch unterschiedliche Farben der Taster angezeigt, und es gibt eine Resetfunktion, indem man beide Taster zusammen drückt. Hier ist noch ein Schmankerl versteckt: drückt man Shift zusammen mit einem der Taster, kann man die Tastatur in Halbtönen transponieren, und zwar 12 nach unten (b01-b12) oder nach oben (A01-A12). Auch hier gibts eine Resetfunktion, indem man beide Taster mit Shift zusammen drückt. Alle diese Transponierenden sind temporär, werden beim Ausschalten vergessen.
Die beiden Touchstrips entsprechen denen des Keystep, aber mit LEDs dran, wie beim Keystep Pro. Der für Pitchbend geht beim Loslassen in die Mitte zurück, der für Modwheel bleibt an der Position stehen, diese wird durch die LEDs angezeigt. Diese laufen übrigens auch dann inkrementell, wenn man direkt auf eine Stelle tippt, heißt: es wird nicht direkt der Wert für diese Stelle gesendet, sondern quasi hochgedreht, als ob man ein echtes Pitchbend oder Modulationsrad benutzen würde.
Das Display ist eine Siebensegmentanzeige in weiß, dort steht im Normalzustand der aktuelle MIDI Kanal und es wird bei Modusänderungen eine kurze Info angezeigt.
Programmiert wird, wie bei diesen einfachen Geräten üblich, unter Zuhilfenahme der Keyboardtasten. Besonderheit: Man kann für die Controllerknöpfe und Tasten einen anderen MIDI Kanal einstellen als für die Tastatur, aber auch beides auf den Gleichen, hier wählt man einfach „CC Channel“ 0, dan gilt der MIDI Channel für alles vom Gerät. Darüber hinaus läßt sich für JEDEN Knopf oder Taster ein getrennter MIDI Kanal einstellen – das ist eine feine Sache! Einstellen kann man neben der Anschlagdynamik die Belegung der Knöpfe und Taster, Zahlenwerte für die Controller gibt man über die als Zehnerblock fungierenden Keyboardtasten direkt ein. Wie oben schon geschrieben senden die Taster im Normalzustand MMC (MIDI Maschine Control)-Befehle, diese kann man einfach auf CC umschalten und dann leuchten sie blau, dann sind sie auch frei mit Funktionen belegbar, und wie auch bei den Knöpfen kann hier jeder Taster seinen eigenen MIDI Kanal haben.
Die Knöpfe sind ab Werk mit Volume, Pan, Expression und Reverb belegt, die Taster, wenn im CC-Modus, senden die CCs 57, Hold, Portamento, Sostenuto, Soft Pedal, Legato Pedal. Diese können nur als Momentan-Taster agieren, nicht als Ein/Aus (toggle).
Über die Funktion „Pro“ kann man direkt Program Changes inclusive Bankselect senden, leider kann man sich keine solchen Program Changes auf die Taster legen und leider kann man die Bedienelemente auch nicht per „no assign“ abschalten, wie das bei den M-Audio Urahnen geht.
Vergleich zum Arturia Keystep (Pro), Bilder
Bei der gesamten Optik und den Gemeinsamkeiten drängt sich dieser Vergleich förmlich auf.
Der Kollege Wiesolator war so freundlich, mir ein paar Vergleichsbilder mit dem Keystep und Keystep pro zukommen zu lassen, er ist von der Qualität des X3 mini ebenso angetan wie ich selbst und auch ihm gefällt die Verarbeitung im Vergleich zu den Keysteps sehr gut.
Wow… bin begeistert!!! Danke für den Beitrag microbug :)
Gerne.
Ich hab übrigens gerade festgestellt, daß sich die X Mini am iPad ohne zusätzliche Stromversorgung betreiben lassen, vielleicht kann man das in den Text noch einfügen bzw zu den Pluspunkten dazunehmen.
Wirklich ein gelungener Test. Allerdings fehlt mir der Anreiz des Gebotenen allein schon wegen fehlendem Aftertouch.
Und: wenn die tatsächlich für Arturia bauen wäre es seltsam, wenn die eine ganz andere Tastatur verwenden (ausgeschlossen ist das natürlich nicht). Die Keysteps, die ich unter den Fingern hatte, fand ich gar nicht bemängelnswert. Vielleicht hattest du ein Mängelexemplar!?
Trotzdem, wie gesagt: tolle Leserstory. Vielen Dank für die Bereicherung.
Danke, Marco. Der Kollege Wiesolator, der die Vergleichsbilder beisteuerte und neben dem X3 mini beide Keysteps besitzt, hat mir bestätigt, daß die Tastaturen unterschiedlich sind. Das konnte ich selbst bei der letzten Livesession Ende Juni selbst nochmal überprüfen, als ein Kollege einen Keystep dabeihatte. Was Tastaturqualitäten angeht, so bin ich da sehr „picky“, das ist zumindest all denen bekannt, die mich ein wenig kennen :)
Schöne, einfachere Alternative zum KS, wenn man „nur“ ein weiteres Tastenfeld braucht.
Danke für den Test.
Nettes gerät, aber es werden kaum leute den keystep kaufen und den sequenzer nicht brauchen
Hier, ich! Mich interessiert der Sequencer im »KeyStep« so gut wie gar nicht. Wohl aber der Arpeggiator, den es im »Midiplus X3 mini« ebenfalls nicht gibt.
Der Sequencer des Keystep ist mir egal, ich finde den ohne jedes Anzeigeelement auch fast unbenutzbar. Ich habe das Keystep vor Allem wegen dem Arpeggiator in Kombination mit der Größe und den DIN-MIDI-Ports gekauft.
Was den Keystep für mich so interessant macht, sind vor allem die CV Ausgänge. Die hat das X3 leider auch nicht. Insgesamt scheint mir der Keystep für nur ein wenig mehr Geld sehr viel mehr zu bieten.