Betrug im Musik-Business: Große Versprechungen und nichts dahinter
Benn Jordan ist ein Musiker und YouTube, der sich nicht nur drauf beschränkt, in seinen Videos Equipment vorzustellen. Er bringt den Mut auf, Themen anzupacken, die sich mit der dunklen Seite des Musikgeschäfts beschäftigen. Er hat sich an Uli Behringer abgearbeitet, der öffentlich versprach, Synthesizer für wohltätige Zwecke zu spenden, was er bis zu diesem Zeitpunkt nicht getan hatte. Die brillant recherchierten Videos von Jordan zu diesem Sachverhalt erzeugten große Aufmerksamkeit. Letztendlich löste Behringer schließlich sein Versprechen ein.
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Seit 2019 verfolgt Benn Jordan eine neue Geschichte. Ian Urbina ist ein renommierter Journalist, der die die Serie The Outlaw Ocean für die NY-Times geschrieben hat. Urbina suchte Musik um mit ihr Passagen eines Buch zu gestalten. Ausdrucksstarke Musik, die Themen des Buchs musikalisch unterstützen. Ian Urbina warb mit Kooperationspartnern wie Netflix und Spotify, welche die Musik promoten würden, da seine Idee einmalig sei. Außerdem sei das Labe Synesthesia Media involviert, welches 50.000 $ in das Projekt investieren würde.
In den Vorgesprächen wurde viel versprochen, doch Benn Jordan wurde stutzig, als er die Verträge gelesen hat. In diesen wurde ein anderes Bild gezeichnet. Beispielsweise sollte Ian Urbina Co-Autor der Songs werden. Benn Jordan sollte also seine Rechte an der Musik mit Urbina teilen. Außerdem wollte sich das Label weitere Verwertungsrechte sichern, wodurch alle Lizenz-Einnahmen direkt an Synesthesia Media geflossen wären, ohne das Jordan je einen Cent gesehen hätte.
Es wurde der Eindruck erweckt, dass Benn Jordan exklusiv mit dem Autor arbeiten würde. Letztendlich waren es 462 Musiker, die bei dem Label unter den gleichen Annahmen und Versprechungen unterschrieben. Dadurch konnten sich Synesthesia Media Rechte an 2120 Songs sichern. Wer ist eigentlich der Besitzer von Synesthesia Media? Keine andere als Ian Urbinas Ehefrau.
Natürlich wurden keine der Versprechen eingehalten. Keine Promotion, keine Werbung, keine Konzertveranstaltungen fanden statt. Rechtlich mussten die Versprechungen auch nicht eingehalten werden, denn diese wurde in den Verträgen nicht erwähnt.
The Outlaw Ocean Project von Ian Urbina konnte durch die Songs in kürzester Zeit 743.000 Zuhörer gewinnen, obwohl der Autor noch nie ein Stück Musik komponiert hat.
Die Geschichte ist noch nicht beendet und hat ein juristisches Nachspiel. Benn Jordan weist darauf hin, dass Ian Urbina nicht des Betrugs überführt ist.
Benn Jorden schlägt Ian Urbina ein Deal vor. Er soll die Verträge rückgängig machen und seinen Fehler eingestehen. Jordan bietet an, auf seinem YouTube Kanal Werbung für die Musik zu machen und die Einnahmen den geschädigten Musikern und Musikerinnen zu spenden. Ähnlich ging Jordan auch bei Behringer vor.
Wer alle Details zur Story möchte, sollte sich das Video anschauen.
Das Fazit des Videos lautet, dass Musiker und Musikerinnen zwischen Versprechungen und Vertragsbedingungen unterscheiden sollten. Sind Versprechungen seriös, werden sie auch in einem Vertrag festgehalten.
Ausserdem sollte man nie den Wert seines Werkes unterschätzen! Musiker und Musikerinnen wollen den Traum leben. Trotzdem muss man vorsichtig sein, auch wenn die Worte noch so süß klingen. Auch in Deutschland sind Betrüger unterwegs, die mit großen Namen werben, Karriere, Ruhm, Ehre und Reichtum versprechen.
Ja da muss man heutzutage sehr vorsichtig sein. Diese ganzen selbständigen „Wohnzimmer-Labels“ wollen in erster Linie die Rechte an der eigenen Musik, Versprechungen abgeben und letztenendes auch Geld für Leistungen, die sie nicht erbringen können (und wollen). Ausnahmen mag es geben und daher mein Tipp: Im Netz so anonym wie möglich zu bleiben. Als Kontakt höchstens eine E-Mail anbieten. Das sollte reichen wenn wirklich jemand Interesse an der Musik hat. Bei mir landete auch schon wegen angeblicher Urheberrechtsverletzung eine E-Mail mit einer Rechtsanwaltsdrohung im Postfach und das als reiner Hobbyenthusiast. Dieses unseriöse Wohnzimmer-Label belästige mich viele Jahre, bis nach edlichen Diskussionen endlich sein Account gelöscht wurde. Ich würde gerne etwas professioneller werden, aber man hat echt keine Ahnung was man hierfür tun muss. Anfragen an seriösen Labels blieben stets unbeantwortet. So drifte ich weiterhin mein dasein als jemand der Musik macht, aus purer Leidenschaft heraus. Mehr nicht! °|°
@Filterpad Da kann ich dich gut verstehen, ich sehe das auch so bevor ich meine Rechte über ein Label verwerten oder verwalten lasse, mach ich das lieber selber, verdiene zwar damit kein Geld und aus Leidenschaft mache ich Musik natürlich auch.
Ich hatte mal meine Musik auf Youtube als einfach erstelltes Video hochgeladen und prompt habe ich eine Sperrung von Youtube bekommen, da ich angeblich die Rechte von irgendeinem großen Label verletzt habe, ich habe das natürlich recherchiert und dabei ist herausgekommen, dass natürlich der Titel den ich gemacht habe mein Eigentum ist und dieser sich nur so ähnlich anhört wie das Stück von diesem einem Label mit dem ich den Ärger hatte und diese Musikstück auch noch später als meins herausgekommen ist aber um mich jetzt nicht mit unnötigen Geldausgaben zu beschäftigen habe ich es nicht auf einen Rechtsstreit angelegt. Damit ich nicht in irgendwelche Probleme komme. Daher habe ich dann das Video wieder heruntergenommen aber der Song ist ja auf einem anderen Portal veröffentlich, sogar mit Rechteverwertung.
Nach fast 30 Jahren im Geschäft kann ch nur sagen, alles nur abzocke…. egal bei welchem Label oder mit wem auch immer gearbeitet wird…man wird immer über den tisch gezogen….Es verdienen immer andere an der eigen musik.. man ist abhängig von Vertrieben, die einem den Sound Diktieren wollen…. geht man drauf ein bekommt man seltenst ds was einem versprochen wird… MP3 ist die grosse Säuche… eigendlich sind alle verkommen… sie wollen nur das beste ..dine musik und das geld wa sie daraus generieren.
Das Gleiche gild für div. Hersteller, die bekommen Arbeit, versprechen viel und halten gar nichts…ggf mal ein leckerlie vor die Füsse geworfen aber letztendlich saugen sie einen aus und lassen dich fallen… so ist es nun mal.
Selbstvermarktung ist schwer und das eigen Label schwer zu machen, wenn Du Musiker, Manager, Label Boss und PR in einem machen must.
schade….
@citric acid Zum Glück muss ich kein Geld damit verdienen. Dadurch bin ich in einer besseren Position.
Wenn das Label 200 Vinyls verkauft, würde ich vielleicht im besten Fall 200 EUR bekommen.
Andererseits spielen 200 DJs irgendwo meine Tracks.
Von daher sag ich eher, scheiß auf das bisschen Geld.
Ansonsten ist es viel Arbeit mit der Selbstvermarktung. Live spielen, DJen, auf den richtigen Parties sein, die richtigen Leute kennenlernen, die Betrüger und Blender aussortieren.
Und vor allem Musik machen, die bei einem Publikum ankommt.
@Michael Krusch Gut, aber das „bisschen“ kann sich schön zusammenläppern, bzw. wenn bei den Künstlern mehr hängen bleibt, könnten auch noch mehr Tegeler Geräte verkauft werden, oder?
Danke für die Aussage von jemandem, der schon länger und in der professionellen Branche tätig ist. Daran hatte ich gar nicht gedacht, aber vollkommen richtig. Mp3 und Streaming sind hier das Stichwort und das Übel aller Dinge. Für den User praktisch, für den Künstler das Schreckgespenst. Dadurch müssen Künstler auch Masse statt Klasse bringen, damit durch Klickzahlen überhaupt etwas hängen bleibt. Genau gesagt 0,03 Cent pro Klick bei Spoty.
„wodurch alle Lizenz-Einnahmen direkt an Synesthesia Media geflossen wären“
Nicht ganz – in dem Screenshot steht doch, dass der Künstler 50% der Erträge erhält. Allerdings „net revenue“ – also könnte sich Synestesia erstmal Gehälter auszahlen oder Ausgaben an „Kumpel“ abziehen, so dass am Ende nichts übrig bleibt.
Tja, man sollte sich Verträge schon durchlesen, die man unterschreiben soll. Ist ja nun nicht gerade neu in der Geschichte der Musik, dass Musiker über den Tisch gezogen werden….
@WOK Geil ist, sobald ein Künstler mit seinem Label erfolgreich ist, zieht er nicht selten denselben Mist ab, an dem er selbst fast erstickt wäre. Ehrlich ist leider oft nur der Dumme. In fast allen Bereichen.
Das kann ich nur bestätigen so ist, leider ist der ehrliche immer der Dumme, sieht man auch an dem was Jone Sine passiert aber ich hoffe mal er macht es besser mit seinem Label und nicht wie die anderen.
@WOK Hi wok,
wie gesagt, wer alle Details wissen will, muss das Video ansehen.
Von Jordan wurde verlangt, dass er seine Autorenrechte mit Urbian teilt. Dazu kommen noch 50 % für das Label. Das bedeutet also nur noch 25 % für Jordan, weil 50 % Autoren und 50 % Label. Da das Label der Frau von Urbian gehört, macht das also 75 % der Einnahmen für Urbian und seine Frau. Dann kommen eben noch die Abzüge und Gebühren und all der Kram, der dann letztendlich dafür sorgt, dass 98,6 Prozent der Einnahmen an das Label gehen. Siehe: Tortendiagram.
Ich wurde auch von diesem „Journalisten“ kontaktiert und er hat mir das gleiche Angebot gemacht. Es klang zuerst ganz gut, und ich dachte das wäre zumindest eine gute Werbung für mich. Als ich dann den Vertrag sah, hab ich ihm nicht mehr geantwortet. Zum Glück hab ich mich nicht drauf eingelassen.
@Jakspin Hallo greekotronic,
klingt ja spannend. Zum Glück hast du nicht unterschrieben.
Kannst du zu dem Vorfall noch Weiteres berichten, was im Video vielleicht nicht erwähnt wurde?
Toi, toi, toi weiterhin
@Sven Rosswog Gute Idee. Jede Information kann für andere sinnvoll sein der Aufklärung wegen.
Ist da alles furchtbar! Die soziale Ungerechtigkeit ist schon sehr hoch in Deutschland, was auch immer gerne ausgenutzt wird. Das wird immer bestritten von gewissen Parteien, aber man sieht es wo man nur hinschaut. Hoffentlich bringt da die neue Regierung ein paar sinnvolle Konzepte raus. Ich würde mir es wünschen. Da muss wirklich was passieren und das zügig.
@Filterpad „Hoffentlich bringt da die neue Regierung ein paar sinnvolle Konzepte raus. “
Die sind gehören doch allem dem gleichen Club an, und tragen nach vorne nur unterschiedlich farbige Hosenanzüge. Von denen irgendwas zu erwarten ist naiv.
Ich mache den Spaß nun auch schon über 30 Jahre mit und habe keine Illusionen mehr. Um zu vermeiden, dass irgendjemand an meinen spärlichen Einnahmen mitverdient, habe ich kurzerhand mein eigenes Label gegründet. War ein wenig Aufwand, hat mich aber fast nix gekostet. Ich muss so keinerlei Rechte abtreten, oder um mein Geld betteln. Auch habe ich meine eigenen ISRC-Codes, so dass ich letztendlich ausschließlich einen EAN-Code kaufe, um meine Veröffentlichungen in die Welt zu schicken. Ich will Musik machen, veröffentlichen, live spielen. Alles andere ist mir mittlerweile egal. Denn eines muss man schmerzlichst zur Kenntnis nehmen: Obwohl die Majors kaum noch auf 40 % der Gesamt-Veröffentlichungen kommen, werden sie zu über 90 % in den relevanten Medien gespielt. Hier können die kleineren Label auch einfach nur zugucken. Und solange das 0-8-15-Gedudel von den Majors dann auch gekauft, vermarktet, gestreamt wird, solange funktioniert es ja. Und solange Künstler bei den Majors auch noch ihre Rechte für Konzerteinnahmen. Merch oder was auch immer abtreten, solange wird das System aufrecht erhalten. Es hat sich in den letzten 40 Jahren nicht viel geändert. Außer der Fokus, wo man mitverdienen kann, weil die physischen Verkäufe halt nicht mehr funktionieren.
@mazevoice Das würde mit interessieren wie man ein Label gründet, das fast nix kostet. Schreib doch ein Buch darüber oder mach einen Kurs oder sonst so was, alles kostenpflichtig, klar. Du verdienst dein bisschen ehrliches Geld und hilfst den Majors das Wasser abzugraben.
@fal Warum so sarkastisch? Und warum sollte ich ein Buch schreiben, oder einen Kurs darüber machen, wenn diese Infos zuhauf im Netz frei verfügbar sind? Sag mir, welche Kosten hier anfallen, die ich hätte zahlen müssen? Hat man die ernsthafte Absicht, wirklich ein Label zu gründen, sind die Hürden mittlerweile ziemlich gering. Gegenüber der GVL, die die Labelcodes vergibt, brauchte ich nur den Nachweis erbringen, dass meine Musik digital verfügbar ist. Der Nachweis über eine physische Herstellung wird gar nicht mehr erwartet. Und der Rest war Papierkram. Gut, die 20 € für die Gewerbeanmeldung musste ich aufbringen. Ich hatte nicht vor, den Majors irgendetwas abzugraben, weil die sich für mich gar nicht interessieren. Ich habe nur einen Weg gesucht, meine eigenen Produktionen ohne Abhängigkeit anderer zu veröffentlichen. Und diesen Weg habe ich gefunden.
@mazevoice Ich kann mir zwar vorstellen, dass man mit stundenlangem gegoogle alle Informationen findet. Aber die Idee, Deine Erfahrungen und Tips gesammelt weiterzugeben, fände ich schon sehr gut. Entweder gegen einen kleinen Obolus oder noch besser als Beitrag hier bei Amazona!
@WOK Google ist nicht immer eine gute Hilfe, da auf diversen Seiten unterschiedliche und auch veraltete Prozedere besprochen wurden. Weil ich einiges sehr verwirrend fand, hatte ich mich direkt an die GVL gewandt und habe hier eine recht kompetente Unterstützung erhalten. Wichtig war: eine noch nicht veröffentlichte Produktion als Nachweis, die meine Absicht widerspiegelt, damit Geld verdienen zu wollen. Dann gibt es den Online-Wahrnehmungsvertrag (unter: https://gvl.de/rechteinhaberinnen/tontraegerherstellerinnen/online-wahrnehmungsvertrag ), der ausgefüllt und doppelt ausgedruckt zur GVL geschickt wird. Ob das 2022 auch noch so läuft, weiß ich nicht. Die Gewerbeanmeldung, bzw. die Steuernummer für das neue Unternehmen muss mit angegeben werden. Nach der Prüfung bekam ich meinen vorläufigen Labelcode, den ich für die Produktion bereits nutzen konnte. Innerhalb einer bestimmten Frist musste ich dann den Nachweis erbringen, dass diese online bei den Shops verfügbar ist. Hier habe ich dann nur die entsprechenden Links versendet. Um die Musik dort zu veröffentlichen, braucht man natürlich einen (unabhängigen) Distributor, wie Hofa, Rebeat, CDBaby oder andere, der die Songs auf die Portale bringt. Bevor ich mich zu diesem Schritt entschloss, vergingen etliche Jahre, immer mit der Frage verbunden, ob es sich für mich lohnt. Heute kann ich es für mich beantworten: Ja.
@mazevoice Wenn du ne Firmengründung mit ’20 Euro für die Gewerbeanmeldung‘ bewertest, dann erzeugst du hier ein etwas vereinfachtes Bild was Selbständigkeit bedeutet.
@sebs Ein Plattenlabel gründen und ein Unternehmen führen, sind ganz klar zwei verschiedene Dinge. In meinen Ausführungen ging es allein um den „Verwaltungsakt“, ein Label zu gründen, um einen Labelcode zu erhalten. Und ich denke, das hatte ich klar beschrieben. Was man letztendlich daraus macht und daß da immer eine ganze Menge Arbeit drinsteckt, steht auf einem anderen Blatt. Mein Label z.B. dient ausschließlich dazu, eigene Produktionen zu verwalten. Ich nehme keine fremden Künstler in mein Label auf. Das war auch nicht der Sinn meiner Ambitionen. Ich bin Musiker, Komponist und Texter und habe meinen persönlichen Weg gesucht, unabhängig zu sein. Jeder, der bereits eine Produktion veröffentlicht hat und seine Werke auf amazon, iTunes & Co anbieten möchte, kennt doch die Prozedere mit den unzähligen Codes, die erwartet werden. Ich habe solche Codes früher selbst erworben und dafür eine Menge Papierkram erledigen und Rechte abtreten müssen. Und das brauche ich nun nicht mehr. Was die Selbständigkeit angeht, hier sollte schon jedem klar sein, dass da mehr dranhängt, als nur einen Labelcode zu besitzen.
@mazevoice Das liest sich sehr interessant und du hast völlig recht, man findet viele „Anleitungen“ im Netz und weiß am Ende weniger als zuvor. Da wäre eine aktuelle Anleitung super 🙂 … und du hast du weiter unten ja so ausgeführt, lieben Dank dafür!