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Feature: Braucht man heutzutage noch ein Musiklabel?

Label - Krönung des Schaffens oder ein überflüssiges Relikt?

6. Juni 2023

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Braucht man heutzutage insbesondere im Gitarrenmusikbereich noch ein Musiklabel? Auch wenn man subjektiv die persönliche Antwort unmittelbar parat hat, ist es auf den zweiten Blick eine nicht ganz so leicht zu beantwortende Frage. Warum, könnt ihr in diesem Feature nachlesen.

Musiklabel für Gitarrenbands – warum eigentlich?

Nur ganz kurz, einen Hauch Geschichtsstunde, warum spricht man überhaupt von einem Label? Nun, die großen Verwertungsgesellschaften, sprich Plattenfirmen, nahmen seinerzeit mehrere Künstler unterschiedlicher Stil- und Ausrichtungen unter Vertrag. Um diese sowohl besser katalogisieren wie auch wirtschaftlich besser verwalten zu können, wurde eine Plattenfirma in mehrere Labels unterteilt, was sich dann in den unterschiedlichen Aufdrucken auf den Vinylplatten widerspiegelte. Im Laufe der Dekaden verschwammen auch aufgrund der Einführung der Indie-Plattenfirmen, welche sich zumeist auf nur eine Musikrichtung spezialisierten, die unterschiedlichen Begriffe, so dass heutzutage der Begriff Label mehr oder minder mit dem Begriff Plattenfirma gleichzusetzen ist.

Braucxh Man Heutzutage Noch Labels Feature

Musiklabel – was ist das überhaupt?

Im Prinzip erledigt(e) die Plattenfirma die Aufgaben, welche der Künstler nicht machen wollte oder aufgrund der mangelnden Ausbildung nicht machen konnte. Zu Beginn der Verwertung von Musik bis hinein in die frühen Achtziger bekam der Künstler einen Künstlervertrag, welches ihm eine Umsatzbeteiligung von bis zu ca. 10 % des HAP (Handelsabgabepreis) an jedem verkauften Tonträger zusicherte. Alle anfallenden Kosten wie Tonstudiomiete, Pressung der Tonträger, Studiomusiker, Verpflegung und Übernachtung der Musiker während den Aufnahmen, Promotion, Marketing etc. übernahm die Plattenfirma und sicherte sich im Gegenzug dafür auch mind. 90 % der Einnahmen. Die großen Plattenfirmen verfügten zumeist über eigene Tonstudios, welche sich mit festangestellten Technikern im Dauereinsatz für die Künstleraufnahmen befanden.

Das Ganze änderte sich mit der Einführung des Bandübernahmevertrages. Hier war der Künstler, respektive das Management erstmals selber mit in der Verwaltung beauftragt, da es von der Plattenfirma einen festen Vorschuss gab, für den der Künstler ein oder mehrere Alben abliefern musste. Man konnte das Studio frei wählen und je nachdem, welchen Kurs man mit dem Studioinhaber ausgehandelt hatte, konnte man einen Teil des Vorschusses für private Zwecke verwenden, solange das Endergebnis auch den Verantwortlichen der Plattenfirma zusagte. Der Vorschuss ist verrechenbar, sprich man erhält so lange keine Tantiemen, bis der Vorschuss durch Verkäufe wieder eingespielt wurde. Da dies auf Kosten des Künstlers geht, wird der Künstler NACH Tilgung des Vorschusses in einem höheren Mass am Gewinn beteiligt, im Durchschnitt bis zu rund 20 % des HAP.

Die beiden oben genannten Geschäftsmodelle haben sich mittlerweile jedoch zu einem Großteil mit der Einführung des Homerecordings und der Streaming-Dienste als obsolet herausgestellt. Obwohl die Streaming-Dienste bekanntermaßen erbärmlich geringe Margen an die Labels ausschütten, werden immer noch knapp 50 % der Umsätze mit Streaming-Diensten getätigt, was darauf schließen lässt, dass weit über 90 % der Weltbevölkerung Musik nahezu ausschließlich über Streaming Dienste konsumiert. Nur wenige Vinyl- und CD-Liebhaber halten mit ihren Käufen dagegen, was dazu geführt hat, dass nur noch internationale Superstars entsprechend große Einnahmen generieren können. Die Situation ist mit den Preisen der Konzertkarten vergleichbar. Wenn Metallica 200,- Euro für eine Karte aufruft, ist das Stadium nach wenigen Stunden ausverkauft, wenn die Local Hero Band 20,- Euro haben möchte, klagt jeder über die hohen Eintrittspreise.

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Die logistischen Auswirkungen der technischen Revolution

Natürlich sind die technischen Möglichkeiten, welche eine DAW seit Jahren ermöglicht, schlicht und ergreifend fantastisch und ermöglichen Aufnahmen, welche für sehr kleines Geld gute Ergebnisse bringen. Ich möchte jetzt auch gar nicht das Fass der Klangqualität analog vs. digital, Original vs. Simulation aufmachen, denn eins sollte man sich immer vor Augen führen, für die wirtschaftlichen Ergebnisse interessiert es einen Dreck, wie ein Klang erzeugt wurde. Im Gegensatz zu früher sichern High-End-Produktionen heute keine wirtschaftlichen Vorteile mehr, da spätestens mit dem Mastering-Prozess selbst der handwerklich größte Müll auf 0 dB gezogen nur wirklichen Fachleuten offenbart, ob zum Beispiel ein Chris Lord Alge an den Reglern saß oder ob Greti und Kleti Plug-in-Presets ein- und ausgeschaltet haben.

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Womit wir mitten in der Label-Diskussion sitzen, denn ein Label hat heute nur noch 3 Funktionen, zum einen einen gesicherten Vertrieb, möglichst weltweit stellen, eine professionelle Marketing-Abteilung bieten und eine Reputation nach außen gewährleisten. Auch wenn die Major-Companys allein mit ihrem Back-Katalog immer noch gigantische Umsätze erzielen, so wird von den meisten Labeln insbesondere bei Newcomern nur noch ein kleiner Vorschuss, in der Mehrzahl der Fälle überhaupt kein Vorschuss mehr gezahlt.

Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass der Künstler entweder in seinem Homestudio alles selber zusammenklebt oder aber er nimmt Geld in die Hand und bezahlt ein Mietstudio für die Aufnahme seiner Musik. So oder so muss der Künstler zunächst finanziell in Vorleistung treten, bevor er einen oder mehrere Songs unter das Volk bekommt. Spätestens hier fragen sich die ersten Leser, warum man dann überhaupt noch ein Label benötigt, welches übrigens bei den sogenannten 360 Grad Deals auch gerne noch einen prozentualen Anteil an den Live-Gagen haben möchte. Was ist die Gegenleistung der Labels?

Braucxh Man Heutzutage Noch Labels Feature

Musiklabel und die Leistungen

Um es kurz auf den Punkt zu bringen: Wer seine Musik als Hobby betreibt, eine gute Zeit haben möchte und seinen Freunden, Familien und einer übersichtlichen Schar von Fans seine Musik zugänglich machen möchte, braucht definitiv kein Label. Viele Dienstleister bieten gegen eine monatliche/jährliche oder teilweise auch einmalige Gebühr die Listung der persönlichen Aufnahmen in allen großen Streaming-Diensten weltweit an. Eine gewisse Qualität darf dabei nicht unterschritten werden, aber wer bereits hier scheitert, sollte sich überlegen, ob seine Musik wirklich veröffentlichungswürdig ist. Ansonsten, CDs und Vinyl kann man in Kleinstauflage fertigen und dann über den persönlichen Online-Shop oder Marketplace etc. veräußern, fertig. Einnahmen 100 % abzgl. der Provisionen der jeweiligen Vermittler. Alles, wirklich alles, was es benötigt, um den persönlichen Erguss zu bewerben, bleibt an einem selber hängen, was meistens dazu führt, dass sich aber auch der Radius des persönlichen Bekanntheitsgrades nicht erweitert.

Hier kann ein etabliertes Label wirklich punkten, vorausgesetzt, es ist wirklich an dir und deinen Leistungen interessiert. Ein etabliertes Label verfügt in der Regel über eine etablierte Marketing-Struktur, welche aus festangestellten Mitarbeitern und Freelancern besteht, welche wiederum den Kontakt zur Fachpresse etc. halten. Einmal im Rooster des Labels angekommen, kann man auf eine gut sortierte Datenbank mit entsprechenden Kontakten zugreifen, damit die persönliche Leistung zumindest schon einmal an mehr oder minder interessierte Schreiberlinge, teilweise sogar Journalisten gerät.

Dies bedeutet aber noch nicht, dass auch entsprechende Artikel oder Interviews mit dir abgedruckt werden, da dies zu einem Großteil von der Schaltung entsprechender Anzeigen abhängt. Alle Print-Magazine betonen zwar stets, dass sie nicht käuflich sind, aber jeder Fachmann weiß, dass man mit dem reinen Verkauf der Magazine nur einen verschwindend geringen Teil der Produktions- und Personalkosten decken kann, so dass Werbung der entscheidende Punkt in der Produktplanung darstellt. Nur Tesla kann sich erlauben, keine Werbung für seine Produkte zu schalten.

Dies führt dazu, dass man teilweise in der völligen Perversion der Musikverwertung angekommen ist. Ich kenne einige Künstler, welche nicht nur die Produktion ihres Albums komplett selber bezahlen, keinerlei Vorschuss vom Label erhalten und auch das gesamte Marketing wie Anzeigenschaltung etc. selber bezahlen, vielmehr bezahlen sie auch noch das Label für die Nutzung ihrer Infrastruktur. Im „normalen“ Leben verfügen alle Musiker über einen regulären Job, mit dem sie genug Geld verdienen, um sich als Hobby das „Rockstar-spielen“ leisten zu können. Man stelle sich diese Situation im normalen Handwerk vor, ein Maurer, der sich alle Utensilien selber kauft und den Bauherrn dafür bezahlt, dass er bei ihm eine Mauer umsonst hochziehen darf. Auf die Reaktion der Gewerkschaften und anderer Maurer wäre ich wirklich sehr gespannt.

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Wie soll sich der Künstler verhalten?

Eine finale Hilfestellung ist wie gesagt nicht leicht zu geben. Ich persönlich würde ganz einfach eine ehrliche Kalkulation aufstellen. Ohne Label zu arbeiten bzw. ein eigenes Label zu gründen, bedeutet die totale künstlerische Freiheit, bedeutet aber auch die Übernahme sämtlicher finanzieller Kosten und jede Menge Kalt-Aquise, was einen menschlich zum Teil an seine Grenzen bringt. Denn über eins sollte man sich immer im Klaren sein, niemand, wirklich NIEMAND, hat auf dich und deine Musik gewartet, völlig egal, wie gut, ausgefallen und unterhaltsam du bist.

Wer dennoch von der Qualität seiner Musik überzeugt ist und einen mittleren fünfstelligen Betrag pro geplantes Album für Tonträgerfertigung, GEMA, Marketing, Promotion, Toursupport, Tonstudiomiete, Reisekosten, Fotograf, Videokünstler, Social-Media Manager uvm. bereitstellen kann und will, kann auch ohne Label arbeiten. Dazu kommt noch, dass man diese Arbeit nicht abends nach einem regulären 9 to 5 Job nebenbei erledigen kann. Letztendlich ist so etwas nur zu gewährleisten, wenn man entweder als Privatier unterwegs ist oder dank einer Erbschaft über eine längere Zeit einen finanziellen Spielraum hat, der einem den Rücken frei hält.

Das Schöne ist jedoch, wenn man mehrere Jahre durchgehalten hat und seine Musik so weit etablieren konnte, dass man von der jeweiligen Szene wahrgenommen wurde, kommen die Labels von ganz alleine auf einen zu und bieten ihre Unterstützung an, meist zu deutlich besseren Konditionen, als es zu Anfang der Karriere der Fall war. Auch hier immer daran denken, dieses Verhalten ist völlig normal und legitim, Plattenfirmen sind Wirtschaftsunternehmen, keine Kulturförderprogramme! Es ist wie immer und überall in jedem anderen Job auch, es ist nichts Persönliches, es geht einfach nur ums Geld. Wenn man sich diese Weisheit stets vor Augen hält, tut alles gleich nicht mehr so weh.

Ich wünsche jedem viel Erfolg mit der Vermarktung seiner Musik!

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Forum
  1. Profilbild
    ozzardofwhizz

    hey Axel
    danke für diesen Beitrag ich fand ihn sehr erhellend und fühle mich wieder mal bestätigt darin von meinem Lärm nicht leben müssen zu wollen
    selbst wenn sich jemand fände der die das meine musik total toll finden sollte (😂als ob) ich hab keinerlei Verkaufstalent
    da bleib ich lieber beleuchter und freue mich für wirkliche Künstler wie herbie hancock oder anne-sophie mutter schon Licht gesetzt zu haben 🥳
    da scheine ich weniger schlecht drin zu sein

  2. Profilbild
    TBS

    Das ist mal ein wirklich guter Beitrag, denn er sagt genau wie es ist. Man sollte sich schon sehr überlegen ob man aus dem Hobby ein Beruf macht oder sich an ein Label bindet oder auch ein eigenes gründet, kommt auch auf die Startsituation an.

    Ich habe mal ein Experiment für mich gewagt und habe so wie ich es nenne einen Labelversuch gemacht und so wie es kommen musste, ich habe keine einzige Zusage bekommen. Nur von sehr dubiosen Musikverwertern.

    Aber was solls, ich habe meine Musik bei jamendo.com hochgeladen und da kann man sich meine Musik für umsonst herunterladen oder wenn es einem etwas wert ist auch das ganze mit ein paar Euros vergolden aber da kann ich auch sagen. Wenn man daraus einen Job machen wollte, müsste man hier auch eine ausgedehnte Kaltakquise betreiben.

    Dann lieber doch als Hobby weitermachen, da ist man dann auch sein eigener Herr und dann lieber auf einen normalen Job setzen und sein eigenes Ding machen.

    Und wer sich gerne jetzt noch meine Musik anhören möchte, geht auf jamendo.com und folgt diesem Link.

    http://jamen.do/a/424173

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @TBS 😁👍🌹Top Musik, danke für den Link! Ich habe die gleiche Erfahrung gemacht wie du. Die Vermarktung deiner Musik ist ein Graus in der heutigen Zeit. Wie schon seit jeher profitieren andere von dir, so ist das Leben. Als Musiker ist man am glücklichsten wenn man es als Hobby gerne macht und einen ordentlichen Job hat der einem Spaß macht. Alles andere ist leider oftmals und nicht zwingend, Kokolores.

      • Profilbild
        TBS

        Na dann sage ich mal offiziell danke an dich. Deswegen habe ich es einfach gemacht und mir gedacht, was ist das wichtigste an der ganzen Sache, natürlich die Musik. Alles andere ist schön aber nicht zwingend notwendig.🙂

  3. Profilbild
    columbo

    Danke für diesen Beitrag, ich lese die Beiträge des Herrn Ritt immer sehr gern, eine wirkliche Bereicherung für AMAZONA, der Mann weiß wovon er spricht !

  4. Profilbild
    Bill Clark five

    Axel hat hier alles sehr schön auf den Punkt gebracht.
    Ich musste mich damals auch entscheiden wie ich Musik machen möchte. Seele verkaufen oder selber machen und hungern.
    Kulturförderung hatte ich damals in meinem Jugendzentrum mit Proberäumen , Equipment und engagierten Sozialarbeitern. Bis dann aus Sparmaßnahmen das Ding den Kirchen zugeschanzt wurde , da war natürlich Ende mit “ Teufelsmusik“. ( Grave Digger hab ich da auch mal gesehen…..😀).
    Also normalen Job um sein Hobby zu finanzieren. Die kosten kann man sehr einfach mit einem Kleinwagen vergleichen . Equipment = Kaufpreis und Unterhalt für einen geeigneten Proberaum . Wenn man denn einen findet. Auftritte nur über ein Netzwerk von Gleichgesinnten die meist auch am Hungertuch nagen und ab und an ein wenig Geld mit Coverscheiße auf nem Stadtfest o.ä..
    Ist aber auch ok, will nicht klagen . Dafür kann ich machen was ich will, die Kleinstauflage an Vinyl wird man mit + – Null los und wenn du dann nach Jahren auf ein paar Kid’s triffst die dir sagen das sie wegen Dir angefangen haben Musik zu machen dann ist doch alles gut.

    Wenn du aber mit der Industrie in Kontakt kommst ist es aber mit der Freiheit vorbei, alles schon erlebt. Bestenfalls wirst du ne angepasste Hupfdohle die man sofort wieder fallen lässt sobald die Klick’s nicht mehr stimmen.

    Kein Mensch braucht mehr ein “ label“ . ROCK ON !

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Bill Clark five „Also normalen Job um sein Hobby zu finanzieren.“ Was habt ihr für Jobs? Ich kann mir weder einen „Kleinwagen“ zusätzlich leisten, noch habe ich Zeit mein Gedudel irgendwo live darzubieten. Beim Haus ist der eine Kredit abbezahlt dann kommt schon der nächste. Wie zum Teufel macht ihr das, essen eure Kinder nur Nudeln ohne Sauce? 😂

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @Bill Clark five Können wir hier gerne eine Umfrage machen. Ich wette es sind nicht selten 2-4 Autos pro Haushalt.

          • Profilbild
            mort76

            „Ich wette es sind nicht selten 2-4 Autos pro Haushalt.“

            Oder 0 Kinder pro Haushalt. Das hilft auch.

      • Profilbild
        TBS

        Wenn du mich fragst, dann ist das heute alles nicht mehr so teuer wie es früher einmal und ich habe mir immer Budget Equipment gekauft, reicht auch für elektronische Musik.

        Am Anfang würde ich sowieso mir erstmal einen Überblick über den Markt verschaffen und dann nach und nach in die Technik investieren.

        Bei mir ist es aber auch so, no kids, no house, a little car and i am not a star😂😂😂😂!!! Deswegen geht das auch aber, ich habe eine gute Nachricht für dich um in die Welt der Musik einzusteigen, gibt es zahlreich freie Software, damit mache ich teilweise heute noch Musik.

        Es gibt Zeitschriften wie die Beat, die bieten von Herstellern manchmal die light Editions an oder auch einen spezielle Version der Software für umsonst, weil du ja die Zeitschrift gekauft hast.

  5. Profilbild
    Sokrates

    Als ich noch jünger war, habe ich eine CD mit selbstkomponierten Songs erstellt und an die Radiostationen geschickt. Die Resonanz war gleich null. Testweise habe ich auf ebay nach meiner eigenen CD gesucht und die dann auch gefunden. Die wurde für 1 Euro angeboten / verhökert. Obwohl ich jede CD ganz klar als unverkäufliche Demo CD beschriftet hatte. Sie war eigentlich für das Archiv des Radiosenders gedacht. Ob der Vertrieb eines Labels mehr Erfolg gehabt hätte, kann ich selbst nach Jahren nicht beurteilen.

  6. Profilbild
    Sokrates

    Ergänzen möchte ich noch, dass die Musiker in Deutschland nicht am Hungertuch nagen würden, wenn ich Bundeskanzler wäre. Dann würde jede Radiostation verpflichtet werden, 50 Prozent der Songs von Künstlern aus Deutschland zu spielen. Und für das Abspielen müßten die Radiostationen 5,- Euro pro Song abdrücken.

    • Profilbild
      kiro7

      @Sokrates Suuuuper Idee!!! Also der Dieter wär sofort dafür! Meeegaaa! Jetzt musst du nur noch erklären wo die 5.-€ pro Song herkommen sollen. 😂

      • Profilbild
        Sokrates

        @kiro7 Das Geld ist vorhanden. Die Entwicklungshilfe an China über 480 Mio Euro würde ich umlenken. Das Kindergeld über 500 Mio Euro, welches für Kinder gezahlt wird, die sich im Ausland aufhalten, würde ich ebenfalls streichen. Der Anbau an das Kanzleramt, welches 770 Mio Euro + X kosten wird, werde ich ebenso in die Kulturförderung umlenken. Unter folgendem Link kann man sehen, welche Gelder rausgehauen werden:
        http://www.....elle_1.htm

    • Profilbild
      mort76

      @Sokrates „Dann würde jede Radiostation verpflichtet werden, 50 Prozent der Songs von Künstlern aus Deutschland zu spielen.“

      Ich vermute mal, daß du seit längerem nichtmehr Radio hörst…das, was da an deutscher Musik gespielt wird, ist purer Schmutz- da freut man sich, wenn danach etwas läuft, wo man den Text nicht so versteht.
      Und es wird auch nicht gerade wenig von diesem Zeug gespielt- ich würde aber lieber gute Musik hören, und verstehe mich nicht als Finanzier von Leuten, die Kalendersprüche und Durchhalteparolen vertonen.

  7. Profilbild
    moinho AHU

    Servus Axel, servus allerseits,

    danke für die feine Darstellung. Am Schluß versteh‘ ichs so „wenn ich nen Marktwert habe, tut ein Label was für mich, weil sie damit Geld verdienen können. Was für mich auch ok sein kann, weil die sich um Schmarrn kümmern, um den ich mich nicht kümmern kann/will“.

    Gedankenexperiment (Blues-Lawyer-Perspektive): angenommen, ich will was mit gewisser Sichtbarkeit veröffentlichen, bin aber niemand, für den sich ein Label so sofort interessieren würde, und auch niemand, der sich um Marketing/Vertrieb selber kümmern will.
    Kann ein Label da ne Option sein (das Beispiel vom Maurer, der den Bauherren dafür bezahlt, daß er bei ihm ne Mauer hochziehen darf), und gibt es da alternativen, d.h. spezialisierte Marketing/Vertriebsdienstleister, deren Produkt über „wir platzieren Dich vollautomatisch auf allen Streamingplattformen“ hinausgeht?

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @moinho Das allgemeine Problem ist, dass der Markt in allen Stilrichtungen hoffnungslos übersättigt ist und sich auch kleine Labels mittlerweile nur wenige Künstler aussuchen können, in welche sie Zeit und Geld investieren, in der Hoffnung, diese Aufbauarbeit in der Zukunft um ein Vielfaches wieder zurück zu bekommen.

      Hierbei spielt auch ein Fakt eine sehr wichtige Rolle, welche ich im Artikel nicht erwähnt habe, das Alter des Künstlers. So grausam es klingt, Fakt ist, wenn du älter als 30 bist und dir noch keinen Namen in deiner Szene gemacht hast, ist die Chance einer Aufbauarbeit an deiner Person faktisch gleich Null. Es ist nun einmal so, dass das Publikum in der Masse lieber junge, agile und hoch motivierte Künstler auf der Bühne sieht und das wissen auch die Labels. Außerdem stellt junge Musiker nicht so viele unbequeme Fragen, lassen sich besser mit Platitüden abspeisen und sind mit sehr wenig zufrieden.

      Auch ich musste diese Erfahrung einmal machen. Ich hatte mal ein deutschsprachiges PopRock Projekt, welches ich vor vielen Jahren (Prä-Streaming) den ganzen Majors vorgestellt habe. Sämtliche A&R Manager waren begeistert vom Songwriting, Produktion etc. aber keiner „durfte“ mich unter Vertrag nehmen. Alle haben mir unter Hand erzählt, was der Grund dafür war, ich wäre zu alt. Ich war damals 32 Jahre alt. Das war bitter …

      • Profilbild
        Bill Clark five

        @Axel Ritt Jo, kommt noch dazu. Wenn du dann noch hässlich bist ist das auch noch ein Faktor. Komisch, ich hab da ne Punkrock Band, alle ü 50 aber unsere Fans sind alle mindelstens 30 Jahre jünger…..🤔

  8. Profilbild
    MidiDino AHU

    Ich bin zu Beginn meines Kommentars indiskret: Diesen Sommer werde ich 61. Meine musikalische Karriere habe ich bereits hinter mir, wenn es nach den Bedingungen der Märkte gehen würde. Doch mich interessieren solchen Bedingungen nicht! Zudem, eine Unterscheidung nach Hobby und Profi, wie sie Finanzämter treffen, interessieren mich ebenso wenig. Ich widme mich der musikalischen Kunst aus Leidenschaft, konzeptionell, praktisch als auch theoretisch. Dafür ist in unsererer auf Märkte beruhenden Welt kein Platz. Einen Künstler fragt niemand ernsthaft danach, wovon sie/er lebt, viel wichtiger ist, womit sie/er sich beschäftigt. Für bürgerliche Verpflichtungen (Familie u.sw.) bleibt kein Raum. – Dies waren alles Entscheidungen, die ich relativ früh treffen musste … und die aus einer anderen Galaxie zu kommen scheinen …

  9. Profilbild
    Synchead

    Danke für den Beitrag. Sagt mal Amazona, sind eure Bilder jetzt KI generiert? Sieht im Auf,Achern fast so aus, ansonsten Kompliment an den Grafik Künstler

    • Profilbild
      Vortex

      @Synchead Zumindest die ersten beiden Bilder zeigen deutliche Anzeichen der KI-Generierung. Hoffe, das wird kein Trend bei Amazona :/

      • Profilbild
        Synchead

        @Vortex Warum denn nicht? Ich finde für die Generierung von Content in online Magazinen KI genau richtig. Wäre einfach nur interessant zu wissen.

  10. Profilbild
    TobyB RED

    Ich stimme dir zu Axel, komme aber aus einer anderen Ecke. Mit einigen Labeln in Deutschland kann man zusammenarbeiten, mit einigen nicht. Das erlebe ich sowohl als „Künstler“ als auch als Amazona.de Autor. Teilweise hab ich schon wirklich von Seiten einiger Label alles an falschen Softskills gesehen, gehört und erlebt. Als Autor hab ichs einfach, ich mach dann einfach die Story nicht. Gut ist. Als Artist schränkt mich das dann wiederum ein, was dann direkten Einfluss aufs Monetäre hat. Das hab ich dann für mich persönlich so gelöst, nur mit denen Zusammenarbeiten die einen auch wollen. Ich schränke aber hier ein, ich bin wirtschaftlich in der Situation mir das leisten zu können. Weil ich immer noch einen 9 bis 5 Job habe und mich selber organisieren kann und darf. Das Glück hat nicht jeder.

  11. Profilbild
    Stinsh

    Danke für den Artikel!

    Hab mir schon länger gedacht, dass die meisten Labels einfach nur Marketingagenturen sind.

    Es gibt aber auch (kleine) Labels, die zum Beispiel zum Ziel haben Menschen zusammenzubringen oder ein bestimmtes Genre zu fördern.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @Stinsh Danke für das Lob.

      Wenn man etwas als Hobby betreibt, kann man machen was man will, wenn aber eine wirtschaftliche Notwendigkeit dahinter steckt, ändern sich die Vorzeichen zwangsweise gewaltig.

      Letztendlich ist es das Verhalten des Musikkonsumenten, Plattenfirmen bedienen einfach nur den Markt. Ich bin mir sicher, dass der überwiegende Teil der Angestellten eines Labels sich auch lieber mit hochwertiger Musik beschäftigen würde, aber wenn der Konsument nun mal minderwertige Massenware bevorzugt, kann der „Zulieferer“ nichts dagegen machen.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Axel Ritt Hallo Axel Ritt, deine Beiträge finde ich stets lesenswert. Vielleicht gehst du bei Gelegenheit mal auf den Unterschied zwischen Kunst und Massenware ein. Wenn ich weiß, dass ein Markt bedient werden will, von dem ich nichts halte (z.B. Konsumenten minderwertiger Massenware), dann brauch ich mich auch gar nicht erst mit Labels rumschlagen (und würde dort dann ja auch nicht arbeiten wollen). Wenn ich also hochwertige Musik (was auch immer da der Maßstab sein soll) machen möchte, dann sollte ich das tun. Es gab eine Zeit für bildende Künstler (z.B. Monet, van Gogh, Macke, usw.), die haben damals vom Betteln (Monet bei seinen Freunden), von Familienmitgliedern (Vincent von Theo, Macke von einem Onkel seiner Frau) gelebt. Da gab es erstmal niemanden, der die Bilder sammeln und kaufen wollte. ich denke, dass seit Warhol einfach die Vorstellung existiert, dass jeder ein Star werden/sein könnte. Aber was heißt das schon? Und was hat das mit Geld zu tun? Und wieso muss man dafür seine Überzeugung und Kunst opfern?

  12. Profilbild
    Flowwater AHU

    Kleiner Gegenpol
    Teil 1/2

    Ich fühle mich genötigt, zu dem Artikel von Axel einen kleinen Gegenpol zu schreiben. Ich habe immer ein wenig Angst, dass bei den doch recht trüben Aussichten, die Axel in den Artikeln verbreitet, und der grundsätzlichen allgemeinen im Moment grassierenden Depression sich evtl. zu viele Leute dann doch den Strick geben. Das soll NICHT gegen Axels Artikel gehen – ich sehe das genau so wie beschrieben – aber vielleicht einen kleinen Hoffnungsschimmer geben. 😉

    Was wir Musikschaffende bei allen trüben Aussichten nicht, niemals, unter keinen Umständen vergessen sollten, ist, WARUM wir das eigentlich machen. Musik ist so ein wunderbares zauberhaftes Medium, das unter Umgehung des Verstandes direkt auf unsere Emotionen einwirkt. Und damit meine ich alle Spielarten der Musik: egal ob Klassik oder Schlager, ob Pop oder Rapp, ob Techno oder Ambient oder experimentelle Spielarten: In allen Fällen geht die Musik ins Ohr und löst etwas beim Zuhörenden aus.

    • Profilbild
      Flowwater AHU

      @Flowwater Teil 2/2

      Und »wir« machen Musik, weil wir uns und/oder andere »verzaubern« wollen und können. Das ist so ein wunderbares Geschenk der Natur, dass wir das niemals vergessen sollten. Auch wenn die Musik- und Telekommunikations-Industrie das mit ihren seelenlosen Massenprodukten oftmals zur beliebigen Hintergrund-Beschallung hat verkommen lassen. Aber es gibt sie eben noch: Die Musik die gehört werden will und gehört wird. Und auch hier spreche ich wieder die ganze Bandbreite an: Von andächtig lauschenden Zuhörern im Orchestersaal, die sich kaum zu räuspern wagen um den Musikgenuss der anderen nicht zu stören, über Techno-Konzerte, in denen alle im Takt mithüpfen, weil die Bass-Drum in den Bauch wummert, und Metal-Konzerte, in denen alle begeistert mitgröhlen.

      »Wir« machen das doch in erster Linie nicht, weil wir berühmt werden und angehimmelt werden wollen. »Wir« machen das doch auch nicht nur deshalb, weil wir Geld verdienen wollen … wobei letzteres natürlich – ist mir völlig klar – im Falle von Berufsmusikern zwingend notwendig ist. Keine Frage. Aber ich will auf etwas anderes hinaus: »Wir« haben uns doch nahezu alle freiwillig zu dieser Art der Beschäftigung mit unserem Leben entschieden … einfach weil Musik – für »uns« – so geil ist!

      Das sollten wir nie vergessen.

      Auch wenn der kommerzielle Erfolg vielleicht ausbleibt.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @Flowwater Da stimme ich dir absolut zu, niemand sollte sich die persönliche Freude am Musizieren madig machen lassen. Wer einfach nur Spaß haben möchte, wird sich auch niemals mit wirtschaftlichen Themen auseinander setzen müssen und kann die Musik auch losgelöst von allen Verpflichtungen genießen.

      Meine Aufgabe als Autor ist aber, die große Masse der ambitionierten und die kleine Gilde der professionellen Musiker über die Fakten des Business zu informieren, auf dass möglichst wenige Musiker die gleichen Fehler machen, welche ich z. B. in meiner Karriere gemacht habe.

      Letztendlich wird jeder seinen Weg und seine Beziehung zur Musik auf seine persönliche Art finden, ich weise die Leser nur auf die unzähligen Sackgassen, Stop Schilder und Baustellen hin. 😁

  13. Profilbild
    Heitmeierdj

    Ich persönlich bin froh, eine Wahl gehabt und mich gegen Musik als Beruf entschieden zu haben. Wirtschaftlicher Druck und Kreativität würden bei mir nicht zusammen funktionieren. so kann ich machen, was mir Spaß macht. 🙂

  14. Profilbild
    Anjin Sun

    @Artikel & Axel
    Super auf den Punkt gebracht, nicht nur für Gitarrenbands!

    @Heitmeierdj
    Dieser Aussage würde ich mich gerne 1:1 anschließen!

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