Jörg Schaaf, Erfinder des Delta Cep A
Vorwort der Redaktion:
Unseren ausführlichen Test zum Delta Cep A finden Sie HIER.
Amazona.de im Gespräch mit
Jörg Schaaf zum Delta CEP A Synthesizer
Herzstück des Delta CEP A ist der Swarm Oszillator, den wir bereits von RADIKAL TECHNOLOGIES als eigenes Eurorack-Modul kennen und auf Basis eines DSPs bis zu 8 Kopien der Hauptschwingungsform erzeugen kann. Der Multimode-Filter wiederum ist vollständig analog aufgebaut und entspricht der Filterschaltung, die bereits im SPECTRALIS Verwendung fand. Zusätzlich ist im RADIKAL TECHNOLGIES DELTA CEP A ein digitales Multimode-Filter verbaut. Weitere nennenswerte Features sind Speicherplätze für Sounds und ein sogenannter Interpolator, mit dessen Hilfe man zwischen zwei verschiedenen Klängen morphen können soll. Wir sind gespannt, wie sich das anhören wird.
Also legen wir los und befragen zu weiteren Details Jörg Schaaf:
Peter:
Hallo Jörg, du bist bereits mitten in den Vorbereitungen für deine Reise zur NAMM SHOW, deshalb besonders großen Dank, dass du dir für uns kurz Zeit nimmst. Sag mal vorab, wieso Delta Cep A?
Jörg:
Weil ich mich mit „Delta Cephei“ nicht durchsetzen konnte. So wurde es dann die Kurzform mit weniger Sprachhürden. Delta Cephei ist ein veränderlicher Stern oder treffender ein gelber Überriese in 887 Lichtjahren Entfernung von unserer Sonne. Das Interessante an ihm ist die zyklische Änderung seiner scheinbaren Helligkeit und seines Spektraltyps. Das passte für mich recht gut zu den Klangänderungen, die man mit Hilfe des Interpolators bei unserem Synthesizer erzeugen kann.
Sieht aus, als wenn es sich um eine komplette Synthesizer-Stimme handelt. Davon gibt es ja schon einige am Markt im Eurorack-Format. Was ist am DELTA CEP A anders?
Jörg:
Der DELTA CEP A war von Anfang an nicht nur als Eurorack Gerät, sondern ebenfalls als Desktop-Synthesizer konzipiert. Als solcher besitzt er zum Beispiel Speicherplätze für seine Sounds und bietet auch eher außergewöhnliche Fähigkeiten, wie das Überblenden und Interpolieren zwischen verschiedenen Klangfarben. Für viele dürfte die Möglichkeit, Akkorde in die modularen Klangwelten einzubringen, ein ausschlaggebendes Argument für den Delta sein. Wir bekamen im Laufe der Jahre immer wieder Anfragen, die Hybrid-Stimme des Spectralis als unabhängigen Synthesizer anzubieten. Der Delta CEP A ist eine bedienungsfreundliche Variation einer solchen Stimme.
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Peter:
Warum diesmal gleich eine komplette Synthesizerstimme und kein einzelnes Modul? Da würden Radikal Technologies ja noch einige Klassiker fehlen?
Jörg:
Wir werden auch weiterhin Einzelmodule anbieten. Schon zur Superbooth wird es da weitergehen. Eine komplette Synthesizerstimme hat aber den Vorteil, dass man im Vergleich zu Einzelkomponenten einen günstigeren Preis realisieren kann. Trotzdem kann man die Sektionen der Stimme völlig losgelöst in seinem Modularsystem nutzen. Einsteigern nimmt das viele Unsicherheiten bei dem Einstieg, wenn sie mit so einem Grundsystem beginnen. Man wird sicherlich kein Eurorack System finden, bei dem die im DELTA CEP A enthaltenen Elemente nicht vorhanden sind. Auch ohne ein Kabel stecken zu müssen, kann man mit dem Delta einsteigen und sich dann Stück für Stück an komplexere Verkabelungen herantasten.
Peter:
Bereits SWARM wie auch EFFEXX haben mit neuen Ansätzen geglänzt, waren dafür Marktanalysen verantwortlich oder baut Jörg Schaaf einfach, was ihm Spaß macht … was du selbst gerne hättest?
Jörg:
Eher Letzteres. Natürlich macht man sich darüber Gedanken, was bei der Vielzahl verfügbarer Module noch verändert, variiert oder verbessert werden kann, um am Markt neue Impulse zu setzen. Beim Swarm Oscillator ist es vor allem die Bedienung, die ein sehr schnelles Aufbauen ideal verstimmter Oszillatoren ermöglicht. Bei unserem Filter war mir die räumliche Komponente wichtig. Ich finde, so ein Filter klingt in Stereo einfach immer wesentlich fetter als ein MONO-Filter. Wir haben eben 2 Ohren und sollten die auch beide individuell ansteuern. Beim EFFEXX stand die Effekt-Qualität im Vordergrund. Letztlich gibt es sehr, sehr viele Oszillatoren, Filter und VCAs auf dem Markt, aber eher weniger professionelle DSP-Effekt-Module. Natürlich kann man jederzeit externe Effekte in ein Modulssystem einbinden. Vom modularen Gedanken her schränkt das aber viel zu sehr ein. Als Modul kann man so einen Effekt überall in den Signalweg einspeisen und weiterverarbeiten. Da wird das Delay zum Oszillator oder eine Hallfläche mit einem VCA zerschnitten. Das Phasing mit einer Hüllkurve steuern oder die Hall-Länge mit einem Step-Sequencer steuern – das sind Möglichkeiten, die man bei externen Effekten in der Regel nicht hat.
Peter:
Offensichtlich sind deine anderen Projekte wie Accelerator oder Spectralis auf Eis gelegt worden. Wird RT künftig auch unabhängig vom Eurorack-Markt Produkte entwickeln?
Jörg:
Auf jeden Fall. Der Delta CEP A besitzt da bereits eine gewisse Brückenfunktion. Aufgrund der vielen Ein- und Ausgänge ist es der komplexeste Synthesizer von der Hardwareseite her, aber für den Anwender von der Bedienung her eher das am einfachsten zu verstehende Instrument von Radikal Technologies. Einen Accelerator mit so einer Oberfläche oder ein Spectralis mit Modular-Anbindung wäre zumindest etwas, was mir sehr gefallen würde. Von daher stehen die Chancen ganz gut.
Peter:
Zum Schluss noch ganz banal: Wann wird es den DELTA CEP A geben und was wird er voraussichtlich kosten?
Jörg:
Die Eurorack Variante ist mit 899,- Euro angesetzt. Die passenden Eurorack und Desktop-Gehäuse wird es in verschiedenen Größen geben und bedürfen noch einer genaueren Ermittlung der Kosten. Wir haben den Juni 2018 als Monat der Erstauslieferung geplant.
Lassen wir uns überraschen…
Na jetzt bin ich aber gespannt!!!!!
Könnte ein interessantes Ding werden, ev. 2-3 Stück stacken. Hoffentlich auch bezahlbar….
Witzig, scheinen die Taster vom Spectralis2 zu sein.
@stacoja Rein von außen betrachtet, hast Du recht. Aber ich habe mir diese Tasten extra für unsere Eurorack-Reihe modifizieren lassen. Die Buchsen und Potentiometer fordern nämlich einen größeren Abstand zwischen Platine und Frontplatte. Deswegen sind die Tasterkappen tatsächlich nicht austauschbar.
Erinnert mich an den Modell D nur daß das Konzept eine komplette Eigenerfindung ist und kein Clown, äh clone von irgendwas ist.
Der Name erweckt Assoziationen mit Studenten-Verbindungen. Hoffentlich nicht absichtlich…
@Son of MooG Oh Gott. Das ist ja schrecklich. Nein, der Name zielt natürlich auf den veränderlichen Stern ab:
https://de.wikipedia.org/wiki/Delta_Cephei
Die Klangfarben des neuen Radikal Synthesizers sind aufgrund des Interpolators wie auch schon der EFFEXX und der Swarm komplett zyklisch veränderlich und überblendbar. Deswegen wählte ich diese Bezeichnung. Sympathisch ist ferner, dass man den Namen schön abkürzen kann.
Mit studentischen Verbindungen habe ich gar nix am Hut.
@Jörg Schaaf Dieser Bezug gefällt mir wesentlich besser. Cepheiden erlauben ja auch präzise Entfernungs-Berechnung von Galaxien, die zu weit für Parallaxen-Messungen sind. Mal sehen, ob der Neue einen ähnlichen Standard für semi-modulare Synthesizer bilden wird…
@Son of MooG Gut erkannt, was da alles an Überlegungen mit einher ging, als ich diesen Namen vorschlug. Delta Cephei hätte mir persönlich noch besser gefallen. Es gab aber die Befürchtung, dass das keiner Aussprechen könnte. Eigentlich Unsinn. Die Kurzform „Delta“ geht immer. ;-)
Genau darauf habe ich gewartet! :o)
Das finde ich ja mal richtig cool: Als langjähriger, aber inzwischen nicht mehr Besitzer eines Accelerators dachte ich immer, diese Soundengine mit einer ein-Knopf-pro-Funktion-Bedienoberfläche, das wärs! Dass Jörg Schaaf das auch zu denken scheint, freut mich sehr. Als der Accelerator irgendwie in der Versenkung verschwand, empfand ich es als unendlich schade, dass diese Soundengine nicht weiterentwickelt wird. Für mich ist der Accelerator immer noch der am besten klingende Synthesizer, den ich je hatte, wenn nur die Bedienung etwas zugänglicher gewesen wäre. Falls es einen Accelerator mit anderer Oberfläche mal geben sollte: Bitte den String-Karplus-oder-wie-auch-immer-er-heißt-Filter nicht vergessen! Das Teil war einfach nur geil. Ach ja, und der frei programmierbare Arpeggiator müsste auch noch irgendwie in die Kiste mit rein.
Die Überblend-Funktion klingt sehr spannend. Ich freu mich auf die ersten Klangbeispiele und Videos. Für Ambiente Sachen wahrscheinlich perfekt…und dann wird es schwer zu widerstehen :-D
Frage an Jörg: Wie schwer ist der denn circa inkl. Netzteil?
Das wird noch eine Weile das bestgehütete Geheimnis bleiben.Das Desktop Gehäuse hat schon ein wenig Gewicht, damit das Gerät beim Patchen nicht wegrutscht.
@Jörg Schaaf OK :D war nur die typische Gepäckfrage eines minimalistischen Dauerreisenden ;) Und ist es korrekt, dass der Accellerator und Spectralis 2 abgekündigt wurden?
Ja, die gibt es zur Zeit nicht und warten auf eine Reinkarnation.
@Jörg Schaaf Oh, schade! Aber nun gibt es ja ein neues Teil, das zudem auch noch höchst transportabel zu sein scheint :) Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung!
In der ersten Frage gibts einen kleinen lustigen Tippfehler: „Delta Dep A“ … ;-)
@Tischhupe Huch … korrigiert. Danke.
Ich will diesen Synthi spielen!
Als kleiner Nachtrag:
Hier hört man nun endlich den Paraphonic Modus in Action. Ich spiele eine kleine Akkordsequenz vom Keystep Sequenzer um den Paraphonic Modus anzuspielen.
https://www.youtube.com/watch?v=y78eK8Ehf48&feature=youtu.be
@Jörg Schaaf Gefällt mir außerordentlich gut :) Wie macht der sich so bei kurzen, knackigen, tiefen Bässen?
Knackige, tiefe Bässe sind kein Problem. Aber ich bin bis zur NAMM derart im Stress, dass ich weitere Demos auf die Zeit nach der NAMM verschieben muss.
@Jörg Schaaf Nur keinen Stress :) dauert ja eh noch ein paar Tage bis der Delta erhältlich ist.