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Test: 1010music Bluebox, 12-Kanal Digital Kompaktmixer/Recorder

Leistungsstarker Micro-Mixer/Recorder

21. Dezember 2020
1010music bluebox test

1010music Bluebox, 12-Kanal Digital Kompaktmixer/Recorder

Wenn die Ansage vom Chef kommt, dass ein 12-Kanal-Digitalmixer zu mir auf dem Weg ist, dann ist es für gewöhnlich an der Zeit, mal wieder ordentlich Platz im Testlabor zu schaffen. Wenn dann aber der Blick auf den Hersteller 1010music fällt, so weiß man, dass diese Aufräumaktion noch einmal an einem vorübergegangen ist: Mit Geräten wie dem Compact Sampling Studio „Blackbox“ oder Eurorack-Modulen wie Bitbox, Synthbox oder Toolbox haben die Entwickler aus dem meist sonnigen L.A. hinlänglich bewiesen, dass sie ein Freund extrem platzsparender Lösungen sind.

So findet dann auch die 1010music Bluebox auch auf jedem noch so überladenen Studiotisch (wie auf meinem zum Beispiel) ein Eckchen. Aber wie sieht es da beim Micro-Mixer-Recorder mit der Leistung und vor allem auch mit der Bedienbarkeit aus? Kann der mehr als nur die Basics liefern? Und kommen damit auch Menschen klar, deren Hände nicht mehr in Handschuhe der Größe XS passen?

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1010music Bluebox test

Die 1010music Bluebox: Aus jedem Winkel gut ablesbar

Ausgepackt: Ja wo ist er denn?

Schon der schlichte, spärlich bedruckte Karton in der Größe einer Verpackung für Kleinkinderschuhe lässt ahnen, dass der Mixer selber tatsächlich so richtig klein sein muss. Der ruht bombensicher in einem Schaumstoffbett und nimmt sogar gerade mal zwei Drittel der Platzes in der Kiste ein. Im Micro-SD-Kartenschacht steckt bereits eine 32 GB-Speicherkarte mit der Bluebox Firmware und einigen vorinstallierten Projektdateien (ich wusste gar nicht, dass es derart kleine Speicherkarten überhaupt noch gibt). Ein paar Gigabyte mehr hätten es da schon sein dürfen, die Dinger kosten ja nun wirklich kaum noch was.

Den Rest des Platzangebotes belegt ein weiterer kleiner Karton, die zwei MIDI-Adapter (Miniklinke auf DIN) sowie ein USB-Netzteil samt Kabel und US/Euro/GB-Adapter beherbergt. Das USB-Kabel ist mit einem Meter Länge deutlich zu kurz für fast alles, wenn man nicht gerade die Steckdose auf dem Tisch stehen hat, da wurde am falschen Ende gespart. Und schließlich finde ich noch eine vierseitige, englischsprachige Kurzanleitung. Fehlt was?

Nun, einige Adapter für die Miniklinkenbuchsen wären ganz nett gewesen (dazu gleich mehr), aber das ist kein Muss. Dass ich dann aber auch auf der Webseite des Herstellers keine Spur von einem Manual entdecken kann, ist schon etwas merkwürdig – fangt schon mal an, wir sagen euch später, wie das genau funktioniert? Aber es sollte dann wohl demnächst oder inzwischen vorhanden sein (kommt bald, sagt der 1010music Support in L.A., der übrigens schnell und zuverlässig auf Anfragen reagiert) – selbst ist der Musiker, da muss die Quickstart-Anleitung erst einmal reichen.

1010music Bluebox

Das ist alles mit dabei

Technische Daten

Bevor wir die Bluebox näher in Augenschein nehmen, hier schon mal kurz die technischen Eckdaten. Die Bluebox ist ein portabler 12-Kanal-Audio-Mixer und Recorder mit 12 Mono- oder 6 Stereospuren. Sie besitzt ein 3,5 Zoll Touchdisplay, einen parametrischen 4-Band-EQ, globale Reverb- und Delay-Effekte, einen integrierten globalen Kompressor sowie MIDI IN und OUT. Aufgezeichnet wird auf Micro-SD-Karte mit 48 kHz / 24 Bit im WAV Format.

Die Bluebox unter der Lupe

Gut, die Überschrift dieses Abschnitts ist etwas übertrieben – eine Lupe braucht man nun nicht, um die Bluebox näher zu betrachten. Aber mit einer Grundfläche von gerade einmal rund 14 x 6 Zentimetern und einer Höhe von 1,3 bis 2,8 Zentimetern (Pultform) würde die Bluebox in jedem größeren Puppenhaus eine gute Figur machen. Zum Vergleich: mein Mackie 802-VLZ3 Desktopmixer, den ich bis heute immer für extrem kompakt gehalten habe, kommt da auf geradezu verschwenderische 26,5 x 22,5 x 5 cm. Dabei bringt die Bluebox trotz ihrer geringen Größe erstaunliche 450 Gramm auf die Waage, da das – natürlich blaue – Gehäuse komplett aus robust-massivem Metall besteht – unerlässlich für ein Gerät, das auch für den Außeneinsatz konzipiert wurde; da muss man sich bei etwaigen heftigeren Remplern oder gar kleineren Stürzen keine Sorgen machen.

1010music Bluebox test

Die Frontseite mit MIDI und MicroCard

Zugegeben: Beim Thema Mixer bin ich ja eher konservativ und an Kanalzüge, Fader oder zumindest Potis im Dutzend gewohnt. Hier dagegen (fast) keine Spur davon, was erst einmal recht ungewohnt ist; die Bluebox sieht auf den ersten Blick so gar nicht nach Mixer aus, viel eher wie ein Effektgerät. Mittig in der oberen Hälfte ist ein 3,5 Zoll Touchscreen untergebracht, links und rechts davon prangen je zwei dezent gummierte Drehregler in normaler Baugröße, plus je ein kleiner kreisrunder Taster. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr gleich. Darunter eine Reihe mit acht weißen, eckigen Tastern, recht eindeutig beschriftet mit „Mixer“, „Track“, „Main“, „EQ“, „FX“, „Edit“, „Proj“ und „Tools“. Ganz unten neben dem 1010music-Logo schließlich das Transport-Trio (Rec, Stop, Play).

Auf der Frontseite zwei Miniklinkenbuchsen, beschriftet mit MIDI IN / OUT; die Verkabelung mit den herkömmlichen 5-Pol-MIDI-Kabeln erfolgt hier über die beiliegenden Adapter. Direkt daneben der Schacht für die Micro-SD-Speicherkarte, so dass man die Bluebox gar nicht erst umdrehen muss, um die Karte herauszunehmen. Was man leider des Öfteren machen muss, dazu gleich mehr. Auf der Rückseite dann die Ein- und Ausgänge für die 12 Kanäle in Form von sechs Stereo-Miniklinkenbuchsen, die mit den passenden Adaptern (Stereo auf 2x Mono) auch mit Mono-Kabeln bestückt werden können. Hier hätte ich mir wie gesagt eventuell ein paar Kabel/Adapter als Beigabe gewünscht, aber na gut, ich sehe es ein: das hätte die Bluebox teurer gemacht. Wer da also keine zu Hause hat, sollte die gleich mitbestellen, um direkt loslegen zu können. Und Geräte, die eh über Miniklinke kommunizieren (wie etwa das Eurorack, Volca-Stuff oder die Blackbox) kommen ja auch ganz ohne Adapter aus. Wenig verwunderlich: Auch die beiden Ausgangsbuchsen daneben und der Anschluss für den Kopfhörer liegen im Miniklinkenformat vor. So bleibt dann auch noch Platz für zwei USB-Buchsen: eine für den Netzanschluss und eine weitere, die laut Support zum Anschluss eines externen Class Compliant MIDI Controllers gedacht ist. Die Bluebox funktioniert also nicht als Card Reader und hat auch keine Audio Interface-Funktion. Auch eine Hi-Z oder eine etwaige Phantompower-Unterstützung bietet die Bluebox nicht an, da müssten dann entsprechende PreAmps vorgeschaltet werden.

1010music Bluebox

Auf der Rückseite: Alles Miniklinke

Ausprobiert: Erstaunlich komfortabel

Einen Ein/Ausschalter hat die Bluebox nicht – na dann: Stecker rein und los geht’s. Der Minimixer ist fast augenblicklich präsent, das Betriebssystem braucht keine Sekunde, um hochzufahren und meldet sich mit dem Mixerschirm. Sofern die Micro-SD-Karte mit der Firmware eingesteckt ist; ohne tut sich gar nichts! Daher: unbedingt direkt eine Kopie davon machen – wenn die hin ist, ist Feierabend. Zumindest so lange, bis 1010music eine Bluebox-Firmware auf ihrer Webseite anbieten.

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Das Touchdisplay ist aus allen Lebenslagen und noch so schrägen Winkeln sehr gut ablesbar; vermutlich sogar noch von der Rückseite aus. Was mir nach einiger Zeit auffällt: Das Gerät wird nach einiger Zeit erstaunlich warm, vor allem am Display (vermutlich, weil das nicht vom Metallgehäuse überdeckt wird). 41,7 Grad misst mein Infrarot-Thermometer dort – das liegt an der CPU und auch an der Helligkeit des Screens, antwortet der Support auf meine Frage. Ob der Mixer da Wadenwickel benötigt? Angesichts dieser Wärmeentwicklung hätte ich mir ja umso mehr einen Powerschalter gewünscht, unbeaufsichtigt würde ich die Box nicht längere Zeit bei mir stehen lassen. Trotz der Wärme reagiert der Touchscreen (meist – auch dazu später mehr) einwandfrei, auch kleinere Bereiche – wie etwa einer der kleinen Drehregler – werden zielgenau erfasst, ohne das die Nachbarregler mitbewegt werden. Einziger Haken bei den kleinen virtuellen Drehreglern: Die werden dann durch die Fingerkuppe verdeckt, so dass man selbige immer mal wieder anheben muss um zu prüfen, wie weit der Regler sich denn nun gedreht hat. Alternativ kann man in dem Fall aber auch einen der vier Hardware-Regler am Gehäuse betätigen; die Display-Pendants sind immer so angeordnet, dass man auch ohne Beschriftung (die auch nicht möglich ist, da die Knobs ja multipel belegt sind) sofort weiß, welcher Hardware-Kollege da zuständig ist.

1010music Bluebox

Bis zu 12 Monokanäle verarbeitet die Bluebox (Trackdarstellung)

Gain, Volume, Pan und FX-Anteil lassen sich in der Mixer-Darstellung auch per Fader bewegen, was dann deutlich übersichtlicher und sehr komfortabel ist; lediglich bei der Darstellung von 12 einzelnen Kanalzügen auf dem kleinen Display könnte es für breitere Fingerkuppen etwas eng werden. Sehr schön dabei: Die aktuelle Fadereinstellung wird durch ein kleines Dreieck an der Seite des Kanalzuges angezeigt und der Zahlenwert während des Regelns eingeblendet. Nimmt man den Finger weg, verschwindet der Zahlenwert nach einiger Zeit wieder, sehr durchdacht.

Durchdacht sind auch die farblichen Zuordnungen: Der gerade für die Bearbeitung aktive Track ist lila/pink, grün steht für solo, rot für Record, und mute ich einen Track, wird die Tracknummer ausgegraut; so sehe ich auf einen Blick, wo ich gerade dran bin. Dabei wird die Taktzahl und die Zählzeit links oben, die Trackzeit rechts oben eingeblendet, gleichgültig, in welchem Fenster ich bin. An all das hat man sich schnell gewöhnt.

Etwas schwerer tut man sich mit der gelegentlichen Doppelbelegung der acht Control-Mode-Taster, vor allem aber auch mit den beiden runden Tastern (A und B) links und rechts des Displays. „A = access an alternate view of the current control mode” und “B = access configuration options for the current control mode” – verrät der Quick Start Guide. So schalte ich mit A zum Beispiel im EQ die einzelnen Points auf der Hüllkurve durch oder wechsle im FX-Bereich zwischen den einzelnen Parametern, mit B kann ich im Mixer festlegen, wie viele Tracks ich nutzen will oder im Projekt Metronom und BPM bearbeiten. Die beiden Taster sind aber nicht bei allen Control Modes aktiv, was anfangs einige Fehlversuche produziert. Gleiches gilt für Mehrfachbelegung der Control-Taster: Einige sorgen bei einem erneuten Betätigen für einen Wechsel in ein weiteres Fenster (z.B. Mixer 1: Vol, Gain, Solo, Mute, Rec, Mixer 2: Pan, FX1, FX2, Cue, Out2), FX lässt sich gar vier Mal umschalten, bei anderen Control-Feldern dagegen passiert gar nichts. Hilft nichts: Da muss man sich einfach dran gewöhnen, aber nach relativ kurzer Zeit werden die Irrfahrten deutlich weniger.

Die acht Control Taster sind übrigens beleuchtet, der aktive dabei deutlich heller als die anderen. So weiß man immer sofort, wo man gerade ist. Auch das Transport-Trio ist illuminiert, Rec-rot, Stop-weiß, Play-grün – da findet man sich auch im Dunkeln gut zurecht.

1010music Bluebox

Die Bluebox als Schaltzentrale

Ab in den Mix!

Ja, ich gebe es zu: In den ersten Minuten war der Satz „Warum hör ich denn da jetzt nichts?“ bei mir recht häufig zu hören. Bis ich dann das Ablaufdiagramm im Kopf hatte, welcher Schalter wo gedrückt werden muss, danach lief es rund. Im Mixer stelle ich erst mal ein, ob ich 4, 6, 8, 10 oder gar 12 Kanäle gleichzeitig brauche; finde ich praktisch, dass ich da Überflüssiges wegdrücken kann, das schafft Platz auf dem Display. Zudem kann ich wählen, ob ich die Spuren dann in einer Reihe nebeneinander oder in zwei Reihen (zum Beispiel je sechs) im Mixer haben möchte. Beim Doppelreiher sind die Spuren dann breiter, aber eben kürzer.

Ich beschalte die Bluebox testweise mit zwei Stereoquellen (mein uralter Yamaha QY 70 und das Notebook müssen dafür herhalten) und benenne die Kanäle entsprechend. Anschließend wähle ich über „Track“ und „B“ aus, welche Eingänge ich auf welchen Kanal routen möchte (aha!). Dabei sind aber weder „Über-Kreuz-Beschaltungen“ (also z.B. 1L+2R / 1R+2L) noch Doppel-Beschaltungen möglich (also Eingang 1L+R auf Kanal 2 und 4 – etwa, um verschiedene FX-Einstellungen zu testen).

1010music Bluebox

Einer der beiden Onboard-Effekte

In den vier FX-Fenstern stelle ich die Parameter für Delay und Reverb ein (inklusive X/Y-Pads), die Effektanteile für die einzelnen Spuren dann im Master- oder Trackfenster; all das ist mit wenigen Fingertipps erledigt und anschließend gut erkennbar. Dabei bietet die Bluebox zwei Viewmodes: Im Mastertrack, wo die Kanalzüge etwas großzügiger gestaltet sind, wähle ich erst die Control Option (wie FX, EQ, CUE) und schiebe den Wert dann als Fader in die gewünschte Position, muss dann aber ggf. umschalten: Vol, Gain, Solo, Mute und Rec auf Seite 1, Pan, FX1, FX2, Cue und Out2 auf Seite 2. Im Trackmode dagegen sind die Kanalzüge nur halb so hoch, dafür sehe ich aber sämtliche Control Options samt ihrer Einstellungen – jeweils für einen Kanal – auf einen Blick, teils als Drehregler, teils als Taster (Mute, Solo, Rec). Per Fingertipp schalte ich da zwischen den Kanälen um; die Einstellung der Parameter erfolgt hier dann über die virtuellen bzw. real vorhandenen Drehregler. Da kann sich jeder sein bevorzugtes Bedienkonzept auswählen. Das Delay kann übrigens entweder zur internen Clock oder via MIDI zu einer externen Clock synchronisiert werden; gleichzeitig kann der MIDI-Port genutzt werden, um die interne Clock nach außen weiterzureichen.

In den leistungsstarken 4-Band-EQ muss man sich erst ein wenig reinfummeln. Der bietet mit Low Shelf/Low Cut, Parametric sowie High Shelf/High Cut einiges an Optionen, die dann auch auf sämtliche Buttons verteilt sind. Was etwas Gewöhnungszeit erfordert – auch, weil die Kurzanleitung da mit fehlerhaften Hinweisen etwas verwirrt: Mit der A-Taste schaltet man durch die vier EQ-Nodes und mit dem erneuten Druck auf die EQ-Taste auf die größere Ansicht ohne Kanalzüge um, und nicht umgekehrt, wie die Anleitung behauptet. Die EQ-Kurve ändere ich entweder mit den Drehreglern oder direkt mit dem Finger auf dem Touchscreen, was nach kurzer Zeit auch recht gut funktioniert. Vermisst habe ich da nur eine Reset/Undo-Funktion, falls mir der EQ-Verlauf mal völlig misslungen ist; so muss ich den dann mühsam per Hand wieder zurückschrauben/malen. Der EQ ist sowohl (in unterschiedlichen Einstellungen) auf jeden einzelnen Kanal, aber auch auf den Masterkanal anwendbar.

Jeder Kanal lässt sich (im Mixer- bzw. Trackview) auf einen der drei Stereo-Ausgänge routen (Out 1, Out 2 plus Headphone). Im Main-Fenster kann ich die schnell mal eben muten und z.B. auch festlegen, ob ich CueMix, OUT2-Mix oder FX-Mix Pre- oder Post Fader haben möchte. Auch das hat man nach kurzer Zeit gut drauf – selbst ohne Handbuch (so wie ich aktuell noch). Ebenfalls im Main-Fenster findet sich – wenn man etwas scrollt – noch ein Kompressor mit zahlreichen Parametern, der sich auf den Main-Mix anwenden lässt.

1010music Bluebox

Selbst auf meinem übervollen Desk hat sich noch ein Plätzchen für die Bluebox gefunden

Achtung Aufnahme!

Aufgenommen wird in 48 kHz / 24 Bit im WAV-Format. Das ist (leider) nicht änderbar, gerade bei größeren 12-Spur-Projekten kommt da schnell einiges an Daten zusammen; mp3 wäre da ein nette Alternative gewesen. Zur Aufnahme werden – nachdem Vol/Gain gepegelt sind – im Mixer/Tracker-Fenster die Spuren per Fingertipp auf Record gestellt, anschließend die Tasten Rec/Play gleichzeitig gedrückt; die Zeitanzeige beginnt zu laufen und wechselt von Weiß auf Rot – kann man nicht übersehen. Dabei kann ich entweder bis zu 12 einzelne Spuren aufnehmen, um diese später am PC weiter zu bearbeiten (die daher dann auch in einzelnen Files gespeichert werden) oder eben den fertigen Main Mix – gefunden habe ich die Lösung für diese Option dann aber erst nach der Rückfrage beim  Support. Die Aufnahme wird zwar ausgeführt und gespeichert, ist aber nicht direkt in der Bluebox zu sehen, da es keine Extra-Spur im Edit für das Master gibt. So muss man die Master-Aufnahme über den Umweg -> Add File aus dem Projektordner holen und auf eine Spur laden, um sich die anhören zu können. Etwas sehr umständlich, aber machbar.

1010music Bluebox

Hier landen die Aufnahmen. Bis auf den Mastertrack.

Ein kleiner Fehler, der im Test auftauchte: Während einer Aufnahme auf Spur 1 wurde in einem Fall ständig eine alte Aufnahme von Spur 2 mit eingespielt, obwohl ich diese zuvor wieder gelöscht hatte – und auch am PC noch einmal kontrolliert hatte, dass da tatsächlich keine Files mehr auf der Karte vorhanden waren. Das Problem verschwand erst, als ich die Bluebox für einige Sekunden vom Netz nahm. Ob da die letzte Aufnahme in einem Flashspeicher vergessen wurde?

Einige Male kam es zudem vor, dass die Bluebox am Touchscreen nicht mehr auf  bestimmte Eingaben reagierte; zwar ließen sich noch die Tracks wechseln, nicht aber Rec, Mute, Gain etc. einstellen, es war also kein Problem vom Screen selber. Auch hier half nur eine mehrsekündige Netztrennung. Wohl ein Fall für das nächste Firmware-Update.

Über die Fileliste kann man in die Aufnahmen reinhören, indem man das betreffende File anwählt und auf „Active“ setzt – einzeln oder mehrere gleichzeitig. Schön wäre es, wenn die Aufnahme an ihrem Ende automatisch stoppt, anstatt dass Taktzahl und Zeit auch nach dem Ende munter weiterlaufen; auch eine Loopfunktion wäre da hilfreich.

Sämtliche Aufnahmen und Einstellungen lassen sich in einem Projekt speichern und wieder aufrufen. Anders als die Aufnahmen können die Projekte aber nicht in der Bluebox direkt gelöscht werden (etwa um Platz auf der Karte zu schaffen); dazu muss man die Karte entnehmen und im Rechner bearbeiten – etwas umständlich, da sollte dringend eine Card Reader-Funktionalität nachgereicht werden.

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Fazit

Wer nur wenig Platz auf dem Produktionstisch hat, einen extrem kompakten Mixer/Recorder für unterwegs benötigt, sein Eurorack-Volca-Blackbox-Equipment mischen und recorden möchte oder einfach noch einen zusätzlichen kleinen Mischer und/oder Multitrack-Recorder braucht, der findet in der 1010music Bluebox den fast perfekten Partner. In der kleinen Kiste steckt mit den vielen Routingmöglichkeiten und den Onboardeffekten einiges an Möglichkeiten, die Bedienung geht nach kurzer Einarbeitungszeit wie von selbst von der Hand.

Allerdings sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass die kompakte Größe mit einigen Kompromissen erkauft wird: Hi-Z, Mikro PreAmps oder Phantompower fehlen, für den Anschluss von 6,3 mm Klinken-Equipment benötigt man einiges an Adaptern, zudem fehlt es – trotz aller Bemühungen – an Übersicht: Während ich bei meinem Mackie 802 auf einen Blick sämtliche Einstellungen von Pan, EQ, Gain, FX etc. sehe, muss ich in der Bluebox dazu meist erst noch zwischen den Kanälen umschalten.

Für die späteren Firmware Updates (aktuell: 1.0.2) wünsche ich mir außerdem einige sinnvolle Updates, wie die Card Reader Funktion, Darstellung der Mastertrack-Aufnahmen ohne Umwege, mp3-Unterstützung, Loop-Play und -Recording, eine Undo-Funktion im EQ und die Beseitigung einiger kleiner Bugs.

Plus

  • umfangreiche Routingmöglichkeiten
  • drei Stereo Outputs
  • Effekte und Kompressor onboard
  • 4-Band EQ
  • gleichzeitige Aufnahme von bis zu 6 Stereo/12 Mono-Spuren
  • 3,5 Zoll Touchdisplay
  • extrem kompakt
  • sehr stabiles Gehäuse

Minus

  • kein Power-Schalter
  • keine Card Reader-Funktion
  • Recording und Aufruf des Master Tracks etwas umständlich
  • noch kleinere Bugs
  • nur WAV-Aufnahmen, kein mp3
  • kein Handbuch zum Marktstart

Preis

  • 519,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    swift AHU

    Nur Mini-Anschlüsse, die Midi-Anschlüsse vorne, der Kopfhörer-Anschluss hinten, dazu kein Ein- und Ausschalter, mich spricht diese Kiste nicht so an.

    • Profilbild
      m.steinwachs RED

      @swift Es ist – wie beschrieben – eben für einen spezielleren Kundenkreis. Wer da 5 Synthies und ein paar Kondensator-Mikros verkabeln möchte, ist woanders natürlich besser bedient.

      „Und Geräte, die eh über Miniklinke kommunizieren (wie etwa das Eurorack, Volca-Stuff oder die Blackbox) kommen ja auch ganz ohne Adapter aus.“

      Und Kopfhörer auf der Rückseite – ja, mein Lieblingsthema bei fast jedem Gerät. Das sollte man per Gesetz festschreiben, dass das zukünftig nicht mehr gestattet ist :-)

      • Profilbild
        Aljen AHU

        @m.steinwachs „Kopfhörer auf der Rückseite“ – das Verbotsverfahren soll, Gerüchten zufolge, schon mal an der Begriffsklärung gescheitert sein. Die Gitarreros-Pedaleros-Fraktion setzte mit dem Einwand, bei ihnen hieße die Seite „Stirnseite“, ihren Einspruch durch. So müssen wir noch lange warten. Danke Ferkel ;)

    • Profilbild
      ctrotzkowski

      @swift Geht mir auch so.
      Mixer ohne symmetrische Eingänge erinnern mich immer an die Zeiten, in denen ich stundenlang auf der Suche nach der Brummschleife war.
      Und: Miniklinken waren bei mir bisher die Steckverbinder mit der höchsten Ausfallrate und Wackelkontakten.
      Das Flow8 vom Bösen B einscheint mir da im Vergleich im positiven Sinne kompromissloser.

  2. Profilbild
    martin stimming

    Und die wichtigste Frage ist Dir irgendwie durchgerutscht: wie klingt das Ganze? Was können die Eqs, der Hall, delay, der master comp (!) – bleibt das alles kristallklar (so wie in der Blackbox) oder geht etwas verloren?
    Das ist meiner Ansicht nach das Einzige was langfristig zählt…

    • Profilbild
      martin stimming

      @martin stimming (Obwohl ich auch total verstehen kann dass Bugs und Inkonsistenzen im Workflow so nerven dass man das Eigentliche aus dem Blick verliert)

    • Profilbild
      m.steinwachs RED

      @martin stimming Ja, Du hast Recht, zum Klang wollte ich tatsächlich noch 1-2 Sätze schreiben. Ich hatte das aber nicht wegen Bugs und Inkonsequenzen aus dem Blick verloren, sondern weil ich noch auf ein paar Infos aus L.A. gewartet und die dann auch eingebaut hatte. Und dabei vergaß, dass ich ja noch zum Klang was sagen wollte. Asche über mein Haupt.

      Also: Der Klang ist – wie Du schreibst – kristallklar, Hall und Delay machen das, was sie sollen (und dabei den Klang nicht schlechter), der EQ greift ordentlich zu, während ich den Kompressor jetzt nicht sooo aufregend fand, eher etwas zu zahm, aber das ist Geschmackssache. Der Satz fehlte und sei hiermit nachgereicht.

  3. Profilbild
    Dalai Galama

    „Aufgenommen wird in 48 kHz / 24 Bit im WAV-Format. Das ist (leider) nicht änderbar, gerade bei größeren 12-Spur-Projekten kommt da schnell einiges an Daten zusammen; mp3 wäre da ein nette Alternative gewesen.“
    Warum nicht FLAC?

  4. Profilbild
    tomeso

    Eventuell wäre die Bewertung etwas milder ausgefallen, wenn Matthias bewusst gewesen wäre, dass es sich um eines der wenigen Vorseriengeräte gehandelt hat, das er zum Test bekommen hat.
    Natürlich wird es zum Marktstart auch ein Handbuch und auch die (dann aktuelle) Firmware zum Download geben.
    Zwei kleine Ergänzungen:
    – die Inputs sind explizit auch für Eurorack Level ausgelegt um problemlos auch Module in/aus einem Rack zu mischen.
    – es gibt mittlerweile einen Sleep Mode, der das Display und die Outs deaktiviert und die bluebox in einen standby Modus versetzt.

    • Profilbild
      m.steinwachs RED

      @tomeso Naja, solange ich da keine andere Info vom Mustersteller bekomme, gehe ich immer davon aus, dass das Testgerät die finale Version ist. Und am Ende hat die Bluebox doch das verdiente „gut“ bekommen, heißt, dass ich die angesprochenen Punkte nicht weiter in die Waagschale geworfen habe.

      Wegen der Firmware hatte ich in den USA angefragt, wo mir bestätigt wurde, dass die Version 1.0.2 die aktuelle Version sei. Und auch nach dem Handbuch hatte ich ja gefragt, hatte dazu aber keine weiteren Infos bekommen können außer „coming soon“.

      • Profilbild
        tomeso

        @m.steinwachs Ja, die aktuelle Version ist die 1.0.2 und auch das Handbuch ist noch nicht fertig.
        Meine Anmerkungen zielten darauf ab, dass es noch keine Endkunden gibt, die das betrifft, da die Erstauslieferung noch gar nicht begonnen hat.
        Mit anderen Worten: sobald die ersten User ihre bluebox erhalten, sollte auch das Handbuch online sein. Und bei dem Tempo die die Entwickler an den Tag legen wird es, meiner Vermutung nach, auch bereits eine neuere Firmware geben.

  5. Profilbild
    nachtaktiv

    danke für den test. ja, ein wenig mehr infos zum klang des mixers, der effekte usw. wäre cool gewesen! und ein send/return-effekt ist auch möglich, oder? die abmessungen sind wahrscheinlich 14 x 13 cm, nicht 14 x 6 cm.

    • Profilbild
      m.steinwachs RED

      @nachtaktiv Oh, danke für den Hinweis, das ist mir beim Checkread durchgerutscht – hatte ich vergessen, dass noch zu korrigieren. Die Maße sind 14 x 13 x 6 Zentimeter (wenn man die Drehregler mitrechnet bei der Höhe), bzw. wie im Text 1,3 – 2,8 Höhe (wenn man nur das Gehäuse misst).

      Send/Return ist meines Wissens nach möglich. Die Effekte (also Delay und Reverb) können über einen Ausgang und zurück an jeden Eingang geschickt werden und klingen ok – das fand ich selber nicht so erwähnenswert (weil ich selten bis nie bei Mixern Onboard Effekte nutze), aber ich sehe ein, dass andere Nutzer das da anders handhaben. Daher: ja, klingen ok und verschlechtern den ansonsten klaren Sound nicht weiter :-)

    • Profilbild
      tomeso

      @nachtaktiv @nachtaktiv: es gibt pro Kanal je einen Send zu den internen FX1 und FX2 (aktuell Delay und Reverb) und zusätzlich einen CUE und OUT2 send (beide stereo). Der CUE send ist zuerst als separater Kopfhörer Mix gedacht und OUT2 als zusätzlicher send (Gruppe oder auch stereo FX-Send). Bei Bedarf könnte man den CUE aber auch als weiteren stereo FX-Send verwenden.
      Für die Returns würde man dann einen/mehrere der normalen Inputs verwenden.

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich finde das Teil spitze! Wenn die Bugs weg sind und das Handling noch verbessert wird eine super Alternative für kleine Setups. Was ich allerdings beim besten Willen nicht verstehen kann, warum es nicht als Class Compliant-Audio-Interface für PC/MAC genutzt werden kann. Das kommt hoffentlich noch. Die Entwickler sollten so eine Firmware besser unterhalb einer V1.0 führen, dann weiß jeder woran er ist und der Tester hat eine andere Erwartungshaltung. Toller Test BTW!

  7. Profilbild
    tomeso

    Hier noch eine kleine Ergänzung zu den USB Anschlüssen:
    – die bluebox lässt sich über die USB Power Buchse auch flexibel mit einer USB Powerbank betreiben und ist damit praktisch überall mobil einsetzbar.
    – am USB Device Port kann man (wie im Test erwähnt) Class Compliant MIDI Controller anschließen. Mit der Learn Funktion lassen sich dann nahzu alle Parameter des Mixers (Levels, Sends, EQs, FX Parameter) MIDI CC Controllern zuweisen. Damit wird der Mixer Teil der bluebox fast komplett per MIDI (Faderbox, Masterkeyboard, etc.) kontrollierbar.
    – diese MIDI Fernsteuerung funktioniert übrigens auch über die DIN MIDI Buchse.

  8. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Es gibt ja leider kaum noch Multitrack-Recorder mit MIDI, da hat die Bluebox für mich einen dicken Pluspunkt. Als Sub-Mixer für mein Eurorack Modular könnte ich mir die blaue Box gut vorstellen und auch gleich schon ganze Modular-Tracks aufnehmen, die ich dank MIDI tempo-synchron im Tascam DP-32 weiter bearbeite. Allerdings sind 512,-€ nicht grade günstig…

    • Profilbild
      tronique

      @Son of MooG Submixer für Eurorack – das ist auch mein Plan. Beim Dazukauf von Filter u. VCAs kann es schnell eng werden am Mischpult. Da ist diese platzsparende Lösung als Sub schon sehr smart.

  9. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wer eine Wärmeplatte für seine Kaffeetasse im Studio benötigt, ist mit der Bluebox sehr gut bedient!

    Die Hitzeentwicklung dieses Gerätes ist wirklich bedenklich. Ich bin gespannt wie lange die Kistchen durchhalten. Ich habe meine vorsichtshalber zurückgegeben. Für mich ist das Gerät ein Konstruktionsfehler auf den man sich eingelassen hat, nur um der Designlinie treu zu bleiben.

    Das wird nach hinten losgehen… früher oder später.

  10. Profilbild
    InKomplete

    Die Mini Audio Eingänge hat das Leben schwer gemacht. Bei Musikstore konnte ich die Kabel von 1010 finden. Ich finde das Teil super, weil es so kompakt ist.

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