Leistungsstarke Control Voltage Schleuder
Inhaltsverzeichnis
- Was ist das Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t?
- Das 245t ausgepackt – Der Verpackungsinhalt
- Rundgang über die Frontplatte des 245t
- Die Pulser Sektion des Sequential Voltage Source
- Die Stage Select Sektion des Sequential Voltage Source
- Haptik des Sequential Voltage Source
- Bedienung des Sequential Voltage Source 245t
Vor Kurzem noch bei uns in den News und schon ist das hübsche Modul bei uns im Testlabor: das Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t.
Das Sequential Voltage Source 245t ist ein weiteres Modul aus der zur Superbooth 21 angekündigten Zusammenarbeit zwischen der etablierten und sehr beliebten Eurorack Schmiede Tiptop Audio und dem legendären Modularhersteller Buchla höchst selbst, mit der das altehrwürdige Buchla 200 Series Modularsystem in das Eurorack transferiert wird.
Sechs Module wurden damals angekündigt. Mittlerweile sind aus dieser Zusammenarbeit auch schon die ersten beiden Module, der Oscillator 258t und der Generator 281t, erhältlich und wurden in einem sehr lesenswerten Test von unserem P-Head auch ausgiebig unter die Lupe genommen. Ein viertes, mittlerweile auch schon erhältliches Modul aus der Buchla & Tiptop Audio Eurorack 200 Series, der Dual Voltage Processor 257t, wird mit Sicherheit demnächst auch bei uns getestet.
Zum Ende des Jahres sollen dann noch das von vielen Modularisten heiß erwartete Modul 266t, Source of Uncertainty und das Modul 292t, Quad Lopass Gate erscheinen. Wir widmen uns aber nun dem dritten erhältlichen Modul und klären erst einmal:
Was ist das Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t?
Das Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t ist ein analoger leistungsstarker und flexibler Steuerspannungsgenerator mit 4 Reihen mal 5 Stufen als authentische Nachbildung des Original Buchla 245 im Eurorack Format.
Nutzbar als Sequencer oder auch als analoger Preset-Speicher bietet es vier Spuren mit fünf Steps, wobei die Clock, die Impulslänge und auch die Step-Anwahl über Control Voltage vielseitig modulierbar sind, was in sehr Abwechslungsreichen bis total abgefahrenen, so noch nicht gehörten Sequenzen münden kann.
Das 245t ausgepackt – Der Verpackungsinhalt
Aus der mit den Firmennamen beschrifteten Umverpackung holen wir das Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t Eurorack-Modul, ein typisches Eurorack-Stromkabel, ein vierteiliges Schraubenset und einen hübschen Buchla & Tiptop Audio Eurorack Series 200 Sticker. Die Bedienungsanleitung liegt nicht bei, aber die finden wir auf der gut sortierten Website zum Modul als umweltfreundlichen Download.
Das Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t benötigt im Eurorack Case ordentliche 30 Teileinheiten. Mit einer Einbautiefe von 25 mm ist das Modul bestens Skiff-tauglich, was die mobilen Modularisten unter uns sicher freuen wird.
Auf der +12 Volt Leitung des Eurorack Powerbusses saugt das Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t moderate 63 mA. Die -12 Volt Leitung wird mit zusätzlichen 28 mA belastet, während die 5 Volt Leitung nicht benutzt wird.
Die Rückseite des ultraflachen Moduls zeigt bis auf die nicht verpolungssicher angelegte Eurorack Powerbuchse keine nennenswerten Bauteile.
Rundgang über die Frontplatte des 245t
Das Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t ist mittlerweile in meinem Testcase angekommen und mit Schrauben und Washer fixiert. Wie immer in meinen Tests, gibt es an dieser Stelle den obligatorischen Rundgang über die Frontplatte des Moduls, bei dem ich alle Bedienelemente kurz beschreibe und eventuelle Besonderheiten erwähne. Wer hier gut aufpasst, kann sich das Lesen der Bedienungsanleitung dann in der Regel sparen.
Das Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t ist in zwei funktionelle Einheiten geteilt. Ganz links, auch optisch abgetrennt, finden wir die Pulser-Sektion. Übersetzt in den Moog Jargon wäre das die Clock-Sektion. Auf der rechten Seite finden wir die Stage Select Sektion.
Die Pulser Sektion des Sequential Voltage Source
Wir lenken unsere Aufmerksamkeit zuerst auf die Pulser Sektion, welche die Steuerzentrale für die Stage Select Sektion ist. Ganz links oben finden wir einen mit OUT beschrifteten Bereich. Hier gibt der linke, graue Output, konstante Referenzimpulse als Ramped Wave mit einer Anfangsstufe von 10 Volt und einer Dauer von 0,1 ms aus. Übersetzt in Moogisch: Wir reden hier von der Masterclock.
Der rote Ausgang pulse gibt einen variabel einstellbaren Puls aus. Es handelt sich hierbei um ein 5 Volt Gate, dessen Länge durch die Pulse Length Steuerung beeinflusst wird. Diese finden wir unter dem Bereich OUT. Rechts der blaue Regler ist für die manuelle Einstellung und über die links davon befindliche schwarze Eingangsbuchse kann die Pulslänge auch dynamisch über Control Voltage moduliert werden. Eingehende CV wird dabei zur Reglerstellung addiert.
Der darunter liegende Bereich Internal Time regelt banal gesprochen das Tempo des Sequential Voltage Source 245t. Über die schwarze Eingangsbuchse kann dies auch über externe Control Voltage gesteuert werden, wobei der Regler rechts von der Eingangsbuchse zum Attenuverter wird und dabei dann je nach Stellung Werte vom Eingang addiert oder subtrahiert. Klingt jetzt übelst technisch, aber keine Angst, das funktioniert ganz intuitiv, einfach machen. Mit dem mittigen Regler darunter stellt man das Tempo einfach manuell ein. Funfact am Rande: Im Uhrzeigersinn gedreht wird das Tempo langsamer.
Nun fehlen noch ganz unten die Schalter Stop und Start, mit ihren Eingängen zum dynamischen Auslösen über Control Voltage und den zugehörigen LEDs als Zustandsanzeigen. Ich denke, das braucht man hier niemandem zu erklären und so gehen wir über Start schnurstracks hinüber zur Stage Select Sektion.
Die Stage Select Sektion des Sequential Voltage Source
Links oben finden wir ein einzeln abgegrenztes Feld mit der Eingangsbuchse advance. Hier patcht man entweder den Ausgang der Pulser Sektion oder einer externen Quelle ein und schaltet dann mit jedem eingehenden Impuls durch die Steps 1 bis 5.
Rechts daneben finden wir dann fünf rote Gate-Ausgangsbuchsen. Diese Ausgänge kann man zum Beispiel zum Auslösen von Hüllkurven, zum Resetten von LFOs oder zum Weiterschalten weiterer Sequencer nutzen. Jedes ausgegebene Gate hat eine Spannung von 10 Volt.
Darunter finden wir vier Reihen A bis D mit je fünf Reglern. Hier stellt man für jeden Step in den Reihen die auszugebende Control Voltage im Bereich von 0 bis 10 Volt ein. Links neben jeder Reihe finden wir die zugehörigen Ausgangsbuchsen A bis D. Lohnende Ziele sind hier VCOs, Filter, Waveshaper, ja einfach alles, was Control Voltage dynamisch verarbeiten kann. Wie wäre es, eine Reihe für die Steuerung der Pulse Lenght zu nutzen? Mit einem kurzen Patch-Kabel hat man hier schon einmal mächtig Spaß! Wie immer gilt auch hier: Der Kreativität sind nur durch den heimischen Gerätepark und dem eigenen Ideenreichtum Grenzen gesetzt.
Ganz unten finden wir noch fünf rote Eingangsbuchsen, die Stage Select Inputs. Hier kann man über extern eingespeiste Control Voltage die jeweilige Stage 1 bis 5 dynamisch auswählen. Mit den dazwischenliegenden vier roten Schaltern begrenzt man die Länge der Sequenz.
Mit dem nun noch fehlenden schwarzen Eingang analog schaltet man ebenfalls durch die Stages, hier gilt dann aber: Wenn die Spannung über dem O-Bereich liegt, ist der Analogeingang aktiv und die Advance- und Stage-Select-Eingänge sind deaktiviert, was durch das Zusammenspiel der Komponenten noch mal für mehr Flexibilität im Pattern sorgt.
Haptik des Sequential Voltage Source
Frisch aus der Schachtel geschält macht das Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t sofort einen sehr wertigen Eindruck. Die in matter Silberoptik gehaltene Frontplatte spiegelt nicht, was dem problemlosen Ablesen der gut lesbaren Beschriftung entgegenkommt.
Die Buchsen sind mit der Frontplatte verschraubt und machen einen robusten und alltagstauglichen Eindruck. Die Schalter sind allesamt nicht mit der Frontplatte verschraubt, bedienen sich aber nicht schwammig und schalten bei Druck und auch als Hebel sofort. Die Regler sind auch nicht mit der Frontplatte verschraubt, sitzen aber bombenfest, haben einen guten Grip, laufen butterweich, mit ein wenig Widerstand im gut skalierten Regelweg. Die Regler der Stage Select-Sektion sitzen vielleicht ein wenig eng nebeneinander, ein Schmied dürfte hier Probleme bekommen.
Der typische, technisch angehauchte Buchla-Vintage-Look gibt dem Modul eine ganz besondere Optik, die es in jedem Case zu einem echten Eyecatcher macht. Wenn man Bilder des Komplettsystems mit allen dann erhältlichen Modulen sieht, fühlt man sich als Zeitreisender in die 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts zurückversetzt. Kurz und gut: Die Optik des kompletten Systems ist einfach sensationell gut umgesetzt.
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Bedienung des Sequential Voltage Source 245t
Don Buchla, so liest man oft, wollte vieles andersmachen, als sein damaliger Gegenpart von der Ostküste der USA: Bob Moog. Das ging sogar so weit, dass er konventionelle Pianotastaturen ablehnte, weil er meinte, damit wäre man in diesem Kosmos gefangen. Legendär dazu ist seine Aussage in der New York Times: „When you’ve got a black and white keyboard, it’s hard to play anything but keyboards music.“ So verwundert es auch nicht, dass man in einem West Coast System bei vielen banalen Sachen mit anderen als den von Moogs East Coast Systemen gewohnten Beschriftungen konfrontiert wird. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen und den Gerätepark samt Horizont um weitere tolle Nuancen erweitern, sprich bereichern.
Die gut verständliche englische Bedienungsanleitung benötigt man zum Einstieg dann eigentlich auch gar nicht, denn im Gegensatz zu den anderen Buchla Modulen, die doch irgendwie ein wenig verkopft sind, ist hier jedes Bedienelement sofort intuitiv erfassbar. Jeder der schon mal einen Sequencer bedient hat, wird sich trotz der untypischen Beschriftungen sofort zurechtfinden.
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Nun werden sich eingefleischte Sequencerfreaks aber fragen: Was kann man mit 4 Reihen und 5 Steps schon Großartiges anfangen? Das wäre dann aber zu kurz gedacht. Wenn man den Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t nur als reinen Durchschalt-Sequencer missbraucht, wäre das wie „Perlen vor die Säue werfen“. Das wahre Potential des Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t offenbart sich in seiner Flexibilität erst durch die umfangreiche Einbindung von externer dynamischer Control Voltage. Durch die dynamische Steuerung von Tempo und Schrittlänge in Verbindung mit der dynamischen Step-Anwahl ergeben sich Patterns, die das ansonsten eintönige und starre Durchschalten der Steps aufbrechen und damit ständigen Wiederholungen entgegenwirken: eine unendliche Spielwiese und natürlich ein Stundengrab sondersgleichen. Es macht einfach tierisch Spaß, an den externen Reglern zu drehen und zu hören, wie das eingestellte Pattern immer und immer wieder durcheinandergewürfelt ausgegeben wird.
Als nützliche Erweiterungen haben sich dabei in meinen Tests umfangreiche LFOs, wie der Doepfer A-143-3 Quad LFO oder auch Sequential Switches, wie das auch von mir getestete Befaco Muxslicer erwiesen. Damit sind dann zum Beispiel Patches möglich, bei denen die Länge der Sequenz mit Hilfe der Durchschaltung der Reihen verlängert oder eine zielgerichtete Schaltung der Steps möglich wird.
Was geht noch mit der flexiblen CV-Schleuder?
Stellenweise hat mich das Konzept des Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t dann auch an den von uns getesteten Dave Rossum Electro-Music Control Forge erinnert. Hier ist das Thema aber analog mit Direktzugriff auf die Bedienelemente und ohne langes Menügehangel gelöst. Solche herrlich schrägen Glitchy-Patterns habe ich bisher nur mit dem Control Forge hinbekommen (Klangbeispiel 1).
Aber nicht nur als reiner Sequencer ist der Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t nutzbar. Ähnlich wie auch den von mir getesteten Dnipro Metamorph oder das RS Serge TKB kann man das Modul auch als analogen Preset-Speicher nutzen. Schließt man an die unteren Stage Select Eingänge zum Beispiel ein Touchkeyboard oder ein Controller-Modul wie das Intellijel Tetrapad an, kann man per Touchpad dann Klangbestandteile, Szenen oder ganze Systemzustände über die ausgewählten Stages umschalten.
Und wem das alles noch nicht ausreicht, der nutzt den Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t ganz einfach als graphischen VCO, denn im Audiobereich moduliert funktioniert auch das mit ihm wunderbar. Über die fünf Regler der Stage Select Sektion kann man dann die ausgegebene Schwingungsform einstellen und diese lässt sich dann auch wunderbar tonal spielen (Klangbeispiel 2).
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Natürlich sind Klangbeispiele bei einem Sequenzer nur bedingt sinnvoll, aber einige Experimente wollte ich trotzdem mit euch teilen. Ich hatte mit dem Buchla & Tiptop Audio Sequential Voltage Source 245t auf jeden Fall eine Menge Spaß über den gesamten Testzeitraum und empfehle ihn an dieser Stelle auch gerne den Eurorack Modularisten, die sonst nur in der Ostküstenmusik unterwegs sind: Horizont erweitern und unbedingt antesten!
Danke für den tollen Artikel, Dirk. Der 245t hat auch bei mir Einzug gehalten. Ich kann Deinen Test nur bestätigen. Was mir ein bißchen blöd aufstösst ist, das der Abstand der Regler echt eng bemessen ist. Man verstellt eben unbeabsichtigt ganz schnell mal etwas, und blubb – Sequenz futsch. Aber sonst, alles tippi toppi.
@[P]-HEAD (S.Bernhardt) Danke für das Lob aus berufenem Munde. :) Nach Deinem tollen Test der ersten Module und jetzt der persönlichen Erfahrung mit dem dritten Modul, werde ich mir wohl alle 6 Module ins Case holen. Das sie eben irgendwie anders sind, macht die Sache auch irgendwie reizvoll. Man verlässt die eingetrampelten Pfade an der Ostküste. :)
Hallo Dirk,
Herzlichen Dank für Deinen interessanten Artikel! :-) Ich will noch so viel aber die TipTop Audio/Buchla Modulen stehen bei mir sehr hoch auf der Wunschliste :-)
Schönes Wochenende und viele Grüße, Garfield.
@Garfield Modular Hi Garfield Modular,
Danke für Dein Lob. Ja in der Tat sind diese Module sehr interessant. Am meisten freue ich mich auf das sagenumwobene Modul 266t, Source of Uncertainty. Da bin ich echt gespannt, was damit so geht.
Dir auch ein schönes Wochenende!
Viele Grüße
Dirk
@Dirk E. aka Xsample Hi Dirk,
Und ich bin gespannt auf Dein Review von der Modul 266t, Source of Uncertainty :-)
Viele Grüße, Garfield.
@Garfield Modular Auf das so herrlich verkopfte Modul freu ich mich auch. :)
Finde von Preis/Leistungs-Verhältnis ist das Modul für das gebotene in meinen Augen günstig.
Das Modul macht eigentlich einen sehr hochwertigen und massiven Eindruck. Getrübt wird dieser jedoch durch die leider unterschiedliche Ausgangsspannung an den 4 Sequencerreihen ausgegeben werden..
Das hat dann den Effekt, dass wenn alle Regler auf Linksanschlag stehen, und man mit einem Kabel durch die Ausgänge der Reihen steckert, sich die Tonhöhe des Oszillators am anderen Ende des Kabels ändert.
Da hätte ich erwartet, dass da alle Reihen die gleiche Spannung liefern oder zumindest eine Kalibrierung möglich ist.
Ich habe jetzt zwei Module ausprobiert. Bei jedem war einend deren Reihe davon betroffen.
Laut Support kann das auch nicht kalibriert werden und ist „normal“.
@ELRayz Danke für Deinen Erfahrungsbericht. Diesen Effekt hatte ich bei meinem Testmodul nicht.