Vom Polyclavier bis zum Arpeggiator
Im vierten Teil über das Club Of The Knobs-System möchte ich mich mit weiteren Modulen und der Tastatur, die speziell für diese Maschine entwickelt wurde, befassen. Auch hier spielen wieder viele Praxiserfahrungen, die als verwertbare Ideen in die Module und deren Bedieneinheiten eingeflossen sind, eine Rolle. Zwischenzeitlich wurden Club of the Knobs-Systeme auf der Frankfurter Musikmesse 2011 vorgestellt, so dass der eine oder andere Leser diesen Synthesizer mal aus nächster Nähe erleben durfte. Wer jetzt u.a. einen Bericht über das neue Einsteigersystem Synthesizer Model 15 erwartet, wird von mir bitter enttäuscht. Unser Chefredakteur hat aber einen Extrabericht genehmigt, so dass ich dieser vielleicht vorhandenen Forderung as fast as possible gerecht werden darf. Wenden wir uns also den weiteren Funktionsgruppen zu.
C 905 Reverberation Unit
Noch einfacher nach außen hin ist eigentlich nur ein Multiple-Modul, denn mehr als zwei Buchsen, eine für das Eingangssignal, die andere für das Ausgangssignal und einen Dry-/Wet-Regler hat dieses Modul an Bedienelementen nicht zu bieten.
Dafür ist das Innenleben etwas komplexer als das herkömmlicher Federhallgeräte gestaltet. Wie man auf dem Bild etwas schwer erkennen kann, sind hier zwei hintereinander installierte Tanks mit entsprechenden Federn im Einsatz. Während in dem einen das Signal positiv bearbeitet wird, kommt in dem anderen Tank eine negative bzw. phasengedrehte Bearbeitung zum Tragen. Durch diese Technik und einige weitere kleinere Schmankerl arbeitet das Modul nahezu nebengeräuschfrei und ist vom Geschmack her eher dem Grundcharakter eines EMT-Halls zuzuordnen, so dass man durchaus von einem edleren Klang gegenüber den ursprünglichen Entwicklungen sprechen kann.
C 906A Low Pass Gate
In diesem Modul befinden sich ein 30 dB Tiefpassfilter mit Moog-Kaskadenschaltung und 2 seriell geschaltete VCA hinter einer Frontplatte mit einer Breiteneinheit. Allerdings ist es nicht so, dass man sich damit die bereits vorgestellten C 904A und C 905A Low Pass Filter sparen kann, indem das Gefühl einer gewissen Lite-Version aufkommt. Dieses Filter ist wie das C 905A mit 1V/Okt steuerbar, liegt aber klanglich irgendwo in der Mitte der beiden bereits vorgestellten Filter.
Zusätzlich ist dieses Filter mit einer Feedback-Schaltung ausgestattet, die den teilweisen Signalweg beim Minimoog, indem man dort den Output über External in der Mixer-Sektion dem Filter wieder zuführt, in seiner Wirkung nachbildet, was zu einem gewissen Grad der Sättigung und damit zu angenehmen analogen Verzerrungen führt. Es ist möglich, mit einer Steuerspannung (in der Regel wird es die eines Hüllkurvengenerators sein) sowohl das Filter als auch den ersten VCA zu modulieren. Allerdings ist auch die Option schaltbar, nur die Filterfrequenz zu modulieren.
Mit Hilfe des zweiten VCA, der erst zugeschaltet ist, wenn ein Kabel in der entsprechenden Eingangsbuchse steckt, lässt sich z.B. ein Tremoloeffekt mit Hilfe einer entsprechend zugeführten Steuerspannung erzielen. Das C 906A ist sehr gut für perkussive Klänge geeignet, zu denen ich in diesem Fall auch sehr druckvolle Sequencer-Läufe mit entsprechend donnernden Bässen zähle. Aber auch schöne Leadlines lassen sich mit Hilfe dieses Filters erzeugen, wobei die Möglichkeit der Selbstoszillation und des Keyboardtrackings zusätzliche Möglichkeiten bieten.
C 912 Envelope Follower
Dieses Modul lehnt sich äußerlich fast komplett an das ursprüngliche Moog-Modul an, das Innenleben allerdings wurde laut Kazike doch ein wenig feinfühliger als das des von Robert A. Moog entwickelten Hüllkurvenfolgers gestaltet, um nuancierter arbeiten zu können.
Aus einem von außen zugeführten Audiosignal wird eine Steuerspannung und, sobald diese einen einstellbaren Schwellwert überschreitet, ein Triggersignal abgeleitet, die zu unterschiedlichen Verwendungen wie dem Auslösen von Hüllkurven, der Modulation von Frequenzen oder dem Schieben eines Sequencers eingesetzt werden können. Über eine Modulationsspannung kann wiederum die vom C 912 gebildete Steuerspannung moduliert werden.
C 940 Dual Headphone Amplifier/A 440 Hz
Der Kopfhörerverstärker samt integrierter elektronischer Stimmgabel mit einem 440 Hz-Ton dient zum Ab- oder Vorhören von eingestellten Klängen und Abläufen und zur Stimmung z.B. von Oszillatoren vor allem unter Live-Bedingungen. Es können bis zu zwei Kopfhörer angeschlossen
und zwei Signale eingespeist werden.
Da ich gerade auf der Frankfurter Messe das tonale Dauerbombardement unterschiedlicher Stil- und Lärmrichtungen genießen durfte, dabei aber meinem eigentlichen Anwesenheitszweck, dem bestmöglichen Vorführen von tonalen Ereignissen das eine oder andere Mal nachkommen wollte, darf ich mit Fug und Recht behaupten, dass dieses Modul die Feuertaufe seines Daseinszwecks klaglos überstanden hat und ich dankbar war, so ein Stück zur Verfügung gehabt zu haben.
C 950 Polyclavier
Die Tastatur wird in 4 Versionen angeboten, die Technik ist bei allen allerdings identisch. Die Unterschiede spiegeln sich in der Anzahl der Oktaven (4 oder 5) und dem äußeren Erscheinungsbild (Holz- oder Tolexgehäuse) wieder. Die Tastatur ist fünfstimmig nutzbar, so dass, neben einem entsprechend ausgerüsteten Modularsystem, auch der in Bälde zu erwartende Oberheim Son Of Four hierüber bedient werden kann. Doch bleiben wir CotK-intern.
Die Stimmen sind auf zwei Zonen verteilbar, so dass im Split-Modus (der Split-Point ist wählbar) zwei Synthesizer gleichzeitig mit CV- und Gate-Informationen (entweder im Legato oder im Retrig-Modus nutzbar) versorgt werden können. Bleiben wir, den Hauptanwendungen zur Folge, beim monophonen Betrieb, d.h. wir gehen jetzt von einer Stimme pro Zone aus.
Beiden Zonen lässt sich jeweils eine identische Auswahl von Modi zuordnen, die neben verschieden Note-Priority-Einstellungen auch einige Arpeggiator-Modi bieten. So kann man beispielsweise mit der rechten Hand ein Arpeggiator-Muster initialisieren, wahrend die linke soliert oder einen Bassklang händisch dazu spielt.
Man kann aber auch in der linken Sektion ein Arpeggio rattern lassen, wobei der Clou des Ganzen die Option ist, mit dem linken Arpeggio das rechte, wenn es denn gewünscht wird, zu transponieren. Das geht natürlich auch ohne Arpeggio, also auch mit einem normalen Tastendruck. Zusätzlich lässt sich die Transponierung für jeden Ton (beide Zonen reagieren immer auf eine Clock, intern oder extern) oder für jeden Zyklusbeginn des rechten Teils initiieren.
An weiterer Ausstattung finden wir ein Modulation Wheel, das fest mit dem internen LFO verknüpft ist, der sich immer nach der Einstellung der internen Rate richtet, also nicht synchronisierbar ist. An Schwingungsformen stehen diesem LFO Dreieck und Sägezahn zur Verfügung. Auch das berühmt-berüchtigte Pitchbending ist mit dieser Tastatur möglich, so dass auch der Jan-Hammer-Freak auf seine Kosten kommt. Wie beim guten alten Minimoog ist auch hier der Bereich nicht verstellbar.
Die Anschlüsse sind alle rückseitig ausgelegt, wozu neben den CV- und Gate-Ausgängen noch Pedaleingänge zur fußtechnischen On/Off-Steuerung der Hold-Modi beider Split-Zonen kommen. Ein Eingang zur Synchronisation der Arpeggiatoren-Rate wie auch ein Aux-CV-Ausgang, der beispielsweise zur Steuerung der Filtereckfrequenz mittels Keyboardtracking eingesetzt werden kann, runden das Gesamtangebot an Anschlüssen ab.
C 951 Arpeggiator
Das Modul ist nicht einfach nur die Standalone-Version eines Arpeggiators aus dem Polyclavier, denn es hat noch weitere interessante Funktionen. Neben den normalen Arpeggio-Modi Up, Down und Pending unter dem Hauptpunkt SORT gibt es das Ganze noch einmal unter dem Hauptpunkt UNSORT. Bei SORT werden die eingegebenen Töne nur einmal wiedergegeben (Sie spielen a – a – c – g – c – a und Sie erhalten c – g – a), während im Modus UNSORT exakt die eingegebene Reihenfolge wie eine Sequenz abgespielt wird. Eine CLEAR-Stellung an diesem Regler sorgt für das Leeren des Speichers.
Eine interne, über einen Regler einstellbare Clock sorgt für das Tempo, jedoch kann sie von einer externen Clock (MIDI oder analog) übersteuert werden. Die Aufnahme der abzuspielenden Töne findet ebenfalls über MIDI statt, auch wenn äußerlich die MIDI-Buchse nicht vorhanden ist. Dazu dient eine Stereoklinkenbuchse, in die ein im Lieferumfang enthaltenes Adapterkabel eingesteckt wird.
An den Ausgängen stehen jeweils ein Gate-Signal und eine CV zur Steuerung der Tonhöhe bereit. Darüber hinaus existiert noch ein Cycle Out, der nach Durchlauf eines erfassten Zyklus ein Trigger-Signal abgibt. Ein HOLD-Befehl kann sowohl manuell über einen Kippschalter als auch über MIDI und einen Fußschalter erfasst werden, der entweder am MIDI-Keyboard oder am Arpeggiator direkt angeschlossen ist. An diesem Kippschalter kann man übrigens auch eine STORE-Stellung anwählen, um eine nach dem Abschalten erhalten bleibende Tonfolge einzuspielen.
Eine interessante Funktion wird noch mit dem Regler STRETCH FACTOR geboten: Im Linksanschlag wird das Arpeggio normal abgespielt, während bei Drehung im Uhrzeigersinn die Längen der einzelnen GATES verändert werden und durch Überlappung der eine oder andere Ton wegfällt bzw. an anderer Stelle wieder erscheint, so dass trotz einer fest vorgegebenen Abfolge doch immer wieder neue Arpeggiomuster entstehen. Der STRECTCH FACTOR lässt sich im Übrigen auch über das Modulation Wheel eines MIDI-Keyboards ansprechen. Im Zusammenhang mit dem zur Zeit noch in der Abschlussphase befindlichen, aber zur Messe bereits vorgestellten Router C 951A und bis zu vier angekoppelten Arpeggiatoren ergeben sich so völlig neue Klang- und Toneindrücke. Sobald mir ein solches Set in der Endfassung zur Verfügung steht, werde ich Ihnen hierzu ein Audiobeispiel nachreichen.
C 1620 Extended 4 Channel Morph Controller
Eine interessante Funktionsgruppe ist der 4-kanalige Morph Controller, der mir in einer überarbeiteten Form vorliegt. Im Grunde genommen ist es ein spannungsgesteuerter Mixer, der allerdings über diverse Modulationsmöglichkeiten und Signaleinstellungen verfügt.
Es lassen sich bis zu 4 Audiosignale zur Mischung einführen, deren Gesamtmix wie bei einem normalen Mischer abnehmbar ist. Einstellen lassen sich die Eingangslautstärke und ein Offset-Punkt, mit dem das Signal als Bestandteil der Gesamtmischung am Ausgang anliegt. Jeder Kanal lässt sich nun über eine zugeführte Steuerspannung in seiner Amplitude modulieren. Nun kann man aber noch eine Steuerspannung (z.B. die eines LFO oder einer Hüllkurve) dazu verwenden, um durch die Kanäle zu morphen, man kann es aber auch manuell tun. Die Neuerung gegenüber der Erstausgabe des C 1620 ist hierbei, dass es nach dem T4-Bereich eine stille Zone gibt, die zuvor nur vor T1 lag (mit T1 bis T4 sind die 4 Zonen der Kanäle gemeint). Als beispielhafte Klangquellen für Eingangssignale seien hier stellvertretend die verschiedenen Schwingungsformen eines C 921 Oszillators, die unterschiedlichen Filtertypen eines C 905A oder ausgesuchte Bänder der C 914B Festfilterbank genannt, aber auch externes Material kann bestens über diese Funktionsgruppe in das System geführt werden.
C 1640 Phase Shifter
Dieser Voltage Controlled Phase Shifter hat in der Zeit seiner Existenz einige kleine Veränderungen erfahren dürfen und liegt mir nun in seiner aktuellen Technik vor. Das Signal wird über einen justierbaren Audioeingang in das Modul geführt und kann im Original über eine Bypass-Buchse sofort wieder herausgeführt werden. So spart man sich zum Zweck des Mischens schon einmal ein Multiple-Modul.
Mit dem bekannt griffigen Amount Of Shift-Regler können Sie manuell eine gewünschte Phase, abhängig von der Wahl zwischen 6- und 12 Stages, die Sie über den entsprechenden Wahlschalter durchführen können, einstellen. Natürlich fehlt auch die Resonanzregelung nicht, ebenso sind drei Eingänge für Kontrollspannungen, einer davon in seiner Eingangsstärke regulierbar, vorhanden. Am Audio Out lässt sich das Verhältnis von Wet und Mix justieren, wobei Mix für ein Gemisch zwischen Original und phasengeschobenem Signal steht. Zuzüglich zu den bekannten Phaser-Klängen lässt sich das Modul auch als Waveshaper verwenden. Den Rest lasse ich lieber die Audiobeispiele sprechen, indem ich beim ersten die Kontrollspannung aus einem Sequencer und einem LFO zwecks Phasenmodulation/Waveshaping eingespeist habe und beim zweiten den Output eines ELKA Rhapsody 610 String Ensembles durch diese Baugruppe geschickt habe.
Vor wenigen Tagen erreichte mich eine modifizierte Fassung des Phase Shifters, bei der nun die 2 x 6 Stages ein klein wenig zeitlich versetzt an den beiden Ausgängen anliegen, was zu einem schönen räumlichen Effekt führt. In Audiobeispiel 7 wurde die neue Version eingesetzt.
Ich sehe Du hast mindest 3 Model 15 Gehäuse:
Wieviel kosten die jetzt eigentlich?
Kazike hatte auf meine diesbezügliche Anfrage mit ‚dennoch tut es mir leid zu sagen, das wir keine leergehäuse verkaufen. ‚ geantwortet (nach 3 Wochen).
Er scheint sich ja vor Kunden kaum retten zu können, wenn er sowas bringen kann, statt wenigstens ‚wenn Du Dir das Teil mit X Modulen kaufst, kannst Du es haben, das Gehäuse selber kostet Y.‘ zu schreiben.
@changeling Eigentlich bezieht sich diese Frage inhaltlich nicht auf den Testbericht und auch vom Ton passt sie eher in ein Forum als dass sie zu einer sachlichen Antwort reizt. Ich will dennoch darauf eingehen: Es sind, von links nach rechts zählend fünf große Gehäuse und drei Upper Cabinets. Aber es ist nur ein Model 15-Gehäuse, weil ich nur ein Model 15 habe.
Und es sind deren 4 1P-Gehäuse. Der Unterschied besteht in der Ausstattung der Rückseite und einer mit einer Gravur versehenen Metallplatte auf dem Gehäusedeckel des Model 15.
Das Model 15 kostet 3.000 €, in denen das Gehäuse inbegriffen ist.
Die 1P-Gehäuse kommen um die 600 €, es gibt sie allerdings nur im Zusammenhang mit CotK-Modulen zu kaufen. Das gehört zur Geschäftspolitik von Club Of The Knobs und ist auch nicht diskutierbar. Der Aufwand, diese Gehäuse herzustellen, ergibt neben den Materialkosten einen hohen Zeitfresser und eben diese Arbeitszeit eingerechnet machen quasi den Selbstkostenpreis aus, der dann angeboten wird, wenn das Gehäuse auch schön gefüllt bestellt wird.
Ansonsten geht es Kazike in jeder Hinsicht gut, danke der Nachfrage.
@a.jungkunst Danke für die Aufklärung. Genau sowas hätte ich mir von Kazike gewünscht. Vielleicht kannst Du ja die Beantwortung der Emails übernehmen. ;)
Hier mal wieder ein interessanter Bericht, merci …
Da fehlt ja nur noch der Ribbon Controller.
sensationelle klangbeispiele! vielen dank!
ja, da muss ich auch sagen: klingt toll, wirklich toll.
va die letzten beiden beispiele. da bleibt nur noch eines: ich wünsche dir viele gute einsatzmöglichkeiten für diese traummaschine, sei es auch ab und zu nur sowas wie die göttliche moog modular kick in „just because“ von 10cc.
lovely, indeed…
@syntach Der Song heißt „I’m not in love“.
Was mich interessieren würde, wäre ein Vergleich mit den Modulen von synthesizers.com. Ich habe leider bis jetzt weder auf dem einen noch auf dem anderen gespielt, aber das Verlangen nach einem Modularen wird immer größer. :-)
Kann mir jemand helfen, was die klanglichen Unterschiede betrifft? Blöde Frage: Welcher ist der bessere?
@Paul Technisch kann man solche Vergleiche sicherlich durchführen, nur endet so etwas in zumeist langweiligen Vergleichstabellen und gibt bei Systemen ab einem bestimmten Funktionumfang, der bei den von Dir angesprochenen Synthesizern sicherlich zur Genüge vorhanden ist, kaum Auskunft über Klang und Performance. Nun beginnt die subjektive Seite und von nun an geht es bergab mit der nüchternen Betrachtung. Ein dotcom-Besitzer erzählt Dir bestimmt andere Dinge als ein CotK-Besitzer und Besitzer beider Systeme in umfangreichem Stil sind dünn gesät. Ich gehöre nicht dazu.
Hallo Axel,
Merci vielmals für Deine COTK Berichte, die maßgeblich zu meiner Entscheidungsfindung beigetragen haben. Sehr informativ, wohltuender Schreibstil und passende Klangbeispiele.
Peter