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Test: DPA 4560, binaurales Kopfbügel-Mikrofon

Dreidimensionaler Spezialist

13. Februar 2020

DPA 4560 CORE binaurales Kopfbügelmikrofon

DPA Microphones hat mit dem DPA 4560 sein erstes binaurales Kopfbügelmikrofon mit CORE by DPA-Technologie auf den Markt gebracht. Basis dafür sind die bewährten Miniaturkapseln der 4060er Serie, die wir bereits bei AMAZONA.de zum Test hatten (DPA Stereo Set 4060). Durch den kleinen Formfaktor und die sehr neutrale Abbildung drängen sich diese Kapseln für die binaurale Aufnahmetechnik geradezu auf. Das DPA 4560 scheint also ein logischer Schritt zu sein, um Fans dieser Aufnahmetechnik ein sehr hochwertiges Werkzeug in die Hand zu geben.

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Wem DPA noch kein Begriff sein sollte, der bekommt durch den Bericht „Ein Besuch bei DPA“ einen Blick hinter die Kulissen des dänischen Mikrofonherstellers. Alle Mikrofone werden in Dänemark von Hand gefertigt und durchlaufen einen rigorosen Auswahlprozess bei dem jede Kapsel auf Herz und Niere getestet wird. Mit kompromisslos guter Klang- und Fertigungsqualität hat sich DPA zum Marktführer im Bereich der Miniatur-Mikrofone entwickelt.

DPA 4560 Binaurales Kopfbügel-Mikrofon

Das DPA 4560 macht binaurale Aufnahmen

Manche Besitzer eines Stereosets der DPA 4060 Lavalier Serie haben vermutlich schon in der Vergangenheit binaurale Aufnahmen damit angefertigt. Der Berliner Produzent Boris Wilsdorf hat mich auf die Idee gebracht, euch diese Möglichkeit auch in meinem Special “Miniaturmikrofone im Tonstudio” vorzustellen. Am Ende dieses Berichts findet ihr ein binaurales Klangbeispiel, für das ich zwei 4060 Stereomikrofone an meinen In-Ear Kopfhörern befestigt habe. Was damals in der Umsetzung noch etwas kompliziert war (Mikrofon mit Kopfhörern verkleben, Kabelsalat), soll mit dem DPA 4560 nun komfortabel und einfach sein.

Binaurale Aufnahmen selbst sind per se nichts Neues. Durch die Position zweier Kugelmikrofone am menschlichen Ohr wird eine sehr genaue Richtungslokalisation erreicht. Eine binaurale Aufnahme wirkt fast dreidimensional, da sich die gehörten Töne genau orten lassen. Am stärksten tritt dieser Effekt bei der Wiedergabe mit Kopfhörern auf. Ein sehr lesenswerter Bericht mit vielen Praxisbeispielen zum Thema Binaurale Aufnahmetechniken befindet sich übrigens in der frei zugänglichen DPA Mic University.

Seit vielen Jahren gibt es bereits Lösungen verschiedenster Hersteller. Diese reichen vom berühmten Neumann Kunstkopf für 8000 Euro bis hin zu tragbaren Kopfhörermikrofonen von Firmen wie Soundman, Roland oder Hooke die sogar in den Preisbereich von unter 100 Euro reichen. Das DPA 4560 ist im Handel zum Straßenpreis von 969 Euro zu haben. Laut DPA will man mit dem 4560 ein Referenzprodukt schaffen – die Devise lautet: keinerlei Kompromisse einzugehen und die bestmögliche Klangqualität bei geringsten Rauschwerten zu ermöglichen. Es richtet sich daher an Leute mit hohem Anspruch bzw. an den Profi-Bereich der Entertainment-Branche.

DPA 4560 Binaurales Kopfbügel-Mikrofon

Der Lieferumfang des DPA 4560

Das DPA 4560 kommt in einer unscheinbaren braunen Kartonbox mit “Manufaktur-Touch”. Darin befindet sich ein hochwertiges, schwarzes Etui aus gehärtetem Stoff, das sich mit einem Reißverschluss öffnen lässt. Neben dem Headset selbst legt DPA noch ein weiteres Ersatzpaar an schwarzen Pop-Filtern für die Mikrofone dazu. Außerdem gehört ein Benutzerhandbuch dazu.

DPA 4560 Binaurales Kopfbügel-Mikrofon

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Technische Daten des DPA 4560 Mikrofons

Grundlage des DPA 4560 bilden zwei Kondensator-Kugelmikrofone der DPA 4060er Serie. Diese Mikrofonkapseln sind nur 5 mm groß und mit der hauseigenen CORE Technologie ausgestattet. Die CORE-Technologie reduziert Verzerrungen und erweitert den Dynamikumfang der Miniaturmikrofone – dank extremer Miniaturisierung findet die Schaltung dafür sogar in der winzigen Kapsel Platz.

DPA 4560 Binaurales Kopfbügel-Mikrofon

Unter dem Pop-Schutz kommt die Kapsel der 4000er Serie zum Vorschein

Die Mikrofonkapseln verarbeiten Schalldruckpegel von 134 dB, bevor sie zu übersteuern beginnen. Einer derart lauten Schallquelle sollte man sich als lebender Kunstkopf aber bitte nicht aussetzen!
Die Empfindlichkeit liegt bei 20 mV/Pa. Beide Mikrofone wurden per Hand selektiert und weisen einen identischen Frequenzgang mit einer Empfindlichkeitsabweichung von maximal +/-1,5 dB auf. Erfahrungsgemäß liegen die Werte in der Praxis sogar eher im Bereich von 0,5 dB. Das Eigenrauschen wird von DPA mit 23 dB (A) angegeben und ist in Anbetracht der geringen Kapselgröße ein sehr guter Wert.

DPA 4560 Binaurales Kopfbügel-Mikrofon

Nimmt man das Schutzgitter ab, wird der Blick auf die goldene Kapsel frei

Der Dynamikumfang beträgt 106 dB. Der Frequenzverlauf selbst ist bis rund 8 kHz schnurgerade und steigt dann langsam mit einer Spitze bei +3 dB bei 14 kHz an. Durch einen optionalen Kapselaufsatz hat man als Anwender die Möglichkeit, den Frequenzverlauf im Höhenbereich zu verändern. Der sogenannte “High Boost Grid” führt zu einer Anhebung ab ca. 5 kHz, die bei 12 kHz mit +9 dB ihren Höhepunkt findet.

DPA CORE 4060

Das Polardiagramm ist vorbildlich und zeugt von einer hohen Konstanz der Richtcharakteristik über das gesamte Frequenzspektrum.

DPA 4560 Binaurales Kopfbügel-Mikrofon

Die Microdot-Anschlüsse bieten verschraubbare Endlos-Gewinde, damit die Kabel nicht belastet werden

Als Anschluss steht der Microdot-Anschluss zur Verfügung. Dank diverser Adapter ergibt sich eine Vielzahl an Möglichkeiten. Am häufigsten dürfte wohl der XLR-Adapter DAD6001 zum Einsatz kommen. Es wäre toll, wenn DPA hier auch ein Set mit XLR-Adaptern anbieten würde, damit neue Anwender gleich loslegen können. Da es sich beim 4060 um Kondensator-Mikrofone handelt, wird Phantomspannung benötigt. Hervorzuheben ist hier, dass die DPA 4060 Serie bereits ab 5 Volt funktioniert und zwischen 44 und 52 Volt ihre volle Performance ausspielt.

Zur Anprobe des Kopfbügelmikrofons

Ich bin immer wieder überrascht, welche hohe Flexibilität bei gleichzeitiger Formfestigkeit diese unglaublich dünnen Metallstreben von DPA an den Tag legen. Das vorliegende Set lässt sich zum Transport im Etui einfach flach zusammenlegen. Öffnet man das Etui, nimmt das DPA 4560 seine ursprüngliche Form wieder ein. Die Bügel lassen sich einfach an die jeweilige Hals- und Kopfform anpassen. Kabel und Metallstrebe werden auseinandergezogen, um den Bügel zu verbreitern. Schiebt man sie zusammen, wird der Bügel wieder enger.

DPA 4560 Binaurales Kopfbügel-Mikrofon

Sieht aus wie ein Kopfhörer – ist aber ein Stereo-Mikrofon!

Die beiden Kabel laufen mittig auf der Halsrückseite zusammen und werden in einer Stoffummantelung in einem Strang nach unten geführt. Mithilfe eines Kleidungsclips lässt sich das Kabel fixieren, was der sicheren Positionierung wie auch der Zugentlastung dient. Die beiden Mikrofone sehen durch den Popschutz wie In-Ear Kopfhörer aus den 90ern aus. Sie sollen nur leicht auf (nicht in) den Gehörgang gesetzt werden. Durch die stabile Halterung der Bügel funktioniert das auch sehr gut. Würde man die Mikrofone in den Gehörgang pressen, hätte das negative Auswirkungen auf den Klang sowie dem hygienischen Zustand der Popfilter. Ergonomisch bleiben beim DPA 4560 keine Wünsche offen, das Handling ist einfach und selbsterklärend.

3D-Sound

Der deutsche Vertrieb hat mir netterweise für meinen Test auch das DPA MMA-A zur Verfügung gestellt. Mein Kollege hatte es bereits im Test und war davon sehr beeindruckt. Diesen Eindruck kann ich bestätigen – im Zusammenspiel mit dem DPA 4560 ergibt sich ein erstklassiges 2-Kanal Aufnahme-Setup mit kleinstem Formfaktor und einer klanglichen Performance auf Studioniveau.

DPA 4560 Binaurales Kopfbügel-Mikrofon

Mit dem DPA MMA-A Interface lassen sich (unter iOS, Android oder am Computer) hochwertige Aufnahmen anfertigen

Schnappt euch bitte ein paar Kopfhörer, um den Effekt einer binauralen Aufnahme „lebensnah“ zu erleben. Bevor es in die freie Wildbahn geht, mache ich die ersten Tests im Studio. Hier eine Aufnahme, aufgenommen am Klavier aus der Position des Spielers:

Als Spieler kann ich bestätigen: Mein Klavier klingt auf der Aufnahme genau so, wie ich es als Spieler erlebe. Der Klang ist hochauflösend, detailreich und linear. Es klingt unglaublich „echt“. Eine ruhige Kopfposition oder die Verwendung eines Dummy-Kopfes ist allerdings Pflicht. Am Schlagzeug beispielsweise bewegt sich der Kopf naturgemäß stärker, was sich dann auch in der Aufnahme widerspiegelt:

Im Einsatz überzeugt das DPA 4560 auch durch extrem geringe Übertragung der Kabelgeräusche. Das ist unter anderem ein Punkt, an dem ich die “die Spreu vom Weizen trennt”, wie man so schön sagt. Das DPA 4560 macht Spaß und Rauschen ist kein Thema.

Nun raus aus dem Studio, rein in den Konzertsaal. Dieser Raum bietet etwa 200 Sitzplätze und ich sitze in der 5. Reihe etwa 15 m entfernt von der Bühne. Hier eine Aufnahme des Zuschauerraums, bevor das Konzert beginnt:

Plötzlich wird alles ruhig und es spielen zwei Musiker an Violine und Flügel:

Zum Abschluss meines Ausflugs können Sie noch gerne mit mir mit der U7 bis zum Hermannplatz fahren – umsonst und ohne Ticket. (PS: Wer sich für die in der U-Bahn angebotene Obdachlosenzeitung Karuna Kompass interessiert, kann sich hier informieren und gegebenenfalls spenden: https://www.karuna-sozialgenossenschaft.de)

Für wen eignet sich das DPA 4560?

Die Anwendungsgebiete sind sehr breit gefächert zumal die Verwendung sehr einfach und selbsterklärend ist. Video- und Filmaufnahmen, speziell mit Fokus auf 3-D Sound, werden vom immersiven Sounderlebnis profitieren. Für Sound-Designer ist das DPA 4560 ebenfalls hervorragend geeignet. Auch eine Hörbuchproduktion kann durch binaurale Hintergrundgeräusche oder Atmos den Hörer verstärkt in den Bann ziehen. Man hört dem Protagonisten nicht nur zu – der Zuhörer ist live dabei und schlüpft selbst in die Rolle des Hauptdarstellers. Auch für analytische Zwecke bietet sich das DPA 4560 an. Im Theater-, Opern- oder Konzerthaus kann der Tonmeister verschiedene Positionen im Raum einnehmen, den Klang aufnehmen und hinterher vergleichen. Damit lässt sich abschätzen, wie sich der Raum verhält und an welcher Position das Publikum den Klang wie empfindet. Ich persönlich hätte gerne einen Mitarbeiter im Studio gehabt, den man als lebenden Mikrofonständer “missbrauchen” kann. Als Musiker selbst eine Instrumentenaufnahme durchzuführen, ist sehr schwer, da jede kleinste Kopfbewegung Auswirkung auf das Stereopanorama hat. Besonders für Virtual und Augmented Reality Anwendungen und Spiele der Software- und Gaming-Industrie wird dieses einfache, aber sehr effektive Aufnahmeverfahren immer wichtiger werden.

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Fazit

Das DPA 4560 ist ohne Zweifel ein binaurales Mikrofon der Profi-Liga. Wer sich für diese Form der Stereoaufnahme interessiert und auf höchste klangliche Qualität wert legt, der wird nicht daran vorbeikommen, es anzutesten. Das Resultat ist höchst realhier hat man wirklich das Gefühl, mittendrin statt nur dabei zu sein. Die Linearität und hohe Auflösung der 4060er DPA Miniaturmikrofone trägt dazu bei, dass sich Schallquellen genau orten lassen und so wiedergegeben werden, wie man sie gehört hat. Eine solche Aufnahme auf Kopfhörern anzuhören, ist ein Erlebnis. Das Rauschverhalten, die Übersteuerungsfestigkeit und die robuste Verarbeitung und einfache Bedienung lassen keine Wünsche offen. Der Preis geht aufgrund der gebotenen Qualität absolut in Ordnung.

Plus

  • höchste klangliche Qualität und Neutraliät
  • atemberaubender Realismus
  • einfache Handhabung
  • exzellente Verarbeitung, Robustheit

Preis

  • 969,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Auf der Bühne kann ich mir den Einsatz nicht vorstellen.
    Die »binaurale Aufzeichnung/ Kunstkopf-Stereofonie« richtet sich an den Musik- und Hörspielkonsum via Kopfhörern.
    Es gibt schon seit Jahren Forschungsmuster für die Wiedergabe über Lautsprecher, aber bisher kein marktreifes System.
    Auch ist der Genuss, anders als beim genormten Kunstkopf, abhängig vom Kopf des Trägers bei der Aufnahme. So ist der Hörspaß nur genau passend für den »Aufnahmekopf«.

  2. Profilbild
    flohma

    Danke für den ausführlichen Bericht über dieses interessante Mikrofon. Wie sieht es mit Schluck- und Klickgeräuschen aus? Die Mikrofone sind ja sehr nah am Trommelfell, ich habe bei Testaufnahmen bisweilen ein leises Klicken/Knacken gehört, wenn ich geschluckt habe. Scheint mir das einzige Manko bei diesem Stereo-Setup zu sein. Oder gibt‘s da einen Trick, um das zu vermeiden?

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