Rarität als App
Electro Harmonics Mini Synthesizer
von Electro Harmonix
5,49 Euro, iOS-App-Store
Es wird vielleicht nur den älteren Lesern bekannt sein, aber Elektro Harmonics haben auch mal einen analogen Synthesizer gebaut. Das war von 1980 bis 1981 mit den Modellvarianten 0400 / 0410. Diese Mini-Synthesizer waren monophone Einsteigersynthie mit einem Oszillator plus Sub-Osc mit einer Pulsschwingungsform, einem LFO ebenfalls nur mit Pulsschwingungsform und -modulation und einem anlogen Delay.
Das eigentlich Highlight war aber das Filter mit zwei Reglern für die Cutoff-Frequenz. Einmal beim Anspielen einer Taste und einmal beim Loslassen. Also in Wirklichkeit zwei Filter. Diese können mit dem 2x-Schalter in Serie beim Anspielen geschaltet werden, was einen Phasenverschiebungseffekt erzeugt. Mit dem Q-Schalter kann auch eingestellt werden, wie stark die Resonanz des Filters anspringt. Dazu gibt es noch den Retrigger-Modus, der bestimmt, ob der Filter bei jeder gespielten Note anspringt oder legato arbeitet.
Der Electro Harmonics Mini-Synthesizer teilte nicht nur die gleiche üble Folienstatur mit dem EDP WASP, sondern auch insgesamt dessen unterirdische Bauqualität, erlangte aber trotzdem nie einen vergleichbaren Kultstatus wie dieser. Was nicht heißt, dass der Mini keine Freunde fand. Jean Michel Jarre hatte einen, auch wenn er ihn später angeblich verschenkte und auch Van Halen und Jimmy Edgar haben ihn mal benutzt.
Der Electro Harmonics Mini-Synthesizer für iPad, iPhone und Android wurde nichtsdestotrotz liebevoll aufbereitet. Mit vierfacher Polyphonie, umfassender MIDI-Anbindung inklusive Parameterautomation per MIDI, bei der die Parameter ihre MIDI-Daten auch senden. Mit der Kompatibilität zu IAA und Audiobus und einer umfassenden integrierten Bedienungsanleitung haben EHX sinnvolle Erweiterungen hinzugefügt, ohne das Flair des Originals zu zerstören. Es gibt sogar uneingeschränkten Speicher für Presets!
Die Touschscreen-Klaviatur des Electro Harmonics Mini-Synthesizers ist mit Sicherheit tausendmal verlässlicher, als die Folie des Originals es jemals war und der iPad-Version wurde sogar ein Ribbon-Controller spendiert. Außerdem umfasst die Klaviatur nun 88 (scrollbare) Tasten, anstatt der 25 der Hardware. Ab dem iPhone 6+ mit 3D-Touch ist das On-Screen-Keyboard sogar empfänglich für Anschlagsdynamik.
Ein Kollege hat mal das Original zu einer Produktion mit ins Studio gebracht. Bei einer Nummer quäkte er im Hintergrund mit. Mein Fazit: Man muss nicht alles feiern nur weil Synthesizer draufsteht. ;)
prinzipiell ja, da fallen mir aber auch ein paar wesentlich gefeierte Exemplare dazu ein. Ist halt Geschmackssache. Aber wie geschrieben, ist die App bestimmt wertiger als die Hardware und ich hab halt sehr viel übrig für „Underdogs“. :)
Hier noch ein Video mit Klangbeispielen:
https://www.youtube.com/watch?v=0YGojOe2ayc
Das mit den „Underdogs“ sehe ich ähnlich. Macht mir mehr Spaß, aus den Underdogs was halbwegs Gescheites herauszuholen oder mit den gefeierten Klassikern (bzw. deren Emulationen – Hardware tangiert mich im Synthbereich nicht mehr so dolle) genau die Sounds zu schrauben, die man eher nicht erwartet. Bin kein Fan davon, Synthesizer nur nach ihren Stärken zu nutzen. Dann träte man irgendwann auch auf der Stelle.
Hehe, ja. Mit SID und 8Bit-Samples aufgewachsen musste man schon stark differenzieren zwischen der Namensgebung und dem nach was es tatsächlich klang bzw. als was man es alles einsetzen konnte. Mit der Limiterung war da die normale Herangehensweise :D
Gut, dass du es schreibst… sollte mir mal wieder so’n SID Chip VSTI zulegen. Hab‘ ich auf dem aktuellen Rechner immer noch nicht drauf.
Ist auch eine ziemliche Herausforderung, SID Sounds in einem Mix unterzubringen, wenn das Instrumentarium drumrum „gängige“ Synths sind usw.
Da tu ich mich immer relativer schwer mit. Dieser Sound ist für mich wirklich schwer zu integrieren, viel Fummelei und letztendlich bleibt es dann auch selten bei der grobkörnigen 8 Bit Einstellung. Wer aber rein klassische Chiptunes macht, der ist dann damit natürlich bestens bedient.
Falls ich einen TIp geben darf:
https://plogue.com/products/chipsounds.html
Merci!
Ich hatte mal ne Wasp, habe die sogar dick midifizieren lassen, war einst auch Underdog. Die flog nach ein paar Jahren wieder, bevor der Staub zu dick wurde. Ich kann mit SynthPlugs nichts anfangen, lang ich nicht an, auch wenn se da sind. Macht mir irgendwie keinen Spaß. Bei FX Plugs ist das hingegen völlig anders. Der Preis für so ne App ist ein NowBrainer, wenn man Apps denn mag, ich nicht. Somit!
Ich bezog mich auf die Hardware, hatte die eben einst zwischen den Fingern, hat und würde mich nicht reizen. PappQuäckKiste!!!
Dieser neue OSC von Harmonix mumpft auch irgendwie rum, den von mir gesehen Videos folgend.
Hatte einst auch mal Wasp PlugIn, war FreeWare … durchaus dick für free!
schon klar, das Du die Hardware meinstest. :)
Ich muss auch sagen, nach allem was ich über das EHX Orignal gelesen habe, würde ich wohl kaum nenneswerte Beträge dafür rausgerücken, wenn überhaupt.
Von daher finde ich Deinen und phil_dr110 Kommentare sehr spannend und hilfreich, weil sie meine Eindrücke ja bestätigen.
PS
Du meinst DaHornet von NUSofting, oder ? das gibts immer noch – ist auch cool.
Also ich find die die EHX App gut, Hab sie nun schon länger, trotz und wegen ihrer Limitierungen. Das was er kann macht er richtig. Hinzukommen dann noch Skalen und MIDI und Polyphonie. Was das Original nicht konnte. Schnell mal einen Pluck als Begleitung zur Mother 32 oder Strings. Läuft.
Wie konnten wir nur bis dato ohne dieses Spitzenerzeugnis amerikanischen Synthesiserbaus Musik machen?
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Gibt es auch eine Simulation des Pappbodens?
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Ich hatte lange das Modell EH 0400. Ansich ein cooles Teil, aber selbstredend recht beschränkt.
Die beiden Regler ‚Start‘ und ‚Stop‘ ergeben zusammen mit der ‚Sweep Rate‘ eine Minihüllkurve für das Filter. Also je nach Einstellung bleibt die Eckfrequenz gleich, oder sie steigt an, oder sie fällt.
Der Schiebeschalter 2x Filter verdoppelt die Flankensteilheit, der Klang wird voller und dunkler.
Einen Retrigger gabs beim Original nicht. Der hiess ‚Sens‘. Damit bekam man eine Art ‚Anschlagsdynamik‘, ausgelöst von einem Piezosensor unterhalb der Tastaturplatine.
Eine VCA- Hüllkurve gabs nicht, es war so wie beim Monotron: Finger auf die Folie = Ton; Finger weg = kein Ton.
Der Boden aus Pappe war natürlich schon echt schräg.
Die App ist recht gut gelungen, allerdings muss man, um den typisch nasalen Sound des Minisynth hinzukriegen, noch ordentlich mit ’nem EQ ran.
Am coolsten klang das Original über den eingebauten Lautsprecher, der Lineout klang im Vergleich fast schon zu brav.
Mittlerweile ist das Original verkauft und ehrlich gesagt: Die App tuts auch.
MfG :)
Hing bei einem befreundeten Studio an der Wand. Elektro Hammerfix, ich glaub’s nicht
Hatte ich auch mal, wollte diesen Monotron-Urvater später wieder haben, aber da waren die Jäger und Sammler schneller. Das Teil haben sie dir vor gar nicht allzu langer Zeit noch regelrecht nachgeschmissen, schade. Meiner war vorher wohl schlecht behandelt worden, die Regler waren schwergängig und der „Boden“ gequollen, der Sound war aber richtig gut und fies, mein Sampler hat sich gefreut. Ich hab den EH damals übrigens einem meiner Neffen geschenkt, als er 10 Jahre alt war, er hat glaub‘ ich nur eine Woche überlebt (der EH, nicht der Neffe).
Der kleine EH war auch der Grund, warum ich mir damals fast wie ferngesteuert den ersten Monotron bestellte, der zwar etwas fetter und „normaler“ klingt, aber trotzdem in eine andere Richtung geht.
Für die Software hab ich keine Verwendung, kann mir nicht vorstellen, daß die so klingt wie mein alter kaputter EH.