Sprachsynthese auf dem iPad
Wolfgang Palm Phonem
AUv3
von Wolfgang Palm
21,99 Euro, iOS-App-Store
Eigentlich war ja ein ausführlicher Test geplant, bis ich fest gestellt habe, dass Wolfgang Palm Phonem für iOS wirklich absolut identisch mit der Desktop-Version ist. Die einzige Funktion, die ich von der Desktop-Version nicht finden konnte, war der Ribbon-Controller und ein paar Optionen wurden in andere Popup-Menüs verschoben. Dafür besitzt die iOS-Version aber auch einen integrierten Audiorecorder. Somit verweise ich für die Funktionsbeschreibung auf den Amazona-Test von Kollege Gerhardt Kusche.
Jedoch bin ich im Gegensatz zu Gerhardt der Meinung, dass Wolfgang Palms Sprachsynthese-Synthesizer (kein Vocoder!!) drei Sterne verdient hat, anstatt zwei. Deswegen wollte ich es mir nicht nehmen lassen, bei dieser Gelegenheit diesen einzigartigen Synthesizer, iOS sowieso, nochmals explizit zu loben.
Vielleicht liegt meine höhere Wertung des Wolfgang Palm Phonem auch daran, dass die iPad-Version einfach mehr Spaß macht. Das Anfassen der Schwingungsformen und die gesamte Handhabung ist auf dem iPad soviel direkter. Selbst wenn das GUI-Design erkennbar von der überfüllten, kleinteiligen Waldorf/Axel Hartmann-Schule beinflusst zu sein scheint, die z.B. auch Nave und Attack auf dem iPad plagen. Die Patch-Matrix auf der Parameterseite und die Preset-Verwaltung sind hier an erster Stelle zu nennen.
Doch zum Glück gibt es beim Wolfgang Palm Phonem wenig Regler, stattdessen wird alles, was es an Schwingungsformen, Partialen und Hüllkurven und sonstigen graphischen Darstellungen gibt, direkt per Tippen und Ziehen editiert, so wie es auf einem Touchscreen sein sollte.
Die aufklappbaren Menüs sind durchgehend klar gekennzeichnet und jedes dieser Menüs besitzt einen eigenen Hilfeeintrag für die entsprechende Klangkomponente. Für mehr Hilfe steht auf der Homepage von Wolfgang Palm ein ausführlicheres englisches PDF-Handbuch bereit.
Umfassende Konnektivität wird mit IAA, Audiobus und AUv3, CoreMIDI und MIDI-Automation über festgelegte MIDI-CCs sowie Import von WTS- und TCS-Daten aus WaveGenerator und WaveMapper geboten.
Auch wenn Wolfgang Palms Phonem trotz seiner Komplexität erstaunlich aufgeräumt ist, ist dies hier kein Synthesizer, den man mal eben so anwirft. Wie jede Software, die mit Sprachsynthese zu tun hat, bedarf auch Phonem eines längeren Lernprozesses. Preset-Nutzer werden hier nicht glücklich, weil gerade die Sprachfähigkeiten, die diesen Synthesizer ausmachen, immer speziell an die vorgesehenen Projekte angepasst werden müssen. Fremde Presets funktionieren hier fast nie.
Wolfgang Palm war und ist seiner Zeit schon immer weit voraus gewesen. Ein Genie!
Ein Grossartiger Sprachsynthesizer. Bedienung nur mit Doktortitel ;-)
Aus dem Fazit:
„Inhaltlich und formal ansprechende Song-Hooks und Lyrics hinzubekommen, erachte ich immer noch als den weitaus größeren Arbeitsaufwand.“
Wie wahr, wie wahr….. wie auch das sch…öne Einsingen. Und das kann einem leider auch kein Phonem wirklich abnehmen.
:)
aber was die Kreativen mit Vocaloid oder Chipspeech hinbekommen, ist inzwischen schon extrem gut, aber bestimmt nicht einfacher zu programmieren als Einsingen (und korrigieren).
@Markus Schroeder definitiv… hab mir auf YT schon einige Vocaloid Sachen gegeben. Gibbet ja schon lange und wird auch immer besser. Klingt schon fast menschlich. Am Vibrato und so hört man noch den synthetischen Charakter, immer gleichbleibend und ohne richtigen Charakter, auch das Ziehen der Vox klingt eher nach Pitchbending am Synth. Müsste auch noch mal reinhören, wie das so mit der Dynamik in den Vox ist…
aber machen wir uns nix vor… ein Song steht und fällt mit den Vox. Menschmaschinengesang ist auf Dauer unbefriedigend. Ab und zu und (dezent) in den Backings…. alles okay. Aber auf Dauer unbefriedigend. Und -auch nicht zu vergessen – dem Hörer fehlt da das Ideal, das Idol, die Identifikationsfigur….. irgendwann ein musikalischer und künstlerischer Knieschuss.