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Test: Erica Synths Graphic VCO, Eurorack Modul

Die unerträgliche Leichtigkeit des Digitalen

28. Juli 2018

Erica Synths Graphic VCO

Mit dem Erica Synths Graphic VCO stellen die Leute von Erica Synths einmal mehr ihre Innovationskraft unter Beweis und schicken sich an, eigentlich bekannte Konzepte völlig neu zu denken. Auf dem Papier handelt es sich um einen VCO, doch strotzt dieses Modul vor Möglichkeiten und Funktionen, die weit über das Übliche und Gewohnte hinausgehen. Primär stellen sich drei Fragen:
Wie klingt es? Für wen ist es das Richtige? Und nicht zuletzt: Macht das Ganze auch Spaß?

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Auspacken und anschauen

Schon rein äußerlich beschreitet der Erica Synths Graphic VCO neue Wege und unterscheidet sich klar vom klassischen Design der Black- und Fusion-Module, die ebenfalls aus dem Hause Erica stammen. Auch handelt es sich dabei um das erste Modul mit graphischem Display. Gut möglich, dass diesem Modul weitere folgen werden und zusammen eine neue Baureihe digitaler Module bilden. So produktiv und kreativ, wie sich Girts Ozolins in den letzten Jahren präsentierte, wäre es ihm auf jeden Fall zuzutrauen.
Doch zurück zum Graphic VCO …

Geliefert wird der Erica Synths Graphic VCO in einer schlichten und sehr edlen Verpackung, samt einer einfachen Bedienungsanleitung und dem obligaten Flachbandkabel fürs Eurorack. Die beigelegten Schrauben sind passend zum Design in Schwarz gehalten. Der passende Inbusschlüssel liegt bei.
Zentrales Bedienelement ist das bereits erwähnte Schwarz-Weiß-Display samt zwei Endlosdrehreglern zwecks Menü-Navigation, Werteeingabe und Zeichnen eigener Schwingungsformen. Dazwischen findet sich eine Art “Home-Button”, der jeweils auf die höhergelgene Seite der Menüstruktur zurückweist.
Ferner finden sich vier Potis am unteren Rand. Sie sind alle festen Funktionen zugeordnet und lassen sich über CV steuern. Insgesamt sind sechs Miniklinken-Buchsen verbaut: Nebst der obligaten 1 Volt pro Oktave Steuerung sowie zwei Outputs finden sich hier CV-Eingänge für Effektanteil, Effekt und Morphing-Funktion.

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Erica Synths Graphic VCO

Das Hauptmenü zeigt acht Symbole, die für verschiedene Synthese-Formen, Effekte, Suboszillator und weitere, besondere Einstellungen stehen. Zur Navigation dreht man am linken Encoder, ein kurzer Druck wählt das entsprechende Symbol an, worauf sich die passende Seite öffnet. Wiederum lässt sich mit dem linken Regler durch die Parameterlisten scrollen, während der rechte zum Ändern der Werte dient. Klingt komplizierter als es ist, die Bedienung verläuft in der Tat sehr flüssig und intuitiv.
Prinzipiell beherrscht der Graphic VCO drei unterschiedliche Syntheseformen: Morphing zwischen zwei frei gezeichneten Schwingungformen, Wavetable sowie Wavetable-Matrix.

Morphing-Modus

Der Morphing-Modus ist so etwas wie der Grundmodus des Erica Synths Graphic VCOs, der hier seinem Namen vollends gerecht wird: Mittels der beiden Encoder lassen sich beliebige Schwingungsformen im Display zeichnen. Zwei Schwingungsformen können als Extrempunkte definiert werden, zwischen denen beliebig gemorpht werden kann.
Zum Zeichnen braucht es übrigens keinen Stift, sondern die beiden Encoder. Im Detail läuft das wie folgt ab: Zunächst zeigt das Display eine gerade und zwei senkrechte Linien. Letztere zeigen den Bereich an, der gerade editiert werden soll. Mit den beiden Encodern lassen sich die beiden Linien seitlich verschieben bzw. der Abstand verändern. Ein Druck auf den linken Encoder öffnet ein kleines Fenster mit einer Auswahl an bekannten Schwingungsformen: Dreieck, Rampe, Rechteck etc. Mit einem weiteren Druck wählt man eine Form aus, die anschließend durch Drehen des rechten Encoders auf den angezeigten Bereich übertragen werden kann. Und dies im positiven wie auch negativen Bereich, d.h. man kann ein Dreieck sowohl nach oben als auch nach unten der Grundlinie zeichnen.
Anschließend verschiebt man die beiden senkrechten Linien und beginnt das Spielchen abermals von vorn, bis man schließlich aus vielen kleinen Versatzstücken die gewünschte Schwingungsform zusammengesetzt hat. Oder auch etwas gänzlich anderes. Dabei können Schwingungsformen auch einander überlagert werden, also beispielsweise könnte einem Sägezahn ein kleines Dreieck aufgesetzt werden als Reminiszenz an die berühmte Saw-Triangle. Dieses Verfahren mag umständlich wirken, in Tat und Wahrheit läuft es sehr intuitiv und spielerisch ab, mit einer gewissen zufälligen Note.

Erica Synths Graphic VCO

Der Morphing-Modus

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Es gibt so tolle Oscis für das Eurorack, aber Erica hat mich mal wieder erfolgreich erschreckt mit dem ungehobelten digitalen Sägespähnen will es einfach nicht gefallen. Aber Geschmack ist bekanntlich Geschmackssache.

  2. Profilbild
    Farbfalter

    Ich hab einen in meinem Rack und tendiere sogar dazu mir einen zweiten anzuschaffen. Dieses Modul ist genau dass, was ich schon immer als Hardware haben wollte: Ein wavetable Oszillator welcher das erstellen eigener Wellenformen erlaubt, wie man es von „Serum“ kennt. Ich habe mittlerweile schon einige wavetables kreiert, und die Ergebnisse sind atemberaubend!
    Die Darstellung der Wellenformen ist trotz relativ kleinem Display, sehr gelungen. Die Bedienung ist sehr einfach und durchdacht.
    Leider lässt sich der zweite Oszillator nur nach unten stimmen. Was ich mir wünschen würde, ist eine Funktion um die Wellenformen automatisch zu glätten.
    Alternativen gibt es meiner Meinung nur bedingt, da die aufgelisteten Module keine Bearbeitung der Wellenform am Modul erlauben.

    • Profilbild
      Farbfalter

      @Farbfalter Mit dem Modul lassen sich auch eingehende steuerspannungen visualisieren, sofern diese nicht im Audiobereich schwingen. Leider nicht im Vollbild Modus, aber immernoch groß genug, um komplexe envelopes, LFOs usw darzustellen. Auch das einstellen von Offset werten und unterschiedlichen cv stärken, würde super gelöst.

      Ich vermisse die Editierfunktion im Kommentar Bereich ;)

          • Profilbild
            dilux AHU

            @Farbfalter nein, das editieren war schon immer auf diese relativ kurze zeitspanne beschränkt, was ja auch im sinne einer ehrlichen diskussion angebracht scheint…wenn du verstehst, was ich meine ;-)

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Sehr interessantes Modul, auf das ich schon länger ein Auge habe!

  4. Profilbild
    Son of MooG AHU

    „Digital ist das neue Analog!“ – nichts dagegen einzuwenden. Grade der Bereich Oszillator profitiert von den Möglichkeiten der Digitaltechnik und Erica Synths zeigt ja schon bei den Pico-Modulen, dass sie ein Maximum an Funktionalität bei überschaubarer Bedienung bieten können. Die Möglichkeit, selbst Wellenformen zeichnen zu können, spricht mich hier am meisten an. Auf der Web-Site wird übrigens ein Preis von 330,-€ erwähnt…

    • Profilbild
      tomeso

      @Son of MooG „Auf der Web-Site wird übrigens ein Preis von 330,-€ erwähnt…“
      Das stimmt, allerdings ist das exklusive der (21%) MwSt. und Versand … und dann landet man doch wieder bei den im Test erwähnten 399 €.

  5. Profilbild
    ForAndreas

    Schon diese Aussage disqualifiziert schon den Author:
    ,,wenn man davon absieht, dass ein Rechner länger braucht, um zu starten und hie und da auch abstürzen kann, während ein Modularsystem direkt nach dem Einschalten stabil läuft´´
    Solche Argumente noch im Jahr 2018 zu bringen halt ich für völlig daneben.
    Als ob komplexe Patche am Modular nicht ebenfalls Zeit in Anspruch nehmen. Kann mich nicht entsinnen dass mal ein Reaktor Patch abgestürzt ist. Aber stimmt ja…. Ich fahre den Rechner extra dafür hoch dass ich nur! und zwar nur meinen Supa Dupa OSC anschalte.
    Wie hoch ist eigentlich der Stromverbrauch bei digitalen Modulen im Vergleich zu Analogen?
    Kann man angesichts der Zugriffpunkte via Klinke überhaupt noch von einem Eurorackmodul sprechen? Oder handelt es sich hierbei um einen ,,Expander´´ im Eurorackformat. Eine TR BD gibs ja auch schon als Fertiggericht. Den üblichen Sinus/2*Envelopes/Noise mit entsprechenden Abgriffsmöglichkeiten will wohl niemand mehr?

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @ForAndreas Stimmt! Da werden einzelne Komponenten aus an sich modernen Synths ausgebaut und für Unsummen verhökert. Wozu auch noch mit zwei Händen Strippen ziehen wenn es Reaktor gibt. Das läuft auf meiner 300W-CPU sogar im Idle. Es gibt m.M.n. auch nichts spaßigeres als so ein wertstabiler und nachhaltiger Windows-PC. :)
      https://www.youtube.com/watch?v=0GVb1Qdm9cc

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