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Test: Soulsby Oscitron, 8 Bit Eurorack Oszillator

Die Käsereibe unter den Oszillatoren

11. Juli 2018

Soulsby Oscitron heißt die Adaption des 8-Bit-Synthesizers Atmegatron von Soulsby für das Eurorack-Format. Dabei handelt es sich zwar um die gleiche Engine, jedoch wurde diese so angepasst, dass das Modul sich nahtlos in ein modulares Umfeld einpasst. Und obwohl sich die einzustellenden Parameter vom Atmegatron unterscheiden, ist das Bedienkonzept dabei gleich geblieben. Alle Einstellungen lassen sich über zwei Drehgeber mit Schalter vornehmen. Der obere Encoder wählt die einzustellende Funktion ein, die es in den Geschmacksrichtung rot und grün gibt. Manche Funktionen beinhalten auch den Zugang zu globalen Einstellungen, die nach längerem Drücken auf den Encoder zu erreichen sind und bei denen der Encoder-Kopf in Gelb leuchtet.

Der untere Encoder stellt dann den jeweiligen Wert ein. Das beiliegende 4-farbig bedruckte Broschüre gibt detailliert Auskunft über die verschiedenen Funktionen und ist gut geschrieben – auf Englisch. Ein postkartengroßer Quick-Reference-Guide hilft einem ebenfalls weiter, wenn man mal den Überblick verloren haben sollte.

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Reduziert aufs Wesentliche

Was dabei sofort auffällt, sind die fehlenden Hüllkurven und LFOs für Filter, Pitch und Amplitude. Dafür können Pitch (1 V/Oct), Pulsbreite, Filterfrequenz (1 V/Oct), Filterresonanz und der Phaser von außen über CV eingestellt werden. Das ist in einem Modularsystem natürlich sinnvoll. Neu hinzugekommen sind auch der Clock- sowie der Audioeingang. Im Gegensatz zum Atmegatron ist das Soulsby Oscitron nämlich in der Lage, Audiosignale am Audioeingang zu sampeln, den Abschnitt von einem positiven zum nächsten positiven Zero-Crossing zu extrahieren und als eine von sechzehn Basis-Schwingungsformen zu speichern (die ursprünglich gespeicherte Schwingungsform wird dabei dauerhaft überschrieben). Es gibt aber auch einen Continous-Sampling-Mode, der das anliegende Audiosignal ständig neu abtastet. Dabei entstehen Vocoder-artige Klänge, ohne dass hier eine Vocoder-Schaltung vorliegen würde. Dabei ist es von Vorteil, dass die Auflösung der internen Wavetables nicht auf 32 Samples begrenzt ist, wie das beim Atmegatron der Fall ist. Die Auflösung kann 16, 32, 64, oder 128 Samples betragen. Dadurch lassen sich u.a. komplexere Klangfarben erreichen. Als Trigger für das Sampling dient ein Clock-Impuls am Clock-Eingang. So kann man das Sampling also direkt in ein modulares Patch integrieren.

Signalpfad des Soulsby Oscitron

Es befinden sich ein digitales Filter mit 16 verschiednen Modellen, ein Phaser und ein Bitcrusher mit an Bord. Den gesamten Signalpfad zeigt folgende Abbildung.

Um den Anforderungen eines Modularsystems gerecht zu werden, hat der Clock-Eingang aber noch andere Funktionen. Dabei ist dieser Eingang nicht nur für Trigger, sondern auch für Steuerspannungen gedacht – je nach zu steuernder Funktion.

Der Clock-Eingang kann für eine ganze Reihe von Funktionen genutzt werden

Wie man an der Eingangsspannung für Clock- und CV-Signale sehen kann, verträgt das Soulsby Oscitron nur Spannungen bis 5 V. Das liegt an der internen Architektur, die eine Atmega-MCU als Herzstück hat. Da die meisten Signale der Eurorack-Welt aber entweder von -5 V bis +5 V oder von 0 V bis 10 oder 12 Volt gehen, gehört zum Lieferumfang des Soulsby Soulsby Oscitron noch ein 1 TE Begleitmodul. Dieses Uni-Five genannte Modul ermöglicht die Anpassung der üblichen Eurorack-Spannungen an das Soulsby Oscitron. Es können zwei -/+5 V-Signale (häufig anzutreffen bei LFOs) und ein 0 V bis 8 V Hüllkurvensignal gewandelt werden. Über drei entsprechende Potis kann zusätzlich noch ein Dämpfungsgrad eingestellt werden.

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Das Soulsby Oscitron Chamäleon

Genau wie das Atmegatron, kann auch das Soulsby Soulsby Oscitron mit unterschiedlicher Firmware bespielt werden. Zum Download stehen Oscidrum, eine 8-Bit-Drummachine (für die z. Zt. 4 verschiedene Drum-Sets existieren) und Odytron, eine an den ARP Odyssey angelehnte Synthesestruktur zur Verfügung. Wem das immer noch nicht reicht, kann das Soulsby Oscitron auch zu einem „Eigentron“ machen. Der Sourcecode ist nämlich frei erhältlich und kann modifiziert werden. So könnte man auch eigene Drum-Sounds für die Oscidrum-Variante erstellen.

Das Vinyl-Overlay wird mit den Holzbalken befestigt – schick und funktional

Da alles auf der Arduino-Plattform basiert, kann man dann die Arduino-IDE zum Hochladen benutzen. Dankenswerterweise wurde von Soulsby Synths eine kleine App programmiert, mit der man einfach die entsprechenden Firmware-Dateien auf die Hardware laden kann, ohne die komplette Arduino-IDE installieren zu müssen. Über diese App können auch die 16 gespeicherten Patches archiviert und zurückgespielt werden. Einzige Voraussetzung für diese chamäleonartigen Fähigkeiten ist ein FTDI-Kabel, das allerdings nicht im Lieferumfang enthalten ist.

Für die beiden anderen Engines gibt es auch Overlays, die man sich ausdrucken oder als bedrucktes Vinyl-Overlay im Shop bestellen kann. Hier zeigt sich auch, dass die schicken Holzrähmchen mehr als nur einem dekorativen Zweck dienen – mit diesen kann man die Overlays sicher befestigen.

Lieferumfang der Dokumentationen

Der Klang des Soulsby Oscitron

Wie bereits bei der Desktop-Version, dem Atmegatron, herrschen beim Soulsby Oscitron rohe und unverfälschte 8-Bit-Klänge vor. Das klingt nicht immer „schön“, soll es aber auch nicht. Das bedeutet aber nicht, dass man das Soulsby Oscitron nicht zähmen kann. Das klangliche Potential liegt aber eben eher in den schrägeren und raueren Tönen. Vor allem beim Attack muss man ein wenig achtgeben, so dass er nicht zu hart ausfällt.

Interessant wird es, wenn man eigene Schwingungsformen sampelt und auch das Continous-Sampling nutzt. Benutzt man als Eingangssignal z.B. Drums, können sehr interessante rhythmisch-tonale Pattern entstehen.

Auch die 8-Bit-Drums wissen zu überzeugen, allerdings ist man hier auf die angebotenen Drum-Sets beschränkt, es sei denn, man programmiert sie Byte für Byte ein.

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Fazit

Die Adaption des Atmegatron für das Eurorack ist gelungen. Es wurde an einigen Stellen gespart, um an anderen Stellen sinnvolle Erweiterungen für die Modularwelt einzubauen. Das mitgelieferte Hilfsmodul UniFive sorgt dafür, dass man das Soulsby Oscitron mit der modularen Außenwelt kombinieren kann. Das Interessante an dem Modul ist natürlich seine Wandlungsfähigkeit. Spielt man über das FTDI-Kabel die anderen Firmwares auf, hat man es tatsächlich mit einem völlig anderen Modul zu tun. Für versierte Programmierer ist der gut dokumentierte Sourcecode leicht verständlich, aber auch Laien können die eine oder andere Sache ausprobieren. Wer eine andere Ästhetik als die der rauen 8-Bit-Welt möchte, sollte sich die Odytron-Firmware aufspielen. Diese verwandelt das Modul zwar nicht in einen ARP Odyssey, bietet aber viel gängigere Klänge und eine einfachere Herangehensweise an die Synthese – aber Obacht, auch das Odytron trägt diesen 8-Bit-Charme und -Aliasing.

Plus

  • Konzept des Atmegatron sehr gut an die Modularwelt angepasst
  • UniFive-Modul sorgt für Integration in die Eurorack-Welt und wird mitgeliefert
  • pure 8-Bit Ästhetik

Minus

  • heftiger Attack muss manchmal gezähmt werden

Preis

  • Ladenpreis: 289,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Dies ist der heißeste Oszillator under den sonst üblichen Verdächtigen Namens SSM, Ladder und WASP. Momentan missbrauche ich den Roland A-01 als Oszillator im Modular System, was auch mega knarzt. Die 8-bit Ästhetik von Chiptune Spezialisten plogue ist ebenfalls geeignet um als Oszillator zu dienen, jedoch nur aus dem VST PC raus mit der üblichen Latenz was stören kann.
    Soulsby bietet für Modulare Synthesizer Phantasten die Gelegenheit Chiptune Ribbelkuchen artige 8-Bit Klänge mit äußerst grobschlächtigem digitalen Treppenhaus artigen ätz Charakter und den traditionellen im Doepfer Rack befindlichen analogen Oszillatoren frei zu kombinieren.

    Ich persönlich steh voll auf Chip-getune Combinate und bin bereit mir den Engländer ins Rack zu holen. Er war auch eine ganze Weile nicht mehr Lieferbar, aber now aviable again, in Ellis Königreich oder Treppendorf.

    Auf der heimischen Soulsby Internetseite gibt’s übrigens das wichtige Zubehör zum fairen Kurs. Denn der Oscitron ist ein Wandeltron und so wird flux aus einem Apfel ? eine Birne ?

  2. Profilbild
    Tolayon

    Yupp, „Käsereibe“ trifft es ziemlich genau :D

    Ich hätte dem Modul ja gleich zwei dieser Oszillatoren spendiert, die sich intern noch via FM und/ oder Ringmodulation verknüpfen lassen … Vielleicht eine Option für das Nachfolgemodell?

    Der Clou wäre aber wohl ein kompletter SID-Klon fürs Eurorack, so richtig mit allen drei Stimmen, alle jeweils natürlich separat in sämtlichen Parametern CV-steuerbar.

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