Update Kurzweil Generation X?
Die Keyboards der PC3-Serie aus dem Hause Kurzweil sind bereits seit vielen Jahren erhältlich und werden sowohl im Studio als auch auf der Bühne gerne eingesetzt. Die Kurzweil Geräte überzeugen dabei vor allem mit ihrer flexiblen Struktur. Etliche Parameter sind editierbar, Effektketten extrem weitreichend programmierbar, also richtig etwas für Musiker und Produzenten, die nicht nur mit Presets auskommen wollen und können. Seit Kurzem ist nun die neuste Version erhältlich, das Kurzweil PC3 A8. Und das schauen wir uns heute einmal genauer an.
Verarbeitung und Aufbau des Kurzweil PC3
Der erste Eindruck wiegt, wie bei Kurzweil oft üblich, extrem schwer, denn mit 24,5 kg ist die aktuelle Version der PC3-Keyboards wahrlich kein Fliegengewicht. Dafür ist das Innere des Keyboards aber auch sehr solide und robust verpackt. Ein stabiles Metallgehäuse umschließt die inneren Werte des PC3 A8, seitlich hat der Hersteller dunkelbraune Holzleisten angebracht, das verleiht dem Keyboard einen leicht edlen Touch. Ansonsten präsentiert sich das PC3 A8 vor allem als wahres Arbeitstier, hier darf und soll man ohne Bedenken zupacken. Slider, Buttons und Tastatur sind ebenso wie das Gehäuse sehr gut verarbeitet. Da wackelt nichts.
Um es vorweg zunehmen, das PC3 A8 ist eine erweiterte Version des Vorgängers PC3 K8. Im Detail heißt das, die grundlegenden Funktionen und technischen Daten stimmen 1:1 mit dem Vorgänger überein, jedoch enthält die A8 Version ab Werk bereits die Kore64 Erweiterung sowie den neuen Flügelsound German D Grand Piano. Diesen hatte Kurzweil bereits dem Stagepiano Artis spendiert, den Test zum Artis gibt es hier. Die Kore64 Erweiterung ist wie gesagt ebenfalls mit an Bord, dieses mit rund 300 Sound-Presets, 50 Setups und 200 Drum Grooves ausgestattete Expansion ROM Board konnte beim PC3 K8 nur separat erworben werden. Gleiches trifft auf die zwei anderen Versionen der aktuellen PC3-Serie zu, denn neben der 88 Tasten Version gibt es auch wieder eine 61- (PC3 A6) und 73-Tasten Version (PC3 A7).
Da die Anzahl und Anordnung der Bedienelemente zum Vorgänger PC3 K8 identisch ist, verweise ich an dieser Stelle auf unseren separaten Test dazu. Somit gibt es hier nur einen kurzen Rundgang, wie die die aktuelle Version ausgestattet ist.
Das PC3 A8 verfügt über eine TP/40L Tastatur aus dem Hause Fatar, die recht schwergängig und damit ideal für Pianisten geeignet ist. Links der Tastatur bietet das Kurzweil jeweils ein Pitch Bend- und Modulationsrad, ebenso zwei frei belegbare Switches. Die Oberfläche ist klar gegliedert und startet ganz links mit einem Lautstärkeregler. Es folgen neun Slider, die entweder zur Steuerung von Parametern oder als Drawbars fungieren, alle samt mit zugehörigem Taster. Weiter geht es mit den globalen Funktionstasten, einem leicht nach vorne geneigtem 240 x 64 Pixel Display.
Mit Hilfe der vier Cursor-Tasten lässt es sich um Menü navigieren, zur Dateneingabe kann entweder ein großes Jog-Dial oder ein Zahlenfeld herangezogen werden. Abgeschlossen wird die Bedienoberfläche mit der Program-Sektion, über die man die insgesamt 16 Soundkategorien direkt anwählen kann.
Anschlüsse des Kurzweil PC3
Kurzweil-typisch ist das PC3 A-Serie im Bereich der Anschlüsse sehr luxuriös ausgestattet. Vier analoge Ausgänge plus Kopfhörerausgang, ein digitaler Ausgang (S/PDIF), Anschlüsse für drei Pedale (Switch) und nochmals zwei Continuous-Pedale plus Ribbon- und Breath-Controller. Ein MIDI 3er Pack (In, Out, Thru) darf natürlich ebenso nicht fehlen wie USB-to-host und to-device-Ports. Strom bezieht das Keyboard über ein herkömmliches Kaltgerätekabel.
Sounds des Kurzweil PC3
Rein zahlenmäßig erweitert sich die Anzahl der Soundprogramme von 1.074 (PC3 K8) auf 1.453 (PC3 A8), die aktuelle Version hat also rund 400 Sounds mehr unter der Haube. Dazu kommen 216 Multis (vorher 150). Im Grunde handelt es sich beim PC3 A8 also um eine reine Sounderweiterung, die auch Besitzern des PC3 K8 durch Zukauf der zwei Erweiterungen Kore64 / German D zugänglich ist. Preislich ist der PC3 A8 aber letztlich etwas günstiger. Ob eine solche Sounderweiterung ein neues Produkt rechtfertigt, kann jeder Leser selbst entscheiden. Als Vergleich (nicht funktional, sondern nur hinsichtlich der Sounds) möchte ich nur die Firma Clavia erwähnen, die für ihre Nord Keyboards seit Jahren kostenlose Sound Librarys anbietet. In unregelmäßigen Abständen bieten die Schweden Sounderweiterungen zum kostenlosen Download an, die User selbst können den Soundvorrat ihrer Keyboards sehr flexibel gestalten. Ein reines Soundupdate gab und wird es bei Clavia vermutlich nicht geben.
Widmen wir uns aber zunächst dem neuen Flügelsound, dem German D Grand Piano. Hierfür hat Kurzweil einen Steinway Flügel gesampelt und das Ergebnis lässt sich wirklich sehen. Der German D Grand Piano, auf dem 31 Piano-Presets beruhen braucht sich wahrlich nicht zu verstecken. Besonders in den hohen Lagen gefällt mir der Piano Sound sehr gut. Kurzweil-typisch setzt sich der Sound auch in dichten Arrangements sehr gut durch, da hat die Konkurrenz oft etwas mit zu kämpfen. Die unterschiedlichen Variationen des Sounds decken ein großes Einsatzgebiet ab, da braucht man nicht lange zu suchen.
Während die German D Grand Piano Erweiterung lediglich neue Flügelsamples und Presets mit sich bringt, bietet die Kore64 Erweiterung deutlich mehr Abwechslung. Rund 200 neue Preset-Sounds zeigt die Soundliste eines PC3 K8 mit Erweiterung an, bei den PC3 A-Modellen sind diese wie bereits erwähnt in den 1.453 Presets schon integriert. Darüber hinaus bringt die Erweiterung nochmals 50 teils recht komplexe Setups mit Splits/Layern, rund 130 Drums- und Percussion-Sounds, FX Chains, Keymaps und Songs mit sich. Laut Hersteller basieren die Kore64-Presets nicht nur auf bereits vorhandenen PC3-Samples, es wurde auch komplett neues Material verwendet. Über die Website von Kurzweil gelangt man zu einer Liste mit allen neuen Sound-Presets, dazu gibt es separate Audiobeispiele für die Kore64-Erweiterung.
Die neuen Sound-Presets stammen mehrheitlich aus dem Bereich der Synthesizer (Lead, Bass, Pad, Ambient) ebenso sind einige Guitar-, Horns- und Mallet-Sounds mit dabei. Alle anderen Soundkategorien gehen leer aus. Die Qualität der Kore64-Sounds ist sehr gut, eindeutige Unterschiede zu den bereits vorhandenen PC3-Sounds konnte ich beim Durchsteppen allerdings nicht erkennen. Allerdings ist die PC3-Soundqualität insgesamt auch einfach sehr gut. Bei den Sounds stechen die neuen Bläser- und Lead-Sounds positiv hervor, da sind wirklich sehr gute Presets mit dabei. Auch die Drums- und Percussion-Abteilung macht durch die Erweiterung einen guten Schritt nach vorne.
Lohnt sich das Update?
Nimmt man alle drei Komponenten zusammen, d.h. man baut sich aus PC3K8 samt German D Grand Piano und Kore64-Erweiterung ein PC3A8 zusammen, muss man dafür derzeit knapp 3.180,- Euro auf den Tisch legen. Dagegen ist ein bereits voll ausgestattetes PC3A8-Modell mit 2.600,- Euro Anschaffungspreis eine lohnende Investition. Alle die erst kürzlich ein PC3K8 erworben haben, schauen allerdings in die Röhre und ärgern sich wahrscheinlich zu Tode. Denn eine kostengünstige Upgrade-Aktion für Käufer des PC3K8 bietet Kurzweil nicht an. Und die Einzelpreise der beiden Komponenten sind mit 479,- Euro (German D Grand Piano) und 199,- Euro (Kore64) auch nicht unbedingt günstig.
Für Kurzweil PC3A-User hat die Vollausstattung allerdings auch einen Nachteil, denn PC3 A und PC3 K haben beide nur jeweils zwei Erweiterungsslots. Während das PC3 K ab Werk noch mit einer Sample-Option (128 MB Sample Flash Speicher) ausgeliefert wurde und man sich also zwischen Sample Option, Kore64 und German D entscheiden muss, fehlt diese Möglichkeit beim PC3 A-Modell gänzlich, denn hier sind beide Slots bereits mit German D und Kore64 belegt. Gerade bei Presets mit selbst erstellten Samples ist das ein Hindernis, denn separat erhältlich ist die Sample Erweiterung nicht. Das ist für einige User sicherlich nicht unerheblich.
Der Maßstab an dem sämtliche Keys gemessen werden ist: Wie klingt das Piano? Und dieses Piano hat mich überzeugt im direkten Vergleich von so manchen Mitbewerbern. Auch die Abwandlungen wie das Recital-Piano klingen so richtig nach „Smooth Jazz“ …Klasse! Die Hammerschlag-Mechanik machen das feeling perfekt. Die Synth-Sounds haben mich jetzt nicht ganz umgehauen aber man müsste definitiv mehr (Anzahl) durchhören. Das waren sicherlich nicht die einzigsten im dem Gerät.
Was Kurzweil definitiv nicht kann, sind Gitarrensounds, die sind ein Witz,
@vssmnn Dann hast Du die aus der Kore64 Erweiterung noch nicht gehört. Das ist so ziemlich das Beste was ich an Gitarrensimulationen überhaupt je gehört habe – Software eingeschlossen. Ganz besonders was Spielbarkeit und Artikulationsmöglichkeiten angeht. Da haben die Presetbauer von Kurweil wirklich ganze Arbeit geleistet und die Möglichkeiten der VAST sehr gut genutzt. Aber was das angeht war Kurzweil schon immer sehr gut (im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern…).
@vssmnn Da kann ich Arnte nur recht geben. Seit ich die Kore64 Erweiterung im meinem PC3x habe macht Gitarre spielen auf dem Keyboard mal endlich Spaß. (Da ich selbst Gitarre spiele bin ich von sowas eigentlich nicht immer wirklich begeistert gewesen)
Man merkt richtig dass sie sich in der Kategorie Gitarren Mühe gegeben haben, auch von der Spielbarkeit.
@Dimension D Ach ja, hier noch ein kleines Besipiel von dem Brasilianer Zollhof:
https://www.youtube.com/watch?v=BuZwkhVnAtA
@Dimension D Ich meine keine 80-Jahre Van Halen Gitarre sondern stinknormale clean oder leicht angechrunchte Rhythmusgitarren.
Der Van Halen Sound ist ansonsten zu nix weiter zu gebrauchen, als zum rumhudeln bis es nervt.
Ich setze gern im Backround Gitarren ein, die müssen dann aber auch straight anliegen, ohne extrem künstlich zu wirken oder dürfen nicht nur mit unzeitgemäßen 80-er Jahre Effekten zu ertragen sind.
Bislang fand ich sowas an einem Motif bestens umgesetzt.
@vssmnn Auch die sind dabei aber ich will dich hier nicht von irgend was überzeugen. Du darfst dir gerne ein Motif kaufen und den besser finden. Kein Problem.
@Dimension D und davon gibt es kein gescheites Demo, falls Du da was hast, immer her, ich finde jedenfalls nix.
Die Rechnung PC3K8 vs. PC3A8 ist etwas falsch: Es gibt den PC3K8 bei allen großen Händlern als Bundle mit Kore64 (und dem Ribbon Controller) für denselben Preis. Damit kosten PC3K8 Bundle plus German D Grand Exp 128 2978 Euro als realer Straßenpreis und man hat im Vergleich zum A8 zusätzlich den Ribbon Controller und das Flash ROM.
Die Modellpflege mit entferntem Flash ROM kann man getrost als merkwürdig bezeichnen. Zumal die ROM-Größe ja ohnehin im Vergleich zu den Mitbewerbern nicht gerade üppig ist. Und für 2999 Euro kann man sich auch gleich ein Forte holen, mit zeitgemäßerem Display und Speicher.
Sorry, aber die Rezi ist eher nicht dolle. Begründung:
1. Das ist keine Erweiterung des PC3K sondern des Vorgängers PC3. Und zwar wurde dieser um die ROM Boards des German Grand und Kore64 erweitert. Damit hätte man sich dann auch die „rumeierei“ mit dem „entfallen“ des Sample RAM sparen können.
2. Ob da beim Kore64 tatsächlich neue Samples dabei sind, hätte man ganz einfach selbst herausfinden können. Dazu müsste man nur mal die Edit Taste drücken…
3. Beim PC3K vom Vorgänger zu sprechen ist also ziemlicher nonsens. Es ist lediglich ein weiteres Modell aus der Reihe. Beide Varianten werden sicher weiter parallel angeboten – auch mit unterschiedlichen Zielgruppen.
Nach wie vor einer der mit Abstand interessantesten Synthesizer am Markt und gemessen an Verarbeitung und Klanggewalt noch vergleichsweise günstig. Die neue Version ergibt in meinen Augen allerdings keinen rechten Sinn, da es sich ja lediglich um einen technisch leicht abgespeckten PC3K mit integrierten Sounderweiterungen handelt. Vielleicht eine Verlegenheitslösung, um im Synth-Bereich nach Jahren mal wieder ein „neues“ Produkt vorstellen zu können? Es ist vermutlich tatsächlich ein Problem für Kurzweil, daß sich an der Sound-Engine kaum noch etwas besser machen läßt. Höchstens den äußeren Zugang zur VAST-Synthese könnte man zeitgeistiger gestalten, aber besonders „trend-hörig“ war Kurzweil ja (zum Glück) noch nie.
Mich würde interessieren, wie die zitierten Klangbeispiele erzeugt wurden
a) Lineout aus dem Instrument
b) via Monitor/Verstärkersystem?
Meine Erfahrung ist, daß die Kurzweilsounds via Kopfhörer, bzw. Lineout phantastisch klingen und dann bei realer Wiedergabe via P.A. etc. z.B. bei den Pianosounds recht matschen (trotz Einsatz von Equalizern etc.) und sich schnell Frust und Entäuschung breit machen.
Die Bläsersounds sind leider unterirdisch (Brass) und klingen piepsig eher nach Kinderorgel und Plastik
Nervig ist auch dass es zwischen den PresetSounds eklatante Lautstärkeunterschiede gibt. Switcht man z.B. in einem Stück zwischen Grand Piano, Fender Rhodes und einem Orgelsound …. dann hat die linke Hand, bzw. der Fuß beim Nachregeln der Lautstärke ziemlich zu tun … das ist leider nicht sehr komfortabel und stört.
Umschalten zwischen den Sounds per Pedal wäre auch hilfreich….
und noch etwas im Nachgang:
Die Gebrauchsanleitung ist eigentlich auch für die Tonne … ein englischsprachiger Wälzer fast so dick wie die Bibel – umständlich, ausschweifend, wahrscheinlich vom in seine Sounds verliebten Programmierer selbst geschrieben – Knackige übersichtliche Aussagen zu den Themen:
1) Wie splitte ich die Tastatur? und belege die Splits mit entsprechenden Presets
2) wie kreiere ich einen neuen Sound aus mehreren Presets (in möglichst wenigen nachvollziehbaren Schritten)
3) Wie baue ich eine Bibliothek (z.B. Stück nr. 1 der Setlist: Sounds 1/17/9
Stück Nr. 2 Sounds 7/53/24 etc) So daß ich nicht mehr zwischen den Sound hin und her scrollen muss, sondern einfach nur noch die Bibliothek durchblättere – das würde beim Livegig einiges an Schrauberei zwischen den Stücken vermeiden.
– leider Fehlanzeige
So etwas in Kurzform wäre hilfreich und trotz aller Liebe zur englischen Sprache.. eine Firma, die Ihre Instrumente für viel teueres geld weltweit verkauft sollte auch über Bedienungsanleitungen in den wichtigsten Landessprachen verfügen,