Guter Sound für den mobilen Einsatz
Kleine Helferlein sind oft Gold wert, auch wenn sie auf den ersten Blick vielleicht nicht jedermanns Sache sind. Beim M-Audio Micro DAC handelt es sich um genau so ein Produkt, denn wer braucht schon einen USB-Stick, der wandeln kann? Wie bitte, USB-Stick und wandeln? Genau, denn der Micro DAC ist im Prinzip ein Audiointerface für den mobilen Einsatz, wobei er nur Signale ausgeben und nicht aufnehmen kann. Daher auch die Bezeichnung DAC – die Abkürzung für Digital Analog Converter. Was er zu leisten im Stande ist und für wen er geeignet scheint, erfahrt ihr im folgenden Test.
Mit seiner Größe von 6,0 x 2,7 x 1,8 cm und einem Gewicht von wenigen Gramm steht der M-Audio Micro DAC seinen – zumindest optisch gesehen – Brüdern aus der Klasse der ersten USB-Sticks absolut in Nichts nach. Das Gehäuse des DACs ist aus solidem Aluminium gefertigt, sollte entsprechend einiges abkönnen. Kein unwichtiger Aspekt, denn wahrscheinlich wird der Micro DAC im mobilen Arbeits-Rig nicht immer mit Samthandschuhen angefasst.
Der M-Audio Micro DAC verfügt über einen USB-Stecker von Typ A und ist zu USB 2.0 kompatibel. Über den USB-Port erhält er auch den zum Betrieb notwendigen Strom, eine externe Stromquelle ist somit nicht notwendig. Zum Lieferumfang gehört ein kurzes USB-Verlängerungskabel, so dass man den DAC auch ein Stück weg vom Laptop platzieren kann. Der zweite Vorteil: Dank des Verlängerungskabels verdeckt der Stick im Zweifelsfalls keinen weiteren USB-Port am Laptop.
Der Micro DAC verfügt über zwei Anschlüsse im 3,5 mm Klinkenformat. Der erste dient zum Anschluss von Kopfhörern bzw. aktiven Lautsprechern, ist also analoger Natur. Der zweite Anschluss stellt ein identisches Signal im optischen Digitalformat zur Verfügung.
Auf der Oberseite des Micro DAC befindet sich eine grüne LED, die den aktiven Betriebszustand des Sticks optisch verdeutlicht. Seitlich verfügt der DAC dazu über einen Volume-Regler.
Inbetriebnahme des M-Audio Micro DAC
Hinsichtlich der Systemvoraussetzungen gibt M-Audio für den Micro DAC unter OSX mindestens OS 10.8 an, unter Windows muss es mindestens Windows 7 sein. Alles kein Schwierigkeit für einigermaßen aktuelle Rechner. Unter OSX ist der M-Audio Micro DAC ohne Treiber nutzbar, den Treiber für Windows Systeme stellt M-Audio auf seiner Website bereit. Getestet wurde der Micro DAC unter OSX auf einem Mac Pro von 2010 (2x 2,4 Quad Core, 16 GB RAM). Ein Software-Tool zum Einstellen der Buffer-Größe gibt es leider nicht, hierfür muss man das Audio-MIDI-Setup von OSX bemühen.
Der Anschluss erfolgt ohne Probleme und Störgeräusche. Innerhalb von Cubase 9.5 wird der Micro DAC ohne Weiteres erkannt und ist als Ausgabeinterface nutzbar. Die Sample-Rate lässt sich folgendermaßen einstellen: 32, 44,1, 48, 88,2, 96, 176,4 und 192 kHz. Bei 192 kHz zeigt Cubase eine Latenz von 0,67 ms (Eingang) und 2,7 ms (Ausgang). Mit dieser Einstellung konnten auch leistungsintensive Projekte ohne Weiteres abgespielt werden. Bei 44,1 kHz zeigte Cubase eine Latenz von 2,9 ms (Eingang) und 4,9 ms (Ausgang).
Auch unter iOS lässt sich der Micro DAC nutzen, das prädestiniert ihn natürlich für das mobile Aufnehmen, Musizieren und Produzieren. Allerdings empfiehlt M-Audio die Verwendung eines aktiven USB-Hubs. Während des Tests funktionierte der DAC allerdings auch bei direktem Anschluss über einen Adapter.
Klang des M-Audio Micro DAC
Klanglich kann der M-Audio Micro DAC absolut überzeugen. Während des Tests wurde zwischen dem DAC, einer RME HDSP und einem Focusrite Saffire Pro 40 hin und her geschaltet, die Unterschiede lagen erstaunlicherweise in einem äußerst kleinen Bereich. Die Stereoortung sowie die Differenzierung von Instrumenten gelingt dem M-Audio DAC sehr gut. Einen entsprechenden Kopfhörer vorausgesetzt, kann man mit dem DAC somit sehr gut abhören. Sicherlich löst die RME Karte etwas feinfühliger auf und das Klangbild wirkt etwas offener und präsenter. Aber für den mobilen Einsatz, im Sinne des Ersatzes der internen Laptop-Soundkarte, ist der Micro DAC in diesem kompakten Format und zu diesem Preis nahezu unschlagbar.
An Kopfhörern kamen ein Shure SRH940 und ein Focal Listen Professional zum Einsatz. An beiden konnte der Micro DAC überzeugen. Der Klang war wie oben beschrieben absolut ausgewogen. Die maximale Lautstärke ist kein Thema, deutlich vor der Schmerzgrenze muss man den Regler anhalten, nach oben ist noch Headroom vorhanden.
Bleibt die Frage, warum man bei einem Preis von 99,- Euro nicht gleich auf ein günstiges 2 In/2 Out-Audiointerface umsteigen sollte, immerhin kosten diese oftmals nur geringfügig mehr. Stellvertretend seien hier nur das Focusrite Scarlett 2i2 und das Steinberg UR22 MK2 genannt. Anstatt eines auf die DA-Wandlung reduziertes Produkt anzuschaffen, lassen sich mit den genannten Einsteiger-Interfaces vollwertige Aufnahmen bewerkstelligen. Wie beim Micro DAC sind Wandlungen mit bis zu 24 Bit und 192 kHz möglich.
Der Vorteil des M-Audio Micro DAC ist natürlich seine Größe, denn so kompakt die oben genannten Interfaces sein mögen, für den Transport benötigt man doch eine kleine Tasche sowie passende Kabel. Der Micro DAC passt dagegen in die Hosentasche und das selbst, wenn man ihn in der mitgelieferten Softtasche transportiert. Wer im Grünen also nur Aufnahmen kontrollieren möchte, kommt mit dem Micro DAC gut weg, sowohl klanglich als auch preislich. Auch das Audio-Editing am Laptop, sei es das Schneiden oder Bearbeiten von Audiospuren, das Anlegen neuer Tracks oder einfach nur der Genuss von Musik gelingt mit dem M-Audio Micro DAC 24/192 sehr gut. Für alles andere empfiehlt sich entsprechend ein etwas größeres und weitreichender ausgestattetes Audiointerface.
Da 90% der Nutzer wohl einen Windows-PC haben werden, hätte zu einem Testbericht wirklich ein kleiner Einsatz an einem solchen PC gefehlt, auch um die diversen Fragen zu beantworten:
– lässt sich dort der Buffer einstellen
– welche minimale Latenz ist möglich?
– wird ein ASIO-Treiber mitgeliefert?
– ist das Kopfhörersignal laut genug?
– entsteht beim Anschluss an einen Verstärker das berüchtige „USB-Zirpen“?
– welche Samplerates sind verfügbar?
Und zu einem richtigen Test gehört dann auch noch eine Messung des Frequenzgangs und weiteren Audio-Werten….
Gerade Treiber unter Windows und Latenzen würden mich auch interessieren.
90% Win User unter Musikern? Gewagter Ansatz
@Tai 99% wären realistischer
Hallo WOK,
tut mir leid, ich arbeite nur mit Mac’s, daher kann ich zum Windows Einsatz nichts sagen.
@Felix Thoma Wäre es nicht gut, dass man auch eine Windowspartition hat, wenn man Computerhardware für ein Magazin testet?
Ich kann nicht für Felix sprechen, aber das Warten eines zusätzlichen Windows-Rechners ist ein ziemlicher zeitlicher und finanzieller Aufwand für den manche einfach keine Zeit und Nerven haben. bzw. die Kosten einen zusätzlichen PC nur zu Testzwecken zu halten nicht vergütet werden und sich damit finanziell nicht lohnt. Das ist leider Realität.
Ich komme ja schon beim meinem Mac und meinen iPads kaum hinterher.
;)
PS: und nur fürs Protokoll: Ich halte mir privat einen Selbstbau Win7 PC den ich _ausschließlich_ für Gaming nutze.
@Markus Schroeder Hi Markus,
und für Mac OS kommt hinzu das der MacOS Server in der aktuellen Version NetInstall nicht mehr unterstützt. Ideal für kleine xGrids wie meines mit einem iMac und vier Minimacs. Stattdessen darfst du das jetzt mit DEP/MDM machen. Was halt ein timesucker ist. Ebenso wie der ganze DEP/MDM Prozess danach durchgeführt wird. Mit Bootcamp auf dem Mac ab Yosemite ff. Windows 10 installieren, kann man machen.
Ich finde man kann nicht von jedem Autor erwarten dass er PC und OSX Systeme besitzt. Wie Markus schreibt wird das ja offensichtlich nicht extra vergütet und amazona schenkt seinen Leuten wahrscheinlich auch keine Computer :-)
Der Test wurde so eben mit einigen weiteren Informationen erweitert.
Wie laut ist der Kopfhörerausgang?
Getestet habe ich ihn mit einem Shure SRH940 und einem Focal Listen Professional. Mit beiden kam ausreichend Power an.
Sorry, ein Mac User, der was über Windows schreiben soll,
ist wie ein Vegetarier, der was über Fleisch schreiben soll.
@Coin genau – und das Argument funktioniert in beide Richtung (wenn man nie richtig mit dem jeweils anderen System gearbeitet hat).
:)
@Markus Schroeder Richtig Markus.
Ich sage mal so, mich würden die Punkte, die WOK angesprochen hat,
auch interessieren.
@Coin absolut nachvollziehbar.
Als mögliche Alternative würde ich das sehr kompakte IK Multimedia iRig Pro I/O empfehlen, wenn man mobile Aufnahmen in Betracht zieht (sogar inkl. Phantom Power, MIDI sowie USB- und Lightning-Kabel).
Ich finde das Konzept gut. Wie oft ist man nur unterwegs und wünscht sich im ICE etwas an der Mucke zu basteln aber dann gleich Interface plus USB Kabel und dann noch das Kopfhörerkabel dann wird das schnell zu einem gefriemel.. da ist so ein Micro DAC bestimmt eine geniale Sache.. :-)
Schöner test. Jetzt hab ich auch eine frage. Bezüglich (nur) Lautstärke-Power. Kann dieses DAC auch erheblich „Lauter“ als ein Macbook Pro oder „nur“ besser klingend.
Beste Grüße