Die DAW für den Loop-Freund
Asche über unser Haupt: Während wir die Versionen 5, 6 und 7 von Magix Acid Pro hier auf Amazona noch im Test hatten, hatten wir Acid Pro 8 nur noch in den News gestreift und die Ausgabe 9 dann sogar gänzlich ausgelassen. Jetzt ist Magix Acid Pro 10 da – und damit höchste Zeit, dass wir die Magix DAW endlich wieder mal unter die Lupe nehmen.
Vorab: Die Acid-Historie
Acid ist 1998 als Acid pH1 erstmals erschienen, damals noch mit Sonic Foundry als Entwickler. In den Anfängen war Acid ein reiner Audioloop-basierter Sequencer, dessen Hauptanliegen es war, Audiofiles per Drag & Drop einzufügen, zu verschieben und dabei automatisch Tempo und Tonhöhe anpassen zu können. Die berühmt-berüchtigte Acid-Technologie fand damals viele Fans, die sich auf der Plattform AcidPlanet austauschten – „Musik machen“ (ja, nennen wir es einfach mal so) war noch nie so einfach. Die mitgelieferten ACIDized Loops enthielten (und enthalten) Tonhöhen-, Längen- und Transientendaten, so dass sie ohne großen Aufwand auch von Laien in Echtzeit zusammengebaut werden konnten. Dafür fehlten aber grundlegende MIDI-Features, VST-Support oder die Möglichkeit von Mehrspuraufnahmen, weshalb Acid dann bei vielen zwar als nettes musikalisches Spielzeug, nicht aber als ernstzunehmende DAW galt.
2003 verkaufte Sonic Foundry seine komplette Produktlinie (bestehend unter anderem aus Acid, Sound Forge, CD-Architect, Batch Converter und Vegas) an Sony, die Acid Pro ab der Version 5 weiterführten. Schon Sonic Foundry hatte mit der Ausgabe 4 begonnen, fehlende Features – wie etwa MIDI – Schritt für Schritt nachzureichen, ab Acid 6 durfte sich Acid dann als (fast) vollwertiges Audio- und MIDI-Recording-Programm fühlen. Leider verlor Sony dann nach 2009 die Lust an seiner Musiksoftware-Sparte und ließ Acid (aber auch Soundforge) verkümmern.
2016 dann übernahm Magix die meisten Produkte aus dem Sony Creative Software-Portfolio und reanimierte die über die Jahre vernachlässigten Programme. So auch Acid, von dem Sony 2009 die letzte Version herausgebracht hatte (Acid Pro 7). Seit 2018 nun bringt Magix zuverlässig jährlich ein Major Update für die DAW. Bereits mit Version 8 hob man Acid mit VST3-Unterstützung, 64 Bit-Support, Surround Sound, Beat Mapper und Chopper auf ein neues Niveau. Diesen Weg ging man dann mit Acid Pro 9 bzw. mit der umfangreicheren Acid Pro Next-Version weiter, in dem man den MIDI Playable Chopper und den „Stem Maker“ von zynaptiq hinzufügte, mit dem sich Vocals, Drums und andere Instrumente aus Songs extrahieren lassen, um die so entstehenden Stems für eigene Mixe zu verwenden. Man darf also gespannt sein, was sich Magix für Acid Pro 10 ausgedacht hat.
Download und Installation
Der Download des rund 500 MB großen Hauptprogramms (das am Ende etwa 650 MB belegen wird) ist unkompliziert, auch der Installationspfad darf selbst gewählt werden – was leider nicht immer selbstverständlich ist. Etwas komplizierter gestaltet sich da schon die Suche nach den versprochenen 9 GB an Loops und Sounds sowie nach dem Verbleib des Instruments „Vita2“. Am Ende finde ich die in einem Acid Pro 10-Reiter und „Hilfe“ und „Instrumente und Loop Collections herunterladen“, benannt mit „Instrumente & Loops 1 + 2“, „ACID Pro Sample Collection 1 + 2“, „ACID Loops (Producer Planet Teaser 1 + 2)“ und „Analogue Modelling Suite Plus“. Ein diesbezüglicher Hinweis im Handbuch wäre da hilfreich gewesen. Und vielleicht auch eine Inhaltsangabe zu den Paketen, denn die gibt’s nur zu „Instrumente & Loops“. Also einfach mal alles auf Verdacht heruntergeladen und installiert (mehr zum Inhalt der Loops, Samples und Instrumente dann später).
In die Rubrik „merkwürdig“ gehört, dass sich beim Start der vier Vita-Instrumente „Orchestral Ensemble“, „Vita Saxophonia“, „Vita Concert Guitar“ und „Pop Brass“ – die allesamt laut Magix Produktvergleich-Webseite zum Lieferumfang von Acid Pro 10 gehören – dann nicht wie erwartet die Instrumente öffnen, sondern ein Popup-Fenster, dass mir mitteilt, dass ich diese Instrumente erst aktivieren muss. Aber erst, nachdem ich den Aktivierungscode im Shop für jeweils 29,99 Euro erworben habe.
Auf Nachfrage erklärte Magix, dass da wohl ein „kürzlich aufgetretener Fehler im Backend“ das Problem sei. Der trete hauptsächlich auf Geräten auf, auf denen auch der Music Maker installiert sei (was bei mir allerdings nicht der Fall ist). Der Fehler sei an das Entwicklerteam gemeldet worden; sobald der behoben ist, wird der Dialog für die Seriennummer übersprungen und das Instrument kann direkt in Acid geöffnet werden.
Die drei Acid-Versionen
Acid gibt es in drei Versionen. Die kleinste ist das „Acid Music Studio“, dessen aktuelle Version die Laufnummer 11 hat, numerisch also einen weiter ist als die Pro-Version, aber trotzdem in diese Reihe gehört. (Ähnliches gab es mal vor ein paar Jahren bei Sound Forge: Da gab es zum Audio Studio 12 zeitgleich die Sound Forge Pro Versionen 11). Studio und Pro werden bei Magix also nicht im Gleichschritt veröffentlicht.
Im Acid Music Studio 11 (für 59,99 Euro) fehlen einige der großen Highlights der Pro-Reihe, wie der MIDI Playable Chopper, der zynaptiq Stem Maker 2, Melodyne 5 essential oder der Serum VST-Synthesizer. Auch sind hier nur 3 statt der 9 GB an ACIDized Loops und Samples mit an Bord. Es fehlen zudem die ReWire Unterstützung, ARA2-Support, die Acid Morph Pads, das verbesserte Time Stretching und einiges an Effekten. Mit dabei sind aber immerhin die Instrumente DN-e1 und Vita 2 (letzteres aber mit deutlich weniger Sounds/Instrumenten), ein Grundstock an Effekten, VST2/VST3-Unterstützung und eine unbegrenzte Trackanzahl. Als Einstieg für den Preis geht das absolut in Ordnung.
Die mittlere Version, Acid Pro 10 (149,- Euro), die mir hier zum Test vorliegt, hat – bis auf den Serum-VST-Synthie, einer Handvoll Vita2-Instrumente und einigen Effekten, alles mit dabei, was auch die große Acid Pro 10 Suite (299,- Euro) mitbringt. Den Advanced Wavetable Synthesizer Serum von Xfer kann man beim Hersteller auch so kaufen – da kostet er 189,- US-Dollar. Insofern gehen die Mehrkosten der Suite-Version von 150,- Euro in Ordnung. Wer den – klanglich sehr vielseitigen – Synth nicht braucht, wird auch mit der Suite-losen Pro-Version glücklich werden. Die kann zudem auch als Pro 365 im Abo bezogen werden; das kostet bei jährlicher Zahlungsweise 9,99 Euro im Monat, bei vierteljährlicher Zahlung 12,99 Euro.
Grundsätzliches zu Acid
Da ja nun schon einige Zeit verstrichen ist seit unserem letzten Acid-Test, hier mal einige ganz grundsätzliche Infos zu Acid und seiner Arbeitsweise. Wie Studio One auch gehört Acid zu den Vertretern der Ein-Fenster-Philosophie, heißt: man hat alles auf einen Blick parat. Die obere Hälfte gehört der Timeline, unten habe ich die Wahl zwischen Chopper, Explorer, Groove Pool oder Plugin-Manager, sowie zwischen Mixer und Video-Preview; die Größe der Fenster ist jeweils einstellbar. Am rechten Rand schließlich erscheint beim Start über die ganze Höhe des Bildschirms die Pegelanzeige, die sich aber auch überall anders unterbringen lässt. Genau wie bei Studio One lassen sich die Fenster abkoppeln und auf einen zweiten/dritten Monitor verschieben. Gerade bei größeren Projekten mit dutzenden von Tracks in der Timeline ist das erfreulich und zwingend notwendig. Auch sonst wurde in den Jahren einiges für Übersicht und Workflow getan: Tracks können in Ordner gesammelt oder Ausschnitte eines Projekts in Sektionen unterteilt und farblich hervorgehoben werden, auch sind die Shortcuts für die Tastatur frei wählbar. Klar, das haben andere DAWs auch, soll aber trotzdem nicht unerwähnt bleiben.
Mir persönlich sind die Trackinfos und der Mixer etwas zu kleinteilig, bunt und zu überladen mit Icons; ich mag es da eher klar strukturiert und nüchtern, aber das ist vermutlich Geschmacks- und Gewöhnungssache. Das soll auch nicht heißen, dass Acid da keinen guten Job macht, es geht ihn halt nur anders an.
Das Main-Feature von Acid ist die Tempo und Tonhöhenmanipulation des Audiomaterials. So kann ich auf meiner Timeline eine Markerspur setzen, in der ich problemlos und schnell Tonart, Tempo und Takt ändern kann und der Rest der Audiotrack-Bande gehorcht und folgt dem klaglos, sofern es sich um ACID-Loops handelt. Die nämlich sind – wie schon kurz erwähnt – mit den betreffenden Informationen geimpft worden und korrespondieren daher ohne Umwege mit dem erwähnten Marker-Track. Das funktioniert übrigens auch ohne Marker-Spur: Einfach Part auswählen, die Plus- oder die Minustaste drücken und schon wird transponiert – noch simpler und schneller geht das nicht. Alle „Acid-losen“ Samples lassen sich mit dem Beatmapper-Tool analysieren und anpassen; nachdem Version 9 mit einer neuen Version von Zplane Elastique ausgerüstet wurde, sind die Ergebnisse da auch meist recht zufriedenstellend.
Das ist neu in Acid Pro 10: Stem Maker 2
In der Vorjahresversion brachte Magix erstmals den Stem Maker von zynaptiq, da allerdings nur in der höherpreisigen Pro Next-Ausgabe von Acid. Jetzt gibt es die Audio Separation Technology auch in der Standard-Pro-Version, und das sogar in einer verbesserten Fortsetzung. „Bis zu doppelt so schnell und mit besseren Ergebnissen als je zuvor“, verspricht die Werbung. Und „Teile Deine Tracks mit bahnbrechenden DSP-Algorithmen in Vocals, Drums und Musik auf (…) Weniger Audio-Artefakte und ein natürlicherer Klang: Erlebe die nächste Generation des Samplings!“
Große Worte. Nun habe ich bisher eigentlich noch keine Separationstechnik erlebt, die wirklich gut funktioniert hätte. Schon richtig, die Qualität des Ergebnisses hängt in erster Linie von der Komplexität der Mischung ab. Bei alten, eher simpel gehaltenen Tracks ist das eher möglich als bei modernen High-End-Aufnahmen mit zig Spuren. Verbreitet waren bisher die Vocal Remover (Vox Reducer, Vocalzap etc., auch Melodyne oder Audition bieten derartige Features) zur Eliminierung der Vocals aus einem Song, etwa um sich eine Karaoke-Version zu bauen. Das funktioniert leidlich (durch Phasenauslöschung), solange sich die Vocals exakt in der Mitte des Stereofeldes befinden – was aber nur selten der Fall ist.
In älteren Aufnahmen – wie etwa bei den Beatles – sind Instrumente und Gesang zuweilen sauber im Stereofeld verteilt, so dass man da leichtes Spiel hat. Mit Deezers Open-Source-Tool „Spleeter“, das einen Track per AI-Technologie in bis zu fünf Stems zerlegt, inklusive Bass, lassen sich (ebenfalls je nach Material) ganz ordentliche Ergebnisse erzielen, allerdings sind auch hier noch mal mehr, mal weniger deutlich Artefakte und Glitches zu hören, zudem ist das Handling nicht ganz so easy (Phython- und Googles AI Toolkit Tensor Flow-Kenntnisse sind von Vorteil)
Nach diesem kurzen Exkurs zurück zu Stem Maker 2, den ich dann natürlich ausführlich getestet habe. Ausgangsmaterial waren wieder einmal einige Aufnahmen einer befreundeten Band aus Köln (CHEF, Besetzung Drums, Bass, Gitarre, Vocals). Wie von Acid empfohlen, habe ich zum Stem-Test „Ausgangsdateien im WAV-Format mit hoher Qualität“ genutzt – einen Songausschnitt nur im normalen Modus, einen zweiten im normalen und dann noch im „Strict Modus“, der angeblich eine bessere Trennschärfe (dafür aber einen etwas schlechteren Sound) bringt. Das Volume der Ergebnisse habe ich dabei nicht verändert.
Die Handhabung ist simpel: Stem Maker starten, Datei auswählen, unter Umständen noch den Beatmapper aktivieren, um den Rhythmus händisch zu korrigieren, fertig. Am Ende habe ich dann – neben dem Ausgangstrack – drei weitere Audiotracks auf der Timeline, benannt in „Voice“, „Drums“ und „Other“.
Und wie schlägt sich der Stem Maker? Mit höherwertigen WAVs erzielt man tatsächlich bessere Ergebnisse, auch der Strict-Modus trennt besser. Die Vocals bekommt der Stem Maker noch ganz ordentlich hin, allerdings ist auch hier anschließende Handarbeit angesagt. Bei Drums und „übrige Instrumente“ ist der Anteil der Artefakte aber recht hoch. Ich habe dann auch noch andere Tracks (auch die Beatles) probiert, mit ähnlichen Ergebnissen. Man sollte hier also keine Wunderdinge bzw. perfekt getrennte Tracks erwarten, da hat Acid das Rad nicht neu erfunden. Eine nette Spielerei, die mit dem richtigen Ausgangsmaterial und viel Geduld und Nacharbeit mitunter leidlich Brauchbares abliefern kann, mehr aber momentan (noch) nicht. Magix verspricht aber, dass das System ständig weiterlernen und sich verbessern werde. Vielleicht kommt da ja noch was in nächster Zeit.
Morph Pads
Mit den Morph Pads lassen sich sämtliche Spuren eines Projektes auf einer gemeinsamen Oberfläche mit Effekten bearbeiten. Bis zu 12 Multieffekte können pro Pad eingesetzt werden; bei jedem Pad kann ich selber auswählen, auf welche Spuren ich die anwenden will – auch das Master ist möglich. Je nachdem, welche Ecke ich mit der X/Y-Steuerung anfahre, wird ein anderer Effektparameter beeinflusst. Damit kann ich entweder die normalen Spureffekte und die zuweisbaren Effekte ersetzen oder diese mit den Morph Pads ergänzen; bis zu 12 Morph Pads sind möglich. Über eine Link-Funktion kann ich auch Pads verkoppeln und so über ein Pad simultan mehrere andere steuern. Dabei kann ich für jeden Link einstellen, ob der Sync nur die X-, nur die Y- oder beide Achsen betreffen, oder ob der Verlauf gar gespiegelt werden soll. Per Latch-Funktion kann ich auch festlegen, dass der Punkt auf dem Pad nach dem Loslassen wieder in die untere linke Ecke zurückkehrt, wo die Mixeranteile auf null stehen. Die Einstellung der Morph Pads lässt sich automatisieren. Die dazugehörigen Hüllkurven werden immer in der Masterspur angelegt unabhängig davon, welche Spur durch die FX Pads bearbeitet werden. Insgesamt eine nützliche Sache, die auch dem Workflow gut tut; zudem lassen sich mit etwas Experimentieren zuweilen auch recht unvorhergesehene, schräge Ergebnisse erzielen.
Und auch das ist neu
Neu im Acid Programm ist das Sidechaining. Dabei lassen sich Dynamikeffekte mit Sidechain-Eingang nutzen, indem das Audiosignal einer anderen Audiospur als Sidechain-Steuersignal verwendet werden kann. Da wird dann zum Beispiel ein Kompressor nicht von seinem eigenen Signal, sondern eben von dem einer anderen Spur genutzt – etwa, um mit dem Kickdrum-Signal mehr Platz für selbige im Mix zu schaffen.
Beim Automatisieren von Spurparametern wie Lautstärke oder Panorama sowie bei Effektparametern der Spureffekte werden die Hüllkurven für die entsprechenden Parameter jetzt automatisch angelegt. Dazu muss nur im Automatisierungsmodus „Schreiben“ der jeweilige Parameter geändert werden. Die Aufzeichnungs-Automatisierung ist für Audio- und MIDI-Spurhüllkurven, für Audio-Spureffekt-Parameter für automatisierte Effekte, für die Output- und Panorama-Pegel von Bussen und Softsynths, für VSTi-Parameter und für Surroundpanorama-Keyframes verfügbar.
Auch bei den Lautheits-Pegelanzeigen wurde nachgerüstet. Die können wahlweise im EBU-R 128 (Empfehlung der Europäischen Rundfunkunion (EBU), die die Tonaussteuerung von Hörfunk- und Fernsehprogrammen definiert) oder im ATSC A/85-Modus (das US-amerikanische Pendant) betrieben werden. Dabei werden nicht nur der Pegel, sondern auch die momentane, die kurzzeitige und die integrierte Lautheit sowie der Lautheitsbereich und die Spitzenpegel angezeigt. Zudem sehe ich den True Peaks – die mit einer höheren Abtastrate arbeiten als die Kanalpegelanzeigen – ob die Ziellautheit überschritten wurde. Da wird dann schon durchaus mehr geboten als in einigen anderen DAWs. Wie weit nun DJs beim Mixen eines EDM-Tracks unbedingt eine EBU R128-Norm benötigen, steht auf einem anderen Blatt. Aber schön, dass es das gibt.
Und sonst noch: Im Chopper lässt sich die Aufteilung einer Loop in Slices nun auch automatisch anhand der Transienten in der Loop vornehmen, am rechten Rand des Hauptfensters findet sich ein neuer Andockbereich für Fenster (zum Beispiel für die Lautheitsanzeigen oder den Mixer) und ARA 2-Unterstützung zur Einbindung von Melodyne Essential 5.
Neue virtuelle Instrumente, CoreFX und Loops
Auch beim Audio-Content gibt es Nachschub. Mit der „1957 Wooden Clarinet“, dem „Children Choir“, der „Soloist Collection“ und den „Handchimes, Bells and Glass“ finden sich vier neue Instrumente für Vita2, die qualitativ gar nicht mal so übel sind. Überhaupt war ich stellenweise doch überrascht, was ich da an Vita-Sounds vorgefunden habe: Church Organ, E-Piano, einige schöne Pads und Atmos und vieles mehr gefallen durchaus; ich gebe zu, dass ich das bei Acid gar nicht erwartet hätte. Selbst bei den Orchestersachen finden sich ein paar brauchbare Sachen. Klar, oft recht weit entfernt vom großen, realistischen Klang, aber durchaus mit einem eigenen Charme. Die Streicher zum Beispiel erinnerten mich auf Anhieb an den Einstieg von „Somewhere“ auf Tom Waits Blue Valentine-Album. Warum auch immer.
Auch Loops gibt es (naturgemäß) bei Acid Pro 10 reichlich. Nebenbei: Dass ich die dann über den Browser lade, ist zwar ok, aber doch umständlicher als zum Beispiel bei Studio One, wo ich sehr übersichtlich eigene Reiter in einem Extrafenster habe, mit Topics wie „Synths“, „externe Geräte“ oder eben „Loops“ und dadurch viel schneller darauf zugreifen kann und auch einen besseren Überblick habe. Da wünsche ich mir für die nächste Version etwas Ähnliches bei Acid.
Aber zurück zu den Loops. Die sind in den „Loop Collections“ (Rhythm und SFX) und im „Producer Planet Teaser“ versammelt und in Verzeichnissen geordnet. Wobei es aber wild durcheinander geht – „aus jedem Dorf ein Köter“, um mal wieder meine Großmutter zu zitieren (die das aber meist auf ihr Blatt beim Canasta bezog und nicht auf die Loops bei Acid Pro 10). Da gibt es „Hydrophonic HipHop“, „Analog House“ und „EDM – This is EDM“, aber auch Sachen wie „Flugelhorn Vol.1“, „60s Guitar Vol.1“, „Cello“ oder „Mandolin Vol.1“. Zum Teil sind das komplette Construction-Kits, dann wieder Fragmente ausgewählter Sammlungen von Samples mit Demo-Charakter aus sonst kostenpflichtigen Loop-Bibliotheken. Da muss man sich halt zusammensuchen, was man braucht, was recht langwierig werden kann. Immerhin lassen sich die Loops aber im Explorerfenster vorhören. Und da die sich dann beim Drag & Drop-Einfügen dann auch gleich automatisch an Tempo und Tonhöhe anpassen, entfallen auch da weitere lästige Arbeitsschritte.
Der zweite Synthesizer der Pro-Version, der DN-e1 liefert in erster Linie die Acid/EDM-typischen Sounds wie Arps, Flächen und Texturen, fette Leads und durchsetzungsfähige Bässe – gefällt mir gut. Nicht aufsehenerregend innovativ, aber mit einigen schönen Sounds und vielen Basics. Den Xfer Serum dagegen gibt es leider nur in der Suite-Version von Acid Pro 10.
Die Abteilung Effekte ist in den Basics ausreichend sortiert, mehr aber auch nicht. Neu hinzugekommen sind einige coreFX Mastering Effects, wie Kompressor, 2-Punkt-Kompressor, Limiter, Gate, Expander und der Volume Former für automatisierte Lautstärkeverläufe. Auf das die Mucke noch schöner pumpt.
Kleine Unsauberkeiten während des Tests
Ganz stabil lief Acid Pro 10 im Test nicht. Hin und wieder hatte Acid Probleme beim ersten Laden von Projekten nach Programmstart und hängte sich mit „Keine Rückmeldung“ einfach auf; dann half nur noch ein kompletter Neustart des Testrechners – anschließend lief es dann wieder. Natürlich lässt sich da nie ausschließen, dass diese Bugs auch schon mal systembedingt sein können und auf anderen Rechnern nicht vorkommen; allerdings laufen bei mir auf demselben Rechner die aktuellen Versionen von Studio One, Cubase, Waveform und Digital Performer völlig problemlos. Auch hier habe ich natürlich bei Magix nachgefragt. Am wahrscheinlichsten habe das mit der Menge an VST-Instrumenten und Effekten zu tun, die auf ein einzelnes Projekt angewendet werden. Man hoffe, das Problem mit dem neuesten Patch zu beheben, der sich derzeit (Stand 6. August) im Beta-Test befindet. Wir behalten die Sache im Auge.
Kleine Frage zum Thema »Lizenz der mitgelieferten Loops«: Ich weiß, dass Magix beim kleinen »Music Maker« eine sehr fragwürdige Lizenz-Politik hatte (ob’s noch so ist, weiß ich nicht). Wenn man sich die Lizenz durchliest, dann darf man nämlich die damit gebaute Musik eigentlich für gar nichts einsetzen. Unterlegung für YouTube-Videos, für Präsentationen, für Messe-Beschallung, Kurzfilme, Spiele-Musik, Website, sprich alles, was irgendwie öffentlich vorgeführt wird … alles ausgeschlossen. Das degradiert den »Music Maker« leider zum reinen Spielzeug. Wie sieht denn das bei »Acid Music Studio« und »Acid Pro« aus?
@Flowwater Für die Samples und Loops von Producer Planet (woher die meisten der Acid Loops stammen) gibt es unterschiedliche Lizenzmodelle zu unterschiedlichen Preisen – die kann man sich hier anschauen:
https://www.producerplanet.com/de/licenses/
Es wäre gut gleich oben im Intro darauf hinzuweisen, dass Acid nur auf Windows-Rechnern läuft.
@derbert1 Sorry, Du hast Recht – das habe ich dieses Mal glatt vergessen. Acid Pro 10 läuft unter Windows 10 (und Windows 8), nur 64 Bit.
Erschreckend wie gut diese Songbeispiele sind. Das macht eine Unterscheidung ‚echte Musiker vs. Looper‘ immer schwerer.
@Filterpad Ja, das ist interessant, nicht? Das habe ich mir das bei den beiden Beispielen »Down In The City Bar« und »Get Out Of My Way« auch gedacht.
Ich würde beide vorsichtig im Rock-Bereich verorten (ich habe echt keine Ahnung von Rock und deswegen auch keine Ahnung von deren Untersparten, also bitte sanft bleiben, wenn ich falsch liegen sollte). Bei Rock habe ich aber den Eindruck, dass da wirklich komplett ALLES an musikalischen Ideen durch ist. Da kommt es meinem Eindruck nach – und wenn ich mir so Konzerte auf YouTube ansehe – auch noch viel auf die echte physische Performance derjenigen an, die vor der »Schießbude« sitzen und die »Äxte« in Händen halten. Natürlich nicht aus der Konserve, aber dann eben mal in einem Video oder Live. Wenn es diejenigen aber gar nicht gibt, weil das in »Acid Pro« zusammengebaut wurde … hat das dann überhaupt einen Sinn? Hätte das überhaupt eine Chance am Musikmarkt (ich denke jetzt einfach mal professionell), wenn da keine Physis, also keine langhaarigen für ihr Geld heftig schwitzenden und performenden Leute dahinter stecken, weil es die gar nicht gibt?
@Flowwater Das ist wohl ein Missverständnis: Die Soundbeispiele der Kölner Band CHEF demonstrieren nur die Fähigkeiten des STEM-Makers (Trennung in Vocals, Drums und Rest) von Acid und wurden ansonsten per Hand ganz normal im Studio produziert. Die sind also nicht aus Acid-Loops gebastelt worden :-)
@m.steinwachs Dann muss ich leider mitteilen das die Soundbeispiele meiner Ansicht nach sehr unklug gewählt sind bzw. nicht „unklug“, sondern der Zusammenhang nicht ausreichend erklärt worden ist. Für die Anwender sind gerade die internen Loops klanglich von aller größter Bedeutung.
@Filterpad Unklug sagt der Filter ich sag die Beispiele San für Katz.. Sollte auch mal tester werden, aber nur beta bitte.. Lg
@Filterpad Schon richtig, nur – wie im Text beschrieben – gibts hunderte, wenn nicht tausende von internen Loops aus jeglicher Stilrichtung und aus dutzenden von Sample Packs. Wenn ich nun davon willkürlich einige wenige rausgegriffen hätte, hätte das nur einen minimalen Bruchteil abgebildet. Wem also wäre damit geholfen gewesen? Dann hätte es Beschwerden gegeben, dass die Loops aus Pack A oder B fehlen.
Wer sich für die Loops interessiert, besucht da besser die Webseite, checkt die komplette Übersicht und kann sich dann auf der Loopseite das raussuchen und anhören, was ihm wichtig ist.
Und da der STEM-Maker als die große Neuheit herausgestellt wurde, habe ich den dann in den Mittelpunkt der Soundbeispiele gestellt.
Daher: Nein, finde ich nicht, dass die für die „Katz san“.
@m.steinwachs Oh, uops … das war mir tatsächlich nicht klar (vielleicht den Test nicht genau genug gelesen). Das ergibt dann aber Sinn, weil die separierten STEM-Spuren durchaus ein wenig … naja … merkwürdig klingen, während die Gesamtaufnahme wunderbar daher kommt.
@Flowwater Ja, die Passage versteckt sich im Abschnitt STEM-Maker:
„Nach diesem kurzen Exkurs zurück zu Stem Maker 2, den ich dann natürlich ausführlich getestet habe. Ausgangsmaterial waren wieder einmal einige Aufnahmen einer befreundeten Band aus Köln (CHEF, Besetzung Drums, Bass, Gitarre, Vocals). Wie von Acid empfohlen, habe ich zum Stem-Test „Ausgangsdateien im WAV-Format mit hoher Qualität“ genutzt – einen Songausschnitt nur im normalen Modus, einen zweiten im normalen und dann noch im „Strict Modus“, der angeblich eine bessere Trennschärfe (dafür aber einen etwas schlechteren Sound) bringt. Das Volume der Ergebnisse habe ich dabei nicht verändert.“
Ich bin ja nicht so der Loop-Fan, aber falls es jemanden interessiert: Die Einsteigerversion gibts die nächsten 2 Wochen auch günstiger bei humblebundle
Denk‘ ich an Magix in der Nacht, dann werden mir flugs Bugs gebracht.
Willem Heine – Nachtmusikgedanken
Serum ist in keinem Bundle mehr enthalten, wie es aussieht. Stattdessen einige Brainworx Plugins. Könnt ihr das bestätigen?