Mehr Schein als Sein
Das bereits 1972 ins Leben gerufene Bremer Unternehmen Monacor ist in erster Linie im Bereich Beschallungstechnik aktiv. Unter dem Markennamen Monarch gab es seit 1980 anfangs zudem auch Geräte für den Hi-Fi-Bedarf, später dann auch Musiker-Equipment. 1990 führte man die beiden Hausmarken Monarch Stage Line und Monacor Stage Line zu IMG Stage Line zusammen – da hatten wir zuletzt zwei Bühnenmonitore und ein Mikrofon im Test. So tauchen dann die Boxen Monacor Sound 4BT/WS – ein aktives 2-Wege-Stereo-Lautsprecherboxen-System, das ich heute hier im Test habe – im Handel zuweilen fälschlicherweise auch unter IMG Stageline 4BT/WS auf. Der Hersteller selber schreibt zu seinem Produkt: „Dieses Stereo-Lautsprecherset eignet sich optimal für die Beschallungen in kleineren Räumen (z. B. für Hi-Fi- oder Computer-Anwendungen oder im Homerecording-Studio).“ Dann hören wir uns mal an, ob das wirklich so optimal ist.
Die Technik der Monacor Sound 4BT/WS
Vorab die üblichen Facts und Zahlen: Der Monacor Sound 4BT/WS ist ein aktives 2-Wege Lautsprecher-System mit Bluetooth-Empfänger (V4.0 mit APTX-Standard) und einer Verstärkerleistung (2-Kanal, Class-D) von 2x 30 Watt (Sinus) bzw. 2x 50 Watt (maximal). Den Frequenzbereich gibt der Hersteller mit 45 – 20.000 Hz an, den maximalen Schalldruck mit 98 dB pro Box. Der optische Eingang schließlich unterstützt bis zu 192 kHz/24 Bit. Der Tieftöner ist 4‘‘ groß, der Kalottenhochtöner hat 1‘‘.
Die Monacor Sound 4BT/WS ausgepackt
Na, dann schauen wir doch mal, was wir so alles in der nüchternen Verpackung finden. Lediglich zwei nachträglich aufgebrachte Aufkleber an den Seiten verraten etwas über den Inhalt; den Karton hätte ich vor gut 35 Jahren auch problemlos für das jährliche Weihnachtspaket an Tante Betty im Erzgebirge nehmen können, ohne dass die DDR-Zöllner daran Anstoß genommen hätten. Darin finde ich – neben den beiden Boxen – ein Euro-Netzkabel (Netzteil ist in der einen Box verbaut), sowie eine etwa Feuerzeug große Fernbedienung aus dünnem Kunststoff, die es inklusive Batterie auf ein Gesamtgewicht von 16 g bringt. Was – wie ich finde – fast schon alles über die Wertigkeit dieses Zubehörs aussagt. Sonst noch was? Na sicher doch: ein mehrsprachiges gedrucktes Handbuch und das Kabel, um die beiden Speaker miteinander zu verbinden. Das mit gerade einmal 1,5 m Länge dann doch etwas kurz ausfällt (tatsächlich zu kurz, um die Boxen auf/neben meinem Zaor Miza 88 XL-Pult auf den sonst genutzten Speakern oder links und rechts von einem größeren TV-Gerät zu platzieren) und zudem etwas starr ist. Letzteres ist ja eigentlich – in Hinblick auf die Stabilität und Haltbarkeit – völlig ok, nur wurde das in der Verpackung so oft gefaltet, dass es nun reichlich Knicke aufweist. Was zum einen nicht schön aussieht und es zum anderen noch etwas kürzer macht. Das nächste Mal also bitte eine längere Zuleitung und diese irgendwie rollen und nicht kleinfalten.
Die Monacor Sound 4BT/WS angeschaut: Die 70er lassen grüßen
Mit ihren abgerundeten Kanten und der weißen Hochglanzlackierung der MDF-Holzgehäuse lassen die Monacor Sound 4BT/WS bei mir ein dezentes 70er-Jahre-Feeling und ganz entfernte Erinnerungen an die L710-Boxen von Braun aufkommen, auch wenn deren Front mit der Komplett-Bespannung natürlich anders aussah. Das schlicht-edle Design ist schon gelungen und absolut Wohnzimmer tauglich. „Och, die sehen ja schön aus,“ stellt dann auch die beste Ehefrau von allen fest, als ich die testweise neben dem Fernseher platziert habe (die Boxen, nicht die Ehefrau). Die beiden 14x21x17 cm großen und (zusammen) 5,2 kg schweren Boxen verzichten auf überflüssigen Schnickschnack wie Logos, unnötige Beleuchtungselemente oder anderweitige Verzierungen; außerdem hat die Farbe Weiß den unschätzbaren Vorteil, dass man – anders als bei Schwarz – darauf dann nicht jeden Fettfinger bewundern muss. Dass der Tieftöner (der mit einer Größe von 10 cm / 4‘‘ nicht gerade üppig ist) und der Kalottenhochtöner (2,5 cm / 1‘‘) ganz ohne schützendes Gitter oder anderweitige Abdeckung in der Frontplatte untergebracht sind, sehe ich persönlich ja immer mit etwas Sorge – und das nicht nur, weil der Entdeckerdrang meines 5-jährigen Enkels („Was passiert, wenn ich da drauf drücke?“) momentan keine Grenzen kennt. Aber gut, wenn man die Lautsprecher so unterbringen kann, dass man nicht zufällig mal die Membran eindrückt, ist das ja ok und durchaus üblich. Neben Hoch- und Tieftöner sind frontseitig auch – recht unauffällig – in der aktiven Box noch zwei LEDs untergebracht, die über eine etwaige Bluetooth-Verbindung oder eine Stummschaltung informieren.
Auf der Rückseite befinden sich die Eingänge zum Anschluss der verschiedenen Tonquellen; dazu gehören ein optischer Digitaleingang (Toslink-Buchse) sowie zwei Aux-Eingänge – einmal als 3,5 mm Klinkenbuchse und einmal als 2x Cinch ausgelegt. Über einen Mono-Line-Ausgang (Cinch) kann eine aktive Subwooferbox oder ein anderes Gerät mit Line-Eingang angeschlossen werden. Die Lautsprecheranschlüsse zur Verkabelung der beiden Boxen miteinander liegen in Form von Schraubklemmen mit 4-mm-Bananenbuchsen vor (das Kabel selber ist aber an den Enden blank, also ohne Bananenstecker). Und natürlich gibt es dort dann auch noch den Anschluss für das Netzkabel und einen Netzschalter.
Auf Bedienelemente an den Boxen selber hat der Hersteller verzichtet. Das Umschalten der Eingänge, die Änderung der Lautstärke oder die Bedienung der Bluetooth-Quelle erfolgt also ausschließlich mit der kleinen Plastik-Fernbedienung, was ich angesichts der mäßigen Qualität selbiger doch etwas bedenklich finde. Ist die nämlich hinüber oder verlegt, ist man „gekniffen“; eine Möglichkeit, diese nachzukaufen, konnte ich nicht finden. Unter den Boxen schließlich sind Gummifüßchen zum rutschfesten Stand und zur akustischen Isolation angebracht.
Intermezzo: Die Konkurrenz
Die Auswahl an Monitoren ist natürlich immens. Hier daher nur einige, die als Alternative zum Monacor Sound 4BT/WS in Betracht kommen könnten. Erst kürzlich hatten mein Kollege Armin Bauer hier die Mackie CR8-XBT im Test – ebenfalls Multimedia-Lautsprecher mit Bluetooth, allerdings aus einer anderen Gewichtsklasse: 16 kg schwer, 160 Watt Leistung, mit 8‘‘ Tieftöner und 0,75‘‘ Hochtöner, 25 x 37 x 34 cm groß und mit einem Preis von 349,- Euro auch 150,- Euro teurer. Starker Bass, etwas schwach in den Mitten, urteilte Kollege Bauer, Testurteil „Gut“. Ich selber hatte vor fünf Jahren die iLoud Micro von IK Multimedia getestet – echte Kraftzwerge mit 3‘‘-Tief- und ¾‘‘ Hochtöner, ebenfalls mit Bluetooth, die es inzwischen für 240,- Euro gibt. Hervorgehoben hatte ich da den sehr guten Klang und ausgewogene Klangbild, was zum Testurteil „Sehr gut“ führte. Speziell für den Multimediabereich gibt es zum Beispiel die Behringer Studio 50 USB, zwar ohne Bluetooth, aber mit USB-Schnittstelle zum direkten Anschluss an den PC für 105 Euro oder die M-Audio BX4 für 119 Euro, allerdings ebenfalls ohne Bluetooth. Und wer in der Preisklasse um die 200,- Euro dann doch eher was zum Abhören und weniger für den Multimedia-Einsatz sucht, kann mal zum Beispiel einen Blick auf die Hercules Monitor 5 werfen (hier unser Test), aktive Studio-Monitore mit 2x 80 Watt RMS / 2x 160 Watt Peak, die es mittlerweile auch schon für 229,- Euro gibt.
Aufbau und Bedienung der Monacor Sound-4BT
Die Verkabelung der beiden Boxen miteinander ist auf Seiten der passiven Box etwas arg „friemelig“, da die beiden Schraubklemmen in einer unnötig kleinen Öffnung eingelassen sind; selbst ich mit meinen doch recht schmalen (Keyboarder-) Fingern habe da Schwierigkeiten, die Schraube einigermaßen bequem zu drehen und die Kabellitze sicher zu befestigen. Anschließend die Boxen auf der Rückseite eingeschaltet und auf der „Fernbedienung“ den Powerbutton betätigt – wobei man a) das Gefühl hat, dass das Stück Plastik in der nächsten Sekunde durchbricht du b) sich nicht weiter als anderthalb Meter von den Boxen entfernen sollte, da diese ansonsten nicht mehr reagieren. Wenn die LED-Anzeige dann leuchtet, signalisiert ein blaues Blinken, dass die Sound 4BT/WS auf eine Bluetooth-Verbindung wartet. Die Kontaktaufnahme funktioniert problemlos: Die Sound 4BT/WS melden sich als „BT Speaker“ (ein Name, bei dem man nach ein paar Tagen dann aber leider vergessen hat, zu welchem Gerät der denn nun gehört), bestätigen, fertig.
Auf der Fernbedienung kann ich zwischen den drei Eingängen (Aux 1, Aux 2, Bluetooth) umschalten – die lassen sich also auch alle drei gleichzeitig beschalten. Außerdem gibt es da noch einen Button für Play/Pause, zwei für Track vor/zurück und einen zum Muten, dazu Volume, Bluetooth und Power. Irgendwelche Möglichkeiten, den Klang zu verändern – etwa durch einen EQ – werden nicht angeboten, weder auf der Fernbedienung noch an der aktiven Box selber.
So klingen die Monacor Sound 4BT/WS
Dann schauen wir mal (oder besser: hören), wie die Sound 4BT/WS klingen. Und ja, das ist dann natürlich eine ganz subjektive Bewertung – jeder von uns hat andere Vorlieben beim Hören, andere Hörgewohnheiten und auch „bessere oder schlechtere“ Ohren. Erster Versuch: Wie klingen die Boxen, wenn ich die mit meinem Smartphone koppele? Also Bluetooth gestartet und als ersten Song mal „I’m not in Love“ von 10cc gestartet. Der ja bekanntlich mit der prägnanten Herzschlag-Bassdrum beginnt, die hier für sich allein auch recht knackig und druckvoll klingt. Das danach einsetzende E-Piano hört sich aber irgendwie flach und verhangen an, auch der Gesang will sich da nicht so recht absetzen. Der Klang dieses Songs weckt in mir das Bedürfnis, am EQ mehr Höhen nachzuregeln – oder die Wolldecke von den Boxen oder die Watte aus den Ohren zu nehmen. All das ist aber nicht vorhanden. Immerhin stimmt die Räumlichkeit.
Gut, vielleicht liegt’s ja am Song oder am Mix, ist ja nicht mehr der frischeste. Nächster Versuch über Bluetooth/Smartphone: „Flash“ von Joan as a Police Woman. Hier haben die Mitten etwas mehr Pep, der gezupfte E-Bass klingt dafür wieder leicht dumpf, etwas zu laut und verzerrt stellenweise, wenn zu viel auf einmal passiert; die Höhen sind mir zu matt und unklar. Dann vielleicht mal ein paar Songs aus der „Audiophile Music Collection“, Tracks, die zumindest mixtechnisch über jeden Zweifel erhaben sind? Aber ob „Black Magic Woman“ in der Fassung von Patricia Barber oder „Cry Me a River“ von Tania Maria – sobald der Sound, das Arrangement etwas dichter werden, beginnt der Klang, zu „verkleben“.
Liegt das an der Bluetooth-Verbindung? Nein, auch über die Miniklinke klingt mir die Mucke aus dem Smartphone den entscheidenden Tacken zu unentschlossen, zu wenig differenziert, zu unklar. Vangelis Blade Runner fehlt es an der notwendigen Tiefe und Dynamik, da schweben keine Raumschiffe vor dem geistigen Auge von links nach rechts, die Chariots of Fire bohren sich ein klein wenig zu spitz wie Pfeile in die Gehörgänge. Was auch über Cinch nicht besser wird. Ein paar aktuelle HipHop-Tracks abgespielt: Viel wummernder Bass mit Druck, aber wenig Brillanz nach oben und in der Breite, wenig Klarheit. Der letzte Versuch: die Monacor Sound 4BT/WS per Toslink mit der PS4 Pro verbunden, ein paar Trailer angeschaut und einige Games angespielt. Zumindest bei den Actiongames/Shootern ist das mit der basslastigen Soundkulisse nicht so störend, zum Zocken ist das ganz ok. Bei den Filmtrailern aber, mit viel Musik und Sprache, wird es wieder etwas schwammig und leicht dumpf.
Mit der Räumlichkeit haben die Monacor 4BT/WS wie gesagt kein Problem. Jean Michel Jarres Oxygène lässt die Klänge durch den Raum schwirren und wabern, dass es eine Freude ist. Und solange auch nicht allzu viel los ist im Track, ist auch der Sound einigermaßen ok. Kommt der Track aber dann in Fahrt und passiert viel auf einmal, kommen die Monacor Sound 4BT/WS an ihre Grenzen.
Zufällig habe ich hier noch ein paar alte Samson Media One stehen, die ich hin und wieder zur Multimedia-Abhöre und beim Schnitt für Wortbeiträge einsetze. Die sind für den Zweck ganz ok, nur etwas schwach im Keller, dafür oben etwas überrepräsentiert. Und siehe da: Wenn ich die zusammen mit den Monacor Sound 4BT/WS einsetze, ergänzen sich die beiden zu einem durchaus ausgewogenerem Klangbild. Wer also seinen höhenlastigen Speakern Bässe spendieren will, kann das ja mal versuchen.
Wirklich sehr unterhalten (musste ein paar Mal schmunzeln) und informativ geschrieben. Danke.
Eine Sache verstehe ich nicht: Was meinst du mit Ergänzung für andere Systeme? Soll ich dann beide Boxenpaare gleichzeitig betreiben?
@JohnDrum Ich denke das meint er. Und so absurd wie es klingt ist es wohl auch ;)
@JohnDrum Ja, tatsächlich meinte ich das :-) Und schon klar, dass das keine echte Alternative ist. Aber ich wollte diese eher zufällige Erkenntnis dann doch nicht unerwähnt lassen, war aber tatsächlich eher „augenzwinkernd“ gemeint *g