Ein Hauch von Boutique mit der Mooer GC 112
Der chinesische Hersteller preisgünstiger Gitarreneffekte und Verstärker Mooer hat sich die letzten Jahre wie ein Krake auf dem Effektpedalmarkt ausgebreitet. Die Palette von einzelnen Effektpedalen (und Multi-Effekten wie das GR 200 bzw. das gerade getestete GE 300) ist schier unendlich und auch im Verstärkersektor sind mittlerweile viele Produkte erhältlich. Sogar spezielle Nischen werden besetzt, da die Produktpalette z. B. auch mit einer 20 Watt Mono-Röhrenendstufe angereichert wurde. Da darf natürlich auch eine Lautsprecherbox nicht fehlen. Mit der Mooer GC 112 Gitarren-Lautsprecherbox schließt der Hersteller nun diese Marktlücke. Diese sieht recht „boutiquemäßig“ aus und ist mit dem 1x 12″ Celestion V30 Lautsprecher sicherlich gut bestückt. Man darf durchaus behaupten, dass die Vorurteile gegenüber chinesischer Massenware sich im Falle Mooer nicht bestätigen, deren Produkte sich hoher Beliebtheit erfreuen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Produkte aus dem Hause Mooer ist primär sicherlich für viele Kunden überzeugend, aber auch die Verarbeitung und Qualität ist grundsätzlich keinesfalls von schlechten Eltern.
Mooer GC 112 Gitarren-Lautsprecherbox – Facts & Features
Die Mooer GC 112 ist, das zeigen die Abmessungen (B x T x H): 600 x 483 x 270 mm, sicherlich kein Spielzeug und auch das Gewicht von frechen 17,3 kg lässt eine solide Verarbeitung erahnen. Das Gehäuse wurde aus 15 mm starken Multiplex gefertigt. Wir haben es also mit einem ernstzunehmenden Angriff auf den qualitativ gehobenen „Boutique“-Lautsprecherboxenmarkt zu tun, da auch die Optik interessant ausfällt. Hierbei kann man Folgendes erwähnen: Die Mooer GC 112 Gitarren-Lautsprecherbox wurde mit einem mittelgrauen Tolex bezogen, wobei die Oberseite einen weißen Bezug erhielt. Der Übergang bzw. „die Naht“ beider Bezüge wird durch einen hellgrauen 2 mm starken Faden aus Kunststoff (Keder) clever verdeckt. Hierfür wurde eine kleine Nut gefräst, worin der Kederfaden eingeklebt wurde. Der Tolexbezug wurde sauber aufgebracht und handwerklich gut gefertigt. Der weiße Firmenschriftzug an der Front wurde auf eine schwarze Kunststoffleiste gesetzt. Die grau melierte Frontbespannung wurde leicht versenkt eingelassen und schließt plan mit dem Niveau des Tolex ab. Auch hier wurde handwerklich sauber gearbeitet.
Die Rückwand wurde mit weißem Tolex bezogen, die Anschlussplatte für die 6,3 mm Klinkenbuchse wurde versenkt montiert. Dies alles erzeugt einen interessanten Look und gibt schon unter rein optischen Gesichtspunkten bedeutend mehr her, als wenn man der Box lediglich einen schlichten schwarzen Bezug verpasst hätte. Viele Konkurrentinnen der Mooer GC 112 Gitarren-Lautsprecherbox können optisch in diesem Punkt nicht mithalten. Mich hat die Optik der Mooer GC 112 spontan teilweise an die Erscheinung einem Marshall Astorias erinnert. Der stabile Griff an der Oberseite fällt groß aus und ermöglicht einen angenehmen Transport. Am Boden wurden vier stabile Füße aus Kunststoff montiert, die das Tolex schützen und für einen stabilen Stand sorgen.
Die Mooer GC 112 hat eine geschlossene Konstruktion, d. h. die Rückwand ist komplett geschlossen, so wie man das auch von einer 4x 12″ Marshall Box kennt. Wir dürfen also mit einer satten Basswiedergabe rechnen, dazu später mehr. Die Box wurde mit einem 1x 12″ Celestion V30 Lautsprecher bestückt, der eine Impedanz von 8 Ohm besitzt. Die Belastbarkeit des Lautsprechers beträgt maximal 60 Watt, was für viele Einsatzgebiete vollkommen ausreichen dürfte.
Mooer GC 112 – Sound
Die klangliche Bewertung einer fabrikneuen Lautsprecherbox gestaltet sich zwar recht einfach, der Klang eines Lautsprechers verändert sich aber gerade in der Anfangsphase, insbesondere in den ersten 100 Spielstunden erheblich. Ich habe selbst einige Lautsprecherboxen gebaut und mit neuen Lautsprechern bestückt und durfte feststellen, dass ein Lautsprecher erst eingespielt werden muss, um ihn „ehrlich“ und realistisch zu beurteilen.
Natürlich ist die Qualität des Celestion Vintage 30 Lautsprechers hinreichend bekannt, er gehört nicht umsonst zu den in der Pop- und Rockmusik zu den begehrtesten und am häufigsten eingesetzten Lautsprechern.
Wir hören die Mooer GC 112 Gitarren-Lautsprecherbox zunächst mit dem cleanen Sound meines Peavey Classic 20 Microheads:
Nun ein Crunchsound:
Meine Befürchtung, die Mooer GC 112 Gitarren-Lautsprecherbox würde aufgrund der geschlossenen Rückwand unverhältnismäßig viel Bass produzieren, bestätigt sich in keiner Weise. Im Gegenteil, sie klingt außerordentlich ausgewogen und produziert keinerlei Wummern bzw. keine Überbetonung des Bassbereichs. Die Basswiedergabe klingt voluminös, aber dennoch straff. Das relativ große und robuste Gehäuse wurde hervorragend auf den Lautsprecher abgestimmt. Alle Regler der dreibandigen Klangregelung meines Peavey Classic 20 MH standen auf 12 h. So hätte man noch größtmöglichen Einfluss auf das Feinjustieren der gewünschten Frequenzen, sofern gewünscht. Die Mitten und Höhen werden sauber und druckvoll transportiert. Auffällig angenehm ist auch der gute Wirkungsgrad des Lautsprechers bzw. der Box selbst, d. h. sie setzt die Ausgangsleistung des Verstärkers sehr effektiv in Lautstärke um.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
PRS Custom 24 – Peavey Classic 20 MH – Mooer GC 112 – Shure SM57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Delay hinzugefügt).
Hi Johannes,
scheint eine schöne Box zu sein. Bei der Farbgestaltung eher Richtung wohnzimmertauglich. Ob das im Tourbetrieb all zu lange gut aussieht?
So viel kostenintensiver ist Boutique aber auch nicht. Wenn du z.B. mal bei Tube Town schaust, da gibt es zig Variationen an Tolex, Front, closed, open back oder beides, freie Speakerbestückung.
Mit einer vergleichbaren Box käme das ca. 80,- teurer.
Grüße
Armin
@Armin Bauer Hallo Armin,
für Leute, die gerne und gut basteln und die entsprechenden Werkzeuge besitzten (gute Kreissäge, Fräse, große Schraubzwingen, Schleifmaschine, etc.) mag das zutreffen. Ich habe bereits einige Boxen gebaut und „getolext“ und kann sagen, dass das richtig zeitintensiv und nicht ganz so leicht ist, wenn das Ergebnis perfekt sein soll. Deine Kalkulation musst Du höher ansetzten, denn Du brauchst insgesamt, Holz, Lautsprecher, Tolex, Tolexkleber, Griff, 8 Ecken, 4 Füße, Buchsenplatte, Buchse, Frontbespannung, Piping, Holzdübel, Schrauben, den entsprechenden Fräskopf (teuer) für die Kanten, Schleifpapier, Versandkosten, etc..
Gruß,
Johannes
@Johannes Krayer Hi Johannes,
das war kein Bausatz-Preis, sondern eine fertige Box, verdrahtet, inkl. V30.
Habe mir da schon 2 Kisten bauen lassen. Super Arbeit und es war auch kein Ding völlig außer der Reihe eine 1×12″ und eine 2×10″ im gleichen Format zu kriegen.
Ist schon ein paar Jahre her und ich kann da nicht die Hand ins Feuer legen, dass TT immer noch so gut sind. Aber die Preise für Made In Germany bei den Variationsmöglichkeiten sind schon erstaunlich. Schau´s dir ruhig mal an.
Ich kann gut mit Holz, Werkzeug hätte ich auch. Aber das Tolex aufziehen und Frontbespannung sauber hin kriegen, nein, das würde sich nicht lohnen und wäre sicher nicht perfekt.
Ich finde 298,- für eine quasi Noname/Billig-Marke 1×12″ Box zu teuer.
Die vergleichbare Orange 1×12″ kostet nur 37 Euronen mehr und hat auch einen 2ten Speakeranschluss.
Eine Harley Benton (offen) ist sogar schon für 129,- zu haben.
Und in allen ist ein Vitange 30 verbaut.