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Test: Teisco Delay, Teisco Fuzz, Gitarrenpedale

Fuzz & Delay - die Teisco Wiedergeburt

15. September 2020

Teisco sind bereits 1948 in Erscheinung getreten und machten sich in den 60er-Jahren mit einer Reihe von eigenwilligen Gitarrendesigns durchaus einen Namen. 1969 kam dann das vorläufige Ende – seither sind die Schönheiten bei Sammlern sehr gefragt. Jetzt ist Teisco zurück, wiederbelebt durch die Firma Bandlab Technologies. Die japanische Nischen- und Traditionsfirma bezeichnet sich nun als mutiges Musiker-Kollektiv, das auf mehreren Ebenen neue tonale Wege einschlägt. Die japanischen Stompboxen haben vor allem durch ihr elegantes Design, ihre gute Verarbeitung und den starken Klang von sich Reden gemacht. Ästhetisch zeitgemäß präsentiert sich die Firma auf allen sozialen Netzwerken – we are Teisco – und diese Art der Positionierung macht neugierig. Wir wollen euch diese Firma also vorstellen und schauen, inwieweit Teisco es gelingen kann, uns zu berühren.

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Anstatt uns nur auf ein Pedal zu stürzen und die Wahrnehmung dieser Firma darauf zu reduzieren, gingen wir zumindest so weit und bringen im vorliegenden Artikel zwei Pedale der Firma unter: Das Teisco Analog-Delay und das Teisco Fuzz-Pedal sind die beiden Endpunkte eines recht breiten Spektrums, das mitunter auch Booster und Overdrive abdeckt. Wir fackeln also nicht lange – willkommen, Teisco. Mal schauen, was die beiden Schönheiten so drauf haben.

Teisco Delay Pedal – Facts, Features & Panel

Die Bezeichnung „Schönheit“ kommt nicht von ungefähr – selten so schön verarbeitete Pedale in der Hand gehabt. Das hochwertige Zinkgehäuse mit Einbauschrauben und vier flexiblen Gummifüßen ist auf der Frontseite glatt-glänzend und auf der Stirnseite mit dem matten Logo versehen. Sieht einfach toll aus und fühlt sich gut in der Hand an. Die Potis sind glatt und nicht gerastet, ein kleines LED-Licht an der Stirnseite zeigt euch die Aktivität an.

Das Teisco Delay ist ein Analog-Delay der feinsten Sorte. Hätten wir das Gerät rechtzeitig erhalten, hätten wir es in unserem Audiovergleich aktueller Analog-Delays gerne berücksichtigt. Es überschreitet die für Analog-Delays typische Maximalzeit von 600 Millisekunden nicht und erfindet das Rad zweifelsohne nicht neu, sondern bedient die typischen Analog-Delay-Parameter und besitzt eine eigene Modulations-Sektion:

  • Level: Die Lautstärke des Outputs lässt sich hierüber einstellen
  • Feedback: Hier könnt ihr einstellen, wie stark das Signal in sich zurückgeführt wird
  • Time: Die Delay-Zeit stellt ihr hierüber ein
  • Depth: Die Stärke der Modulation wird hierüber eingestellt
  • Rate: Wie schnell oder langsam der LFO der Modulation agiert, könnt ihr hierüber einstellen

Zudem besitzt das Teisco Analog-Delay einen horizontalen Fast/Slow-Kippschalter, bei dem die grundsätzliche Frequenz der Modulation eingependelt werden kann. Wie stark oder zurückhaltend der Charakter der Modulation ist, werden wir im Praxisteil genau nachvollziehen. Auffällig natürlich: wie viele Analog-Delays besitzt auch das Teisco Delay keine Tap-Funktion. Eine Expression-Funktion gibt es auch nicht, dafür aber einen Direct-Out, mit dem ihr in einem Stereo-Rig oder einem Audiointerface eine saubere Aufteilung zwischen Wet- und Dry-Signal leisten. Insgesamt also ein sehr überschaubares Setup für einen Preis von 200,- Euro. Ob das lohnt, wird der Praxisteil entscheiden.

Teisco Fuzz-Pedal – Facts, Features & Panel

Für das Teisco Fuzz-Pedal gilt nahezu das Gleiche in Sachen Design und Aufmachung – geschmackvoll, handlich, ordentlich in Sachen Gewicht und Eleganz. Das Teisco Fuzz besitzt auch das Zink-Gehäuse und arbeitet mit dem nötigsten – kein Expression-Pedal-Anschluss, keine Modulation, sondern drei Regler und ein Kippschalter.

Genau wie beim Teisco Delay befinden sich auch beim Fuzz die Anschlüsse links und rechts anstatt auf der Stirnseite. Und genau wie beim Teisco Delay sind auch die Potis nicht eingerastet und glatt geschliffen. Das Teisco Fuzz ist ein Silizium-Fuzz der alten Machart – die 70s Fuzz-Stompboxen waren hier klar Vorbild, während das Gehäuse nicht zeitgemäßer sein könnte. Was sagen die Regler?

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  • Tone: Traditionell euer Parameter für die Einstellung der Klangfarbe
  • Gain: Euer Regler, wenn es darum geht, das Ausmaß an Gain und Verzerrung einzustellen
  • Level: Output Level – wie laut darf es sein – das Teisco Fuzz kann richtig bissig und laut

Der einzige „Zusatzfaktor“ des Teisco Fuzz ist der kleine Kippschalter unter dem Gain-Regler: Eine Oktave, die dem Fuzz-Signal beigemischt wird. Schade, dass es sie nicht per zweitem Fußschalter dazugeschaltet werden kann. So Kippschalter erfreuen immer zunächst, ehe man in der Praxis dann feststellt, dass man sich nicht jedes Mal runterbeugen möchte, um in diesem Falle den Octaver zu aktivieren.

Teisco Delay & Teisco Fuzz – in der Praxis

Also – zusammenfassend lässt sich sagen: magerer Lieferumfang, wenige Features, fantastisches Design – und der Klang? Auf den kommt es jetzt an. Wir testen die beiden Pedale separat voneinander und bringen sie auch zusammen zum Einsatz, schauen, was wir mit einer kleinen Teisco Signalkette so alles entfesseln können. Wir speisen beide Pedale in ein Kemper Rack und suchen uns ein Riviera Profil, ehe wir das Ganze dann über die Focusrite in die DAW speisen.

Zunächst haben wir uns den Teisco Delay in aller Ruhe zu Gemüte geführt – dem leichten Grundrauschen zum Trotz besticht das Analog-Delay durch bemerkenswert warme Wiederholungen. Keine Überraschungen in der Hinsicht, aber der Teisco Delay besitzt definitiv einen sehr eigenen Charakter – Modulation erst mal außen vor.

Die Modulation ist im Charakter prinzipiell nichts Außergewöhnliches, funktioniert in den niedrigen Einstellungen wunderbar, reißt aber sehr stark aus, sobald man in der Intensität ein paar Schippen drauflegt. Achtung hierbei: Am besten Finger weg vom Feedback-Regler, wenn die Intensität der Modulation hochgedreht ist. Diese Interaktion fliegt nämlich einem sofort um die Ohren. Auf niedriger Frquenz  ist der Pitchbending-Effekt jedoch eine wahre Freude und angenehm musikalisch – durchaus also brauchbar für die Praxis, wie das dritte Beispiel demonstriert. Im letzten Beispiel verwandeln wir das Teisco Delay in ein trocken moduliertes Chorus-Pedal – schön, dass das auch funktioniert.

Kommen wir zu einem der „Schwachpunkte“, sofern man hiervon so reden kann – die Oszillation. Schwach ist hier per se nichts, doch meine Güte – Vorsicht mit dem Feedback-Regler! Gleichmäßiger Regelweg ist das nicht – weiter als eine 11-Uhr-Position kriegt man nicht hin, wenn die Maximalzeit des Delays nicht gerade eingestellt ist.

Das Teisco Fuzz ist – wie bereits angekündigt – ein bissiger, angriffslustiger Silizium-Fuzz, der keine Gefangenen macht. Den bisweilen hyperaggressiven Silizium-Sound muss man mögen, aber wer das tut, wird mit einem ordentlichen Sägezahn belohnt. Im ersten Klangbeispiel beginnen wir mit der denkbar niedrigsten Gain-Einstellung, die das Fuzz erlaubt und lassen die Oktave ausgeschaltet. Moderates Gain klingt, wie das zweite Beispiel zeigt – schon durchaus bissig. Was hier nicht demonstriert wird: Zuviel Gain und zu hoher Tone verwandeln den Teisco Fuzz in eine unerträglich kreischende Maschine – selbst als Liebhaber des wohlgepflegten Noise ist mir das zuviel des Guten. Der Sägezahn-Synthie-Charakter, den das Teisco Fuzz annehmen kann, wird vor allem im letzten Beispiel deutlich.

Es bietet sich an, beide Pedale miteinander zu kombinieren – ganz im Sinne von Teisco – und natürlich geht da einiges. Der warme Charakter des Teisco-Delays steht vor allem niedrigen Gain-Einstellungen des Silizium-Fuzz gut zu Gesicht, während die Modulation, sofern aufgedreht, bei höheren Gain-Einstellungen großen Spaß macht und in Sachen Oszillation braucht man sich auch nichts vorzumachen – die Teiscos fliegen einem recht schnell um die Ohren, wenn man den Silizium-Schrei ins Feedback reinfüttert. Die extreme Detune-Note, die wir im dritten Beispiel demonstrieren, ist sicher nicht für jedermann. Schade, dass Teisco kein CV mit drauf gepackt haben. Speziell mit einem Expression-Pedal würde diese Kombi eine Menge Spaß haben. So ist man gezwungen, die Pedale am Boden zu bedienen. Das grundlegende Problem – das Rauschen des Teisco Analog-Delays – ist nichts, was einen stören sollte, wenn man dem generellen Vintage-Touch des Sounds etwas abgewinnen kann. Die leichte Bitcrusher-Note, die sich in den Wiederholungen im letzten Beispiel zeigt, war nicht gewollt – funktioniert aber meines Erachtens nach gut.

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Fazit

Willkommen zurück, Teisco. Nach Dekaden der Funkstille ist die neu übernommene Firma auf dem besten Weg, ein ordentliches Portfolio aufzubauen, das dafür sorgen wird, dass die Pedale bald häufiger gefeaturet werden. Fakt ist: In Sachen Design sind die Pedale richtige Schmuckstücke, aber auch in Sachen Sound machen sie eine Menge richtig – das Teisco Delay ist für seinen Preis etwas arm an Features, aber klanglich formidabel und der Teisco Fuzz ist eine bissige Silizium-Kiste mit gutem Tracking und angemessener Transparenz – für einen guten Preis. Man darf gespannt sein, was sich die Firma als nächstes ausdenken wird.

Preis

  • Teisco Fuzz: 139,- Euro
  • Teisco Delay: 199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Ich kannte Teisco eher als Synthesizer-Hersteller wie den SX-400 oder Synthesizer 60F, über die es ja auch amazona.de-Artikel gibt…

    • Profilbild
      Cristian Elena RED

      @Son of MooG Ich hatte mal einen Gitarrenverstärker von Teisco aus den frühen 80ern – ein kleines Arbeitstier mit neutralem Transistorenklang. :-)

      Es gab in den 80ern/90ern im Guitar-Player-Magazin auch eine Kolumne mit dem Schwerpunkt „Pfandhausgitarren, Hertiecasters und obskure Marken“, deren Autor sich Teisco Del Rey nannte, in Anlehnung an einem Model von – eben – Teisco aus den 60ern.

      Dimi > gute Idee, Soundbeispiele von den miteinander verbundenen Pedalen zu machen.

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