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Test: Tiptop Audio BD909, SD909, CP909, RS909, Hats909, CYMBL909, TR-909 Eurorack

Die 909 fürs Rack

5. Oktober 2018

tiptop audio 909

Irgendetwas scheinen dreistellige Nummern an sich zu haben. Mit ihrer eselsbrückenartigen Prägnanz bleiben sie einfach hängen – und welche Nummern sind da ikonischer als die legendären Analog-Synthesizer aus dem Hause Roland? Naja ok, die 110, 112 und 911 lassen wir mal außen vor. In der Musikwelt legendär, unanfechtbare Meister ihrer Klassen verfügen sie über eingeschworene Fangemeinden und sind als Symbol unlängst im Mainstream angekommen. Die Rede ist natürlich von 303, 808 und 909. Stilbildend sind sie aus der Geschichte der elektronischen Popmusik nicht mehr wegzudenken. Die Sounds der Roland TR-909 sind besonders eng mit einem Genre verwoben – Techno. Durch die Pionierarbeit der Detroit-Legenden von Underground Resistance zieht sie sich wie ein roter Faden. Legendär sind die virtuosen Auftritte von Jeff Mills, bei denen er die Massen gerne mal für 15 Minuten mit einer einzigen 909 im Bann hält. 

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Die Magie dieser Synthesizer ist auch heute ungebrochen, was zu zahlreichen Nachbauten und Klonversuchen geführt hat. Tiptop Audio haben es sich also zur Aufgabe gemacht, den ikonischen Klang ins Modularsystem zu bringen. Ebenso wie bei ihrer 808-Reihe machten sich die Kalifornier daran, den klassischen Sound einzufangen und auszubauen. Somit entstanden in der Reihe Tiptop Audio 909 die Module „BD909“, „SD909“, „CP909“, „RS909“, „HATS909“, „TOMS909“ und „CYMBL909“. In chronologischer Reihenfolge werde ich die Features der Einzelmodule besprechen, mich mit dem Klang und anschließend dem Gesamtkonzept der Reihe auseinandersetzen. Eine Ausnahme mache ich für die Bewertung des Äußeren, weil die Module sich hinsichtlich der Optik nicht qualitativ unterscheiden. Außerdem steht mir das TOMS909-Modul für diesen Testbericht nicht zur Verfügung. Wenn ich im Folgenden also von „allen“ Modulen spreche, muss sich der geneigte Leser ein „alle (-TOMS909)“ vorstellen.

TipTop Audio hatte ja bereits die Roland TR-808 ins Eurorack gebannt. Diesen Test könnt ihr HIER LESEN.

Optik der Tiptop Audio 909 Eurorack Module

Das Erscheinungsbild der Module möchte ich als eher schlicht bezeichnen. Es geht hier ums Wesentliche und viel Platz für gestalterische Bonbons bleibt bei den meisten Modulen sowieso nicht. Mit schwarzem Aufdruck auf einfachen Aluminiumplatten kommen die Module ohne gestalterische Feinheiten daher. So puristisch wie die Farbgebung ist auch das Layout der Module. Die Entscheidung seitens Tip Top, auf kleine Potentiometer, wie sie zum Beispiel bei der Volca-Serie verwendet werden, zurückzugreifen, dürfte dem Formfaktor geschuldet sein. Allesamt bringen die Einzelmodule ihre Funktionen auf dem kleinstmöglichen Platz unter, was diejenigen mit chronischem Platzmangel im Rack besonders erfreuen dürfte. Die mit der Frontplatte verschraubten Patch-Buchsen wirken extrem stabil und fügen sich gut in die reduzierte Ästhetik der Reihe ein. Um die Potentiometer herum liegt je ein Kranz aus Balken, an dem die Einstellungswerte grob abgelesen werden können. An einigen Modulen sind bestimmte dieser Kränze mit einem zusätzlichen Punkt ausgestattet. Dieser kennzeichnet den jeweiligen Einstellungswert, mit dem man dem Sound des Originals am nächsten kommt – gerade für den Einstieg dürfte das praktisch sein. Eingesteckte Kabel sitzen bombenfest, die Potentiometer haben einen angenehmen Widerstand und die Beschriftungen sind sauber und gut erkennbar – von außen betrachtet macht das alles in allem einen sehr guten Eindruck. Im Lieferumfang enthalten sind auch passende Schrauben, um die Module direkt im Rack zu montieren, allerdings gibt es keine Zwischenlegeplättchen. Wer allergisch auf „Rack-Rash“ reagiert, hat die aber sicher auch schon daheim.

Tiptop Audio BD909

Das Bassdrum-Modul der 909-Reihe behaust auf 8 TE insgesamt 9 Drehpotentiometer und 5 Patch-Buchsen, von denen 4 als Input und eine als Audio-Output fungieren. Getreu der Originalschaltung der 909 können Attack, Decay und Tune-Decay über die Potis gesteuert werden. Im Gegensatz zum alten Roland haben Tiptop die Kontrolle aber um einige Funktionen erweitert. Nutzer haben jetzt die Möglichkeit, die Attack für den Tune-Parameter zu editieren und den Grundton des BD-Oszillators über den „OSC TUNE“ zu stimmen. Obendrein gibt es noch einen mit „OVERLOAD“ betitelten Parameter, der die Kickdrum in bester Mills-Manier verzerren lässt. Um die Einbindung im Modular noch interessanter zu machen, dürfen die Tonhöhe und Overload auch gerne mit einem CV-Signal gesteuert werden. In Kombination mit dem Accent-Eingang macht es besonders Spaß, den Overload mit einer separaten Sequenz oder LFO zu modulieren und so logische Zusammenhänge herzustellen.

Tiptop Audio SD909

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Kraftvoll und durchsetzungsfähig – der rüde Charakter der 909-Snaredrum hat ordentlich Schlagkraft. Diese Wesensart hat auch das TipTop-Modul einfangen und noch erweitern wollen, was sehr gut gelungen ist. Während zwei Triangle-Oszillatoren den „Bauch“ der Snare erzeugen, wird der Snare-Teppich mit einem Noise-Generator simuliert. Wie auch bei der BD909 können diese Parameter über Drehpotentiometer verändert werden. Dazu kommen dann ein CV-Eingang für Tonhöhe und die Frequenz des Noise-Generators. Bei niedrigfrequentem Noise wird der Klang immer metallischer und wird letzten Endes zu einem Knirschen. Dieser Noise-Anteil kann an einer separaten Patch-Buchse abgegriffen werden- ein sehr praktisches Feature gerade im Kontext eines Euroracks. Vorstellbar ist zum Beispiel die simultane Nutzung des normalen und des Noise-Ausgangs. Mit einem VCA und Delay dahinter kann man Ghostnotes imitieren oder einen leisen Shuffle dazumischen. Die Lautstärke des Noise kann über den „Snappy“- und der Lautstärkeverlauf über das „Tone“-Potentiometer reguliert werden. Als kleines Schmankerl gibt es noch einen Trigger-Taster für das SD909-Modul.

Tiptop Audio CP909

Spärlich eingerichtet auf gerade einmal 4 TE untergebracht klatscht das CP909-Modul ordentlich rein. In Manier des Original kommt hier ein primitiver Pseudo-Rauschgenerator zum Einsatz, der aber durch einen zusätzlichen „Trash“-Regler in der Klangfarbe verändert werden kann. In der Maximalposition entspricht der Sound der Werkseinstellung des Originals, während er in Richtung geringerer Werte die Clap immer rauer und dunkler werden lässt. Das hat auch Auswirkungen auf die Gesamtlautstärke des Moduls, was vom technischen Aufbau des Rauschgenerators herrührt. Der restliche Platz des Moduls wurde auch genutzt und zwar für eine charmante Klatsch-Illustration – sehr schön! Eine Besonderheit darf nicht unerwähnt bleiben, da ein wichtiger Parameter etwas versteckt wurde. Damit meine ich den Trim-Parameter, mit dem der Hallanteil der Clap reguliert werden kann. Von Werk aus ist der gemäß den Einstellungen des Originals gesetzt, kann aber auch den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Hierfür muss das Modul ausgebaut und eine kleine Schraube auf der Rückseite mit einem passenden Kreuzschlitz justiert werden.

Tiptop Audio RS909

Wer sich fragt, wofür die nächsten 4 TE im Rack genutzt werden sollen, der findet seine Antwort in dem RS909-Modul. Auch hier haben sich Tiptop am Original orientiert und es durch eine entscheidende Funktionalität aufgerüstet. Während die Tonhöhe der beiden Oszillatoren beim Original konstant und nicht verstellbar war, ist genau das hier möglich. Wie bei der Clap sind sie in der Maximalposition klassisch, können aber heruntergestimmt werden. Wer hier aber auf CV-Kontrolle hofft, wird leider enttäuscht. Dafür hätte das Modul aber auch verbreitert werden müssen, was für diese Funktion wohl als übertrieben abgetan wurde.

Tiptop Audio HATS909

Was wäre die 909 ohne ihre Hi-Hats? Für mich persönlich eines der absoluten Highlights des Originals wurden auch diese originalgetreu nachgestellt. Wer bis hier aufmerksam mitgelesen hat, wird schon darauf gefasst sein: Bei dem Nachbau bleibt es nicht ganz und so wurde das Modul mit einem CV-Eingang zur Kontrolle der Tonhöhe und einem CV-Eingang zum Anlegen eines Signals zwecks AM- oder FM-Modulation ausgestattet. Der weitreichende Tune-Parameter vergrößert das Klangspektrum der HATS909 und lässt von dunklem Knirschen bis extrem kurzen Clicks sehr vielseitige Sounds entstehen. Über ihren jeweiligen Gate-Eingang können dann offene oder geschloßene Hats getriggert und am Audioausgang summiert ausgegeben werden. Durch einen Kippschalter kann man aber auch den Signalweg so überbrücken, dass lediglich das Original-Sample ausgegeben wird – ganz ohne erst Filter und Attenuator zu durchqueren.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    8-VOICE AHU

    Irgendwie fehlen mir die Höhen bei den Demos, ein wenig dumpf wie aus einem alten Sampler? Aber sonst sicher eine Spassmaschine!

  2. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Mit den „Zwischenlegeplättchen“ sind wohl U-Scheiben (oder Washer) gemeint? Mir reicht zum Glück meine TR-09 (und mein RhythmWolf); zu den Modulen muss man ja noch den passenden Sequencer mitrechnen. Dabei bieten sie nicht grade viel CV-Inputs…

  3. Profilbild
    Synthie-Fire AHU

    Mhm naja alle Module + Rackplatz und Sequenzer… da ist was von Jomox oder Acidlab auch locker drin.
    Klar dann ohne CV Eingänge aber dafür Fett und je nachdem sogar günstiger.

    • Profilbild
      Jonas Bonk RED

      @Synthie-Fire So habe ich Anfangs auch gedacht, dann bin ich aber auf folgendes gekommen:
      1. Nicht jeder will/braucht ALLE Sounds einer 909, manche wollen vielleicht nur die Snare.
      2. Nicht jeder will/braucht einen extra Sequencer, manche wollen vielleicht gar keine XOX-Sequenz mit ihrem Modular spielen, arbeiten lieber mit komplexen Hüllkurven oder Zufallsgeneratoren.

      Wer aber „einfach nur“ einen modernen 909-Klon, oder einen analogen Drumcomputer sucht, sollte sich tatsächlich eher in Richtung Stand-Alone orientieren.

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