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Test: Voyage Audio Spatial Mic, Spatial Audio Mikrofon

Es tönt aus allen Richtungen

23. April 2021
voyage audio spatial mic test

Voyage Audio Spatial Mic, Spatial Audio Mikrofon

Das Voyage Audio Spatial Mic trifft einen Nerv: Immersive Audio (3D-Audio) ist – nicht erst seit Dolby Atmos und dts:X – eines der Topthemen in der Audiobranche. Entsprechende Mikrofon-Arrays sind nicht nur teuer und sperrig, sondern auch nicht ganz so einfach in der Handhabung und im Transport. Daher bietet es sich an, Mikrofone zu nutzen, die auf Ambisonics basieren, da hier meist nicht nur Platz gespart wird, sondernd das „Array“ in einem Gehäuse (eben dem Ambisonics-Mikrofon) verbaut ist; außer man würde sich eine Ambisonics-Anordnung aus einzelnen Mikrofonen aufbauen (sehr aufwändig). Spezialisierte Ambisonics-Mikrofone werden im Übrigen besonders interessant, wenn man über den mobilen Einsatz nachdenkt: Sie sind platzsparend und schnell aufgebaut. Mit dem Voyage Audio Spatial Mic hat die Hardware-Schmiede aus San Diego ein Ambisonics-Mikrofon zweiter Ordnung vorgelegt und bewegt sich damit preislich sogar noch im – für diese Verhältnisse – moderaten Bereich. Neben der hier getesteten USB-Version bietet Voyage Audio mittlerweile auch eine Dante-Version des Spatial Mic an. Informationen hierzu findet ihr auf der Website des deutschen Vertriebs Mega Audio.voyage audio spatial mic test

Was bietet das Voyage Audio Spatial Mic?

Das Voyage Audio Spatial Mic kommt in einem schlichten Karton in den heimischen Mikrofonkoffer. Mitgeliefert werden zwei hochwertige USB-Kabel (USB-C auf USB-C für Tablets und Notebooks – und Desktops mit USB-C – sowie USB-C auf USB-A für alle anderen Rechner) in 3 m Länge und Stoffmantel, ein Schaumstoffwindschutz, das Mikrofon selbst, eine Anleitung und ein Gewindeadapter mit Kugelgelenk. Besonders stoßsicher ist das Arrangement nicht verstaut, aber das machen viele Wettbewerber auch nicht besser. Auffällig ist ein ADAT-Ausgang auf der Unterseite. Somit ist das Voyage Audio Spatial Mic nicht nur ein USB-Mikrofon, sondern auch ein digitales Mikrofon, das in eine bestehende Studio-Infrastruktur integriert werden kann.

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Voyage Audio Spatial Mic

Noch „boxed“.

Für ein Ambisonics-Mikrofon der zweiten Ordnung überrascht die vergleichsweise kompakte Größe. Ein großer Drehgeber mit LED-Kranz hilft beim Bedienen des guten Stückes. Das Aluminiumgehäuse mit Nylon-Elementen für die Endparts macht allerdings nicht den Eindruck, ein teures und hochwertiges Stückchen Technik erworben zu haben: Es wirkt nicht eben robust, sehr schade.

Voyage Audio Spatial Mic

Mein Windows Rechner ist misstrauisch?

Treiber gibt es keine, sind auch – den USB-Geräteklassen sei Dank – nicht notwendig. Für PC-Anwender wird ASIO4ALL empfohlen. Das trifft eher nicht das Komik-Zentrum im Hirn der Anwenderschaft: Bei dem Preis sollte ein einfacher ASIO-Treiber eigentlich zum guten Ton dazugehören.

Voyage Audio Spatial Mic

Volle Installation

Die Control-Software und das Plug-in zum Decodieren des Mikrofonsignals (A-Format) in ein B-Format müssen heruntergeladen werden. Verfügbar ist beides für macOS und Windows. AU-Nutzer werden allerdings ausgeschlossen, da das Plug-in derzeit nur für Pro Tools (AAX) und VST3 zur Verfügung steht – beides nur für 64 Bit.

Voyage Audio Spatial Mic

Windschutz inklusive

Ambisonics – eine kleine Einführung

Unter verschiedenen Namen und in verschiedenen Kontexten erlebt Ambisonics seit ein paar Jahren eine Renaissance. Um das Voyage Audio Spatial Mic und seinen Funktionsumfang vollständig würdigen zu können, sollten ein paar Grundlagen zum Thema Ambisonics (nicht zu verwechseln mit Ambiophonics) bekannt sein. Alle unter uns, die bereits gut mit dem Thema Ambisonics vertraut sind, können diesen Absatz getrost überspringen.

Die Entwicklung dieser Immersive-Audio-Technologie geht auf die 1960er- (und 1970er-) Jahre und die Universität Oxford zurück. Es handelt sich also um keine neue Entwicklung. Im Wesentlichen wird ein Mono-Signal mit (3D) Richtungsinformationen aufgezeichnet. Vergleichbar ist diese Idee mit dem MS-Stereomikrofon. Der Vorteil bei diesem Vorgehen ist, dass man keine vorher festgelegte Anzahl an Lautsprechern (Kanälen) definiert hat. In der späteren Auswertung (C-Format), ist man damit sehr flexibel. Auch kann es von Vorteil sein, dass es keine fest definierte Haupt-Schalleinfallsrichtung gibt, wie man das von 5.1-Anwendungen (Center = vorne) her kennt. Selbst die Position der Lautsprecher ist bei der Wiedergabe flexibel. Da gibt es demnach – in der Anwendung – gewisse Parallelen zu objektorientierten Surround-Formaten wie dts:X und Dolby Atmos.

voyage audio spatial mic test

Die einfachste Version von Ambisonics kommt mit vier Mikrofonen aus: Eine Kugel und drei Mikrofone mit einer Acht als Richtcharakteristik, die in den drei Raumachsen (Raumdimensionen) angeordnet sind, werden zu einem Ambisonics-Mikrofon verschaltet. Das Format (Kanalanordnung), in dem die Mikrofonsignale vorliegen, wird auch A-Format genannt. Um mit Ambisonics-Encoder/Decoder-Systemen arbeiten zu können, müssen diese Kanäle in ein vorgegebenes Format gebracht werden, dem so genannten B-Format. A- und B-Format müssen also nicht identisch sein.

Leider gibt es in der Kanalreihenfolge (ähnlich wie bei 5.1) leicht abweichende Standards. Am weitesten verbreitet ist diese Anordnung: W, Y, Z, X (AmbiX = Ambisonics exchangeable). W ist das Monosignal (quasi „die Kugel“, wenn man mit MS vergleichen möchte), während die anderen Buchstaben für die jeweiligen Richtungsinformationen der Raumachsen stehen (um es stark vereinfacht auszudrücken). Aus diesem Ambisonics-Signal lässt sich mittels Decoder ein beliebiges Lautsprecherarray (C-Format) speisen. Das dürfte auch ein Grund sein, warum sich Ambisonics als Immersive-Audio-Austausch-Dateiformat abseits von dts und Dolby etabliert hat.

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Aus einem Ambisonics-Signal lassen sich von Mono bis zu „unendlich“ viele Lautsprecherkanäle generieren. Eine Ausnahme gibt es: den LFE. Einen LFE-Kanal – so wie das von den etablierten Surround-Formaten her bekannt ist – lässt sich mit Ambisonics nicht realisieren bzw. codieren.

Zur Erinnerung: 5.1 liefert die fünf Hauptkanäle „Fullrange“ (vollständiges Hörspektrum) und der LFE ist ein zusätzlicher Tieftonkanal, nicht die Summe aller Bässe, wie oft falsch angenommen wird.

Voyage Audio Spatial Mic

Die Hauptrichtung lässt sich nachträglich einfach anpassen.

Die vier beschriebenen Mikrofonkapseln eines Ambisonics-Mikrofons müss(t)en sich jedoch „am selben Punkt“ befinden (wie beim MS-Verfahren), um – gerade bei hohen Frequenzen – kein Problem mit der Schalllaufzeit (und der Phasen-Kohärenz) zu bekommen. Das ist selbstverständlich nicht möglich, so dass man die Kapseln möglichst dicht aneinander baut. Ein Aufbau aus einzelnen Mikrofonen ist somit eher theoretisch möglich als in der Praxis (im Unterschied zu MS), da vier Mikrofone inklusive Stativen nicht so einfach akkurat auszurichten sind wie eine MS-Anordnung.

Besonders komplex wird es, wenn A-Format und B-Format stark voneinander abweichen (bspw. wenn als Ambisonics-Mikrofon nur Nieren genutzt werden) und aus dem A-Format erst aufwändig das B-Format (W, Y, Z, Y) mithilfe einer Matrix erzeugt werden muss. Daher bieten sich für Aufnahmen in Ambisonics spezialisierte Mikrofone (wie das Voyage Audio Spatial Mic) an. Solche Mikrofone haben die Kapseln bereits ab Werk besonders eng aneinander angeordnet und sind auch akkurat ausgerichtet. Genau wie es beim MS-Verfahren der Fall ist, erzeugen Ambisonics-Mikrofone keine Laufzeitunterschiede, sondern nur Pegelunterschiede (vergl. Pegelstereophonie). Sehr wohl lassen sich Immersive-Audio-Aufnahmen, die Laufzeitunterschiede beinhalten in Ambisonics-B-Formate kodieren, genau wie beim MS-Verfahren.

Voyage Audio Spatial Mic

Schön groß und griffig: Der Drehgeber

Da man mit vier Kanälen im B-Format (bzw. vier Mikrofonen im A-Format) keine hohe Präzision bei der Lokalisation von Klangquellen erreicht, gibt es Ambisonics-Formate mit noch mehr Kanälen. Die Basis-Konfiguration mit vier Kanälen im B-Format wird „erste Ordnung“ genannt und die folgenden Varianten werden als HOA (Higher Order Ambisonics) zusammengefasst. Das Ambisonics B-Format zweiter Ordnung benötigt schon neun Kanäle.

Da die meisten Field Recorder nur acht Kanäle zur Verfügung stellen, haben findige Köpfe auch Versionen für acht Kanäle ersonnen (wie beim Voyage Audio Spatial Mic). Ab Ambisonics dritter Ordnung wird es komplizierter, die benötigten Kanäle des B-Formates (hier 16) mittels einzelner Mikrofone zu erzeugen. Signifikante Laufzeitunterschiede im Nahbereich lassen sich dann kaum noch verhindern, je nach Bauform bzw. Aufbau des Arrays. Trotzdem gibt es auch Hersteller, die sogar Ambisonics-Mikrofone der dritten Ordnung anbieten.

Voyage Audio Spatial Mic

Kontrolle über das Mikrofon via Computer

Die Anzahl der benötigten Kanäle berechnet sich aus dem um eins erhöhten Quadrat der Ordnungszahl: (Ordnungszahl + 1)². Somit wird das B-Format der siebenten Ordnung bereits 64 Kanäle groß und das der achten 81 Kanäle.

Das ist nicht ganz praxisnah und dürfte auch den Siegeszug von Ambisonics in den 1970er-Jahren mit verhindert haben: Um eine akkurate 3D-Lokalisation zu realisieren, könnten für den Mix somit leicht mehr Kanäle nötig werden, wie bei der ursprünglichen Aufnahme des Nutzsignals (Atmo, Orchester etc.). Auch könnten somit die Anzahl der zu übertragenden Kanäle (deutlich) größer sein als die später (C-Format) genutzten Lautsprecherkanäle.

Da die meisten Patente für Ambisonics bereits ausgelaufen sind, lässt sich die zunehmende Verbreitung, gerade im Game- und Online-Sektor (für bspw. VR-Videos) leicht erklären. Ambisonics selbst bietet keine virtuelle Immersive Audio (3D-Surround) Wiedergabe über Kopfhörer, ist also auf mehrere Lautsprecher angewiesen. Um den 3D-Sound auch auf Kopfhörer möglich zu machen, werden Virtualisierungen wie dearVR, Spatial Audio Designer und Kollegen genutzt. So sind auch die Klangbeispiele hier kodiert.

Voyage Audio Spatial Mic

So lässt sich die Richtcharakteristik im Mix später ändern, sehr praktisch.

Praxis mit dem Voyage Audio Spatial Mic

Trotz der acht verbauten Elektret-Kapseln ist das Mikrofon recht kompakt, so dass es beim Platzieren wenig Probleme gibt. Musiker:innen werden nicht durch ein massiv erscheinendes Mikrofon irritiert und bei der Größe ist ein mobiler Einsatz ohne viel Gepäck möglich, gut gemacht.

Wird das Voyage Audio Spatial Mic als USB-Mikrofon betrieben, kann es mit bis zu 96 kHz Sampling-Frequenz aufwarten, über ADAT nur mit 48 kHz. Das ist durch ADAT-Format selbst begründet. Selbstverständlich wird durchgehend mit 24 Bit gearbeitet.

voyage audio spatial mic test

Um das Ambisoncs-Mikrofon auch im Studiosektor sinnvoll nutzbar zu machen, ist eben diese ADAT-Anbindung eine sehr gute Lösung. Allerdings bietet das gute Stück keinen Wordclock-Eingang und kann somit nicht als Slave eingebunden werden. In Studios mit Haus-Takt ist dann bereits eine SRC zwischenzuschalten. Im Falle der ADAT-Nutzung (oder wenn der „Saft“ über USB-C nicht ausreicht) kann der Micro-USB-Eingang zur Speisung genutzt werden. Somit ist das Voyage Audio Spatial Mic auch mit einer Powerbank im Feld-Einsatz nutzbar, diese Idee sollte Schule machen. Positiv fällt hier auch auf, dass der Kopfhörerausgang ein virtuelles 3D-Signal, also ein binaurales Audio-Signal liefert. Genutzt wird dazu Google Resonance HRTFs; es gibt Besseres. Der klare Vorteil dabei ist, dass man bereits auf dem Kopfhörer eine Idee vom späteren 3D-Sound bekommen kann. Zu mehr taugt diese Funktion im Test aber auch nicht. Das ist – wie ausgeführt – aber auch kein Problem.

Bedienung des Spatial Mikrofons

Der Bedienknopf (der auch als Taster zu nutzen ist) erlaubt das Einpegeln, das Setzen des Monitor-Pegels auf dem Kopfhörer und das Mischen für Direct Monitoring. Außerdem lässt sich der Eingangspegel visualisieren. Über die Steuersoftware kann auf diese Funktionen auch zugegriffen werden. Selbstverständlich verursacht der Drucktaster im Drehgeber Klack-Geräusche auf der Aufnahme. Das ist für den realen, praktischen Einsatz für ein solches Mikrofon eher irrelevant. Es ist nicht davon auszugehen, dass im Recording-Betrieb hieran viel gedreht wird. Falls das doch notwendig werden sollte, bietet sich die Steuersoftware an.

Das Gehäuse erzeugt aber etwas Bauchweh, vor allem im mobilen Einsatz. Es wirkt recht zerbrechlich und nicht wertig. Hier sollte noch nachgebessert werden. Ob das jedoch noch mit demselben Preis möglich ist, darf getrost bezweifelt werden. Viel sollte das aber preislich nicht ausmachen.

Voyage Audio Spatial Mic
Das Gewinde direkt am Mikrofon passt auf die gängigen Kamerastative, der Gewindeadapter erlaubt das Nutzen von regulären Mikrofonstativen. Das Kugelgelenk im Adapter sorgt für mehr Flexibilität, hier wurde wirklich mitgedacht. Eine Mikrofonspinne ist nicht im Lieferumfang enthalten, kann aber separat erstanden werden. Es lohnt sich auch einen Blick in den eigenen Mikrofonschrank zu werfen. Unter Umständen findet sich eine kompatible Mikrofonspinne im Fundus.

Im Prinzip ist „aufrecht stehend“ und die Seite mit dem LED-Kranz nebst Drehknopf „vorne“. Man kann im Decoder-Plug-in jedoch sehr bequem die Haupteinsprechrichtung und ebenso die Neigung korrigieren/ausgegleichen. In der Praxis bedeutet das, dass das Mikrofon nicht falsch ausgerichtet werden kann. In der Postpro ist die Richtung somit stets korrigierbar. Das kann für Live-Mitschnitte mit wechselndem Bühnenprogramm ein großer Zeitsparer sein auch und gerade, wenn nur Stereo gemischt wird!

Voyage Audio Spatial Mic

Das Direct-Monitoring-Mischverhältnis wird hier angezeigt

Generell lassen sich mit dem Decoder-Plug-in allerlei nützliche Dinge anstellen. So kann man das Ambisonics-Signal nicht nur in verschiedene B-Formate kodieren, man kann auch eine Stereo-Mikrofonierung simulieren und die Mikrofone nachträglich in Ausrichtung und Hauptachsenwinkel verändern. Selbstverständlich lassen sich keine Laufzeitanteile erzeugen, aber „virtuelle“ Pegelstereophonie ist damit exzellent möglich. Wer bereits bspw. mit einem Kinderchor gearbeitet hat, erkennt die Vorteile, die ein solches Feature mit sich bringt.

Etwas schade ist, dass man die Umwandlung in ein B-Format nur mit dem Plug-in vornehmen kann. Presets für andere 3rd-Party-Lösungen könnte man noch beilegen, genauso wie eine Standalone-Software zur Wandlung in ein B-Format. Auf diese Weise wären auch AU-Nutzer direkt mit im Boot. Wenn der Sequencer des Vertrauens weder AAX noch VST3 unterstützt oder diese Unterstützung künftig abgekündigt wird, scheint das Voyage Audio Spatial Mic an Wert zu verlieren. Eventuell ist es dann gar nicht mehr (sinnvoll) nutzbar.

Auch erlaubt das Plug-in nur das Kodieren in Ambisonics (erster und zweiter Ordnung) sowie in Stereo (C-Format). Es ist aber nicht möglich, in andere C-Formate zu kodieren (um bspw. das Dolby Atmos-Bed direkt zu „füttern“ oder eine 5.1-Version der Aufnahme zu generieren …). Das geht nur mit zusätzlichen Lösungen, schade.

Voyage Audio Spatial Mic

Viele Anschlüsse!

Wie kommt das Voyage Audio Spatial Mic Signal in die DAW?

So einfach und niederschwellig die Bedienung des Ambisonics-Mikrofons aus San Diego auch ist, die Integration in die DAW ist nicht ganz trivial. Natürlich muss man wissen, welches B-Format der eigene Sequencer nutzt, aber das ist mit einem beherzten Blick ins Handbuch ein Kinderspiel.

Das Voyage Audio Spatial Mic liefert keine neun Signale, wie das für Ambisonics der zweiten Ordnung vorgeschrieben ist, sondern „nur“ acht (wie weiter oben beschrieben). Wer acht einzelne Audiospuren vorliegen hat, erlebt die Wandlung in ein Ambisonics-Signal zur Weiterverarbeitung etwas holprig – abhängig von der genutzten Software. Das Handling von Ambisonics ist bei jedem Sequencer deutlich anders und einige scheinen hier auch noch nicht voll ausgereift zu sein. Die Schuld ist natürlich nicht beim Voyage Audio Spatial Mic zu suchen, aber es könnte dennoch potentielle Kunden abschrecken. Guides und Beispiel-Sessions für Reaper und Pro Tools finden sich auf der Herstellerseite, aber Logic (fällt derzeit noch flach, da bislang keine AU-Unterstützung), Nuendo (bzw. Cubase), Samplitude/Sequoia etc. werden noch nicht behandelt. Hier sollte dringend nachgeliefert werden, um Interessierten den Einstieg so einfach wie nur möglich zu machen.

Voyage Audio Spatial Mic

Das Converter-Plug-in

Die hier getesteten Sequencer (Pro Tools und Nuendo) unterscheiden penibel zwischen Ambisonics-Bus und Mehrkanal-Bus („Surround“). Ein Routing vom einen ins andere ohne Konversion ist nicht ohne Weiteres möglich. So kann man in Nuendo den Spatial Mic Converter nur in Ambisonics-Spuren/Kanäle laden, was die Anwendung mit acht Einzelspuren etwas erschwert: Diese müssen dann über die Sub-Channels der Ambisonics-Gruppe (in welcher der Spatial Mic Converter insertiert ist) einzeln geroutet werden. Das ist zwar nicht wirklich schwer, wirkt aber (auf Ungeübte) etwas umständlich. In Pro Tools kann man beispielsweise die acht Einzelspuren über einen 7.1-Bus (also einen 8-Kanal-Bus) mit dem Spatial Mic Converter in ein Ambisonics-Signal wandeln. Hier hat Nuendo in der Bedienung die Nase etwas vorne, aber das wäre Thema für einen anderen Testbericht.

Voyage Audio Spatial Mic

USB-mäßig ist alles dabei

Um es klar zu sagen: Die einfachste Weiterverarbeitung erreicht man, wenn man die Aufnahmen aus dem Voyage Audio Spatial Mic in eine Multitrack-Datei (WAV oder AIFF) konvertiert (bzw. gleich so aufnimmt) und als solche importiert. Aus acht einzelnen WAV/AIFF-Dateien kann man mit den üblichen Audioprogrammen/Sequencern die besagte Mehrspur-Datei erzeugen. Sehr einfach geht das auch mit Audacity.

Voyage Audio Spatial Mic

Audacity hilft manchmal

Wie klingt das Voyage Audio Spatial Mic?

Den meisten Mikrofonen im gleichen Preissegment ist das Voyage Audio Spatial Mic unterlegen. Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass hier acht Mikrofonkapseln verbaut sind und nicht nur eine oder zwei. Acht vergleichbare Mikrofone einzeln dürften bereits deutlich teurer sein. Auch die noch spärliche Mitbewerberschaft im Ambisonics-Mikrofon-Markt bietet Vergleichbares eher teurer an. Somit ist der Klang dieses Mikrofons nicht phänomenal, aber gut und voll im Preis-Leistungs-Verhältnis (sogar etwas darüber).

Die Virtualisierung am Kopfhörerausgang überzeugt nicht in dem Maße wie einige darauf spezialisierte Marktbegleiter. Leider ist damit auch das Direct-Monitoring nicht so sinnvoll nutzbar, da dieses ja dann Binaurale-Signale des Voyage Audio Spatial Mic und die Signale aus der Audio-Software mischt. Aber es bleibt dabei, dass das alles andere als bedenklich ist: Es geht hier um eine Vorhöroption und nicht mehr.

Ambisonics der zweiten Ordnung fällt generell nicht durch höchste Lokalisationsschärfe, also präzise Ortung auf, stellt aber einen Quantensprung zur Basiskonfiguration mit nur vier Mikrofonen dar. Das Voyage Audio Spatial Mic liefert gute Ergebnisse (speziell, wenn man den Rahmen der Möglichkeiten der zweiten Ordnung berücksichtigt).

Voyage Audio Spatial Mic

Im Field-Einsatz: Jede Mikrofonkapsel hat eine LED zur Pegelkontrolle

Die Klangbeispiele wurden hier je einmal mit der 3D-Audio Kopfhörervirtualisierung von Nuendo als virtuelles 3D-Audio und je einmal als virtuelles 5.1-Signal zur Verfügung gestellt. Letzteres wurde mit dem Spatial Audio Designer virtualisiert. Für alle Interessierten lassen sich die Ambisonics-Dateien und 5.1-Versionen als diskrete FLAC-Dateien hier herunterladen.

Es fällt auf, dass die (virtuellen) 3D-Versionen der Beispiele (besonders des kleinen „Hörspieles“ in der Wohnung) mit weitaus besserer Lokalisationsschärfe aufwarten können als die 5.1-Versionen. Das liegt nicht an der Virtualisierung, sondern an Ambisonics selbst. Die hier erstellte Ambisonics-Aufnahme zweiter Ordnung bietet generell keine hohe Lokalisationsschärfe, da neun (im Falle des Voyage Audio Spatial Mic sogar nur acht) Mikrofone ausreichen müssen, um die komplette Sphäre (oben, unten, vorne, hinten, rechts, links) abzudecken. Bei einer Reduktion auf 5.1 gehen demnach etliche Rauminformationen verloren und somit auch ein Großteil der Ortung. Hier wäre ein Ambisonics-Mikrofon der dritten Ordnung oder noch höher notwendig um auch in 5.1 (oder 7.1) noch attraktiv zu klingen. Eine klare Schwäche von Ambisonics.

Wer Surround-Atmos/Signale aufnehmen möchte, ist mit einer traditionellen Mikrofonierung wie INA5, dem IRT-Surroundkreuz oder auch OCT (…) möglicherweise besser dran. Allerdings könnte Ambisonics im dts:X und Dolby Atmos Kontext für Grund-Atmos (…) von Interesse sein. Es fällt einmal mehr auf, dass die Kompatibilität zwischen kanalbezogenem Immersive Audio (7.1, 5.1 etc.) und Ambisonics generell eher mäßig ist, zumindest in dem hier gezeigten Kontext.

Voyage Audio Spatial Mic

Die Mikrofonkapseln sind zu erahnen

Die hier angebotenen Klangbeispiele funktionieren nur mit Kopfhörer!

Virtuelles 5.1

Virtuelles 3D-Audio

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Fazit

Vom Konzept her ist das Voyage Audio Spatial Mic eine runde Sache. Klanglich geht das Mikrofon voll in Ordnung. Die Plastik-Haptik stört etwas, dürfte aber ein Zugeständnis an den Preis sein. Trotzdem: Für derzeit 1.143,- Euro sollte das Produkt robuster wirken.

Die Anschlussoptionen via USB und ADAT sorgen für Flexibilität, ebenso die Speisemöglichkeit via Micro-USB. Die Kodierung ins B-Format via Plug-in dürfte meist ausreichen, aber für AU-Anwender und um eine gewisse Zukunftssicherheit zu erlauben, wäre ein Standalone-Konverter eine Überlegung wert. Die Ortung im 3D-Raum ist – typisch für Ambisonics zweiter Ordnung – schon recht gut. Beim „Downmix“ in die Ebene (5.1/7.1) nicht in gleichem Maße.

Alle, die Immersive-Audio für VR-Anwendungen brauchen oder hiermit experimentieren wollen, sollten sich das Voyage Audio Spatial Mic sehr genau anschauen. Wahrscheinlich gibt es nicht Besseres für diesen Kurs und nur wenig Vergleichbares – das Zylia Pro mal ausgenommen.

Plus

  • Gewinde für Fotostativ und beigelegter Adapter für std. Mic-Stative
  • Optionen der Formatwandlung im Plug-in
  • Plug-in in VST3 und AAX
  • zwei hochwertige USB-Kabel (USB-C-USB-C und USB-C auf USB-A) sind beigelegt
  • Handbuch erklärt Grundlagen zu Ambisonics
  • guter Klang
  • Ambisonics Mikrofon zweiter Ordnung (auf recht kompakten Raum)
  • ADAT-Anschluss für prof. Studioumgebungen
  • separate Stromversorgung via Micro-USB
  • Immersive Audio (binaurales) Signal am Kopfhörerausgang

Minus

  • Dekodierung ohne Plug-in nicht möglich/keine Standalone-Software
  • keine AU-Version des Plug-ins
  • Eene BNC-Option für ADAT-Out

Preis

  • 1.143,- Euro
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