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Test: Walrus Audio Mira Compressor Effektpedal

Make-up für den Sound

11. September 2022

Test: Walrus Audio Mira Compressor Effektpedal

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Die amerikanische Edel-Effekt-Schmiede mit den kreativen Designs hat wieder geliefert. Das Walrus Audio Mira Compressor Pedal verspricht ein paar interessante Gimmicks, die sonst auf Effektpedalen dieser Art eher nicht zu finden sind. Und wer Walrus Audio kennt, kann sich sicher sein, dass die in der Regel keine leeren Versprechungen machen. Ich habe mich tatsächlich auch sehr auf das Mira Compressor Effektpedal gefreut und werde mit euch durch das Schlüsselloch schauen, um euch von meinen ersten Erfahrungen zu berichten.

Walrus Audio Mira Compressor Test

Walrus Audio Mira Compressor – Facts & Features

Mit ca. 65 x 120 mm Grundfläche ist das Pedal kein Riese. Inklusive der Knöpfe liegt die Höhe des Pedals bei etwa 60 mm und mit rund 270 g sollte es das Pedalboard nur unwesentlich schwerer machen. Alle Anschlüsse befinden sich dankenswerterweise an der Frontseite, was für mich persönlich den Einbau in mein bestehendes Setup am einfachsten macht. Ein 9 V Netzteil wird für die Spannungsversorgung benötigt, der Minuspol sollte sich dabei innen befinden. ein Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen. Innen präsentiert sich das Pedal aufgeräumt, die Konstruktion ist äußerst stabil, der Fußtaster ist direkt mit dem Blech des Pedals verschraubt und hat keinen Kontakt zur Platine. Aus Erfahrung kann ich hier schon mal sagen, dass das die langlebigste Form der Pedalkonstruktion ist, da beim Treten des Pedals (und dafür ist es da) keine Kraft auf die Platine wirkt. Beim Walrus Audio Mira Compressor handelt es sich um einen optischen Kompressor. Für alle, die nicht so genau wissen, was das eigentlich ist, hier ein kleiner Exkurs.

Walrus Audio Mira Compressor innen

Das Innenleben des Walrus Audio Mira Compressors.

Was ist ein optischer Kompressor?

Oder besser gefragt: Was überhaupt ist ein Kompressor? Ein Kompressor macht nicht mehr und nicht weniger, als die Dynamik des Signals zu beschneiden. Das Eingangssignal wird analysiert und, falls es über einen zu definierenden Grenzwert steigt, einfach beschnitten. Dabei können mehrere Parameter zur Einstellung des Effektes geregelt werden. Als erstes begegnet uns der Threshold-Regler, der die Einsatzschwelle des Effektes definiert. Um wieviel das überschießende Signal dann abgeregelt wird, bestimmt der Ratio-Regler. Wie schnell der Effekt einsetzt, legt der Attack-Regler fest, während der Release-Regler die Dauer der Unterdrückung bestimmt. Auf Gitarren-Effektpedalen selten zu finden, ist der sogenannte Make-up-Regler. In der Tat finden wir diese Funktion eher bei Studio-Kompressoren oder den Software-Lösungen innerhalb unserer Aufnahmeprogramme. Make-up ist auch direkt eine sehr aussagekräftige Bezeichnung für diesen Regler, denn er motzt das Signal bei Bedarf ordentlich auf. Eigentlich ist er dafür da, eventuell beim Komprimieren entstehende Lautstärkeverluste auszugleichen, er kann uns aber auch helfen, das Signal ordentlich zu pushen. Dazu später mehr. Der Walrus Audio Mira Compressor verfügt zusätzlich über einen Level- und einen Blend-Regler, die die Gesamtlautstärke bzw. den Mixanteil des Kompressorsignals verwalten.

Doch zurück zur Kernfrage: Was macht den optischen Kompressor denn nur so speziell? Ist es die Optik? Klar, natürlich, jedenfalls im Fall des Mira. Ein Schlüsselloch auf der Oberseite lässt uns in eine fremde Welt blicken, in der Menschen zum Himmel aufsteigen. Aber das ist natürlich niemals der Grund, von einem optischen Kompressor zu sprechen. Vielmehr geht es bei dieser Bezeichnung um die Arbeitsweise des Gerätes. Wir unterscheiden grundsätzlich vier verschiedene Kompressor-Typen. Den Tube-Kompressor, den FET-Kompressor, den Voltage-Controlled-Amplifier-Kompressor (VCA-Kompressor) und eben den optischen Kompressor. Alle vier gehen unterschiedliche Wege, das überschüssige Signal zu verdichten. Beim optischen Kompressor geschieht dies mittels eine Lichtquelle. Das Eingangssignal bestimmt die Helligkeit der Glühbirne oder Leuchtdiode. Das entstehende Licht trifft auf einen lichtempfindlichen Widerstand, dessen Wert mit zunehmender Lichtintensität steigt. So einfach, so genial. Den optischen Kompressor zeichnet seine „musikalische“ Arbeitsweise aus. Geräte dieser Bauart stehen in dem Ruf, transparente, gleichmässige Kompression zu erzeugen, die sich vor allem auf Solo-Instrumenten besonders effektiv einsetzen lässt.

Walrus Audio Mira Compressor

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Als besonderen Gimmick bietet der Walrus Audio Mira Compressor noch einen kleinen Taster an der Seite des Gehäuses. Der Schalter mit der Bezeichnung „Sidechain HPF“ ist ein zuschaltbares Highpass-Filter, das die tiefen Frequenzen des Signals (unter 120 Hz) nicht über den Schaltkreis lässt, so dass noch mehr Transparenz erzeugt wird. Zusätzliche optische Kontrolle über den Einsatz des Kompressors bietet eine auf der Oberseite des Pedals befindliche „Gain Reduction LED“, die um so heller leuchtet, je stärker der Compressor arbeitet. Eine helle Bypass-LED gibt dann noch bekannt, ob sich das Gerät in Betrieb oder im Bypass befindet.

Zu guter Letzt noch ein paar technische Details, die wichtig sind für den Sound des Pedals. Der Ratio-Regler bietet von links nach rechts gedreht Kompressionsraten von 1:1 bis 20:1, wobei die erste Zahl immer die Stärke der Unterdrückung des Signals angibt. Bei einer Einstellung von z. B. 2:1 senkt der Schaltkreis ein Signal, das um z.B. 8 dB lauter ist, als die Einsatzschwelle des Kompressors, um 4 dB ab. Das Pedal arbeitet, trotz der Versorgung über ein 9V Netzteil mit einer internen Spannung von 15V. Das erzeugt etwas mehr „Headroom“. Was das nun wieder genau ist, ist schnell erklärt. Verstärker zum Beispiel, denen man einen großen Headroom nachsagt, haben die Eigenschaft, sehr laut sehr klare Sounds wiederzugeben, ohne zu verzerren. David Gilmours Sound z. B. baut auf einem HiWatt Verstärker auf, der extremen, cleanen Headroom besitzt, also sehr laut sehr klar klingt. Die Verzerrungen kommen dann aus diversen Pedalen, was dem Sound eine ungemeine Wucht verleiht.

Zusätzlich zum Pedal liegt noch etwas „Box-Candy“ bei. Ein Stoffbeutel, ein paar Aufkleber, ein Plektrum, ein Katalog und ein kleines Faltblatt, auf dem die Geräteeinstellungen prominenter User des Pedals zu finden sind. Letzteres ist eine gute Ausgangsbasis, dem Sound des Walrus Audio Mira Compressors auf die Schliche zu kommen.

So klingt der Walrus Audio Mira Compressor

Zum Test kommt der Walrus Audio Mira Compressor sowohl auf meinem Effektboard, als auch im Einschleifweg meines Kempers zum Einsatz. Eins dazu direkt vorweg: In beiden Einsatzbereichen macht das Gerät einen identischen Job. Zu beachten beim Testen eines Kompressors ist jedoch zunächst, dass das bearbeitete Signal nicht lauter ist, als das Originalsignal, denn das menschliche Ohr neigt dazu, das lautere Signal als das subjektiv bessere wahrzunehmen. Genau darauf basiert ein Trick der Rundfunkanstalten. Beim Zappen durch das Angebot diverser Radiosender neigt der Hörer dazu, den subjektiv lautesten Sender als „besser“ zu beurteilen. Aus diesem Grund hört ihr zunächst als erstes Audiobeispiel den Grundsound, den ich zum Testen gewählt habe. Es handelt sich um mein geliebtes Morgan AC20 Profile für den Kemper, ein Amp, der extrem dynamisch spielbar ist und sowohl klarste Cleansounds, als auch wundervoll angezerrte Sounds zu erzeugen im Stande ist. Die Einstellungen des Walrus Audio Mira Compressors sind dem beigelegten Flyer entnommen und auch so benannt. Die Unterschiede sind oft marginal, machen aber im Spielgefühl teilweise einen gewaltigen Unterschied. Manche der Einstellungen fordern zum Fingerstyle auf, andere wollen ein Plektrum und hartes Hacken. Die verwendete Gitarre ist meine Ibanez RG631ALF mit Fishman Fluence Modern Pickups.

Der Walrus Audio Mira Compressor zeigt sich extrem vielseitig und musikalisch. Von der sanften, kaum hör- aber deutlich spürbaren Kompression bis zum squashy Sound ist alles drin. Und alles in beeindruckender Qualität. Der Sound gewinnt massiv an Qualität und man muss wirklich aufpassen, den Kompressor nicht ständig eingeschaltet zu lassen. Der Einsatz des Sidechain-Highpass-Filters macht sich in einem runderen Bassbereich bemerkbar und erweist sich als äußerst nützlich und erweitert das Anwendungsspektrum erheblich, vor allem bei höheren Lautstärken. Die Einstellung „All Out! demonstriert den ausgiebigen Einsatz des Make-up-Reglers, der fast auf Rechtsanschlag steht. Unglaublich, wie voll und dick (und diesmal natürlich deutlich lauter) der Sound dann wird. Klanglich ist dies der mit Abstand beste Kompressor, den ich je auf dem Board hatte und aller Wahrscheinlichkeit nach wird er meinen ehrwürdigen Boss CS-3 ersetzen. Kleiner Tipp aus der Testzeit von mir: Den Mira Compressor vor den Carl Martin PlexiRanger schalten und diesen etwas „anblasen“. Das klingt schlicht phänomenal!

 

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Fazit

Klar, knapp 300,- Euro für einen Effektgerät, das mir die Dynamik klaut, ist eine echte Ansage und sicherlich nicht einfach so für jeden zu stemmen. Angesichts des schmatzenden Sounds, mit dem man durch Einsatz des Walrus Audio Mira Compressors beschenkt wird, lässt sich der hohen Preis aber recht gut verschmerzen. Der kleine Kerl mit dem Schlüsselloch hat sich direkt in mein Herz gespielt und erweist sich als flexibler Allzweckklangverschönerer und setzt meinen Lieblingssounds das Krönchen auf. Good Job!

Plus

  • Sound
  • Vielseitigkeit
  • Highpass-Filter
  • Make-up-Regler

Minus

  • hoher Preis

Preis

  • 289,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    CDRowell AHU

    Wie schön Kopression sein kann sieht man der Box doch schon an.🤩 Und wer schön sein will muß leiden…😭 Interessanter kleiner Kasten.👏 Ob der Preis angesichts der weltweiten Preisdynamik wirklich zu hoch ist, wage ich zu bezweifeln!🤭 – Wem die Preisgestaltung eine „Kakophonie“ beschert, der möge sich einem bildnerischem Wirkungskreis zuwenden…😜 auch dort gibt es viel schönes zu entdecken, jedoch kostet es auch dort…🤑

    Danke für den, wie ich finde, kurzweiligen Bericht. 😀

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