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Test: Stereoping Microwave, 8000 & 10006R, Synth Controller

Do it yourself, control it yourself

22. Oktober 2014

Stereoping – das ist die junge Marke von Gregor Zoll Musikelektronik aus Hattingen in NRW. Hier wird Musikequipment wie Synthesizer und Drumcomputer repariert, modifiziert und entwickelt.

Die Knaller im Angebot sind die Nachbausätze eines Roland CR-78, dem Vorläufer der TR-808 und der TR-808 höchst selbst. Des weiteren gibt es diverse Rackmodule zum Thema Hall, Echo und CV und vieles mehr, wie eben jenen synthesizerspezifischen MIDI-Controllern, die mir zum Test vorliegen. Beim Durchschauen der Internetseite wird deutlich, dass wir es hier mit einem ambitionierten Profibastler zu tun haben, der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Also die Art Mensch, die die Szene durch ihren unermüdlichen Enthusiasmus beeinflussen und die Synthesizerkultur so lebendig halten.

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MIDI-Controller sind zunächst nichts Neues. Teils wurden sie als Zubehör vom Hersteller direkt angeboten wie der gesuchte PG1000 für den Roland D-50, um nur ein Beispiel zu nennen. Viele digitale Synthesizer der ersten und zweiten Generation werden durch einen MIDI-Controller erst bedienbar, für viele Musiker erschließt sich erst damit die Funktion des Synthesizers. Obwohl es seit langem frei programmierbare Lösungen gibt, ist ein komplett auf die Bedürfnisse des jeweiligen Synthesizers zugeschnittener Controller schon allein wegen Beschriftung und Anordnung der Bedienelemente und des Stylings alternativlos.

Man wird einen PG1000 wahrscheinlich immer nur in der Nähe des D-50 aufstellen. Es ist dem Workflow im Studio viel mehr gedient, wenn ein Controller nur eine Funktion zukommt und man nicht mit dem Laden von Presets und dem Nachdenken darüber, welcher Regler nun welche Funktion erfüllt, abgelenkt ist. Ich denke speziell an die Behringer BCR2000, die zwar alles kann, mit vielen Presets für Plug-ins daher kommt und auch als MIDI-Controller für externe Geräte geeignet ist. Entscheidet man sich bei einem dermaßen flexiblen Gerät nicht für eine Funktion, ist das der direkte Weg ins Chaos.

SC_Microwave

An dieser Stelle kommen die Geräte von Stereoping ins Spiel, für die es bis auf die genannte BCR2000 keine Alternative gibt – allenfalls der DJ Techtools MIDI Fighter und der Livid Code V2, der in einer anderen Liga spielt kämen hier in Frage. Die Konkurrenz ist nicht sehr groß.

Für folgende Synthesizer sind die Stereoping Synth Controller derzeit erhältlich:

  • Waldorf Microwave 1 (Software V 2.0)
  • Oberheim Matrix 1000 / 6 / 6r
  • Roland Alpha Juno 1/2, MKS-50
  • Roland JX-8P
  • Korg DW-8000 / EX-8000
  • Kawai K3 / K3m

Das Programm soll stetig erweitert werden, hierzu kann man auf der Internetseite seinen Wunsch hinterlassen, der per Mehrheitsbeschluss erfüllt werden soll.
Zum Test schickte mir Herr Zoll die Synth-Controller Microwave für Waldorf Microwave, 1006R für Oberheim Matrix1000 und Matrix 6/6r und das Modell 8000 für den Korg DW-8000.

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Es handelt sich um gerätespezifische MIDI-Controller mit fest programmierten Reglern. Die Firmware kann via MIDI SYSEX aktualisiert werden. Allen Geräten gemein ist das Gehäuse, MIDI-In/Out-Buchsen, Netzteil und die Anzahl und Anordnung der Regler und drei Druckknöpfe in der oberen linken Ecke. Die Belegung der Regler und deren Beschriftung ist auf den jeweiligen Synthesizer abgestimmt.

SC1_Kit_Edition_8000

Vorerst nur als Bausatz erhältlich

Die Bausätze enthalten alle elektronischen Bauelemente, die fertige, gelochte Platine, das Gehäuse mit entsprechendem Aufdruck und passende Potiknöpfe nebst Aufbauanleitung. Freundlicherweise bekam ich die Controller in bereits vormontiertem Zustand. Andererseits hätte ich durchaus Spaß daran gehabt, die Teile selber zusammenzusetzen. Dafür sollte man sich aber schon vor der Bestellung die Zeit nehmen und prüfen, ob man feinmotorisch in der Lage ist, die Platine zu bestücken.

Synthesizermenschen dürften damit zurecht kommen oder kennen jemanden, der es kann. Es sind ausschließlich Bauteile für die Durchsteckmontage zu verarbeiten. Die Leiterbahnen und Lötösen machen einen stabilen Eindruck und vertragen sicher den einen oder anderen Bauteiltausch.

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Praxis

Genug der Vorrede. Die Standardverkabelung ist es, den MIDI OUT des Controllers mit dem IN des Synthesizers zu verbinden. Wird eine DAW genutzt, kommt der MIDI IN zusätzlich in den OUT des PCs. Möchte man die Reglerbewegungen aufzeichnen, verbindet man den MIDI-OUT mit dem PC und routet intern oder man nutzt ein Mehrfach-MIDI-Interface, beispielsweise ein MIDEX 8.

SC1_and_Synth_MW

Viele Regler, abhängig vom Gerät, sind bis zu dreifach belegt. Mit den drei Druckknöpfen wird hin und her geschaltet. Die wichtigsten Parameter für Lautstärke und Filter bleiben dabei immer erhalten, das ist sehr praktisch. Die Frontplatten sind eindeutig beschriftet und die Parameteränderungen kann man im Display einiger Synthesizer verfolgen.

Man muss wissen, dass die Regler keine Endlosdrehregler sind. Das hat den Nachteil, dass die Knopfposition beim Umschalten auf eine andere Ebene nicht mit dem Parameterwert im Synthesizer übereinstimmt. Dreht man an dem Knopf, springt der Wert und führt zu plötzlichen Klangänderungen. Anstatt das Poti den jeweiligen Wert abholen zu lassen, hat man sich etwas anderes überlegt. Man kann einen Sprung eines Parameterwertes vermeiden, indem man die  ausgehenden Befehle des Reglers unterdrückt, indem man die zur Bearbeitungsebene dazugehörige  Leuchttaste drückt.

Lässt man die Taste wieder los, werden die Befehle von der neuen Regelerposition gesendet. Nun – niemand ist perfekt und das Abholen der Werte (s.o.) ist auch gewöhnungsbedürftig. Der Nachteil ist der Mehrfachbelegung der Regler geschuldet.

Spezielle Synthesizer erfordern spezielle Maßnahmen

Des weiteren stehen Button Kombinationen und Special Modes zur Verfügung wie „All notes Off“ oder die sehr praktische Funktion „Hold to learn Midi Channel“. Die „Hold to Bypass“-Funktion lässt den ganzen Controller aus der MIDI-Kette verschwinden, indem er alle Daten, wie SYSEX, passieren lässt. Mit dem Controller für die Waldorf Mikrowelle kann statt der eben genannten Funktion per „Hold Letter Dial Mode“ über die Regler Buchstaben generieren, um Presets zu benennen. Eine Besonderheit des Mikrowellenkontrolleurs, des Synth Controller Microwaves, ist der „Multi Edit Mode“.

Der Waldorf  Microwave hat einen Multi-Modus, in dem er achtfach multitimbral spielbar ist. Aktiviert man den Multi Mode des Controllers, kann man folgende Standardereignisse regeln: Controller 7, 1, 2, 3 für die ersten 4 MIDI-Kanäle. Mit Hilfe der 4 Regler der ersten Reihe kann man für jedes der 4 Instrumente respektive 4 MIDI-Kanäle das Filter steuern. In der zweiten Reihe beispielsweise Resonanz, in der dritten das Finetuning der Oszillatoren. Je nach Konfiguration in der Matrix der Mikrowelle ist das nur die Spitze des Eisbergs an Möglichkeiten. So hat jedes Modell seine speziellen Funktionen an Bord. Der 1006R kann zum Beispiel ein Initialisierungspatch an den Oberheim Matrix 1000 senden.

Das MIDI-FILTER

Jedes Modell verfügt über ein MIDI-FILTER. Das dient dazu, einen Buffer-Überlauf zu verhindern und das Timing zu verbessern. Auch das haben eine BCR2000 (s.o.) oder andere ultraflexible MIDI-Controller nicht.

Stereoping Controller für Matrix 1000 und Matrix 6/6R

Der MIDI CONTROL MASSAGE nach SYSEX Übersetzer

Gerade mein geliebtes Cubase hat schon immer Schwierigkeiten mit der Verarbeitung von SYSEX-Datenströmen. Sequencer können MIDI-CONTROLLER-Daten weit besser verarbeiten. Die Idee, die hier verwirklicht wurde ist, dass fast alle Parameter auf der Frontplatte über eingehende MIDI-CONTROLLER-Daten fernsteuerbar sind. Das sind die
MIDI-CONTROLLER-Nummern, die auf der Frontplatte stehen – praktisch. Für alles Weitere wie Hilfestellungen bei Timing-Problemen gibt es eine schön und eindeutig geschriebene Anleitung, die in englischer und deutscher Sprache verfügbar ist.

SC_1006R_detail

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Fazit

Die Synthesiasten, deren Modell durch die Stereoping Synth Controller bedient wird, können sich freuen. Hier hat man sich wirklich tiefgehend mit den zu steuernden Synthesizern beschäftigt und ist auf viele Besonderheiten eingegangen. Anstatt die Klänge über die umständliche Bedienoberfläche des Synthesizers zu bearbeiten, bietet der Stereoping Synth Controller 16 Drehregler und 3 beleuchtete Buttons, um den Sound intuitiv zu gestalten. Die Bedienung wird in vielerlei Hinsicht stark vereinfacht und auf eine Weise verändert, die Spontaneität erst ermöglicht. Im Grunde hat man das Gefühl, ein ganz anderes Instrument buchstäblich unter den Fingern zu haben. Ohne Controller wird lange überlegt, welcher Parameter anzuwählen wäre etc. Mit einem der Synth-Controller greift man schneller und intuitiver ins Geschehen ein und das verändert das Musizieren maßgeblich. Hier haben wir es mit einer Problemlösung zu tun, die viele von uns betrifft und nicht nur das Bedienen unseres eigenen Synthesizerparks erleichtert, sondern auch andere Geräte überhaupt erst interessant werden lässt. Und die Lösung kommt nicht aus der Industrie, sondern von einem von uns.

Plus

  • Funktionalität
  • Gehäuse
  • Styling

Minus

  • keine Endlosdrehregler (siehe Text)

Preis

  • UVP: 239,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Atarikid AHU

    Dass das Gerät keine Encoder hat, empfinde ich nicht wirklich als Nachteil. Man kennt das von den ganzen PG-Controllern von Roland. Die allermeisten Synthesizer mit Speicherplätzen bieten auch keine Encoder. Von daher ändert sich an der Arbeitsweise nichts. Die Teile sind für den Preis wirklich super. Und dass der Kerl weiß was er tut sieht man an seinen älteren Projekten… :)

  2. Profilbild
    monopuls

    Genau diese 3 Controller habe auch ich zusammengebacken und ich bin seeeehr zufrieden. Der Microwave und der Matrix1000 werden so zwar nicht ‚komplett‘ bedienbar – aber die Funktionsauswahl ist sehr gut und die Strukturierung der Parameter auf dem Panel nahezu vorbildlich.

    Am geilsten ist jedoch die DW8000 Bedienung. Der DW8000 zeigt doch tatsächlich die Bedienung der Parameter auf seinem Display an – Hammer!

    Also – volle Punktzahl für die Kisten. Bezahlbar (wahr scheinlich deshalb keine Encoder) – jetzt wo ich die analogen Schätzchen im Vollzugriff habe, guckt mein Virus TI schön blöd aus der Wäsche.

    Weiter so!

  3. Profilbild
    mhagen1

    Ich habe mittlerweile drei der Synth Controller (Matrix 1000, Alpha Juno und DW-8000). Der Zusammenbau war bei allen Geräten völlig problemlos und alles hat auf Anhieb funktioniert (ich bin nur Gelegenheitsbastler). Die Aufwertung besonders der Racksynths durch die „echten Knöpfe“ ist unbezahlbar. Endlich weg von der reinen Presetschleuder zum „richtigen“ Synthesizer. Mit Software-Editors habe ich mich ohnehin nie anfreunden können. Die Steuerung über einfache MIDI Controllermessages ist eine geniale Idee und funktioniert hervorragend! Encoder vermisse ich überhaupt nicht.

    • Profilbild
      mhagen1

      @mhagen1 Nachtrag nach 18 Monaten Erfahrung: die Stereoping Synth Controller sind wirklich hervorragend und mittlerweile auch mit Holzseitenteilen zu haben. Die sehen bei meinem vierten Controller für den Waldorf Pulse 1 wirklich edel aus. Auch Gregors Service ist unschlagbar gut!

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