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Synthesizer mit Hit-Garantie im Schlagerbereich

20. Mai 2023

Synthesizerstudio Bonn, Franzstraße 29

Ich war allein im Laden, mein Geschäftspartner war gerade unterwegs. Herein kam ein stattlicher älterer Herr und sein erwachsener Sohn. „Wir hätten gerne den ARP-Synthesizer.“
Hä? DEN ARP-Synthesizer?
„Welchen denn, da gibt es unterschiedliche Modelle.“
Der Herr dann in einem bestimmenden Ton: „Na den, den wir bei uns im Tonstudio haben!“
Dann habe ich sie aufgezählt: 2600, Odyssey, Axxe, Omni und zum Schluss Solist, eine beschissene Preset-Schleuder, die es nicht Wert war, im Laden vorführbereit, geschweige denn am Lager zu haben.
„Ja, den, haben Sie den da?“ „Nein, kann ich aber bestellen.“ „Liefern Sie ihn zu mir nach Hause in Köln, hier meine Adresse.“

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Als mein Kollege wieder zurück war, erzählte ich ihm, dass ein Heinz Gietz gerade da war und ich ihn für einen ziemlichen Idioten hielt.
„Heinz Gietz? Der große Gietz? Der war da?“
Ich kannte keinen Gietz, wohl aber Stockhausen und Kraftwerk. Ich habe den Synthesizer dann bestellt und ihn bei ihm zu Hause abgeliefert, im Hausflur hing ein riesengroßes Foto: Heinz Gietz mit Catherina Valente, ungeschminkt mit Pferdeschwanz, stehend vor einer Aufnahmeapparatur. Schwarz-weiß.
Sein Sohn Alex wurde später regelmäßiger Stammkunde und ich habe ihn dann mal gefragt, ob er mir das Foto überlassen würde, ist aber leider nichts draus geworden.

Als die ersten drei Oberheim OB-X ab Werk bei uns eintrafen, rief jemand an, stellte sich als Wolfgang Hirschmann aus Köln vor und bestellte den ersten OB-X. Den habe ich dann persönlich im Cornet-Studio in Köln-Braunsfeld abgeliefert, mir aber nichts dabei gedacht.

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Wenige Monate später schlugen nacheinander die bekanntesten deutschen Schlagerkomponisten bei mir auf und kauften je einen Oberheim OB-X. Irgendwann habe ich dann den Grund herausgefunden: Hans Schulz hatte für Andy Borg das Lied Adios Amor komponiert und so gut wie alle Instrumentenspuren mit dem Oberheim eingespielt. Das war wohl DER Sound, den alle haben wollten, sozusagen mit Hit-Garantie.

Hans Schulz, übrigens auch Produzent von Heino, wurde Stammkunde und kaufte sogar einen Fairlight für ein Höllengeld, den mein Mitarbeiter Norbert und ich zu ihm nach Hause in Essen-Borbeck lieferten. Ich hatte angedeutet, dass Lachsschnittchen prima seien. Wir haben den Fairlight abgestellt, jede Menge Schnittchen gegessen, Sekt mit Blue Curaçao getrunken, seine Frau war zwischenzeitlich auf der Toilette eingeschlafen, und fürchterlich gelacht, bis uns der Bauch weh tat, da wir den Fairlight nicht auspackten und nicht die Bohne beachteten. Hans Schulz meinte, er hätte vor einiger Zeit eine Rollei 35 in vergoldeter Ausführung für DM 25.000 gekauft und auch nicht ausgepackt. Da haben wir wohl minutenlang gelacht.

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Fazit
Das sind die wahren Geschichten jenseits von Transistoren und Widerständen.
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Forum
  1. Profilbild
    Dirk Matten RED

    Einige Jahre später, wir waren in einen zweistöckige Bungalow ins Gewerbegebiet Bonn-Lengsdorf umgezogen, unterhielt ich mich mit Alex Gietz als er auf die Reparatur eines Gerätes wartete, über dieses und jenes. Wir kamen im Gespräch auf das Cornet-Studio und die dortige Aufnahme zu „Das Lied von Manuel“, eines meiner absoluten Lieblingslieder. Die Single hatte ich mir gleich bei Erscheinen zugelegt. Alex meinte, dass es seine Stimme in der Zeile „Das Lied von Manuel“ sei und dann sagte er nur: „Asche, Asche, Asche.“ Ich glaube, ich höre es mir gleich mal wieder an: https://www.youtube.com/watch?v=YWQy-mJDDvM

  2. Profilbild
    Nik Elektrik

    „Mehr wahre Geschichten!“ und „Wir wollen endlich alles in Buchform!“ hört man allerorten das elektrisierte Nerdvolk skandieren…

    „BONN-BONS – Analog-Anekdoten aus den Anfängen“ würde ich sofort kaufen! 😎

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      Dirk Matten RED

      @Nik Elektrik Ich bevorzuge kleine Geschichten in kleinen Happen und das online zum direkten Gedankenaustausch mit den Lesern. Außerdem brauche ich immer einen Anstoß, um in der Zeitmaschine zurück auf eine spezielle Begebenheit zu fahren. So auch gestern von meinem lieben Redaktionskollegen Sven Rosswog.

  3. Profilbild
    Dirk Matten RED

    Am Telefon
    „Synthesizerstudio Bonn, Matten – guten Tag.“
    „Guten Tag, hier ist das Büro von Heino in Bad Münstereifel. Heino möchte gerne einen Oberheim kaufen. Kann ein Texifahrer den gleich bei Ihnen abholen?“
    Hmm, kurz überlegt, fieser Trick, mich abzuziehen?
    Dann: „Klar, geben Sie dem Taxifahrer bitte einen Scheck über DM 13.685,- mit.“
    Der Taxifahrer kam, der Scheck ging klar.

    • Profilbild
      MartinM.

      @Dirk Matten Gehe ich recht in der Annahme, dass sich dies in den späten Siebzigern zugetragen hat? Meines Wissens litt die Schlagerbranche damals unter der Welle der Discomusik (ab etwa 1976), wohl auch weil man stylistisch den Anschluss verlor. Dass die Schlagergrößen plötzlich Synthesizer haben wollten — obwohl sie weder Ahnung davon noch eine rechte Verwendung dafür hatten — erscheint mir als Verzweiflungstat. Auf welchem Heino Song mag wohl dieser Oberheim zu hören sein? Oder wurde der am Ende auch nicht ausgepackt?

      • Profilbild
        Dirk Matten RED

        @MartinM. Einen genauen Zeitpunkt kann ich nicht bestätigen, glaube aber, dass gerade Wolfgang Hirschmann wie viele andere Toningenieure und Komponisten immer auf der Suche nach neuen unverwechselbaren Sounds waren, die ihre Produktionen einzigartig machten. Darüber hinaus konnte ein polyphoner Synthesizer ein ganzes Arrangement bestreiten, die Anmietung von teuren Orchestern und Studiomusikern entfiel damit – also vor allem auch ein finanzielles Argument. Kurz gesagt ein professionelles Werkzeug und keine Spielkiste wie bei vielen Amateuren. Ich gehe davon aus, dass Heino mit seinem Oberheim Arrangements entwickelt hat, habe aber dazu keine näheren Informationen.

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        Dirk Matten RED

        @MartinM. Interessanter Artikel zu Wolfgang Hirschmann auf Wikipedia, die Details waren mir so nicht bekannt.
        https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Hirschmann_(Musikproduzent)
        Und hier ein Artikel über ihn: https://www.jazzzeitung.de/cms/2022/01/der-klangregisseur-wolfgang-hirschmann-zum-85/

        Und zu Conny Plank: Im Kölner Rhenus-Tonstudio fand er sein erstes musikalisches Zuhause und konnte sich austoben. Sein Mentor, Tonmeister Wolfgang Hirschmann, erkannte Planks Talent und ließ ihn nicht nur gewähren, sondern gab dem jungen Mann schnell verantwortungsvolle Aufgaben – darunter als Ton-Assistent bei Marlene Dietrich-Konzerten und als Toningenieur bei einer Session, die entscheidend für Planks Karriere werden sollte: Die US-Jazzgröße Duke Ellington bereitete sich im Studio für Auftritte mit seinem Orchester vor. Plank bekniete ihn, doch direkt auch etwas aufzunehmen – und Ellington willigte ein. https://www.dw.com/de/conny-plank-der-meister-der-kl%C3%A4nge/a-54071048

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        EinTon

        @MartinM. In den Früh-Achtzigern hörte man Synthesizer und auch Drummaschinen generell auf vielen Schlagerproduktionen, nicht nur auf solchen, die Disco-beeinflußt waren. Ich würde meinen, dass Synthesizer und deren Sounds damals generell im Trend lagen – jeder wollte sie haben (oder war genötigt, sich an den Zeitgeist anzupassen…), also nicht nur die Elektrofraktion sondern auch Rockbands (Survivor, Bruce Springsteen, Dire Straits, Police, BAP…) Filmmusiker und eben auch Schlagerproduzenten.

        Beliebt waren bei letzteren u. a. kitschige Flächen- und Glöckchensounds. Auf folgendem (besonders penetrantem…) Schlager ist – wenn ich mich nicht verhöre – mit Ausnahme der Gesangsstimmen (Leadgesang und Backgroundchor) das gesamte Arrangement synthetisch produziert. Mit Disco hat die Musik gleichwohl nichts zu tun.🙂 :

        https://www.youtube.com/watch?v=Two4sx2Y2cE

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          MartinM.

          @EinTon Ich beziehe mich da nur auf einen Stern-Artikel aus den späten Siebzigern, den ich noch irgendwie im Gedächtnis habe, über die Verkaufsflaute in der Schlagerbranche. Und da rollte gerade die Disco-Welle. In den USA haben ja ein paar Radiomoderatoren schon 1979 diese Welle für beendet erklärt — allen Ernstes mit einer öffentlichen Plattenverbrennung. Aber da ging es wohl um so ein schwarze Musik – weiße Musik Ding. Disco ist bis heute nicht tot, es bekommt nur immer wieder neue Namen — Club, Dance, EDM usw,
          Dass später auch der deutsche Schlager elektronischer wurde, ist bestimmt auch dem Kostenfaktor geschuldet, da stimme ich Dirk Matten vollkommen zu, da wurde aber auch wieder nach neuen Stilen gesucht. Und das Ergebnis war für meine Begriffe die „Neue Deutsche Welle“ ab 1982.
          Mich amüsiert aber die Vorstellung von Heino an einem sauteuren OBXa mit dickleibigem englischen Handbuch. Ja, kitschige Preset Sounds sind da wohl am Ende übriggeblieben — siehe auch den Kommentar von Markus Galla weiter unten. Das ist dann aber ein Widerspruch zu Dirk Mattens Aussage, die Schlagerproduzenten wären auf der Suche nach unverwechselbaren Sounds gewesen.

          • Profilbild
            Dirk Matten RED

            @MartinM. Aus Wikipedia zu Schlager

            Als Schlager werden allgemein leicht eingängige instrumentalbegleitete Gesangsstücke der populären Musik mit oft deutschsprachigen Texten bezeichnet. Das Spektrum reicht dabei von ernsten und sentimentalen Texten bis hin zu fröhlichen und humorvollen Texten. Manche Schlager entwickeln sich zu sogenannten Gassenhauern. Ausgehend von populären Operettenmelodien machte sich seit den 1920er Jahren der Einfluss von jazzigen Rhythmen und Harmonien in der Schlagermusik bemerkbar.

            Seit den 1950er Jahren wird Schlager als „schwer zu umgrenzender Begriff in der neueren Unterhaltungsmusik“ sowie als „Kurzform für leicht eingängige Tanz- und Unterhaltungsmusik“ beschrieben. Microsoft Encarta definierte 2003 Schlager als „einerseits kommerziell erfolgreiches Musikstück, andererseits als eine Gattung der Unterhaltungsmusik“. Kennzeichnend seien „einfachste musikalische Strukturen und triviale Texte, die an das Harmonie- und Glücksverlangen des Zuhörers appellieren“. Dabei seien „die Grenzen zur Popmusik und volkstümlichen Musik fließend“

  4. Profilbild
    Dirk Matten RED

    Einige Jahre später besuchte ich mit meinem im August letzten Jahres leider verstorbenen Mitarbeiter Achim Lenzgen Hans Schulz in Essen, um ein Laufwerk in seinem Fairlight auszutauschen. Das fand in einem großen Treppenhaus statt.
    Heino erschien mit seiner Tochter.„Guten Tag, die Herren“ und eilte die Treppe rauf in den oberen Wohnbereich.
    Dann hörten wir, wie sie Weihnachtslieder sangen, mehrere und immer wieder. Merkwürdig, war es doch Sommer. Sie probten für Heinos neue Weihnachtsplatte.

  5. Profilbild
    Unimoog

    Der Laden hatte eine tolle Atmosphäre, der Bungalow war irgendwie zu clean. Leider reichte es bei mir nur zum Axxe. Der 2600 war ein Traum. 1979, Student. Und euer Katalog war das, was man heute Porno nennt.

    • Profilbild
      Stratosphere AHU

      @Unimoog Hab mir den aus Werbebroschüren bestehenden Katalog gegen etwa 2 Mark 40 in Briefmarken auch regelmäßig zuschicken lassen und dann stundenlang geträumt.

  6. Profilbild
    chardt

    Auch Tony Banks hat sich gefreut, dass sein Pro Soloist eine „beschissene Preset-Schleuder“ ist, so konnte er schneller mit dem Musikmachen anfangen ;)

  7. Profilbild
    Camel

    Auha, da komme ich mir vor, als wäre ich eine ganz, ganz kleine 5mm LED in meinen damaligen Formant Synthesizer Panels.
    Da kommt doch glatt einer in die Franzstr. nach Bonn und möchte „nur“ den MFB- Sequencer (Juli 1981) für 480 DM kaufen. Oberheim’s und ARP’s waren finanziell nur Träume und definitiv nicht erreichbar. War der Verkauf von Low-Budget Devices für euch nicht eher peinlich?
    Nur ne Frage! Damals gab es kein Internet und ich hatte euch telefonisch kontaktiert…
    Bitte weiter so mit den „kleinen Geschichten!

    • Profilbild
      Dirk Matten RED

      @Camel Mit dem MFB-Sequencer hat Bernd Gössling von Alphaville das Solo für Forever Young programmiert. Extrem peinlich.

    • Profilbild
      Stratosphere AHU

      @Camel Habe 1981 meinen ersten Synthesizer in Bonn gekauft. Die Beratung von Dirk Matten war so wie sie sein sollte. Ich habe meine Vorstellungen und mein bescheidenes Budget als Student genannt, und er hat mir dann den besten passenden Synthesizer verkauft: einen Moog Rouge den es heute noch gibt. Peinlich war da nix.

  8. Profilbild
    Flowwater AHU

    > […] Ich kannte keinen Gietz, wohl aber Stockhausen und Kraftwerk. […]

    Hahahaha! 😂 Ganz großes sprachliches Kino! Nicht, dass MIR ein Herr Gietz etwas sagen würde … aber bei dem Satz musste ich erst einmal lachen! 😀

  9. Profilbild
    the_sequencer

    Schöne Synthesizer Story. Heinz Gietz hatte ich nie auf dem Schirm, trotz seiner Erfolge. Hatte die Ehre vor vielen Jahren mal Hazy Osterwald (R.i.P.)kennenzu lernen, da mein Vater ihn für einen Event engagierte. Kriminal tango und andere 60er Schlager Bill Ramsey. „die Beine von Dolores“ dürften ja wohl noch ohne Synthies produziert worden sein. Jetzt könnte man mal Schlager der 80er Heino und Andy Borg produktionen nach Fairlight und Oberheim Sounds durchhören haha …PS mein erster Syth war auch ein Rogue und eine Hohner Bonanza Orgel, die klang richtig fies….beide sind noch auf dem Speicher… Synthesizer Bonn kannte ich nur aus der Keyboards….in Frankfurt war es Musik Schmidt…und der Pflichtbesuch der Musik Messe..(R.i.P)… Gruß aus FFM…

    • Profilbild
      TobyB RED

      @the_sequencer Tatsächlich gäbe es da viel zu hören, du findest im Schlager der Achtziger und Neunziger von Oberheim bis Synclavier, Linndrum, Simmons. Meine OB Matrix 1000 sind aus einem Schlagerstudio vier Dörfer weiter, meine Linn Drum aus einem Tonstudio 3 Dörfer weiter. Diverse Effektgeräte auch. Im Prinzip kommt es nur auf die Spielweise an ob es nun Schlager oder EDM wird. Der Sprung vom Helene Fischer Sound zu Scooter ist nicht wirklich groß. Grüsse aus der Wetterau.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @TobyB Ich war schon immer von der Rotwein (oder hier Sekt mit BC) besäuselten High-End Qualität einiger Schlagerproduktionen betört. Das knallt(e) voll rein! Dirki hat dazu beigetragen daß Millionen Rentner ihre Nebenwirkungen voll genießen konnten, standesgemäß auf BRAUN-DUAL-UHER HiFi-Kombos, wie mein Papa die hatte. Mit GRUNDIG Design-Satelliten und Subwoofer als 2.1-System, muss der Knaller in den 60-70ern gewesen sein.

        • Profilbild
          Dirk Matten RED

          Mein Part dazu war lediglich, den Kunden ihre Bitte nach einem Oberheim Synthesizer zu erfüllen, eine Beratung hatte nie stattgefunden, das sollte eigentlich aus meinem ursprünglichen Beitrag deutlich hervorhehen. Vorzugsweise habe ich mich aber mit jungen Interessenten lange zusammengesetzt und versucht, gemeinsam zu ergründen, wo deren Begabung und Leidenschaft lag und in welche Richtung sie sich entwickelt könnten (siehe Eintrag Nr. 11 in meinem Gästebuch https://www.elektropolis.de/gb.html). In dem Sinne habe ich mich nie als einen schnöden Musikladen verstanden, sondern als Galerie für elektronische Kunst, was mir vor einigen Jahren auch Florian Schneider bestätigte.

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Dirk Matten Fakt: Ohne Oberheims und Fairlight vom Synthesizerstudio hätte Schlager anders geklungen. Kunst hin oder her, einen gewissen Anspruch wollte ich auch nicht in Abrede stellen. 😉

  10. Profilbild
    Tomtom AHU 1

    Schöne Stories! 😂 Bitte mehr davon! Ich hab noch als Schüler Anfang 1986 angefangen die KEYBOARDS zu lesen, daher wusste ich: in Bonn gibt’s die unerreichbaren Traumteile! Wir hatten in Dortmund damals Jellinghaus, die auch zu der Zeit noch recht umtriebig waren und auch (glaube ich) Erweiterungen für Synthesizer (DX7?) gebaut und verkauft hatten. Aber die richtig geilen Teile hatten die auch eher selten auf Lager. 😎

  11. Profilbild
    camarillo

    Den großen Heinz Gietz kannte ich bis heute nicht, ebensowenig Wolfgang Hirschmann. Dafür kannte ich meinen Onkel, der als Schlagerproduzent, -komponist und -texter mit beiden zusammen gearbeitet hat. Wusste ich aber eben bis heute auch nicht. 😄

  12. Profilbild
    Markus Galla RED

    Die goldene Zeit des Schlagers. Ich habe schon immer die extrem hohe Qualität deutscher Schlagerproduktionen der 50er bis Mitte der 80er bewundert. Während andere längst Musik nur noch in Beatles Besetzung produzierten, kamen im deutschen Schlager noch Orchester zum Einsatz, dann die Synths. Man hatte immer ein Gespür für Sounds. Als ich mit gerade mal 14 Jahren in einer Tanz & Show-Band als semi-professioneller Keyboarder begonnen habe, hat mich und meinen Casio CZ1 oft der eine oder andere Synthie Sound vor ein Rätsel gestellt. Den Adios Amor Sound konnte ich noch ganz gut mit einem der beiden monofonen Solosynth Presets des Yamaha PS-55 nachstellen. Der ging auch für „Keine Sterne in Athen“. Irgendwann gab es dann in der Zeitschrift Keyboards einen ähnlichen Sound für den CZ1 zum Abtippen. Hätte ich damals doch den daneben stehenden Juno-106 genommen, hätte ich es leichter gehabt. Aber der hatte weniger Stimmen und „konnte kein Klavier“. Ja, als Jugendlicher musste man Prioritäten setzen.🤣 Dann kam der D50 Staccato Heaven in den Schlager. Mein Kawai K1 hatte einen ähnlichen Sound (es war, glaube ich, Ricochet). Der konnte auch Jan Hammer. Kaum ein Sound wurde dann in später inflationärer im Schlager gebraucht als Staccato Heaven, z. B. bei den Flippers, wenn ich mich richtig erinnere. Ja, das waren noch Zeiten. Und heute klingt alles gleich.

    • Profilbild
      Viertelnote AHU

      @Markus Galla weil Du grad „Flippers“ sagst (eine meiner Lieblingsbands im Schlagerbereich)
      gerade das ’88er Album „Nur für Dich“ finde ich mit am Stärksten produziert.
      Luftig und es groovt wie Sau. Natürlich D-50 bis zum Abwinken, aber mich sprechen gerade
      die sehr guten Sequencerlinien total an.

      🙂netter lieber Gruß

      • Profilbild
        Dirk Matten RED

        @Viertelnote Die beiden Produzenten Karl-Heinz Ruppich und Uwe Busse kamen auf Vermittlung von Axel Beitung zu mir, der bei mir in den 70ern einen ARP Axxe erworben hatte. Er rief mich an, ich möge doch bitte die beiden Herren persönlich beraten. Am Ende stand dann ein Sequential Prophet 2000 mit der hauseigenen Soundlibrary, ein Oberheim Matrix-1000 und ein Sequential Drumtraks auf dem Zettel. Das Ergebnis ist hier zu hören. Ganz wunderbar.
        Lotusblume: https://www.youtube.com/watch?v=8uo1d1to6mE
        Axel Breitung: https://de.wikipedia.org/wiki/Axel_Breitung

        • Profilbild
          Viertelnote AHU

          @Dirk Matten Herzlichen Dank für diesen Einblick, sehr interessant.
          Uwe Busse verrät auch in seinem YouTube-Blog, daß er bei seinen
          eigenen Singles (damals noch unter Peter Tobias) einen Jupiter-4 mit
          Stimmungsproblemen verwendet hat.

          netter freundlicher Gruß🙂

  13. Profilbild
    paolostylo

    -„…und zum Schluss Solist, eine beschissene Preset-Schleuder, die es nicht Wert war, im Laden vorführbereit, geschweige denn am Lager zu haben.“

    -„…und fürchterlich gelacht, bis uns der Bauch weh tat, da wir den Fairlight nicht auspackten und nicht die Bohne beachteten.“

    -„Hans Schulz meinte, er hätte vor einiger Zeit eine Rollei 35 in vergoldeter Ausführung für DM 25.000 gekauft und auch nicht ausgepackt. Da haben wir wohl minutenlang gelacht.“

    -“ Heino möchte gerne einen Oberheim kaufen. Kann ein Taxifahrer den gleich bei Ihnen abholen?“
    Hmm, kurz überlegt, fieser Trick, mich abzuziehen?
    Dann: „Klar, geben Sie dem Taxifahrer bitte einen Scheck über DM 13.685,- mit.“
    Der Taxifahrer kam, der Scheck ging klar.“

    Ich weiß nicht, was ich hier geiler finde, die Leserstory oder die Kommentare.

    DANKE DIRK!!!

    • Profilbild
      camarillo

      @Dirk Matten „Im Wagen vor mir“ hat mir als Kind sehr viel Spaß gemacht. Das „Radda, Radda, Raddadadadaa“ hat sich wohl für immer tief bei mir eingebrannt. Vor gar nicht langer Zeit habe ich mir aber auch noch ein paar der Hansen Boys & Girls/Hansen Quartett Sachen und das von Blum komponierte „Dort wo der Goucho singt“ angehört. Ehrlich gesagt nicht zu Ende, aber zumindest reingehört ;-)

      Herzlichen Glückwunsch, auch wenn er das hier nicht lesen wird.

      https://www.youtube.com/watch?v=WsiCRTEo1Tg

  14. Profilbild
    Staalplaat

    -„…und zum Schluss Solist, eine beschissene Preset-Schleuder, die es nicht Wert war, im Laden vorführbereit, geschweige denn am Lager zu haben.“

    -„…und fürchterlich gelacht, bis uns der Bauch weh tat, da wir den Fairlight nicht auspackten und nicht die Bohne beachteten.“

    Das sind Aussagen, die ich extremst unsympatisch finde.
    Gerade die bezüglich der „beschissenen Preset-Schleuder“. Wenn das der damalige Schnack/Ton bei euch war, prost Neujahr. Scheint sich dann wohl irgendwie bis in die heutige Zeit durchgemogelt zu haben.
    Und falls es einfach nur „modern flapsig“ rüberkommen sollte, ließe sich das sicher auch weniger abfällig bewerkstelligen.

    Schade eigentlich, weil so alte Anekdoten immer sehr nett und unterhaltsam sind.

    Wie auch immer, jedem das seine, wie er mag und wie er kann…

    • Profilbild
      Dirk Matten RED

      @Staalplaat Das war kein Schnack, das war meine ureigendste Überzeugung und die wollte ich in meinem Text genau so darstellen. Gerne zitiere ich nachfolgend Heinz Funk:
      Sicherlich müssen zugunsten leichter und schneller Bedienbarkeit auf der Bühne Kompromisse mit Einschränkungen der Vielseitigkeit erkauft werden, und sicherlich werden im Zuge der Sucht nach neuen, musikalischen Ausdrucksmitteln „Quasi Synthesizer“ mit ein paar vorgefertigten Klangfarben und Effekten den Markt in zunehmendem Maße beleben, in allen möglichen Varianten, wie wir sie bei Orgeln zwischen 100 DM und 100.000 DM schon zu unterscheiden vermögen. Der echte Synthesizer aber ist kein Musikinstrument in diesem Sinne, er ist vielmehr ein System der Entfesselung und des Sezierens, der operativen Auftrennung aller nur denkbaren Nervenpunkte am komplizierten Organismus eines Tones oder Schallereignisses, und ihrer Wiederzusammenfügung in beliebiger Gesetzlosigkeit. Je willkürlicher, je komplizierter, je unberechenbarer dieses System arbeitet oder bearbeitet werden kann, desto reizvoller und interessanter ist es. Zumindest für den, der das sucht, was bisher noch kein Musikinstrument zu bieten vermochte, den Vorstoß in einen unbegrenzten Raum von Möglichkeiten, in dem man fasziniert und resigniert zugleich die Hilfslosigkeit unserer Vorstellungskraft erkennen muß.
      Funkschau, Heft 23, 1973
      https://www.elektropolis.de/ssb_story_heinz_funk.htm
      https://www.elektropolis.de/ssb_anzeige_87_06.htm

    • Profilbild
      Dirk Matten RED

      @Staalplaat Von ARP hatte ich den 2600, Odyssey und den Sequencer im Laden/Lager. Solist und Omni standen aber auch auf der Preisliste, die ich gerne auf Anfrage verschickte.
      Ein Berliner Erstkunde bestelle schriftlich den ARP Omni, den musste ich bestellen und nachdem ich ihn nach Berlin geschickt hatte, bekam einen bitterbösen Brief, in dem der Kunde schrieb, dass das ja ein richtig beschissenes Teil sei und er davon ausging, wenn dieses auf meiner Preisliste zu finden sei, dass das auch eine Empfehlung sei, sozusagen ein Gütesiegel in Sachen Synthesizer. Recht hatte er. Habe die Preisliste dann überarbeitet. Später wurde ich von vielen Kunden angesprochen, dass sie sich für das Synthesizerstudio Bonn entschieden hatten, da es da ganz bestimmte Synthesizer nicht gab. Ich bin in meinem Leben noch nie jemandem in den Arsch gekrochen, kann ganz hervorragend in den Spiegel gucken. So ist das.

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