WIE DAS STREAMING DIE MUSIK AUFFRASS
Ja, ich gebe es zu: Ich habe nicht immer für die Musik bezahlt, die sich auf meinem Rechner befindet. Als Teenager war mir nicht klar, was dieses Verhalten letztlich für Künstler bedeutet und umso spannender fand ich die Doku, die ich vor Kurzem im Internet fand: „Wie das Streaming die Musik auffraß“ beleuchtet in meinen Augen ganz wunderbar das Dilemma, in dem wir uns befinden. In der etwa 50-minütigen Dokumentation berichtet der französische Musik-Journalist Sophian Fanen darüber, wie sich die Art, Musik zu hören im Laufe der jüngsten Zeit verändert hat. Wie vermutlich viele von uns, wuchs Fanen in einem kleinen Örtchen auf, in dem die Auswahl des einzigen Plattenladens durch die Vorlieben des Inhabers bestimmt wurde. Die Suche nach einer bestimmten CD oder Schallplatte verlief daher deprimierend oft erfolglos und die Wege, etwas Neues für sich zu entdecken, waren beschwerlich. In der Zeit von Schallplatten und CDs war man bereit, zum Teil horrende Summen für Sonder-Editionen bestimmter Alben zu zahlen und verehrte sie zu Hause meist für jeden Besucher sichtbar im offenen CD-/Platten-Regal.
Wie das MP3-Format alles veränderte
In den späten 1990er-Jahren sollte sich der Zugang zu und die Vermarktung von Musik aber grundlegend verändern. Mit der Entwicklung des MP3-Formats benötigten Musiker keine großen Labels mehr, um weltweit Bekanntheit zu erlangen, den Internetplattformen wie Napster ermöglichte es jedem, Musik vom heimischen Rechner aus hoch- oder herunterzuladen.
Trotz der Kinderkrankheiten des vom Fraunhofer Institut entwickelten Dateiformats, das alle klanglichen Informationen, die das menschliche Ohr angeblich nicht wahrnehmen kann, aus dem Signal entfernt, erfreute sich Verbreitung der Musik über die Musiktauschbörsen seit 1999 stetig wachsender Beliebtheit.
Die rechtliche Grauzone, in denen sich diese Aktivitäten damals bewegten, hielten kaum jemanden davon ab, sich eine enorme Anzahl von Songs auf die eigene Festplatte zu laden. Viele sahen die Musikbranche durch diese Entwicklung auf ihr Ende zusteuern und auch Versuche, Downloads kostenpflichtig und auf legale Weise zur Verfügung zu stellen und damit das Konzept des Plattenladens in das Internet zu verschieben, waren nicht wirklich erfolgreich. Für etwas zu bezahlen, was man anderenorts kostenlos bekam, war für viele nicht wirklich attraktiv.
Musikkonsum heute
Als ab etwa 2020 nahezu überall schnelles Internet verfügbar war und die überwiegende Mehrheit der Menschen über ein Smartphone verfügte, breitete sich das Streaming in rasanter Geschwindigkeit aus. Fanen spricht in seiner Dokumentation von einer Revolution in der Musik, die es ermöglicht, Musik in Echtzeit ohne Download jederzeit und an jedem Ort hören zu können. Aber auch diese Entwicklungsphase verlief nicht ohne Probleme. Man mag von Streaming-Plattformen wie Deezer, Spotify und Co. halten, was man will, aber diese Dokumentation ist in meinen Augen definitiv sehenswert und erhellt zumindest die Entwicklung dessen, was uns heute allgegenwärtig umgibt ein bisschen.
Mich würde brennend interessieren, wie du zum Thema Streaming stehst und wie du den Wandel von der Platte/der CD hin zu Musik auf Rechner und Smartphone erlebt hast.
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Danke für den Tip ! 😀
Solche Videos sehe ich immer wieder gerne.
arte hat sich ja über Jahre hinweg auch einen hervorragenden Ruf in Sachen Dokus erarbeitet.
Die Veränderungen der Musikwelt durch streaming waren wirklich enorm.
Auch für mich ist Streaming inzwischen absolut unverzichtbar geworden.
Im Gegensatz zu den Meisten aber geht mir Streaming mittels Schlauphon gänzlich am Popöchen vorbei. Daß viele Aufnahmen heute im Hinblick auf die Endabhöre, also eben oftmals das Handy, zielgerichtet abgemischt und gemastert werden, hat leider zu einer zunehmend schlechteren Klangqualität geführt.
Eigentlich ein Paradoxon, wenn man bedenkt, was heute mit all „unserer“ Technik möglich ist, aber seltenst realisiert wird.
@SoundForger2000 > […] Auch für mich ist Streaming inzwischen absolut unverzichtbar geworden. […]
Als Konsument oder als Vertriebsweg Deiner eigenen Musik?
@Flowwater Primär als Konsument, wobei ich hier Internetradio EXPLIZIT mit einbeziehe.
Da ich im Bereich Mastering und Post Production tätig bin bearbeite ich für Musiker/Mixer (hier speziell Electronica / EDM) deren Mixe. Hier bin ich dann oftmals damit konfrontiert, daß Klangqualität dort nicht wirklich zählt. Hauptsache laut ! Ich hatte schon Mixe von DJs, die waren in Mono. Auf Nachfrage hieß es dann … „Ups, ist mir beim Mixen gar nicht aufgefallen“.
Zum Thema Streaming-Qualität der Services wie Amazon, Spotify & Co. gäbe es sicherlich viel zu sagen, lassen sich diese doch nicht wirklich in die Karten gucken.
@SoundForger2000 Ah, das mit der nachlassenden Klangqualität ist mir auch schon aufgefallen, ich hielt es aber für ein absichtliches Stilmittel — so eine Art Tapesimulation. Z.B. Charthits wie Blinding Lights, As it was und Flowers. Das Smartphone als Masteringziel ist natürlich eine schlüssigere Begründung!
Eine interessante Doku, in der alle beteiligten Seiten gleichermaßen zu Wort kommen. Mich irritiert nur, dass gegen Ende das Streaming wie eine Demokratisierung des Musikmarktes dargestellt wird, aber gleichzeitig bemängelt wird, dass noch immer Labels und Produzenten den Löwenanteil der Erlöse kassieren. Kann ein Künstler, der sich selbst produziert, nicht die Prozente für Label und Produzent einstreichen? Ich frage ernsthaft, weil nix wissen! Mein Wissensstand ist da auf dem Level von 1985, wo man an Plattenverkäufen mit der GEMA Gebühr für Komposition und Text mehr Geld verdiente als mit der Interpretation. Auf eigene Kosten selbst zu produzieren, war damals zwar schon machbar, aber man kam dann für den Vertrieb trotzdem nicht an den Labels vorbei.
@MartinM. , grundsätzlich kommst du ab einem gewissen Level nicht um GEMA, GVL und Co rum. Grade wenn du produzierst, textest und komponierst und dann selber veröffentlichst. Man muss das ganzheitlich finanziell betrachten. Und das wird im Zeitalter von Streaming und Internetradio immer wichtiger. Allerdings muss man sich verdeutlichen, dass hier zeitlicher Aufwand und Planung nötig ist. Ebenso möchten etwaige Einnahmen ordentlich verbucht werden. Der Aufwand steigt linear mit der Anzahl der Veröffentlichungen. Ist im Prinzip eine grundsätzliche Entscheidung. Ich hab für mich festgelegt, dass ich mich nicht an ein Label binden möchte, jedenfalls nicht dauerhaft.
Spannend, danke für den Tipp!
Guter Beitrag, vor allem in Bezug aufgegangene und aktuelle Trends! Wir als Produktionsteam sehen Streaming Dienste ähnlich wie Radio Sender – Als reines Primo Tool.
Besonders gute Erfahrungen wegen Lautstärken/Klangergebnissen haben wir mit Masterversionen mit knapp -8/-7 LUFS erzielt und bei Radio Sendern mit einem Limiter Output von -1db, da diese oftmals einen eigenen EQ/Limiter drauf packen.
Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass die Qualitätsunterschiede stark variieren und sich dadurch zum einen der Streaming Markt mit knapp 30.000 täglichen Uploads auf Spotify rasant zu einem attraktiven Promo Tool entwickelt hat sowie der überschwemmte Markt für kleine bis mittelgroße KünstlerInnen nicht wirklich als Einnahme Quelle hinzugezählt werden kann. Jedoch bietet das für den Konsumenten ein lukratives Angebot, auch wenn nicht jede KünstlerIn Musik auf den o.g. Plattformen zur Verfügung stellen möchte bzw. muss.
Wie sind Euere Erfahrungen? :-)
@Cheap Sunday Masters mit -8/-7 LUFS sind aber schon sehr sehr laut.
Die produzieren immer auch mächtig TP Overs. Ich habe bis über +4dB TPFS gemessen !
Ich beschränke mich bei „Groove Mucke“ wie Funk, EDM, Hip-Hop meist auf ca. -10LUFS. Drunter nur selten.
Interessant finde ich, daß Internetradio inzwischen oftmals besser klingt als Spotify & Co, oder CD. Die Leistungsfähigkeit moderner Broadcast Prozessoren wie ORBAN’s Optimod ist schon erstaunlich. Leider wird was Oberbass und RMS-Level betrifft meist mächtig übertrieben um auch auf eher schwachbrüstigen Abhören die unter 80Hz kaum noch was rüberbringen, eindrucksvoll zu klingen. Die dominate Ausrichtung auf Schlauphöner, Boom Boxes & Co. halte ich als Audiophiler für eine Katastrophe. Mir gruselt es schon wenn ich eine NS-10 M als finale Abhörreferenz sehe. 😠
Von Audio Cubes mal ganz zu schweigen.
Mein Eindruck ist, daß 99% der Hörerschaft auf gute Klangqualität keinen Wert mehr legt.
Traurig, traurig. 😕
Ich bin da zweigespalten, klar, der Zugang zu Musik ist so einfach wie nie zuvor, aber Musik hat insgesamt an Wert verloren, einfach weil es nix besonderes mehr ist. Aber auch ich kaufe kaum mehr Tonträger außer von Liebhaberbands.
Mit dem Verschwinden des CD-Schachts aus Autoradios, werden physische Medien künftig ein absolutes Nischendasein führen.
ich fände nach wie vor eine gute Sache, wenn physische Tonträger extra Tracks der Künstler enthalten, die es so nicht im Streaming gibt (zumindest nicht legal). Dann gäbe es auch einen grösseren Anreiz physische Medien zu kaufen und das Sammlerherz würde höher schlagen.
Ich möchte Streaming nicht mehr missen – die Möglichkeit, nahezu alles jederzeit und an jedem Ort verfügbar zu haben.
Problematischer und schädlicher für die Musikvielfalt finde ich, dass mittlerweile zu einem nicht unerheblichen Teil Investoren darüber entscheiden, was produziert wird und in den Charts landet.
Klar, Musik von guten unbekannten Künstlern wird weiterhin produziert – aber nahezu ohne eine nennenswerte Aussicht, einer größeren Masse bekannt und kommerziell erfolgreich zu werden.
Das spiegelt sich in den Charts der letzten 15 bis 20 Jahre wider – Künstler und Musik sind bis auf wenige Ausnahmen austauschbar.
Aber natürlich trägt auch das Streaming zu einer gewissen Eintönigkeit bei: Dass ein Track überhaupt erst nach 30 Sekunden Hörzeit Geld für den Künstler abwirft, fördert sicherlich nicht die Kreativität – ein langes, Spannung aufbauendes Intro ist da natürlich kontraproduktiv.
Meines Erachtens ist gerade beim Blick auf die aktuellen Charts das Wort „Künstler“ oder sogar „Musiker“ oftmals nicht angebracht – jedenfalls dann nicht, wenn der „Künstler“ nur ein Vehikel zum Promoten des Songs ist; die Musik nicht selbst geschrieben und produziert und fehlendes Gesangstalent wird mit Auto-Tune korrigiert. Womöglich auch eine Folge des Streamings und den Gesetzten des zugrunde liegenden Marktes?!
@andifrank112 Genau us den von Dir genannten Gründen interessiert mich Streaming nicht die Bohne. Ich höre vorwiegend Musik, die nach 30 Sekunden gerade mal das Fade-In des jeweiligen Tracks beendet hat. Zudem will ich die Musiker direkt unterstützen. Das mache ich, indem ich Musik ganz altmodisch kaufe – meistens über Bandcamp – und dann vorwiegend als CD oder Vinyl, wenn es das nicht gibt als Download (und da dann als unkomprimiertes FLAC).
Und danach wird diese Musik … GEHÖRT! Und zwar rauf und runter und immer wieder von vorne, in Dauerschleife. Egal ob Vladislav Delay, GAS (Wolfgang Voigt), monolake (Robert Henke), Martin Stürtzer, Audhentik oder Basicnoise (nur um mal ein paar zu nennen). Ich brauche eine Weile keine andere Musik. Ich habe einen irren Spaß daran, diese Musik zu verinnerlichen, sie zu ERLEBEN. Und nicht mal eben schnell im Hintergrund zu hören, nur damit da irgendwie ein Hintergrundgeräusch ist.
Da ich YouTube-Premium habe, bekomme ich obendrein auch YouTube-Music dazu. Und da mache ich mir alle paar Monate mal den Spaß, die Top-100 von YouTube-Music durchzuhören … oder zumindest alle anzuspielen. Ich habe noch nie so schnell durch Musik geklickt … weil mich das fast alles anöded. Alles das Selbe, Rapper ohne Talent aber mit viel Autotune, Musik ohne Seele, alles nur gemacht, um die Massen an ADHS-Handywischern irgendwie einzufangen.
Danke, ohne mich.
Streaming ist eine ambivalente Sache, oder einfach ausgedrückt: es ist kompliziert.
Auf der einen Seite demokratisiert es die Musikproduktion (schon beim Wort „Produktion“ im Zusammenhang mit Kultur rollen sich mir die Fußnägel auf). Musiker:innen sind nicht mehr zwingend auf eine Plattenfirma mit ihren etablierten Vertriebswegen angewiesen und dadurch von profitorientierten Anzügen abhängig, die möglicherweise „shareholder value“ stammeln können, aber keine Ahnung von Musik und Kunst haben.
Man hat die Freiheit (aber auch die Pflicht), seinen Weg selber zu gestalten.
Der Konsument und seine Gattin, die Konsumentin, hat unmittelbaren Zugriff auf einen Großteil der verfügbaren Musik.
Auf der anderen Seite haben opportunistische Investoren das Streaming gekapert und diktieren die wirtschaftlichen Bedingungen für Produzenten und Empfänger. Das ist eher suboptimal.
Im Prinzip ist die Kultur damit – zumindest zum Teil – vom Regen unter Umgehung der Traufe direkt in der Jauchegrube gelandet.
Für die Konsumenten super, für die Künstler:innen eher meh. Aber der Teufel ist aus der Kiste geflutscht und wir kriegen ihn nicht mehr zurückgestopft.
Freiheit vs. Marktgesetze, das ist niemals eine gute Situation. Machen wir das Beste draus.
Ich habe öfter mal folgende Situation: ich stöbere in Fachzeitschriften (Readly Abo) und lese über Künstler oder Alben. Dann werfe ich Spotify im Hintergrund an, um zu hören, ob ich der Meinung der Schreiber folgen kann. Das passiert meist an einem iPad Pro, da öfter auch über Lautsprecher. Die sind nicht top, aber viel besser als die der Smartphones und auch fast aller Klapprechner.
@Soundforger 2000 ich habe deinen Job früher auch gemacht und verstehe was du beklagst. Aber der Zug ist mMn. abgefahren. Momentan hört jeder wie es ihm gefällt. Dreht sich seinen EQ bis zur kompletten Zerstörung des ursprünglich angestrebten Ergebnisses.. Dass da Musiker und Produzenten tagelang drangesessen haben, um ein optimales Ergebnis zu bekommen ist völlig schnurz.
Datenträger kaufe ich seit etwa 20 Jahren nicht mehr. Bekomme ich einen geschenkt, wird er digitalisiert in der Musikbib abgelegt. Das Format 12 cm fand ich immer schon blöde, kein Artwork wirkt, Texte sind für mich schon schlecht zu lesen. Und Vinyl mag ich schon gar nicht. Irgendwo hier in der Burg fahren noch Hunderte davon rum.
Vielen Dank für den Tipp und den tollen Beitrag. Es ist faszinierend, in so schöner kompakter Darstellung mal die ganze Geschichte am Stück und obendrein noch mit dem einen oder anderen überraschenden Moment verziert zu hören bzw. im Video zu sehen. Da ich nicht mehr der Jüngste bin habe ich die ganze Geschichte selbst erlebt, doch waren mir manche Hintergründe und Zusammenhänge noch nicht so klar, wie hier dargelegt. Noch mal Danke für den tollen tipp.
@SaL-T In der Tat. Mir war z.B. nicht bewusst, dass Deezer zuerst eine französische Downloadseite für Musik war.
@Loubacca … und leider auch eine erneute Bestätigung des Verdachts, dass wir in D grosse Erfinder haben, welche oft viele Jahre und enormes Engagement in eine Sache – hier namens MP3 – stecken wie Karlheinz Brandenburg, jedoch leider die grossen Geschäftideen und das grosse Geschäft damit andere auf der Welt machen 😓 … hatte ich auch noch nicht in dieser Dimension gewusst
Musik die wirkt und funktioniert wird sich immer durchsetzen. Ob mit oder ohne Streaming. Aber Fakt ist dennoch: für die heranwachsende Generation ist Musik nix mehr wert, in Form von Geld. Jeder von uns kennt noch die Zeiten, wo man für Musik völlig selbstverständlich bezahlt hat. CD und Co im Laden: […] Gönne ich mir heute 2 oder 3 Alben für 16€/Stk. ? […] Leider verstauben auch meine CDs immer mehr und gehe für einzelne Songs in YT. Streng nach dem Motto: „Music is my drug, YouTube is my dealer!“. Der Konsum hat sich definitiv verändert und wir müssen uns daran gewöhnen denke ich, mit Vor,- und Nachteilen.
@Filterpad Bei mir hat sich der Konsum nicht verändert, wohl aber meine Einstellung dazu, was ich mir kaufe. In den 80ern konnte ich mir ohne Probleme eine LP eines Lieblings-Künstlers oder einer Gruppe kaufen und dieses Album von Anfang bis Ende durchhören. Das hat Spaß gemacht. So mal aus dem Kopf: Mike Oldfield, Talk Talk (ab »The Colour Of Spring« alles Kunstwerke), a-ha, Icehouse, Mr. Mister, Howard Jones, Propaganda (nach wie vor grandios: »A Secret Wish«), usw.
Heute? Zum einen ertrage ich die Musik nicht mehr, weil es immer das Selbe ist. Dazu mit schlechten Sängern und ohne Ideen. Zum zweiten ist die Soundqualität echt unter aller Kanone. Und zum dritten gibt es dann vielleicht mal eine Nummer … und das war’s dann. @MartinM. hat weiter oben unter anderen »Blinding Lights« von »The Weeknd« erwähnt. Ja, schöne Nummer, zieht im Club wie Töle. Ich hab’s mir dann noch mal kurz über YouTube-Music und über meine Monitore angehört … und schnell wieder abgebrochen. Die Soundqualität ist zum Fürchten.
Und genau aus dem Grund, den Du schreibst, ist Musik bei mir erst recht etwas wert: Ich zelebriere das, ich nehme mir Zeit dafür. Und zwar mit der Musik, die mir gefällt. Ich brauche kein Streaming, um auf neue Titel zu kommen und schon gar keine Charts oder Internetradio. Ich habe über Bandcamp so viel großartige Musik und Labels kennen gelernt, das reicht für’s Leben. 🙂
@Flowwater Ihr sagt Weeknd, ich hatte das mit „Sun Always Shines On TV“, damals bei Mal Sondocks Hitparade. Mann hat mich der Song genervt. Danach musste ich immer erst mit Alan Parsons oder BJH entspannen. Was ich sagen wollte, damals war auch nicht alles toll. Und „Such A Shame“ ist auch erst mit der Zeit besser geworden. 😂
@Flowwater Eigentlich ist Lo-Fi als Stilmittel auch nicht neu. Ein gewisser analoger Dreck und geschickte Manipulation des Frequenzgangs gefällt mir sogar. Da bin ich eindeutig vorbelastet. Ein Sound, wie er aus meiner Schneider-Stereokompaktanlage von einem Radiomitschnitt auf BASF-Kassette blubberte, triggert mich immer noch. Könnte man als „MeFi“ — Medium Fidelity — bezeichnen. Außerdem erinnere ich mich an den Test eines digitalen Effektgerätes namens „Humanoiser“ in den späten Achtzigern, das einen künstlichen Rauschanteil kreierte und digitale Instrumente analoger klingen lassen sollte.
@Filterpad — Ja, das Streaming lässt Musik wertloser erscheinen. Allerdings kann man ja heute mit einem Durchschnitts-PC und kostenloser oder sehr günstiger Software schon in etwa so produzieren, wie mit einem mittelmäßig ausgestatteten Tonstudio im letzten Jahrhundert. Und dann produzieren eben auch etliche Leute Tracks über Tracks. Und verwässern den Marktwert. Die offizielle Musikindustrie hat ja lange genug versucht, ihr Monopol zu zementieren, und damit letztlich die Gegenbewegung noch verstärkt. (In der Doku nicht erwähnt: Sony hat in ihre Mini-Disc Player absichtlich eine verlustbehaftete Kompression eingebaut, um verlustfreies Kopieren zu unterbinden. Und Microsofts „DRM“ — beschränkte Kopierbarkeit von Downloadmusik.)
@Filterpad Hallo Filterpad,
dies ist wieder einmal so ein Beitrag, bei dem ich feststellen darf, welches Glück ich doch mit meinem nähesten Umfeld habe. Meine Tochter (14) lernt Schlagzeug und akustische Gitarre, hat sich einen E-Bass zusammengespart, geht gerne auf Konzerte, kauft sich CDs und hat sogar so etwas wie Lieblingsbands (auch wenn nicht alle Amazona-Kommentatoren dies unbedingt als Musik bezeichnen würden).
Für die Summe dieser Umstände wird sie in ihrer Klasse aber auch wirklich komisch angeschaut 🙂
@m-ex … sicherlich hatte da Papa auch so „seine Finger im Spiel“, oder? 😉
Schön und toll ist so etwas in jedem Fall … und UNBEZAHLBAR !
@SaL-T Eigentlich nicht, lediglich das vom Papa vorhandene Equipment trägt eine gewisse Teilschuld (ein Vorteil von Hardware gegenüber Software 🤨).
Um mein Equipment zu schonen, habe ich ihr dann so ein Keyboard-Einstiegsset spendiert. Mit zunehmendem Alter kam dann der Wunsch nach einem anderen Instrument auf. Da sie aber nicht wusste, welches dieses Instrument sein könnte, haben wir uns einen Tag lang beim großen T „eingeschlossen“ (waren urlaubstechnisch ohnehin in der Gegend).
Die erste Wahl fiel auf die Geige, nach etwas mehr als einem Jahr wurde auf die aktuelle Kombination gewechselt.
Aber unterstützt haben die Eltern natürlich schon (wer das bei solchen Themen wie Musik oder Sport nicht tut, darf sich dann auch nicht wundern, wenn nur vor dem Smartphone abgehangen wird)
@Filterpad Der Werteverlust von Musik ist imho nicht nur pekuniärer Natur sondern auch ganz generell künstlerisch-sinnlicher. Musik dient nur noch der Hintergrundberieselung und hat jeden Wert als echte Kunst für den Hörer verloren. Das schlägt sich auch darin nieder, daß HiFi-Anlagen die ja Vorraussetzung für gutes Hören sind (nicht jeder hat wie wir Studioabhöre zuhause), heute für die Masse keinen Wert mehr darstellen. Früher (1970-90er) war das ganz anders. Da waren HiFi-Anlagen noch Statussymbole. Heute ist das neueste iPhone 1000x wichtiger.
Daß die Klangqualität immer mieser wird ist da nur natürlich. Ich wette, die meisten Hörer würden es nicht merken, wenn alles nur noch MP3 mit 96kbps wäre.
Das geradezu Groteske an dieser Entwicklung ist die Tatsache, daß der HiFi-HighEnd-Sektor, ebenfalls die professionelle Audiotechnik, immer großartigere Produkte hervorbringt, deren Qualität aber von 99% der Hörerschaft gänzlich ignoriert wird.
Wer braucht SSL oder Neve in der Musikproduktion, wenn es Behringer locker täte ?! 😜
@SoundForger2000 Guter und authentischer Beitrag. 👍
Wie ich den Wandel von der Platte/der CD hin zu Musik auf Rechner und Smartphone erlebt habe?
Einfache Antwort: Gar nicht.
Bei mir kommt die Musik von CD, am liebsten direkt am Merch-Stand gekauft.
Meinen Rechner habe ich für Internet und Büro-Anwendungen, das Smartphone dient dem Telefonieren, der Kommunikation über WhatsApp oder Signal, der Abfrage meiner Zubverbindungen oder dem Ablesen der Leistungsdaten meiner PV-Anlage.
Und irgendwann habe ich dann auch endlich mal wieder einen Computer für das Aufnehmen mittels einer DAW.
Ich persönlich bräuchte keine physischen Tonträger, die ich ins Laufwerk und wieder herausbewegen müsste, und ziehe CDs tatsächlich auf den Rechner, um es als .flac zu hören. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ja eine große Chance im Online-Vertrieb von Musik steckt, nämlich dass der Markt stärker demokratisier wird. Aber natürlich ist es wie immer, wenn es um viel Geld geht, dass jeder am meisten davon abbekommen will.
Was ich nicht so ganz verstanden habe: Wenn ein Unter-15-Jähriger mehr Stunden Musik hört als ein Über-20-Jähriger, warum sollte dann der Markt stärker nach ersterem ausgerichtet werden? Er zahlt ja den gleichen Betrag (und „verbraucht“ dabei noch mehr Ressourcen…). Ok, vielleicht ist es einfach so – man könnte es aber auch anders gestalten (und wäre auch sinnvoll, da der Über-20-Jährige ja sonst irgendwann kündigt…).
@feedback Das mit dem ungerechten Einfluss ist eigentlich ganz einfach: Die Häufigkeit, mit der ein Song gestreamt wird, entscheidet über seine Position in Hitlisten und über seine Entlohnung. Die Nummer eins der Charts wurde am häufigsten per Stream gehört. Und für jeden Streamvorgang gibt es einen winzigen Centbetrag. Wenn beide den gleichen monatlichen Betrag zahlen, geht von den z.B. 10 Euro des Wenighörers ein Großteil an die Musik des Vielhörers. Und natürlich richten sich Produzenten dann an den Geschmack der Vielhörer.
Gerechter wäre so eine Art Volumentarif, aber dann hätten Spotify und Co wesentlich mehr Aufwand mit der Abrechnung.
So einen Einfluss der Vielhörer gab es aber schon vor dem Steaming. Jede Popwelle — egal ob Beat, Flowerpower, Disco, Synthiepop und fortfolgende — ging auf die Vorlieben von unter-25-Jährigen zurück. Die Älteren haben sich eher Alben gekauft.
Ein Liebling von Produzenten waren immer Hit-Sampler auf LP oder CD. (z.B. „Bravo Hits“) Jeder Verkauf so eines Samplers zählte für jeden Song darauf wie ein Singleverkauf. Da gab es auf jeder Seite/Scheibe am Anfang und am Ende zwei echte Charthits, und in den Platz dazwischen haben Produzenten dann ihre semi-bekannten Spezies gepusht. So könnte man behaupten, dass auch schon früher für die Klientel von Hit-Samplern produziert wurde.
@feedback Zu der Ausschüttung der Gelder habe ich gestern zufällig eine Doku auf der ARD Mediathek gesehen. Die hieß „Dirty little secrets“ vom BR. Da wird auch die Ausschüttung der Beiträge von Spotify erklärt.
Da wurde erklärt, dass erst mal die drei großen Plattenlabels x-Prozent der Einnahmen vom Streamingdienst abgreifen (ohne dass auch nur ein Song von denen gespielt wurde).
Dann wird ein Ranking erstellt, welcher Song wie häufig gespielt wird. Ein häufiger gespielter Song bekommt dann pro Play mehr Geld als ein weniger häufiger gespielter Song. … Und dieses Geld geht dann nicht an die Musiker, sondern an die Labels. Diese greifen dann nochmal (!) ihre x-Prozente ab, und den Rest bekommt dann der Musiker.
Und dann gibt es Leute, die genau diesen Mechanismus ausnutzen, um Geld zu machen – ohne überhaupt ein bekanntes Stück zu haben.
Ein Profimusiker nannte auch einen Betrag, den er in etwa pro Monat bekommt: etwa 200 Euro.
Entsprechend finde ich, macht nicht das Streaming die Musik kaputt, sondern dass es ein paar wenige gibt, die sich am Streaming bereichern. Und DAS macht die Musik kaputt. 🙁
@der.marder Der Künstler heißt Peter Maffey. Auch Jennifer Weist, die bei der Interviewrunde dabei gewesen ist, ist keine Unbekannte.
Für Künstler hat sich eigentlich nichts geändert. Viele verdienen nichts, wenige verdienen viel. Durch die technische Entwicklung haben jetzt viele die Möglichkeit, nichts zu verdienen.
Es hat alles ein für und wider. Positiv ist, dass man über das Internet eine größere Reichweite erzielt als mit konventionellen Werbeaktionen und für die Käufer, dass man sich selbst seine Musik zusammenstellen kann wenn einem nur wenige Lieder eines Albums interessieren.
Folgenschwerer finde ich aber gleichzeitig, dass die Musik ihren Wert verliert. Immer und Überall, zu jeder Zeit kann man darauf zurückgreifen. Damit hat man immer schneller die einzelnen Stücke über. Dadurch werden die kleinen Kunstwerk beliebigerer, nicht viel wert.
Das äussert sich gewissermassen auch daran, dass die eigentlichen Künstler pro Stream nur 0,0041 Euro im Schnitt (Quelle: inside-digital) verdienen, d.h. das meiste Geld verdient der Platformbereitsteller. Vielleicht sollte man darüber nachdenken …
Bei mir ersetzt Streaming das Radio. Gut, um neue Musik kennenzulernen. Wenn sie mor sehr gut gefällt, kaufe ich sie mir – auf Vinyl. CDs vermisse ich nicht, die klingen wenig besser als die Streams. Vinylhören dagegen hat was bewusstes: Auflegen, einschalten und auf die Musik einlassen. Ist meiner Erfahrung nach auch keine Generationenfrage, kenne viele meiner Generation, denen ein billiger Kassettenrekorder gereicht hat und einige junge Menschen, die auf guten HiFi-Klang wertlegen.