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Special: iPad Music Apps – Frühling 2014 – Teil 2

(ID: 74902)

Wolfram Franke – Stroke Machine

StrokeMachine-Verbiegbarer_Sinus

Stroke Machine

Was bei Nave kühl und edel ist, kommt bei Wolfram Franke aus einer ganz anderen Ecke. Wo sich viele Synthies nur trauen, die FFT-Analyse zu färben, greift Stroke Machine zwanglos in den psychedelischen Farbkasten. So wenig wie Herr Franke an Farben gespart hat, hat er es auch mit den Features getan. Wie sehr uns die Stroke Machine – wir denken mal die Zweideutigkeit des Namens lag auch in der Absicht des Entwicklers – antörnt und ob man sich der Groovebox nur mit psychoaktiven Substanzen nähern kann, schauen wir uns jetzt genauer an.
Wenn es auch nicht so aussieht, Stroke Machine ist ziemlich eingängig, hat man sich an ein paar Prämissen gewöhnt. Eine ist die vorgegebene MIDI-Zuweisung. Die Groovebox besteht aus 12 rhythmisch und 12 chromatisch spielbaren Sounds. Die 24 Sounds können auf den MIDI-Notenummern 36 bis 59 vorgehört werden, wobei die Percussions den MIDI-Notennummern 36 bis 47 zugeordnet sind. Ab Notennummer 60 kann das gerade ausgewählte Instrument (genannt Part) per Keyboard gespielt werden. Stroke Machine kann ab Version 1.0.2 auch als multitimbraler Soundexpander benutzt werden. Die 12 Melodie-Parts entsprechen dabei den MIDI-Kanälen 1-12, wobei die Zuweisung der Drum-Parts (C1-H2) auf jedem Kanal zur Verfügung steht. Auch was die Schnittstellenanbindung angeht, befriedigt das App voll und ganz mit Virtual-MIDI, InterApp-Audio und Audiobus sowie AudioCopy/Paste. Die MIDI-Clock kann nicht nur synchron, sondern auch mit einem Offsets in Clocks oder Millisekunden „tight‟ im Takt zu andern Apps angepasst werden kann. Wird Stroke Machine mit anderen Apps synchronisiert, ist der interne Pattern Sequencer abgeschaltet und der externe Host wird über den Transport der App gesteuert. Die Basis-Note beider Instrumentenarten, genauer gesagt deren Oszillatoren, können in ihrem Grundton gestimmt werden, die MIDI-Notenzuweisung bleibt jedoch fix. Deswegen gibt es in der Ansicht des Drum-Sequencers auch nur ein Raster, während für die Instrumente die ganze Piano-Roll zu Verfügung steht.

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StrokeMachine_Step-Sequencer

Im Sequencer kann ein beliebige Anzahl von Patterns zu einem Song zusammengefügt werden.
Die Klangerzeugung sieht zuerst einmal recht wirr aus, folgt aber dem tradierten Signalweg von Klangerzeugung, -färbung und -verstärkung von links nach rechts. Die Modulationssektion befindet sich darunter. Hier ist auch eine weitere Prämisse zum Verstehen von Stroke-Machine zu finden, denn die Lautstärkehüllkurve für die Oszillatoren ist fest mit der zweiten Hüllkurve „Env 2‟ verbunden.

StrokeMachine-Automation
Automation – Quelle: LFO Ziel: …

Auch die Parameterautomation bedarf eines gewissen Verständnisses. Der LFO, die beiden Hüllkurven und Velocity sowie Key und die vier Zufallsgeneratoren können als Quellen verschiedenen Zielen zugeordnet werden. Ein Ziel kann dabei von bis zu 99 Quellen gleichzeitig moduliert werden. Durch Antippen von „Assign‟ werden alle Parameter angezeigt, die sich durch die ausgewählte Quelle z.B. per LFO oder Anschlagsdynamik modulieren lassen oder schon werden. Die Modulationsauslenkung ist bipolar, es lässt sich also z.B. festlegen, ob der LFO den Cutoff des Filters mit ansteigender Amplitude auf- oder zumacht und natürlich auch mit welchem Auslenkungsfaktor. Ein Doppeltippen auf den Zielparameter löscht die zugewiesene Modulation wieder. So lässt sich die Übersieht behalten. Das bringt uns auch gleich weiter zum „Modulation Sequencing‟. Durch Aktivieren der Optionen „Mod Seq‟ und „Record‟ kann jeder Parameter, auch die Effekte, per Hand d.h. Fingerbewegung moduliert werden. Die Modulationssequenz kann nach dem Beenden des Aufnahmemodus mit einem Doppel-Tippen auf den entsprechenden Parameter wieder gelöscht werden. Das funktioniert auch bei laufendem Sequencer und ist für das aktuelle Pattern aktiv. Ist schließlich auch diese Einstiegshürde gemeistert, ist die Klangerzeugung eigentlich kein Problem mehr.

StrokeMachine-Wellenformen

Für die Oscs stehen die vier Grundschwingungsformen (inkl. Sinus) plus Samples zu Verfügung, die über iTunes File-Sharing eingebunden werden. Doch die Oscs bieten keineswegs nur einfache Schwingungen. Neben dem sonst selten anzutreffenden Sinus gibt es für diese Wellenform Parameter-Griffe für dessen Asymmetrie, Flankensteilheit, Übersättigung und Startphase, die natürlich auch automatisierbar sind. Gleiches gilt auch für den LFO. Weiterhin gibt 12 verschiedene Rauschfarben und die drei Standardfiltertypen in 6, 12 und 24 dB/Okt plus Bandsperre. Sogar einen Transientenshaper gibt es. Ein wenig mehr Aufmerksamkeit bedarf die „Amp‟-Sektion. Hier wird nicht nur festgelegt, ob der Klang polyphon ist oder nicht, sondern auch welcher der drei Voice-Groups er angehört. Also welche Sounds sich gegenseitig ausschließen. Außerdem wird der Sound auch einem von vier Effektbussen zugewiesen, zu denen wir jetzt kommen.

StrokeMachine-FX-Dynamics

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Jeder FX-Bus besteht aus einem Kompressor mit sechs verschiedenen Charakteristiken, einem Modulationsmodul mit Chorus, Phaser und Filtern in verschiedenen Ausführungen und ein Space-Modul mit diversen Hall- und Delay-Effekten. Alle Module können einzeln zugeschaltet werden.

StrokeMachine-FX-Modulationen

Die globalen Einstellungen enthalten auch einen Link zum Online-PDF-Handbuch, das auch so von der Homepage heruntergeladen werden kann.
Es gibt auch eine Funktion zum Aufnehmen der Performance und für das Bouncen der einzelnen Pattern als WAV-Datei.

StrokeMachine-FX-Reverb-Preserts

Stroke Machine ist nicht nur eine umfassende Groovebox, sondern auch ein Soundexpander. Außerdem erhält Stroke Machine wohl als erstes App die Auszeichnung, das iPad 2 schlichtweg zu überfordern und das iPad 3 gleich mit, da dessen Retina-Grafik die höhere CPU-Leistung größtenteils wieder auffrisst. Irgendwann musste wohl irgendwer den schwarzen Peter ziehen und Stroke Machine markiert nun diesen Wendepunkt. Ja, es läuft, dank einstellbarer Größe des Audiopuffers, aber mehr als eine handvoll Spuren lassen sich damit nicht realisieren und Audiobus kann man ganz vergessen. Auf einem 2013er iPad Air dagegen ist die Performance auch mit minimalen Audiopuffer traumhaft.

StrokeMachine-Filter

Kritikpunkte sind die geringe Auflösung der Patterns, 16 Steps sind mittlerweile irgendwie echt old-school, zumal auch noch ohne A/B-Funktion. Das freie Einstellen des Taktmaßes für Zähler und Nenner zwischen 1 und 4 ist zwar sehr willkommen, doch ergibt das insgesamt nur eine kleine brauchbare Auswahl an Taktmaßen. 2/3 ist so ziemlich das Exotischste, musikalisch Sinnvolle, was Stroke Machine derzeit zu bieten hat. Das könnte locker auf 9/9 erweitert werden. Auch ist das Handbuch streckenweise etwas ausufernd geschrieben, z.B. im Vergleich zu dem von Nave. Aber nichts, was mit Updates nicht behoben werden könnte.
Ob einem die Oberfläche optisch gefällt, ist wirklich Geschmackssache, es setzt eindeutig einen Kontrapunkt zu dem Heer der schleif-metallic-schwarz-photorealistischen Mitbewerber und dann noch einen drauf für die üblichen matschfarbenen 2D-Vertreter. Es gibt zwar inzwischen auch eine alternative Skin, wir aber machen uns lieber mit ScoobyDoo und The Stroke Machine auf die Reise zum Happy Ending.
€17.99

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Klangbeispiele
Forum
    • Profilbild
      Markus Schroeder RED

      @t.bechholds Danke, das war auch ein hartes Stück Arbeit, zumal ein Tag nach Abgabe Korg mit einem Mega-Update rauskam, also nochmal von vorn…

      beste Grüße :)

  1. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Markus,

    Hut ab, hast echt Klasse gemacht. Habt ihr mal die Entwickler gefragt, warum MIDI-Program Change so selten implementiert wird?

    Samplr kannte ich noch gar nicht.

    Alle anderen nutze ich sehr gerne. Mein persönlicher Favorit ist die Strokemachine, auch wenn sie auf einem Ipad 3G ein anderes Arbeiten erfordert, klanglich gibts auf dem IPad nicht viel besseres. Und es verführt nicht dazu Presets bis zum Exzess zu spielen. Die psychodelische Farbgebung mag ich, mit dem „rostigem Eisen im Winter“ Thema komm ich nicht so klar. Wer aber von EHX und Boss Farben umgeben ist, hat es gerne bunt. ;-) Das ausufernde Handbuch erachte ich als keinen Nachteil, da teilweise haarklein beschrieben wird, wie Klänge erzeugt werden können. Und wie Automation funktioniert, etc. Der eine mag Handbücher so der andere knackiger. Meine Empfehlung war früher immer ein Abstrakt und einmal über die böhmischen Dörfer.

    Nave ist schon eine Klasse für sich, die Designfehler sind mir noch gar nicht aufgefallen, das Oszi hab ich auch erst nach dem Lesen gefunden, das hat was von einem Entwicklerosterei ;-) Ist bestimmt am Freitag programmiert worden…

    Korg hat erstaunlicherweise viel gelernt, die Korg Gadgets machen ziemlich viel Spass, die Tränen der Verzweiflung ob des Tempos einstellen in iMS-20/iPoly sind getrocknet. Vielleicht bessert Korg diese Apps auch noch mal nach, bei den Gadget haben sie dieses Thema gut gelöst. Midi wäre wünschenswert, man vermisst es aber nicht, die Gadget sind ziemlich umfassend. Das Exportergebnis an sich ohne grosse FX klingt schon mal nett, durch die DAW gejagt hat man den „Welthit“ on the fly fertig, wenn man „the manual“ verstanden hat und das umsetzen kann ;-)

    Von mir ein (Y)

    Gudde aus Hessen

  2. Profilbild
    Michi

    Korg Gadget ist ganz nett wenn man im Zug mal rumspielen will aber so richtig weiss ich nicht…

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