Amazona.de Autor Alex Neversal: 10 Alben, die mich beeinflusst haben
Ich bin ein Kind der 68er, zumindest vom Geburtsjahr her betrachtet. Laut Aussage meines Vaters war ich bei der legendären Arenabesetzung 1976 Wien dabei. Ich müsste da etwa 8 Jahre alt gewesen sein, kann mich daran aber nicht erinnern – aber offensichtlich hat mich das aus heutiger Sicht zumindest unterbewusst beeinflusst. Aufgewachsen bin ich in einer Architektenfamilie im 23. Bezirk in Wien. Architektur und Musik haben durchaus Gemeinsamkeiten – Rhythmus, Sequenzen, Struktur, Ordnung.
Florian Schneider (-Esleben) stammte aus einer Architektenfamilie, Ralf Hütter hat Architektur studiert. Kraftwerk war für mich ein ganz wesentlicher Einfluss, nicht nur in musikalischer Hinsicht.
Damit war ich aber zu der Zeit eher ein Exot. Auf einer Plattenpräsentation von einem Reporter des „Rennbahn Express“ auf meine musikalischen Einflüsse und Vorbilder befragt, antwortete ich mit voller Überzeugung „Kraftwerk“. Damit habe ich den guten Mann schwer irritiert, er hat sich dem Sänger und dem Gitarristen zugewandt.
Aber auch Konzerte und sogar kleine Festivals wurden in meinem engeren Umfeld initiiert und organisiert. Ich kann mich an eine mehrtägige Veranstaltung erinnern, wo eine damals unbekannte Band namens OPUS aufgetreten ist, ein Pfarrer hatte unangekündigt den Strom der PA gekappt – also sprichwörtlich den Stecker gezogen – weil er in der Kirche, vor der OPUS auftraten, gleichzeitig eine Hochzeit stattfand. Zur Überbrückung und um das Publikum bei Laune zu halten, haben OPUS akustisch weitergespielt. Eine echtes Unplugged-Konzert, lange bevor diese in Mode kamen.
Bei uns zu Hause wurden zwar keine Instrumente gespielt, aber durch den Blick hinter die Kulissen bei den Konzerten und Festivals war mein Interesse geweckt. Auf der Bühne stehen, die ganze Technik, das hatte schon etwas sehr Faszinierendes. Ich hatte ein durchaus passables Rhythmusgefühl und bastelte begeistert Waschmitteltrommelschlagzeuge und lernte eine zeitlang in der Schule auch Konzertgitarre. Um mich geschehen war es allerdings, als ich in einem Projektstudio bei Freunden einmal einen Korg DSS-1 ausprobieren durfte. Sampling, Keyboards, Elektronik, blinkende LEDs, Displays – da war mir klar, genau DAS will ich.
Natürlich gab es zu der Zeit musikalische Vorbilder und Idole wie Jean Michel Jarre, Vangelis, Kraftwerk, Wendy Carlos, Herbie Hancock, um einige zu nennen, aber das war alles weit, weit weg von den eigenen ersten Gehversuchen mit dem Commodore 64 und Supertrack und später dem Atari ST und einem Roland D-50 und einem D-110, dem DX-7IIFD meines besten Freundes und anderem z. T. ausgeborgtem Equipment.
In dieser Zeit zog der Synthesizer als Hauptinstrument auch in die Popmusik ein und MTV wurde zum Game Changer. Ich las immer mit Interesse auf den Innenseiten der Covers die Credits und mir fiel auf, dass öfters die gleichen Produzenten und Engineers für den Sound verantwortlich waren, der mich in den Bann zog. Namen wie z. B. Francois Kevorkian, David Bascombe, Trevor Horn waren da des Öfteren zu lesen. Zusammen mit den oben erwähnten ersten Schritten mit Sequencern und Klangerzeugern wurde mir klar, dass für mich das Studio das eigentliche Instrument sein könnte, auch hatte ich immer extrem großes Lampenfieber, wenn Auftritte anstanden. Stundenlang an Sounds und Stimmungen zu basteln, eine Struktur zu entwerfen, da war er wieder, der Bezug zur Architektur, das war ganz meine Welt, in die ich abtauchen konnte.
Noch ein kurzes Wort zum Beitragsbild, ich habe da ein Bild von meinem allerersten Auftritt als ambitionierter Jung-Keyboarder ausgegraben – damals gingen wir alle noch in die Schule. Nach uns spielte eine Band aus dem Nachbarort, die Headliner des Abends. Bei der Band spielte ein für sein Alter unfassbar gut und vor allem tight spielender Schlagzeuger. Der Mann ist heute Schlagzeuger bei Depeche Mode und koproduziert deren Alben mittlerweile auch. Für mich ein tolles Beispiel, was man mit Willen und Talent erreichen kann. Jeder hat sein Ticket für die Welt.
Die 10 Produktionen zu nennen, die mich am meisten beeinflusst haben, ist eine wirklich schwere Aufgabe. Wenn man mit offenen Ohren durch die Welt läuft, wird man täglich neu beeinflusst. Geprägt haben mich altersbedingt die frühen 80er und 90er.
Die für mich beste Produktion aus dieser Zeit ist „Seeds of Love“ von Tears for Fears, da steht nicht zu Unrecht „mixed in Superbascombevision“ in den Credits. Ein Maßstab. Ein Ziel.
Da aber Tears for Fears im Rahmen dieser Serie schon mehrfach gelistet wurden, bietet es mir Gelegenheit, ein anderes Album vor den Vorhang zu holen, das vielleicht nicht so bekannt ist.
Roland Orzabal – Tomcats screaming outside
Sounds und Arrangements abseits ausgetretener Tears for Fears Pfade
Ich glaube persönlich, dass Roland Orzabal bestimmender für den Sound von Tears for Fears war. Curt Smith hat ebenfalls Soloalben nach der Trennung produziert (z. B. Halfway pleased), es sind auch Songs aus Smiths Soloalben auf dem Reunion Album „Everybody loves a happy ending“ veröffentlicht worden. Orzabal hat nach dem Ausstieg von Smith mit „Elemental“ und „Raoul and the Kings of Spain“ zwei Alben produziert, die das Label „Tears for Fears“ zu Recht trugen. Wirklich begeistert hat mich aber das rauere , ungeschliffene und variantenreiche „Tomcats srcreaming Outside“. Orzabal und sein Produzent Alan Griffiths treten dabei auch Pfade abseits des typischen Tears for Fears Sounds aus. Vom Power-Opener „Ticket to the World“, über Depressives wie „day by day by day ” oder “maybe our days are numbered”, Aggressiveres wie „kill love“ spannt sich der Bogen. Mit „For the love of cain“ findet sich dann doch auch ein klassischer Tears for Fears Song darauf. Ein großartiges Album mit vielen Song-, Rhythmus- und Soundideen, das ich immer wieder gerne aus dem CD-Regal hole.
Nachtrag:Tears for Fears in der Besetzung Orzabal und Smith haben mit „The tipping point“ gerade eben eine neue Single veröffentlicht, ein Album soll 2022 folgen.
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Jean Michel Jarre – ZooLook
Fairlight CMI – Sampling wird Stilmittel
Oxygène und Magnetic Fields habe ich rauf- und runtergehört. Obwohl auch auf Magnetic Fields bereits Sampling eingesetzt wurde, hat mich ZooLook von den Dreien am meisten fasziniert. Die Idee, Sprachfetzen zu etwas Neuem zusammenzufügen, war zwar nicht neu, aber mit dem Fairlight sehr konsequent umgesetzt. Das Album kam 1984 im selben Jahr heraus wie das erste Album von the Art of Noise. Die Studiotechniker (nicht so wohlwollende Kritiker bezeichneten sie auch als Studiobeamte) von Trevor Horn hatten vom Sound her die Nase vorne und auch das gewisse Augenzwinkern den nachhaltigeren Eindruck hat bei mir aber ZooLook hinterlassen.
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Die fantastischen Vier – Lauschgift
Lebensgefühl, Energie und feine Reime
Sommer 1992, „Die Da“ von Fanta4 läuft in Österreich auf heavy Rotation. Deutscher Rap mit Humor, cooler Groove, sympathische Jungs, lässiges Cabrio im Video – Sommerhit. Fanta4 waren jetzt jedem ein Begriff. Auch das Nachfolgealbum „Die 4. Dimension“ hatte mit „Tag am Meer“ einen Höhepunkt, war mir aber doch einen Ticken zu psychedelisch angelegt. Die volle Ladung wurde dann mit „Lauschgift“ geliefert – „Populär“, „Sie ist weg“, „Was geht“, „Nur in deinem Kopf“ – vier Highlights am Stück, ein Opening für ein deutsches Rap-Album, das seinesgleichen sucht. „Konsum“ und „Krieger“ bieten einen würdigen Abschluss. Was ich auch sehr am Album mochte, waren die mit viel Humor eingesetzten Sprach-Samples aus deutschen Synchronisationen von Filmklassikern. Die Texte, für mich eine der Stärken der Fantastischen 4, waren am Punkt und beschrieben erfahrenes und Lebensgefühl, mittendrin statt nur dabei. Ich habe es mir für diesen Artikel wieder ein paar Mal angehört, frisch wie am ersten Tag! Dieses Album setzt keine Patina an.
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Massive Attack – Mezzanine
Düstere Klangwelten, schleppende Beats und genialer Sound
Noch ein wenig düsterer als die Vorgänger (ja , das geht) ist Mezzanine mein Lieblingsalbum von Massive Attack und es enthält meinen absoluten Gänsehaut-Lieblings-Song von Massive Attack: Teardrop. Der (über-) komprimierte Gesang von Cocteau Twins Sängerin Elisabeth Frazer und die repetitive Clavinet-Melodie sind nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen. Der dynamische Einsatz von Delay und Hall stützt das fragile Soundkorsett, dazu dezent eingesetzt verzerrte Gitarren als Sound-Design-Elemente. Insgesamt ist das Album für mich das beste Massive Attack Album. Mit dem Nachfolger 100th Window konnte ich nicht mehr so viel anfangen, es war überproduziert und es fehlt für mich die Leichtigkeit oder besser Lässigkeit bei gleichzeitigem Zug zur Perfektion, die Massive Attack für mich damals so besonders machten.
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Seal – Crazy
Die Blaupause eines perfekt produzierten Pop-Songs
Seal – Crazy
Natürlich kann Trevor Horn in einer Aufzählung von Alben, die mich beeinflusst haben, nicht fehlen, ist er doch Produzent von vielen Alben und Songs, die mich begleitet haben. Art of Noise, Buggles, Frankie Goes to Hollywood, Grace Jones, Pet Shop Boys, Simple Minds, nicht zu vergessen sein Label ZTT. “Future love Paradise” und “Killer” sind zweifelsfrei ganz tolle Songs, aber Crazy ist für mich das Highlight auf dem Album, ein perfekter Pop-Song mit Soul- und Funk-Einflüssen, ein unglaublich aufwändig produziertes Playback mit so vielen Details und doch im Mix stets passende Bett unter der charismatischen Stimme von Seal. Ich war begeistert von dem gesamten Keyboard-Arrangement und den Sounds, dem Bass, der Dynamik, den Reversed-Sounds im Mittelteil – was für Arbeit da dahinter stecken musste. Ich habe mir diese Nummer Hunderte Male durchgehört und habe viel daraus gelernt. Diese Produktion hat meine Art, mit Sounds umzugehen und diese zu schichten, kommen und gehen zu lassen, nachhaltig beeinflusst.
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Black – Wonderful Life
Wenn Sarkasmus nicht verstanden und der Song zum Hit wird
Colin Vearncombes melancholische Lieder haben mich vom ersten Hören an berührt. Bekannt wurde er vor allem durch den Song „Wonderful Life“ mit seinem hart am Schlager vorbei schrammenden Keyboard-Arrangement. Ironischerweise war der Text von Wonderful Life eigentlich sarkastisch gemein, vielleicht auch das Arrangement. Das Lied ein einziges Missverständnis, weil ja beim Publikum erfolgreich. Es finden sich mit “everthing is coming up roses” oder “sometimes for the asking” weitere starke Titel auf Wonderful Life, auch auf den nachfolgenden Alben “Comedy” und “Are we having fun yet?“ finden sich Perlen des romantischen, leicht depressiven Pop-Songwritings. Wiederentdeckt habe ich Vearncombe mit seinem Spätwerk wie etwa „Between two churches“, das einen puren Colin Vearncombe ohne Pop-Zuckerstreusel zeigt. Tragischerweise ist Vearncombe 2016 an den Folgen eines Autounfalls verstorben.
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▶︎ If you’re all done dying | Black (bandcamp.com)
Prodigy – the Fat of the Land
Hey, Hey, Hey!
Jeder hat einmal einen schlechten Tag oder Wut im Bauch. Dieses Gefühl wird von the Prodigy auf den Punkt gebracht, großartig produziert von Liam Howlett, extatisch interpretiert von Keith Flint. So böse können Keyboards klingen. Für mich damals eine neue Erkenntnis, die wieder ein neues Sounduniversum öffnete. Die Energie, die da transportiert wird, ist einfach gewaltig, live geht das Ganze an die Grenze in puncto Lautstärke und Ganzkörpermassagen durch Bässe, wer the Prodigy live gesehen hat wird verstehen, was ich meine. Mein absoluter Favorit auf the Fat of the Land ist „Firestarter“. Dabei wurde übrigens ein Sample von the Art of noise verwendet (hey, hey, hey!). Wohl deswegen stehen Trevor Horn, J.J. Jeczalik und Anne Dudley in den Credits.
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Ultravox – Dancing with Tears in my eyes
Synthpop mit Hang zum Pathos
„Dancing with tears in my eyes“ ist ein nach der gleichnamigen Single aus dem Album „Lament“ benannter Sampler. Er fasst das Werk von Ultravox aus meiner Sicht gut zusammen. Ich hatte alle Ultravox-Vinyls ab Vienna, mit Betonung auf hatte – leider. Ultravox haben mich mit ihrem Sound von Toningenieur Conny Plank begeistert und abgeholt, seit Vienna waren Ultravox Fixsterne in meinem Pop-Universum – die düstere Stimmung, die Snare, die markante Stimme von Midge Ure und das Klavier, das Klavier, das Klavier. Ich wusste, dass Peter Gabriel ein CP-70 spielte, ich verehre Keane dafür, dass sie das CP-70 für die Popmusik wiederentdeckt haben, aber Billy Currie war es, der mich mit seiner Art zu spielen, mit dem CP-70 Sound infiziert hat, dazu die prägnanten Solos mit dem Arp Odyssey. “Sleepwalk”, “All stood still”, danach das Album “The thin wall” mit „The voice“. Diese beiden Alben sind für mich DIE Alben von Ultravox. Trotz der Verpflichtung von Beatles Produzent George Martin konnte mich das Nachfolgealbum Quartet nicht mehr so begeistern, es war polierter und glatter. Mit dem von Midge Ure selbst produzierten „Lament“ gelang mit „Dancing with tears in your eyes“ noch ein Hit. Ure produzierte nach der Auflösung von Ultravox mit „Breathe“ ein Soloalbum, das in Instrumentierung und Sound die Synthesizer in den Hintergrund rückte und in interessanterweise gerade in Österreich erfolgreich war (ich glaube mich zu erinnern, dass es an dem Einsatz von Breathe in einem Werbespot lag). Ab Breathe ist mein Interesse an Ultravox/Ure aber verloren gegangen, die Reunion von Ultravox habe ich gar nicht mitbekommen und erst jetzt beim recherchieren für diesen Artikel darüber gelesen.
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Spliff – 85555 + Herzlichen Glückwunsch
Da flog mir glatt das Blech weg
„Das Blech“ (natürlich die lange Version), „Herzlichen Glückwunsch“, „Herr Kennedy“, „Computer sind doof“ und natürlich „Carbonara“. Diese Nummern haben ebenfalls einen Teil meiner Jugend begleitet. Der trockene, wuchtige, direkte Sound, die minimalistischen Arrangements, die funky Keyboards von Reinhold Heil, die (Simmons) Drums von Herwig Mitteregger und die zum Teil dadaistischen Texte – eine großartige Mischung. Am meisten hat mich natürlich die Arbeit des Keyboarders interessiert und so habe ich auch die spätere Arbeit von Reinhold Heil als Filmkomponist verfolgt und geschätzt, etwa die Soundtracks zu „Lola rennt“ und „Das Parfüm“.
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Drahdiwaberl – Psychoterror
Ein Prolo im Champagnertreff
So, zuletzt und zum Schluss aber auch einmal eine österreichische Produktion und hoffentlich immer noch ein kleiner Kulturschock für die werte Leserschaft in den angrenzenden Ländern und Kulturkreisen. Ich habe ja einleitend die Wiener Arenabesetzung erwähnt und zu dieser Zeit des Aufbruchs gab es in Wien zwei – ja wie kann man das von der Schublade her erklären – Rocktheater-Gruppen, die den Wiener Aktionismus weitergeführt haben (ich habe beim Recherchieren den Eindruck gewonnen, dass es dieses Genre in dieser Art in Deutschland so nicht gegeben hat – bitte um Aufklärung). Die beiden Gruppen waren Vickerl Adams Hallucination Company und Drahdiwaberl – man kann auch die Erste Allgemeine Verunsicherung – kurz E.A.V. in diese „Schublade“ dazustecken. Diese Gruppen waren ein Biotop für Talente, Hans Hölzl, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Falco, ist das prominenteste Beispiel. Die Konzerte, die ich altersbedingt nur aus Videomitschnitten kenne, waren chaotisch und exzessiv – „Mulatschaks“. Abgesehen von der ausgelebten Anarchie und den politischen Botschaften sowie der Inszenierung von Sänger und Bandleader Stefan Weber als Bürgerschreck waren hervorragende Musiker am Werk, etwa der Keyboarder Thomas Rabitsch oder der Gitarrist Helmut Bibl. Psychoterror ist jedenfalls ein Meisterwerk, produziert von Peter Müller im legendären Soundmill-Studio (Fun Fact – an der Soundmill bin ich am Schulweg jeden Tag vorbei gegangen – natürlich ohne zu wissen, dass sich in dem geheimnisvollen Gebäude eines der wichtigsten Tonstudios Österreichs befand). Psychoterror ist das für mich am besten produzierte Drahdiwaberl-Album, gefolgt von Werwolfromantik, das Falco-Produzent Robert Ponger produziert hat.
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Sehr schöne Zusamenstellung und auch etwas moderner als hier üblich. Lauschgift und Fat Of The Land waren auf vielen Parties mit dabei. „Michi Gegen Die Gesellschaft“ ist bis heute mein absoluter Favorit. Locker bleiben Jungs! ;)
Michi Beck gegen die Gesellschaft ist auch genial, Lauschgift hat einfach kein „Füllmaterial“, das hat mich damals voll abgeholt, und das tut es auch heute noch.
Die erste Seal ist der Hammer. Was Trevor Horn da gemacht hat, ist echt der Hammer. Deswegen bin ich auf ein Seal Konzert gegangen, was der größte Fehler aller Zeiten war, weil Seal leider noch viel mehr wie die erste Platte gemacht hat. Future Love Paradise baut sich zu einem „normalen“ Dance Track auf, mit allem was dazu gehört, voll elektronisch und gegen Ende werden alle Spuren ausgefadet und nur eine akkusitsiche Gitrarre bleibt übrig. von elektronisch in Unplugged. Das ist bis heute einfasch unerreicht. Cool auch das extrem athomsphärische Whirlpool und die TV-Samples.
Ganz Wien ist auch auf der ersten Falco drauf. Ein Hammer Song. Ich empfehle die Live Version auf dem Donauinselfest 1993.
Klar, Spliff 855555 und all die Sounds von Reinhold Heil und Simmons Drums. Zoolook, eh. Tears For Fears Solo, Sowieso. Break it down Again ist der beste Tears For Fears Solo Song finde ich. Man merkt schon, wer es in der Band richtig drauf hat ;-)
@Sven Rosswog Als ich crazy das erste Mal Im Radio (ja, das war damals das Medium:)) gehört habe, gab es diesen Gänsehaut Effekt, den es selten gibt, wenn man etwas das erste Mal hört. Diese Stimme und dieses Playback war etwas besonderes. Diese Produktion ist für mein Verständnis einfach perfekt, ich wüsste auch heute nicht, wie man das besser machen könnte, gab es eigentlichen jemals den Versuch einer Cover-Version?
@toneup Von Alanis Morissette gibt es ein Cover von Crazy. Ich mag die Version, ist aber halt immer Geschmackssache.
Tolle Zusammenstellung, Toneup.
Tolle Serie. Und ich muss allen Autoren beipflichten, die Top 10 aus seinem Musikleben herauszuarbeiten, ist wirklich keine leichte Aufgabe, aber eine schöne Zeitreise.
Schön zusammengestellt. Der Großteil davon ist auch in meiner CD Sammlung.
Ich bin übrigens auch ein 68iger. ;)
@Stenberg Alt aber gut :-))
Smith war der bessere Sänger, Orzabal der bessere Tänzer, ganz klar im Video zu Mad World zu hören/sehen. Wahrscheinlich auch der bessere Musiker. Bei Spliff, gerade wieder mal laut gehört heute, (Die Maurer, Jerusalem) aber war der absolut herausragende Mann Mitteregger, nicht wegen der Simmons, der spielte einfach überirdisch. Wahrscheinlich auch auf Persileimern. Der brachte eine gute Band auf das Niveau einer Spitzenband. Hi, Stewart Copeland. Bei Mezzanine und Black sind hier die meisten d‘accord. Bei JMJ bin ich wie immer dagegen. Schöne Liste.
@Tai Ich bin ein Tastenmensch, daher natürlich die Keyboards bei Spliff interessanter, den Kommentar zu Herwig Mitteregger unterschreibe ich gerne, bei Asterix gab es einen Charakter namens werkannderkann, und der kann. Bei JMJ bin ich auch immer zwiegespalten, aber woolomoolo ist schon schwer ok
@toneup Bin auch kein Schlagzeuger, aber manche fallen mir einfach auf. Manche erst sehr spät Clem Burke bei Blondie, super. Lausige Frisur, was soll‘s. Heil ist natürlich auch prima. Das Intro von Sirius, klar, höre ich mir nur deswegen an.
@Tai Manu Katche wäre auf meiner Liste ganz weit oben :-)
Der Höhepunkt meiner Musikhörerlebnisse: ZOOLOOK.
Ich hatte damals ein ‚Musikhörzimmer‘ so richtig nach allen gängigen Vorurteilen: 4cm Berberteppich Plattenspieler auf Betonplatte, Celestion Boxen in Ohrhöhe aufgeständert frei im Raum, Mission Cyrrus II als Ultimativer Phonoverstärker.
Es funktioniert!
Man kann Surround mit ‚NUR‘ zwei Lautsprechern mit geschlossenen Augen wahrnehmen.
Und plötzlich dreht sich der Klang frei im Raum, obwohl der mechanisch abgetastet von Platte kommt.
Allerdings mit zeitlichem Abstand bin ich heute eher ein Freund der groovigen Komposition, als der, der technischen Innovation der 80er u. 90er Jahre geschuldeten Verliebtheit in technisch Machbares.
Oh, whow! Hier habe ich mich jetzt mal auch wieder entdeckt.
Jean-Michel Jarre – Zoolook
Lange, sehr lange nicht gehört. Aber, kein Witz, als ich die beiden Stücke »Ethnicolor« und »Zoolook« eben gerade wieder gehört habe, hat’s mir (wieder) eine stramme Gänsehaut beschert. ’s ist schon cool, was der damals gemacht hat.
In dem Zusammenhang und ohne schwul wirken zu wollen, aber als Mann darf man so etwas auch mal sagen: Es hilft auch, wenn der Musiker gut aussieht, oder? 😀
SPLIFF – 85555 & Herzlichen Glückwunsch
Geil, geil, geil, oh Mann, was habe ich die damals gefeiert. Und tue es heute immer noch. »Deja Vu« mit den ikonischen Drums von Herwig Mitteregger und dazu noch sein Text und Gesang, oh Mann, ist das geil. Und auf der »Herzlichen Glückwunsch« gefällt mir das letzte Stück »Glaspalast« nach wie vor UNGLAUBLICH gut.
In diesem Zusammenhang erwähne ich auch noch mal, wie wichtig das Konzept eine »Albums« meiner Meinung nach heute immer noch ist, auch wenn die Musikindustrie das nicht mehr haben will. So sind »Kill« und »Heut‘ Nacht« für sich gesehen vielleicht nicht die stärksten Stücke der Band, aber im Kontext des Albums einfach fantastisch.
Hach, beide Alben auflegen, wieder 15 sein und auf einer Schulparty mit einem Mädchen wild herum knutschen. Jaaaaah … ! 😍😘❤
Und: R.I.P Manne! 😔
Bei zoolook wünschte ich mir phil Collins an den Drums so ca. ab min 08
@vssmnn Das Drum – Programming bei J.M. Jarre hat bei mir öfters Irritationen ausgelöst. ZooLook gehört da aber aus meiner Sicht zu den besseren Alben
Ach ja, The Prodigy. Schön war’s ;-)
@Bernd Kistenmacher und laut wars
Eine bunte Mischung ! Am meisten freut mich als gebürtiger Wiener, dass Drahdiwaberl dabei sind und Thomas LANG als Drummer gewürdigt wird.
(Empfehle ua abseits von Depeche Mode den LIVE Auftritt von Falco am Donauinselfest, da spielt LANG bravourös !)
ich würde Portishead Massive Attack vorziehen – aber das ist Geschmacksache !
Und die erste Ultravox-Scheibe ist für mich eigentlich die Beste.
Die akustische Version von „Wonderful life“ gefällt mir besser – noch besser ist die von Zucchero….
habe gerade darüber nachgedacht, welche 10 scheiben für mich in Frage kämen. Auf jeden fall wäre eine prise jazz (Miles) dabei.
@Organist007 Christian Eigner spielt bei depeche Mode nicht Thomas lang.
@Numitron klar !
@Organist007 Der Drummer , der heute bei Depeche Mode spielt und auch einige Songs Co-Produziert hat , heisst Christian Eigner , den habe ich eigentlich gemeint, ja und Drahdiwaberl musste einfach sein :-).
@toneup sorry , natürlich Ch. Eigner !
Drahdiwaberl und Spliff in einer Liste. Das spricht für einen kultivierten Geschmack. Rocktheater Gruppen hat es allerdings schon in Deutschland gegeben. Neumis Rock Circus, MTS und Silly. Allerdings kamen diese Bands aus der ehem. DDR.
Das sind meine Favorites der genannten:
Jean Michel Jarre – ZooLook
Black – Wonderful Life
Ad Ultravox: gab es wegen der dünnen Wand eigentlich keinen Ärger im Paradies?
Das Reunion-Album ist übrigens auf alle Fälle auch ein (oder mehrere) Hören wert. Schließt die Zeitraumschlaufe zu Vienna, wie es sich gehört. Als wären den Musikern all die Alben nach Vienna doch schon irgendwie peinlich. Was ich persönlich nachvollziehen kann. :)