Streicher Sounds für die DAW
Egal ob Rock, Pop, Electro oder Soul, in vielen musikalischen Stilrichtungen gehören Streicher-Sounds fest zum Repertoire von Komponisten und Produzenten. Die Auswahl der Sound-Librarysm die sich auf Streicher spezialisiert habenm ist mittlerweile sehr groß. Von klassisch orchestral über Action-reich oder sanft bis hin zu bombastisch fett, die Anforderungen sind je nach Stil sehr unterschiedlich und auch die Preise für die Strings-Librarys unterscheiden sich sehr.
Wer das Software-Paket Komplete von Native Instruments sein Eigen nennt, ist von Haus aus bereits mit einigen Streicher-Sounds ausgestattet, doch es gibt viele weitere Hersteller, die sich teils nur auf Streicher spezialisiert haben. Um in diesem Marktsegment nicht den Überblick zu verlieren, haben wir für euch einmal die wichtigsten Strings-Librarys zusammengestellt.
Audiobro LA Scoring Strings 2
Die LA Scoring Strings 2 von Audiobro sind zwar bereits etwas älter und daher wohlmöglich beim einen oder anderen Lesern (schon) in Vergessenheit geraten, doch klanglich bieten die Streicher weiterhin eine sehr gute Qualität. Die Editierbarkeit der Streicher ist sehr gut, doch es dauert etwas, bis man sich in die Library eingefunden hat.
Klanglich überzeugt die Library auf ganzer Linie, hervorzuheben sind allerdings die sehr knackigen kurzen Samples der Artikulationen Staccato oder Staccatissimo. Ebenfalls interessant ist die „First Chair“ Option der Library, über die man sich jeweils nur den ersten Musiker in jeder Sektion mit samt seiner originalen Sitzposition in den Kontakt Player laden kann. Hierdurch ergibt sich entsprechend ein sehr kleines Orchester, was klanglich eine sehr gute Alternative darstellt. Mischt man diese mit den größeren Sektionen oder gar anderen Librarys, kann man über die Lautstärkenverhältnisse auf Wunsch einen ganz eigenen Sound erstellen.
Hier geht’s zum Test der LA Scoring Strings 2.
Chris Hein Ensemble Strings
Chris Hein ist bereits seit vielen Jahren im Bereich der Sound-Librarys tätig. Egal ob Gitarren, Bläser oder eben Streicher, in der Regel bekommt man bei seinen Librarys sehr gute Qualität zum fairen Preis. Neben den bereits von uns getesteten Ensemble Strings bietet er zusammen mit Bestservice auch die Solo Strings an. Je nachdem welchen Streicher-Sound man anstrebt, könnte die eine oder die andere Library eher in Betracht kommen. In Kombination beider Librarys ergibt sich dann das allumfassende Sound-Paket.
32 Artikulationen bietet die Ensemble Library von Chris Hein. Damit lässt sich einiges abdecken, egal ob man legato gespielte Passagen, knackige Action-16tel oder amüsante Pizzicato-Plucks benötigt. Aus einem Pool von über 120.000 Samples schöpft Chris Hein in diesem Fall. Diese basieren auf Aufnahmen von einzelnen Instrumenten, die eigenständig editiert und später zu einem Ensemble zusammengefügt wurden. Je nach Artikulation gibt es dazu die Möglichkeit, zwischen „tight“ gespielten oder „loose“-Noten zu variieren, d. h. leicht im Timing schwankenden Presets zu wählen. So ergibt sich ein sehr authentischer Klang. Denn auch bei einem echten Streicher-Ensemble spielen nicht alle Musiker zu 100 % genau. Die absolute Perfektion ist hier also nicht gewünscht, sondern erweckt die Musik erst richtig zum Leben.
Mit der „Note Head“-Funktion bietet die Chris Hein Library ein interessantes Feature, denn hierüber lässt sich die Länge der Samples samt 8-fachem Dynamik-Layer von ultrakurz (Spicc) zu geringfügig länger (Short) einstellen und auf Wunsch noch layern.
Hier geht’s zum Test der Ensemble Strings
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East West Hollywood Strings
Schon 2010 hatten wir die Hollywood Strings von East West getestet. Klanglich hat East West damals bewiesen, was alles möglich ist. Die Library richtet sich ganz klar an professionelle Komponisten und Arrangeure, denn der Umfang der Artikulationen sowie die detaillierten Bearbeitungsmöglichkeiten sind sehr weitgehend.
Waren die in zwei Versionen erhältlichen Hollywood Strings bei ihrem Erscheinen preislich mehr als teuer, bekommt man die Gold-Streicher derzeit ab 199,- Euro. Für gerade einmal 50,- Euro mehr bekommt man allerdings schon die Diamond-Version, die zwei weitere Mikrofonpositionen, alle gesampelten Artikulationen sowie die Samples in 24 Bit anstatt nur 16 Bit (wie in der Gold-Version) enthält.
Wichtig zu wissen: Im Gegensatz zu vielen anderen Librarys setzt East West auf den hauseigenen Player PLAY. Dieser ist Voraussetzung für die Nutzung aller East West Produkte.
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Hier findet ihr den Test der Hollywood Strings.
Native Instruments Session Strings, String Ensemble, Emotive Strings und Action Strings
Die Berliner Soft- und Hardware-Schmiede Native Instruments entwickelt seit mehreren Jahren Streicher-Librarys. Teils basieren diese auf eigenen Entwicklungen, teils holt man sich Partner wie Sonuscore für die Produktion ins Boot.
Im Rahmen der Symphony Serie bietet Native Instruments dazu auch passende Holz- und Blechbläser sowie Percussion-Sounds an, es lässt sich also hiermit ein komplettes Orchester nachbilden. Die Serie hat diejenigen Komponisten im Fokus, die von Grund auf Arrangements erstellen und jede Note einzeln einspielen möchten. Im Gegensatz dazu stehen die Librarys Emotive Strings und Action Strings die vorgefertigte Phrasen – Emotive für die sanfteren Töne, Action für Trailer-artige Produktionen – bieten. Hiermit kommt man also sehr schnell zu gut klingenden Ergebnissen, völlig frei lassen sich die Phrasen aber nicht nutzen, denn man ist an gewisse Vorgaben gebunden.
So bietet Action Strings beispielsweise über 150 Phrasen, die nach Gruppen aufgeteilt sind. Jeweils fünf davon bilden ein Thema. Die Phrasen laufen stets Tempo-synchron zur Host-DAW und passen sich entsprechend an bestehende Songs an. Im folgenden Video findet ihr eine gute Übersicht, was man damit (und vor allem schnell) realisieren kann:
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Dem gleichen Prinzip folgen die Emotive Strings von Native Instruments, die wie die Action Strings in Zusammenarbeit mit Sonuscore entstanden sind. Wie der Name bereits vermuten lässt, geht es hierbei aber um die sanfteren Streicher-Phrasen und Melodien.
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Wie auch die Streicher der Symphony Serie, bieten die beiden Librarys Session Strings 2 und Session Strings Pro 2 keine Phrasen, d. h. man spielt jede Melodie individuell per Hand ein. Der größte Unterschied zwischen der normalen und der Pro-Version ist zunächst die Größe des Ensembles. So erhält man bei Session Strings 2 insgesamt 11 Musiker (4 Violinen, 3 Bratschen, 2 Celli, 2 Bässe), bei der Pro-Version sind es insgesamt 22 virtuelle Musiker. Hinzu kommt, dass man die Streicher bei der normalen Version nur als Ensemble spielen kann, die Pro-Version erlaubt es dagegen, jede Sektion einzeln in Kontakt zu laden und entsprechend frei zu variieren.
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Darüber hinaus bietet die Pro-Version noch weitere Features. So erhält man eine zweite Mikrofonposition, über die der Sound der Streicher detaillierter bestimmt werden kann, Native schickt die Library mit mehr Samples, einem detaillierterem Mixer sowie Rhythmus- und Phrase-Animator auf die Reise. Entsprechend groß ist auch der Preisunterschied. Die normale Version ist bereits für 99,- Euro erhältlich, die Pro-Version kostet 299,- Euro. Hier findet ihr die Unterschiede der beiden Librarys im Detail.
Das aktuelle Herzstück der Native Instruments Streicher ist jedoch die bereits erwähnte Symphony Serie. Diese bietet, zumindest im Kontext größerer Orchester, klar einen noch besseren Sound und deutlich mehr Arrangiermöglichkeiten sowie eine größere Editierbarkeit.
Hier findet ihr einige Tests der genannten Produkte:
- Native Instruments Symphony Serie Strings Ensemble
- Native Instruments Emotive Strings
- Native Instruments Session Strings (Test des Session Strings 1)
Wer mehr als nur Streicher benötigt, sollte sich das Komplete Bundle von Native Instruments anschauen. Je nachdem, wie viele Librarys man haben möchte, kann dieses Paket einen deutlichen Preisvorteil bieten. In der Standardausführung von Komplete ist Session Strings 2 enthalten, in der Ultimate-Edition zusätzlich noch die Librarys Action und Emotive Strings sowie das Strings Ensemble der Symphony Serie.
Spitfire Audio Symphonic Strings, Chamber Strings und Sacconi Strings Quartet
Die Software-Produkte von Spitfire Audio gehören klar zu den teureren Librarys, bieten allerdings auch eine sehr hohe Qualität. Angefangen hat das Team um Christian Henson und Paul Thomson mit der exklusiven Produktion von Sample-Librarys für die Top-Filmmusiker aus Hollywood, erst später boten sie ihre Produkte auch für die breite Masse an. Nahezu alle Librarys von Spitfire Audio werden in den Londoner AIR Studios aufgenommen. Dabei wird viel Wert darauf gelegt, den Raumklang einzufangen, auf Wunsch kann man innerhalb des Kontakt-GUI aber auch nur die Close-Mikrofonposition aktivieren, um sie beispielsweise besser an andere Librarys anzupassen.
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Neben den Symphonic Strings, die wie der Name bereits verrät, den Sound eines symphonischen Streichorchesters bietet, hat Spitfire Audio mit den Chamber Strings auch eine kleinere Besetzung gesampelt. Diese bieten einen deutlich kompakteren Sound, der vor allem auch für Produktionen fern des klassischen Orchester-Sounds gut funktioniert. 16 Musiker, aufgeteilt in die übliche Besetzung Violine 1/2, Viola, Cello und Bass, wurden in London aufgezeichnet.
Drei Mikrofonpositionen (Close, Tree, Ambient) stehen zur Auswahl und können individuell zusammengemixt werden. Wie von früheren Spitfire Audioprodukten bereits bekannt, gibt es auch wieder die Möglichkeit des Easy Mixers, d. h. auf einem virtuellen Orchesterabbild lassen sich die Streicher per Schieberegler von ganz nah bis ganz weit weg positionieren. Das GUI der Spitfire Audio Chamber Strings bietet die gewohnt übersichtliche Aufteilung mit drei Ansichten. Die erste Ansicht enthält den erwähnten Easy Mixer samt Auswahl der Artikulationen, Dynamik, Vibrato, Speed (für Legato Übergänge) und Expression, allesamt per MIDI-Control-Change-Befehl steuerbar.
Eine noch kleinere Formation ist das Sacconi Strings Quartett von Spitfire Audio. Aufgenommen wurden die vier Streicher in der Londoner Wigmore Hall, ein rund 115 Jahre alter Konzertsaal, in dem vor allem Kammermusik aufgeführt wird.
Zur Auswahl stehen insgesamt sechs Mikrofonpositionen. Zunächst einmal der normale Stereo-Mix mit entsprechendem Raumanteil, aber auch zwei Close-Positionen, Decca Tree Mikrofonsystem, Outtriggers und Ambient. Hinzu kommen zwei fertige Mixe, einmal Close- und ein Full-Mix. Insgesamt 15 verschiedene Artikulationen umfasst jedes der vier Instrumente Violine 1, Violine 2, Viola und Cello.
Hier findet ihr einige Tests der Spitfire Audio Streicher:
Sonuscore The Orchestra und Strings of Winter
Der Name Sonuscore fiel bereits bei den Streicher-Sounds von Native Instruments. Nachdem man zusammen mit den Berlinern mehrere Librarys entwickelt hatte, stellte Sonuscore im Jahr 2017 „The Orchestra“ vor. Vor Kurzem wurde die Library erweitert und mit Strings of Winter eine weitere, sowohl separat als auch im Paket mit The Orchestra erhältliche Library, vorgestellt.
Das Konzept ähnelt dem der Emotive und Action Strings. Fünf Slots lassen sich mit unterschiedlichen Sektionen des Orchesters füllen und drückt man eine Taste auf dem Keyboard, läuft das Orchester unter Verwendung von Arpeggiatoren und Envelopern sogleich zur Höchstform auf. Auch hier gibt es entsprechend fertige Phrasen bzw. Elemente, die als Basis dienen.
Im Vergleich zur ersten Version von The Orchestra bietet die aktuelle Version aber die Möglichkeit, die Phrasen/Elemente per Drag’n’Drop in die DAW zu ziehen und dort als MIDI-Dateien zu bearbeiten. Theoretisch kann man so auch andere Librarys bzw. Instrumente mit den Phrasen füttern und schnell zu einem sehr gut klingenden Ergebnis kommen. Nicht nur für Anfänger eine gute Inspirationsmöglichkeit bzw. Basis für selbst erstellte Arrangements.
Selbstverständlich lassen sich alle Sounds/Artikulationen aber auch einzeln auf eine DAW-Spur laden, so dass man wie gewohnt komplett bei Null mit seinem Arrangement starten kann.
Mit Strings of Winter erweitert Sonuscore seinen klanglichen Rahmen und bietet, wie der Name bereits vermuten lässt, karge, sanfte und distanzierte Sounds eines Streichorchesters.
Und hier unser Test zu den Sonuscore/Best Service Streichern:
Vienna Symphonic Library (VSL)
Vor allem Musiker, die aus der Klassik kommen, setzen seit Jahren auf die Sounds der Vienna Symphonic Library, kurz VSL. Schon zu GigaSampler Zeiten konnte man die hervorragenden Sounds aus Wien kaufen, also lange bevor viele andere Hersteller auf den Streicher-Zug aufsprangen. Auch heute gelten die Sounds der Österreicher bei vielen als das Nonplusultra, wenn es um die exakte Reproduktion orchestraler Instrumente geht. Dabei setzt die VSL seit einigen Jahren auf das hauseigene Instrument, den Vienna Instruments Player. Mittlerweile bietet die Software-Schmiede mit der Synchron Serie auch eine Alternative an, die laut Hersteller hinsichtlich des Klangs, dem Realismus und der Spielbarkeit noch einen draufsetzen soll.
Vor dem Hintergrund, dass die VSL schon so viele Jahre existiert, verwundert es nicht, dass der Klangfundus der Library nahezu unerschöpflich ist. Jedes denkbare Instrument ist als Solo-Instrument oder in unterschiedlichen Ensemble-Besetzungen erhältlich. Eine komplette Übersicht der Instrumente/Ensembles findet ihr hier.
Für Anfänger bietet die VSL verschiedene Angebote an, um die ersten Schritte im Rahmen der VSL-Instrumente zu gehen. So bietet das Smart Orchestra eine gute Auswahl an Basis-Instrumenten, mit denen man bereits sehr gut klingende Arrangements umsetzen kann:
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Der nächste Schritt im VSL-Kosmos sind dann weitere eigenständige Instrumente oder die Special-Editions, mit denen man sich nach und nach klanglich komfortabler aufstellen kann. Den Test der VSL Special Edition 3/4 findet ihr hier.
Eine „Marktübersicht“ ohne Cinematic Strings oder Orchestral Tools auch nur zu erwähnen, ist keine. Auch Light & Sound hätte es mal verdient, bei so was gelistet zu werden.