61 Tasten mit Sounds & Co.
Vor einiger Zeit hatte ich das Stagepiano Recital Pro von Alesis bei mir zum Test. Neben der Pro-Version hat alles unter dem Namen Recital 61 eine kleinere und kompaktere Version entwickelt, die – der Name verrät es bereits – mit 61 Tasten ausgestattet ist. Aber auch klanglich unterscheiden sich die beiden Keyboards. Worin genau und ob die 61er Version besser abschneidet als der große Bruder, erfahrt ihr im folgenden Testbericht.
Klein, kompakt, schwarz
Die wenigsten Hersteller trauen sich, ihre Produkte in einer anderen Farbe als Schwarz auf den Markt zu bringen. Bei den Keyboards und elektrischen Pianos gibt es, wenn überhaupt, gerne mal eine Variante in Weiß, zu viel mehr Farbe drängen sich die Hersteller nicht durch. So setzt auch Alesis beim Recital 61 auf ein schwarzes Gehäuse. Dieses besteht aus Kunststoff, ist sauber verarbeitet und erinnert an die P-Serie von Yamaha. Die abgeschrägten Kanten und der rote Saum oberhalb der Tasten ähneln dem für Yamaha typischen Aussehen doch sehr.
Unabhängig von der Ähnlichkeit macht das Recital 61 einen guten Eindruck. Das Bedienfeld ist kompakt in der Mitte platziert, links und rechts schließen sich die Lautsprecher des Pianos an. Mit den Maßen 904 x 292 x 89 mm und einem Gewicht von 7,9 kg lässt sich das Piano ohne Weiteres unter den Arm klemmen – ab zur Probe oder den Auftritt.
Aufgrund der klaren Beschriftung und der übersichtlichen Funktionen lässt sich das Recital 61 wunderbar einfach bedienen. Von links nach rechts gliedert sich die Bedienoberfläche wie folgt auf: Neben Power-on/off und Volume-Regler befinden sich die vier Tasten Split, Layer, Metronome und Lesson. Drückt man Split und Layer zusammen, so werden die Demo-Songs gestartet. Die anderen beiden aktivieren Funktionen, über die weitere Parameter des Keyboards eingestellt werden können.
Es folgt die überschaubare Sound-Sektion, die über fünf Taster Zugang zu den 10 internen Sounds ermöglicht. Jede Taste ist entsprechend mit zwei Klängen belegt. Ob der obere oder untere Sound aktiv ist, wird durch die Farben Rot und Grün verdeutlicht. Grün für den oberen Klang, rot für den unteren. Die letzte Taste steuert die beiden internen Effekte Reverb und Chorus.
Anschlüsse, Tastatur und Lautsprechersystem
Auf der Rückseite befinden sich alle Anschlüsse des 61er Pianos. Zum Betrieb wird ein externes Netzteil benötigt, das ebenso beiliegt wie eine mehrsprachige Bedienungsanleitung und ein Notenständer. Neben einem Kopfhörerausgang bietet das Recital 61 die Möglichkeit, die Sounds über ein Stereo-Pärchen Cinch-Buchsen auszugeben. Wieso man hier nicht auf Klinkenbuchsen setzt, kann ich nicht nachvollziehen. Während die internen Lautsprecher bei Anschluss eines Kopfhörers automatisch stummgeschaltet werden, erklingen die Speaker bei Anschluss an eine externe Beschallungsanlage über die Cinch-Buchsen weiterhin.
Über einen USB-Port lässt sich das Piano an den Computer anschließen, beispielsweise um es als Einspiel-Keyboard für die DAW zu nutzen. Zu guter Letzt lässt sich auch ein Haltepedal anschließen.
Die Tastatur bietet 61 anschlagdynamische Tasten normaler Größe. Die Gewichtung fällt leicht aus. Obwohl ich beim Anspielen etwas enttäuscht war und die Gewichtung zunächst als „zu leicht“ empfunden habe, hat sich meine Meinung nach kurzer Spielzeit geändert. Klar ist: Die Tasten erfordern nicht viel Kraftaufwand und werden pianistische Hände nicht zufriedenstellen können. Aber dennoch macht die Tastatur Spaß. Innerhalb kürzester Zeit habe ich mich an die Tastatur gewöhnt und konnte mehr als zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Für Ein- und Umsteiger, die möglicherweise nur hin und wieder etwas spielen möchten oder zum Einspielen am Computer (da punktet das Recital 61 mit seinen kompakten Maßen) ist das Piano durchaus einsetzbar.
Das interne Lautsprechersystem des Recital 61 leistet 2x 20 Watt. Relativ klein fallen die Speaker aus, dazu bietet es aufgrund der kompakten Maße wenig „Fundament“, um alles richtig zum Klingen zu bringen. Der Bassbereich ist kaum vorhanden und je weiter man die Lautstärke aufdreht, desto schriller wird der Sound. Zu Verzerrungen kommt es glücklicherweise aber nicht.
Klang des E-Pianos
Die zehn Sounds des Recital 61 teilen sich auf zwei akustische Pianos (Acoustic und Bright Piano), ein E-Piano, Harpsichord, zwei Orgeln (Zugriegel und Pfeifenorgel), Synthesizer, Strings, Bass und Clavinet auf. Die Qualität ist gut bis zufriedenstellend. Bei den meisten Sounds hört man schnell heraus, dass maximal zwei Velocity-Layer zum Einsatz kommen, d. h. dass das Sampling nicht wirklich tiefgreifend ist. Höherwertige Pianos bieten mindestens drei Layer-Stufen, bei Software-Pianos dürfen es gerne auch Velocity-Stufen im zweistelligen Bereich sein.
Entsprechend einfach klingen die Sounds des Recital 61. Natürlich muss man hier stets den Preis im Blick haben und mit aktuell 216,- Euro gehört das Alesis Piano zu den günstigsten Produkten der namhaften Hersteller. Dennoch hätte ich mir vor allem bei den A- und E-Pianos mehr Auswahl und Qualität gewünscht. Immerhin lässt sich bei den akustischen Pianos eine Pedalresonanz aktivieren. Diese lässt die Sounds beim Einsatz eines Haltepedals etwas realistischer klingen. Die maximale Polyphonie liegt bei 120 Stimmen.
Das E-Piano des Recital 61 ist eine Rhodes Nachbildung der sanfteren Sorte. Für ruhigere Balladen noch gut geeignet, fehlt es für amtliche Soul und Funk Songs an der Authentizität. Gleiches gilt für das Clavinet. Bei den Orgeln hat Alesis seinem neuesten Piano jeweils eine Drawbar- und eine Kirchenorgel spendiert. Fest verankert ist hierbei der Rotary-Effekt der Drawbar-Variante. Synthesizer, Strings und Bass komplettieren die Sound-Palette des Pianos, wirklich überzeugen können diese aber leider auch nicht.
Extra-Funktionen des Recital 61
Neben der Möglichkeit, zwei unterschiedliche Sounds als Split, d.h. die Tastatur wird an einer Taste der Klaviatur getrennt, links liegt der erste Sound, rechts der zweite Sound an, und als Layer (beide Sounds erklingen stets zusammen) zu nutzen, erlaubt das Recital 61 auch einen 4-Hand-Modus, bei dem die Tastatur in zwei gleiche Bereich aufgeteilt wird. In der Regel nutzt man dies in einer Lehrer-Schüler-Situation. Bei einem 61er Tastaturumfang wird das aber schon recht eng für vier Hände. Die Lautstärken der einzelnen Sounds lassen sich im Split und Layer-Modus anpassen.
Wie erwähnt bietet das Recital 61 zwei interne Effekte: Reverb und Chorus. Beide lassen sich nicht editieren, das Recital bietet allerdings pro Effekte fünf feste Presets. Dazu lässt sich die Intensität auf einer Skala von 1 bis 5 festlegen. Leuchtet der zugehörige Taster rot, ist nur der Reverb aktiv, leuchtet er grün, wird nur der Chorus hinzu gemischt, leuchtet er gelb, sind beide Effekte aktiv.
Für Einsteiger interessant: Das Recital 61 wird mit einer 3-Monats-Lizenz von Skoove ausgeliefert. Hierbei handelt es sich um eine Online-Klavierschule, über die wir bereits mehrfach berichteten. Genauere Informationen dazu findet ihr hier.
Finde nur ich den Artikelnamen „Recital“ etwas unvorteilhaft gewählt?
@Jörg Hoffmann Warum?
recital:
a performance of music or poetry, usually given by one person or a small group of people
https://dictionary.cambridge.org/de/worterbuch/englisch/recital
Na, man sollte sich halt nicht vertippen und einen Buchstaben weglassen (sorry, bin albern)
@Jörg Hoffmann ja, albern, aber ging mir auch so, beim Überfliegen :D
Ich sollte mein Brille scharfstellen… ich habe Alesis Rectal gelesen statt Recital…
Na endlich sieht es einer!!!!! Danke. :-)
@Jörg Hoffmann Das mit dem Namen hatte ich auch gedacht. Mit Produktnamen ist manchmal so eine Sache. Als Beispiel sei nur der „Mitsubishi Pajero“ genannt, der in Nordamerika und Spanien aus gutem Grund ganz anders heißt.
@Jörg Hoffmann Ich bin beruhigt, daß nicht nur ich alleine solche Freud’schen habe…
Wer haette gedacht, dass hier soviele noch in der rektalen Phase stecken?
¯\_(ツ)_/¯
Die Kommentare hier werden wohl in die Analen der Geschichte eindringen.
An… Was??? ;-)
Wirklich schade hier die Wahl des Produktnamens :( Was haben die sich dabei gedacht?
Es hat ja schon gute Gründe gehabt, warum man – nach einer Abwägung – auf solche Namen verzichtet.
@ISE500 Vielleicht weil die Anschlüsse hinten sind (duckundwech)…
@liquid orange Das kam jetzt aber durch die Hintertür.
Was unterscheidet dieses „Ding“ denn nun von einem Keyboard? 61 Tasten ohne Hammermechanik, durchschnittliche Sounds (und wenige dazu), Cinch-Ausgänge…..ich sehe auch bei dem Preis nur Nachteile. In gleicher Preisklasse gibt es Einstiegsinstrumente von Yamaha, die mehr Sounds haben und zudem wenigstens Klinkenausgänge und eine Begleitautomatik, wenn man mal doch eher in die Keyboardecke tendiert. Was soll man denn mit dem Teil? Zum Lernen des Klavierspielens eignet es sich nicht und sonst? Noch nicht einmal als kleines Masterkeyboard für zuhause taugt es. Für mich ein klarer Fail.
@Markus Galla Das sehe ich genauso. Ich halte auch den Begriff „mobiles Digitalpiano“ für etwas hochgegriffen. Nicht wegen der mittelmäßigen Klänge, aber die Tasten sollten schon gewichtet sein. Dann wäre dies eine interessante Alternative zu den Standard 88-Tasten-Digis. Dass es nur fünf Oktaven abdeckt, fände ich nicht schlimm, für Klavieranfänger wäre es egal.
Als Klavierlehrer habe ich auch mit Eltern zu tun, denen der Unterschied zwischen „Keyboard“ und „Digitalpiano“ nicht auf den ersten Blick einleuchtet.
@Martin Andersson Na ja, es dürfte wohl auch etliche Eltern geben, die ihren Kindern Klavierunterricht anbieten/finanzieren, aber eben nicht wollen, das die mit einem Keyboard samt Begleitautomatik rummachen.
Es gibt da sicherlich verschiedene Sichtwesien, Fakt ist aber, dass ein so reduziertes Teil wie dieses Alesis den Schüler zum Mitmachen und Üben bewegt, da kommt nur raus, was man selbst hineinsteckt.
Ich habe hier selbst übrigens ein Casio CT-S 200 als Midi-Keyboard und auch mit den billigen internen Sounds viel Spaß, davon sind aber auch nur 15-20 brauchbar.
Da bin ich ganz bei Dir: ein funktional reduziertes Instrument beflügelt die Kreativität. Zusatzfunktionen wie Begleitautomaten wirken da eher hinderlich und lenken vom eigentlichen Musikmachen ab.
@Martin Andersson Hat jemand vielleicht einen Tipp für ein 61-Tasten gewichtetes, fully-weighted oder Hammermechanik-ähnliches Instrument?
Ich finde keines auf dem Markt?
Wer kann helfen?
Meist steht dort semi-weighted, aber das bedeutet doch eigentlich nur leicht-gewichtet oder?
Mir sind die 88 Tasten einfach zu sperrig, um es unterwegs zum Üben zu nutzen.
@crosselch Meines Wissens gab es da nur das RD 64 von Roland.
Cinch bei keyboards hab ich zuletzt bei 80er jahre geräten von casio und Yamaha gesehen, wie meinem pss 470 oder dm 100. Dachte nicht, dass sowas noch verbaut wird.
Das Dingen ist eine Tischhupe. Da braucht man sprachlich gar nicht so weit in die Trickkiste zu greifen, Was will man aber auch ernsthaft von einem 216 Euro Keyboard erwarten? Raketentechnik?