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Test: Arturia Buchla Easel V, Synthesizer Plug-in

Westcoast vs. Eastcoast Synthese

31. März 2018

arturia_buchla_easel_v

Arturia überrascht uns diesmal mit einer Software-Emulation des Synthesizer Klassikers „Buchla Easel“ und nennt diesen konsequenterweise „Arturia Buchla Easel V“.

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Bei dem Originalgerät des sehr bekannten und renommierten Herstellers Buchla handelt es sich um einen monophonen und modularen Synthesizer aus dem Jahre 1973, der offenbar in relativ geringen Stückzahlen produziert wurde und somit eine Seltenheit darstellt, die in der Bucht wie auch gebraucht sehr selten und wenn dann nur sehr teuer zu bekommen sind.

Der Synthesizer wurde damals in einem Koffer eingebaut geliefert und verfügte bereits über ein „Keyboard“, wobei keine herkömmlichen Tasten, sondern elektronische Kontaktflächen ähnlich den heutigen Korg Volcas zum Einsatz kamen. Hervorzuheben ist hierbei, dass diese Kontaktflächen bereits druckempfindlich waren und man diese „Velocity“-Fähigkeit als Modulationsquelle einsetzen konnte.

Ein großes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Synthesizern dieser Zeit stellt das Fehlen eines resonanzfähigen Filters dar – stattdessen wird die Filterung über sogenanntes „Wave Folding“- und Vactrol-Filterstufen realisiert, um hierdurch den Obertonanteil zu beeinflussen. Hierzu aber später mehr im Testbericht des Plug-ins. Ein eingebauter Federhall sowie zahlreiche Modulationsquellen tragen zudem zum eigenständigen Klang des Gerätes bei.

Die Bedienoberfläche des Arturia Buchla Easel V verfügt über viele bunte Schieberegler und Kippschalter und vermittelt schon beim reinen Betrachten das Gefühl, ein wahres Klanglabor zu sein – was es auch tatsächlich ist!

Arturia hatte es sich nun zur Aufgabe gemacht, diesen Klassiker mit all seinen Funktionen in Software zu „gießen“ und versprechen, den Klang originalgetreu zu emulieren. Selbstverständlich verfügt der Arturia Buchla Easel V zusätzlich über zeitgemäße Funktionen wie 4-fache Polyphonie sowie viele zusätzliche und frei „zeichenbare“ Modulationsquellen, die man bereits aus anderen Arturia Produkten kennt.

Arturia_Buchla_Easel_V_Faceplate

Gesamtansicht des Arturia Buchla Easel V

Herausragend ist unter anderem das sogenannte „Gravity“-Modul, mit dem sich wahrlich abgefahrene Modulationen erzeugen lassen, die bisweilen recht unvorhersagbare Ergebnisse liefern können – quasi ganz im Stil eines Don Buchla, der offenbar ein wahrer Verfechter von „zufälligen“ Modulationsquellen war, was sich unter anderem in von ihm entwickelten Modulnamen wie „Source of Uncertainty“ ausdrückt.

Umso mehr war ich gespannt, den Arturia Buchla Easel V testen zu dürfen – dies war auch mein erster Berührungspunkt mit dem „Buchla Konzept“ überhaupt, was sich darin äußerte, dass ich zunächst etwas ratlos vor dem Plug-in saß und nicht so recht verstanden habe, wie die Module miteinander interagieren. Es ist eben alles ein wenig anders, als man es von „herkömmlichen“ Synthesizern kennt. Kurz mal an den Reglern rumdrehen und „amtliche Sounds“ zu erwarten, ist nicht drin– man muss sich wirklich in den Arturia Buchla Easel einarbeiten, um ihn so nutzen zu können, wie sich das der Schöpfer dieses Instrumentes damals gedacht hat.

Lasst uns nun in die Tiefen des Arturia Buchla Easel V einsteigen. Um 1973-Flair zu erzeugen, habe ich bereits Räucherstäbchen und meine Lava-Lampe reaktiviert …

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Die Bedienoberfläche des Arturia Buchla Easel V

Nach Öffnen des Arturia Buchla Easel V offenbart sich zunächst ein recht bunt anmutendes Sammelsurium an Kippschaltern, Slidern und mehreren Patchbuchsen, die dem Originalgerät quasi 1:1 nachempfunden sind und sofort Lust auf Klangschrauben machen.

Arturia_Buchla_Easel_V_Fader_Section

Viele Fader und Patchbuchsen – so mögen wir das!

Die Bedienoberfläche ist insgesamt in vier Teile aufgeteilt, die sich wie folgt einordnen lassen:

  • Schalterebene
  • Fader-Ebene
  • Patchbay
  • „Keyboard voltage control strip“

Auf der Schalterebene werden die Betriebsarten der einzelnen Klangerzeugungs- und Modulationsblöcke festgelegt und die Fader-Ebene dient dem Bedienen eben dieser Blöcke. Unmittelbar unter der Fader-Ebene befindet sich die Patchbay, über die die Modulationsquellen und Ziele verbunden werden können. Im „Keyboard voltage control strip“ findet man einen Clockgenerator, Arpeggiator sowie vier sogenannte „Preset Voltages“, die sich auch als Modulationsquelle verwenden lassen.

Nach den ersten Minuten mit dem Arturia Buchla Easel V war ich zunächst völlig verwirrt, da sich einem die Zusammenhänge der einzelnen Module nicht wirklich auf Anhieb erschließen. Das hat mitunter damit zu tun, dass einige Fader genau anders herum funktionieren, als man dies von anderen Synthesizern gewohnt ist: Bei den Hüllkurven verhält es sich beispielsweise so, dass die Faderposition „oben“ eine kurze Zeit darstellt, während hingegen bei der Position „unten“ die längste Zeit des Hüllkurvenparameters aktiv ist.

Auch das Typische „ich dreh mal am Filter Cutoff und Resonanz“ gibt es hier nicht: Der Arturia Buchla Easel V verfügt über kein resonanzfähiges Tiefpassfilter, sondern die „Filterung“ wird über sogenanntes „Wavefolding“ und einer nachgeschalteten Vactrol-Stufe mit Tiefpassfiltern (hierzu später mehr) realisiert.

Erstes Zwischenfazit nach der ersten halben Stunde mit dem Plug-in:

Das ist definitiv kein Synthesizer, um „schnell“ einmal einen Sound zu erstellen. Nahezu alle Versuche, einen brauchbaren Klang selbst zu erstellen, scheitern kläglich und ich bekomme aus ein paar Wobble-, Quietsch- und Noisesounds nichts Vernünftiges heraus. Die Presets, die mitgeliefert werden, sind aber alle wirklich super gemacht und ich beginne mich zu fragen, wie die Klangdesigner hier wohl vorgegangen sind.

Offenbar verbirgt sich mehr hinter dem Gerätekonzept, als es die scheinbar simple Oberfläche suggeriert – schauen wir uns nun die Module des Arturia Buchla Easel V im Einzelnen und genauer an.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Jo, die Klangbeispiele sind doch schomma fein.

    Und das reizt mich besonders:

    „Das ist definitiv kein Synthesizer, um „schnell“ einmal einen Sound zu erstellen. Nahezu alle Versuche, einen brauchbaren Klang selbst zu erstellen, scheitern kläglich und ich bekomme aus ein paar Wobble-, Quietsch- und Noisesounds nichts Vernünftiges heraus.“

    Es sind die Ergebnisse aus genau solchen Unfällen, die mich reizen. Sollte vielleicht mal das Arturia Paket allmählich updaten.

    • Profilbild
      Markus Harsani

      Hi Wellenstrom, ja ein update macht mittlerweile wirklich Sinn, zumal der Dx7,Clavinet und Fairlight CMI V auch mit enthalten sind. Im Bundle ist dann der Preis auch wirklich Ok.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Markus Harsani Normalerweise scheue ich Handbücher, wie der Teufel das Weihwasser. Aber man scheint in diesem Fall wirklich kaum drumrum zu kommen. Weißt Du, ob man es im Falle des Updates der V-Collection als pdf Datei runterladen kann – und wenn – mittlerweile auch in deutscher Sprache?

        • Profilbild
          Markus Harsani

          @Wellenstrom : Ja,auf der Arturia Support Website kann man alle Manuals herunterladen. Das Manual des Arturia Easel V ist dort auch in Deutsch verfügbar.

  2. Profilbild
    [P]-HEAD AHU

    Hey Markus, man sollte vielleicht zu Ehren von Buchla erwähnen, das es den Easel wieder ganz normal neu zu kaufen gibt. Mit verbesserten Features und Speichermöglichkeiten. Die Einleitung suggeriert, das es den Easel nicht mehr gibt. Das ist ein bißchen unfair Buchla gegenüber.
    Auch wäre ein Link zu Buchla evtl. sinnvoll gewesen.

    • Profilbild
      Markus Harsani

      @[P]-HEAD @Bscooper : Ja,du hast recht und ich habe es tatsächlich vergessen einen link zu der Buchla Page mit einfliessen zu lassen. Das Gerät wird von Buchla wieder in verschiedenen Varianten hergestellt. Aktuell scheint bei den Buchla Distributoren das Original des Plugins in der Kofferversion für ca. 7500 USD im Verkauf zu sein. Wer es sich leisten kann, wird mit dem Original sicher glücklich werden, aber für das Geld kann man sich ja ein durchaus feines Homerecording Studio einrichten.

  3. Profilbild
    akademus

    Danke für den interessanten Bericht. Obwohl ich die Arturia V Collection schon seit einiger Zeit besitze, hatte ich mich mit dem Easel bisher überhaupt noch nicht beschäftigt. Nun bin ich neugierig geworden und werde das nachholen.
    Eine kleine technische Korrektur: Der Widerstand eines Optokopplers (Vactrol) verringert sich bei zunehmender Lichtstärke und erhöht sich nicht. Siehe z.B. http://www.....actrol.htm

    Frohe Ostern wünscht Andreas

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Dafür bräuchte man einen hardware controller wie damals der korg legacy! Sowas geiles. Hoch lebe Arturia. Ich bewundere diese Firma aus Frankreich.

    • Profilbild
      Markus Harsani

      @Amazonaman : Auf einen solchen Controller hätte ich auch Lust und es würde die Arbeit mit dem Plugin sicher noch spaßiger machen – Die Fader,Potis und Kippschalter könnte man über einen Microcontroller relativ simpel umsetzennund einen Buchla Midi Controller bauen. Das einzige Problem sind die Steckbuchsen – Diese sind leider nicht über Midi CC steuerbar.

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    olduser

    Der Easel ist alles andere als komplex, ich hatte ihn lange, ein Handbuch wird kaum benötigt, alleine die Farbkodierung zeigt wo es lang geht. Was den Arturia Easel angeht , so ist er ein Abbild, aber in keinerweise auch nur annähernd ein Ersatz zum heute erhältlichen Easel. er ist nicht polyphon und über gerade mal 3 Oktaven (intune)spielbar selbst innerhalb einer Oktave gibt es Abweichungen.

    Ich denke das was Anfänger als komplex empfinden ist eher Moog Modular Denke , Buchla tickt aber ganz anders, wenn man das begreift ist evt. auch die Stimmung 2. rangig. Arturia hat zwar gute Arbeit geleistet, aber mit dem Original hat das in der Tiefe nicht soviel zu tun, zum Verstehen und einsteigen reicht die Software aber, nur da Easel Feeling kommt in keiner weise auf.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @olduser Logisch ist, wer 10 Mille für sein original ausgibt wird ihn bis aufs Blut verteidigen! Bleibt einem auch nichts anderes übrig ;)

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    AMAZONA Archiv

    @ olduser

    Alles schön und gut, mag ja alles so weit richtig sein.
    Zitat:
    „Arturia hat zwar gute Arbeit geleistet, aber mit dem Original hat das in der Tiefe nicht soviel zu tun, zum Verstehen und einsteigen reicht die Software aber, nur da Easel Feeling kommt in keiner weise auf.“

    Ich weiß nicht, was da so einigen vorschwebt, was eine Software Emulation können muss und von haptischem Ersatz kann sowieso nie ’ne Rede sein. Aber ich sehe hier ein brauchbaren Synth, den man in der Produktion einsetzen kann.
    Wüsste nicht, was dem entgegensteht. Schade, wie verkopft hier einige so’n virtuelles Dingen betrachten.

  7. Profilbild
    olduser

    Ist einfach : Der Easel lebt 100% von seiner Haptik und vom Konzept, der Klang wird auch nicht wirklich getroffen.

    Der Synth ist natürlich brauchbar und geht weit über die Möglichkeiten des Originals hinaus.

    Du kannst die Meinung Anderer immer sehr schwer für sich stehen lassen, mir macht das Ding keinen Spaß und die Klänge gehen auch ohne Easel-Oberfläche. Verkopft sind eher die Leute die glauben man hätte jetzt einen Music Easel, ich hab meinen verkauft und besitze die Software, Du hast weder das Eine noch das Andere.

    „Alles schön und gut mag ja alles richtig sein“, wenn Du nichts von Beidem kennst, was soll dann Dein Kommentar???

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      AMAZONA Archiv

      @olduser Meinung kann ich sehr gut stehen lassen. Aber das ging ja darüber hinaus, war eine Verallgemeinerung. Und das kann ich, als jemand, der seit Jahren mit Softsynths arbeitet, wirklich nicht stehen lassen. Die wenigsten werden das Interesse haben, tiefer in die West Coast Synthese einsteigen zu wollen.
      Hast Du nicht etwas von „Ersatz“ geschrieben? Annähernd 100 % der User werden niemals einen Easel unter den Fingern gehabt haben und suchen keinen Ersatz, sondern einfach einen Klangerzeuger mit anderem Ansatz in der Klangsynthese. Auf virtueller Ebene wird bisher kaum diese Buchla „Philosophie“ bedient.
      Annähernd 100 % werden diesen Klangerzeuger als EIGENSTÄNDIGEN virtuellen Klangerzeuger begreifen und auch nutzen – ohne den Original Easel imitieren zu wollen. Es ist diese Denke des Imitierens und der A/B Vergleiche, die man immer wieder liest – aber den Kern dessen nicht treffen, was jeder einzelne Klangerzeuger für sich darstellt. Schade – weil alles sein Potential hat. Und einige wollen es einfach nicht erkennen, theoretisieren lieber oder schwelgen in purer Nostalgie.

    • Profilbild
      Markus Harsani

      @olduser @Olduser & Wellenstrom : Ihr habt ja beide irgendwo recht… Das Plugin wird sicherlich keinen echten Buchla ersetzen, und ich kann mir vorstellen dass die Haptik und „echte“ Bedienung des Gerätes mit in den Klang einfließen. Andererseits finde ich persönlich dass der Arturia Buchla V sehr ordentlich umgesetzt wurde, und mir zumindest der Spirit und Grundklang des Gerätes mehr als nähet gebracht wurden. Es ist doch klasse dass man für relatuv wenig Kohle einen Top synth bekommt der mit anderen Plugins gar nicht oder nur sehr schwer umsetzbar ist. Das Teil hat m.M. nach tatsächlich Character was man vielen Pluguns leider nicht nachsagen kann.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Markus Harsani So, heute das Komplettpaket bezogen und gleich mal versucht, in den Easel V einzusteigen. Kann den Testeindruck so nur bestätigen. Schöner Klang, optisch sehr ansprechend und fotorealistisch bis zum geht nicht mehr, Bedienung ist (ohne Handbuch zu Rate zu ziehen) erst einmal heftig brutal. Morgen wird gebüffelt und geschraubt.

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          AMAZONA Archiv

          Einen Monat später Sounds mit dem Easel geschraubt und die dann auch in einem Track verwurstet. War interessant. Fühlte sich anders an als mit anderen (virtuellen) Synths. Gibt schon ’nen gewissen, anderen Impuls. Also definitiv KEINE Fehlinvestition. Schrauben dauert länger, ist aber auch intensiver.

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            Ja ja. :) Mit 0-Coast, Synthesis Technology E352, O|D ER-301 und ein paar anderen verrückten Modulen kommt wieder richtig Spaß in die alten Knochen. Das hat dann auch nix mehr mit klassischem Analog-Käse zu tun. Buchla war der bekloppteste von allen. Damals sollen Module oder gar komplette Systeme mit LSD getränkt worden sein. Buchla war zusammen mit anderen eine der Keimzellen der darauf folgenden Mainstream-Hippie-Kultur, wenn ich dem Internet glauben darf. Die Module vom Buchla Series 100 wurden von Catalyst sogar neu aufgelegt. https://www.youtube.com/watch?v=AUiKSrcj3vQ

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