Der „Keyboard Voltage Control Strip“ des Arturia Buchla Easel V
Unterhalb der PatchBuchsen befindet sich der “Keyboard Voltage Control Strip”, der folgende Funktionen beinhaltet:
- Clockgenerator mit Impulsausgangsbuchse: Der Clockgenerator kann bei Bedarf über den „Free/Sync“-Switch zur DAW oder MIDI-Clock synchronisiert werden. In der „Sync“-Position des Potis kann man dann zwischen verschiedenen Clock-Teilerstufen wählen. Die „Free“-Position ist aber meiner Meinung nach die Ergiebigere, da sich der Clockgenerator hierdurch bis zu sehr hohen Frequenzen betreiben lässt.
Der Clockgenerator wirkt auf die „Sequential Voltage Source“ und den „Pulser“, wobei über die rote „Pulse“-Buchse die Impulse auch auf andere Modulationsziele geroutet werden können. - Modulierbares Portamento-Modul: Über den „Portamento“-Regler lässt sich schließlich stufenlos der Portamento-Effekt regeln und zudem über die „Input“-Buchse von einer der zahlreichen Modulationsquellen modulieren. Durch die Modulation kann man sehr interessante Effekte erzielen und zudem ist es ein Feature, das die bislang noch bei keinem anderen Synthesizer in der Form gesehen habe.
- Arpeggiator: Der Arpeggiator funktioniert so wie man dies eben von einem Apreggiator gewohnt ist, allerdings lässt sich dieser in der Frequenz über die Input-Buchse modulieren. Abgefahrene Arpeggio-Muster sind hier also garantiert und es macht sehr viel Spaß, damit zu experimentieren.
Advanced Mode Menü des Arturia Buchla Easel V
Wie bei allen Arturia Plug-ins verfügt auch der Arturia Buchla Easel V über ein „Advanced Menü“, in dem sich noch vier zusätzliche Funktionsmodule befinden, die über die auf dem Frontpanel zugänglichen Parameter auf dem Frontpanel hinausgehen:
- „Left Hand“ Funktionen
- „Right Hand“ Funktionen
- „Gravity“ Modul
- Effektsektion
Die „Left Hand“ Funktionen des Arturia Buchla Easel V
Hinter diesem etwas eigenartigen Namen verbergen sich fünf frei zeichenbare Hüllkurven- bzw. Funktionsblöcke, die auf verschiedenste Modulationsziele einwirken können. Bei Bedarf lassen sich diese Hüllkurven jeweils loopen und somit als LFO oder als Modulations-Sequencer einsetzen.
Wem also die Modulationsparameter auf dem Frontpanel nicht ausreichen sollten, findet mit diesen fünf unabhängig voneinander agierenden Hüllkurvenblöcken eine wahre Spielwiese an Modulationsoptionen.
Selbstverständlich lassen sich die Hüllkurven zur MIDI-Clock synchronisieren oder als freilaufende LFOs im Bereich von 0,1 bis 20 Hz betreiben.
Im Prinzip lässt sich jeder Parameter der Arturia Buchla Easel V über diese Funktionen modulieren, wie aus dem Screenshot hervorgeht:
Die „Right Hand“ Funktionen des Arturia Buchla Easel V
In diesem Funktionsblock findet sich ein polyphoner 32-Stepsequencer mit einstellbaren Gate-Längen. Leider ist der Stepsequencer fest mit den „Pitch“-Parametern der Oszillatoren verbunden, weswegen man ihn nicht als Modulations-Sequencer für Parameter einsetzen kann. Recht interessant aber ist die Option, pro Step jeweils eine der „Preset Voltages“ über den Sequencer abzurufen, wobei in diesem Fall zur programmierten Tonhöhe im Stepsequencer die Steuerspannung der ausgewählten „Preset Voltage Source“ addiert wird. Damit lassen sich recht schräge Sequencen erstellen, besonders wenn man mit den „Left Hand“-Funktionen die „Preset Voltages“ zusätzlich moduliert.
Etwas schade fand ich, dass man nicht direkt mit einem angeschlossenen Keyboard die Noten in den Sequencer eingeben kann, sondern hierfür die Maus bemühen muss.
Der Stepsequencer folgt aber während er läuft den Notenwerten eines angeschlossenen Keyboards oder Tonhöhendaten aus der DAW und ist somit transponierbar.
Das „Gravity“ Modul des Arturia Buchla Easel V
Wem die bislang zur Verfügung stehenden Modulationsoptionen immer noch nicht ausreichen sollten, kann sich nun mit dem „Gravity Modul“ so richtig austoben.
Prinzipiell ist dieses Modul vergleichbar mit einem „Flipper“ aus alten Spielhallentagen, bei dem eine Kugel aus einer bestimmten Richtung in ein Feld abgefeuert wird und verschiedene Hindernisse die Kugel in bestimmte Richtungen ablenken können.
Das Feld, in dem sich Kugel bewegen kann, gibt je nach Position der Kugel jeweils X und Y Koordinaten aus, die entsprechend als Steuerspannungen auf eine Vielzahl an Modulationszielen geroutet werden können.
Für die X- und Y-Koordinate stehen jeweils zwei getrennte Modulationsziele zur Verfügung, die sich in ihrer Intensität auf den zu modulierenden Parameter zusätzlich regeln lassen.
Das Prinzip ist ähnlich den Konzepten der Korg Wavestation oder dem Prophet VS, bei dem man auch eine Steuerspannung nutzen konnte, um zwischen vier Oszillatoren in einem X/Y-Feld ein Überblenden der Oszillator-Laustärken zu ermöglichen.
Erweitert wird dieses Prinzip aber dadurch, dass sich in das Vectorfeld bestimmte Hindernisse platzieren lassen, an denen die abgefeuerte „Kugel“ abprallen kann. Ebenso prallt die Kugel jeweils an den Grenzen des X/Y-Pads ab und wird so ständig in dem Feld hin und her geschossen.
Richtig krank wird es nun, indem man nun auch noch sogenannte „Repeller“ und „Planets“ auf dem X/Y-Fläche einfügen kann.
Ein Repeller (zu Deutsch „Abstoßer“) stößt die Kugel mit einer einstellbaren Kraft weg, wenn sich diese einem Repeller nähert. Im Gegensatz dazu hat ein „Planet“ die Eigenschaft, Gravität zu erzeugen, die für ein „Anziehen“ der Kugel und deren Ablenkung sorgt.
Kurzum gesagt kann nun also eine Kugel aus einer definierbaren Richtung in das X/Y-Feld geschossen und durch Hindernisse, Repeller und Planets in ihrer Flugbahn beeinflusst werden.
Durch das „Gravity“-Modul erhält man sozusagen einen extrem komplexen Nobel-Randomizer, der seinesgleichen sucht. Ich hatte mit diesem Modul extrem viel Spaß beim Testen des Arturia Buchla Easel V, da das Ergebnis der Modulationen absolut unvorhersehbar ist und immer wieder für klangliche Überraschungen sorgt. Für mich definitiv eines der Highlights des Arturia Buchla Easel V, das ich gerne in anderen Synthesizern auch zur Verfügung hätte. Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber wer sich an komplexen Modulationsstrukturen erfreut, für den ist das hier genau das Richtige!
Jo, die Klangbeispiele sind doch schomma fein.
Und das reizt mich besonders:
„Das ist definitiv kein Synthesizer, um „schnell“ einmal einen Sound zu erstellen. Nahezu alle Versuche, einen brauchbaren Klang selbst zu erstellen, scheitern kläglich und ich bekomme aus ein paar Wobble-, Quietsch- und Noisesounds nichts Vernünftiges heraus.“
Es sind die Ergebnisse aus genau solchen Unfällen, die mich reizen. Sollte vielleicht mal das Arturia Paket allmählich updaten.
Hi Wellenstrom, ja ein update macht mittlerweile wirklich Sinn, zumal der Dx7,Clavinet und Fairlight CMI V auch mit enthalten sind. Im Bundle ist dann der Preis auch wirklich Ok.
@Markus Harsani Normalerweise scheue ich Handbücher, wie der Teufel das Weihwasser. Aber man scheint in diesem Fall wirklich kaum drumrum zu kommen. Weißt Du, ob man es im Falle des Updates der V-Collection als pdf Datei runterladen kann – und wenn – mittlerweile auch in deutscher Sprache?
@Wellenstrom : Ja,auf der Arturia Support Website kann man alle Manuals herunterladen. Das Manual des Arturia Easel V ist dort auch in Deutsch verfügbar.
Klasse Test. Danke!
@Moonbooter @ Moonbooter : Vielen Dank dass dir der Test gefallen hat !
Hey Markus, man sollte vielleicht zu Ehren von Buchla erwähnen, das es den Easel wieder ganz normal neu zu kaufen gibt. Mit verbesserten Features und Speichermöglichkeiten. Die Einleitung suggeriert, das es den Easel nicht mehr gibt. Das ist ein bißchen unfair Buchla gegenüber.
Auch wäre ein Link zu Buchla evtl. sinnvoll gewesen.
@[P]-HEAD Ich finde es schade, dass Thomann Buchla nicht anbietet.
@[P]-HEAD @Bscooper : Ja,du hast recht und ich habe es tatsächlich vergessen einen link zu der Buchla Page mit einfliessen zu lassen. Das Gerät wird von Buchla wieder in verschiedenen Varianten hergestellt. Aktuell scheint bei den Buchla Distributoren das Original des Plugins in der Kofferversion für ca. 7500 USD im Verkauf zu sein. Wer es sich leisten kann, wird mit dem Original sicher glücklich werden, aber für das Geld kann man sich ja ein durchaus feines Homerecording Studio einrichten.
Danke für den interessanten Bericht. Obwohl ich die Arturia V Collection schon seit einiger Zeit besitze, hatte ich mich mit dem Easel bisher überhaupt noch nicht beschäftigt. Nun bin ich neugierig geworden und werde das nachholen.
Eine kleine technische Korrektur: Der Widerstand eines Optokopplers (Vactrol) verringert sich bei zunehmender Lichtstärke und erhöht sich nicht. Siehe z.B. http://www.doepfer.de/a100_man/Vactrol.htm
Frohe Ostern wünscht Andreas
@akademus Hi Akademus – Vielen Dank für die Berichtigung des Widerstandswertes des Vactrols bei Beleuchtung.
Sehr informative und hilfreiche Rezension. Vielen Dank.
Dafür bräuchte man einen hardware controller wie damals der korg legacy! Sowas geiles. Hoch lebe Arturia. Ich bewundere diese Firma aus Frankreich.
@Amazonaman : Auf einen solchen Controller hätte ich auch Lust und es würde die Arbeit mit dem Plugin sicher noch spaßiger machen – Die Fader,Potis und Kippschalter könnte man über einen Microcontroller relativ simpel umsetzennund einen Buchla Midi Controller bauen. Das einzige Problem sind die Steckbuchsen – Diese sind leider nicht über Midi CC steuerbar.
Der Easel ist alles andere als komplex, ich hatte ihn lange, ein Handbuch wird kaum benötigt, alleine die Farbkodierung zeigt wo es lang geht. Was den Arturia Easel angeht , so ist er ein Abbild, aber in keinerweise auch nur annähernd ein Ersatz zum heute erhältlichen Easel. er ist nicht polyphon und über gerade mal 3 Oktaven (intune)spielbar selbst innerhalb einer Oktave gibt es Abweichungen.
Ich denke das was Anfänger als komplex empfinden ist eher Moog Modular Denke , Buchla tickt aber ganz anders, wenn man das begreift ist evt. auch die Stimmung 2. rangig. Arturia hat zwar gute Arbeit geleistet, aber mit dem Original hat das in der Tiefe nicht soviel zu tun, zum Verstehen und einsteigen reicht die Software aber, nur da Easel Feeling kommt in keiner weise auf.
@olduser Logisch ist, wer 10 Mille für sein original ausgibt wird ihn bis aufs Blut verteidigen! Bleibt einem auch nichts anderes übrig ;)
@ olduser
Alles schön und gut, mag ja alles so weit richtig sein.
Zitat:
„Arturia hat zwar gute Arbeit geleistet, aber mit dem Original hat das in der Tiefe nicht soviel zu tun, zum Verstehen und einsteigen reicht die Software aber, nur da Easel Feeling kommt in keiner weise auf.“
Ich weiß nicht, was da so einigen vorschwebt, was eine Software Emulation können muss und von haptischem Ersatz kann sowieso nie ’ne Rede sein. Aber ich sehe hier ein brauchbaren Synth, den man in der Produktion einsetzen kann.
Wüsste nicht, was dem entgegensteht. Schade, wie verkopft hier einige so’n virtuelles Dingen betrachten.
Ist einfach : Der Easel lebt 100% von seiner Haptik und vom Konzept, der Klang wird auch nicht wirklich getroffen.
Der Synth ist natürlich brauchbar und geht weit über die Möglichkeiten des Originals hinaus.
Du kannst die Meinung Anderer immer sehr schwer für sich stehen lassen, mir macht das Ding keinen Spaß und die Klänge gehen auch ohne Easel-Oberfläche. Verkopft sind eher die Leute die glauben man hätte jetzt einen Music Easel, ich hab meinen verkauft und besitze die Software, Du hast weder das Eine noch das Andere.
„Alles schön und gut mag ja alles richtig sein“, wenn Du nichts von Beidem kennst, was soll dann Dein Kommentar???
@olduser Meinung kann ich sehr gut stehen lassen. Aber das ging ja darüber hinaus, war eine Verallgemeinerung. Und das kann ich, als jemand, der seit Jahren mit Softsynths arbeitet, wirklich nicht stehen lassen. Die wenigsten werden das Interesse haben, tiefer in die West Coast Synthese einsteigen zu wollen.
Hast Du nicht etwas von „Ersatz“ geschrieben? Annähernd 100 % der User werden niemals einen Easel unter den Fingern gehabt haben und suchen keinen Ersatz, sondern einfach einen Klangerzeuger mit anderem Ansatz in der Klangsynthese. Auf virtueller Ebene wird bisher kaum diese Buchla „Philosophie“ bedient.
Annähernd 100 % werden diesen Klangerzeuger als EIGENSTÄNDIGEN virtuellen Klangerzeuger begreifen und auch nutzen – ohne den Original Easel imitieren zu wollen. Es ist diese Denke des Imitierens und der A/B Vergleiche, die man immer wieder liest – aber den Kern dessen nicht treffen, was jeder einzelne Klangerzeuger für sich darstellt. Schade – weil alles sein Potential hat. Und einige wollen es einfach nicht erkennen, theoretisieren lieber oder schwelgen in purer Nostalgie.
@olduser @Olduser & Wellenstrom : Ihr habt ja beide irgendwo recht… Das Plugin wird sicherlich keinen echten Buchla ersetzen, und ich kann mir vorstellen dass die Haptik und „echte“ Bedienung des Gerätes mit in den Klang einfließen. Andererseits finde ich persönlich dass der Arturia Buchla V sehr ordentlich umgesetzt wurde, und mir zumindest der Spirit und Grundklang des Gerätes mehr als nähet gebracht wurden. Es ist doch klasse dass man für relatuv wenig Kohle einen Top synth bekommt der mit anderen Plugins gar nicht oder nur sehr schwer umsetzbar ist. Das Teil hat m.M. nach tatsächlich Character was man vielen Pluguns leider nicht nachsagen kann.
@Markus Harsani So, heute das Komplettpaket bezogen und gleich mal versucht, in den Easel V einzusteigen. Kann den Testeindruck so nur bestätigen. Schöner Klang, optisch sehr ansprechend und fotorealistisch bis zum geht nicht mehr, Bedienung ist (ohne Handbuch zu Rate zu ziehen) erst einmal heftig brutal. Morgen wird gebüffelt und geschraubt.
Einen Monat später Sounds mit dem Easel geschraubt und die dann auch in einem Track verwurstet. War interessant. Fühlte sich anders an als mit anderen (virtuellen) Synths. Gibt schon ’nen gewissen, anderen Impuls. Also definitiv KEINE Fehlinvestition. Schrauben dauert länger, ist aber auch intensiver.
Ja ja. :) Mit 0-Coast, Synthesis Technology E352, O|D ER-301 und ein paar anderen verrückten Modulen kommt wieder richtig Spaß in die alten Knochen. Das hat dann auch nix mehr mit klassischem Analog-Käse zu tun. Buchla war der bekloppteste von allen. Damals sollen Module oder gar komplette Systeme mit LSD getränkt worden sein. Buchla war zusammen mit anderen eine der Keimzellen der darauf folgenden Mainstream-Hippie-Kultur, wenn ich dem Internet glauben darf. Die Module vom Buchla Series 100 wurden von Catalyst sogar neu aufgelegt. https://www.youtube.com/watch?v=AUiKSrcj3vQ