Geschlossene Gesellschaft
Die Heilbronner Firma Beyerdynamic bringt mit dem T5p dessen 2. Generation an den Start. In geschlossener Bauweise und mit Tesla-Technologie.
Beyerdynamic T5p – Firmenprofil
1924 in Berlin gegründet ist die Firma Beyerdynamic nach wie vor in Familienbesitz. Niederlassungen in Asien und den USA ermöglichen dem Global Player kurze Wege zur Distribution seiner Produktpalette, die Audiosysteme und Kopfhörer umfasst.
Beyerdynamic hat sich über die Jahre einen Ruf als zuverlässiger Partner im Pro Audio Geschäft und als langlebiger Begleiter im Consumer-Bereich erarbeitet. Es begann mit dem Bau eines Kinolautsprechers, im Zeitalter, als der Tonfilm laufen lernte und führt, stets am Puls der Zeit, mit Entwicklung, Fertigung und Vertrieb innovativer Produkte ins 21. Jahrhundert. 2010 wurde der erste Kopfhörer mit Tesla-Technologie gefertigt, der den EISA Product Award einheimsten konnte.
Wir beschränken das kurze Firmenprofil auf die hausinterne Kopfhörerproduktion. Beyerdynamic fertigt diese per Hand, selbst und in Deutschland auch die Treiber werden nicht zugekauft.
Allgemeines zum Beyerdynamic T5p
Um einen möglichst guten und breit aufgestellten Test zu realisieren, habe ich insgesamt drei High-End-Kopfhörer der Rubrik „geschlossen“ im Test. Dieser Test möchte jedoch keinen Vergleich herstellen, sondern das Modell als Einzelstück beleuchten.
Im Studio nutze ich neben der eingemessenen Raumakustik passive Verdade Nahfeld-Monitore ohne zusätzlichen Subwoofer. Diese sind meine Referenz in Sachen Abhöre. Da ich jedoch sehr viel und gerne mit Kopfhörer arbeite, ist neben den Monitoren meine zweite Referenz ein halboffener Beyerdynamic T1, der mit Tesla Technik gefertigt ist und der für mein Empfinden sehr neutrale Klangbilder produziert. Der T1 kommt meinem Eindruck zu im Raum gehörter Musik und Sprache sehr nahe. Diesen Vergleich vom im Raum gehörtem Audio zu per Kopfhörer gehörtem Audio gilt der entscheidende Teil dieses Tests.
Bauweise des Beyerdynamic T5p
Zuerst sei die geschlossene Bauweise des Beyerdynamic T5p erwähnt, der Außengeräusche abschirmt, jedoch nicht vollständig eliminiert. Ferner gilt: Wenn ich wenig von außen mitbekomme, bekommt die Außenwelt auch wenig von der Lautstärke meines Kopfhörers mit. Dieser Faktor ist nicht ganz unerheblich, denn wer hat schon Lust, permanent sein unmittelbares Umfeld ungefragt zu beschallen. Mir reicht es schon, wenn im Sommer immer die üblichen Verdächtigen extra langsam und mit allem, was der Car Hi-Fi Subwoofer Markt hergibt, an der Eisdiele vorbeifahren und denken, sie hätten den ultimativen Musikgeschmack gepachtet. Aber jeder macht eben sein Ding.
Zu Beginn des Tests tauchen gleich die Worte Tesla-Technologie auf. Unter diesem Begriff sind verschiedene konstruktionstechnische Maßnahmen gebündelt, die den Wirkungsgrad erhöhen und den Klang verbessern sollen. Herr Nikola Tesla stand dem Hersteller Pate zum Namen der verwendeten Technologie, die Einheit Tesla steht als Maßeinheit für die magnetische Flussdichte. In einem Kopfhörer gibt diese die Stärke des Magnetfeldes im Luftspalt an.
Der mit Tesla-Technologie ausgestattete T5p besitzt Schallwandler, die über mehr als 1 Tesla, hier ist die Einheit gemeint, Antriebsleitung verfügen. Dieser so gesteigerte Wirkungsgrad ermöglicht die volle Entfaltung des Klangs gerade bei leistungsschwach verstärkten Audioquellen wie Smartphones und Tablets. Der Hersteller gibt für den T5p 32 Ohm Widerstand bei 102 dB maximaler Lautstärke an. Diese gefühlte Lautstärke ist durch die eingesetzte Tesla-Technologie auch unterwegs mit Mobilgeräten zu erzielen.
Die Konstruktion des Beyerdynamic T5p folgt konsequent physikalischen Gesetzen, nur wenige Bauteile müssen zusammengefügt werden, mehrkanaliges Sandwich-Membranmaterial mit hoher Steifigkeit und geringem Gewicht ergeben satte Tiefbässe und klare Höhen bei der Wiedergabe von Audiomaterial. Schräg gestellte Schallwandler stellen ein breit gefühltes Klangbild mit natürlichem Raumeindruck dar. Soweit die Aussagen der Firma, die Eindrücke wollen in der Praxis geprüft sein.
Tragekomfort des Beyerdynamic T5p
Wer einen Kopfhörer mit der Aufschrift High-End kauft, muss beim Kauf eines T5p fast vierstellig sein Konto plündern. Für diesen Betrag kann man einen hohen Tragekomfort erwarten. Das technische Know-how des Erbauers sollte vorausgesetzt sein, denn ein Cosumer wird oft nur die Kriterien Klang, Preis und Optik ins Rennen werfen, die Hierarchie dieser Kriterien mögen im Einzelfall variieren.
Setzt man den T5p auf, fühlen sich beide Ohrmuscheln als etwas zu klein für mein europäisches Durchschnittsohr an. Beyerdynamic beschreibt die T5p Ohrmuscheln als samtweich und mit einer Proteinbeschichtung sowie Memory-Foam ausgestattet. Letzteres Feature trifft nach kurzer Tragezeit zu, der zäh formbare Schaum unter dem Überzug passt sich meiner Ohrform an, jedoch bleibe ich dabei, die Ohrmuscheln sind mir minimal zu klein. Beyerdynamic verwendet eines der teuersten japanischen Kunstleder, die der Markt anbietet, um einen hohen Tragekomfort zu realisieren. Das Material hat maßgeblich Auswirkung auf das Klangverhalten und die Abschirmung, deshalb sei von meiner Seite der Einsatz von Kunstleder gerne verziehen, der Entwickler hat sich schließlich etwas dabei gedacht. Das Meckern findet auf hohem Niveau statt, denn der T5p sitzt sehr gut und klanglich macht sich die Ohrmuschel, sein diese nun zu klein oder perfekt passend, nicht negativ bemerkbar.
Das beiliegende Kabel vom Kopfhörer zur Audioquelle muss unbedingt positiv erwähnt werden, denn es vermeidet konstruktionsbedingt und durch den Einsatz passenden gewählter Materialien ständigen Kabelsalat. Textiles Gewebe, so fühlt es sich jedenfalls an, verheddert nicht, so einfach möchte ich es runter reduzieren. Das zu jeder Ohrmuschel einzeln aufgeteilt führende Kabel wird direkt an der Ohrmuschel angesteckt. Die Mini-Klinkenstecker münden auf der Seite, die in die Audioquelle passen, in einem Stereo-Mini-Klinkenstecker. Beigepackt ist ein goldbedampfter 6,35 mm Klinkenstecker-Adapter, der im Studio die Nutzung eines Kopfhörerverstärkers ermöglicht. Hi-Fi-Turm Komponenten haben meist auch einen Kopfhörerverstärker mit der großen Klinken-Output-Buchse. Optional kann auch ein längeres Kabel wie auch ein auf Mini-XLR ausgebendes Kabel geordert werden.
Würde mir von Beyerdynamic mal einen magnetostatischen Kopfhörer,
wie den Audeze LCD wünschen.
Ich nutze selbst einen DT 880 Pro und bin sehr zufrieden.
Aber dynamische Kopfhörer sollen nicht das wahre sein.
Einen magnetostatischen von Beyerdynamic würde ich kaufen.
@Coin Hallo Coin, ja das wäre sicher spannened, doch Beyerdynamic plant in naher Zukunft keinen Kopfhörer mit magnetostatischer Bauweise. Der DT 880 PRO ist nicht umsonst einer von vielen Studiostandards. Ich habe ihn auch hier in der Kabine hängen, zusammen mit dem DT 990 RRO.
Hallo Jochen,
guter Bericht, danke.
Mich würde noch ein Vergleich zu Deinem (meinem) Hauptkopfhörer T1 interessieren – für die Eignung als sensibles Abhörwerkzeug für Aufnahmen und alle Formen der Bearbeitung im Tonstudio.
(Damit meine ich weniger Mischung und Mastering, Arbeitsschritte, die ich nach wie vor ungern nur über Kopfhörer machen möchte.)
Ich würde geschlossene Kopfhörer im Studio nach wie vor nur den diensthabenden Musikern überstülpen – weil sie weniger Schall nach außen abgeben, häufiger im Bass zu dick auftragen und über lange Zeit unkonfomfortabel werden. So meine (und die landläufigen) Vorurteile…
Klingt der T5p auch so „hell“ wie der T1?
Danke.
@falconi Hallo falconi,
gerne doch, mein T1 (1 Generation) klingt sehr linear und durch die halboffene Bauweise sehr luftig, was sich auf die Wahrnehmung des Gesamtklangs auswirkt. Das Bass ist eher flach und linear gehalten, was ein Mastern begünstigt.
Als hauptamtlicher Bassist / Gitarrist neige ich dazu, den Bass schön laut zum Rest der Musik zu fahren, da muss man natürlich aufpassen, dass der T1 das nicht alles als Friede-Freude-Eierkuchen-Sound abbildet und bei ner großen Anlage dann die Gläser aus der Vitrine fallen.
Der T5p ist durch seine Bauweise und den Staudruck sehr satt im Bass, gleichzeitig hört man den Klang auch sehr direkt, das hat Auswirkungen auf die gefühle Luftigkeit einer Produktion, die im T1 besser gewähleistet ist.
@falconi Konkret auf deine Frage: Im Studio funktionieren beide als Referenz, da Beyerdynamic für meinen Geschmack und auch durch den Einsatz der gleichen Treiber schon in „eine“ Richtung Sound geht. Mastern und Mischen sollten, wie du schon sags,t vorwieglich oder immer, im guten Raum mit einer Abhöre passieren, beide Kopfhörer bereiten aber sehr gut vor, hierzu kannst du alle Arbeitsschritte im Studio zählen. Egal ob du ihn für den Producer, der Engineer oder den Musiker verwendest. Der T5p ist genauso hell, hat aber gefühlt mehr und direkteren Bassanteil, deshalb hebt es sich etwas auf in der Wahrnehmung.
Die Musiker im Studio sind oft sehr genügsam, so jedenfalls meine Erfahrung, wenn sie plötzlich alles ganz genau hören, ist das nicht immer von Vorteil :-)
Aber: Wer sich wohlfühlt, spielt besser. In diesem Sinne frohes Schaffen.
Hallo Jochen, so neu ist der T 5 p 2nd Generation nicht, ich konnte ihn letztes Jahr am Prime-Day mit Impacto Essential im Set für 999 Euro kaufen. Ich kann die Klangbeschreibung so unterstreichen, wobei er im Vergleich zum Vorgänger im Hochtonbereich nicht ganz so scharf zeichnen soll. Der Impacto war übrigens für mich kaufentscheidend, ein im Kabel sehr guter Sabre-Wandler, der auch DSD wiedergibt und sich als tolle Ergänzung nicht nur für Mobilgeräte zeigt und daher ein erwähnenswertes Zubehör ist. Als Impacto Universal gibt es ihn auch mit Akku und Lightning-Kabel. Der Bassbereich ist übrigens für einen geschlossenen Kopfhörer meiner Einschätzung nach nicht übertrieben, er dröhnt nicht und wenn ein Bass vorhanden ist, wird er präzise und knackig abgebildet. Was die Muscheln angeht, hat das Außenohr durch die schräg gestellten Treiber auch genügend Platz, das ist aber tatsächlich eine individuelle Sache. Ich habe den Wechsel vom Sennheiser HD 800 jedenfalls nicht bereut, im Gegenteil.
@Stephan Merk Hallo Stephan,
danke für dein Feedback, Eure Erfahrungsen sind hier sehr wertvoll.
Den HB 800 hatte ich auch mal auf den Ohren, ist leider schon ein Jahr her.
Sennheisser arbeit von der Abbildung des Sound etwas anders, das ist dann Geschmacksache, was man haben will.
Der T5p ist wie du richtig sagst, knappe 2 Jährchen am Start.
@jochen_schnur Ist schon etwas her, inzwischen mit Langzeiterfahrung fehlt mir der HD-800 kein Bisschen. Der K812 kam noch hinzu und seitdem frage ich mich, warum ich überhaupt einen HD_800 hatte. ;) Nun kommen die dritten T1 und T5 (ohne P) und ich werde mal rausarbeiten, ob/wo die Unterschiede liegen. Was das Netz hergibt, geht Beyerdynamic einen anderen Weg, der T5p ist ja auch nicht so ganz linear, vor Allem im oberen Bassbereich, aber nicht so aufdringlich, wie manche meinen. Kopfhörer klingen eben auf jedem Kopf anders. ;)
Toller Bericht… vielen Dank dafür….