Schlanker und preisgünstiger Rotary-Mixer mit ordentlich Wumms
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„The legendary DJ Brand is back: Ecler. Der spanische Hersteller, der jahrzehntelang ein Garant für hoch-qualitative DJ-Mixer war, über die letzten Jahre aber vom Markt verschwand, meldete sich im Jahr 2021 zurück. Das, unerwartet, mit einem ebenso unerwartetem Produkt, dem Ecler Warm2. Ein Rotary-Mixer mit Holz-Seiten, das ist das Produkt, mit welchem Ecler wieder die Fahne hebt und sagt: We are back. Warm, kleine Notiz am Rande, steht für Warehouse Analog Rotary Mixer, inspiriert, so schreibt Ecler, vom Club The Warehouse in Chicago.
Ein paar Monate später und der angekündige Dreher steht hier auf dem Tisch. Mit Spannung erwartet und nun endlich zum Testen vor mir.
Mit einem Rotary-Mixer für rund 650,- Euro trifft Ecler ohne Frage einen Nerv am Markt. Der erneute Rotary-Hype ist aktuell möglicherweise wieder ein wenig abgeebbt, aber verschwinden wird die Nachfrage nach den häufig sehr speziellen Mixern zum Drehen sicher nie. Eine gute Übersicht über viele Modelle und die Tests dazu findet ihr übrigens hier: Marktübersicht Rotary-Mixer.
650,- Euro, das ist ein absolut konkurrenzfähiger Preis, denn neben dem Omnitronic TRM-202MK3 gibt es kein Modell für unter 1000,- Euro.
Ecler Warm2 – ein erster Blick auf den Rotary-Mixer
Wer sich den Warm2 genau anschaut und die bisherigen Mixer von Ecler kennt, der wird vielleicht eine Gemeinsamkeit auffallen. Nein? Nun, die Anordnung bestimmter Potis und Taster bei dem Warm2 deckt sich mit eben jener beim Nuo2. Man kann also stark davon ausgehen, dass hier auf Basis des Nuo2 produziert wurde. Das würde schon einmal für den Warm2 sprechen, denn der Nuo2 ist ein sehr gut klingender solider Battle-Mixer.
Master- und Booth-Regler, ebenso die Gains und EQ-Regler sind an denselben Stellen zu finden, ebenso die Regler für das Mikrofon samt 2-Band EQ und die PFL-, also die Cue-Taster.
Damit liegen einige Funktionen schon auf dem Tisch. Fangen wir noch einmal fix vorne an. Der Ecler Warm2 ist ein Rotary-Mixer im klassischen Battle-Mixer-Format. Das heißt 2-Kanal, schlanke Bauform, Rotary- statt Linefader natürlich und kein Crossfader. 2-Kanal? Das stimmt eigentlich nicht. Dazu gleich mehr.
3,6 kg bringt der Mixer auf die Waage bei Abmessungen von 40 x 18,5 x 10 cm. Der Mixer selbst besteht klassisch aus einem Aluminiumgehäuse, die Seitenteile sind aus Holz mit Ecler-Logo als „Brandstempel“.
Alle Potikappen sind aus Kunststoff, seitlich geriffelt mit silberner Oberfläche, schwarzer Auskerbung bzw. weißer Markierung für die Reglerstellung auf der Kappenoberseite bzw. an der Kappenunterseite.
Der Mixer hat eine Oberseite aus leicht gebürstetem Aluminum, schwarz, mit weißer Beschriftung.
Der Ecler Warm2 bietet zwei klassische Kanalzüge mit Trim, 3-Band EQ, FX-Send-Regler, PFL-Schalter (Pre-Fader-Listening, oder heute „Cue“ genannt) und großen Level-Potis. Beide Kanalzüge können für Plattenspieler oder Zuspieler auf Line-Level genutzt werden.
Dazu jedoch gibt es noch einen dritten Kanalzug, der als Mic-In oder Line-In genutzt werden kann. Dieser befindet sich mittig zwischen den zwei klassischen Kanalzügen und bietet neben Eingangswahlschalter als Kippschalter einen 2-Band EQ, PFL und einen kleinen Level-Regler direkt unter dem PFL-Taster auf Höhe der FX-Send-Regler.
Getrennt von der Klangregelung und den Level-Reglern „unten“ am Mixer befindet sich der Master-Isolater. Nicht wie gewohnt befindet sich dieser an der Oberseite über allen Reglern, wie es bei vielen Rotary-Mixern der Fall ist, sondern im unten Drittel der Oberfläche. Der 3-Band-Isolator ist hier ausgestattet mit Potikappen gleicher Größe wie die darunter liegenden Level-Regler.
Mittig zwischen diesen Reglern liegt das Metering. Eine Reihe von -30 dB bis +20 dB gibt es für das PFL-Signal, die Doppelformation zweier Reihen gibt es für das Ausgangssignal/Mix.
Anschlüsse am Rotary-Mixer: Front- und Rückseite
Wer bisher den Anschluss und Regler für den Kopfhörerausgang vermisst hat, der findet sie an der Front. Hier gibt es einen 6,3 und 3,5 mm Klinkenausgang, zudem die Regler für die Lautstärke und den Cue-/Mix-Regler, hier „Source“ genannt.
Die Rückseite bietet einiges an Ein- und Ausgängen. Wie erwartet finden wir die Eingänge für die drei Kanäle in Cinch-Form. Der Mikrofoneingang ist in Form einer 6,3 mm Klinkenbuchse verbaut. Über dieser befindet sich die Erdungsschraube für die Plattenspieler. Das ist leider auch das erste Manko. Diese ist umgeben von Cinch-Buchsen im Abstand von nicht einmal 1 cm. Da zwei Erdungen von Plattenspielern mit anständigem Gabelschuh zu verbauen: Super fummelig. Zudem lässt sich der Schraubkopf komplett herausdrehen, bis er abfällt. Auch die Zeiten, in denen dies möglich war, sollten wir derweil überwunden haben, denn es gibt nichts Nervigeres, als die fehlenden Schrauben an den Anschlüssen für die Erdungen. Das hätte besser gelöst werden können.
Der FX-Send und -Return sind ebenso als Cinch verbaut wie auch der Booth-Out, Rec-Out und der House-Out 2, also der zweite Master-Out. Der erste Master-Out ist in Form zweier XLR-Buchsen zu finden.
Die Effekt-Schleife wie auch den Booth-Out hätte ich gern als Klinke gesehen anstatt als Cinch.
Pluspunkt: Es gibt einen Rec-Out.
Last but not least: Anschluss für das Stromkabel und An-/Ausschalter.
Der DJ-Mixer zum Drehen in der Praxis
Anschluss und los. Plattenspieler, Pioneer CDJs ran an die Anschlüsse und dann mal schauen, was so passiert. Das mit der Erdung ist leider fummelig, das habe ich ja bereits erwähnt. Aber wenn wir schon dabei sind, geht auch direkt das externe Effektgerät mit ran an den Mixer.
Wie zu erwarten, ist der Start einfach: Kippschalter auf die jeweilige Anschlussart einstellt, also links Line, rechts Phono und los.
Das Eingangsignal und Pegel des jeweiligen Kanals sieht man nach Drücken des PFL-Schalters. Also Master hoch, Level hoch und los. Erster Eindruck: Wow, der kleine hat richtig Wumms. Doch dazu nachher noch mehr.
Die Gains haben mit bis zu + 15 dB ausreichend Headroom für unterschiedliche Pegel, ob Line oder Phono. Ich spiele die Level-Regler irgendwo bei 1, maximal 2 Uhr. Das ist so meine Wohlfühlposition bei Rotary-Mixern, dann habe ich mehr als genügend Luft nach oben und ich mag die Länge der Drehbewegung.
Weiter aufdrehen müsste nicht sein. Zugegeben, ich habe aber auch schon leicht in den orangenen Bereich eingepegelt und spiele so bei +2, +4 dB am PFL-Metering. Das ist aber vollkommen in Ordnung, denn der Warm2 hat mehr als genug Headroom, um es genau zu sagen: 21 dBV / 23 dBu.
Nennen wir die beiden organenen Leuchten also Wohlfühltemperatur und das liegt mehr als in der Range.
Die EQs in den Kanalzügen sind klasse. Akustisch full kill, die technischen Daten sind da etwas genauer. Kanal 1 und 3 haben folgende Werte:
Frequenzbereich | Anhebung / Absenkung |
Low (200 Hz) | +10 / -30 dB |
Mid (200Hz – 6.8kHz) | +10/ -25 dB |
High (6.8kHz) | +10/ -30 dB |
Die Flankensteilheit beträgt 12 dB/Oktave. Bei Kanalzug 2 beträgt die Absenkung/Anhebung jeweils 15 dB. Alle EQs haben eine sanfte Mittenrasterung.
Der dritte Kanal kann für ein Mikrofon genutzt werden oder aber für einen weiteren Zuspieler. In meinem Fall hängt mein Toraiz SP-16 als Sampler/Step-Sequencer dran. Da reicht mir der 2-Band EQ und der Level-Regler, der kein „Großer“ ist. Aber schön, einen dritten Kanalzug nutzen zu können. Auch für das Mikrofon reicht der 2-Band-EQ für die Klangregelung. Der Gain ist auch für Mikrofone ausreichend, zudem kann Phantom-Speisung eingeschaltet werden (+20 dB Gain maximal).
Sehr viel Spaß macht auch der Master-Isolator. Hier schaut es hinsichtlich der Werte wie folgt aus:
Frequenzbereich | Anhebung / Absenkung |
Low (300 Hz) | +12 / -70 dB |
Mid (300 Hz – 4 kHz) | +12 / -40 dB |
High (4 kHz) | +12 / -70 dB |
Die Flankensteilheit hier beträgt 24 dB pro Oktave.
Mit der Anhebung von bis zu 12 dB sollte man sorgsam umgehen, sie macht sich schnell und hörbar bemerkbar. Mit der Absenkung von 40 bis 70 dB ist man auch hier im Bereich von Full-Kill und kann sehr stark eingreifen. Die fehlende Mittenrasterung vermisse ich dabei nicht, ein wenig vermisse ich einen Bypass-Schalter. So muss man halt schnell drehen und grob treffen – aber dafür ist ein Master-Isolator auch da. Eingreifen und den Sound, organisch und nach Gehör und dann ist es auch nicht schlimm, wenn ein Isolator-Band mal nicht direkt wieder mittig landet. Auffallen tut, dass Ecler „-Unendlich“ auf die Cover-Plate gedruckt hat, nicht aber die Absenkungswerte. Passt das? Klar, -70 dB oder -40 dB sind akustisch volle Absenkungswerte entsprechend Full Kill. Ich liebe die Antwort von Ecler auf die Anfrage zu der Differenz der Werte und den Angaben auf der Cover Plate und möchte einen Teil davon gern zitieren: „attenuating something to -infinity would create a black hole that would eat him and the whole world 😊“. Humor hat man bei Ecler.
Send- & Return: Der Effekt-Weg
Sehr erfreuen kann ich mich an dem Send- und Return-Weg. Dieser ermöglicht mir die Einbindung eines elementaren Teils meines Setups, ein Eventide Effektgerät. Per Cinch raus und rein, kann ich dieses in die Effektschleife einbinden und mit Signal der Kanäle 1 und 3, also der beiden klassischen Kanalzüge, versorgen. Dafür gibt es in den beiden Kanalzügen einen Regler, der den Anteil des „ausgesendeten“ Signales bestimmt.
Der Return-Weg geht direkt auf den PGM-Programm-Master, also auf das Master-Signal. Einen Input-Regler gibt es hier nicht.
Dafür kann man per Kippschalter den Send Pre- oder Post-Fader stellen. Ein Feature, das selten zu finden ist, da es in der Tat auch selten genutzt wird.
Klang des Ecler Warm2
Der Kleine hat Wumms, keine Frage. Der Klang ist voluminös, druckvoll gerade im unteren Frequenzbereich. Aus dem schmalen Mixer kommt ganz schön was raus. Das überzeugt und gefällt. Der Sound ist angenehm, zeugt von viel internem Headroom, drückt, aber ohne zu pressen. Es fühlt sich ein wenig an wie das angenehem warme Volumen analoger Mixer.
Die EQS sind full-Kill, ebenso der Master-Isolator, akustisch zumindest. Das sorgt für einen, wenn gewünscht, sehr sauberen Mix. +10 dB bzw. + 10 dB am Master-Isolator reichen mehr als aus für Korrekturen, aber auch für schöne Klangbearbeitungen.
Die verbauten Phono-Preamps bieten genugen Verstärkung, so dass man mit den Gains nicht stark arbeiten muss, um zwischen Line-Level und Phono-Level auszugleichen. Ecler empfiehlt dazu Tonabnehmer mit Moving Magnet Tonabnehmer-Systemen mit einem Ausgangspegel von -55 dBV and -25 dBV (1,77 to 56 mVrms).


Ecler Warm2
Kurzer Blick auf die technischen Daten: Der Frequenzgang bei Line-Level geht von 10 Hz – 30 kHz bei maximal -1 dB Abweichung, Mikrofon-Level 10 Hz – 25 kHz, ebenfalls maximal -1 dB Abweichung. Phono entspricht der RIAA-Entzerrung bei maximal +/- 0,5 dB. Die SNR / der Signal-Rausch-Abstand beträgt bei Line-Level über 99 dB, Phono-Level über 98 dB und Mikrofon-Level über 85 dB. THD+N Werte liegen bei <0,006 % (Line), <0,9 % (Mikro) und <0,08 % (Phono).
Die Ausgangspegel liegen bei 0 dBV / 600 Ohm symmetrisch für den Master 1 Ausgang, 2,2 Ohm unsymmetrisch für Master 2 und Booth-Ausgang.
Einen wichtigen Fakt findet man im Handbuch (das wirklich lesenswert ist): Per Schalter-Umstellung im Inneren des Mixers kann man nicht nur Phantomspeisung auf den Mic-In geben, sondern auch den Ausgangspegel von Master- und Booth-Level um 12 dB anheben.
Wie die Schalter gestellt sein müssen, steht im Handbuch, dieses ist übrigens sehr gut gemacht, leider fehlt hier komplett die Infomation, wie man an diese Schalter / den Jumper herankommt. Dafür müssen die Seitenteile ab und alle Schrauben an der „Schale“, die den Mixer umgibt, gelöst werden. Dann kann diese abgenommen werden. Das sind Infos, die ich im Handbuch gern gesehen hättde. Ob dies die Garantie beeinflusst? Vermutlich. Es gibt Hersteller, die geben dazu eine Info, auf der anderen Seite gibt es keine Siegel, die beim Öffnen zerstört würden.
Wichtig dazu: Mit allen Signalen sauber eingepegelt und dem Mix-Metering auf 0 dB entspricht der Ausgangspegel an Master und Booth bei voll aufgedrehtem Output 0 dBV. Entsprechend verändert sich der Pegel natürlich, wenn man diese Pegelanhebung im Mixer nutzt und der gleiche Punkt, entsprechend 0 dB am Mix-Metering (entspricht dem Pegel am Mix-Bus, nicht am Ausgang), entspricht dann +12 dBV an den Ausgängen.
Qualität und Haptik des DJ-Mixers
Qualitativ macht der Warm2 in seinem Aluminiumgehäuse einen guten Eindruck. Die Holzseiten sind sauber verschraubt, die Verarbeitung ist, wie man sie bisher von Ecler kennt, sehr gut.
Als Potis wurden ALPS Blue Velvet, also die RK27, Potis verbaut. Zumindest bei Level-Reglern und beim Master-Isolator. Klassiker in Rotary-Mixern ebenso in Synthesizern. Einzig die Potikappen sorgen bei mir nicht für pure Begeisterung. Kunstoff, aber sie fühen sich nicht besonders hochwertig an. Das ist bei einem Preis von 650,- Euro absolut in Ordnung, ich sehe jedoch jetzt schon, dass der eine oder andere DJ diese tauschen wird.
Ein einziges Manko gibt es und das wurde auch schon erwähnt: Die Positionierung der Erdungsschraube. Das ist leider ein Fail. Wenn man den Mixer nur zuhause stehen hat, ist das kein Problem, möchte man den aber regelmäig mal mitnehmen, dann ist Gefummel angesagt.
ALPS RK27 wurden beim Master-Isolator und den Level-Reglern verbaut. Bei den weiteren Reglern finden sich andere Potis verbaut – entsprechend fällt mir auf, dass der eine oder andere Kunststoff-Stift minimal wackelt. Klar, es sind halt keine RK27 mit Stahlstift.
Danke für den sehr guten Bericht!
Dass die Erdungsschraube beim Warm2 blöd sitzt, liegt am Platzmangel.
Wo soll die sonst hin? Über den Netzschalter?
So oft muss man da ja auch nicht ran.
Viele haben die Erdung auch nach einer Revision mit im Cinchkabel, da erübrigt sich das Problem dann.
Dass der Effekt-Send und -Return nicht Klinke ist –> Egal, dafür gibt es Adapter.
Und ein Cinch-Klinke-Adapter ist weniger nervig als vier dicke Klinke-Kabel hinter dem Mixer.
Das Grunddesign ist ja auch schon älter. Vermutlich war das KP2/3 damals Inspiration. Das Teil hat nur Cinch. (Pioneer DJ RMX-1000 hat auch beides)
Ich bin mit meinem NUO 3.0 seit ca. 2005 mehr als zufrieden.
Läuft, klingt super, kann alles was nötig ist. Und das gut.
Die Potis fühlen sich schon immer leicht wackelig an, aber qualitativ ist alles ok.
Mein Mixer war von Werk aus auf +12db eingestellt gewesen.
Ecler war in dem Bereich übrigens nie ganz weg. Der 2.0 war immer erhältlich.
sieht interessant aus werde ich sicher mal probehören
@Nickythekit Machen! :)
Danke für den ausführlichen Test. Ich mag Rotary Mixer. Leider hatte ich nur den Xone S2 und mußte ihn verkaufen.
Trotzdem ist das einer der Mixer, wo ich nicht sagen kann, das er mir wirklich gefällt.
Das mit der Erdungsschraube ist nicht schön gelöst
@DJ Ronny Ach schade, der S2 war auch schick. Anders, als der Warm halt. Quer. Hör dir den Warm2 mal an….das mit der Erdungsschraube stört ja primär dann, wenn man viel Umkabeln möchte..wenn der Mixer nur steht, dann geht es..
Sehr interessant! Bin seit längerem am Vergleichen.
hey, wird es auch ein Test zum warm 4 geben?
Vielen Dank und viele Grüße