Test: Electro Harmonix Mel9, Effektgerät für Gitarre

Sound & Praxis mit dem Electro Harmonix Mel9

Der Hersteller liefert ein gefaltetes DIN-A4 Blatt mit, das beidseitig in englischer Sprache bedruckt ist. Das soll die Bedienungsanleitung sein, und die tut es auch. Denn alle Funktionen werden darin so erläutert, dass man auf Anhieb verstehen kann, was mit der Kiste generell möglich ist. Erwähnt werden neben Gitarre auch Bass und Keyboards als anzuschließende Instrumente, und zumindest das mit den Keyboards habe ich dann auch getan. Fangen wir mit der Gitarre an und werfen einen Blick auf die Bespielbarkeit, sprich: Triggern, oder wie man es auch als Tracking bezeichnet. Und den angebotenen Sounds. Das sind, bitte nicht vergessen, diese ganz bestimmten alten Tape-Sounds in teils schlechter Qualität, zumindest nach heutigen Begriffen. Es handelt sich also stets um „Vintagekram“ mit dem gewissen Flair.

1 – Orchestra

Schöner und sehr voller Orchesterklang. Ist eine Oktave tiefer als bei einer Gitarre und macht gerade bei der Mischung mit Originalklang, weil gestackt, einen echt fetten Sound. Ein klein wenig Sustain als Nachklang hilft, damit der Hall einer Konzerthalle imitiert wird.

2 – Cello

Wolltest Du schon immer mal statt Gitarre lieber Cello spielen? Damit geht das, und sogar mit authentischem Vibrato. Nun ja, es kommt auf die Spielweise an, ob das wenigstens halbwegs überzeugend klingt.

3 – Strings

Generell zählen Strings zu den bekanntesten Mellotron Sounds. In diesem Fall handelt es sich um eine Version „Kleines Ensemble„. Hier ist Hand anlegen gefragt, und zwar bei den Reglern Attack und Sustain. Vor allem dann, wenn man die Streicher mit dem Gitarrenklang mischt. Sanftes Einschwingen, langer Ausklang. Geeignet für Passagen mit Pathos. Auch bei Balladen und Soloparts ziemlich brauchbar.

4 – Flute

Ganz klar ebenfalls ein Mellotron Soundklassiker, der sich auch auf der Gitarre gut spielen lässt. Sofern man die typische Spielweise eine Flöte nachahmt. Dennoch, sogar Akkorde haben ihren eigenen Charme.

5 – Clarinet

Sicherlich haben es die Electroharmonixe gut gemeint damit. Aber die Klarinette ist nun wirklich nicht einer der Sounds, die das Mellotron zur Legende gemacht haben. Was anfangen lässt sich damit trotzdem, vielleicht als Mixsound zusammen mit originalen Gitarrenklang.

6 – Saxophone

Hier hat man einfach gründlich daneben gegriffen. Besonderer Vintage Keys Charme lässt sich kaum attestieren, und authentisch klingt das schon Mal gar nicht. Ich sag’s mal ganz direkt: verschwendeter Speicherplatz! Es gibt andere viel schönere Mellotron-Sounds, etwa das Vibraphone oder diese galante „Italo Spielfilm Schmachtfetzengitarre“. Die hätten da eine bessere Figur gemacht.

7 – Brass

Sehr hübsch! Bläsersektion mit angestaubtem Vintagecharakter, das macht was her. Nur noch die richtigen Akkorde drauf haben. Vielleicht bei Brecker Brothers abgucken. Oder Funkedelic. Attack- und Sustain Regler arbeiten hier anders: Mit Attack regelt man einen soften Filtersweep Effekt und Sustain fügt „Lip Buzz“ hinzu. In meinem Klangbeispiel habe ich es vorgezogen, den Sound einschwingen zu lassen.

— Simpel und effektiv: Regler für die Feineinstellung eigener Klänge am Mel9 —