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Test: Playtime Engineering Blipblox, Groovebox

Anfänger Synthesizer (nicht nur) für Kinder

6. September 2019
Playtime Engineering Blipblox

Playtime Engineering Blipblox, Groovebox

Blipblox von Playtime Engineering ist ein monophoner Synthesizer mit Drumcomputer und Sequencer im Format eines Musikspielzeugs, um Kinder ab 3 Jahren und auch einige Erwachsene, die Kinder geblieben sind, an „elektronische Musik“ heranzuführen. Wie gut das gelingt, halten wir im Test fest.

Auspacken der Playtime Engineering Blipblox

Playtime Engineering Blipblox Unboxing

Playtime Engineering Blipblox Unboxing

In dem Karton in einer Plastikform befindet sich der 615 g schwere Blipblox, der in etwa die Grundfläche eines DIN A4-Blatts hat. Daneben befindet sich ein Päckchen Batterien und ein 5 Volt USB-Stromkabel mit einem 5,5/2,1 mm DC-Adapter zum Anschluss auf Seiten des Blipblox sowie die englischsprachige, gedruckte Bedienungsanleitung.

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Anschlüsse der Blipblox

Playtime Engineering Blipblox

Blipblox Anschlüsse

Der Blipblox hebt sich vor allen Dingen durch seinen MIDI-DIN-Eingang von den üblichen elektronischen Kinderquäkern ab, ebenso wie durch den 6,3 mm großen Mono-Klinkenausgang für Audiosignale, die damit direkt in ein Mischpult etc. eingespeist werden können.

Das Handbuch weist ausdrücklich darauf hin, dass der Audioausgang nicht mit Kopfhörern benutzt werden sollte, da es beim Spielen zu drastischen Lautstärkeschwankungen kommen kann. Der Strom für das Blipblox kommt wird entweder von 3 AA-Batterien oder über die 5,5/2,1 mm DC-Buchse.

Blipblox Rückseite

Blipblox Rückseite

Die Verarbeitung lässt soweit keine Kritik aufkommen. Keine scharfen Kanten oder Teile, die leicht abbrechen und verschluckt werden können. Die Schrauben auf der Unterseite für das Batteriefach sind alle versenkt, können also nicht ohne Weiteres herausgedreht werden und Schaden anrichten. Die Potis sind zwar sehr leichtgängig, gleiten aber absolut sanft und kratzfrei durch den Reglerweg.

Eine kindgerechte Funktion ist das automatische Abschalten, wenn der Blipblox 30 Minuten lang nicht bedient wurde.

Bedienung des Blipblox

Die Bedienelemente auf dem Gerät stellen sich einem schnellen Verständnis völlig entgegen, denn sie geben keinerlei Aufschluss darauf, welcher Regler für was zuständig ist und ohne grundlegendes Studium des Handbuchs ist auch für „Erwachsene“ keine gezielte Handlung möglich.

Blipblox Kontrollen

Blipblox Kontrollen

Es beginnt mit dem grünen Linien (nicht zu verwechseln mit den grünen Reglern): Von dem linken blauen Taster zur Auswahl der Sequenzen geht es zum roten linken roten Hebel, der für die nicht näher bestimmbare BPM-Geschwindigkeit zuständig ist. Von dort geht es weiter zum blauen Taster in der Mitte. Hier werden die 8 Oszillatorschwingungsformen ausgewählt.

Von dort geht das nun erzeugte Audiosignal über die rote Linie weiter zum rechten roten Hebel, der das Filter darstellt und dann weiter über den rechten grünen Lautstärkeregler und schließlich zum Lautsprecher bzw. dem Audioausgang.

Blipblox Signalfluss

Blipblox Signalfluss

Das Filter ist klanglich nicht herausragend. Mit höchsten 6 dB/Oktave und ohne merkliche Resonanz. Das Filter wirkt so sanft, dass es fast für einen Lautstärke-Controller gehalten werden könnte. Da kommt der Oszillator besser weg, denn er ist, nicht nur für ein Musikspielzeug, absolut stimmstabil und kommt auch ordentlich weit nach unten. Und knarzen kann er auch recht gut.

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Dann kommen die blauen Modulationslinien dran. Hier bestimmt der linke grüne Regler die Abklingphase der Hüllkurve. Die beiden äußeren grauen Regler sind LFO 1 und LFO 2. Deren Signale werden in die beiden danebenliegenden blauen Regler eingespeist, die den Modulationsanteil (OSC MOD) bestimmen, der auf den Oszillator wirkt. Unten in der Mitte befindet sich der Regler für die Modulation der Attack-Phase der Hüllkurve (MOD ENV).

Die beiden blauen Taster links und rechts vom Auswahltaster für die Oszillatorschwingungsformen bestimmen, welche der Modulationsquellen (LFO 1, LFO 2 oder der MOD ENV) auf die Tonhöhe des Oszillators wirkt. Ebenso bestimmt der kleine blaue Taster ganz rechts (unter dem roten Taster) die Modulationsquelle für das Filter.

Die beiden roten Taster sind schließlich für Zufälle verantwortlich. Der linke Taster für den Klang, der recht für die Sequenz.
 Wobei die Sequenzen nur abgespielt und in der Geschwindigkeit variiert werden können. Außer dem Durchschalten durch die 300 vorprogrammierten Sequenzen gibt es sonst keine weiteren Eingriffsmöglichkeiten beim Sequenzer

Die verbleibenden zwei großen blauen Taster neben den roten Tastern dienen dem manuellen Auslösen von Bassdrum und Snare.

Blipblox als Spielzeug

blipblox - Introduction

Blipblox – Introduction (Handbuch Auszug)

Blipblox will ein Spielzeug für das Erlernen von elektronischer Musikproduktion für Kinder ab 3 Jahren sein, so steht es in der Einleitung.

Für Kinder bis ca. 14 Jahren ist die haptische Erfahrung, also das Verstehen von Aktion und Reaktion ihrer Handlungen, extrem wichtig. Deswegen sind mechanische Instrumente und LEGO auch pädagogisch so wertvoll. Bei elektronischen Instrumenten und Computern, bei denen es ja um das Verstehen von abstrakten Handlungen und Klangformung geht, ist das für die allermeisten Kinder deutlich zu hoch gegriffen.

Keine Frage: Die Kleinen können diese Geräte nach einer gewissen Zeit anwenden, aber bis zum Verstehen ist es ein deutlich weiterer Weg. Damit sage ich nicht, die Kinder könnten keinen Spaß haben. Den werden sie schon allein deswegen haben, weil es Krach macht, aber die Möglichkeiten zum eigenen kreativen Input gehen gegen Null.

Blipblox Bedienelemente

Blipblox Bedienelemente

Zuerst und am auffälligsten ist das wilde Spielautomatengeblinke der LEDs, die nicht nur um Aufmerksamkeit heischen, sondern den Blipblox auch zum einem starken Kandidaten für epileptische Anfälle machen. Ich meine das keineswegs als Witz, hier ich halte eine Warnung für photosensible Menschen und Kinder für angebracht. Selbst für mich, der ich ein großer Liebhaber und aktiver VJ von Glitch-Visuals bin, ist nach 20 Minuten unmotiviertem Geblinke Ende.

Das liegt vor allem daran, dass es kaum bis gar nicht möglich ist, die Lichteffekte dem akustischen Geschehen zuzuordnen. Es blinkt irgendwie alles im Takt, das war’s aber auch. Die Blinkorgie lässt sich zwar von „völlig wirr“ zu „parameterbezogen“ umschalten, die akustische Zuordnung bleibt trotzdem recht wage und bringt uns zum nächsten Problem der Blipblox.

Das ist der Signalweg, den der Blipblox durch eine symmetrische Verteilung der Bedienelemente künstlich verkompliziert. Zum einen damit, dass sie zusammenhängende Funktionen räumlich auseinanderreißt und zum anderen durch eine unzureichende Identifizierbarkeit der verschiedenen Funktionen.

So sind die Regler für Geschwindigkeit und Filter-Cutoff gleich rot, Lautstärke und Abklingphase sind gleich grün – wäre der Attack noch grün, würde es wieder Sinn ergeben, der ist aber grau. Kick, Snare, OSC-Mod-Quellen sind alle gleich blau etc.

Playtime Engineering Blipblox

Was ich auch mehr als suboptimal finde, ist die Quellenauswahl für die OSC-MODs, die weder optisch noch haptisch nachvollziehbar ist. Hier hätte ein dreistufiges Poti Wunder gewirkt.
Wenn der Blipblox wirklich an elektronische Instrumente heranführen will, wären zumindest ein paar Icons zur Kennzeichnung auch nicht schlecht gewesen, um gleich die richtige Terminologie zu vermitteln.

Ich sehe schon, dass der Blipblox dadurch das Entdecken und Erinnern fördern will, das wird aber spätestens durch die Mehrfachbelegung der drei MOD-Taster zunichte gemacht. Der Blipblox dürfte für Kinder bedientechnisch geradezu eine Blackbox sein, denn ohne Studium des Handbuchs ist auch für Erwachsene keine sinnvolle Handhabung möglich.

Playtime Engineering Blipblox

Somit widerspreche ich fast allem, was in der Einleitung des Handbuchs über den leichten bzw. pädagogischen Zugang zu elektronischer Musik mit dem Blipblox für Kinder steht. Ein Eurorack wäre pädagogisch wertvoller und kreativer. 
Fast denke ich, das ist nur eine Masche, um dumme Reviewer wie mich aufzuziehen. Aber wenn man einen Blick auf die Website von Playtime wirft, scheinen die das tatsächlich ernst zu meinen.

Schließlich ist da noch der Lautsprecher, der wie alle seiner Größe kläglich dahinblechert und mit seine wildesten Sequenzen an die schlimmsten Momente in einer Spielhölle erinnern kann. Etwas besser als bei den Korg Volcas, aber das haut es bestimmt nicht raus. Ich als Elternteil würde es mir dreimal überlegen, so was meinen Kindern zu geben. Vorher fiele meine Wahl auf eine Kombi aus Korg Monotron und Monotron Delay. CASIO VL TONE tut’s auch, wenn es denn unbedingt elektronisch sein muss.

Blipblox für Erwachsene

Hat man sich als erwachsener Elektromusiker mit der verwirrenden Bedienung des Blipblox vertraut gemacht, interessieren nach ein paar Tagen höchsten noch die Möglichkeiten, einfach an fertige Sequenzen heranzukommen, denn die macht der Blipblox richtig gut!

Playtime Engineering Blipblox

Leider können die Sequenzen weder transponiert, noch die BPM-Zahl exakt bestimmt werden.

 Zu beschränkt sind auch die Klangformungsmöglichkeiten. Auf dem Datenblatt des Kickstarter-Projekts, das diesem Gerät zum Leben verhalf, hörte sich die Feature-Liste wesentlich besser an als das, was schließlich dabei herauskam.

Vom Klang über den Line-Ausgang kann der Blipblox durchaus mit LoFi, 8-Bit-artigem Charme und fast authentischen Konsolen-Arpeggios glänzen, wenn man die Geschwindigkeit auf Maximum stellt.

Nicht nur kann der monophone Synthesizer per MIDI-Kanal 1 gespielt werden und ist dabei sogar  stimmungsstabil, auch die Drum und die Snare sind über MIDI-Kanal 2 spielbar. Diese liegen dann abwechselnd auf den schwarzen und weißen Tasten. Der Oszillator klingt nicht mal schlecht und dürfte in etwa auf der Höhe eines Korg Monotribe sein, eher aber eines stimmstabilen Korg monotron und lässt sich daher auch musikalisch gut einsetzen.

Wenn ich mir aber ansehe, wie viel mehr Möglichkeiten die Korg Volcas, Modal Craftsynth 2 und Skulpt, Twisted Elektrons oder auch die Teenage Engineering Pockets bieten, hat das Blipblox nicht mal den Hauch einer Chance. Für einen Hunderter mehr gibt’s dann schon einen Behringer Neutron, der auch zum Krachmachen hervorragend geeignet ist.

Playtime Engineering Blipblox

Blieben noch die Anhänger von Noise und Circuit-Bending. Hier ist schon mal der Preis – im Vergleich zu anderen Boutique-Kleinserien diverser Krachmacher-Kleinstunternehmen – ja streckenweise als günstig zu bezeichnen und auch der Umfang der Möglichkeiten.

Durch den analogen Aufbau bietet das Blipblox sicher auch genügend Ansatzpunkte für Circuit-Bending. Playtime Engineering habe sogar noch einen alternativen Satz an Schwingungsformen integriert, der für „normale“ Kinderaufführungen zu krass ist. Besonders in den untersten beiden MIDI-Oktavlagen lassen sich hiermit schöne Artefakte erzeugen, nur noch ein Hall oder ein paar Delays dahinter und gut ist.

Die Audiobeispiele sind komplett unbearbeitet. Der Peak liegt bei -12 dBFS.

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Mehr Informationen

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Fazit

Zur pädagogisch wertvollen Heranführung von Kindern ab 3 Jahren an elektronische Musik und Produktionstechniken denkbar ungeeignet, für 3-Jährige zu abstrakt, für ältere Kids zu unkreativ.

Doch bietet der Blipblox für „jung Gebliebene“ durchaus ansprechende Funktionen, wie den Preset-Sequencer und den durchaus ansprechenden LoFi-Klang. Keine Frage jedoch: Je experimenteller und „noisiger“ man unterwegs ist, desto mehr lässt sich kreativ aus dem Blipblox ziehen.

Bleiben allein die stark limitierten Eingriffsmöglichkeiten in die Klangformung, die es in dieser Preisklasse deutlich umfangreicher gibt und die verwirrende Bedienung. Der – die – das Blipblox ist nach einer erfolgreichen Kickstarter-Finanzierung ein eher durchwachsenes Produkt geworden, das sicherlich seine Anhänger findet, aber ganz bestimmt nicht für jeden ist.

Plus

  • Klang
  • MIDI-In
  • Preset-Sequencer

Minus

  • wenig Eingriffsmöglichkeiten in den Klang
  • Sequencer nicht steuerbar

Preis

  • 199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Ashatur AHU

    Mein Sohn hat mit 2 schon auf meiner Melodica gespielt und findet den Microkorg recht witzig daher hab ich mir schon überlegt ihm sowas zum 3 Geburtstag zu schenken aber für ein Keinkind ist das einfach zu teuer. Und dazu klingt er furchtbar da finde ich den Dato Duo interessanter aber der ist ja noch teurer.
    Daher finde ich den Hinweis auf die Monotrons sehr gut an die hatte ich gar nicht gedacht. DANKE
    https://youtu.be/PXeu0mn_rBg

  2. Profilbild
    Analog Twin

    Von der Gefahr für Epileptiker mal ganz abgesehen ist das andauernde Geblinke einfach nur abtörnend. Für 200 Euro würde ich mir eher andere gebrauchte Synthesizer kaufen oder einen Lego-Technik Bausatz; beide Alternativen hätten für mich den ungleich höheren Spiel- und Spassfaktor!

  3. Profilbild
    Emmbot AHU

    Also die Bedienelemente finde ich für Kids ja Recht interessant aber der Sound ist schon anstrengend wenn das n paar Stunden läuft.

    Ich glaube da flippt die Mutti aus ;).

    • Profilbild
      Ashatur AHU

      @Emmbot Auf meinem Handy hab ich den Common Analog Synthesizer und auf dem daddelt mein kleiner schon richtig funky rum. Ich bin echt mal gespannt wenn er mal größer ist was er dann mit Papi im Musikzimmer bastelt :-D

  4. Profilbild
    Frunsik

    Ich hatte über die Blipbox etwas in einem NAMM-Report gelesen und mir dann eine bei Thomann bestellt. Nach drei Stunden hatten mein Kleiner und ich die Box kaputt gespielt. Sie gab keinen Ton mehr von sich. Nach einem Anruf hat Thomann sofort eine neue als Ersatz nachgesendet, was ich mal als super kundenorientiert bezeichne. Leider hat die zweite Blipbox nicht mal eine Stunde durchgehalten bis sie verstummte. Wir hatten wirklich kurzweiligen Spaß damit aber für einen dritten Versuch reichte mein Vertrauen leider nicht mehr.

  5. Profilbild
    Synthie-Fire AHU

    Mhm also ich verstehe die Argumente, aber vielleicht sollte man es mal in den Händen halten und sich zusammen mit den Kindern damit beschäftigen.
    Also wir hatten schon viel Spaß damit.
    Es wird im Verbund mit Dato Duo gerne genutzt. Macht echt Laune und ist schnell griffbereit.
    Quasi für nee spontan Session echt super :-).
    Das Studio „anwerfen“ dauert länger.
    Alternative im kurzen Zeitraum -> kein Sound machen…
    Sehe es er als Produkt mit dem man Spaß haben kann und mit witzigem Design.Daher würde ich jetzt nicht die Feature Liste durchgehen,obwohl es schon ein Klang hat den ich sehr mag.
    Irgendwie hält unsere Version auch gut durch :-)

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