Günstiges, universell einsetzbares Mikrofon
Nein, sehr verehrtes Publikum, auch wenn es den Anschein hat, dies ist kein Broadcasting-Mikrofon. Das PreSonus PX-1 sieht zwar so aus, als dass man es endfire besprechen könnte, das klappt aber nicht. Trotz der klassischen Optik wird seitlich eingesprochen und man kann es natürlich nicht nur für Sprache einsetzen. Was das recht günstige PX-1 auf dem Kasten hat, klären wir in diesem Test, das folgende Video gibt schon mal einen kurzen Eindruck.
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Schon 25 Jahre bedient PreSonus den Markt mit günstigem und funktionellem Equipment. Angefangen mit Kompressoren zählen aktuell neben den Mixern, Faderport-Controllern und der DAW Studio One auch die Eris-Lautsprecher zu den bekanntesten Produkten. Inzwischen könnte man sein ganzes Studio mit PreSonus ausstatten, denn auch Mikrofone gehören zum Angebot. Dabei genießt PreSonus einen professionellen Ruf und dies zu fairen Preisen.
Erster Eindruck
Das PreSonus PX-1 wird in der zugehörigen und schön genarbten Kunstledertasche geliefert. Sie ist an den Enden gut gepolstert und versteift. Das ist doch mal was anderes als die üblich gefütterten Schutzhüllen. Darin ist das Mikrofon auch vor Stürzen gut geschützt, sitzt allerdings auch etwas straff. Weiterhin finde ich eine Anleitung und die solide Halterung mit einem Fixierring, die sich am Fußpunkt des PX-1 anbringen lässt und es sicher in Position hält, ein Reduziergewinde ist bereits eingeschraubt. Optionales Zubehör, wie Shockmount, Windschutz oder Stative, bietet PreSonus nicht an.
Die Vorderseite des recht schlanken Gehäuses wird vom PreSonus-Logo geziert und definiert die Einsprechrichtung. Das Metallgehäuse misst im Bereich der Kapsel 5 cm im Durchmesser und verjüngt sich zum Fußpunkt, die Länge beträgt rund 20 cm. Ein Gewicht wird nicht angegeben, aber gute 500 g dürfte das Mikrofon schon wiegen, es wirkt jedenfalls relativ schwer.
PreSonus selbst vermarktet das PX-1 als zuverlässiges Mikrofon für „Gesang, Gitarre und vieles mehr“. Für das Gehäuse trifft das schon mal zu, ein schönes und massives Stück Technik, dessen innere Werte auch keinen Anlass zur Kritik geben.
Technisches zum Mikrofon
Angesichts des günstigen Preises ist es durchaus sinnvoll, auf einen Trittschalldämpfer und andere mechanische Komponenten zu verzichten. Kurzum, es gibt nichts einzustellen, wobei dem PX-1 ein innenliegender Windschutz gerade für Sprachaufnahmen gut zu Gesicht gestanden hätte. Die goldbedampfte Kapsel mit 2,5 cm Durchmesser liegt hinter dem Metallgitter zwar geschützt, jedoch nicht vor Plosivlauten. PreSonus bezeichnet es als „echtes Kondensatormikrofon“, im Prinzip kann man sagen, es reiht sich technisch in die Riege des RODE NT1-A und vergleichbarem ein. Ganz unwichtig ist das nicht, denn manche Hersteller bieten auch Electret-Kapseln als Großmembran-Mikrofone an, was in gewissem Sinn ein Unterschied ist.
Die Nierencharakteristik ist für Mikrofone dieser Art typisch und der Pegel fällt relativ schnell ab, wenn man seitlich am Mikrofon vorbei spricht oder sich etwas entfernt. Das kann aber bei relativ ungünstiger Aufnahmesituation durchaus ein Vorteil sein. Besonders positiv aufgefallen ist mir die rückseitige Dämpfung, die zur relativen Unempfindlichkeit gegenüber Rauminformationen ebenfalls beiträgt und sich auf dem Niveau von Sprechermikrofonen bewegt. Immerhin bewirbt es PreSonus auch fürs Podcasting, wie ich finde zu Recht.
Der Frequenzgang von 20 Hz bis 18 kHz ist großzügig bemessen, das Frequenzdiagramm verläuft verhältnismäßig gradlinig. Lediglich bei etwa 7 und 12 kHz sind Ausreißer nach oben zu erkennen, die vermutlich dem Signal etwas mehr Transparenz verleihen sollen. Allerdings zeigt sich mein Höreindruck in unteren Lagen etwas anders, besonders beim Nahbesprechen klingt es für meinen Geschmack vielleicht sogar etwas zu grummelig.
Die Empfindlichkeit wird mit 25 mV/Pa angegeben, das Eigenrauschen beträgt 18 dBA. Das ist im Vergleich selbst zu Kleinmembranmikrofonen zwar theoretisch viel, praktisch aber fällt dies kaum ins Gewicht, zumal mit 135 dB maximalem Schalldruck das Mikrofon auch viel aushalten kann. In meinem Fall zeigte sich jedoch, dass es auf Plosivlaute etwas sensibel reagiert und durchaus kurz abschaltet, ein Windschutz ist beim Nahbesprechen also unbedingt anzuraten.
Der Klang
Eines kann man grundsätzlich festhalten, für den günstigen Preis ist die Qualität wirklich transparent und ordentlich, das gilt für Sprache und die Instrumentenabnahme. Der Grundsound scheint auch praktisch weitgehend neutral zu sein, sehen wir vom Nahbesprechungseffekt mal ab. Nimmt die Entfernung ab, verändert sich der Klang in Richtung distanziert und flacher. Das sehe ich nicht mal als Nachteil, denn es gibt schließlich nichts einzustellen und so hat der Tonschaffende bei der Aufnahme einigen Gestaltungsspielraum. Die Gitarre abgenommen aus 20 cm Entfernung vom Schallloch kann durchaus gefallen.
Nach Erhöhung des Abstandes wird der beschriebene Effekt deutlich, das Instrument verliert nicht an Glanz, das Signal jedoch etwas an Kraft. Der Pegel wurde bei dieser Aufnahme bewusst nicht erhöht.
Die Charakteristik für Sprachaufnahmen ist grundsätzlich gut, aber es fehlt an einem Windschutz. Bei einer Entfernung ab rund 15 cm wäre dieser nicht nötig, sofern man nicht gezielt in die Kapsel pustet, aber Nahbesprechen ohne wird schwierig. Hier ein Sprachbeispiel aus verschiedenen Einsprechrichtungen.
Das PreSonus PX-1 ist ein zu diesem Preis sehr interessantes Mikrofon, das durchaus universell einsetzbar ist. Hier darf man den Preis einfach nicht vernachlässigen und ich würde wetten, dass es das PX-1 im Direktvergleich locker mit einem NT1-A von RODE aufnehmen könnte. So gesehen ist es ein echter Preis-Leistungs-Tipp.
Ein vernünftiger Popschutz sollten einem eine Gute Aufnahme schon wert sein. Insovern hätte ich nur einen oder eineinhalb Minuspunkte für mich.
Das Mikrofon wird es schwer haben.
Rechne ich das nötige Zubehör dazu ist ein »Røde NT1-A Complete Vocal Recording« mit Kabel, Spinne, Pop-Schutz und sogar einem 6m langem XLR-Kabel der bessere Kauf. Außerdem ist das Røde schon lange ein Klassiker.
@Franz Walsch Nicht unbedingt. Bei mir ist der Popschutz am Mikrofonständer installiert und XLR-Kabel habe ich auch genug, brauche ich also nicht zusätzlich.
Nur die fehlende Spinne ist ein Problem.
Presonus bietet keine Spinne an und eine Empfehlung dazu gibt es nicht. Auch Masse zum Mikrofon finden sich nicht im Datenblatt. Das ist wenig praxisnah.
Wenn ich das angegebene Mass im Testbericht nehme kommt die »the t.bone RSM Shock Mount« Spinne in Frage. Bei einem Preis von 48 Euro komme ich dem »Røde NT1-A Complete Vocal Recording« sehr nahe.
Möglich das sich noch andere Spinnen finden, aber das wird nicht einfach.
@Franz Walsch Also es gibt schon genügend Spinnen mit Klemmvorrichtung, ob von Aston, Mackie oder IMG Stageline, die Auswahl ist schon ordentlich. Auch würde ich einer Spinne nicht unbedingt zu großer Relevanz beimessen, je nachdem, wie man das Mikro einsetzt. Ich würde behaupten, dass sogar 95% der Spinnen im Homestudio nur existieren, weil man einen Shockmount dazu bekommen hat oder weil es professionell aussieht, wirklich brauchen tun ihn vermutlich die Wenigsten. Beispiel Gitarrenaufnahmen in ruhigem Raum und natürlich ohne Schwingboden, da ist das Mikro am Tischstativ schon gut entkoppelt, man sollte halt nicht gegenstoßen und muss halt etwas aufpassen. Wenn der Studiomusiker pro Stunde bezahlt wird, macht sich das bemerkbar, aber im heimischen Experimentierfeld mit guten Ohren geht es durchaus ohne. Denke ich an unsere MD-421 von Sennheiser im Schulalltag zurück, ich glaube, damals gab es Shockmounts noch gar nicht. ;) Was ich jetzt nicht getestet habe, ich hätte das PX-1 ruhig mal in eine RODE-Spinne quetschen können, aber daran hatte ich leider nicht gedacht.