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Test: Red Panda Context V2, Hall-Pedal

Neuer Kontext für Synth und Gitarre

26. Juli 2020
Test: Red Panda Context V2, Hall-Pedal

Test: Red Panda Context V2, Hall-Pedal

Endlich ist er da – der Red Panda Context 2. Für viele ist Red Panda die spannendste Pedalfirma überhaupt, die mit ihren seltsamen Konzepten unerwartete Ergebnisse liefert. Wer einmal ein paar Stunden mit dem Particle 2 der Firma verbracht hat, weiß, was ich meine – eine manchmal verwirrende, aber oft enorm inspirierende Angelegenheit. Ebenso das Tensor, das als eines der eigensinnigsten, aber spannendsten Looper-Pedale der letzten Jahre durchgehen dürfte. Dass Red Panda aber auch eins der beliebtesten Hall-Pedale der letzten Jahre herausgebracht haben, ging an ein paar vorbei: Vier Jahre nach dem Erscheinen des Red Panda Context hat die Firma dem Kult Rechnung getragen und die Version 2 herausgebracht: Das Red Panda Context V2 liegt uns vor und wir paaren es mit Gitarre und Synthesizer, um zu sehen, ob Red Panda in Sachen Hall noch eine Schippe drauflegen konnte.

Red Panda Context 2, Hall-Pedal – Facts and Features

Ähnlich dem Particle hat auch beim Update für das Context MIDI eine Rolle gespielt. Die erste Version des Red Panda Hall-Pedals hatte zumindest keinerlei Möglichkeit, Presets abzuspeichern – dem hat man hier Abhilfe geschaffen. Doch der Reihe nach:

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Die Abmessungen von 120 x 77 x 63 mm sind schmaler als beim Original. Ein Netzteil ist im Lieferumfang nicht dabei, aber das Context V2 läuft über ein reguläres 9 V Netzteil. Im Gegensatz zum Context 1 besitzt die zweite Version statt fünf ganze acht Hall-Engines. Die alten wurden überarbeitet und die neu dazugekommenen sind sinnvolle Ergänzungen, auf die wir natürlich im Detail eingehen werden. Ganz wichtig: Für alle Engines kann ein Delay-Effekt optional dazugemischt werden, der jedoch keine integrierte Tap-Tempo besitzt – dazu später mehr. Was die Ergänzungen ebenfalls abdecken: Expression-Kontrolle. Jeder Parameter jeder Engine kann per Expression-Pedal angesteuert werden.

Test Red Panda Context V2, Hall-Pedal

Für sämtliche Engines existieren mehrere Regler, die enorme Klangflexibilität garantieren und eine zweite Bedienebene besitzen. Auch wenn ich immer wieder mitbekomme, dass Leute sich an diesem Konzept stören – es erschließt sich mir nicht ganz, wo da das Problem sein sollen. Mit dem Shift-Knopf, den man gedrückt hält, bedient der Regler einfach einen zweiten Parameter.

  • Blend stellt das Verhältnis von Wet- und Dry-Signal ein.
  • Bal kümmert sich um das Mischverhältnis von Reverb und Delay.
  • Pre stellt den Pre-Delay und den Build-up für den Hall ein, während Delay ganz konkret die Delay-Zeit einstellt.
  • Decay kümmert sich um die Dauer des Ausklangs, mit der die Engine die Töne stehen lässt, und Fdbk kümmert sich um das Delay-Feedback.
  • Mod lässt einen die Intensität und den Charakter der Modulation einstellen – Chorus-lastig, aber auch sehr eigensinnig.
  • Rate kümmert sich um die Geschwindigkeit der Modulation.
  • Hi ist für die Dämpfung der hohen Frequenz zuständig. Auf der zweiten Ebene bedient der Regler die Sensitivität – ob zum Beispiel bei laut gespielten Noten auch stärkerer Reverb durchkommen soll.
  • Lo ist für die Dämpfung der tiefen Frequenzen ständig und erlaubt auf der zweiten Ebene, den Grenzwert für die Sensitivität einzustellen.

Die Sensitivität und die damit verbundenen Möglichkeiten für die Spieldynamik umfassen, zum Beispiel Ducking: Wenn hier der Input des Signals den Grenzwert überschreitet, dämpft sich der Reverb Effekt ab, nur um dann anzuschwellen, während die Note abklingt. Man kann den Context V2 also zum Beispiel auch so einstellen, dass leise Noten mehr Reverb haben als die lauten – und natürlich auch umgekehrt: Laute Noten haben mehr Reverb, leise Noten weniger.

Test Red Panda Context V2, Hall-Pedal

Man merkt also – in Kombination mit dem Delay passiert hier eine Menge. Delay-Feedback lässt sich genauso über ein Expression-Pedal ansteuern wie die Modulationsfrequenz oder Delay-Geschwindigkeit. Tap-Tempo lässt sich nur über einen externen CTRL-Fußschalter ansteuern. Unabhängig davon lassen sich für das Delay, der Pre-Delay und die Modulation Tap-Divisionen durch die zweite Bedienebene einstellen.

Ein bisschen mickrig ist die Abrufbarkeit der Presets ohne MIDI – nur ein Preset kann mit dem linken Fußschalter aktiviert werden. Per MIDI sind es 127, aber es wäre besser gewesen, ähnlich dem Particle 2 hier ein bisschen mehr unter der Haube unterzubringen. Dafür fungieren aber beide Fußschalter auch als Infinite-Sustain-Knöpfe: Wenn man rechts gedrückt hält, ist das Live-Signal immer noch mit dem Effekt belegt. Links legt sich das Dry-Signal über die gehaltene Hallfahne.

Red Panda Context 2, Hall-Pedal – die Engines

Also – was hat sich in Sachen Engines getan? Einiges – Red Panda hat hier das Meiste von hinten auf neu aufgerollt und präsentiert durch die Bank eine bessere Klangqualität als beim ersten Context Reverb. Die Engines lauten wie folgt:

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  • Room: typischer Raumhall mit kurzem, schnellem Build-up
  • Hall: langsamer Aufbau mit langem Nachhall, der vor allem mit dem Delay wunderbar funktioniert
  • Cathedral: sehr weitläufiger und großräumiger Halleffekt, der dem Delay-Effekt viel Raum gibt
  • Gated: flacher Halleffekt mit nicht-linearem Decay
  • Rev: Reverse-Effekt in Kombination mit dem Hall. Die Modulation verstärkt einen normalen Hallteppich, der zum rückwärtigen Hallaufbau beigemischt werden kann.
  • Plate: sehr heller, dichter Plate-Hall
  • Spring: typischer Spring-Reverb, sehr angelehnt an 80er-Jahre Reverbs, dessen Modulation einen Tremolo-Effekt mit sich bringt
  • Grain: granularer Hall, der in erster Linie vom 70er-Jahre Reverb inspiriert wurde, der Ursa Major SST-282 Space Station – ein sphärischer Hall mit unheimlicher, ungewöhnlicher Note. Dreht man die Modulation hoch, entstehen Grain-Wolken aus verstimmten Klangfragmenten.

Test Red Panda Context V2, Hall-Pedal

Wer das Context besessen hat, dem dürften fünf der acht Engines bekannt sein: Room, Hall, Cathedral, Gated und Plate gab es bereits bei der ersten Version des Context. Wer die Engines mit dem Expression-Pedal bearbeiten will: das Pedal entsprechend über den CTRL-Anschluss an das Context V2 schließen, die Top-Down-Position einstellen und dann die gewünschte Regler-Position. Dann Heel-Down-Position und im Anschluss die Ziel-Konfiguration bei den Reglern – einfacher geht es kaum. In der Beta-Version gibt es für das Red Panda Context V2 zudem aktuell einen Editor, den ihr euch hier ansehen könnt. Dort könnt ihr noch um einiges detailreicher die Konfiguration der Parameter einstellen sowie Delay-Subdivisions und mehr.

Red Panda Context 2, Hall-Pedal – in der Praxis

Test Red Panda Context V2, Hall-Pedal

Ohne große Umschweife bringen wir die einzelnen Engines zum Atmen – beginnend mit Hall, Cathedral und Grain, den weitläufigsten und „großräumigsten“ Engines. Die Reflexionen sind – bisweilen – wirklich bemerkenswert. Im Grain-Beispiel beginnen wir den Sound im Full-Wet-Modus und fahren das Mischverhältnis Stück für Stück zurück, um zu zeigen, wie sich der Dry-Sound aus der Hallfahne herausschält. Die Art, wie der einsetzende Grain-Effekt streut und mit der Fahne verschmilzt, ist vor allem bei näherem Hinhören ein Stück weit sensationell – Kopfhörer empfohlen! Auch das Delay funktioniert hervorragend und arbeitet dem Decay zu.

Eigensinnig ist die Modulation beim Plate-Reverb allemal – um zu demonstrieren, was für alptraumhafte Sounds in dem Context V2 schlummern, drehen wir die Modulation ordentlich hoch – es klimpert und wabert und bleibt dabei ungemein spannend: Bei genauerem Hinhören passiert da unheimlich viel an Reflexionen und natürlich anmutenden Klangartefakten. Dass Red Panda hier mit viel Liebe zum Detail gearbeitet haben, steht außer Frage.

Besonders viel Freude hat mir die Reverse-Engine bereitet – die Art des Swells und der natürliche Übergang dessen in die Hallfahne bleibt auch nach vielem Ausprobieren spannend und inspirierend.

Die Spring-Engine grenzt sich nicht so stark vom Charakter der Room-Engine ab, wie man es gerne hätte, bleibt aber vor allem in Kombination mit der Modulation eine alles andere als überflüssige Engine – tatsächlich ist der Tremolo-Effekt bei näherem Hinhören auch eine Nummer für sich. Er besitzt durchaus den Charakter eines Harmonic Tremolos und klingt schlichtweg großartig.

Da war der Einsatz mit einem Synthesizer entsprechend naheliegend. Wir nutzten in diesem Falle ein paar gebastelte Sequenzen am Malekko Manther und mischten langsam das Hallsignal dazu. Der ungemein natürliche und eigensinnige Klangcharakter setzt sich auch hier fort: Wir spielen mit dem Pre-Decay, fahren zeitweise das Feedback des Delays hoch, um die Oszillation anschwellen zu lassen. Der Build-up und die klangliche Expansion wirken ungemein natürlich – jegliche klangliche Variation erfolgt einzig und allein mit dem Context V2. Könnte mir vorstellen, dass dieses Red Panda-Schmankerl in Kombination mit Synths ein gängiger Anblick wird – auch wenn eine gewöhnliche MIDI-Anbindung fehlt.

Auch der Einsatz beim Moog DFAM funktioniert gut – nicht ganz so gut wie beim Malekko Manther, aber das dürfte eher dem rauen Charakter des DFAM geschuldet sein.

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Fazit

In Sachen Hall wird man zurzeit verwöhnt und es ist nicht einfach, da hervorzustechen: Red Panda gelingt es, indem sie ein technisch perfektes Hall-Pedal präsentieren, das dort anknüpft, wo der Vorgänger aufgehört hat. Die zwei Mankos sind die fehlende gewöhnliche MIDI Anbindung, die sinnvoll geween wären, wenn man bedenkt, wie gut der Context V2 mit Synthesizern harmoniert, und die fehlende Tap-Funktion für das integrierte Delay. Der Klang ist aber eine Nummer für sich: natürlich, dynamisch, voller spannender, niemals störender Oszillationsmomenten und Klangartefakten und Reflexionen – ein absolut großartiges Hall-Pedal, das leider aber auch ordentlich an den Geldbeutel geht.

Plus

  • großartiger Klang
  • Vielfalt in Engines, keine Redundanz
  • integriertes Delay
  • infinite Sustain

Minus

  • kein herkömmlicher MIDI-Anschluss
  • kein Tap-Tempo
  • Preis

Preis

  • 369,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
    • Profilbild
      DocM

      @Son of MooG Hallo SoM,

      Gemäss Produktbeschreibung sind es Stereoein – und Ausgänge

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @DocM Wär noch interessant wie der auf höhere pegel reagiert, mein ventris neigt zum zerren, wenn ich ihn mit synths beschicke

    • Profilbild
      mhagen1

      @Organist007 Tja, das wüsste ich auch gern. Das Pedal hat zwar TRS-Eingänge und -Ausgänge; man kann also einen Synth stereo durchschleifen. Aber ist der Reverb-Effekt auch stereo? Die Soundbeispiele hier sind jedenfalls mono. Das wäre mir zu wenig und zu teuer.

      • Profilbild
        Green Dino AHU

        @mhagen1 Im PDF manual steht es gibt verschiedene Eingangspegel, die man einstellen kann.
        Quasi von Gitarre, über Line Level, zu Synths und zu „extremely hot input signals“.

        Laut manual geht mono in/mono out, mono in/stereo out, stereo in/stereo out. TS und TRS können angeschlossen werden.

        Es wird von Stereo Chorus Effekt und Stereo Delay Line gesprochen, zur Reverb Engine finde ich nichts Spezifisches (oder ich habs übersehen…)

  1. Profilbild
    Dial Teleier

    Fehlendes Tap-Tempo bei einem ausgewiesenen Reverb-Pedal als Minus? Warum dann überhaupt das „integrierte“ Delay als Plus ausweisen?! Und dazu noch ein Stereo-Pedal ausschließlich in Mono fahren. Wenn ich ein Reverb Pedal beurteilen möchte, MUSS ich es in Stereo gehört haben. Für nichts anderes benötige ich ein Reverb, als um Instrumente aus der Mitte zu holen. Klar kommt einem das dann teuer vor. Kannste dir gleich ein HOF oder so hinlegen. Macht in Mono doch eh keinen Unterschied. Mann, Mann, Mann, ist manchmal schlimmer als 1966 hier…

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