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Test: Toft Audio Designs ATB-08M, Mischpult

(ID: 171089)

Was gibt es zu meckern?

Da das mir zugeschickte Pult offensichtlich ein bereits geöffnetes und in Betrieb genommenes war, kann ich nicht ausschließen, dass einige der genannten Kritikpunkte durch unsachgemäße Bedienung hervorgerufen wurde, was ich dann auch dazugeschrieben habe. Potentielle Käufer sollten auf jeden Fall nach dem Kauf die genannten Punkte checken.

Die Verbindung zur Meterbridge wird mit recht zierlichen Flachbandkabeln hergestellt, welche man zuerst aus dem Gehäuseboden herausziehen muss. Die Gefahr ist hier durchaus vorhanden, dass man dabei den Stecker aus dem Sockel innen im Pult leicht herauszieht. Und tatsächlich: Bei der Meterbridge ist bei meinem Testexemplar die Anzeige von Kanal 5, 6 und 8 defekt gewesen, ein mehrmaliges Lösen des Multipin-Steckers an der Meterbridge brachte keine Besserung. Eher im Gegenteil: Zeitweise leuchteten alle 8 Ketten gleichzeitig, obgleich nur ein Kanal offen war. Entweder hat hier jemand zu heftig am Flachbandkabel gezerrt oder das Flachbandkabel selbst ist defekt.

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Zudem schlägt die Unterseite der Meterbridge fast an den 48V-Schaltern der Kanalzüge an, so dass man nur mit Fingerverrenkung an diese herankommt. Und leider hat man sich bei der Herstellung der Halterungen für die Meterbridge auch keine richtige Mühe gegeben, sie sitzt links tiefer als rechts, was einfach etwas schlampig aussieht. Beide Punkte haben aber nichts mit einer Fehlbedienung zu tun.

Eng: Die Meterbridge berührt die +48V-Schalter

Der Masterfader verlor zeitweise den rechten Kanal, wenn man ihn bewegte. Man musste dann leicht gegen die Faderkappe tippen, dann ging es wieder.

Kanalfader Nummer 2 war bei meinem Testmodell ein vermurkstes Exemplar, denn er scheuerte hörbar beim Faden, während alle anderen Fader butterweich liefen. Das könnte auf eine nicht sachgemäße Bedienung hindeuten.

Der Anschluss des Stromkabels vom Netzteil zur Konsole drehte sich netzteilseitig beim Festschrauben mit. Auch hier kann ich nicht ausschließen, dass ein zu kräftiger Mensch „zugeschlagen“ hat.

Die riesigen Kühlrippen am Netzteil sind recht scharfkantig, das hätte man besser ausführen können.

Die rückseitigen Klinkenbuchsen sind nicht mit der Gehäuseplatte verschraubt, deshalb geht die Kraft beim Einstecken der Stecker stets auf die Lötstellen. Das geht in der Regel zwar meist gut, da aber selbst billige Pulte überwiegend verschraubte Buchsen haben, mag mir das bei einem doch relativ teuren Pult nicht so recht gefallen.

Dreht sich mit und soll nicht: Stromanschluss zum Pult, „scharfe“ Kühlrippen

Das eingebaute Talkback-Mikrofon ist zudem kein Highlight. Es klingt zwar recht transparent, aber um verstanden zu werden, muss man dessen Pegel ordentlich aufreißen. Und dann rauscht es wie die Meeresbrandung im Sommerwind …

Rauschgenerator: Talkback-Mikrofon

„Over all“ störten mich beim Toft Audio Designs ATB08M insgesamt die Diskrepanz zwischen einerseits erstklassigem Klang und andererseits mechanisch-/haptisch-/praktisch nicht gut gelösten Details. Aus diesem Grunde gibt es insgesamt einen Stern Abzug und somit „gut“.

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Für wen ist das Toft Audio Designs ATB 08M das richtige Mischpult?

Grundsätzlich einmal ist es in erster Linie ein Pult für das Recording. Livebetrieb wäre zwar möglich, aber der ganze Aufbau ist unübersehbar eher für einen festen Arbeitsplatz im (Heim-)Studio gestaltet denn für ständiges Auf- und Abbauen. Zudem hat die kleine Konsole kein unerhebliches Gewicht (um die 30 kg), für Live gibt es da Geeigneteres.

Aufgrund der sehr kompakten Maße und der im Vergleich dazu immensen Anzahl an Eingängen und Ausspielmöglichkeiten ist es ideal für beengte Platzverhältnisse, die Routing-Möglichkeiten einer großen Studiokonsole sind hier auf ein Minimum an Platz zusammengedampft.

Alles drin, alles dran

Für die Synthesizer-Freaks mit einem großen Gerätepark dürfte die große Anzahl an Line-Eingängen ein starkes Argument sein. Die Teile, die mit EQ behandelt werden sollen, kommen an die Haupt- oder Inline-Monitorkanäle, die anderen können über die FX-Returns und/oder die Monitor-Returns der Master-Sektion eingespeist werden. Alles in allem hätte man dann 24 Line-Kanäle in Mono plus 8 Stereokanäle zur Verfügung, wenn man die Aufnahme nicht mehrkanalig in das Mischpult zurückführen will, sondern konsequenterweise nur die Stereosumme der DAW über den 2-Track-Return des ATB-08M.

Für kleine bis mittlere akustische Besetzungen ideal, für Bands mit Schlagzeug wird es aber mit den 8 Mikrofonkanälen eng. Allerdings geht dies durchaus, vorausgesetzt das Schlagzeug wird sparsam mikrofoniert (4 Mikrofone) und der Aufnahmeraum besitzt einen vernünftigen Grundklang.

Taugt es für Leute mit professionellem Anspruch? Ganz eindeutig ja! Kommt ein Neuling damit klar? Nach intensiver Einarbeit und mehreren schlaflosen Nächten sicherlich auch irgendwann. Wegen der immensen Routing-Möglichkeiten ist es aber unumgänglich, sich für seine Arbeitssituation ein Schema aufzubauen, mit dem man arbeiten kann und will. Das Pult lässt einem viele Freiheiten, diese müssen aber verstanden sein. Wie im richtigen Leben also.

Wer alle technischen Daten des Toft Audio Designs ATB 08M wissen will, kann sich die Bedienungsanleitung von der Website des Herstellers herunterladen. Darin finden sich alle relevanten Informationen und auch die Blockschaltbilder, sehr gut.

Was noch zu erwähnen ist

Der König & Meyer Universalständer 18825 hat sich auch für das Toft Audio Designs ATB-08M als sichere Auflage erwiesen.

König & Meyer Universalständer 18825

Ein Wort zum Schluss

Das Toft Audio Designs ATB-08M hat mir viel Freude beim Testen gemacht, es ist in den relevanten Punkten ein sehr gelungenes Mischpult, die genannten Minuspunkte hat der große Malcolm Toft ja keinesfalls in die Baupläne implementiert. Dennoch fände ich es wünschenswert, dass man auch die auf den ersten Blick nebensächlicheren Details mit der gleichen Sorgfalt ausführt. Und bedenkt, dass es auch Zeitgenossen mit „gröberen Pratzn“ (bayrisch für: „Hände“) gibt, denen zarte Flachbandkäbelchen und zu locker fixierte Stromanschlüsse evtl. nicht ganz gewachsen sind….

Und ganz allgemein zu Analogpulten

Bei Erscheinen des ersten Yamaha 02R und dem ersten ProMix01 dachte alle Audiowelt, dass nun so langsam allen Analogmischpulten das Grabesglöckchen läutet. Das hat sich allerdings nicht bewahrheitet, wenn man die doch recht stattliche Anzahl von analogen Konsolen betrachtet, die es nach wie vor als Neuware am Markt gibt. Sie sind zwar relativ kostspielig und haben stets nur eindeutig zugewiesene Funktionen, aber genau diese „1 Knopf-1 Funktion“-Technik ist DER Punkt, weshalb sich so wunderbar mit einem analogen Mischpult arbeiten lässt.

Gerade beim Einspielen mit mehreren Musikern kommt man mit analoger „Knöpferltechnik“ viel rascher zu einem guten Ergebnis, als wenn man sich durch die zahlreichen Menüs der Digitalpulte wühlt. Zwar haben sich auch hier die Konzepte stets zu mehr Bedienfreundlichkeit weiterentwickelt, aber eine gute Analogkonsole altert wesentlich langsamer, da sie nicht geupdatet werden kann. Hat man sich einmal eine gute gekauft, setzt man sie um die 10 bis 20 Jahre ein, oft noch länger. Reparieren kann man so gut wie alles und sie stürzt auch nie ab. Zudem gibt es die schöne und „wichtige“ Optik, auch das sollte man nicht unterschätzen. Auch das Auge sitzt mit im Regieraum.

Analog lebt!

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Fazit

Das Toft Audio Designs ATB-8M ist ein kompaktes, extrem flexibles Recordingpult mit sehr guter Audio-Performance. Wer gleichzeitig nicht mehr als 8 Mikrofonkanäle benötigt, kann sich aufgrund der vielfältigen Routing-Möglichkeiten ohne jedwede Umsteckerei eine sehr komfortable Arbeitsumgebung aufbauen. Optisch ein Hingucker, trüben einige Unstimmigkeiten das überwiegend positive Bild leider etwas ein.

Plus

  • smoother, transparenter Grundklang
  • gute Mikrofonvorverstärker
  • sehr geringes Grundrauschen
  • sehr guter EQ in den Hauptkanälen
  • enorme Routing-Möglichkeiten
  • außergewöhnlich viele Line-Eingänge
  • sehr kompakte Grundfläche

Minus

  • einige LED-Ketten der Meterbridge funktionierten beim Testexemplar nicht
  • Meterbridge schlägt an den +48V-Schaltern an und war zudem leicht schief montiert
  • Masterfader hatte ein Kontaktproblem, Kanalfader 2 mechanisch fehlerhaft
  • Buchse des verschraubbaren Stromkabelanschlusses am Netzteil nicht gut fixiert
  • Talkback-Mikrofon rauscht stark
  • Klinkenbuchsen nicht am Gehäuseblech fixiert

Preis

  • Ladenpreis: 4.099,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Atarikid AHU

    Bei dem Preis ist die Minus-Liste doch etwas heftig, oder? Folgt man dem Thomann-Link, kostet das Pult übrigens 4099,-

    • Profilbild
      Dirk Matten RED

      @Atarikid Der Preis hatte sich zwischen dem Erstellungs- und Veröffentlichungsdatum des Testberichts verändert. Ich habe ihn aktualisiert.

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @Atarikid @ Bezüglich € vs. $ sag danke an Herrn Mario Draghi, Ex Goldmann Sachs Mitarbeiter.

          @ Toft
          Klang und Routing hervorragend. Verarbeitung könnte vereinzelt durchaus qualitativer sein, da hat der Sigi schon recht. Bei mir haben sich einige Potikappen gelöst. Sind offensichtlich aufgeklebt (doppelseitiges Tepichklebeband ist hier der Tipp). Hatte auch schon Pulte die mehr heißen Pegel abkonnten. Trotzdem: sehr geil!!!

  2. Profilbild
    bloop

    Wir haben das Pult seit 2 Jahren im Einsatz (24-Kanal-Version).
    Ich kann die Minuspunkte (bis auf den letzten) nicht bestätigen

  3. Profilbild
    griottier

    Ich habe seit beinahe sechs Jahren ein ATB16 im Einsatz. Zu Sigi’s Kritikpunkten:
    *) Die Meterbridge: die internen Verbindungen zwischen den Kanaelen und dem Meterbridge Flachbandkabel sind sehr frickelig, das heisst klein, eng verbaut und man benoetigt gleichzeitig relative viel Kraft in den Fingerspitzen, um sie zu loesen und wieder zu verbinden. Ich sage das als jemand, dessen Haende schmal genug waeren, sich fuer die Praesidentschaft zu bewerben.
    *) Die Line-in Buchsen sind zwar nicht verschraubt, da bei mir aber alles mit einer Patchbay verbunden ist, macht das nichts aus.
    Die anderen Punkte kann ich nicht bestaetigen.
    Klar, beim Design sind Abstriche gemacht worden, um guenstig produzieren zu koennen. Das mag auch Schwankungen in der Fertigungsqualitaet hervorrufen. Andererseits, fuer meine Beduerfnisse habe ich sehr viel gut durchdachtes Mischpult fuer mein Geld bekommen.
    In meinen Augen – und gemessen daran wie andere Produkte hier schon bewertet wurden – mindestens drei Sterne.

  4. Profilbild
    L. Lammfromm

    Schönen Dank für den kritischen Testbericht! Es ist schon überraschend, dass ein Test-Exemplar diesen Zustand hat – und mehr noch, dass derartige Geräte die Endkontrolle verlassen können.

    …und das bei dem Preis!

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das Ding geht bei mir als kostengünstiger als Luxus Summierer durch. Diese Funktionsvielfalt ist schon beeindruckend.
    Sehr schön!

      • Profilbild
        L. Lammfromm

        @digital-synthologie @ Digi-Synthologe

        Ich würde mich nicht wundern, wenn er antwortet, dass ihm Luxus nicht ausreicht und somit auch das Summieren von Luxus für ihn erledigt ist.
        .
        Er hat sicher schon etwas anderes, weit Besseres. Vielleicht hat er Mar-a-lago übernommen und baut es jetzt in ein Tonstudio um. Luxus ist eben nicht genug. Tja, und Luxus summieren: Das kann ja jeder!

  6. Profilbild
    Sudad G

    Die Toft ATB’s sind wirklich sehr schöne Pulte und die Ausstattung ist wirklich klasse, vor allem wenn man viele Synths u. FX einbinden möchte und auch gerne mal das Wet-Signal Solo abgreifen will.
    Hatte mir daher auch mal ein ATB-08 ins Studio geholt.
    Leider kann ich Sigis Bericht nur bestätigen. Die Diskrepanz zwischen der hohen Klangqualität, der professionellen Ausstattung und der nicht ganz so tollen Verarbeitungsqualität ist gegeben und müsste in einem günstigeren Preis münden.
    Mit 4.099,00 EUR für ein 8-Kanalpult kommt man fast schon in Neve- bzw. SSL-Regionen. Man könnte sich nämlich aus einem Neve- oder SSL-Summierer und mehreren div. 500er Modulen ein eigenes Pult bauen, was dann nochmals in einer ganz anderen Liga spielen würde, aber kaum teurer wäre.
    Insofern sollte Toft Audio entweder die Produktionsqualität verbessern oder den Preis erheblich senken. Wenn man sich z.B. ein preiswertes Mackie anschaut, hat selbst dieses eine bessere Verarbeitungsqualität. Nach nur 4 Wochen Betrieb trat auch bei meinem ATB-08 das Problem mit der MB auf. Fader knisterten und Kanäle fielen auch mal sporadisch ganz aus. Ein „No-Go“ in so einer Preisklasse. Hab es dann schwermütig zurückgegeben, obwohl es mir eigentlich gefiel. Der gute Service von Toft nutzt auch wenig, wenn sich das Pult häufiger auf Service-Reise befindet anstatt im Studio zu stehen.

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