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Test: Ultrasone Edition 11, Studiokopfhörer

Studiokopfhörer Deluxe?

5. April 2019
ultrasone edition 11

Ultrasone Edition 11

Seit mehr als 25 Jahren fertigt die bayrische Manufaktur Ultrasone Kopfhörer für nahezu jeden Anwendungsbereich in einer Preisspanne von etwa 150,- bis 2.500,- Euro, sodass der heutige Testkandidat, der auf eine Stückzahl von 1111 limitierte Ultrasone Edition 11 mit einem Ladenpreis von 999,- Euro eine mittlere Position im Herstellerportfolio besetzt. Ob der eigentlich als Hi-Fi-Modell gelistete Kopfhörer auch im Tonstudio sinnvoll eingesetzt werden kann, versucht dieser Testbericht zu klären.

Ultrasone Edition 11: Unboxing

Der noble Kopfhörer wird in einer großzügig dimensionierten Kartonverpackung, die außerdem einen Transportbeutel aus Kunstleder, ein gedrehtes, silbernes Anschlusskabel im dunkelblauen Stoffbeutelchen, ein graues Mikrofaserputztuch und einen schicken, aus mattschwarz lackiertem Metall bestehenden Kopfhörerständer (Modell: „Motega“) enthält, geliefert. Letzterer, ein Design von Ultrasone, das in China gefertigt wird, erlaubt es dem statusbewussten Besitzer, das gute Stück seinen Kunden angemessen und dekorativ zu präsentieren. Der Kopfhörer selbst sitzt in passgenauen Schaumstoffformteilen und ist so optimal vor Transportbeschädigungen geschützt.

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Das geflochtene Anschlusskabel (Miniklinke stereo inklusive Schraubadapter auf 6,3 Standardklinke) ist steckbar, ein Defekt an dieser Stelle wird also nicht gleich zum Servicefall, sondern lässt sich durch den Besitzer mit einem Ersatzkabel selbst beheben.

Ultrasone Edition 11 01

Umfangreiches Zubehör wird mit dem Ultrasone Edition 11 geliefert

Ultrasone Edition 11: Verarbeitung und Technik

Bei dem bajuwarischen Nobelhörer handelt es sich um ein offenes, ohrumschließendes Modell. Offene Kopfhörer haben den Vorteil eines erhöhten Tragekomforts bei langen Hörsessions durch die erhöhte Luftzufuhr, dafür werden Umgebungsgeräusche im Vergleich zu geschlossenen Systemen nicht optimal abgeschirmt. Außerdem dringt auch der vom Hörer verursachte Schall stärker nach außen, was solche Modelle weniger optimal als Monitorhörer für Sessionmusiker erscheinen lässt. Der Klassiker hier ist beispielsweise das Metronom im Kopfhörersignal des Musikers, welches im Ausklang des letzten Gitarrenakkordes dank des sensiblen Kondensatormikrofons mit aufgenommen wird und sich nur sehr schlecht wieder entfernen lässt …

Die Ohrmuscheln werden aus massivem Walnussholz gefertigt. Das wirkt optisch dank liebevollem Schliff und ebensolcher Politur äußerst edel und ist sehr langlebig, was gleichermaßen für die austauschbaren, mit Velours bespannten Ohrpolster und den ebenfalls gepolsterten und mit Velours ausgestatteten verstellbaren Kopfbügel aus Aluminium gilt. Diese Konstruktion, in Verbindung mit dem geringen Gewicht von knapp 320 Gramm, verspricht komfortables Hören auch über längere Zeiträume.

Als Vorreiter gilt Ultrasone bei seiner „S-Logic Technologie“. Hier sind die Treiber nicht mittig in der Kopfhörermuschel platziert, sondern nach unten und vorne versetzt. Dadurch soll eine verbesserte Räumlichkeit, ähnlich dem Hören über Lautsprecher erreicht werden, da der Schall so zunächst auf das Außenohr trifft. Darüber hinaus erhöht sich das Lautstärkeempfinden bei gleichem Schalldruck, wodurch die Kopfhörerverstärkung weniger laut aufgedreht werden muss und damit die Ohren geschont werden. Außerdem kann man die Ultrasone Edition 11 so auch mit pegelschwachen Kopfhörerverstärkern wie beispielsweise denen von Mobilgeräten sehr gut betreiben, zumal die Impedanz nur niedrige 32 Ohm beträgt.

Die speziell entwickelten Breitbandtreiber mit einem Durchmesser von 40 mm bestehen aus einem Antrieb mit Neodym-Eisen-Bor-Magneten sowie einer „TruTex“ Bio-Zellfaser-Verbundmembran und liefert den beeindruckenden Frequenzgang von 6 bis 42.000 Hz.

Ultrasone Edition 11 04

Das geflochtene Kabel des Ultrasone Edition 11 ist steckbar

Auch für Nutzer, die mit magnetischen Strahlungen, wie sie von Kopfhörertreibern unvermeidlich erzeugt werden, Schwierigkeiten haben, hat Ultrasone eine Lösung ersonnen: Die Ultrasone ULE (Ultra Low Emission) Technologie beinhaltet eine Abschirmung aus MU-Metall, die solche Strahlungen um bis zu 98 Prozent gegenüber herkömmlichen Kopfhörern vermindert.

Die Ultrasone Edition 11 entsteht laut Hersteller in aufwendiger Handarbeit mit viel Liebe zum Detail auf dem Gut Raucherberg in der Nähe des Starnberger Sees. Hier wird auch viel mit regionalen Zulieferern kooperiert. In der Tat ist die Verarbeitung absolut perfekt und der Testkandidat strahlt auch dank der dekorativ gemaserten hölzernen Kopfhörermuscheln eine gewisse Noblesse aus!

Ultrasone Edition 11: Sound und Praxis

Stabil am Ohr mit angenehmem Anpressdruck sitzt der Hörer – perfekt für lange Hörsessions. Der kuschelige Veloursbezug der nicht zu weichen Ohrpolster sowie die Alcantara-Polsterung des Kopfbügels sorgen zusätzlich dafür, dass man die Ultrasone Edition 11 gerne aufsetzt und lange aufbehält, wozu der exzellente Sound sein Übriges beisteuert.

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Dynamisch, offen und sehr räumlich beschreibt das Klangverhalten der bayrischen Schmuckstücks recht gut. Auffällig sanft und eher zahm ist die Abstimmung der Höhen, die bei aller detaillierten und filigranen Auflösung stets gefällig bleiben. Hier merkt man deutlich, dass die klangliche Abstimmung auf den audiophilen Hi-Fi-Konsumenten abgestimmt ist, in der Tat springen Mixingfehler, sofern sie nicht allzu grob sind, nicht direkt ins Ohr, sondern werden immer noch durchaus gefällig und leicht beschönigend wiedergegeben.

Ultrasone Edition 11 02

Edle und langlebige Materialien wie massives Walnussholz und Aluminium kennzeichnen die Verarbeitung des Ultrasone Edition 11

Sehr farbenreich und nuanciert wird der Mittenbereich abgebildet, hier gibt es viele Details zu erlauschen, die auf anderen Systemen nicht oder kaum wahrnehmbar sind. Insofern kann ein solcher Kopfhörer ein sehr guter Gehilfe beim Mikrofonieren akustischer Instrumente oder sonstiger akustischer Ereignisse sein. Jede noch so geringe Änderung bei der Mikrofonierung wie verschiedene Positionen, Richtcharakteristiken oder Mikrofone lässt sich in deren klanglicher Auswirkung mühelos kontrollieren. Das ist ein Vorgang, der auf vielen anderen Kophöhrern oder Monitorsystemen wesentlich mühevoller und langwieriger daherkommt. Hier liegt ein echter Zugewinn im Studioalltag, sofern man viel mit Mikrofonierung arbeitet. Auch lassen sich die Sounds verschiedener Mikrofon-Preamps sehr gut miteinander vergleichen.

Ich persönlich setze in meinem kleinen Projektstudio Kopfhörer neben dem Monitoring für beteiligte Musiker vorwiegend beim Mixing zur Kontrolle des Tiefbassbereiches ein. Meine Regie ist zwar akustisch behandelt, aber dennoch nur knapp 20 Quadratmeter groß, sodass es eben dennoch immer wieder kleinere Probleme im Tiefbassbereich gibt, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob da jetzt der Raum dröhnt oder mein Mix. Hier nutze ich den als geschlossenes System ausgeführten Beyerdynamic DT-770 pro, der ja bekanntlich den Bassbereich zwar insgesamt leicht übertrieben (was mir geschmacklich einfach gut gefällt und Spaß bereitet), aber dennoch recht verlässlich und naturgetreu wiedergibt. So erziele ich saubere, professionelle Mixe im Bassbereich trotz der leicht suboptimalen Abhörsituation.

Auch in dieser Disziplin kann der Ultrasone Edition 11 glänzen. Der Bassbereich reicht bis in den tiefsten Keller und punktet gegenüber dem Beyerdynamic mit einer besseren Wiedergabe der Dynamik. Als Gemeinsamkeit beider Kopfhörer fällt mir auf, dass der Bass insgesamt ebenfalls leicht dominant erscheint, er kommt erstaunlicherweise ähnlich prägnant und wuchtig daher, obwohl es sich ja um ein offenes System handelt, wo der Bass normalerweise etwas schlanker klingt als bei geschlossenen.

Etwas schade ist die Berührungsempfindlichkeit des Kopfhörerkabels, das versehentliche Berührungen doch recht deutlich hörbar werden lässt.

Trotz aller Bemühungen ersetzt auch dieser Luxuskopfhörer aus bayrischer Handarbeitsfertigung leider keine Abhöre auf der Basis von Monitorlautsprechern, da sich das klangliche Geschehen eben immer noch mehr „im Kopf“ als „vor dem Kopf“ abspielt. Während sich die Verteilung der Frequenzen im Mix sehr gut beurteilen lassen und unglaublich viele Details der einzelnen Signale unangestrengt wahrgenommen werden können, stößt man an in dem Moment, in dem es an die Verteilung im Stereopanorama sowie die Tiefenstaffelung geht, dann doch an Grenzen. Will (oder muss) man ausschließlich über Kopfhörer produzieren, kommt man um den Erwerb einer vernünftigen, speziellen Lautsprechersimulation (zum Beispiel: SPL Phonitor, hier getestet bei AMAZONA.de) nicht herum.

Insgesamt tönt der Testkandidat sehr ausgewogen, detailliert und plastisch. Beim Schauen einer modernen amerikanischen Serie auf Netflix bin ich einige Male zusammengezuckt, da man nicht nur eine präzise Darstellung der Links-Rechts-Verhältnisse erfährt, sondern auch das, was „vor“ und „hinter“ dem Kopf passiert, erstaunlich wirklichkeitsgetreu wahrnehmen kann.

Einfach mal Musik hören (wozu ich  leider nur noch sehr selten komme) macht jedenfalls riesigen Spaß, weil es einfach richtig gut klingt und auch der Tragekomfort sehr hoch ist. Ist man erst mal in eine Hörsession mit dem Ultrasone Edition 11 eingestiegen, findet man den Ausgang nur noch schwerlich, bei mir entstand zumindest spontan der Wunsch, mich für ein paar Tage zurückzuziehen, um meiner Lieblingsmusik beinahe so zu lauschen, als sei es das erste Mal!Ultrasone Edition 11 03

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Fazit

Der Ultrasone Edition 11 ist ein hochwertiger, sehr komfortabler High-End-Kopfhörer mit einem tendenziell gefälligen Klangcharakter, der kritisches Hören im Studiobereich nicht immer unterstützt. Im Höhenbereich wirkt der Klang etwas weich gezeichnet, was natürlich beim Musikkonsum ein erhöhtes Hörvergnügen bereitet, Mixingfehler in diesem Bereich aber möglicherweise kaschiert. Sehr gut im Sinne der Studiotauglichkeit präsentieren sich hingegen der Bass und der Mittenbereich, die ausgesprochen detailliert und naturgetreu klingen.

Prädestiniert ist der auch optisch und haptisch überzeugende Testkandidat sicherlich für stundenlanges Hörvergnügen, hier zeigt er seine wahren Stärken.

Ist man bei der Musikproduktion vorwiegend auf das Arbeiten mit Kopfhörern angewiesen, ist die Investition in einen solchen sehr hochwertigen Kopfhörer sicher eine Überlegung wert, da man einfach deutlich unangestrengter durch lange Studiosessions kommt als mit dem sonst üblichen Standard.

Die Bewertung fällt mir schwer, ist doch der Ultrasone Edition 11 im Gesamtpaket sicher ein „Best Buy“ Hi-Fi-Kopfhörer. Da hier jedoch die Studiotauglichkeit bewertet wird, reicht es meiner Meinung nach „nur“ für ein „gut“.

Plus

  • gefälliger, detaillierter Klang mit hoher Dynamik
  • sehr detaillierte Mittenabbildung
  • hochpräziser Bassbereich
  • Tragekomfort
  • umfangreiches Zubehör im Lieferumfang enthalten
  • wertige Optik
  • langlebige, edle Materialien

Minus

  • aufgrund der eher gefälligen klanglichen Abstimmung vor allem der Höhen für kritisches Hören nur eingeschränkt nutzbar
  • berührungsempfindliche Kabel

Preis

  • Ladenpreis: 999,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Altered AHU

    Kabel auf beiden seiten…… das stört doch nur, selbst links geführte kabel sind bei mir ständig im Weg. da geht es schnell und man hat sich mal wieder ausgestöpselt

    • Profilbild
      liquid orange AHU

      @Altered Bei mir ist jedes Kabel im Weg, da ich mich oft um meine Geräte bewege wenn ich Krach mache. Warum gibt es denn immer noch nicht einen brauchbaren, kabellosen Kopfhörer für’s Studio? Oder habe ich da was verpasst???

      • Profilbild
        Altered AHU

        @liquid orange Ich bin generell für wireless Strom…. wann verschwinden endlich diese ganzen Kabel aus dem Studio… ;)

  2. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Das Kabelproblem hat sich der Hersteller bei anderen Kopfhörermodellen verbessert. Die Kabel gehen dann in einem anderen Winkel in Richtung Brust. Bei DeineRöhre/grobi.tv gibt es einen Hausbesuch mit weiteren Details.
    Zwei unabhängige Kabel werden bei »audiophilen« Kopfhörern verwendet. So sollen Laufzeitunterschiede vermieden werden.
    Ich habe einen »Beyerdynamic DT48«, bei der die einzelnen Kabel auf etwa Kragenausschnitthöhe zusammenführt werden. Das ist eine gute Idee und so habe ich mit dem Kabel keine Probleme.

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