The Times They Are A-Changing
Attack und Release können über die entsprechenden Regler entweder manuell oder von einer Pegelautomatik eingestellt werden. Beschriftet diesmal von 0 bis 10, aber auf einer 16-fach geteilten Skala.
Dabei reichen die Attack Zeiten von ca. 2 ms bis ca. 110 ms im Peak-Modus und von 14 ms bis 80 ms in einem der beiden RMS-Modi, die das Modul zur Pegel-Detektion einsetzt. Die RMS-Modi heißen „Adapt“ und „RMS“, wobei ersterer durch einen nicht näher beschriebenen adaptiven Schaltkreis die Regelzeiten aus dem Signal ableitet, der Zweite eben durch ein festgelegtes statisches Zeitfenster.
Die Release-Zeiten reichen wiederum von 120 ms bis 1.100 ms im Peak-Modus und von 25 ms bis 1.000 ms in einem der RMS-Modi. Da die englische Anleitung (als PDF vorliegend) keine Angaben über die Zeitwerte macht, habe ich diese in einem Test ungefähr ermittelt. Mit diesen Zeiten kann man schon ordentlich arbeiten und die 2 ms Attack reichen dabei sogar aus, um den CMP1 als Limiter einzusetzen.
Kontaktfreudig
Bisher unerwähnt blieb der Sidechain-Eingang, mit dem der Kompressionsvorgang von einem externen Signal ausgelöst werden kann. Beliebtestes Beispiel ist hier die rhythmische Lautstärkemodulation einer Fläche über eine Bassdrum, was einen Pumpeffekt ergibt. Über „Balance“ kann sogar stufenlos geregelt werden, welchen Anteil Haupt- und Sidechein-Signal am Regelvorgang haben.
Um das Ausgangssignal mit dem Originalsignal zu mischen (New York Compression), regelt man deren Anteile über den Bleed-Regler. Der abschließende Gain-Regler hebt das Signal wieder an und bietet als einziger eine aussagekräftige Beschriftung mit -17 bis +20 dB. Dabei wirkt er nur auf das komprimierte Signal. Wie dem Schaltplan dabei auch zu entnehmen ist, bedeutet eine Bleed-Einstellung von 100% eben nicht, dass nur noch das Originalsignal durchkommt, sondern dass es zu 100% zum komprimierten Signal hinzugemischt wird.
CV-Verbindungen
Um nun in eine Modularumgebung eingebunden zu werden, verfügt der Waldorf CMP1 über drei CV-Eingänge und einen CV-Ausgang. CV-Thresh und CV-Comp ersetzen dabei die Einstellungen der entsprechenden Regler. Über CV-Level lässt sich der CMP1 wie ein herkömmlicher VCA betreiben, der z.B. über einen Hüllkurvengenerator angesteuert wird. Über den Level-Regler wird dabei stufenlos von der internen Steuerung zur externen CV-Steuerung überblendet. Das CV-Signal des internen Detektors kann dabei über die RMS/Peak-Buchse abgegriffen werden. Im Fall der CV-Steuerung dienen der Threshold- und der Compression-Regler als Attenuators, mit denen das eingehende CV-Signal abgeschwächt werden kann.
Leider gibt es keine CV-Steuerung für den Attack- oder den Release-Parameter. Gerade mit diesen beiden aber könnte man das Audiosignal stark formen und interessante lebendige Drums realisieren. Thresh und Compression regeln ja nur, „bei welchem Pegel setzt die Kompression ein“ (Thresh) und „wie abrupt soll das Signal leiser werden“ (Compression). Auch damit lässt sich Audio formen, keine Frage. Jedoch wird hier leider viel Potential verspielt.
hmmm…. das doch unsinn das ich ein kompressor im Modularsystem nicht brauche da ich den lautstärkeverlauf der z.b. bassdrum genau einstellen kann. manchmal brauch man halt noch mehr punch, will transienten betonen oder absenken oder wenn er kann mit obertönen anreichern. Vor allen dingen hat man manchmal einfach Signale die viel zu dynamisch sind. Und Sidechain ist ja auch was feines. Vielleicht ist dem Autor nicht bewusst das viele ein Modularsystem nicht nur zur Synthese benutzen sondern um ganze Tracks fertig zu produzieren und möglichst wenig am Rechner nachbearbeiten wollen. Vor allen Dingen kann man den kompressor auch an eine Stelle der Synthese packen wie es sonst nicht möglich ist… mir fällt da zumindest einiges ein ;) Ob ich jetzt ausgerechnet den Kompressor von Waldorf kaufen würde ist mal dahingestellt, dafür müsste ich ihn erstmal hören.
Fühlt sich nach dem Lesen mehr wie ein Luxus-VCA mit Envelope-Follower an, der zufällig auch Dynamik regelt..
@swellkoerper VCA mit Envelope-Follower ist eine recht zutreffende Beschreibung der Wirkungsweise eines Kompressors……
@OscSync …und beschreibt gleichzeitig das Dilemma dieser „Studiomodule“: einen eigenen Kompressor aus Utility-Modulen zu patchen ist jetzt keine Raketenwissenschaft, voll CV-steuerbar und günstiger. Vom Lerneffekt ganz zu schweigen.
Interessant wäre es, diesen Kompressor mal gegen den Cwejman VC-FCS zu testen- den anderen LuxusKompressor im Eurorackformat (allerdings stereo).
Dieser ist allerdings komplett mit CV-steuerbar und kostet fast das Doppelte…
Spätestens wenn man einen Kompressor mit einem Gemisch von Signalen füttert, macht er etwas, was man mit den Hüllkurven nicht hinbekommt.
Man kann zwar mit einem Kompressor auch Lautstärkeunterschiede ausgleichen, aber hauptsächlich ist er ein Werkzeug zur Klangformung.
Schade finde ich bei diesem Kompressor, dass nicht die allgemein üblichen Bezeichnungen verwendet wurden. Das erschwert nur die Benutzung.
Und Bleed und Compression regeln im Endeffekt das gleiche. Wobei Bleed das Signal im Gegensatz zu einem Mixregler das Signal noch lauter macht.
Ich benutze mein System viel mehr zum Audio Processing, als zur Klangsynthese – dazu ist ein Kompressor im Modularsystem eine tolle Ergänzung.
Bei mir kommt seit Jahren die mono-Version des Cwejman Kompressormoduls zum Einsatz. Dieses bietet Modulationsmöglichkeiten aller Paramter (wie bereits erwähnt). Ausserdem hat es XLR/Mic (mit +48V) und High-Z Eingänge.
Häufig verwende ich das Modul weniger als klassischen Kompressor (Stichwort Bass Drum), sondern als Envelope Follower. Dieser ist (mit Abstand) der schnellste, den ich bisher ausprobiert habe.
Kombiniert mit den wahnsinnig schnellen Hüllkurven von Cwejman hat man die Möglichkeit, Synth Trigger/Gates Signale praktisch latenzfrei abzugreifen.
Das ist nur ein Beispiel von vielen, wozu ein Kompressormodul im Eurorack sehr nützlich sein kann – von Drum Loops und dem Processing anderer, externer Signale mal ganz abgesehen.
Interesantes modul…danke furs artikel :)