Butter daumendick
Waldorf Streichfett Plug-In ist die Software-Version des Waldorf String-Synthesizers mit dem fetten Namen. Da auch die Hardware eine reine DSP-Angelegenheit ist, ohne analoge Filter oder Ähnlichem, sollte die Umsetzung in ein Plug-in doch kein Problem sein, oder? Oder?
Inhaltsverzeichnis
Installation des Waldorf Streichfett Plug-ins
Wie üblich bei Waldorf kurz und schmerzlos. Nach dem Kauf erhält man einen Lizenzcode; dieser wird dann in die persönliche myWaldorf-Seite übertragen. Dort wird einem dann der Freischalt-Code mitgeteilt, der beim ersten Start des Plug-ins gefragt wird. Das Waldorf Streichfett Plug-In gibt es in den Plug-in-Varianten VST, VST3, AAX und für macOS kommt noch AudioUnit hinzu; NKS ist implementiert. Eine Standalone-Version kann nicht installiert werden. Die englische Dokumentation wird als PDF installiert. Mac-Nutzer finden sie etwas versteckt unter ‚Mac HD/Library/Documentation/Waldorf‘ Windows-Nutzer unter C:\ProgramData\Waldorf\Streichfett\Streichfett_Plugin_Manual.pdf. Nutzer von älteren Windows-Systemen benötigen zusätzlich die Microsoft DLL ‚MSVCP140.dll‘.
Das Manual gibt auf 19 Seiten ausführlich Auskunft über alle Parameter und deren Wirkungsweisen. Natürlich hätte man, zumindest von einer deutschen Firma, auch gerne eine deutschsprachige Anleitung gelesen – aber sei’s drum. Ein bisschen ärgert mich aber, dass die Inhalte nicht aus dem Inhaltsverzeichnis angesprungen werden können.
Oberfläche des Plug-ins
Wer die Hardware-Version kennt, fühlt sich hier gleich zuhause. Das GUI des Waldorf Streichfett Plug-in ist dieser nämlich beinahe eins-zu-eins nachempfunden. Zum Glück wurde sich nicht für eine fotorealistische Darstellung entschieden. Die Bedienelemente sind flach und nur mit einem leichten Verlauf versehen, um eine bessere Orientierung zu ermöglichen.
Vor allem aber kann man das UI stufenlos skalieren. Die Skalierung ist von 230 x 215 bis 920 x 850 Pixel möglich. Etwas größer hätte es auch gerne sein können. Die Entscheidung, die Hardware nachzubilden, kann von zweierlei Seiten betrachtet werden. Die Bedienelemente sind klar voneinander getrennt und wer die Hardware kennt, wird keine Schwierigkeit haben. Kritiker könnten anmerken, dass es bei der Umsetzung als Plug-in darauf ankommt, mit dem grafischen Real-Estate zu haushalten. Für diese wäre eine Umsetzung mit nicht soviel freiem Hintergrund wesentlich zielgerichteter. Mir persönlich ist das egal, da selbst bei der kleinsten Skalierung das Waldorf Streichfett Plug-in noch bedienbar bleibt.
Sektionen des Waldorf Streichfett Plug-ins
Wer den Hardware-Bericht auf AMAZONA.de lesen möchte, kann hier fündig werden. Für alle Neueinsteiger hier ein kurzer Abriss, was das Waldorf Streichfett Plug-In ist und wie es aufgeteilt ist.
Es gibt zwei separate Klangerzeuger im Waldorf Streichfett Plug-In, Die Strings- und die Solo-Sektion. Sie Solo-Sektion besitzt trotz ihres Namens eine achtfache Polyphonie. Die String-Sektion ist, wie die Vorbilder, voll polyphon. Die zentrale Anlaufstelle der Klangauswahl der String-Sektion ist der Registration-Parameter. Die Besonderheit ist hier die kontinuierliche Übergang der Klänge Violin, Viola, Cello, Brass, Organ und Choir.
Choir nimmt eine Sonderstellung ein, denn ihm ist die Hälfte des Regelwegs der Registration vorbehalten. Dabei werden verschiedene Formanten nahtlos ineinander überblendet. Das alles spielt zusammen mit dem Animate-Effekt, der über einen LFO die Registration animiert. Die Stärke ist vorgegeben, lediglich die Geschwindigkeit kann beeinflusst werden. Um den String-Klang voller zu machen oder auszudünnen, können entweder die tiefe, die hohe oder beide Oktaven aktiviert werden. Crescendo (Attack) und Release komplettieren die grundlegenden Einstellungen.
Das Gleiche gilt für die Solo-Sektion des Waldorf Streichfett Plug-InS mit den Klängen Bass, E-Piano, Clavi, Synth und Pluto. Auch hier gibt es keine Sprünge im Klang. Und auch hier gibt es Attack und Decay- bzw. Release-Einstellungen. Über Env Sustain können auch die Töne der Solo-Sektion gehalten werden.
Der Attack-Regler hat eine zweite Funktion im unteren Regelweg, indem er der Solo-Sektion einen perkussiven Attack verleiht. Im Gegensatz zur String-Sektion kann hier auch noch ein Stereo-Tremolo eingesetzt werden. EinE einfache Split-/Layer-Funktion kann beide Sektionen an einer Note ober- oder unterhalb trennen, die in den Settings eingestellt werden kann. Die Lautstärke der Sektionen wird über einen zentralen Balance-Regler eingestellt.
Zurück zu den Strings des Waldorf Streichfett Plug-ins. Der klassische Klang der alten String-Maschinen lebt vor allem durch die typischen Ensemble- und Phaser-Effekte, die beide vorhanden sind. Stufenlos kann der Anteil des Phasers eingestellt werden. Für den Ensemble-Effekt können Chorus, Strings oder beide ausgewählt werden. Diese greifen heftig ins Klangbild ein und sind nicht regelbar in ihrem Anteil am Gesamtklang.
Preset-Verwaltung des Waldorf Streichfett Plug-ins
Wer meine letzten Software-Tests gelesen hat, erinnert sich vielleicht daran, dass ich auf die Verwaltung der Presets größeren Wert lege – einfach deshalb, weil hier die Software-Umgebung ihre Stärke ausspielen kann. Leider hat man sich bei Waldorf dazu entschieden, die Preset-Verwatlung der Hardware zu übernehmen, d.h. es können 8 Klänge in 2 Bänken abgelegt werden – und das war’s.
Über das Menü Preset kann man lediglich den Inhalt dieser beiden Bänke speichern oder laden. Zusätzlich dazu ist es möglich, den aktuellen Klang einzeln abzuspeichern. Keine Suchfunktionen, keine Schlagworte – nichts dergleichen. Man muss sich also auf die Preset-Verwaltung der benutzen DAW verlassen. Das finde ich in keiner Weise ideal und hier wurde viel Potential liegengelassen.
Die Settings sind ähnlich spartanisch ausgestattet. Tuning, Transpose, Pitch Bend Range. Split Key, Mod Wheel, Fixed Velocity können hier eingestellt werden. Seltsamerweise findet sich hier der Name des Presets.
MIDI-Implementation
Auch hier herrscht eine gähnende Leere. Will sagen, eine MIDI-Implementation für die Controller gibt es gar nicht, sieht man von CC-1 (Modulation) einmal ab. Sollen Parameter ferngesteuert werden, so muss wieder die MIDI-Learn- oder Automations-Funktion der genutzten DAW herhalten. Für mich persönlich nicht so tragisch, da sich beim Waldorf Streichfett Plug-in die Anzahl der Parameter ja in Grenzen halten.
Klang des Waldorf Streichfett Plug-ins
Natürlich interessiert das am meisten. Wie klingt das Waldorf Streichfett Plug-in im Vergleich zur Hardware? Ich persönlich hatte den Hardware Streichfett nur mal für eine kurze Zeit. Im Netz finden sich aber zahlreiche Demos, an denen man den Klang ziemlich gut ausmachen kann. In den Weiten des Zwischennetzes findet man auch einiges an Kritik an der Hardware. So hat diese z. B. ein ausgeprägtes Rauschverhalten, das im Betrieb nicht auffällt, aber dennoch nicht wegzudiskutieren ist. Ebenfalls findet man Kritik am Reverb, den ich noch nicht erwähnt hatte. Dieser läuft nicht langsam und sanft aus, sondern hört irgendwann einfach abrupt auf.
Ob nun die Komputation eine andere ist oder man einfach nachgebessert hat – diese beiden letzten Punkte fallen definitiv ganz weg. Kein Rauschen, kaum verwunderlich, aber auch keine abgeschnittenen Hallfahnen, soweit das Ohr reicht.
Und der Klang – nun ich kann eigentlich keinen Unterschied feststellen. So ähnlich sind sich Hard- und Software, dass es in einem (Doppelt-) Blindtest wohl ummöglich wäre, beide Inkarnationen auseinanderzuhalten. Stattdessen liefert das Waldorf Streichfett Plug-in hier ordentlich ab und belohnt einen mit einer breiten Palette an String-Synth-Sounds, die Aufgrund der reduzierten, aber clever gewählten Funktionen wie Animate schnell zum Ziel führen. Ob Disko-Strings oder bedrohliche John Carpenter Flächen – das alles erreicht man mit dem Waldorf Streichfett Plug-in recht schnell.
Dennoch gibt es eine gewisse Lernkurve. Betrachtet man die einzelnen Parameter genau, so kann man hören, dass hier viel nachgedacht wurde, wie man mit nur einem Regler eine möglichst breite Klangpalette erreicht. Als Beispiel sei hier das Tremolo der Solo-Sektion genannt. Dieses fächert den Klang zunächst weiter und weiter im Stereofeld auf, um es dann bei schnelleren Einstellungen langsam wieder zusammenzuführen.
Auch die Interaktion verschiedener Parameter untereinander muss man lernen. So interagiert der Phaser der String-Sektion wunderbar mit dem Animate-Effekt. Zusammen mit der Einstellung des Registers können minimale Einstellungen schon zu einem unterschiedlichen Klangbild verschmelzen. Schade, dass es kein Pendant für die Solo-Sektion gibt. Auch hier gilt – das kann nur die DAW regeln.
Und hier noch als Nachtrag das Audio-File „Forgotten City“. (Hatte Zum Zeitpunkt des Artikel-Releases einen Fehler):
Klangbeispiel 2 liefert bei mir keinen Sound. Ansonsten klingt das Streichfett-Plugin besser als gedacht.
Ich wüsste nicht, ob mir das Plugin irgendeinen Preis wert wäre.. selbst geschenkt nicht.
Mein Uralt LennarDigital kann das auch… nebenbei mit.
Klingt authentisch nach der Streichfett Hardware. Mir gefällt das Plugin sehr gut. Zumal für den Preis. Ursprünglich wegen des 33-jährigen Firmenjubiläums für 33 Euro angeboten, wird der Preis aber bei Waldorf mittlerweile mit 99 Euro angegeben. Ob ich das Plugin für den Kurs kaufen würde… glaube nicht. Für 33 Euro aber auf jeden Fall ein „No-Brainer“.
Habe mir das PlugIn auch im Sale gekauft, aus Neugier. Ich habe den Streichfett als Hardware, absolut barrierefrei, aber keine Digitalausgänge. Hier punktet das PlugIn, vor Allem weil die Bedienelemente offenbar auch barrierefrei zugänglich sind. Wenn etwas Zeit ist, werde ich mich damit mal eingehender befassen und wenn dem so ist, kann die Hardware weg.
Das (günstig gebraucht gekaufte) Harware-Kistchen steht seit Jahren in meinem Studio. Zu meinem eigenen Erstaunen war es rasch der am häufigsten benutzte Synth in meinen (meist gitarrenbasierten) Songs geworden, wenngleich meist eher als diskrete Untermalung oder zum Andicken von Melodien – Streichfett eben. Kaum je hat eine Herstellerbezeichnung so gut gepasst, haha!
Allein eine anständige Soundverwaltung, die den Hubraum der Festplatte nutzt (wie es jedes Allerweltsplugin bietet), hätte mir – auch noch und zusätzlich – die Software schmackhaft gemacht. Der kümmerliche Early-80ties-Revival-Speicher von 12 Klängen ist für mich der einzige echte Schwachpunkt der Hardware. Zumal mich Plugins nicht zum Schrauben einladen: besonders angesichts der Morphingstärken des Synths. So aber bleibt das Plugin für mich reizlos. Trotz des schicken Pinks.
So lässt es sich nur als günstige Alternative zur Hardware empfehlen – wer den Sound schätzt, aber die Kiste nicht hat (oder will).
Für 33€ war es ein schöner Schnapper. Der Klang ist ok, jetzt nichts, was man nicht auch anders hinbekäme, allerdings nicht so schnell wie hier.
Cool Demo:
https://youtu.be/4hkElN3quE0
Ich habe auf diesem Weg das bekommen, was ich immer haben wollte: Streichfett als PlugIn !
Da ich den Hardware-Fett nicht kenne bzw. besitze, kann ich auch keinen Vergleich zur Softwarevariante anstellen.
Den Sound finde ich klasse.
Insb. wenn man, wie in meinem Fall mit Cubase, noch einen Software-Filter dazu gesellt, am EQ schraubt und VST-Effekte nutzt. Da wird der Streichende so richtig fett…..
Die Möglichkeiten an Streichfett selber sind aber, wie in dem Bericht bereits erwähnt, echt rudimentär. Automatisierung mit Cubase…ja, aber direkt via MIDI-learn nicht drin. Schade.
Ebenso etwas tiefer gehende Editierung (Menübereich würde reichen – muss ja nicht direkt einstellbar sein) im Bereich der Effekte. Vlt. ein / zwei LFOs dabei – alles wie beim STVC; der kanns ja auch.
Die rudimentäre Speichermöglichkeit … na ja. In der Form muss man eine Software heute nicht mehr limitieren!
Man kann sich aber einen Ordner anlegen und jedeweden, editierten Sound speichern. Muss man sich nur merken, wo in den Eingeweiden des Computers.
Streichfett vergisst:
Sound eingestellt, angepasst etc. Cubase-Projekt gespeichert, schließen und dann wieder geöffnet: Alle Einstellungen am Streichfett sind weg !
Er lädt die letzten Einstellungen nicht mit, da sie weg sind. Ganz einfach.
Hilft nur die letzte Einstellung des Streichfett als Sound VOR dem Beenden separat speichern !!
@Joerg „Den Sound finde ich klasse.
Insb. wenn man, wie in meinem Fall mit Cubase, noch einen Software-Filter dazu gesellt, am EQ schraubt und VST-Effekte nutzt. Da wird der Streichende so richtig fett…..“
aha, ja dann…das bekomme ich dann aber auch mit einem Badewannenfurz hin! ;-)
@Mick Dann musst Du das halt so auf diesem Weg machen
😂😂😉
@Mick Hast Du da ein Soundbeispiel?
@Joerg Streichfett vergisst nicht!
Bei mir bleiben die Einstellungen erhalten:
Cubase & Bitwig, aktuelle Version jeweils: Projekt gespeichert >>> DAW geschlossen >>> Neu geöffnet >>> alles oki.
Meiner Ansicht nach ist die Presetverwaltung grauenvoll.
Ich finde das 33 € Angebot weder bei Thomann noch bei Waldorf. Hat mal jemand einen Link?
@markus Leider zu spät. Gab es auch bei Waldorf direkt. Kommt aber bestimmt wieder ein Angebot.
Finde ich soundtechnisch jetzt nicht so überzeugend. Für die Hälfte des Kurses bekomme ich Loomer String.
@Dr. Michael 'Mickey' Lauer Gibt auch noch Xils Lab XILS V+, Xils Lab 505 >>> aktuell im Angebot. Sound hat immer ein Geschmäckle – man mag ihn oder eben nicht.
https://www.thomann.de/de/search_dir.html?sw=xils&smcs=32b707_1303
@Dr. Michael 'Mickey' Lauer Exakt meine Meinung. Als Streichfett rauskam war ich ob der Nachricht begeistert, habe ich Demo installiert und etwas damit rumgespielt. Ich war erstens vom Sound nicht 100% überzeugt, dann kam noch die Preset – Verwaltungs – Katastrophe dazu.
Letztlich ist mir justament Loomer‘s String über den Weg gelaufen. Kann die Streichfett Sounds locker, Kann sogar viel mehr und klingt gut. Und hat eine tolle Preset – Verwaltung.
Die Aktion scheint wohl vorbei zu sein, also ab jetzt 98 €.
Die Hardware habe Ich recht oft benutzt, iwann verkauft und dann öfters mal benutzt…
Das plugin klingt genauso, für 33€ ein no brainer.
Allerdings wäre ein anständiger preset Browser ganz nice, vlt kommt da ja noch was…
Als Besitzer der Hardware, konnte ich bei dem Preis nicht Nein sagen. Die Software klingt wirklich so gut wie exakt nach der Hardware. Wie schon viele erwähnt haben, hat Waldorf mit der „nicht vorhandenen“ Presetverwaltung eine große Chance vertan. Aber vlt läßt sich da ja noch was updaten.
Ahhh… also ich finde das wurde wirklich Zeit! Leider hatte ich das Jubiläumsangebot verpasst, mir war’s aber auch die 98€ wert. Warum ich mein Hardware-Streichfett schon vor Jahren wieder verkauft hatte, ist mir immer noch ein Rätsel. Aber jetzt hab ich ihn wieder, diesen schönen Spiralenförmigen String-Phasersound. Das Ding macht einfach nur Spaß…