Vintage-Pult für 65.000,- Euro
Das US-amerikanische Unternehmen Tree Audio wird den meisten Lesern bisher (noch) nicht bekannt sein. Doch der Boutique-Hersteller bietet einige sehr interessante Produkte und fokussiert sich mit diesen voll auf die analoge Zunft von Recording-Equipment. Das eine oder andere Schätzchen ist da schon dabei, wenn man sich auf der Tree Audio Website umschaut.
Nicht nur das optisches Highlight des Tree Audio Stands auf der diesjährigen NAMM Show war eine Konsole der zweiten Generation der analogen Pulte „Roots Gen II“. Während das komplett analog aufgebaute Pult, das auf der NAMM Show zu sehen war, wohl bei vielen zu Platz- und möglicherweise auch zu finanziellen Probleme führen wird, sind die auf der Website zu sehenden Pulte deutlich „Projekt Studio“-kompatibler – ehrlich gesagt aber eher hinsichtlich des Platzes, nicht aufgrund des „günstigen“ Preises. Denn die 16-Kanal-Version des Pultes kostet satte 65.000,- Euro.
Dafür bekommt man hier aber einige Features geboten. Zunächst einmal wird bei Tree Audio alles von Hand in den USA gefertigt. Alle Kanäle sind mit Röhren ausgestattet und das Pult bietet vier Insert-Wege und vier API-500-Slots. Hier lassen sich vorzugsweise die Tree Audio eigenen Module nutzen, aber natürlich auch alles von Drittherstellern. Alle Informationen zu den 500er Modulen von Tree Audio findet ihr hier.
Die Mikrofonvorverstärker bieten bis zu 60 dB Gain-Aufholung und ist mit einem Output Trim ausgestattet. Die Frequenz des Highpass-Filters ist zwischen 80, 125 und 250 Hz schaltbar, dazu lässt sich die Impedanz umschalten. Die wichtigsten Features im englischsprachigen Überblick:
- All tube EQ and limiter on each channel
- 4 slots for 500 Series modules
- Vacuum tube regulated supply for all tube input modules
- INPUT MODULE FEATURES (FROM TOP TO BOTTOM)
- Meter
- Meter select (input, gain reduction, output)
- Pan
- Stereo buss switch (removes signal from stereo buss for direct out)
- Aux send 1
- Aux send 2
- Pre, off, post switch
- Lo Freq EQ – 50 Hz, 80 Hz, 100 Hz ,400 Hz
- Hi Freq EQ – 7K, 10K, 12K, 16K
- Gain reduction pot (limiter)
- Limiter switch (out, in , HPF) 250 HZ 12DB per octave
- Line, mic, mic reverse phase
- Pad switch (off, -10, -20)
- Mute, on , solo
- Big knob level pot
Auch optisch macht das Roots Pult natürlich einiges her und erinnert an die Ausstattung des Moonshine Records Studios am Starnberger See. Hier findet ihr unseren Bericht samt Interview mit dem Studiobetreiber Christian Krüger.
Ich bewundere immer den Mut der Hersteller , verbunden mit viel Arbeit und Investition, solche Geräte auf dem Markt zu bringen. Ist es einfach die Passion und Liebe zu Vintage-Geräten und die Möglichkeit, dies realisieren zu können oder ist tatsächlich, nachdem viele Analogmischpulte (dem Zeitgeist der Digital-Technik unterlegen) das Studio verlassen mussten, die Nachfrage nach Pulten dieser Gattung wieder gestiegen?
@MichBeck Die Nachfrage ist übersichtlich aber da. Gebrauchte Tridents erzielen Höchstpreise, vollautomatisierte überholte SSL 40er sind fast nicht zu bekommen und wenn man die zu erwartende Lebensdauer des Pultes von ca. 30 Jahren bedenkt (und dann ist es nicht Schrott, sondern reif für eine Gesamtrevision, die bei diskret aufgebauten Röhrengeräten nicht immer teuer sein muss), ist der Kaufpreis bis 100.000 Euro relativ zu sehen, besonders wenn man es gewerblich nutzt (oder zumindest abschreiben kann).
Viel mehr Schönheit kann man einem 16-Kanal Mischpult schwerlich einimpfen.
@pol/tox Interessant finde ich auch die 8 Kanal Channel Strip Variante:
https://www.treeaudio.com/roots-sr
Leider keinen Platz in meinem 8qm Studio…
Für mich ist das Kunst.
Und viel zu Schade um es zu benutzen.
Gearporn vom feinsten!
Sehr schön, aber da fehlt die Aktenablage zum Abheften der ganzen Total Recall-Sheets. ;D
Habt Ihr auf deren Website unter Products/Custom Consoles schon „Moon Martin’s Tree Audio Gen I 16 channel Console“ in Rot angesehen? Da lasse ich jeden Ferrari stehen, das Teil ist ein Traum.
Und billiger als ein Ferrari ;-)
Mir sieht es ein bisschen zu altmodisch aus, ich assoziiere mit diesem Design eher die 40er Jahre.
@swift Die 50er haben einige Geräte rausgebracht, die audiophil hervorragend ist. Das ist nur abgesoffen, weil die damaligen Aufnahmegeräte und Medien unterirdisch waren. Die meisten brauchbaren Röhrenequalizer oder Kompressoren stammen vom Design aus dieser Zeit. Gepaart mit modernen Aufnahmegeräten (also Bandmaschinen eines deutsch/schweizerischen Unternehmens aus den 80igern) klingt das an modernen Lautsprechern von heute wirklich gut.
Ja, das glaube ich sofort. Das Design der 50er wird den 40ern wohl noch ähnlich gewesen sein.